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Los Angeles, Las Vegas und San Francisco waren Eckpunkte einer fantastischen etwa 3 000 Kilometer langen Rundreise durch den amerikanischen Westen. Vom Grand Canyon bis zum Yosemite-National-Park führte uns der Weg durch grandiose Landschaften, mitten durch Kalifornien, Utah, Arizona und Nevada hindurch. Siebenmeilenstiefel müsste man haben, um in alle Winkel des amerikanischen Westens vorzudringen und dessen Vielfalt kennen zu lernen; so enorm sind die Dimensionen des Landes. Für uns waren lebensfeindliche Wüsten, die unterschiedlichsten Metropolen und ein Helikopter-Flug im Grand Canyon, gespickt mit vielen Fotos, erlebte Reiseabenteuer voller Überraschungen und bleibender Erinnerungen.
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Anthony de Mello
Leute, die alles bedenken,
ehe sie einen Schritt tun,
werden ihr Leben auf einem Bein verbringen.
USA – Treffpunkt Los Angeles
( Abenteuer - Rundreise durch
vier Bundesstaaten der USA :
Kalifornien, Utah, Arizona und Nevada)
Und schon lief alles durcheinander
Hier war die Hölle los…
Ein Eldorado für Fotografen
Feuerbälle schossen aufwärts und explodierten
Glamour und Dreck lagen dicht beieinander
Nirgendwo sah man ein Lebewesen
Zwischen Himmel und Erde
Alles was am Körper kleben konnte, hing herunter
Las Vegas – ein Wüstentraum
Das dritte Spiel – die gleiche Show
Geruch von Abenteuer und Lungenkrebs
Mit Jonny Cash nach San Francisco
Ein stechender Gestank zog uns entgegen
Die einsame Zypresse
Den alten Gockel kenne ich vom letzten Urlaub
Die besondere Buchempfehlung
Buchgestaltung
Peter Arndt
Fotos
Peter Arndt
(2007)
Und schon lief alles durcheinander
Als hätte ich es geahnt, der Beginn meiner Kalifornienreise war ein glatter Fehlstart, ein Reinfall aller ersten Güte.
Ironisch betrachtet könnte man es ja so ausdrücken:
„Wo würden wir denn hinkommen, wenn alles so klappen würde, wie man es sich so vorstellte.“
Na ja, ich war nie abergläubisch, aber so langsam nagte der Zweifel an meinem gesunden Menschenverstand. Ich begann mich daran zu gewöhnen, dass bestimmt wieder mal irgendetwas schief lief.
Innerlich schien ich förmlich auf das unvorhergesehene, nicht kalkulierbare Ereignis zu warten. Ging wider meiner Annahme doch mal alles problemlos über die Bühne, wurde ich garantiert misstrauisch und fragte mich:
„War da nicht etwas verkehrt gelaufen? Der Normalzustand in solcher Situation hieß bei mir immer, ein Start mit den unterschiedlichsten Hindernissen musste meinerseits bewältigt werden.“
Und auch dieses Mal sollte ich nicht enttäuscht werden. Ich wurde akkurat gut bedient, denn meine Erwartungen übertrafen zu meinem Leidwesen die Vorstellungen um ein Vielfaches.
Es begann alles, als ich beschloss meine beiden Koffer am Abend vorher zum Flughafen zu bringen. Ein Service den ich gern in Anspruch nahm und schon des Öfteren problemlos praktizierte.
Eigentlich war es eine feine Sache, dieser Vorabend – Check-in. Man wurde das Gepäck los und erhielt seine Platzkarte. Nun konnte man am nächsten Morgen, dem eigentlichen Abflugs-Tag, in aller Ruhe, nur mit dem Handgepäck belastet und der griffbereiten Bordkarte am Körper, stressfrei auf den Abflug warten.
So weit, so gut! Normalerweise entstanden dabei keine Probleme. In spätestens einer Stunde wäre mein „Vorabend-Check-in“ erledigt und mit dem nächsten Zubringerbus könnte ich nach Hause fahren.
Aber würde es auch so ablaufen, wie es sein sollte? Natürlich wieder mal nicht! Meine auf Misstrauen gespeicherte Erwartungshaltung wurde bestens bedient, denn jetzt kam das kleine Wörtchen „aber“ ins Spiel und schon lief alles durcheinander.
