Unter dem Aequator - Friedrich Gerstäcker - E-Book

Unter dem Aequator E-Book

Friedrich Gerstäcker

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Beschreibung

In ihrer Verzweiflung willigt die plötzlich verarmte Hedwig ein, einen ihr vollkommen fremden Mann in Batavia zu heiraten, nachdem auch noch ihre Verlobung geplatzt ist - natürlich durch ihre veränderten Vermögensverhältnisse. Sie gerät auf Java in einen Strudel turbulenter Ereignisse, aus der es dann jedoch für sie eine unerwartete Rettung gibt. Friedrich Gerstäcker hat hier einen Gesellschaftsroman geschrieben, der uns das Leben in der Kolonie auf vielfältige Weise schildert, uns das Leben der damaligen Zeit näher bringt, so, wie er es während seines Aufenthaltes auf Java selbst kennengelernt hatte.

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Friedrich Gerstäcker

Unter dem Aequator

Javanisches Sittenbild

Volks- und Familien-Ausgabe Band Drei

der Ausgabe Hermann Costenoble, Jena

Friedrich-Gerstäcker-Gesellschaft e.V., Braunschweig

Ungekürzte Ausgabe nach der von Friedrich Gerstäcker für die Gesammelten Schriften, H. Costenoble Verlag, Jena, eingerichteten Ausgabe „letzter Hand“, herausgegeben von Thomas Ostwald für die Friedrich-Gerstäcker-Gesellschaft e.V., Braunschweig

Unterstützt durch die Richard-Borek-Stiftung und die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, beide Braunschweig Friedrich-Gerstäcker-Gesellschaft e.V. u. Edition Corsar Braunschweig. Geschäftsstelle Am Uhlenbusch 17

38108 Braunschweig

Alle Rechte vorbehalten. © 2005 / 2024

1.

In Cramat - einer der reizenden Vorstädte Batavias, war eine Anzahl von jungen Leuten auf dem Erbe1 eines ihrer Gesellschaft versammelt, um dort einen fröhlichen Abend zu verbringen. Leopold van Roeken feierte heute seinen fünfundzwanzigsten Geburtstag und hatte nicht allein beschlossen, sein erstes Viertel vom Jahrhundert in würdiger Weise zu verlassen, sondern auch das zweite auf gleiche Art - und keineswegs nüchtern - anzutreten. Passende und willkommene Gesellschaft fand er dazu leicht. Es waren, außer seinem eigenen Compagnon, einem Deutschen - lauter junge holländische Kaufleute, neun an der Zahl, theils eigene Geschäfte Betreibende, theils Buchhalter der großartigen Maatchappey2, und schon um den reichbesetzten Tisch geschaart, sprudelte der fröhliche Humor der Versammelten mit den fliegenden Champagnerpropfen lustig in's Freie.

Der Holländer hat darin volle Aehnlichkeit mit dem Deutschen, seinem halben Landsmann, daß er bei dem Essen gern und viel spricht. Er verzehrt dadurch die Speisen nicht so rasch und verdaut besser, indeß der Amerikaner, als scharfer Contrast, während der Mahlzeit kein Wort mit dem Nach/6/bar wechselt und die Speisen so rasch als möglich hinunterschlingt. Time is money, denkt er dabei, was liegt ihm an dem Körper, den er ja doch nur dazu benutzt, Geld - immer nur Geld zu verdienen. Der Holländer verdient eben so gern Geld wie er, aber er thut es auf vernünftigere Weise. Wir leben nur einmal, und er will, während er lebt, auch genießen. Wo das mit Maß geschieht, ist er im vollen Recht, und Unmäßigkeit bildet überhaupt kein hervorstechendes Laster der Niederländer.

Zahlreiche malayische Diener umgaben die Tafel, jeden Wunsch der Gäste rasch zu befriedigen, und als man die warmen Speisen beendet hatte, trugen sie Massen der herrlichsten Früchte herein, denn Java wird darin von keinem Lande der Welt übertroffen. Die Insel selber erzeugt schon eine große Zahl ihr eigenthümlicher wilder und delicater Früchte, und was außerdem andere Tropenländer Köstliches darin boten, wurde ebenfalls hierher verpflanzt und gedieh vortrefflich. So lag hier, neben der Perle aller Früchte, dem Mangustan-Apfel, die saftige Ananas, mit denen im Innern weite Flächen bepflanzt stehen; - die brasilianische Butterbirne, deren markartiges Fleisch eben so gut mit Salz, wie mit Madeira und Zucker zu einem crème angerührt, vortrefflich schmeckt; ferner die Manga und Pompelmuß, eine riesige Orange; ja das Hochland hatte heute selbst seine Erdbeeren liefern müssen, und der in Eis gekühlte Wein wurde mit dem Saft der Cocosnüsse zu einem wunderbar erfrischenden Getränk gemischt.

Das Mahl hatte sich indessen länger als gewöhnlich hingezogen, und mit der Beendigung desselben brach auch schon die Dämmerung herein - diese frühe Dämmerung der Tropen, die den heißen Tag kürzt und mit ihren kühlen Lüften den ermatteten Körper stärkt und kräftigt. Ueberdies dürfen wir Nordländer uns die Hitze unter dem Aequator nicht zu drückend vorstellen, und so sonderbar es klingt, ist es doch gar nicht selten bei uns heißer, als dort. Viel zur Milderung trägt schon die kürzere Zeit der Sommertage bei. Die Sonne geht regelmäßig in den Tropen um sechs Uhr auf und unter, im ganzen Jahre nur um wenige Minuten differirend - /7/ steigt also nie vor acht Uhr über den Dunstkreis herauf und hat um halb fünf Uhr Abends schon wieder ihre größte Kraft verloren. Ferner sind die dortigen Wohnungen alle so gebaut, Kühle zu verbreiten und dem Luftzug freien Durchgang zu lassen, während unsere Häuser gerade im Gegentheil darauf berechnet sein müssen, dem langen Winter Trotz zu bieten. Die wahrhaft heißen und endlosen Tage, wo die Sonne Morgens um fünf Uhr schon hoch am Himmel steht und um sieben Uhr Abends fast noch ihre volle Kraft hat, finden uns deshalb auf nichts vorbereitet, was uns Kühlung bieten könnte. Fast verschmachtend, denken wir mit Schaudern an die Unglücklichen, die jetzt auch noch unter dem Aequator leben müssen, während wir hoch im Norden beinahe verbrennen, und wie würden wir diese „Unglücklichen" beneiden, könnten wir sie zu solcher Stunde unter ihrem kühlen Porticus, im Schatten dichter Fruchthaine, von der kühlen Seeluft angefächelt, sitzen sehen.

Es war sechs Uhr Abends, eben neigte sich die Sonne im Westen hinter den hochstämmigen Palmenkronen und riesigen Waringhis3, und bequeme luftige chinesische Rohrstühle waren von den geschäftigen Malayen hinaus in die von hohen Säulen getragene Vorhalle geschafft worden, den weißen Tuwans4 die Aussicht auf die vor ihnen liegenden Gärten zu gestatten, die einen wahrhaft paradiesischen Anblick boten. Dort wurde der Kaffee servirt, und während ein paar junge Burschen Manila- und Havana-Cigarren umherreichten, liefen Andere mit den aus Cocosbast gedrehten brennenden Lunten hinterdrein. Zwei und zwei der Gäste hatten jedesmal ein kleines Tischchen zwischen sich, auf dem die Tassen standen, und behaglich auf den mit Schiebern versehenen Stühlen aus/8/gestreckt, lagen die jungen Leute, bliesen den Dampf in die aromatisch duftende Welt hinaus, und plauderten und erzählten sich Anekdoten. Die Malayen aber, die horchend dabeisaßen und die holländische Sprache nicht verstanden, sahen sich jedesmal, sobald irgend eine gute Anekdote schallendes Gelächter hervorrief, mit breitem Grinsen von der Seite an, und zeigten jeder zwei Reihen, vom Sirihkauen braungelb gefärbter Zähne. Aber ihre Ruhe dauerte nicht lange - „api!"5 rief es bald von dieser, bald von jener Seite, wenn eine oder die andere der Cigarren beim Erzählen ausgegangen war, und wie der Blitz fuhren dann die Burschen herum und, ihre Lunten anblasend, in die Höhe, das Geforderte so rasch als möglich darzubieten.

„Eigentlich kann man's hier in Indien aushalten," sagte ein kleines, zusammengedrücktes und etwas verwachsenes Männchen, mit lockigem dunkeln Haar und ein paar kleinen grauen lebendigen Augen - er war einer der ersten Buchhalter der Maatchappey - „verdoam my, Roeken, Ihr habt eins der hübschesten Erbe hier in ganz Cramat, so hübsche Plätze hier überall herumliegen; Eins aber fehlt Euch doch noch, und wenn Ihr meinem Rathe folgt, macht Ihr bald Anstalt, das herbeizuschaffen."

„Und das wäre?" frug das Geburtstagskind.

„Eine Frau," sagte Heffken, der Kleine, während die Anderen lachten und riefen:

„Ja, ja - Heffken hat Recht - Roeken muß heirathen, Roeken muß heirathen."

„Zum Henker auch, Mann," nahm der Buchhalter das Gespräch wieder auf, „Ihr habt jetzt Euer eigenes Geschäft, verdient ein prächtiges Geld und könntet leben wie der Hase im Klee, wenn Ihr Euch hier eben eine freundliche Heimath schafftet und Euch nicht mehr mit den verdammten rothen Halunken herumzuquälen brauchtet. Ein Commis oder ein Buchhalter ja - ich habe nichts dagegen, der mag ledig bleiben und sich so behelfen, aber ein Principal m u ß heira-/9/then - wie können auch sonst seine Commis Respect vor ihm haben."

