Unlock My Heart. Golden-Heights-Reihe, Band 1 (Dein-SPIEGEL-Bestseller | New-Adult-Romance für alle Fans von Stella Tack) - Saskia Louis - E-Book

Unlock My Heart. Golden-Heights-Reihe, Band 1 (Dein-SPIEGEL-Bestseller | New-Adult-Romance für alle Fans von Stella Tack) E-Book

Saskia Louis

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Beschreibung

Sie: Bad Girl mit großem Herz. Er: It-Boy mit großem Ego. Beide zusammen: Explosiv. Lexie hat sich eins geschworen: niemals so kriminell zu werden wie ihr Dad. Doch um sich ihr Studium leisten zu können, verkauft sie an der Golden Heights University gefälschte Ausweise und Prüfungsantworten. Dummerweise weckt sie damit die Aufmerksamkeit von Milliardenerbe Logan Maxx. Logan ist lächerlich attraktiv – und er hat einen Auftrag für Lexie, den sie nicht ablehnen kann. Sie ahnt nicht, dass sie sich nicht nur an diesem Deal, sondern auch an Logan die Finger verbrennen könnte … Band 1 der humorvollen New-Adult-Dilogie Die Bücher der Golden-Heights-Reihe: Band 1: Unlock My Heart Band 2: Unlock My Truth (Frühjahr 2025)

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Seitenzahl: 511

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Als Ravensburger E-Book erschienen 2024 Die Print-Ausgabe erscheint im Ravensburger Verlag © 2024 Ravensburger Verlag

Text © 2024, Saskia Louis Dieses Werk wurde vermittelt durch die Langenbuch & Weiß Literaturagentur. Lektorat: Tamara Reisinger (www.tamara-reisinger.de) Cover- und Umschlaggestaltung: Andrea Janas unter Verwendung von Motiven von © kjpargeter, © studio2013, © Abbie, alle von Shutterstock Alle Rechte dieses E-Books vorbehalten durch Ravensburger Verlag GmbH, Postfach 2460, D-88194 Ravensburg.

ISBN 978-3-473-51239-3

ravensburger.com

Widmung

Für den BWL-Teil meines Medienmanagement-Studiums.

Du bringst mir heute überhaupt nichts mehr. Aber danke, dass ich deinetwegen zumindest Vorlesungen realitätsnah in meinen Büchern beschreiben kann!

Prolog

Lexie

Du hast nur ein Leben …

So begann der letzte Satz, den meine Großmutter mir mit auf den Weg gab.

Du hast nur ein Leben, mein Schatz, also mach das Beste daraus.

Aber das Beste, was man aus fünf Dollar sechzig, einem rostigen Fahrrad und einem älteren Bruder, der seine Gitarre und seine Freiheit sehr viel mehr liebt als ein festes Einkommen, machen kann, ist nicht besonders gut. Die Welt will dir weismachen, dass du alles erreichen kannst, wenn du es nur wirklich willst. Fernsehserien zeigen dir, dass du nur hart arbeiten musst, um erfolgreich zu sein. Dass dir gute Dinge widerfahren, wenn du gute Dinge tust. Aber niemand sagt dir, dass das nicht für alle Menschen gilt. Dass du deine Träume nur erreichen kannst, wenn du überhaupt die Zeit findest, sie zu träumen.

Glaubt mir, ich weiß, wovon ich rede. Denn ich habe es versucht. Auf die gute Art und Weise. Auf die richtige Art und Weise. Ich habe mich kaputt gearbeitet. Ich habe gespart, ich habe alten Damen über die Straße geholfen, ich habe weder getrunken noch geraucht, doch »das Beste«, was ich aus meinem Leben machen konnte, war trotzdem nie genug. Denn meine Großmutter hat vergessen, eines zu erwähnen: Die Welt ist nicht fair.

Das Leben ist wie ein Monopoly-Spiel. Die Reichen werden reicher, die Armen ärmer. Und manche Menschen werden nie über Los kommen, egal, wie schnell sie laufen, oder sich gar ein Haus auf der Schlossallee leisten können. Also muss man die Würfel zinken. Die Gemeinschaftskarten selbst schreiben. Ein paar Regeln brechen, sich über das Spielfeld schummeln. Aufpassen, nicht erwischt zu werden.

Meine Großmutter hat gesagt, man hat nur ein Leben. Eine Chance. Einen Namen.

Aber sie hat sich geirrt.

Man kann Dutzende Leben haben. Tausende neue Chancen. Etliche Namen. Man muss nur wissen, wie man einen Ausweis fälscht. Aber keine Sorge, Grams. Ich mache das Beste draus.

1

Lexie

Ich sah es eigentlich nicht als meine Aufgabe, über Steine nachzudenken. Selbst wenn ich Zeit für ein Hobby gehabt hätte, würde ich mich nicht unbedingt mit kompakten toten Mineralobjekten beschäftigen. Ich wollte Geologen nicht zu nahetreten, aber es gab eine Menge interessantere Dinge, mit denen man sich die Zeit vertreiben konnte. Dreckige Wattestäbchen zum Beispiel. Flusen im Bauchnabel. Eine Plastiktüte im Wind.

Trotzdem wanderten meine Gedanken wie jeden Donnerstag um zwölf Uhr mittags unweigerlich zu weißem Marmor. Dem Gestein, das meiner Meinung nach aussah, als wären auf ihm zu viele Insekten mit einem Hammer getötet worden. Er glänzte zu grell und wirkte selbst im hellsten Sonnenschein noch kalt. Es war mir schleierhaft, wie jemals jemand auf die Idee hatte kommen können, dass es eine gute Investition sei, eine gesamte Universität mit dem teuren Material auszukleiden. Es musste jemand gewesen sein, der mehr Geld als Gehirnwindungen hatte und außerdem blind war. Vermutlich dieselbe Person, die runde Säulen für anbetungswürdig und goldverzierten Stuck für den letzten Schrei hielt. Jemand, der, ohne mit der Wimper zu zucken, Wörter wie pittoresk und blasiert in den Mund nahm und herablassend lachte, wenn man ihn fragte, warum er so komisch redete.

Kurz gesagt: der Typ Mensch, der die University of Golden Heights besuchte. Der Typ Mensch, der jeden Donnerstag um zwölf Uhr mit seinen Gucci-Handtaschen und Armani-Hemden um mich herumwuselte. Der für einen Friseurbesuch mehr zahlte als ich für meine monatlichen College-Gebühren. Der einen Treuhandfonds besaß, mit dem er eine hawaiianische Insel und ein Sommerhäuschen auf dem Mond kaufen könnte. Dessen Notendurchschnitt nicht gut genug gewesen war, um an einer Elite-Universität wie Harvard, Yale oder Princeton angenommen zu werden, dessen Kontostand aber definitiv hoch genug war, um sich in diese teure, renommierte Privatuni einzukaufen.

Okay, ich übertrieb vielleicht ein bisschen. Es gab auch normale Leute hier. Mädels und Jungs, die in Kapuzenpullover und Jeans oder Leggins herumliefen. So wie meine beste Freundin Carly. Doch das war eher die Ausnahme als die Regel.

Und ich störte mich überhaupt nicht daran.

Im Gegenteil. Es war der einzige Grund, warum ich hier war. Denn all diese unfreundlichen und selbstverliebten Schnösel finanzierten mir meine Bildung und Miete.

Wieder ließ ich den Blick über den Golden Park, den ältesten Teil des Universitätscampus, schweifen, hielt Ausschau nach potenziellen Kunden, die schüchtern zu mir herübersahen und versuchten, den Mut zu finden, mich anzusprechen.

Lächelnd biss ich von meinem Erdnussbuttersandwich ab, während ich einen meiner Perlenohrringe zwischen den Fingern drehte. Die Stecker fühlten sich wie Fremdkörper an und juckten in meinen Ohrlöchern. Vielleicht, weil sie in etwa so echt waren wie die Ausweise in meiner Tasche und ich eine Nickelallergie hatte. Vielleicht aber auch, weil sie alles repräsentierten, was ich innerhalb des letzten Jahres gelernt hatte, zu verabscheuen. Wer konnte das schon wissen? Ich wunderte mich jedes Mal darüber, dass ich auf dem Rand des – natürlich marmornen – Springbrunnens sitzen konnte und nicht merkwürdig von der Seite angeguckt wurde. Denn eigentlich passte ich hier in etwa so gut hin wie Schokolade in eine Zahnpastatube. Aber ich hatte gelernt, mich anzupassen.

Meine Bluse war rosa und gebügelt, mein Faltenrock knielang und meine Strumpfhose ungewohnt löcherlos. Die blonden Haare hatte ich zu einem ordentlichen, hohen Pferdeschwanz gebunden, der zusammen mit dem Sonnenlicht meinen Nacken kitzelte. Carly meinte immer, ich sähe in meiner Aufmachung aus wie das Mädchen, das Ken gedatet hätte, bevor er Barbie kennengelernt hatte. Mein großer Bruder Ty hingegen war der Auffassung, dass ich mich in meinem Aufzug auch für eine christliche Girlgroup casten lassen könnte. Aber beide lagen falsch. Ich sah schlichtweg aus wie jemand, der hier aufs College ging – auch wenn ich mich hoffentlich nicht so anhörte.