In bester Laune, gepaart mit Vorfreude auf den morgigen Urlaubsbeginn, betrat ich die Flughafenhalle in Tegel und fand laut Vorinformation auf Anhieb den Abfertigungsschalter. Doch jetzt begann das Theater. Als ich dort anlangte, war dieser wegen anstehender Baumaßnahmen geschlossen. Von einer, sichtlich von der Situation genervten älteren Dame erwartet, wurden alle ankommenden Fluggäste begrüßt und sofort weitergeleitet.
„Der Vorabend-Check-in ist hier leider nicht mehr möglich. Er wurde nach draußen verlegt und findet nun außerhalb der Halle statt.“, klärte uns die Dame auf.
„In einem separaten Gebäude, im oberen Ring“, fuhr sie fort und wies alle Neuankommende gestenreich den Weg nach draußen.
Ihre Mimik war entsprechend aussagekräftig. Ihr leicht gestresstes Nervenkostüm war eigentlich kein Wunder und nachvollziehbar. Alle, die ihr Gepäck loswerden wollten, mussten von ihr umgeleitet werden, verbunden mit einer Endlos-Schleife gleicher Fragen und Antworten, bei einem nicht versiegenden Ansturm neuer Fluggäste.
Leicht verärgert griff ich meine beiden Koffer und strebte dem Ausgang entgegen. Was blieb mir übrig? Wenn ich schon mal hier war, wollte ich auch mein Vorabend-Check-in abschließen.
Also wieder raus aus dem Gebäude und etwa zweihundert Meter Luftlinie überbrücken, hinüber zum Barackenanbau im oberen Bereich, außerhalb der Abfertigungshallen. Treppen hoch, Treppen runter, ein einziger Hindernis-Lauf, dieser abendliche, nichtgewollte Fußmarsch zum verlegten Check-in Schalter.
Na ja, zwanzig Minuten später hatte ich es dann doch geschafft und betrat die langgestreckte Halle. Was für ein Empfang! Etwa fünfzig Leute standen da schon hintereinander in Reih und Glied und schienen sich über jeden Neuankömmling zu amüsieren, der sich am Ende der Schlange einreihen musste. Anfangs fand ich es noch in Ordnung da ich fünfzig Leute vor mir und nicht viel später bald hundert Neuankömmlinge hinter mir wusste.
Hier länger als eine Stunde zu warten um meine Koffer los zu werden, konnte ich mir nicht vorstellen. Doch die Realität lag fern jeder Vorstellung. Als ich nach einer Stunde immer noch auf derselben Stelle stand und vorn am Schalter sich nichts bewegte, wurde mir schlagartig bewusst, hier lief mal wieder alles schief.
Und Recht sollte ich behalten. Nervenaufreibende, knappe drei Stunden musste ich ausharren, inmitten unzähliger Koffer, Taschen und sperriger Campingausrüstungen, immer den Abfertigungsschalter vor Augen, bevor ich endlich selbst herantreten durfte.
Schuld an dieser schleppenden Bearbeitung waren die „Neuen Einreise- und Passbestimmungen“ in die Vereinigten Staaten von Amerika. Nach den Terroranschlägen in New York und anderswo, wurden diese nach und nach erweitert, um Flugzeugentführungen nach Möglichkeit zu verhindern.
Nun wollte ich ja selbst in die USA einreisen, mit Zielflughafen Los Angeles, musste also den Identifikationsmarathon mit der ungewohnten Einsicht in die Notwendigkeit einer solchen Maßnahme, überstehen. Doch Einsicht und Notwendigkeit waren zwei Paar verschiedene Schuhe. Das Ganze zog sich dermaßen in die Länge, wie alle Gesichter der Anwesenden, vor und hinter mir in der Reihe, denn weiter ging es nur im Schneckentempo Richtung Check-in- Schalter.
Doch alles Warten hatte mal ein Ende. Genervt vom langen Herumstehen war ich heilfroh es endlich geschafft zu haben. Mit einem erleichterten:
„Gott sei Dank“ - Ausruf ließ ich die Bordkarten in einer Seitentasche verschwinden, warf einen letzten Blick auf meine beiden Koffer, die in diesem Moment das Transportband erreichten und hinter herunterhängenden Gummistreifen langsam verschwanden.