„Waarachtig niet, Heffken," lachte aber van Roeken, „von einem M u ß kann hier gar keine Rede sein, da noch dazu in ganz Batavia Keine ist, die ich heirathen könnte oder - möchte."

„Hoho!" rief der kleine Buchhalter erstaunt aus - „wollte ich mich doch selbst getrauen, in Batavia eine passende Frau zu finden; also Bescheidenheit kann das nicht sein - oder ist es Hochmuth? - Da wüßte ich dem gestrengen Herrn doch noch ein paar zu nennen, wo selbst er die Finger ablassen sollte. - Api!"

Der ihm nächste Bursche glitt zwischen zwei Lehnstühlen und unter dem kleinen Tische hin, um den Rufenden recht bald zu erreichen, und hob die Lunte zu ihm empor, und van Roeken rief mit dem Kopfe schüttelnd:

„So hoch hinaus will ich gar nicht, Heffken, und mit viel Geringerem wäre ich zufrieden, aber Ihr müßt bedenken, daß ich noch nicht so lange hier in der Colonie bin, und das alte Land deshalb auch noch nicht so weit vergessen habe, mich schon ganz und vollkommen in ein indisches Familienleben hineinzufinden. Ueberdies, wenn ich einmal heirathe, thue ich es meiner Bequemlichkeit wegen, und dann will ich auch eine Frau haben, die sich mir ganz und mit voller Seele hingiebt."

„Nun, Du sollst sagen, daß Du noch nicht Indier wärst," rief ein Anderer der Gäste, sich behaglich in seinem langausgezogenen Lehnstuhl dehnend, „bis auf's Mark hinein hast Du die hiesige Luft eingesogen, und das Gescheiteste, was Du thun könntest, wäre, Du nähmst Dir einfach eine Liplap.6 Ihr würdet ein capitales Paar zusammen geben."

„Danke Dir," sagte van Roeken trocken, „die Liplap-Damen wären die Letzten nach meinem Geschmack. In der Ju/10/gend ja, aber wie lange dauert's, und man hat einen dicken Fleischklumpen im Haus, der aus seinem Lehnstuhl nur dann und wann einmal aufsteht, um die Dienstboten zu prügeln."

„Wenn Dich Mevrouw Wattlingen hörte, drehte sie Dir den Hals um," lachte Wagner, van Roeken's Compagnon, indem er sich eine frische Cigarre nahm, „api! sapáda!7 zum Henker auch, schläft denn die ganze Gesellschaft?"

Die Malayen schossen mit ihren Lunten von allen Seiten vor, und Wagner, von einem derselben das Feuer nehmend, ohne die anderen eines Blickes zu würdigen, fuhr fort: „Es ist überhaupt eine falsche Idee, zu glauben, daß Dir hier in Indien eine Frau - nämlich eine im Lande e r z o g e n e Frau, irgend eine Bequemlichkeit im Hause bereiten würde. Das müssen Dir doch die Dienstboten thun. Willst Du es besser haben, bleibt Dir nichts Anderes übrig, als selber nach Europa hinüberzugehen und Dir eine Frau dort auszusuchen."

„Daß das jetzt nicht geht, weißt Du selber am besten," sagte van Roeken, „und es kann noch Jahre dauern, bis ich im Stande wäre, das Geschäft so lange zu verlassen."

„Dann gieb m i r den Auftrag," lachte Keurhuis, ein junger Mann von kaum dreiundzwanzig Jahren, „ich gehe mit /11/ der nächsten Mail nach Holland, um mir selber eine Frau zu holen, und bringe Dir gleich eine mit."

„Du wärst der Letzte, dem ich die Wahl anvertrauen möchte," sagte van Roeken, „denn die Beste behieltest Du doch für Dich selber."

„Dann macht's wie der Missionär auf Celebes," rief Bylderheer, ein Anderer der Gesellschaft, der längere Zeit in einem Celebes-Handlungshause conditionirt hatte und erst seit einigen Monaten von dort zurückgekehrt war.

„Und wie hat es der gemacht?" frug van Roeken.

„Ganz einfach dem Board der Missionäre in England Auftrag gegeben, ihm eine passende Frau herüberzuschicken."

„Und das ist geschehen?"

„Geschehen? allerdings. Mit dem nächsten Schiff schon traf seine Braut ein, ein liebes, prächtiges Mädchen, einfach und bescheiden, nur ein bischen schwärmerisch-fromm, was aber für den Mann vortrefflich paßte."

„Und nach acht Tagen werden sie Beide wünschen, daß sie einander nie gesehen hätten," sagte Wagner.

„Bitte um Verzeihung," rief Bylderheer. „Die beiden Leute sind jetzt sechs Monate mit einander verheirathet, und leben so glücklich, wie nur ein paar Eheleute leben können. Zufällig habe ich gerade heut Abend mit einer von dort eingetroffenen Prau8 Briefe bekommen, worin mir Ballenheg, unser Commissionär, der mit dem Engländer genau bekannt ist, über die Beiden schreibt. - Aber bei Euch, Roeken, kann man keinen Brief lesen; es ist ja stockfinster geworden."

„Wahrhaftig!" rief van Roeken aus - „der Abend war aber so wundervoll und ich hatte gar nicht darauf geachtet. - He, Licht da, und ein bischen rasch; wie wär's, meine Herren, wenn wir heut Abend k e i n e n Thee tränken, sondern eine Bowle machten? Es ist kühl genug, ein Glas zu vertragen, und morgen überhaupt Sonntag, wo wir ausschlafen können."

„Vortrefflich, vortrefflich!" jubelten ihm die Anderen zu. „Eine Bowle! den Tag würdig zu beschließen." /12/

„Ich bitte aber um eine Tasse Thee," sagte Wagner, „mit Euren Bowlen bleibt mir zu Haus; ich habe es einmal versucht und nicht wieder."

„Wer Thee trinken will, kann es ja immer thun," sagte der Wirth, während die Malayen beschäftigt waren, die sechs im Portico hängenden Astrallampen anzuzünden. „Einem fröhlichen Abend aber gehört die Bowle und dann fehlte uns weiter nichts, als daß wir uns noch von Meester Cornelis einen Rongging9 kommen ließen."

„Damit morgen in ganz Batavia die Nachricht die Runde machte, die Firma Wagner und van Roeken hätte Orgien gehalten," sagte der ruhigere Compagnon. „Wenn Ihr das thun wollt, dann geht lieber gleich an die Quelle zu Meester Cornelis selber, erlaubt mir aber, daß ich hier bleibe und meinen Thee allein trinke."

„Der alte Moralist," lachte Heffken, „aber hier geht es auf keinen Fall und diesmal hat er Recht. Die Nachbarschaft ist zu dicht, und rechts und links sollten wir bald neugierige Gesellschaft genug haben. Uebrigens bitte ich um die Erlaubniß, die Bowle zu brauen. Ich bin darin ein alter Prakticus."

„Zugestanden, zugestanden!" riefen die Uebrigen fröhlich aus.

„Und jetzt, da wir Licht haben, den Brief," sagte Bilderheer, das fragliche Schriftstück aus der Tasche ziehend; aber Niemand hatte mehr Geduld ihm zuzuhören.

„Oh laßt Eure langweilige Epistel," rief Heffken; „was geht denn uns das an, ob der englische Pfaffe auf Celebes glücklich oder unglücklich mit seiner Herzallerliebsten lebt. Für uns die Bowle, und ich bitte Euch um noch eine Eurer Cigarren, van Roeken. Diese Havana ist wahrhaftig vortrefflich - habe sie in meinem Leben nicht besser geraucht."

„Wo fahren denn diese Masse oarretas heute hin?" frug Wagner - „ich habe jetzt sieben hinter einander gezählt, die alle dort links hinüber bogen." /13/

„Zu van Romelaers," sagte van Roeken, „dort ist heut Empfangsabend, und wie ich höre, soll sogar Musik hinbestellt sein."

„Alle Teufel!" rief Heffken, „dann ist heut Abend auch Verlobung dorten; ich habe diesen Morgen auf dem Comptoir davon gehört. Das schöne Käthchen soll weggegeben werden."

„Unsinn," sagte van Roeken rasch - „wer hat das Märchen erfunden?"

„Märchen?" lachte Heffken, „Hauptmann Regterwyl wird Euch bald beweisen, daß nicht viel Märchenhaftes bei der ganzen Sache ist. - Verd - Roeken, war die kleine Käthe nicht auch eine von Euren Flammen?"

„Daß ich nicht wüßte," sagte van Roeken lachend, aber trotzdem wandte er sich vom Lichte ab, denn er fühlte, wie er bei der Nachricht die Farbe veränderte. Die zu besorgende Bowle gab ihm indessen leicht einen Vorwand sich zurück zu ziehen, und wie er, von einigen Malayen gefolgt, in das Haus ging, bog sich Keurhuis zu dem Buchhalter und flüsterte:

„Aber, Heffken, wußtet Ihr denn nicht, daß van Roeken einen Korb von der kleinen Romelaer bekommen hat?"

„Waarachtig niet" rief dieser überrascht aus, „kein Wort. - Deshalb wurde er so roth. Aber er muß doch schon vorher davon gehört haben, daß sie halb und halb mit dem Officier versprochen war."