»… macht mich wahnsinnig! Wenn ich meinen Major nicht zu Jura wechsle, will er mir den Porsche wegnehmen!«, drang es genervt durch das Plätschern des Springbrunnens zu mir herüber. Es war eine typisch männliche Schnöselstimme. »Ich will mich ausprobieren, bevor es ernst wird. Ist das zu viel verlangt?«

»Überhaupt nicht«, kam die mitfühlende Antwort. Der Stimme nach von einem Mädchen. »Es ist nicht fair von deinem Vater, dir zu drohen. Du hast dir den Porsche verdient.«

»Eben!«, erwiderte der Typ gepresst. »Ich hab doch nicht umsonst meinen Schnitt um zwei Punkte verbessert!«

Das Mädchen seufzte. »Bei mir ist es egal, wie sehr ich mich verbessere. Meine Mutter lässt mich ja doch nicht Make-up-Artistin werden. Weißt du, was sie gesagt hat, als ich ihr davon erzählt habe? Dann kannst du auch gleich unter einer Brücke wohnen! Also werde ich wohl Ärztin.«

Ich verdrehte die Augen, was dank der Sonnenbrille auf meiner Nase niemand mitbekam. Die Probleme, mit denen sich die Reichen und Schönen herumschlugen, waren lächerlich. Aber ihre Träume unterschieden sich nicht sonderlich von denen normaler Menschen. Denn egal, ob reich oder arm, hübsch oder hässlich, klug oder dumm, auf dem College wollten alle in erster Linie nur eines werden: einundzwanzig.

Ich selbst war schon einundzwanzig und konnte nicht behaupten, dass es besonders toll war, aber ausreden wollte ich meinen Kunden ihren Wunsch dann auch nicht. Schließlich war ich die gute Fee, die ihn erfüllte.

Allerdings mit etwas mehr Stil und nicht ganz so selbstlosen Gründen wie meine Namensvetterin aus Cinderella.

»Debbie?«

Ich blinzelte und sah verwirrt auf.

Vor mir stand ein sommersprossiger, schlaksiger Kerl mit orangen Haaren, der erwartungsvoll die Augenbrauen hob. »Du bist doch Debbie, oder?«

Oh. Richtig. Hier war ich Debbie.

»Ja«, sagte ich hastig und lächelte. »Wer will das wissen?«

Ich holte mir immer zuerst den Namen eines potenziellen Kunden ein. Namen waren ein gutes Druckmittel und die hiesigen Studenten meistens nicht schlau genug, mir einen falschen zu geben.

»Ähm, Tobias McGerry«, erwiderte er und warf einen schnellen Blick über die Schultern, als rechnete er mit einem SWAT-Team, das ihn im nächsten Moment zu Boden werfen und einbuchten würde.

Ich nickte und machte mir eine mentale Notiz, bevor ich fragte: »Wer hat mich empfohlen?«

Ich akquirierte meine Kundschaft ausschließlich über Mund-zu-Mund-Propaganda und wusste, wem ich trauen konnte und wem nicht. Ich verkaufte nur an Leute, die über Kunden von mir wussten, mit denen ich bereits erfolgreich Geschäfte gemacht hatte.

»Chester Borrow«, sagte er nervös und rang die Hände.

Ah. Ja, der war vor ein paar Wochen bei mir gewesen. Hatte pünktlich gezahlt und war zufrieden mit dem Ergebnis gewesen.

»Wunderbar.« Mein Lächeln wurde breiter, und ich klopfte auf den freien Platz neben mir. »Was kann ich für dich tun, Tobias?«

»Na ja …« Etwas unbeholfen sank er neben mich, während sein Blick noch immer unruhig von links nach rechts huschte.

»Könntest du aufhören, dich ständig umzusehen?«, bat ich ihn höflich. »Das wirkt so, als würden wir etwas Illegales tun.«

Er lachte nervös auf. »Aber wir tun etwas Illegales«, stellte er mit gesenkter Stimme fest.

»Blödsinn. Wir unterhalten uns«, meinte ich fröhlich. »Soweit ich weiß, ist das im Staate Kalifornien nicht verboten. Also, erzähl mir doch mal … Was wünschst du dir zum Geburtstag?«

Er wischte sich die deutlich sichtbaren Schweißtropfen unter den Augenbrauen weg, bevor er murmelte: »Einen Ausweis.«

Ich unterdrückte ein Grinsen. »Kein Problem. Hast du ein Passfoto dabei?«

»Ja.« Ungelenk tastete er die Taschen seiner Anzughose ab, bevor er eine kleine Papiertüte hervorzog und sie mir in die Hand drückte. »Da ist auch schon der Vorschuss drin.«

Fantastisch. Chester Borrow hatte ihm offenbar schon die Einzelheiten des Deals erklärt, damit blieb mir diese lästige Aufgabe erspart.

»Na dann …« Ich ließ die Tüte in meine Handtasche gleiten, ohne reinzusehen. »Du darfst dich freuen. Nächste Woche um dieselbe Zeit, am selben Ort feierst du deinen einundzwanzigsten Geburtstag. Entschuldige, wenn ich keinen Kuchen mitbringe. Aber in meinem Umfeld werden andauernd Leute einundzwanzig.«

Wieder kicherte der Rotschopf nervös. »Okay. Danke. Nun, da wäre noch etwas«, meinte er, bevor er sich zum hundertsten Mal über die Schulter umsah, während er mit den Fingern unruhig auf den kalten Marmor des Brunnens klopfte.

Ich unterdrückte ein Seufzen. Die reichen Leute waren immer so paranoid. Dabei mussten sie sich doch gar keine Gedanken machen. Wenn sie erwischt wurden, konnten sie sich einfach freikaufen. Ich hingegen würde in einer schnuckeligen Gewahrsamszelle landen. Schon wieder.

»Wir werden nicht beobachtet, Tobias«, sagte ich mit Nachdruck. »Niemand …« Ich brach ab. Denn es stimmte nicht. Jemand sah zu uns herüber.

Er war mir zuvor nicht aufgefallen, weil ich immer nur auf die Studenten am Rande des Golden Parks achtete, die sich im Schatten herumdrückten, und nicht auf die Rasenfläche uns gegenüber. Doch genau dort saß ein Kerl und starrte uns an.

Wobei, nein, eigentlich starrte er nur mich an.

Er hatte dunkle Locken, dunkle Augen, deren Farbe ich aus der Ferne nicht genau erkennen konnte, und ein arrogantes Lächeln, bei dem sich mir die Nackenhaare aufstellten. In diesem Moment war ich froh, dass ich die Sonnenbrille trug, sodass er nicht sehen konnte, dass ich ihn ebenfalls anstarrte. Auch wenn er selbst sich nicht sonderlich Mühe gab, seinen Blick zu verbergen. Im Gegenteil. Er saß gegen eine große Palme gelehnt da. Trug ein weißes Hemd und eine dünne schwarze Krawatte, als hätte er ein Meeting mit Elon Musk, nicht mit einem Baum. Er hatte den Kopf schiefgelegt und die Hände im Nacken verschränkt. Den blonden Typ neben ihm, der auf ihn einredete, ignorierte er großzügig, um mich stattdessen weiter anzustarren.

Warum zur Hölle tat er das? Ich war nicht hübsch genug, um solch eindringliche Blicke zu verdienen, und Tobias leider auch nicht.

»Ja, du hast recht, tut mir leid.« Tobias’ Worte rissen mich aus meiner Starre. Er schien nichts von den Warnleuchten, die in meinem Kopf angesprungen waren, mitbekommen zu haben. »Nun, ich hab gehört, du …« Er senkte verschwörerisch die Stimme und beugte sich auffällig unauffällig zu mir vor. »… du kannst auch die Lösungsbögen für Prüfungen besorgen?«

Der dunkelhaarige Typ wandte sich von mir ab und antwortete seinem blonden Freund.

Erleichtert ließ ich die Schultern sinken. Offenbar war ich es, die paranoid wurde. Dann sah ein Mann mich eben länger als gewöhnlich an. Das passierte. Vielleicht war er Künstler, und das Sonnenlicht hatte faszinierende Effekte in meine Haare gezaubert. Was wusste ich schon.

»Ja«, antwortete ich Tobias und löste den Blick von Mr Starr-mich-tot. »Aber das ist teuer.«

»Ja, also … Geld spielt keine Rolle.«

Ich presste die Lippen zusammen und nickte. Natürlich nicht. Das tat es bei niemandem hier. »Wann ist die Prüfung und bei wem?«, hakte ich nach.

»Steht auf einem Blatt in der Tüte.«

Mein Magen verkrampfte sich, und ich kratzte mir die Wange, während ich auf einen der Risse im weißen Marmor des Brunnens starrte. Ich mochte diese Art Auftrag nicht sonderlich gern. Einen Ausweis zu fälschen, war die eine Sache. Den Server eines Professors zu hacken oder womöglich in sein Büro einzubrechen, etwas gänzlich anderes. Aber diese Aktionen brachten das meiste Geld ein, und ich befand mich leider nicht in der finanziellen Lage, mir ein Gewissen oder auch nur ein ausgeprägtes Moralgefühl leisten zu können. Sosehr ich es also hasste, zu was für einem Menschen es mich machte … ich nickte.

»Geht klar«, sagte ich. Bei dem Termin bleibt es. Und begrüß mich das nächste Mal mit einer Umarmung und einem Lächeln auf dem Gesicht, in Ordnung? Als wären wir alte Freunde, die lediglich ihre Notizen für die Medizinvorlesung austauschen.«

Perplex sah Tobias mich an. »Aber ich studiere Kunstgeschichte.«

Ich seufzte schwer und zog Zettel und Stift aus meiner Rocktasche, um eine Summe darauf festzuhalten. »Tu es einfach, okay? Und ich will das Geld in bar und in einer Butterbrotdose.«

»Butterbrotdose? Weil es so unauffälliger ist?«, hakte Tobias nach.