Jetzt aber raus hier, schnell ab nach Hause. Ein kurzer, nicht ganz hämefreier Blick auf die lange Schlange der Wartenden, verbesserte mein Stimmungsbarometer um einige Grad. Warum sollte es denen anders ergehen. Leicht grinsend verschwand ich nach draußen und orientierte mich Richtung Bushaltestelle.
Wie konnte ich nur annehmen, aller Ärger wäre nun vorüber. Mir fuhr der Bus natürlich vor der Nase weg. Ich lag mal wieder voll im Trend. Es kam so, wie es kommen musste. Wieder mal warten – unmöglich!
Zwanzig Minuten später war es dann doch soweit. Mit dem nächstankommenden Zubringer rollte ich endlich Richtung Heimathafen. Alles in allem waren knapp sechs Stunden verstrichen. So lang war ich unterwegs, Hin- und Rückfahrt eingeschlossen. Am Ende war ich zu Hause so aufgestachelt und konnte nicht einschlafen. Ich wachte mehrmals auf, bis mein nervender Radiowecker dann endgültig meine begrenzte Nachtruhe beendete.
Mit dem georderten Taxi landete ich einige Zeit später wieder am Airport, diesmal pünktlich und voller Zuversicht, dass alles etwas zügiger ablaufen möge, als am Vorabend.
Nach all dem Chaos gestern Abend, hatte ich mir geschworen, nie wieder die Koffer beim Vorabend-Check-in abzugeben. Dieses stundenlange Herumstehen bei der Abgabe, bohrte noch immer im Gedächtnis herum, ohne Change es auszuklammern.
Eigentlich hatte sich dieses Thema für mich erledigt. Einfach bescheuert! Mein schöner Urlaub begann und ich beschäftigte mich mit solchen Nebensächlichkeiten.
Doch dann wurde ich beim Pass- und Kontrolldurchgang nochmals daran erinnert. An den vorgelagerten Check-in Schaltern blieb ich ärgerlich stehen und mein gestriger Abend kochte augenblicklich wieder nach oben.
„Das kann doch nicht wahr sein!“
Kopfschüttelnd betrachtete ich die wenigen Fluggäste vor den Abfertigungsschaltern, die problemlos an mehreren Annahmestellen ihr Gepäck loswerden konnten. Ich hatte Gestern mal wieder die verkehrte Entscheidung getroffen. Doch ändern konnte ich daran nun nichts mehr.
Niemand konnte vorausahnen, das anscheinend 90% der Mitreisenden auf die gleiche Idee kommen würden, ihr Gepäck am Vorabend abzugeben.
Na ja, eigentlich sollte mir so etwas nicht nochmal passieren, da ich die Vorabendabgabe ab sofort nicht mehr nutzen würde. Allerdings konnte dieser Plan nur dann funktionieren, wenn die Anderen bei ihrem Abgaberhythmus blieben, und nicht vorhatten, sich meiner Änderung anzuschließen. Dann wäre der Effekt gleich Null und der ewig dauernde Abfertigungsärger vorprogrammiert.
Nun aber Schluss mit diesem Thema, denn heute Vormittag klappte alles wie am Schnürchen. Zügig verliefen Abfertigung und Kontrolle. Problemlos passierte ich den Durchleuchtungs- und Sicherheitsbereich, bummelte noch bis zum Check-in zwischen den Gastronomie- und Souvenirgeschäften herum und fand schließlich meinen georderten Sitzplatz im Zubringerflug nach Düsseldorf.
Nun konnte eigentlich nichts mehr passieren. Ich verstaute mein Handgepäck, lehnte mich zufrieden nach hinten und beobachtete die hektische Betriebsamkeit in den beiden Zwischengängen. .
Schon zwei Stunden später betrat ich den Airbus nach Los Angeles, richtete mich häuslich ein und bestellte ein Dosenbier bei einer freundlichen Flugbegleiterin. Zwölf Flugstunden lagen vor mir. Die erwachende Neugierde, was mich dort erwartete, nahm langsam Gestalt an.
Rundreiseverlauf durch vier Bundesstaaten, im Westen der USA.
„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, ein altes Sprichwort. Nach Landung in Los Angeles war ich der festen Überzeugung, die größten Strapazen überwunden zu haben, zumindest keimte diese Hoffnung auf, beim Verlassen des Flugzeuges.
Zusammen mit den anderen Mitreisenden betrat ich eine riesige Abfertigungshalle mit Pass- und Gepäckkontrollen. Hier mussten alle durch, egal woher man kam.