„Wahrscheinlich nicht; - aber sprecht nicht so laut; Wagner braucht nichts davon zu hören. Laßt das Gespräch auch lieber fallen, wenn Roeken zurückkommt."

„Gewiß - gewiß," nickte der Buchhalter. „Dürfen ihn heute zu seinem Geburtstage nicht ärgern. Später ist immer noch Zeit, ihn damit zu necken."

„Er verträgt darin vielleicht nicht vielen Spaß."

„Bah, was will er machen," lachte Heffken still vor sich hin. - „Das ist also schon der zweite Korb, den er hier bekommen hat."

„Der zweite?"

„Des alten Rath Boderwend Tochter hat ihn auch ausgeschlagen."/14/

„Aber weshalb? - er ist jung und reich -"

„Und liederlich," - sagte Heffken. „Die Pariser Luft steckt ihm noch zu sehr in den Gliedern. Aber da ist er mit der Bowle. Jetzt kommt meine Arbeit, und nun sollt Ihr einmal sehen, was ich Euch zusammengießen werde."

Wagner, van Roeken's älterer Compagnon, war indessen aufgestanden und vorn an den Porticus getreten, wo er tief in Gedanken auf die wundervolle Scenerie vor sich hinausstarrte; und doch hätte diese wohl verdient, ihr volle und ungeteilte Aufmerksamkeit zu widmen. Es gab auf der Welt kaum ein reizenderes Bild, als das hier vor ihm ausgebreitete, und die indessen vollständig eingebrochene Nacht hatte seine Reize eher vermehrt, als vermindert. Vor dem breiten, nur aus einem Stockwerk bestehenden und von Säulen getragenen Gebäude dehnte sich ein mit gewürzigen Büschen und Fruchtbäumen bedeckter Garten aus, über den die hohen, federartigen Wipfel der Cocos- und Areka-Palmen im kühlen Luftzug rauschten und nur in der Mitte den Blick nach dem sternbesäeten, tief dunkelblauen Himmel frei ließen. Vor dem Garten zog sich der breite, von Hecken eingefaßte Weg hin, und zwischen zwei riesigen Waringhis konnte man durch das Buschwerk des gegenüberliegenden Gartens die ebenfalls hell erleuchtete Säulenhalle des vis-a- vis erkennen. - Dort war, wie hier, eine Gesellschaft versammelt; aber dort drüben wurde keine Junggesellenwirthschaft geführt, sondern elegant gekleidete Damen bewegten sich in den zu Tageshelle erleuchteten Räumen hin und her, und von den hohen, prachtvollen Bäumen eingefaßt, sah das Ganze aus, wie ein zierliches, künstlich gefertigtes lebendes Miniaturbild.

Hier und da glänzte Fackelschein durch die Nacht, mit dem Rollen vorbeifahrender Wagen. Jeder Wagen nämlich hat Abends ein oder zwei Malayen hinten aufstehen, die aus Bambus geschnitzte Fackeln, sogenannte obors, tragen und den Weg beleuchten. Gar wunderbar sieht das bei dem lebhaften Verkehr der Straßen Abends aus, und neben den flammenden Leuchten ziehen dabei kleine, oft nur glimmende Feuerbrände wie Glühwürmchen durch die Dunkelheit, da kein Ein/15/geborener, Javane oder Malaye und selbst Chinese, Nachts über den Weg gehen darf, ohne etwas Brennendes bei sich zu haben. Unheimlich aber zuckten zu gleicher Zeit dunkle große Körper durch die Nacht, mit geräuschlosem Flügelschlag vorüberschießend; es war der „Fliegende Hund", jene riesige Fledermaus von der Größe einer mäßigen Katze, der seine Lust um die hängenden Zweige der Waringhis trieb, und hier und da auch nach den Fackeln stieß, ohne ihnen jedoch recht nahe zu kommen. Selbst im Portico war das Thierleben, oft nur zu reichlich, vertreten. An den Wänden, sogar an der Decke hin liefen jene braunen geselligen Eidechsen, die erst mit den angezündeten Lampen zum Vorschein kommen und dort Jagd auf eingeschlafene Fliegen machen. Ein paar Mal kamen vom Garten aus schwerfällig ein paar Kröten die Stufen heraufgehüpft, und kehrten wieder um, als sie dort oben so unerwartet zahlreiche Gesellschaft fanden, und Tausende von fliegenden Ameisen flirrten um die Lichter her und fielen auf die Tische nieder. Niemand aber kehrte sich an das; es waren zu gewöhnliche Erscheinungen, sie nur auch noch mit einem Blicke zu beachten. Ueberdies interessirte sie Alle jetzt viel mehr die Bowle, mit der van Roeken in der Thür erschien, während ihm alle seine Malayen mit Flaschen, Zucker und Gewürzen folgten. Wie dann die Sachen auf dem Mitteltisch angelangt waren und Heffken sein Werk begonnen hatte, wurden rasch ein paar Spieltische arrangirt, um dem Abend auch nicht einen Augenblick Langeweile zu gönnen.

Die verschiedenen Partien hatten sich eben geordnet, als wüstes Geschrei von der Straße herübertönte und ein zweispänniger Wagen - eine sogenannte carrata - mit zwei Fackelträgern hintenauf, wie rasend herangerasselt kam. Alles drehte sich erstaunt den ungewohnten wilden Tönen zu, denn in Batavia herrscht ein so gesetzter, anständiger Ton, wenigstens in dem äußern Leben der Europäer, daß ein betrunkener Weißer auf der Straße fast nie gesehen wird; er würde auch von dem Moment an von jeder anständigen Familie gemieden. Noch mäßiger sind Chinesen und Javanen, und gespannt schauten deshalb die jungen Leute nach der /16/ Straße hinaus, um bei dem hellen Schein der Fackeln vielleicht einen flüchtigen Blick auf die Urheber solchen Lärms zu werfen. Dicht vor dem Garten that es wieder einen grellen Schrei, einen richtigen Juchzer, wie er auf deutschen Dörfern wohl gehört wird, wenn Bauern von der Kirmiß angetrunken heimkehren. Ehe das Fuhrwerk aber voll in die offene Lichtung des vordern Gartens kam, verlöschten die Fackeln plötzlich, ein Krachen folgte und dann ein Aufschrei von Stürzenden. Jedenfalls war das Fuhrwerk umgeschlagen. - Lautes Lachen und deutsches Fluchen verrieth indessen bald, daß kein Unglück geschehen sei; aber auch im andern Falle hätte Keiner der jungen Leute einen Fuß gerührt, Jenen beizuspringen. Es waren eben Trunkene — ja das Schlimmste von Allem, Trunkene auf der Straße, und mit denen hätte sich Keiner von ihnen persönlich eingelassen. Höchstens konnte man einen Malayen hinausschicken. Heffken übrigens, der neugierig war, wer die Störenfriede sein könnten, die auf solche Weise Cramats stille Ruhe entweihten, sandte einen der Malayen ab, um nachzusehen, warnte ihn aber, den Garten nicht zu verlassen, sondern blos über die Hecke zu schauen. Vom Haus aus konnten sie indeß erkennen, wie die malayischen boedjangs oder Fackelträger durch Umherschwingen ihre ausgelöschten, aber noch glimmenden oobors wieder in Brand zu bringen suchten, was ihnen nach einiger Zeit auch gelang. Sie waren jetzt wenigstens im Stande, das an ihrem Wagen geschehene Unglück bei Licht zu sehen.

Das Geschrei und Lachen draußen nahm indessen überhand und näherte sich dem Einfahrtsthor des Erbes. Ehe der abgesandte Malaye noch zurückkommen konnte, öffnete sich das Thor, und ein paar hellgekleidete Gestalten wurden sichtbar.

„Das ist nicht übel," rief Wagner erschreckt; „wir bekommen wie ich fürchte, höchst unangenehmen Besuch, und keine Aussicht dabei, uns zu verleugnen; die Lampen brennen zu hell."

„Wenn wir die Lichter nun rasch auslöschten," rief Bylderheer, nach irgend einer Ausflucht greifend, um der fatalen Störung zu entgehen. /17/

„So?" meinte Heffken, „daß uns die vents in die Bowle taumeln und Flaschen und Getränk über den Haufen werfen? Zum Henker auch, wer uns hier nicht genehm ist, den schicken wir fort."

„Zehn gegen eins!" rief van Roeken, „das ist der verzweifelte Mensch, der Horbach, der eine Zeit lang gut gethan hat und seit ein paar Tagen wieder ausgebrochen scheint. Er hat einen Wechsel von Deutschland bekommen, und rast nun aus, bis er ihn wieder durchgebracht hat."

„Du bist ja wohl mit Bürge für ihn?" frug Wagner.

„Leider," seufzte van Roeken, „und werde auch noch in den sauern Apfel beißen müssen, ihm freie Passage nach Haus zu geben. Beim Himmel, er ist es; ich kenne die Stimme zu meinem Schaden gut genug."

„Guten Abend, meine Herren, guten Abend!" jubelte ihnen in diesem Augenblicke der Bezeichnete entgegen, der an seinem linken Arme einen noch ärger Betrunkenen mehr schleppte, als führte. „Hurrah, da treffen wir fidele Gesellschaft, und kommen nicht aus dem Regen unter die Traufe, sondern in den lichten, warmen Sonnenschein.