»Genau«, erwiderte ich betont ernst. Dass mein Bruder andauernd meine Tupperware verschlampte und ich dringend neue brauchte, ging ihn nun wirklich nichts an.

»Mhm, klar. Danke«, wisperte der Klon vom verschollenen Bruder von Pippi Langstrumpf, bevor er aufsprang und im nächsten Moment über den Hof in Richtung Hauptgebäude floh.

Kopfschüttelnd sah ich ihm nach, bevor mein Blick automatisch zurück zu der Wiese und der großen Palme glitt … Doch der dunkelhaarige Typ war verschwunden.

Gut so.

Ich warf einen Blick auf meine Uhr, die mir bestätigte, dass meine Sprechzeiten vorbei waren, und schulterte meine Handtasche. Wenn ich mich beeilte, konnte ich zu Hause noch den ekligen pinken Lippenstift abwischen und den Aufsatz zu Ende schreiben, den ich bis spätestens Sonntag abgeben musste, bevor ich wieder aufbrach, um meinen Abendkurs in Finance zu besuchen. Noch zwei Jahre, dann würde ich meinen Abschluss in der Tasche haben. Dann könnte ich endlich anfangen, auf vernünftige Art und Weise Geld zu verdienen.

Keine dubiosen Geschäfte mehr. Keine Fälschungen. Keine Diebstähle.

Eine neue Stadt, vielleicht sogar ein neues Land, ein stinknormaler Job bei irgendeiner Bank oder einem anderen seriösen Wirtschaftsunternehmen, und mein Leben könnte endlich richtig beginnen. Ich musste nur noch Carly und meinen Bruder Ty von diesem Plan überzeugen. Denn ohne sie würde ich nicht gehen.

Ich schob die Sonnenbrille mit dem Zeigefinger höher meine Nase hinauf und lief den gepflasterten Weg um die Uniwiese herum zum Ausgang des Campus auf der anderen Seite. Diverse marmorne Büsten, die irgendwelche alten weißen Männer darstellten, folgten mir mit ihrem urteilenden Blick. Ich streckte ihnen die Zunge raus. Wie konnten reiche Leute selbst in toter Marmorform noch derart arrogant sein? Wie …?

Jemand stieß heftig gegen meine Schulter, und überrascht taumelte ich zur Seite. Meine Handtasche glitt zu Boden, schlug mit einem dumpfen Ton auf und ergoss ihren Inhalt vor meine Füße. Leider gehörten dazu die Papiertüte mit den Infos von Tobias McGerry und drei verschiedene Ausweise. Alle mit meinem Gesicht, jedoch unterschiedlichen Namen. Alle einfach nur in meine Tasche gesteckt, denn wenn ich sie in meinem Portemonnaie aufbewahrte, kam ich andauernd durcheinander.

»Kannst du nicht aufpassen?«, blaffte ich, schob die Sonnenbrille auf meinen Kopf und hockte mich auf den Boden, um hastig die Habseligkeiten aufzuheben.

»Oh, bitte. Es war deine Schuld«, kam es dunkel von oben. »Du warst abgelenkt, weil du den toten Typen die Zunge rausgestreckt hast.«

Wut stieg in mir hoch, als ich an dem Paar langer Beine hinaufsah, das sich vor mir aufgebaut hatte. »Schwachsinn! Du …« Doch die Worte blieben mir im Halse stecken. Erschrocken ließ ich einen der Ausweise – den für das Community College, das ich besuchte – wieder fallen.

Es war der Typ von der Palme.

»Ich …?«, hakte er nach und hob eine Augenbraue.

»Du … du hast mich umgerannt«, schloss ich etwas lahm.

»Nein.« Er schüttelte den Kopf und ließ seinen Blick interessiert über die Dinge schweifen, die meiner Handtasche entkommen waren.

Mein Magen zog sich zusammen, und meine Bewegungen wurden sofort hektischer. Ich mochte neugierige Blicke noch weniger als Rosenkohl.

»So schnell war ich nicht«, fuhr er fort. »Wenn, dann habe ich dich umgeschlendert.«

Ich verdrehte die Augen, doch mein Herzschlag beruhigte sich erst, als auch das letzte verräterische Stück Plastik in meiner Tasche verschwunden war. Schwer atmete ich durch, klopfte den Dreck von meinen Knien und stand wieder auf. »Ist mir egal, was du getan hast«, erklärte ich sachlich. »Tu es einfach nicht noch einmal.«

Mein Gegenüber hob einen Mundwinkel, und schlagartig wurde mir warm. Ich hatte es vorhin auf die Entfernung nicht so deutlich wahrgenommen, aber er sah gut aus. Auf diese klischeehafte »Ich habe einen kantigen Kiefer, etwas zu lange Haare und lächerlich breite Schultern« Art und Weise. Eben die, über die man, wenn man es in Büchern las, nur die Augen verdrehen konnte, weil man sich fragte, ob den Autoren und Autorinnen denn nichts Besseres und Originelleres einfiel.

Gott sei Dank war ich gegen gutes Aussehen immun.

»Hey«, sagte er und streckte die Hand aus. »Ich bin Logan.«

»Schön für dich«, antwortete ich knapp, ignorierte seine ausgestreckte Hand und schulterte meine Tasche.

»Und du bist?«, wollte er wissen.

»In Eile.«

»Seltsamer Name. Deine Eltern müssen Hippies gewesen sein.«

Ich schnaubte und verzichtete auf eine Antwort. Stattdessen wandte ich mich ab. Sein Blick war zu intensiv und verursachte ein Prickeln in meinem Nacken. Ich wollte nicht, dass er mein Gesicht länger als nötig studierte, also schob ich die Sonnenbrille wieder über meine Augen und ging an ihm vorbei.

»Hey«, rief er mir nach, sobald ich meinen zweiten Schritt getan hatte.

Widerwillig drehte ich mich um. »Was?«

Er trat langsam näher. Die Hände lässig in den Taschen, doch die Augen misstrauisch verengt.

Blau. Sie waren dunkelblau. Von unendlich langen und dunklen Wimpern umrandet, die ihn feminin hätten aussehen lassen können … doch das Gegenteil war der Fall.

»Du bist zu auffällig«, murmelte er. Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

Ich blinzelte ihn an. »Wie bitte?«

»Du bist zu auffällig«, wiederholte er. »Jeden Donnerstag um zwölf Uhr sitzt du an derselben Stelle auf dem Campus … Ich beobachte dich schon seit drei Wochen, und du hast es nicht einmal mitbekommen.«

Mein Puls schoss in die Höhe, und meine Handflächen wurden feucht, doch ich ließ mir nichts anmerken. Ich hatte bereits als kleines Kind gelernt, meine Emotionen zu verbergen und Angst niemals an die Oberfläche dringen zu lassen. Dieser reiche Schönling war kein Gegner für mich. Statt also zitternd einzuatmen oder gar wegzulaufen, verzog ich den Mund zu einem süßlichen Lächeln.

»Hör mal«, sagte ich seelenruhig und sah ihn fest an. »Larry war dein Name?«

Er hob nun ebenfalls die Mundwinkel. »Logan.«

»Schön, Wolverine. Dann Logan. Ich bin nicht interessiert, okay? Nicht an dieser Unterhaltung, nicht an deiner Meinung zu Dingen, die du glaubst, gesehen zu haben oder zu wissen. Ich habe es eilig. Hättest du also die Güte, mich in Ruhe zu lassen?«

Er bewegte sich kein Stück und verzog auch keine Miene. Stattdessen ließ er den Blick gemächlich über mich wandern. Von meinen Fußspitzen, über meine dünne Nylonstrumpfhose, den dunkelblauen Rock, bevor er scheinbar jeden einzelnen Knopf meiner Bluse abtastete, bis er wieder an meinem Gesicht ankam.

Meine Haut kribbelte, und Hitze strömte durch meinen Körper. Ich war lange nicht mehr so angesehen worden. Als wäre jeder Zentimeter von mir interessant. Am liebsten hätte ich einen Schritt zurückgemacht, so groß war das Bedürfnis nach Distanz. Doch ich blieb, wo ich war. Wenn du zurückweichst, wirkst du schuldig. Also, was immer auch passiert, bleib in deiner Rolle.

»Gott«, murmelte Logan kopfschüttelnd. »Du gehörst hier so offensichtlich nicht hin wie ein Schneemann an den Strand.«

Mein Hals wurde trocken, doch ich würde ihm nicht die Genugtuung geben, mich zu räuspern. »Ich weiß nicht, wovon du redest«, sagte ich mit fester Stimme. »Ich gehöre hier genauso hin, wie du es tust.«

»Nein. Du gehst hier nicht zur Uni«, erwiderte er. »Du bist nur ein ungebetener Gast.«

»Und wie, wenn ich fragen darf, kommst du auf diese lächerliche Idee?«, wollte ich betont gelangweilt wissen.

»Erstens: deine Schuhe. Zweitens …« Das Lächeln auf seinem Gesicht breitete sich weiter aus. »Du hast offensichtlich keine Ahnung, wer ich bin. Und das solltest du wirklich wissen.« Mit diesen Worten drehte er sich auf dem Absatz um und ließ mich stehen.

Er rannte nicht. Er eilte nicht. Er schlenderte. Als hätte er alle Zeit der Welt.

Mit wild klopfendem Herzen sah ich ihm nach. Was zur Hölle war das gewesen? Ich schluckte mehrfach, richtete die Sonnenbrille gerade und ging dann ebenfalls ruhigen Schrittes in die entgegengesetzte Richtung zum Ausgang.