„Oh nein, wie soll man sich hier zurechtfinden?“
Mein Versuch, mich zu orientieren schlug fehl, denn hier herrschte ein organisiertes Durcheinander, wie in einem Ameisenhaufen.
„Wo sollte ich mich nun anstellen? Waren die vielen Pass- und Kontrollstellen den Flugnummern zugeordnet, oder nicht? Irgendwie musste ich hier durch, denn die Gepäckbänder der ankommenden Maschinen lagen auf der anderen Hallenseite, hinter den Kontrollstellen.“
Schließlich folgte ich einfach den anderen, wurde vom Strom der nachrückenden Ankömmlinge bis zur Mitte der Halle gespült, um mich dort am Ende einer von vielen Menschenschlagen zu positionieren. Im Zick-Zack-Kurs wanden sich diese, mit Absperrbändern versehenen Zugangswege, durch den Hallentrakt und endeten irgendwo vorn an einer der etwa zwanzig Pass- und Kontrollhäuschen.
Hier war die Hölle los - im wahrsten Sinne des Wortes. Ein endloser Strom sich langsam vorwärts bewegender Menschenmassen riss nicht ab. Ein unangenehmer Geruchscocktail aus Schweiß und den unterschiedlichsten Parfümen lag im Raum, der sich ohne Rücksicht auf unsere Geruchsnerven vermischte und ausbreitete.
Ständig neu ankommende Flugzeuge sorgten für reibungslosen Nachschub im hinteren Bereich der Halle. Mit jeder Landung drückten 200 bis 300 Passagiere herein und füllten alle Warteschlangen auf. Das langsame vorankommen und die flatternden Absperrbänder vor Augen, stellte ich mich auf eine lange Wartezeit ein. Während mein Blick über die brodelnde, riesige Halle glitt, blätterte ich im Info-Flyer des L.A:-Airport, ein überreichtes Begrüßungsheftchen mit den wichtigsten Infos zum hiesigen Flughafen.
Dieser liegt im Südwesten und etwa 30 Kilometer von der Innenstadt von Los Angeles entfernt und ist mit einer Ausdehnung von 1 416 ha und vier parallel verlaufende Start- und Landebahnen der größte internationale Flughafen an der Westküste der USA. Zurzeit ist er das wichtigste Tor nach/von Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Europa. Weit über 80 Millionen Passagiere werden hier pro Jahr abgefertigt und damit mit dieser Zahl der fünftgrößte Passagierflughafen der Welt, sowie der Drittgrößte mit mehr als 700 000 ausgeführten Flugbewegungen.
L.A. Airport von oben
Bei dieser Größenordnung konnte ich nur Staunen, mit welcher Rutine diese Menschenmassen, trotz verschärfter Personenkontrollen, hier durchgeschleust wurden. Schon eine Stunde später überwand ich, schneller als gedacht, den letzten Absperrbogen und stand ganz vorn.
Geschafft! Endlich war ich durch, konnte mich wieder frei bewegen, ohne auf die Schuhe des Vordermanns zu treten. Die Papiere bereithaltend trat ich heran und erlebte eine Passkontrolle, die ich so noch nicht kannte, eine in Europa noch nicht angewandte Methode.
Ich musste an den Gläsernen Menschen denken, hier nahm er langsam Gestalt an. Von Kopf bis Fuß wurde ich digital bearbeitet und überprüft. Fotos wurden gemacht, bestimmt nicht fürs Poesiealbum, und in einer Einreisedatei gespeichert. Im Anschluss wurden beide Zeigefinger eingescannt, um bei der Ausreise den digitalen Fingerabdruck vergleichen zu können, ob ich auch wirklich ich bin.
Na ja, wenigstens ging alles schnell über die Bühne. Ich bekam mein Pass zurück, suchte und fand auf den Hinweistafeln die Flugnummer meiner Maschine und das dazugehörende Transportband der Gepäckrückgabe. Meine beiden Koffer standen schon abholbereit am Band, bewacht von mehreren Angestellten, die aufmerksam alle Gepäckscheine mit den angehefteten Nummern verglichen. Erst dann durfte ich weiterziehen.
Ich schnappte mir einen frei herumstehenden Gepäckwagen, lud alles auf, und mein Marsch durch mehrere Säulenhallen, begann. Mich an den „Exit“-Schildern orientierend, musste der Ausgang ja irgendwann kommen.