Oh Sonnenschein, oh Sonnenschein,

Wie scheinst Du mir in's Herz hinein,"

sang er dann mit einer wirklich melodischen Stimme, die ihm nur leider bei dem letzten, etwas langgezogenen Ton überschnappte.

„Das ist der liederlichste Lump in ganz Batavia," brummte Heffken, ohne sich in seiner Arbeit stören zu lassen, als Begrüßung vor sich hin, - „den vielleicht ausgenommen, den er am Arme hängen hat. - Daß sie Beide der Böse hole!"

„Mein lieber Herr Horbach," sagte van Roeken, ihn ebenfalls in deutscher Sprache anredend, „ich weiß in der That nicht, was uns die Ehre Ihres Besuchs verschafft."

„Keine Verstellung, bester Roeken," lachte ihm Horbach vergnügt entgegen, „thun Sie mir den Gefallen und sprechen Sie ungenirt aus, was Sie denken; - oder soll ich es für Sie thun? - Gut. - Sie denken jetzt: welcher böse Feind /18/ führt den angetrunkenen Lump in unsere anständige Gesellschaft? - Heh? - hab' ich's errathen? Hahaha, ich kann die Gedanken der Menschen in ihren Augen lesen. – Hilft Ihnen aber nichts, und Alles, was ich für Sie thun kann, ist, daß ich Ihnen das Mittel nenne, sich selber den größten Gefallen zu erweisen: nämlich uns sobald als möglich wieder los zu werden. Nitschke hier ist wirklich sträflich angetrunken und macht mir nur Schande."

„Herr Horbach, Sie thun sich selber Unrecht; - aber womit kann ich Ihnen dienen?"

„Vor allen Dingen mit einem Glase Punsch, den der kleine Heffken trefflich bereiten soll," sagte der unverwüstliche Schlemmer, und der Buchhalter, der das Deutsche vollkommen gut verstand, warf ihm einen Blick über die Brille hinüber, der ihn vernichtet haben müßte, - wenn Horbach überhaupt zu vernichten gewesen wäre.

„Prächtiger Mensch, der Heffken," sagte er, die Hand nach ihm ausstreckend, „immer so freundlich, immer so herzlich, - und der tüchtigste Buchhalter dabei, den die Maatchappy - mit Respect zu melden - im Dienste hat; - versteht auch die doppelte Buchhaltung - heh, Heffken? - Mein einziges Unglück, daß ich die nicht verstehe. - Eine Seite für die Maatchappy, die andere für sich. - Bitte, noch etwas in das Glas, lieber Heffken, ich irinke nicht gern aus einem halb leeren, und –

Wenn ich judiciren soll,

Verlang‘ ich auch das Maul recht voll.

Göthe war ein prächtiger Mensch, und hat mir, in mehr als einem Vers, wie aus der Seele gesprochen."

Heffken hatte nicht daran gedacht, das erste mit der gerade fertig gewordenen Mischung gefüllte Glas dem unwillkommenen Besuch zu reichen. Dieser aber, ohne sich viel daran zu kehren, ob es für ihn bestimmt war oder nicht, lehnte seinen Kameraden an die nächste Säule an, griff das Glas vom Tische auf und sagte, es in die Höhe hebend:

„Der Heimath den Becher! Mit zitternder Hand

Trink' ich Dir zu jetzt, mein Vaterland. / 19/

Sei auch die Fremde so schön wie sie mag,

Segen, oh Segen herab auf den Tag,

Wo Deine nackten Gestade von Weitem

Liebend die Arme entgegen mir breiten.

Vaterland hoch!"

„Und wenn wir Ihnen nun dazu Ihre Passage zahlten, Herr Horbach?" unterbrach Wagner etwas kaltblütig diesen warmen poetischen Erguß.

„Sie sind ein Schäker, lieber Wagner," lachte Horbach, wieder ganz in seinen alten Ton zurückfallend, indem er das Glas mit einem Zuge leerte - „für jetzt aber, um Ihr gutes Werk zu beginnen, möchte ich Sie blos ersuchen, uns vorläufig ein Stück Weges nach der Heimath zu schaffen, und zwar nach dem untern Theil von Weltefreden, wo wir gegenwärtig residiren und wohin wir Ihre carreta oder Ihren bendi, was Sie gerade bei der Hand haben, benutzen möchten. Unser erbärmliches Fuhrwerk ist draußen wie eine reife Manga auseinander geplatzt, und bis die Malayen das wieder zusammengeflickt haben, vergeht der schönste Theil der Nacht."

„Herr Horbach," sagte Wagner, gar nicht damit einverstanden sein Fuhrwerk dem trunkenen Menschen anzuvertrauen, - „wenn Sie vorher nur erst -"

„Bitte, lieber Wagner," unterbrach ihn Horbach rasch, „so gerne ich eine Partie Whist spiele, heut Abend wär' ich es nicht mehr im Stande. Außerdem liegt mir daran, meinen Freund da - Nitschke ist wirklich etwas mehr als halb im Wind - in eine bequemere Lage zu bringen, als er dort an der Säule hat, vollständig davon abgesehen, daß er Ihnen die ganze Marmorpolitur herunterscheuert."

Van Roeken hatte indessen kaum verstanden, was der „Besuch" von ihnen verlangte, als er ohne Weiteres dem ihm nächsten Malayen Befehl gab, sein bendi10 so rasch als irgend möglich einschirren zu lassen und vorzufahren. Es war das einzige Mittel, den Burschen los zu werden.

„Und scheuen Sie sich nicht," platzte Heffken heraus, der /20/ seinen Ingrimm nicht länger verbeißen konnte, „in einem solchen Zustande in ein anständiges Haus zu kommen, Herr Horbach?"

„Allerdings, Buchhalterchen," lächelte Horbach, ohne im Geringsten die Fassung zu verlieren - „würde es auch unter keinen Umständen wagen; nicht wahr, Roeken?“

„Ich habe den Wagen schon bestellt," sagte dieser, der wohl einsah, daß er sich mit dem Trunkenen in keinen Wortwechsel einlassen durfte, „bitte, warten Sie nur noch einen Augenblick."

„Danke herzlich, lieber Roeken, danke herzlich, ich logire gegenwärtig im Amsterdam-Hotel.“

„Ich werde dem Kutscher selber Auftrag geben."

„Wäre allerdings gern noch einmal bei Romelaers drüben vorgesprochen," fuhr Horbach ihm freundlich zunickend fort, - „haben einen fidelen Abend heut dort drüben, aber Nitschke ist wahrhaftig nicht salonfähig. - Apropos, Roeken, mit der Käthe drüben war's nichts. - Hm, schadet nichts, alter Junge. Sind noch so gute Fische in der See, wie je herausgekommen! Never say die, wie die Engländer sagen. Hahahaha, komische Wirthschaft auf dieser äußerst komischen Welt; denken Sie sich, Roeken, ich habe dort drüben auch einen Korb bekommen."

„Herr Horbach," sagte van Roeken, der kaum im Stande war, seine Fassung zu bewahren, „eben fährt der Wagen vor - ich möchte Sie nicht länger aufhalten."

„Versteht sich, versteht sich," lachte der Trunkene gutmüthig vor sich hin, „wäre auch schade um die kleine, niedliche Gesellschaft. Aber ich muß wahrhaftig fort; Nitschke ist in einem vollständig trostlosen Zustande. Wenn es mir übrigens irgend möglich sein sollte, komme ich nachher noch ein bischen wieder. Morgen früh ist pasar bahroe und wir fänden heut Abend dort draußen schon ganz fidele Gesellschaft. Ich weiß aber wirklich nicht, ob ich den armen Nitschke nur so lange allein lassen kann, um einen Häring und ein Glas Sodawasser für ihn zu besorgen. Also für jetzt gute Nacht, meine Herren, angenehmen Abend. Bitte, bemühen Sie sich nicht, Roeken, ich finde schon allein meinen Weg." - Van Roeken /21/ war aber nicht Horbach's, sondern seiner selbst wegen zu dem bendi hinübergegangen, wo er dem Kutscher heimlich, aber ganz gemessen den Befehl gab, die beiden Weißen am Amsterdam-Hotel abzuladen, und dann ohne Weiteres umzukehren und leer zurückzukommen. Der übermüthige Gesell hätte seine Drohung sonst am Ende wahr gemacht. Drei von den Malayen faßten indessen den betrunkenen Nitschke auf und trugen ihn in den Wagen. Horbach nahm neben ihm seinen Platz ein, die „boedjangs" sprangen mit der Fackel hinten auf. So, während Horbach noch sein weißes Taschentuch herauszog und der Gesellschaft freundlich zuwehte, rollte das leichte Fuhrwerk mit Blitzesschnelle zum Thore hinaus.

„Das ist ein nichtsnutziger Vent," stöhnte Bylderheer, wie das Geräusch des fortfahrenden Wagens endlich verklang, denn so lange war es ordentlich, als ob ein böser Zauber auf der Gesellschaft liege. „Der hätte uns den schönen Abend prächtig verderben können. Wer ist er eigentlich?"