Erst als ich vor dem schmiedeeisernen Tor stand, das die Grenze des Campus markierte, sah ich auf meine Füße. Staub, Dreck und ein Fleck eingetrocknete Tomatensoße klebten wie ein Schuldeingeständnis an meinen Schuhen.

Shit.

2

Lexie

Als ich auf meinem rostigen Fahrrad den Fuß des Hügels erreichte, auf dem die Golden Heights University lag, blieb ich stehen und zog mir die Perlenstecker aus den Ohren, das Haargummi aus den Haaren und die rosa Bluse über den Kopf.

Sobald das Teil nicht länger auf meiner Haut klebte und der steife Kragen meinen Hals nicht mehr einengte, konnte ich wieder freier atmen. Die Bluse war eindeutig viel zu warm für die spätsommerlichen Temperaturen, mit denen der September in Kalifornien auffuhr, aber mein einziges anderes schickes Shirt war in der Wäsche, ich hatte also keine Wahl gehabt.

Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, wie man nur freiwillig bei diesem Wetter so etwas anziehen konnte. Aber reiche Leute rochen wohl nicht nach Schweiß. Reiche Leute rochen nach Regenbögen und Geld.

Ich verstaute das Stück Stoff in meiner Handtasche, warf sie zurück in den geflochtenen Korb, den ich an meinem Lenker angebracht hatte, und schwang mich zurück aufs Rad. Bevor ich erneut in die Pedale trat, sah ich mich noch einmal um. Ich ließ den Blick sorgfältig über die Straße hinter mir schweifen. Eine Mutter mit Kinderwagen stand an einem Kaffeewagen, und zwei Müllmänner in gelber Neonkleidung leerten ein paar Tonnen.

Niemand folgte mir. Niemand schenkte mir auch nur die geringste Beachtung.

Dieser Logan lag falsch. Ich war nicht zu auffällig. Er hatte bestimmt von einem seiner Freunde von mir gehört und es für lustig gehalten, mir einen kleinen Schreck einzujagen. Er hatte mir nur unter die Nase reiben wollen, wie klug und aufmerksam er doch war. Nichts weiter. Typisch arroganter Schnösel eben.

Dennoch wischte ich mir die feuchten Hände am schwarzen Tanktop ab, bevor ich tief durchatmete und mich auf den Weg nach Hause machte.

Sei nicht albern, rief ich mich selbst zur Ordnung. Er weiß nichts. Er kennt dich nicht. Er verfolgt dich nicht. Du bist hier sicher. Ty und du wohnt bereits seit zwei Jahren in Golden Heights, dieser kleinen Stadt, diedirektanL. A.grenzt,undbisheristeuchnichtspassiert.Allesist gut.

Dieses Mantra wiederholte ich innerhalb der nächsten zwanzig Minuten immer wieder in meinem Kopf, bis ich vor dem großen, graffitiverschmierten Backsteingebäude hielt, das ich zurzeit mein Zuhause nannte. Ich schloss mein Fahrrad an die nächstgelegene Straßenlaterne an – mit drei Schlössern, denn das hässlichste Rad des gesamten Viertels zu haben, schützte in dieser Gegend leider auch nicht vor Diebstahl – und schulterte meine Tasche.

Die Eingangstür stand wie immer offen, denn das Schloss war vor zwei Monaten zusammen mit dem Türknauf auf unerklärliche Art und Weise abhandengekommen, und im engen Treppenhaus roch es nach feuchter Farbe und Marihuana. Ich nahm zwei Stufen auf einmal, grüßte Mrs Jakowski, die alte Dame, die unter uns wohnte und das Gesicht einer verschrumpelten Backpflaume, aber das Herz von Mutter Theresa hatte, und kramte nach meinem Schlüssel. Doch gerade, als ich endlich im dritten Stock angekommen war, riss jemand die Tür auf. Ein Schwall dunkler Rauch und eine Reihe schillernder Flüche quollen mir entgegen.

»… verfluchter Kackmist! Ich bin nur zwei Minuten in meinem Zimmer gewesen, ich schwöre es!«, rief meine beste Freundin, und ein Handtuch, mit dem sie die dicken Schwaden hektisch aus Tür und Küchenfenster wedelte, traf mich unsanft im Gesicht. »Aber es ist nur noch Rauch, keine Sorge. Die Flammen habe ich schon erstickt.«

»Flammen?«, erwiderte ich alarmiert und hob hustend den Arm vor mein Gesicht. »Es hat gebrannt?«

»Nur ein wenig. Nicht der Rede wert. Es waren süße Flämmchen. Es sah aus, als wäre unser Ofen ein Feuerpokémon.«

»Carly!«, stieß ich aus und wusste nicht, ob ich lachen oder mich ärgern sollte. »Ich hab dir doch verboten, andere Küchengeräte als die Mikrowelle und den Toaster zu benutzen!« Ich drängte mich an ihr vorbei in die kleine Wohnküche, von der jeweils die Türen zu unseren Zimmern und dem Bad abgingen, die ich nun allesamt aufriss, bevor ich mit den Fenstern dasselbe tat.

»Aber die Mikrowelle hasst mich!«, erwiderte sie aufgebracht. »Das blöde Teil hat schon wieder nicht funktioniert und mich dann zehn Minuten lang wütend angepiept. Außerdem wollte ich doch nur das Essen von gestern aufwärmen. Was kann dabei schon schiefgehen?«

Ich hob eine Augenbraue und deutete auf den bis zur Unkenntlichkeit verbrannten Auflauf auf dem Herd, der durch den sich lichtenden Dunst zu erkennen war. »Keine Ahnung, sag du es mir.«

Stöhnend sank meine Freundin auf einen der Campingstühle, die uns als Sitzgarnitur dienten, und legte die Hand über die Augen. »Gott, ich bin eine Katastrophe. Ich wusste bis gerade eben noch nicht einmal, dass Käse brennen kann!«

»Du bist keine Katastrophe«, versicherte ich ihr und drückte aufmunternd ihre Schulter. »Nur eine ausgesprochen furchtbare Köchin. Aber das ist nicht schlimm, du hast andere Talente.« Ich kickte die Wohnungstür mit dem Fuß zu und wedelte mit den Händen auch den letzten Rest Rauch aus der Küche. Als ich mich wieder Carly zuwandte, bemerkte ich, dass sie mich mit unzufrieden zusammengezogenen Augenbrauen ansah.

»Was für Talente?«

»Nun, du kannst sogar mit einem Bleistiftstummel oder ausgefranstem Pinsel fantastische Kunstwerke erschaffen«, erwiderte ich. »Und niemand putzt eine Wohnung mit so viel Hingabe wie du.« Vielsagend deutete ich auf die alte, aber dennoch glänzende Küchenanrichte. »Abgesehen davon kannst du einen Löffel auf deiner Nase balancieren und aus dem Stegreif zwei Stunden lang über irgendwelche Renaissance-Künstler referieren, über die nie irgendjemand etwas wissen wollte.«

»Ach ja. Das«, meinte sie und hob die Mundwinkel, während sie die Finger in ihren schwarzen Braids vergrub, die sie zu einem dicken Zopf zusammengefasst hatte. »Du hast recht. Ich bin fantastisch. Schade nur, dass weder Ofen noch Mikrowelle das kapiert haben.«

»Sie sind alt und gebrechlich, du musst es ihnen nachsehen«, sagte ich grinsend und sank auf den Stuhl ihr gegenüber, bevor ich mir die Schuhe abstreifte und sie in die Höhe hielt. »Da wir gerade von deinen Talenten reden: Wie krieg ich die wohl am besten sauber?«

Stirnrunzelnd beugte sich Carly vor. »Backpulver und Spülmittel im Verhältnis eins zu eins mischen und mit Lappen oder Bürste einreiben.«

»Ah, sehr gut.« Es hatte Vorteile, einen Putzteufel als beste Freundin zu haben. Ich stand auf, um die Sachen aus dem Schrank zu holen, während meine Gedanken wieder zu dem Lockenkopf zurückwanderten, der mich überhaupt erst auf den Dreck an meinen Schuhen aufmerksam gemacht hatte. Zu diesem Logan aka reichen Schönling, den man an der Golden Heights University kannte … Zumindest hatte er das durchblicken lassen. Nachdenklich warf ich Carly einen Blick über die Schulter zu.

Meine Freundin, die ein Stipendium für die Golden Heights University bekommen und mir somit Zugang zu meinem aktuell besten Kundenkreis verschafft hatte, zog gerade zwei Toastbrote aus der Packung. Höchstwahrscheinlich ihr Ersatzessen für den verbrannten Nudelauflauf.

»Sag mal, Carly«, begann ich zögerlich, »kennst du zufällig einen Logan? Geht auf deine Uni.«

»Logan?« Sie runzelte die Stirn und streckte sich, um einen Teller vom Regalbrett über ihr zu ziehen. »Aber nicht Logan Maxx?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Braune Locken, ein arrogantes Lächeln, umgeben von einer Aura kühler Gleichgültigkeit …«

Carly nickte. »Ja, du sprichst von Logan Maxx.«

»Also kennst du ihn?«, hakte ich nach.

Sie lachte und griff nach der Erdnussbutter. »Es ist schwer, ihn nicht zu kennen. Die Mädels bei uns nennen ihn nur Prince of Golden Heights.«

»Weil er reich ist?«, schlussfolgerte ich. »Oder hat er wirklich blaues Blut?«

»Nicht direkt. Aber er ist auch nicht einfach nur reich, Lexie. Er ist der Sohn von Clifford Maxx. Dem Inhaber von Maxx Industries.«

Ich rümpfte die Nase. »Meinst du das aus der Werbung? Live your lifetotheMaxx?« Maxx Industries war ein Medienunternehmen, das früher nur Fernseher verkauft hatte, zu dem mittlerweile aber alle möglichen Sender und Social-Media-Plattformen gehörten. Der Hauptsitz der Firma befand sich in einem riesigen Wolkenkratzer in L. A., der auch noch den schönsten Sonnenuntergang kaputtmachte.