Der gekennzeichnete Weg führte vorüber an einigen Gepäckbändern, auf deren Endlosschleife, aus dem Untergrund kommende Koffer und Taschen kreisten und bei Nichtabnahme wieder verschwanden.
Da ich in Eigenregie mein Hotel aufsuchen musste und nicht abgeholt wurde, ließ ich alles gemütlich angehen, bummelte durchs Flughafengebäude und sammelte die ersten Eindrücke vom Gastgeberland.
Draußen auf dem Vorplatz standen die hoteleigenen Shuttlebusse in langer Reihe hintereinander. An farblich markierten Hinweisschildern konnte man erkennen, wohin die Busse fuhren. Gelb war meine Farbe laut Reiseprospekt. Schnell entdeckte ich den Zubringer, gab dem Kontrolleur beim Einsteigen meinen gelbmarkierten Bon, und ab ging die Fahrt Richtung Hotel.
Schon eine halbe Stunde später war das Ziel erreicht, eine pompöse Unterkunft, unser Starthotel für zwei Nächte. Was ich erst später mitbekam, war der, sagen wir mal so, der nicht ganz ideale Standort, denn wir lagen in der Einflugschneise des Flughafens.
Kein Ort der Ruhe, denn die anfliegenden Maschinen donnerten im Tiefflug über uns hinweg, kaum zweihundert Meter entfernt. Für einen ständigen Wohnsitz in dieser Gegend absolut nicht geeignet. Allerdings war in den schallisolierten Hotelräumen davon nichts zu hören. Kein Laut drang herein, also störte uns die Einflugschneise herzlich wenig, denn tagsüber waren wir sowieso unterwegs und vom Fluglärm ausgeschlossen.
„Herzlich Willkommen in Los Angeles.“
Mit diesen Worten wurden alle ankommenden Hotelgäste, die sich als Rundreiseteilnehmer zu erkennen gaben, von Maria, der örtlichen Reiseleitung begrüßt und gebeten, sich noch einen Augenblick zu gedulden, bis die restlichen Mitreisenden im Hotel eingetroffen wären.
Und das dauerte nicht all zulange, denn nur wenig später erschienen die restlichen Urlauber in der Drehtür und wir waren vollzählig, wie Maria feststellte. Schon am Abstelltisch vorbereitet, erhielt nun jeder ein Mixgetränk im Cocktailglas als Willkommenstrunk überreicht und Maria bat um Aufmerksamkeit.
„Herzlich Willkommen in den Staaten“, begann sie nochmals von vorn.
„Wer es noch nicht mitbekommen hat, ich bin Maria und eure Reiseleiterin für diese Rundreise. Ich verteile jetzt die Zimmerschlüssel und jeder erhält gleichzeitig einen roten Kofferanhänger. Den befestigt bitte an euer Gepäck, denn wir sind ab sofort die sogenannte Rote Gruppe. Es gibt noch eine Grüne und eine Gelbe. Da wir gemeinsam auf Tour gehen und jede Gruppe ihren eigenen Bus besitzt, müssen wir uns farblich unterscheiden. Damit erleichtern wir den Gepäckträgern ihre Arbeit und eure Koffer landen am und im richtigen Bus. Unsere Gruppe zählt 26 Personen. Wir haben also viel Platz im großen Reisebus.“
Sich zur Rezeption wendend, übernahm sie von dort die Zimmerschlüssel mit einer namentlichen Zimmerzuweisung und den daran befestigten roten Gepäckanhängern. Sich wieder der Reisegruppe zuwendend, fuhr sie fort:
„Wie ihr aus euren Reiseunterlagen sicherlich schon entnommen habt, bekommt ihr morgen nach dem Frühstück die Möglichkeit, an einem Fakultativausflug teilzunehmen, der uns zu den Universal Studios führt. Ich gehe mal davon aus, das ihr alle daran interessiert seid. Das Ganze kostet 74 Dollar, beinhaltet eine Studio-Tour und freien Eintritt im gesamten Gelände zu allen Show-Programmen. Abfahrt ist neun Uhr, draußen vor dem Hotel. Hat jemand vor, nicht daran teilzunehmen?“
Maria sah sich um, nickte dann zufrieden, da sich niemand meldete.