„Ein so nichtsnutziger Bursche," sagte van Roeken, dem eine Centnerlast von der Seele genommen schien, „wie je einer javanischen Boden betreten hat. Vor vier Jahren kam er nach Batavia, sein Vater muß ein sehr reicher Mann in Deutschland sein, der den Taugenichts, um ihn los zu werden, in die Welt schickte. Wir hier natürlich wußten nichts davon; er brachte Empfehlungsbriefe mit, und ich wie Romelaer drüben leisteten die nöthige Bürgschaft für ihn.11 Eine Weile ging die Sache gut; er trat in Romelaer's Geschäft und arbeitete fleißig; nach sechs Monaten schon betrank er sich aber zum ersten Mal und bekam Streit mit seinem Principal, der ihn fortschickte. Dann trat er in ein deutsches Geschäft, aber es ging dort nicht besser. Monate lang war er der beste Arbeiter, denn es ist ein ganz gescheidter, intelligenter Kopf; nachher brach aber der Teufet bei ihm wieder los, und so hat er /22/ sich im Anfang abwechselnd eine Weile gut betragen, und dann wieder die tollsten Streiche getrieben, gerade wie er blank an Kasse war, oder Geld in Händen hatte. Nur erst in letzter Zeit scheint er sich dem liederlichen Leben vollständig ergeben zu haben, so daß wir ihn nächstens aus der Colonie fortschaffen müssen, wenn wir nicht noch, den Malayen gegenüber, fatale Scenen erleben wollen. Er bleibt doch leider immer ein Weißer."

„Verd - der Lump," rief Heffken dazwischen, - „er hat uns überdies schon eine halbe Stunde gestohlen, und wir wollen uns nicht noch länger mit seiner Lebensgeschichte aufhalten. Gläser her, und ein Pereat allen trunkenen Schuften!"

„Erst ein Hoch dem Geburtstagskinde," lachte aber Bylderheer, sein Glas erhebend, und wie Alle nach den Gläsern griffen, dem ausgebrachten Toast Folge zu leisten, fiel drüben von Romelaers ein schmetternder Tusch ein, und klang klar und deutlich zu ihnen herüber.

„Das gilt dem Brautpaar," lachte Heffken, mit einem unwillkürlichen Seitenblick auf van Roeken, - „hoch unser freundlicher Wirth, und noch fünfzig Jahre wie heute!"

„Noch fünfzig Jahre wie heute!" jubelten die Anderen nach, und während der Tusch von drüben zum dritten Mal herüberklang, stießen die Gläser zusammen und wurden bis zur Nagelprobe geleert. Van Roeken trank ihnen still Bescheid. Er fühlte dabei mehr als er es sah, daß Heffken's boshafter Blick auf ihm haftete, aber nicht um Alles in der Welt hätte er es ihn merken lassen, und nur desto öfter und rascher leerte er sein Glas.

Von jetzt an kam reges Leben in die Gesellschaft; die Unterbrechung durch die beiden Trunkenbolde hatten sie aber immer noch nicht vergessen, und von allen Seiten wurden Anekdoten aus Beider indischem Leben erzählt, die zu Zeiten manches Tragische, oft aber auch unendlich viel des Komischen boten.

„Kennt Ihr denn schon dieses Nitschke letzte Fahrten mit Kuhn?" sagte endlich Heffken, der eben die zweite Bowle fertig gemischt hatte und sich wieder bequem in seinem chinesischen /23/ Stuhl, die Havana im Munde, das Glas auf der breiten Lehne stehend, dehnte.

„Mit Kuhn? - nein!" rief Bylderheer. - „Kuhn lebt so weit da draußen, daß man nur selten etwas von ihm erfährt."

„Die ist kostbar," lachte Heffken vor sich hin, „und wenn Ihr nichts dagegen einzuwenden habt, will ich sie gern erzählen. Ich habe sie aus Kuhn's eigenem Munde, der wohl mit Niemandem weiter darüber gesprochen hat, um den Burschen, so lange er sich ordentlich betrug, nicht noch mehr lächerlich zu machen. Da er indessen wieder ausgebrochen ist, braucht es kein Geheimniß zu bleiben, ja wäre eigentlich auch schade darum."

„Heraus denn damit, heraus! Eine gute Geschichte darf nicht verloren gehen!"

„Sehr schön," sagte Heffken, - „bitte, Keurhuis, helfen Sie einmal der Kröte da die etwas hohe Stufe herauf; sie hat sich schon die letzte Viertelstunde die größte Mühe gegeben, zu mir zu kommen, und scheint etwas schwach auf den Hinterbeinen zu sein."

Van Roeken winkte einem der Malayen, der das „schwache Geschöpf" mit einem Stock zurück und auf den Rasen schnellte, und Heffken begann:

II.

Herr Nitschke.

„Thomas Nitschke ist jedenfalls früher in Deutschland ein ganz wohlhabender, wohl auch reicher Mann gewesen, der aber vielleicht schon dort durch liederliches Leben, ruinirt wurde und, noch immer mit einem kleinen Vermögen, nach Indien kam, um hier ein neues Leben zu beginnen. Ich er/24/innere mich der Zeit noch vollkommen gut; er war damals ein anständiger, immer sehr elegant gekleideter junger Mann, der mit den besten Empfehlungen herüberkam, ohne Schwierigkeit zwei Bürgen fand, die für ihn gutsagtcn, und sich Jahre lang wacker aufführte.

24

25

Natürlich war er in ein Geschäft eingetreten, denn das Geld, was er mitgebracht hatte, reichte nicht aus, um selber etwas Ordentliches zu beginnen, und mit einem ziemlich guten Salair dabei lebte er behaglich, ohne indessen den geringsten Aufwand zu machen. Wie schon gesagt, ging das eine Weile vortrefflich; er hatte sich tüchtig eingewohnt und galt für einen ausgezeichneten Arbeiter - aber der in ihm steckende Kobold ließ ihn nicht ruhen. Er fing an zu trinken - der erste Beginn alles Jammers in Indien -, wurde aus dem Geschäft, vorgefallener Unordnungen wegen, entlassen, lebte von seinem Gelde, verlebte dasselbe und machte endlich Schulden.

Kuhn - Einer der Beiden, die für ihn gut gesagt - ließ ihn, nachdem er es eine Weile also getrieben, zu sich kommen, stellte ihm sein Unrecht und die Gefahr, der er sich aussetzte, vor und nahm ihn in sein eigenes Haus, draußen vor Batavia, auf. Dort sollte er seine Leute übersehen und seine Bücher führen. Er hatte ihn also als eine Art Verwalter angestellt, wo er neben sehr gutem Gehalt auch ein fast unabhängiges Leben führte, und sich noch hätte mit leichter Mühe Geld ersparen und zurücklegen können. Eine Weile hielt er auch aus, und es schien, als ob er sich wirklich aus dem Grund gebessert habe, aber - es dauerte nicht lange; das ruhige, gleichmäßige Leben sagte ihm auf die Länge nicht zu. Er fing damit an, sich unter der Hand Arak zu verschaffen, vernachlässigte dann natürlich das, was ihm oblag, und trieb es zuletzt so arg, daß ihn Kuhn, nachdem alle Vorstellungen, ja selbst Drohungen vergebens gewesen waren, eines schönen Morgens mit Sack und Pack vor die Thür setzte und ihm ankündigte, daß er seine Schwelle nicht wieder betreten dürfe.

Nitschke trieb sich jetzt wieder eine Weile in einem dolce far niente in der Stadt umher, verliebte sich in ein paar malayische Mädchen, und lebte herrlich und in Freuden, so /25/ lange die paar verdienten Gulden aushielten, was in Batavia bekanntlich nur sehr kurze Zeit dauert. Sobald sein Geld aber abnahm, zog er sich in die Wohnungen der Eingeborenen zurück, mit denen er verkehrte und von denen er benutz! wurde, so lange sie hoffen durften, noch irgend etwas aus ihm herauszuziehen. So sank er tiefer und tiefer, bis er endlich, von allen Hülfsmitteln entblößt, nicht weiter konnte, und nun in Verzweiflung wieder zu seinem früheren Principal ging, diesem seine trost- und hoffnungslose Lage vorstellte, und ihn bat, ihn wieder bei sich aufzunehmen, denn er habe von ihm jetzt keinen Rückfall weiter zu fürchten. Kuhn, ein gutmüthiger Mann, freute sich des Reuigen, glaubte ihm auf sein Wort, stattete ihn vor allen Dingen mit Kleidern und Wäsche aus, daß er wenigstens reinlich und anständig erscheinen könne, und ließ ihn ohne Weiteres wieder in seinen früheren Posten eintreten. Hat man aber einmal ein solch liederliches Leben begonnen, so gehört ein wirklich eiserner Entschluß dazu, sich vollkommen davon frei zu machen. So bekam denn auch Nitschke einen Rückfall, wurde wieder fortgeschickt und verwarf sich noch weit tiefer, als das erste Mal. Kuhn hatte sich diesmal aber fest vorgenommen, nichts weiter mit ihm zu thun zu haben, und lieber seine Passage auf einem heimwärts gehenden Schiffe zu zahlen, als ihn wieder zu sich in's Haus zu nehmen.