»Exakt das. Logan ist der einzige Erbe des reichsten Medienmoguls der Staaten. Wenn du mich fragst, ist es absolut unfair, dass er auch noch heiß ist. Er bräuchte sein gutes Aussehen gar nicht, damit ihm die Welt zu Füßen liegt.«

»Hm«, machte ich und rieb mir den Nacken, bevor ich Backpulver und Spülmittel großzügig zusammenmischte.

Warum beobachtete mich der Sohn eines der reichsten Männer des Landes? Und das seit drei Wochen? Ich war mir ziemlich sicher, dass Maxx Industries nicht zu den Unternehmen gehörte, die mein Vater freundlicherweise zu meinen Feinden gemacht hatte.

»Wieso fragst du?«, hakte Carly nach.

»Nur so … Hab ihn heute kennengelernt.«

»Uuh, kennengelernt?« Meine Freundin wackelte mit den Augenbrauen.

Ich verdrehte die Augen. »Der Blödmann hat mich umgerannt.«

»Ach, mach dir nichts draus.« Carly grinste breit. »Frauen von den Socken zu hauen, ist praktisch sein Hobby.«

Natürlich. Damit er ein noch größeres Klischee wurde. »Weiß er von mir, Carly? Von meinem Geschäft?«, fragte ich nervös. »Hast du ihn vielleicht angeworben?«

»Nee, Logan und seine Freunde sind alle schon über einundzwanzig, und Antworten für Prüfungen brauchen die auch nicht. Daddys Name auf dem Papier reicht vollkommen, um ihnen eine gute Note zu bescheren.«

»Sympathisch«, sagte ich abwesend, da ein flaues Gefühl in meinem Magen mich ablenkte. Warum wusste er von mir? Hatte ihm jemand anderes von mir erzählt? Aber warum, wenn er an meinen Leistungen gar kein Interesse hatte? Das verstieß gegen die Regeln. Und wer könnte das gewesen sein? Doch bevor meine Gedanken sich gänzlich überschlugen, fing die Decke an zu beben.

Die Jungs über uns testeten offenbar mal wieder ihre neue Stereoanlage aus, deren Bass der alten Mrs Jakowski regelmäßig das Gebiss aus dem Mund sprengte … und uns den Putz von der Decke. Staub und Farbreste segelten zu Boden, und Carly zog eine Grimasse, während sie mit den Händen versuchte, ihr Erdnussbutterbrot davor zu bewahren, zum Dreckbrot zu werden.

»Och, Mann. Ich habe gerade erst gestaubsaugt!«, jammerte sie und deutete auf den PVC-Küchenboden, der gerade Schuppen entwickelte.

Ich grinste. »Du bist wirklich die ordentlichste und reinlichste Künstlerin, die ich kenne. Solltest du nicht im Chaos versinken, weil das deine Kreativität ankurbelt?«

»Nein!«, erwiderte sie sofort streng. »Weißt du, ich finde es ja okay, dass wir in einem Loch wohnen – aber es muss ja nicht gleich ein Drecksloch sein, oder?«

»Da hast du vermutlich recht. Und wenn dich der Bass so stört, geh nach oben und beschwer dich«, schlug ich vor und nickte zur Decke.

Carly kaute auf ihrer Unterlippe herum und klappte ihr Brot zusammen. »Ach, nee. Ist schon in Ordnung. Vielleicht haben sie ja einen schlechten Tag und brauchen die Ablenkung. Ich dreh meine Musik auch gern laut auf, wenn ich mies gelaunt bin.«

Ich verbarg das Lächeln hinter meiner Hand. Die Wahrheit war, dass Carly schlichtweg zu nett war, um sich zu beschweren. Sie war die liebste und herzensbeste Person, die ich kannte. Wir hatten uns vor knapp zwei Jahren kennengelernt, als ich versucht hatte, ihr das Portemonnaie zu stehlen. Es waren schlechtere Zeiten gewesen, und ich hatte mir nicht anders zu helfen gewusst. Carly hatte es allerdings bemerkt und war fälschlicherweise davon ausgegangen, dass ihr das Portemonnaie heruntergefallen war und ich es für sie aufgehoben hatte. Als Dankeschön hatte sie mich auf eine Cola und eine Pizza eingeladen – und der Rest war Geschichte.

Es war schlichtweg unmöglich, sie mit ihrer offenen und sonnigen Art nicht zu mögen. Sie war praktisch das Gegenstück zu meinem verschlossenen und misstrauischen Charakter. Selbst als ich ihr Wochen später gebeichtet hatte, was wirklich mit ihrem Portemonnaie passiert war, hatte sie nur laut gelacht und gemeint, dass sie sehr froh über meine kriminelle Energie sei – sonst hätten wir uns womöglich nie kennengelernt. Abgesehen davon malte sie wie ein von da Vinci geküsster Engel, ließ mir immer die roten Gummibärchen übrig und sah aus wie eine junge Beyoncé, wie sollte ich sie also nicht mögen?

Vor ein paar Monaten war Carly dann von ihren Eltern rausgeworfen worden, weil sie ihr – Zitat – »Lotterleben als Möchtegern-Künstlerin« nicht unterstützen wollten, und ich hatte ihr angeboten, doch bei mir einzuziehen. Ty wollte ohnehin schon länger ausziehen und allein wohnen. Sie hatte also einfach sein Zimmer übernehmen können.

»Ach, Ty war übrigens hier«, sagte Carly, als hätte sie meine Gedanken gelesen, und biss von ihrem Brot ab. »Er hat gefragt, ob du heute Abend die Acht-Uhr-Schicht im BlueMate übernehmen kannst? Mace hat anscheinend einen Termin, und sie sind unterbesetzt.«

»Ich habe heute Abend einen Kurs.«

»Das hab ich ihm auch gesagt. Doch er meinte, der würde nur bis halb acht gehen, und danach hättest du Zeit. Es sei ein Notfall.«

Ich seufzte. Donnerstag war mein letzter freier Abend, bevor ich die nächsten Wochen durcharbeiten würde. Ich hatte mich schon darauf gefreut, auf dem Rückweg vom Community College, das ich besuchte, den Bücherschrank im Park gegenüber nach neuem Material zu durchwühlen und mich damit in mein Bett zu mummeln. Aber wenn es ein Notfall war … dann würde ich natürlich kommen. Mein Bruder und Carly waren das Wichtigste in meinem Leben. Ich hatte nur sie und mein Fahrrad. Dementsprechend würde ich so ziemlich alles für sie tun – außer Rosenkohl essen. Aber irgendwo lag nun mal die Grenze.

»Schön. Ich schreib ihm, dass ich komme. Bist du heute Abend auch da?«

»Nee. Ich will arbeiten. Hab mir neue Farbe gekauft und … Ach, gib das her. Du hast wirklich keine Ahnung, was du da tust.« Kopfschüttelnd erhob sie sich von ihrem Platz und schob sich das letzte Stück Brot in den Mund, bevor sie mir die Backpulver-Spülmittel-Mischung aus der Hand riss.

Ich lächelte breit und sank wieder auf den Campingstuhl. Ein paar Minuten würde ich hier noch sitzen bleiben. Die Augen schließen und durchatmen. Danach würde ich mein Essay zu Ende schreiben, mit Tobias’ Ausweis anfangen, zur Vorlesung fahren, die Acht-Uhr-Schicht übernehmen und mir Sorgen um den reichen Schnösel von heute Mittag machen. Tief sog ich Luft durch die Nase und stieß sie durch den Mund wieder aus.

Logan Maxx.

Was für ein alberner Name.

3

Logan

Debbie Lancaster.

Nie im Leben war das ihr richtiger Name.

Ich verengte die Augen und öffnete die Tür zur Freemont Hall, meinem Wohnheim. Es war das einzige Gebäude auf dem gesamten Campus, das nicht aus diesem lächerlich weißen Marmor bestand, sondern aus hellem Sandstein.

Debbie … Debbie …

Ich hatte dem Rotschopf nicht einmal drohen müssen, um ihren Namen aus ihm herauszupressen. Eine einzelne, gehobene Augenbraue hatte gereicht, und der Typ hatte mir alles gesagt, was ich wissen wollte. Der Schwachkopf hatte wirklich geglaubt, dass sie Studentin hier war. Dass sie wirklich Debbie hieß und sich mit der Ausweisnummer nur etwas dazuverdiente. Aber erstens sah sie nicht aus wie eine Debbie, zweitens hatte sie mich angesehen, als wäre ich der Dreck auf ihren Schuhen – was bedeutete, dass sie unmöglich hier zur Uni gehen konnte –, und drittens müsste sie verdammt dumm sein, ihren sogenannten Kunden ihren richtigen Namen zu verraten.

Und sie hatte nicht dumm gewirkt. Im Gegenteil. Ihr Blick war intelligent und aufmerksam gewesen, während ihr Gesicht rein gar nichts preisgegeben hatte. Es war so glatt und emotionslos wie der verdammte weiße Marmor gewesen, mit dem der Rest der Uni ausgekleidet war. Die unscheinbare Debbie hatte weder Angst noch Nervosität gezeigt. Sie hatte sich mit keiner Geste und keiner Mimik verraten. Sie wusste genau, was sie tat. Wenn ich raten müsste, würde ich sogar sagen, dass sie Übung darin hatte, auf der falschen Seite des Gesetzes herumzuturnen.