„Prima! Alle 26 sind an Bord. Ihr werdet es bestimmt nicht bereuen, denn wenn ihr schon mal in Los Angeles seid, ist es ein Muss, den Terminator oder den Weißen Hai zu besuchen.“
Sofort nach der Schlüsselübergabe und den dazu gehörenden roten Kofferanhängern, erhob Maria ihr Cocktailglas und verabschiedete sich für heute mit den Worten:
„Auf einen erlebnisreichen, schöner Urlaub hier in den Weststaaten. Alles Weitere erzähle ich euch morgen früh im Bus. So, nun lasst euch den Cocktail schmecken - prost, Freunde!“
Den Begrüßungstrunk schlürfend, betrachtete ich neugierig die 26 Reiseteilnehmer etwas genauer. Wir waren eine bunt durcheinandergewürfelte kleine Truppe. Der erste Eindruck war recht positiv. Die überwiegende Mehrheit stammte aus Deutschland und Österreich, der Rest aus den Niederlanden und der Schweiz. Die Zusammensetzung der Truppe war recht ausgewogen, nicht zu alt und nicht zu jung. Die Chemie schien hier zu stimmen. So sollte es auch sein, denn wir mussten die nächsten Wochen miteinander auskommen, ob wir wollten oder nicht. Der Bus war unser Wohnzimmer, abhauen konnte hier keiner und eine Grundvoraussetzung des Zusammenlebens hieß für alle, gegenseitige Rücksichtnahme.
Marias Cocktail, den ich jetzt ausschlürfte, war absolut nicht meine Geschmacksrichtung, furchtbar süß, fast widerlich süß.
Das leere Glas abstellend verschwand ich danach mit Sack und Pack im Aufzug, fuhr rauf in den 5. Stock, suchte und fand mein Zimmer und stand vor einer offenen Tür ohne Schloss und Klinke. Werkzeugkisten und Reparaturteile lagen im Zimmer herum, verstreut auf Tisch, Stuhl und Boden. Weit und breit war niemand zu sehen, der damit beschäftigt gewesen wäre, die Reparatur der Tür zu vollenden.
Etwas verdutzt stand ich am Eingang und überprüfte meine Codenummer am Schlüsselbund auf Übereinstimmung. Da war alles in Ordnung. Nur was sollte ich mit einer auseinander genommenen Zimmertür?
„Das kann ja alles nicht wahr sein! Das fängt ja gut an“, brubbelte ich ärgerlich und verließ den Raum. Die wissen wahrscheinlich selbst nicht, welche Zimmer frei und bezugsfertig sind.“
Mir blieb nichts weiter übrig, als den Check-in Service der Rezeption zu informieren.
„Was soll’s, das Ganze retour! Der Aufzug ist ja in Ordnung.“
Da ich mein Gepäck nicht stehen lassen konnte, nahm ich es wieder mit nach unten. Peinlich berührt entschuldigte sich die Dame am Rezeptionsschalter und überreichte mir den Schlüssel vom Nachbarzimmer.
„Na hoffentlich ist das nicht wieder der Falsche!“ Und schon ging es wieder aufwärts. Diesmal war alles in Ordnung. Die Schlüssel passten und ich konnte endlich unter der Dusche verschwinden, um mich etwas frisch zu machen.
Die Startschwierigkeiten waren überwunden. Nach einem leichten Abendessen im Restaurant fiel ich todmüde ins Bett. Sieben Stunden Zeitunterschied zerrten doch etwas am eingespielten Tag- und Nachtrhythmus der inneren Uhr. Nur wenige Minuten später war ich fest eingeschlafen, bekam nicht mal mehr mit, dass meine Nachttischlampe noch brannte und ein Stadtplan von Los Angeles, den ich noch betrachten wollte, aufgeklappt neben mir liegen blieb.
Wunderbar ausgeruht und absolut stressfrei begann mein erster Rundreisetag in Kalifornien mit einem ausgiebigen Frühstück im hoteleigenen Restaurant.
Hier konnte ich wählen zwischen einem kontinentalen und einem amerikanischen Frühstück. Ich musste nicht lange überlegen, denn das kontinentale Frühstück bestand nur aus Toast mit Butter, Gebäck und Kaffee. Mit 5 Dollar Zuzahlung wurde das amerikanische Frühstück als Büfett angeboten, was in allen nachfolgenden Hotels so gehandhabt wurde. Diese Variante war sehr reichhaltig und bestand aus Spiegel- und Rührei, gebratene Würstchen, Speck und Schinken, Bratkartoffeln, Toast mit Marmelade, Pfann- und Eierkuchen. Kaffee ohne Ende und frisch gepressten Orangensäften.