Nitschke selber schien auch im Anfang nicht die geringste Lust zu haben, wiederzukommen; das gebundene, solide Leben sagte ihm nicht im Mindesten zu. Er lebte nun wieder auf eine wirklich unbegreifliche Weise in den Tag hinein, Gesundheit wie Kasse untergrabend, bis er endlich doch dem Einfluß der starken, in dem heißen Klima so schädlichen Getränke unterlag und in das Hospital geschafft werden mußte, um wenigstens nicht auf offener Straße zu sterben. Aber er starb nicht. Einzelne Naturen haben, allem diesen unnatürlichen, wilden Leben zum Trotz, eine unverwüstliche Elasticität und sind gart nicht zu ruiniren. Wenn auch von den Folgen seiner Krankheit furchtbar aufgerieben, fing er doch an, sich wieder zu erholen. Der körperlichenReconvalescenz trat hier, in dem vortrefflich eingerichteten Spital, und von allen /26/ spirituöserr Getränken ferngehalten, eine geistige bei, und zerknirscht über sein bisheriges Leben, bat er seinen früheren Principal noch einmal um Verzeihung für vergangene Sünden. Im Anfang wollte dieser freilich nichts davon wissen; wer konnte ihm die wirkliche Besserung des liederlichen Burschen garantiren, und sollte er sich selber den Tod in einem verzweifelten und doch nutzlosen Versuche an den Hals ärgern, aus dem einmal verliederlichten Menschen wieder einen braven und ordentlichen Mann zu machen? Sein gutes Herz siegte aber trotzdem wieder. Als er ihn bleich und elend im Spital sah, wo er ihn besuchte, that er ihm doch leid, und er beschloß endlich, ihn, freilich unter viel schärferen Bedingungen als bisher, nochmals in sein Haus aufzunehmen. Er hätte vorher wissen können, daß es nutzlos war. Im Hospital hatte Nitschke also, wie bemerkt, dem Genusse spirituöser Getränke vollkommen entsagen müssen, und war dadurch wohl viel ordentlicher, doch auch schwach und matt und hinfällig geworden; aber auch jetzt untersagte ihm sowohl der Arzt den Gebrauch derselben, damit er sich ihrem schädlichen Einfluß nur erst einmal gänzlich entzöge, wie auch Kuhn selber, der ihm versicherte, er würde bei ihm keinen Tropfen Branntwein über die Zunge bekommen. Nitschke erklärte sich mit Allem einverstanden und betrug sich musterhaft. Sein Körper war aber so heruntergekommen, daß er wirklich Monate bedurfte, um sich nur einigermaßen zu erholen, und selbst dann ging er mehr einem Skelet als einem lebenden Menschen ähnlich umher.

In dieser Zeit war es, daß ein Brief an ihn aus Europa, ich glaubte von seiner Schwester, kam, die von seinen Ausschweifungen und dem entsetzlichen Leben, welches er führte, gehört, und ihm nun die bittersten, aber auch zärtlichsten Vorwürfe darüber machte, ihm die furchtbaren Folgen eines solchen Lebens vorhielt, und ihn bei Allem, was ihnen Beiden heilig war, beschwor, sich zu bessern und ein anderer Mensch zu werden. Nitschke las den Brief mit wirklich tiefer Zerknirschung; dabei noch überdies aufgeregt in seiner Schwäche, weinte und jammerte er, und betrug sich so auffallend, daß eine der malayischen Frauen zu Kuhn lief und ihm sagte, sie fürchte, der Weiße thue sich ein Leid an; er möchte ein/27/mal zu ihm hinübergehen. - Kuhn, der an einen Selbstmord bei Nitschke nicht so recht glauben mochte, schüttelte mit dem Kopfe und ließ ihn endlich zu sich herüberrufen.

„Was ist denn für dumme Streiche?“ redete er ihn an, „was ist denn nun wieder vorgegangen? Sie bringen mir ja das ganze Haus in Alarm."

„Herr Kuhn!" rief Nitschke, bei dem das weiche Element wieder die Oberhand gewann, - „ich bin ein nichtsnutziger, erbärmlicher Kerl."

„Nun ja, das wissen wir ja schon Alle hier im Hause, das brauchen Sie doch nicht mehr mit einem solchen Skandal in die Welt hinauszuschreien," sagte Kuhn.

„Ich bin ein Lump!" brach Nitschke aus.

„Niemand zweifelt daran," setzte Kuhn hinzu.

„Ich verdiene die Sonne nicht, die mich bescheint," rief Nitschke nochmals.

„Ach, seien Sie nicht langweilig," sagte Kuhn, „wärmen Sie die alte Geschichte nicht auf; wenn Sie weiter nichts wollen, darüber brauchen Sie keinen solchen Lärm zu schlagen. Was ist denn übrigens vorgefallen, das Sie auf einmal zu dieser Selbsterkenntnis gebracht hat? - Haben Sie einen lichten Moment?"

„Da lesen Sie selbst," sagte Nitschke und gab ihm den offenen Brief seiner Schwester, „lesen Sie, mit welcher Liebe die Meinen noch an mir hängen, und urtheilen Sie dann selbst, wie m i r jetzt, mit dem Bewußtsein dessen, was ich gethan und wie ich gelebt, zu Muthe sein muß."

Kuhn nahm den Brief, durchflog ihn und gab ihn dann achselzuckend an Nitschke zurück.

„Nun, was sagen Sie dazu?" fragte Nitschke mit thränenden Augen.

„Lieber Gott, das ist eine alte Geschichte; dasselbe, Wort für Wort, haben Ihnen schon Alle, die es früher gut mit Ihnen meinten, tausend und tausendmal gesagt; haben Sie denn hören wollen? Gott bewahre! Wenn man einmal glaubte, man hätte Sie auf dem rechten Wege und sauber abgewaschen, dann sprangen Sie wieder rechts oder links ab von der Straße mitten in den Schlamm hinein und wälzten /28/ sich mit dem größten Wohlbehagen darin herum. Eben so oft haben Sie Besserung versprochen und gelobt, und eben so oft, was Sie versprochen, nicht gehalten. Wie Sie sich selber dabei heruntergebracht, wissen Sie am besten; Sie brauchen auch Niemand dazu, Ihnen das noch einmal vorzuhalten. Gehen Sie nur vor den nächsten Spiegel und betrachten Sie Ihre Jammergestalt, - Ihre eingefallenen Backen, Ihre hohlen Augen, Ihre zitternden Hände, Ihre dünnen Haare; wenn man sich nicht über Sie ärgern müßte, könnte man wirklich Mitleid mit Ihnen haben. Und wie soll das enden? Jetzt halten Sie sich nun einmal wieder eine Zeit lang; aber wie lange wird's dauern, und das alte Leben beginnt von Neuem. Ihre Schwester hat ganz Recht, wenn sie sagt, daß Sie ein verlorener Mensch seien."

„Das bin ich auch, - das bin ich auch," sprach Nitschke in dumpfer Verzweiflung; „ich bin verloren, - rettungslos verloren, ja, was schlimmer ist, ich bin nicht einmal werth, daß ich lebe, und das Beste, was ich thun könnte, wäre, daß ich in's Wasser spränge, wo es am tiefsten ist. - Besser, von Krokodilen, wie von ewiger Reue gefressen zu werden."

„Ja, wenn Sie das nur thäten!" sagte Kuhn ruhig. „Bei Ihnen bleibt es aber immer bei den guten Vorsätzen. Sie haben uns schon oft etwas Derartiges versprochen."

Nitschke sah ihn wild und verstört an und strich die Haare drei- oder viermal wie krampfhaft aus der Stirn; es war, als ob er mit irgend einem Gedanken kämpfe, den er nicht wolle auskommen lassen, den er aber auch schon nicht mehr bewältigen könne. Er sprang auf von dem Stuhl, auf dem er sich, wie in sich selbst zusammengebrochen, niedergelassen, lief ein paar Mal mit raschen Schritten im Zimmer auf und ab, blieb dann plötzlich vor seinem Principal, der ihm dabei ruhig mit den Augen folgte, stehen, und rief:

„Herr Kuhn —"

„Herr Nitschke?"

„Ich bin mit mir im Klaren!"

„Wäre mir lieb, zu hören."

„Ich mache diesem Zustand ein Ende."

„Jedes Mittel dazu wäre zu empfehlen." /29/

„Ich kann dieses Leben nicht länger ertragen."

„Ich habe Ihre Ausdauer schon lange bewundert.“

„Ich werfe es von mir."

„Es wäre ein Vortheil für die Colonie."

„Ich schieße mir eine Kugel durch den Kopf."

„Dort hängen meine Pistolen," sagte Kuhn, mit einer halb einladenden Verbeugung über seinen Schreibtisch deutend, wo zwei große Duellpistolen hingen. Nitschke warf einen scheuen, verzweifelten Blick dorthin, sah noch einmal, wie unschlüssig, den Mann an, bei dem er vielleicht Trost zu finden erwartet, der ihn aber jetzt mit ruhigem Lächeln nur noch mehr dem furchtbaren Entschlüsse zudrängte, und plötzlich seinen Hut mit der linken Hand fassend, sprang er zum Schreibtisch, ergriff eine der Waffen, riß sie mit dem Nagel aus der Wand an sich und stürzte der Thür zu.

„Sie ist schon geladen!" rief ihm Kuhn nach, ohne auch nur einen Finger zu bewegen, um ihn etwa noch zurückzuhalten.

„Leben Sie wohl, - grüßen Sie meine Schwester!" schrie aber Nitschke, warf die Thür hinter sich in's Schloß, daß die Fenster klirrten, und sprang hinaus in's Freie. Kuhn blieb aber in seinem Stuhl liegen und schaute, mit der Hand auf der Lehne einen der gewöhnlichen malayischen Tänze trommelnd, still lächelnd eine ganze Weile vor sich nieder. — Nitschke kam aber nicht wieder; der Platz an der Wand, wo die Pistole gehangen hatte, blieb leer, und Kuhn stand endlich auf und ging langsam im Zimmer auf und ab. Der Teufel würde den Burschen doch nicht plagen, daß er wirklich einen dummen Streich machte und sich eine Kugel vor den Kopf schoß? - Bah, dazu besaß er gar nicht Courage genug; aber wo blieb er? - Das malayische Mädchen, das ihm die Wirthschaft besorgte, hatte sich schon ein paar Mal m der Thür gezeigt, zur Anmeldung, daß das Frühstück fertig sei, und Nitschke wußte, daß er pünktlich dazu erscheinen mußte.