Was gut war. Exakt so jemanden brauchte ich.

Am liebsten hätte ich sie direkt gefragt, ob sie wusste, wie man ein Schloss knackte, aber womöglich wäre das etwas unhöflich gewesen. Obwohl … Ach, keine Ahnung. Höflichkeit war eine Kategorie, die in meinem Leben keine besonders große Rolle spielte.

Das Vibrieren meines Handys riss mich aus meinen Gedanken. Hastig zog ich es aus der Tasche meiner viel zu unbequemen Anzughose, die ich nur trug, weil ich vorhin ein paar Unterlagen beim Maxx Media Tower vorbeigebracht hatte, die zu vertraulich waren, um sie meinem derzeitigen, äußert paranoiden direkten Vorgesetzten Jimmy per Mail zu schicken. Die letzten Wochen hatte ich zum Glück größtenteils von zu Hause aus arbeiten können, und jetzt, da das Semester wieder anfing, würde ich meine Stunden ohnehin reduzieren und die Anzughose – leider! – in den Schrank verbannen müssen.

Es war absolut albern, dass ich mich jedes Mal umziehen musste, selbst wenn ich das Gebäude nur für fünf Minuten betreten wollte. Doch mein Vater duldete im Maxx Media Tower nichts anderes außer Anzug. Er wäre an die Decke gegangen, wenn er mich in Jeans erwischt hätte.

Auch wenn ich es sonst gern darauf anlegte, ihn zur Weißglut zu treiben, zurzeit wollte ich nicht allzu viel Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Das würde es nur schwerer machen, das zu bekommen, was ich wollte. Denn ich war mir ziemlich sicher, dass mein guter alter Dad mir meinen Plan kaputtmachen würde, wenn er wüsste, was los war.

Und natürlich war er es, der für mein vibrierendes Telefon verantwortlich war. Offenbar hatte mein Handy kurzzeitig kein Netz gehabt. Genervt rief ich die Mailbox ab.

»Nachricht 1«, verkündete eine blecherne Frauenstimme, die jedoch sofort von der aufgebrachten, dunklen Stimme meines Vaters abgelöst wurde. »Logan. Was soll das? Du hättest deine Statistiken nicht bei der Rezeption abgeben, sondern persönlich überreichen sollen. Was gibt das denn für ein unprofessionelles Bild ab?«

Ich schnaubte nur.

»Nachricht 2: Ich hab mir deine Statistikauswertung angesehen.« Die Stimme meines Vaters klang gleich noch ein wenig unzufriedener. »Würde es dir schaden, mehr als nur das Minimum an Arbeit zu machen? Herrgott, Logan, du sollst nächstes Jahr Vollzeit einsteigen, du musst zeigen, dass du dir die Stelle auch tatsächlich verdient hast und sie nicht nur bekommst, weil du mein Sohn bist. Nimmst du denn überhaupt nichts ernst? Du kannst nicht immer den leichten Weg nehmen.«

Ich blieb stehen und presste die Lippen zusammen. O doch. Meine Wut auf ihn war gerade sehr ernst zu nehmen.

»Nachricht 3: Mir gefällt es auch nicht, dass du in letzter Zeit nur noch von zu Hause arbeitest. Du solltest Präsenz zeigen. Das ist wichtig, damit die Leute hier lernen, dir den nötigen Respekt entgegenzubringen.«

Mein Kiefer arbeitete. Was zur Hölle wusste er denn schon von Respekt?

»Nachricht 4: Hey, Logan, hier ist Jimmy. Danke für die Statistiken, die du unten abgegeben hast. Ich war ohnehin gerade nicht am Platz, sehr vorausschauend von dir. Sieht alles super aus. Ist genau das, was ich brauchte. Danke, dass du dich nicht mit unnötigem Schnickschnack aufgehalten und dich dafür beeilt hast! Könntest du bis übernächste Woche die Effektivität der letzten Werbeanzeigen auswerten? Ich schick dir alle Daten zu. Bis dann.«

Ich biss die Zähne aufeinander. Ja, das war die Antwort gewesen, die ich erwartet – und verdient! – hatte. Selbst wenn ich nur Zahlen auswertete (»Da muss jeder mal durch, Logan. Du musst unten anfangen, wie jeder andere auch!«). Denn genau dafür, für stumpfe, langweilige Zahlen, war ich zuständig. Nicht dafür, Präsenz zu zeigen. Davon abgesehen, war es überhaupt nicht die verdammte Aufgabe meines Vaters, sich einzumischen. Und bei jedem anderem hätte er das auch niemals getan.

Wütend schob ich das Handy zurück in meine Tasche, und als ich nach rechts abbog, hörte ich bereits von Weitem, dass das Apartment, das ich mir mit Aiden teilte, nicht leer war. Dumpfe Hip-Hop-Musik und Gelächter drangen über den Gang. Müde rieb ich mir mit Daumen und Mittelfinger über die Augen und überlegte, ob ich nicht einfach umkehren sollte. Ich hatte keine Lust auf Gesellschaft. Oder auf Aiden, der wissen wollte, was zum Teufel in den letzten Tagen mit mir los war. Aber ich musste mich umziehen, in meinem derzeitigen Aufzug würde ich in den schäbigen Ecken der Stadt zu sehr auffallen. Mir blieb also keine andere Wahl.

Der Geruch von teurem Whiskey und kubanischen Zigarren schlug mir entgegen, sobald ich die Tür aufstieß. Die Vorhänge waren zugezogen, das Licht gedämpft, die Musik laut. Es war so verqualmt, dass man den Kronleuchter, der von der Decke hing, fast nicht erkennen konnte. So war es wohl für Aiden, Micah, Steve und die drei Mädels, die sich um den Pokertisch in der Mitte des Raumes scharten, leichter zu vergessen, dass es noch nicht einmal sechs Uhr und draußen helllichter Tag war.

Das Mädchen mit den dunkelsten Haaren sah mich als Erste und rief aufgeregt: »Logan! Da bist du ja!«

Ich unterdrückte ein Stöhnen. Chelsea. Die hatte mir gerade noch gefehlt. Sie hatte letzten Sonntag nackt in meinem Bett gelegen. Uneingeladen. Ich war ganz sicher kein Heiliger, aber Frauen, die in mein Apartment einbrachen und dann nackt von mir verlangten, meinem Ruf gerecht zu werden, waren selbst mir zu viel. Also ignorierte ich sie nur, nickte den anderen zur Begrüßung kurz zu und warf dann die Tür hinter mir ins Schloss.

»Alter, du verpasst die Partie meines Lebens«, meinte Micah, der einen beträchtlichen Stapel Chips vor sich stehen hatte.

»Du bist spät dran«, rief Aiden und grinste mich breit an. Er hatte sich auf dem Stuhl so weit zurückgelehnt, dass er nur noch auf zwei Beinen balancierte.

»Macht den Mist leiser«, sagte ich nur. Ich sagte das zu niemand Bestimmtem, trotzdem wurde innerhalb von Sekunden die Musik heruntergedreht. Es war meine besondere Fähigkeit, Dinge geschehen zu lassen, ohne einen Finger zu rühren. Meinen besten Freund zum Schweigen zu bringen, gehörte jedoch leider nicht dazu.

»Oh, da ist aber jemand schlecht gelaunt. Ist deine Krone verrutscht, Logan?«

»Wenn du nicht aufpasst, Aiden, steckt meine Krone gleich an einem sehr ungemütlichen Ort«, erwiderte ich freundlich.

Aiden lachte leise, bevor er unbemerkt von allen eine einzelne Augenbraue hob. Die stumme, ehrliche Nachfrage, ob alles okay war.

Ich hob nur eine Schulter, was in etwa so viel hieß wie: »Keine Ahnung, will nicht drüber reden.« Was tatsächlich die Wahrheit war.

»Hör auf, wegen der Musik und deinem Krönchen zu jammern, und steig ein«, befahl mir Steve, der Dritte im Bunde, und deutete auf den freien Platz neben ihm. »Haben heute nur einen kleinen Pot. Kannst dich mit zweitausend einkaufen.«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein danke. Hab noch was vor.«

»Heißes Date?«, fragte er und warf ein paar Chips in die Mitte des Tisches.

Ich wünschte, es wäre so. »Nope.«

»Was dann?«

Ich verzichtete darauf, ihm zu antworten, und ging stattdessen an ihm vorbei zu meinem Zimmer.

Leider kam ich nicht weit.

»Logan!« Das Mädchen mit den langen, dunklen Haaren tauchte wie aus dem Nichts neben mir auf und lächelte mich breit an. »Ich hab auf dich gewartet.«

Ich warf Chelsea einen kurzen Blick zu und seufzte innerlich. Sie war nett, aber viel zu aufdringlich. Wie die meisten Leute, mit denen ich es tagtäglich zu tun hatte. Ich hatte mit den Jahren gelernt, dass ein einfaches Nein oft nicht genügte, wenn man den Nachnamen Maxx trug. Letztendlich gab es nur zwei Dinge, die bei anhänglichen Menschen halfen. Entweder ich ignorierte sie. Oder ich fuhr drastischere Mittel auf und war ein Arschloch zu ihnen.

»Hast du das?«, fragte ich kühl.