Gut gestärkt verließ ich den Frühstücksbereich und ging nach draußen. Es war kurz vor 9 Uhr. Die meisten waren schon am Bus versammelt, genossen die ersten warmen Sonnenstrahlen am frühen Morgen. Mitgenommen hatte ich meine beiden Kameras und eine Strickjacke, für den Fall aller Fälle. Laut Ablaufplan waren wir heute den ganzen Tag unterwegs.
„Habt ihr gut geschlafen?“, empfing uns Maria am Bus, ließ uns einsteigen und wartete bis alle drin verschwunden waren.
„Sucht euch ein Platz aus. Rechnerisch sind für jeden zwei Sitzplätze vorhanden.“
Kaum war der Letzte im Bus, schlossen sich zischend die Türen und wir rollten langsam vom Parkplatz runter, rauf auf den angrenzenden Highway, eine 6-spurige Autobahn, die sich schnurgerade durch ein Häusermeer bahnte und irgendwo am Horizont verschwand.
Ich war noch dabei meine Sachen zu verstauen und es mir bequem zu machen, als Maria vorn im Bus auftauchte und zum Mikrofon griff.
„Wie ich sehe, habt ihr alle euern Wunschsitzplatz gefunden. Der bleibt euch erhalten, bis zum Ende der Rundreise. Und nun zum heutigen Tagesablauf. Wir sind eine gute Stunde unterwegs nach Venice Beach und Santa Monica.
Dort verlassen wir den Bus, lernen beim Rundgang das interessante Viertel aus der Nähe kennen und fahren im Anschluss weiter zu den Universal Studios in Hollywood. Bis zum ersten Stop in Venice Beach werde ich die Zeit nutzen und euch etwas über meine Heimatstadt Los Angeles erzählen.“
Während Maria wieder hinter ihrer hohen Sitzlehne verschwand, begann ihre ausführliche Info über die „Stadt der Engel“, aus den im Bus installierten Bordlautsprechern über uns hinweg zu rieseln.
„Es gibt einen geläufigen Spruch über Los Angeles, wie man diese Stadt nicht treffender bezeichnen könnte:
„Dutzende Vororte sind auf der Suche nach einer Stadt“.
Genau so präsentiert sich der Ort all seine Besucher. Die Ausdehnung des Siedlungsteppichs bricht alle Rekorde. Sie ist nach New York die zweitgrößte Stadt der USA. Sie nimmt von Malibu bis nach Long Beach 122 km der südkalifornischen Pazifikküste ein, und erstreckt sich auch im Landesinnern über eine riesige, trockene Tal-Fläche, die von den Santa Monica Bergen und den Gabriel Bergen umgeben ist.
Downtown Los Angeles liegt 26 km von der Küste entfernt. Nördlich davon befindet sich Pasadena, in nordwestlicher Richtung liegen Hollywood, Beverly Hills, Century City und auch das ausgedehnte San Fernando Valley. In südlicher Richtung liegt Long Beach und an der Küste westlich des Stadtzentrums befindet sich Santa Monica und Venice Beach. Und dort wollen wir ja jetzt hin.
Außer Downtown im Zentrum der Stadt findet man in L.A. kaum ein Bauwerk, das zwei, drei Stockwerke übersteigt. Daran sind die entstandenen Gesetze der eingewanderten Siedler schuld, die jedem Zuwanderer das Recht verbürgten, stets ein Haus mit Grund und Boden zu erwerben. Da man so nicht in die Höhe bauen konnte, wuchs die Stadt, nur vom Küstenstreifen begrenzt, sehr schnell nach allen Seiten auseinander, bis auf die heutige Fläche von mehr als 2500 Quadratkilometern, mit seinen Dutzenden von miteinander verbundenen Stadtteilen.
Der Ort wurde 1781 von mexikanischen Siedlern gegründet, die ihr den komplizierten Namen:
„El Pueblo de Nuestra Senora la Reina de Los Angeles de Porciuncula “ gaben, was so viel heißt, wie das
„Dorf unserer Lieben Frau, Königin der Engel von Porciuncula “.
Wie wir wissen, ist zum Glück nur Los Angeles übriggeblieben.