„Pinju!" rief Kuhn das Mädchen endlich an, „apa Tuwan Nitschke?" /30/

„Tra tau Tuwan!“ versetzte das Mädchen achselzuckend, - „habe ihn nirgends gesehen."

„Hm!" sagte Kuhn und ging wieder eine ganze Weile im Zimmer auf und ab. Aber es wurde ihm zuletzt unbehaglich; - die fehlende Pistole störte ihn, und er horchte ein paar Mal wirklich zum Fenster hinaus, weil er glaubte, einen Schuß gehört zu haben. Es wäre ihm doch nicht einerlei gewesen, wenn sich Nitschke wirklich todtgeschossen hätte. Nitschke kam aber nicht zum Essen, und die Malayen im Hof wurden jetzt examinirt, wo sie ihn zuletzt gesehen und was er gemacht hätte. Hierbei stellte sich heraus, daß er mit der Pistole den Weg nach einem kleinen Fruchtdickicht genommen, durch das hier nur ein schmaler Pfad in den nächsten Kampong12 führte. Schießen wollte Niemand gehört haben. Kuhn mochte sich übrigens nicht merken lassen, daß er wirklich um Nitschke beunruhigt sei; dieser hätte es sonst am Ende, wenn er sich wieder einstellte, erfahren und sich etwas darauf einbilden können. Er ging also wieder in sein Zimmer zurück und hielt seine Siesta. Aber der Gedanke an den in solcher Aufregung Fortgestürzten ließ ihn nicht schlafen. Der sonst vollkommen charakterlose Mensch konnte doch am Ende, vom Teufel geplagt, und mit der geladenen Waffe in der Hand, einen dummen Streich gemacht haben. - Er hätte auch nicht leiden sollen, daß er das geladene Pistol mit aus seinem Zimmer nahm, - dachte Kuhn.

So kam der Abend heran; von Nitschke war noch immer nichts zu hören, noch zu sehen, und Kuhn schickte jetzt allen Ernstes Leute nach verschiedenen Richtungen ans, um sich nach ihm zu erkundigen, und zu sehen was aus ihm geworden sein möchte. Die Meisten kehrten unverrichteter Sache bald zurück. Nach Einzelnen sollte er aber an dem Vormittag im Kampong gesehen worden sein, dann jedoch wieder den Weg nach Kuhn's Plantage zurück eingeschlagen haben. Auch sollte daselbst in der Nähe zweimal geschossen worden sein; aber die Leute hatten sich nicht weiter darum bekümmert, weil /31/ dort mehrere Holländer wohnten und alle Europäer Gewehre in ihren Häusern hielten.

Kuhn stand auf der Veranda seines Hauses, rauchte seine Cigarre und schaute still und ernst vor sich nieder, als ein kleines malayisches Mädchen in den Hof gesprungen kam und einem seiner Arbeiter etwas zurief; dieser schaute bestürzt nach ihm um und sprach etwas zu einem andern.

„Hallo, was giebt's da vorn? Was ist, Ketjil, was bringst Du? Her mit Dir! Was hast Du dem Jungen da eben erzählt?" rief Kuhn rasch, der, nicht ohne Grund, glaubte, es könne eine Kunde von dem Vermißten sein. Die Kleine kam schüchtern näher; sie fürchtete sich vor dem Europäer, aber sie wagte auch nicht, seinem direct gegebenen Befehl entgegen zu handeln, und erzählte nun stotternd, daß draußen, am kleinen Fluß, neben dem Bambusdickicht, nicht weit von den einzelnen Hütten, in denen ein paar Chinesen wohnten, der weiße Tuwan hier aus dem Hause auf der Erde ausgestreckt liege und todt sei.

„Todt" - es ist ein häßliches Wort, eine stets unwillkommene Mahnung für den Lebenden; und Kuhn ging ein paar Mal mit raschen Schritten auf der Veranda auf und ab. Endlich rief er dem kleinen Mädchen zu, auf ihn zu warten, bis er hinauskomme, zog sich an, rief ein paar seiner Burschen, um ihn zu begleiten, und verließ seine Plantage, den Leichnam des unglücklichen tollköpfigen Menschen aufzusuchen, den er heute, wenn auch unabsichtlich, doch als Mitursache, einem so gewaltsamen Ende seiner Laufbahn entgegen gejagt.

„Ich wollte den Lump lieber bis an sein Ende füttern," flüsterte er dabei leise vor sich hin, als er dem schmalen Pfade an dem kleinen Strom hinauf folgte, „wenn er nur nicht den dummen Streich gemacht. Jetzt werd' ich die albernen Gedanken nicht los werden, Gott weiß, wie lange."

Das kleine Mädchen lief indessen rasch voran, bis sie sich der wohlgemerkten Stelle näherten; dann aber fürchtete es sich, den Ort wieder zu betreten, wo es vor einer Stunde zufällig den weißen Mann liegend gefunden und fast selber den Tod gehabt vor Schreck und Entsetzen. /32/

„Da - der Tuwan!" sagte es scheu und schüchtern, und deutete mit dem kleinen ausgestreckten Händchen nach einem, ziemlich dichten Gebüsch blühender Mangabäume, die sich an das Bambusdickicht anschlossen; - „da drin weißer Mann - ausgestreckt - todt!" Und als ob sie selbst die Nähe des unheimlichen Körpers scheue, floh sie mit raschen Sätzen den Weg zurück, den sie gekommen. Kuhn sah ihr kopfschüttelnd nach; war es ihm doch selber nicht recht, daß er den Platz jetzt betreten sollte. Und als er die Hände in die Taschen schob, und einen Augenblick wie unschlüssig da stand, als ob er überhaupt noch eine Wahl habe, fühlte er den Brief von Nitschke's Schwester, den Jener in seiner Stube hatte liegen lassen, und den er in Gedanken zu sich gesteckt; und er zog die Hand wieder aus der Tasche, als ob er sie verbrannt hätte Durch Zögern wurde aber hier nichts gebessert, im Gegentheil, eher verschlimmert; denn die Malayen, die er mitgenommen, sahen ihn schon erstaunt von der Seite an und flüsterten mit einander. Indem er sich also zusammennahm, betrat er das Dickicht in der bezeichneten Richtung, und brauchte nicht einmal weit vorzugehen, denn gleich hinter den ersten Bäumen, auf einer kleinen offenen Rasenstelle, lag der Vermißte lang ausgestreckt auf dem Rücken. Die Büsche hingen ihm dabei über das Gesicht nieder, so daß er dieses nicht gleich erkennen konnte; aber die weißen Hosen hatten vorn auf den Knieen große Grasflecken, als ob er sich vorher auf die Kniee geworfen und gebetet, und Kuhn blieb wirklich einen Augenblick erschüttert stehen.

„Tuwan!" flüsterte da der eine seiner malayischen Burschen , indem er leise den Arm seines Herrn berührte, -. „Tuwan Nitzi trada mati; trada! – ada mabok!13

„Mabok? - den Teufel auch!" rief Kuhn, sich rasch nach ihm umdrehend. Nitschke betrunken statt todt? Der Gedanke war ihm noch nicht einmal gekommen. Dem erst einmal geweckten Verdacht folgte aber auch bald die Ueberzeugung. Zuerst warf er einen scharfen, forschenden Blick auf /33/ den vor ihm ausgestreckten langen Körper, dann bog er sich zu ihm nieder, seinen Puls zu fühlen, warf aber die glühend heiße Hand auch schon im nächsten Augenblick wieder ärgerlich von sich, und sprach mit einem halb verschluckten, aber deshalb kaum weniger herzlich gemeinten Fluch:

„Da hört denn doch Alles auf! Hat sich der nichtsnutzige Gesell von Haus fortgemacht, um sich hier zu betrinken, während wir uns daheim schon freuten, daß er endlich einmal einen gescheiten Einfall gehabt und seinem doch nutzlosen Leben ein Ende gemacht habe. Wenn ich nur wüßte, woher er den Arak bekommen, denn keinen Deut Geld hatte er, und hier in der Nachbarschaft wahrscheinlich auch keinen Credit. - Das begreife ich nicht."

„Da drüben liegt die Flasche, Tuwan," sagte einer der Malayen, der sich indessen überall auf dem Platze umgesehen „ist ganz leer."

„Ja, das glaube ich," entgegnete sein Herr, sich jetzt ebenfalls überall umschauend, „da ist die Flasche, aber wo - wo zum Henker ist denn meine Pistole.?"