»Ja«, sagte sie leise und hob eine Augenbraue. »Ich dachte, wir könnten da weitermachen, wo wir letztes Wochenende aufgehört haben.«

Ich verengte die Augen. So konnte man es natürlich auch formulieren. Denn nachdem ich sie nackt in meinem Bett vorgefunden hatte, hatte ich sie direkt rausgeschmissen. Da war absolut nichts gelaufen, was wir heute fortsetzen könnten. »Hm«, machte ich deswegen nur.

»Du weißt schon«, fuhr sie fort und ließ ihre Stimme absichtlich rauchig werden. »Ich. Du. Kerzenschein. Schokoladensoße und Erdbeeren …«

Ich schnaubte bei der Erinnerung daran. Ihretwegen hatte ich mein Bettlaken wegschmeißen müssen! »Das wird nichts, sorry.« Ich schüttelte ihre Hand ab, die sich auf meine Schulter geschlichen hatte.

Eine Augenbraue wanderte nach oben, bevor sie die Hände in die Seiten stemmte. »Ist das dein Ernst? Weißt du, sie haben mich alle vor dir gewarnt. Logan schläft mit dir und guckt dich am nächsten Tag nicht mehr an! Lass die Finger von ihm! Aber ich dachte mir: Nein, so ein großes Arschloch, wie alle immer behaupten, kann er nicht sein.«

Mein Kiefer spannte sich an. »Wir haben nicht miteinander geschlafen.«

»Aber so gut wie!«, widersprach sie.

»Nein«, sagte ich hart. »Nur, weil eine Partei ungefragt nackt im Bett wartet, heißt das nicht, dass man so gut wie Sex hatte!« Großer Gott, ich hatte da heute keinen Nerv für.

»Na ja, aber du hast behauptet, es läge nur daran, dass du nicht in Stimmung wärst. Außerdem hast du gesagt, dass ich das Hübscheste wäre, was du seit Aidens Touchdown im Finale letztes Jahr gesehen hast. Bedeutet das denn gar nichts?«

Ich rieb mir über die Augen. Shit. Das hatte ich jetzt davon, wenn ich versuchte, nett zu sein. Aber so kam ich bei ihr offenbar nicht weiter. Zeit, auf die drastischere Methode zurückzugreifen. »Mann, ich sollte wirklich aufhören, so viel zu trinken und zu rauchen, wenn mir dann so lächerliche Sachen rausrutschen.«

»Was?«, fragte sie sichtlich gekränkt.

»Nun, ich war offensichtlich high«, erklärte ich geduldig.

Einige Sekunden lang starrte sie mich mit offenem Mund und aufgerissenen Augen an … dann fing sie an zu lachen. »Ich wusste, dass du mich nur verarschst. Du hast nicht wirklich vergessen, was du zu mir gesagt hast, oder? Gott, du bist witzig, Logan.«

Nein, war ich nicht. Ehrlich gesagt war ich immer wieder überrascht, wie abweisend ich tatsächlich werden konnte, bevor mir jemand erklärte, dass ich zu weit ging. Meistens war es dann auch nur Aiden, der mir leise zumurmelte: »Mann, dein Arschloch-Barometer schlägt heute aber ins Unendliche aus. Schau dir mal ein paar Regenbögen an, bevor du das nächste Mal den Mund aufmachst.« Tatsächlich waren er, sein jüngerer Bruder Micah und Steve die Einzigen an dieser Uni, die es wagten, mir die Wahrheit ungeschönt ins Gesicht zu sagen.

Und das war wirklich traurig für die Menschheit. Nicht zu vergessen auch ein wenig traurig für mich. Denn großer Gott, es war anstrengend! Von jedem Kerl und Mädchen im Flur angelächelt oder gar angegraben zu werden. Ständig gesagt zu bekommen, wie fantastisch und intelligent und gut aussehend ich doch sei – und zu wissen, dass ein Drittel meiner Bewunderer mich anlog oder nur wegen meinem Namen und Aussehen was von mir wollte. Sie konnten mich nicht alle mögen. Das war schlichtweg unmöglich! Denn ich war weder nett noch sonderlich höflich und beizeiten etwas respektloser, als mir lieb war. Und ja, mein Ruf als kaltherziger Mistkerl kam nicht von irgendwoher.

Aber zur Hölle, es war bei Weitem besser, als ständig freundlich zu lächeln, wenn mir jemand auf die Pelle rückte, und mich für die geheuchelten Komplimente zu bedanken! Und wenn ich schon von allen Seiten bedrängt wurde, dann konnte ich zumindest etwas Spaß haben. Doch mein Arschloch-Barometer für heute war tatsächlich auf Anschlag.

»Hör mal«, sagte ich trotz allem bemüht ruhig und sah Chelsea in die Augen. »Ich hab mich sehr geschmeichelt gefühlt, als du mich nackt im Bett überrascht hast. Auch wenn es sehr übergriffig von dir war. Aber ich bin nicht interessiert. Es ist nicht deine Schuld, es ist meine. Ich bin deiner emotionalen Reife nicht gewachsen.«

Perplex öffnete sie den Mund. »Aber …«

»Lass uns einfach Freunde sein, ja?«, schlug ich vor, drehte sie an den Schultern und schubste sie in Richtung Pokertisch, bevor ich die große Eichentür zu meinem Zimmer öffnete und sie hinter mir schloss. Ich drehte den Schlüssel und war froh, dass die Wände so dick waren, dass ich die Hip-Hop-Musik kaum noch hörte.

Ich warf mein Handy, das zum gefühlt hundertsten Mal an diesem Tag vibrierte, auf das große Polsterbett zu meiner Rechten, legte die einzelne Schraube, die ich auf dem Vorplatz des Maxx Media Towers gefunden hatte, zu meinen anderen auf den Schreibtisch und zog mir die Krawatte über den Kopf. Gott, ich hasste dieses Teil inbrünstig.

Ich ließ das weiße Hemd folgen und rollte erleichtert den Nacken. Merkwürdig, wie Kleidung einem das Gefühl geben konnte, gefangen zu sein. Mehr als jeder geschlossene Raum. Ich durchquerte das Zimmer, um mir T-Shirt und Jeans aus dem Schrank zu ziehen, während mein Telefon beinahe vom Bett fiel, weil es so heftig vibrierte.

»Mom« leuchtete auf, und ich verzog das Gesicht. Shit. Das war der dritte Anruf heute. Ich sollte besser drangehen, bevor sie noch auf die Idee kam, persönlich hier vorbeizuschauen.

Seufzend machte ich kehrt, ließ mich auf die Matratze sinken und hob ab. »Hey, Mom«, sagte ich und strich mir die Haare aus der Stirn. »Was gibt’s?«

»Hallo, Schatz. Ich hab den ganzen Tag versucht, dich zu erreichen. Dein Vater meinte, er hatte dasselbe Problem. Stimmt was mit deinem Telefon nicht? Oder mit deinen Ohren?«

Mit dem Telefon und meinen Ohren war alles in Ordnung. Mit dem Rest meines Lebens … Schwierig.

»Sorry, war beschäftigt«, gab ich zurück, auch wenn die Worte bitter schmeckten. »Du weißt schon. Es ist die erste Woche des Senior Years. Ich muss sehr viel Zeug erledigen.« Das war nicht einmal gelogen. Obwohl ich all dieses Zeug guten Gewissens vernachlässigte.

»Ach, ich verstehe. Du bist so beschäftigt, dass du keine Zeit mehr für deinen Vater und mich hast.« Ihre Stimme klang gespielt ernst. »Der Prince of Golden Heights ist sich zu schade, um in sein Schloss zurückzukehren.«

Ich lächelte müde, obwohl ich bei ihren Worten einen kleinen Stich in der Brust verspürte. »Genau das – und wo zur Hölle hast du diesen Namen aufgeschnappt?« Schlimm genug, dass Aiden ihn mir gegeben und dann erfolgreich verbreitet hatte.

»Ich bin nicht so alt und unwissend, wie du vielleicht glauben magst«, sagte sie missbilligend, doch sie klang amüsiert. »Und, Logan, ich verstehe, dass es ein stressiges und aufregendes Jahr für dich wird – aber ich hatte gehofft, dass du dennoch morgen Abend zum Dinner kommen könntest. Letzte Woche warst du ja auch schon nicht da. Wir haben wirklich schon viel zu lange nichts mehr von dir gehört.«

Ich presste die Lippen aufeinander. O doch, ich war da gewesen. Und ich hatte genug gehört.

»Morgen schaff ich nicht«, log ich und rieb mir den Nacken, der sich anfühlte, als würde ein Elefant darauf hocken. Ich hasste es, dass es so war. Die Beziehung zu meiner Mutter war immer erleichternd einfach gewesen, gerade im Kontrast zu dem Verhältnis zu meinem Vater. Doch der letzte Freitagabend hatte alles … in Schieflage gebracht. Und ich war mir nicht sicher, ob meine Mom das, was ich gehört hatte, wieder geraderücken konnte.

»Okay, dann Montag?«

»Nein«, erwiderte ich und zwang mich zur Ruhe. »Aber ich komm in zwei Wochen zu der Feier bei Maxx Industries.« Mein Vater hatte darauf bestanden. Ich müsse das Unternehmen, in das ich nächstes Jahr komplett einsteigen würde, schließlich endlich besser kennenlernen. Als bräuchte ich noch eine Erinnerung daran, dass mein Leben, wenn es nach meinem Dad ging, in zwölf Monaten nicht mehr mir gehören würde.

»Ah, okay. Na, das ist wenigstens etwas«, sagte sie besänftigt. »Obwohl diese steifen Feiern bei Maxx Industries ja immer eine Tortur sind.«

Meine Mundwinkel zuckten. Meine Mutter wollte so wenig mit der Arbeit meines Vaters zu tun haben wie nur möglich. Sie war lange Fernsehreporterin gewesen und hatte Dad kennengelernt, als sie einen Beitrag über seine beeindruckende Arbeit hatte schreiben sollen. Doch jetzt machte sie nur noch ab und zu ein paar Beiträge fürs Frühstücksfernsehen und genoss ansonsten ihren verfrühten Ruhestand. »Geht es dir denn sonst gut, Logan?«

»Klar«, erwiderte ich.

»Ja? Hast du vielleicht jemanden kennengelernt?«

Ich unterdrückte ein genervtes Stöhnen, doch ganz konnte ich es trotzdem nicht aus meiner Stimme raushalten. »Mom …«

»Na, ich meine ja nur. Du hast noch nie jemanden mit nach Hause gebracht.«

Ja, und wenn es nach mir ginge, würde sich das die nächsten fünf bis fünfzig Jahre auch nicht ändern. »Mir geht es gut. Ich hab viel zu tun. Ich hab niemanden kennengelernt.«

Sie seufzte melodramatisch auf. »Na schön. Ich sehe schon. Ich nerve dich. Dann bis spätestens übernächste Woche, ja? Dein Vater und ich freuen uns, dich zu sehen.«

»Mhm«, machte ich lediglich, bevor ich mich verabschiedete und auflegte. Ich ließ das Telefon sinken, kratzte mich an der Brust und ließ mich rücklings auf die Matratze fallen.

Ich war es gewöhnt, angelogen zu werden. Niemand, außer meinen wenigen engen Freunden, war wirklich ehrlich zu mir. Alle sagten sie nur die Dinge, von denen sie glaubten, dass ich sie hören wollte. Damit hatte ich mich abgefunden. All die fremden Leute, die mir von Angesicht zu Angesicht Komplimente machten, während sie hinter meinem Rücken darüber herzogen, was für ein arroganter Mistkerl ich war, interessierten mich nicht.

Meine Eltern schon. Bisher war ich immer davon ausgegangen, dass meine Mutter mich nie anlügen würde und dass mein Vater mich zumindest genug respektierte, um ehrlich zu mir zu sein. Immerhin sagte er mir regelmäßig, wie unzufrieden er mit mir und meinem Verhalten war. Nicht in hundert Jahren wäre ich auf die Idee gekommen, dass er und meine Mom mich hinters Licht führen könnten.

Doch ich hatte mich bei beiden geirrt.

Ich knackte mit dem Kiefer und atmete tief durch. Gott, ich war erbärmlich. Wütend auf mich selbst richtete ich mich wieder auf und ging zum Schrank, um ein schwarzes T-Shirt hervorzuziehen.

Ich musste mich auf meinen Plan konzentrieren. Mein Vater behauptete gern, dass ich unfähig war, etwas zu Ende zu bringen, und nichts in meinem Leben ernst nahm … aber da würde ich ihn enttäuschen müssen. Denn er lag falsch. Ich hatte nur noch nie die richtige Motivation gehabt.

Meine Gedanken wanderten zurück zu dem Mädchen mit dem Marmorgesicht. Zu ihren großen, kühlen Augen, dem kontrollierten Blick … und instinktiv fragte ich mich, ob sie wohl immer so kontrolliert war. Was es brauchte, damit sie die Kontrolle verlor.

Ich schob die Frage beiseite und konzentrierte mich wieder auf den nächsten Schritt meines Plans. Ich hatte die Namen auf den Ausweisen, die aus ihrer Tasche gefallen waren, nicht lesen können. Aber eines war hervorgestochen: Golden Community College. Ein Ausweis für eine Uni am Rande der Stadt, bei dem wirklich niemand sich die Mühe machen würde, ihn zu fälschen. Ich ging also fest davon aus, dass sie tatsächlich dort studierte – und ich würde dem Loch von Bildungseinrichtung wohl mal einen Besuch abstatten müssen.

»Nun, Debbie Lancaster«, murmelte ich. »Zeit, herauszufinden, wer du bist und was du kannst.«

4

Lexie

Es war warm und stickig im Hörsaal, und ich musste aktiv dagegen ankämpfen, einfach einzunicken.

Ich hatte gestern eine Nachtschicht eingelegt, um die Ausweise fertig zu bekommen, die ich heute Mittag an die Kunden verteilt hatte, und meine Augen fühlten sich inzwischen an, als hätte jemand mit einem Streichholz darin rumgestochert. Einem entflammten Streichholz. Die Aussicht darauf, gleich noch ins Blue Mate zu müssen, um Bier auszuschenken, war nicht gerade verlockend, aber ich hatte Ty geschrieben, dass ich kommen würde … Also würde ich auch kommen.

Ich bin verlässlich. Ich lasse meine Familie nicht im Stich. Ich bin besser als mein Vater. Das war mein Lebensmotto.

Ich blinzelte mir die Müdigkeit aus den Augen und konzentrierte mich wieder auf die Power-Point, die an die Wand geworfen wurde. Es gab nur wenige, die sich Kosten- und Leistungsrechnung 2 antaten, deshalb saßen nur noch zehn weitere Studierende mit mir im Hörsaal, die allesamt ihre Nase tief über die Collegeblöcke gebeugt hatten, während sie versuchten, Professor Ross’ Worten zu folgen.

BWL war nicht sonderlich spannend. Aber es war einer der Studiengänge, der die bestmögliche Aussicht auf einen festen, gut bezahlten Job bot – und das war zurzeit mein wichtigstes Lebensziel. Alles, was ich tat, war nur Mittel zum Zweck, um dieses Studium beenden und neu anfangen zu können. Das war ein fantastischer Motivator. Durch eine Prüfung zu fallen, war keine Option. Ich hatte weder das Geld noch die Zeit, länger als nötig für meinen Abschluss zu brauchen, und momentan sah es im Grunde gut aus. Aber ich konnte nicht Vollzeit studieren und gleichzeitig auf legalem Wege genug Geld für die Studienkosten verdienen. Ein Darlehen konnte ich auch nicht beantragen, denn dann würde mein Name im Bankensystem auftauchen, und das würde es allen Leuten, die nach Ty und mir suchten, erleichtern, uns zu finden. Aber in zwei Jahren sollte alles vorbei sein. Wenn bis dahin nichts Schlimmes passierte …

»Mann, ist das ein Loch. Wie kannst du hier etwas lernen, wenn du die ganze Zeit Angst davor haben musst, dass die Decke einstürzt?«

Ich zuckte zusammen, und mein Kopf ruckte so schnell herum, dass mein Nacken knackte. Logan Maxx saß neben mir. Er hatte die langen Beine ausgestreckt, sodass sein Oberschenkel meinen streifte, und den Blick nach vorn gerichtet.

Ich war ja geübt darin, meine Emotionen nicht zu zeigen, aber selbst ich konnte meine Überraschung in diesem Moment nicht gänzlich verbergen. »Was …?«

»Entspann dich«, murmelte er dunkel und verschränkte die Hände hinter seinem Kopf. »Ich bin nicht hier, um dich zu verpfeifen. Die Polizei wird nicht gleich den Raum stürmen. Dein sogenanntes Geheimnis ist weiter dein Geheimnis.«

Ich schluckte und umklammerte den Kugelschreiber in meiner Hand fester. Es war egal, was er sagte. Mein Herz klopfte dennoch heftig in meiner Brust, und meine Nackenhaare stellten sich auf. Doch ich durfte nicht in Panik ausbrechen. Ich musste ruhig und gelassen bleiben. Durfte nicht zeigen, dass ich wütend und erschrocken war. Also stieß ich mit dem Knie gegen seines. Wich nicht vor der Berührung zurück.

»Ich habe keine Ahnung, wovon du redest«, sagte ich leise und warf einen schnellen Blick zu Professor Ross, der zum Glück nicht auf uns achtete.

»Ich glaube schon«, erwiderte er ruhig, und seine dunkle, selbstsichere Stimme kroch in meine Kleidung. Hinterließ eine Gänsehaut auf meinem Körper. »Und wenn du es weiter leugnest, werde ich gleich laut den Professor fragen, ob er gern einen gefälschten Ausweis von dir hätte.«

Ich biss die Zähne aufeinander, und meine Schultern spannten sich an, während ich die Hitze seines Beins deutlich durch den Stoff meiner Jeans spürte. »Schön«, zischte ich feindselig. Was blieb mir auch anderes übrig, als zu kapitulieren? »Woher wusstest du, wo ich bin?«

Na gut, ein wenig Wut zu zeigen, war okay. Denn verdammt, wenn er mich finden konnte, wie leicht war es dann für andere?

»Einer der Ausweise, die du hast fallen lassen, war von dem College hier. Obwohl es den Namen fast nicht verdient. Mülltonne passt besser. Aber ich dachte, ich versuche mal mein Glück. Hatte gehofft, dass du hier etwas offener für ein Gespräch sein würdest als an der GHU.«

Mein Magen rutschte zwei Stockwerke tiefer. »Du hast mich absichtlich umgerannt«, stellte ich tonlos fest.

»Es gibt wenige Dinge, die ich nicht mit Absicht tue«, meinte er schulterzuckend. »Das Leben ist zu kurz für Zufälle.«

Tief atmete ich durch und warf ihm einen Seitenblick zu. Ich wusste nicht, was ich von ihm halten sollte. Warum hatte Logan Maxx überhaupt Interesse an mir? Er war reicher als Gott. Leute wie er würdigten mich normalerweise keines zweiten Blickes, und das war auch gut so. Ich biss mir auf die Unterlippe und sah erneut zu ihm hinüber.