Die Pistole war nirgends zu finden. Einer der Malayen wurde jetzt nach dem nur wenige hundert Schritte entfernten Kampong geschickt, um dort nähere Erkundigungen einzuziehen, und Kuhn ging indessen nach den nicht sehr entfernten chinesischen Häusern hinüber, um zu sehen, ob er dort Näheres über den Betrunkenen erfahren könne, und was dieser besonders mit der Waffe gemacht habe. Er sollte darüber nicht lange im Zweifel bleiben, denn schon im ersten Hause fand er seine Pistole, die Nitschke hier vorbeikommend - zur Hälfte verzweifelt und zur andern Hälfte durstig - für eine Flasche Arak versetzt, oder vielmehr verkauft hatte. Der Chinese erzählte, der Weiße habe ihn versichert, er würde nie mehr kommen die Waffe abzuholen, aber wenn sie ihn fänden, sollten sie ihm ein ehrliches Begräbniß geben. Der Chinese versicherte natürlich, er habe geglaubt der Weiße mache Spaß, noch dazu da er die Pistole zurückließ, denn mit der Flasche konnte er sich doch nicht gut umbringen. Kuhn sagte nichts darüber, löste aber vor allen Dingen seine Pistole wieder ein, ließ den Betrunkenen dann durch die Burschen nach seinem Hause schaffen und auf sein /34/

Bett legen, und hatte große Lust, ihn am nächsten Morgen wieder aus dem Hause zu jagen. Den Aerger über den wirklich komischen Leichtsinn des nichtsnutzigen Menschen hob aber auch wieder zum Theil das beruhigende Gefühl auf, daß er sich keine Vorwürfe über seinen Tod zu machen brauche, und er beschloß, es noch einmal eine Zeit mit ihm zu versuchen.

Als Nitschke übrigens am andern Morgen wieder zu sich kam, den Brief seiner Schwester über seinem Bett festgenagelt fand und sich der Vorgänge des letzten Tages anfing zu erinnern, gerieth er außer sich und verlangte jetzt ernstlich eine Pistole, seinem elenden Leben ein Ende zu machen. Kuhn versicherte ihm aber, daß er ihm „nicht mehr traue", da es ihm schiene, als ob er mit Waffen „nicht ordentlich umzugehen wisse", und verweigerte ihm dieselbe nicht allein, sondern schickte ihn auch, nach einer tüchtigen Epistel über die Vorgänge des letzten Tages, an seine Arbeit, was eine Zeit lang gut gethan zu haben scheint. Jetzt ist aber, wie wir eben gesehen haben, der Teufel auf's Neue in ihn gefahren, und da Kuhn fest entschlossen war, ihn nach einem erneuten Rückfalle nicht wieder aufzunehmen, so weiß ich jetzt selber nicht, was aus dem Burschen werden soll. Das bleibt sich übrigens auch gleich und geht uns nichts weiter an, war es doch blos diese Geschichte, die ich Euch erzählen wollte."

Die jungen Leute lachten über den drolligen Leichtsinn des Säufers; Einzelnen derselben, die lieber am Kartentisch saßen, als etwas von einem Menschen erzählen hörten, der sie doch nicht weiter interessirte, hatte die Zeit indessen schon zu lange gedauert. Einer der Tische wurde deshalb auch gleich besetzt, und während Wagner mit drei Anderen an dem einen Platz nahm, setzten sich die Uebrigen desto fester um die Bowle her, sich ungestört diesem Genusse hingeben zu können. Die Kartenspieler horchten indessen nicht auf das Gespräch, das sich am andern Tische entspann, bis Wagner durch ein paar lauter und heftiger ausgestoßene Worte van Roeken's aufmerksam wurde und hinüber horchte.

„Und verdammt will ich sein!" rief van Roeken, von dem kräftigen Getränk erregt, „wenn ich ein solches Leben hier /35/ noch ein Jahr lang fortführe. - Auf heute in sechs Monaten lade ich Euch Alle zu meiner Hochzeit ein!“

„Hurrah, ein Wort ein Mann!" jubelten die fröhlichen Gesellen.

„Und zehn Körbe Champagner, wenn ich mein Wort nicht löse," setzte van Roeken erregt hinzu.

„Thorheit, Freund!" rief sein Compagnon vom andern Tisch herüber, „mach' keine solche Versprechungen. Wenn Du nun bis dahin keine Frau bekommst?"

„Dann heirathe ich das erste beste malayische Mädchen, dem ich am Tage vorher auf der Straße begegne," warf der Erregte trotzig dagegen ein, - „aber ich brauche keine sechs Monate, um eine Frau hier an Ort und Stelle zu haben."

„Und wo willst Du sie herbekommen?"

„Ich verschreibe mir eine von Holland," lachte van Roeken. „Uebermorgen geht die Mail, und in sechs Monaten kann sie mit aller Bequemlichkeit meine Hausfrau sein."

Wagner schüttelte nur mit dem Kopfe, erwiderte aber keine Silbe darauf, und die Uebrigen arbeiteten sich nun in ihrer tollen Weinlaune den Plan mit allen Einzelheiten aus. Es schlug zwölf Uhr, ehe sie sich trennten, und als die einzelnen Bendis vorfuhren, ihre verschiedene Herren aufzunehmen, wurde es stiller und stiller in der noch vor kurzer Zeit so lebendigen Wohnung, die jetzt, trotz der noch hellstrahlenden Lampen, wild und verödet aussah. Der Tisch war unordentlich mit Flaschen und Gläsern bedeckt, das Tischtuch von großen Weinflecken und Cigarrenasche entstellt, - die Stühle standen bunt durcheinander, die Karten lagen, halb heruntergefallen, neben angerauchten Cigarren auf den hellen Steinplatten. Ein paar Malayen schlichen dabei schläfrig in dem Portico umher, um heut Abend noch ein wenig aufzuräumen und, wenn es möglich wäre, ein oder den andern Rest von Wein für sich in Sicherheit zu bringen. Es waren aufgeklärte Muhamedaner, die recht gut wußten, daß sie ein halb Glas Wein nicht in die Hölle bringen konnte.

Wagner war der Letzte von allen Gästen, von denen jeder in seinem eigenen Bendi nach Hause fuhr. Er hatte seinem Kutscher befohlen, die Uebrigen erst alle fort zu lassen /36/ und dann vorzufahren. Van Roeken hatte von den Letzten Abschied genommen und ging mit untergeschlagenen Armen auf der noch vor den Säulen ausschießenden Treppe auf und ab. Wagner war in der Mitte des Porticus stehen geblieben und sah ihm schweigend eine Weile zu, endlich sagte er:

„Roeken, ich hoffe doch nicht, daß aus dem Scherz von heut Abend Ernst werden wird!"

„Scherz?" frug van Roeken, wie erstaunt zu ihm aufsehend, „was für ein Scherz?"

„Der mit der zu bestellenden Braut."

„Und wer sagt Dir, daß es überhaupt ein Scherz gewesen? Ist das nicht von so entfernten Kolonien aus mehr als einmal und mit Glück geschehen?"

„Allerdings," sagte Wagner ruhig, „Du hast auch gerade dabei das rechte Wort gebraucht: mit Glück! Du mußt aber bedenken, daß Du bei dem wichtigsten Schritte Deines Lebens, den Du im Begriff bist zu thun - denn alle anderen lassen sich rückgängig machen - dem blinden Zufall Deine ganze spätere Zukunft anvertrauen willst, und wenn Du nicht -"

„Bitte um Verzeihung," unterbrach ihn der Freund rasch, „so ganz und gar denk' ich nicht mir die Hände zu binden. Kommt das Mädchen herüber, und wir gefallen einander nicht, so zahle ich ihr die freie Rückfahrt und ein Abstandsgeld. Wir haben uns das Alles überlegt."

„Und glaubst Du, daß irgend Jemand darauf eingehen würde?"

„Bah, zehn für eine," sagte van Roeken lachend.

„Gut, das selbst angenommen," fuhr Wagner ruhig fort, „und nicht einmal gerechnet, daß Du dabei Tausende von Gulden auf eine einzige ungewisse Karte setzest; in welchem Lichte steht Deine künftige Frau den anderen Familien gegenüber, und wo wirst Du wagen dürfen sie einzuführen ?"

„Und wer braucht davon zu wissen?" sagte van Roeken.

„Unsere ganze Gesellschaft; glaubst Du, daß die schweigen werden?"

„Sie haben es fest versprochen." /37/

Wagner schüttelte langsam mit dem Kopf.

„Du kennst die Welt besser," sagte er endlich, „als daß Du wirklich glauben solltest, sie würden ein solches Versprechen halten. Das Mädchen hätte noch keine vierundzwanzig Stunden javanischen Boden betreten, und jede Familie in Batavia wüßte Alles, was sie beträfe, - ja noch mehr. Nein, d i e Hoffnung laß Dir vergehen, daß Du die Sache als Geheimniß behandeln könntest, und schon daß Du die Absicht hast, giebt mir Hoffnung, Du wirst es Dir, ehe Du den Schritt thust, reiflich überlegen."

„Ich habe nicht mehr viel Zeit dazu," lachte van Roeken, „denn übermorgen geht die Mail."

„Jedenfalls beschlafe Deinen Plan," sagte Wagner ernst. - „Du bist heut Abend aufgeregt, - der frühe Morgen ist die beste Zeit solche Sachen zu überdenken."

„Du glaubst doch nicht etwa, daß ich meine vollen Sinne nichl bei einander hätte!" rief van Roeken gereizt.

„Ich denke nicht daran," entgegnete sein Freund, der ihn durch Widerspruch in seinem tollen Plan nur zu bestärken fürchtete. „Uebrigens ist es spät geworden - mein Bendi wartet. Gute Nacht, Leopold. Morgen sprechen wir hoffentlich mehr darüber."

„Vielleicht,“ sagte van Roeken ausweichend, - „gute Nacht!“

Der Bendi hielt vor der Thür; Wagner sprang hinein, die Pferde zogen an, der Boedjang sprang mit der Fackel hinten auf, und das leichte Fuhrwerk rasselte den Weg hinab zum Thore hinaus, der eigenen Heimath zu.

III.