In wenigen Jahrzehnten entwickelte sich der Ort von einem winzigen Dorf zu einer blühenden Goldgräber- und späteren Öl-Stadt. Außerdem riss bis zum Ende des 19. Jahrhunderts der ständige Zustrom von Siedlern nicht ab, die aus den gleichen Gründen kamen, wie auch heute noch viele Menschen: dem Klima, der schönen Landschaft und dem Sonnenschein.
Wie jede andere Metropole in der Welt hat auch Los Angeles Probleme, wie Smog, gelegentliche Erdbeben, eine knappe Wasserversorgung für die wachsende Bevölkerung und recht viel Ghettos mit hohen Kriminalitätsraten.
So, das muss für heute erst mal reichen.“
Marias Kopf tauchte wieder im Mittelgang auf. Grinsend fuhr sie fort:
„Wie ich sehe seid ihr noch alle munter. Zu viele Informationen hintereinander sind auch nicht gerade belebend. Morgen bei der Stadtrundfahrt werdet ihr mehr erfahren. Außerdem sind wir am Ziel in Venice Beach angekommen, schneller wie gedacht.“
Kanalsystem in Venice Beach
Spiegelbilder im Kanal
Familien-Häuschen und viele Villen auf beiden Uferseiten der Kanäle
Wir verließen den Highway und fuhren langsam auf einer Schotterpiste ausrollend, in eine seitwärts abführende Einbahnstraße und stoppten vor einer venezianischen Bogenbrücke aus Holz. Maria wies mit der Hand nach draußen und erklärte:
„Wir steigen jetzt aus. Unser Rundgang führt am Kanal entlang bis hin zum Strand von Santa Monica, wo uns der Bus erwartet.
Dort steigen wir wieder zu, fahren am Marine-Jagdhafen vorüber und es geht weiter zu den Universal Studios von Hollywood, dem eigentlichen Tagesziel.“
Maria vorne weg, entleerte sich der Bus nach und nach. Erwartungsvoll sprang ich hinaus und lief den anderen hinterher, Richtung Kanal.
„Oh nein!“, stieß ich hervor und blieb nach etwa zehn Metern ruckartig stehen.
„Das gibt’s doch nicht!“
An alles hatte ich gedacht, nur nicht an die Kraft der Sonnenstrahlen. Der spärliche Haarwuchs auf meinem unbedeckten Haupt bot keinen genügenden Schutz vor Sonnenbrand. Mütze und Strickjacke hatte ich im Bus liegen lassen, ein Fehler wie ich jetzt feststellen musste. Mein Selbsterhaltungstrieb veranlasste die sofortige Rückkehr.
Zum Glück stand der Bus noch vor der Bogenbrücke. Marias fragende Blicke trafen mich beim Einsteigen, die nicht wusste, was sie davon halten sollte.
„Maria, ich habe etwas vergessen.“, erklärte ich meine Rückkehr, wies Richtung Sonne und dann auf mein ungeschütztes Haupt, ein Erklärungsversuch ohne Worte.
Maria hatte verstanden. Lachend sagte sie noch zu mir:
„Das ist sehr vernünftig“, drehte sich um und lief zur Brücke. Mit Sonnenbrille und schützender Mütze bewaffnet, startete ich erneut durch, schloss mich der Gruppe an und fühlte mich dabei nun auf der sicheren Seite.
Während mein Blick zur Uhr ging und die zehnte Stunde registrierte, setzte sich unser Reisebus langsam in Bewegung, überwand knirschend die abfallende Schotterpiste und ordnete sich ein im dreispurigen Highway-Verkehr.
Die gefühlte Morgen-Temperatur lag bestimmt schon bei etwa 25 Grad. Blauer Himmel und vereinzelt hineingestreute Kumuluswolken, überspannten ein Wohn-Viertel vom Feinsten, versetzten uns in eine Welt, die es so woanders wahrscheinlich nicht mehr gab.
Wunderschöne Fotomotive / Marine Jachthafen
Wie in Venedig spazierten wir an Kanälen entlang, von verzierten Brücken überspannt und von Bauwerken im venezianischen Stil flankiert, die sich allesamt im blauen Wasser widerspiegelten. Ein Eldorado für Fotografen.
Diese Kanäle lagen ein paar Straßen vom Strand entfernt, östlich des „Venice Boulevards“. Sie konnten auf eine recht interessante Geschichte zurückblicken, denn tatsächlich sollten sie bei der Eröffnung im Jahre 1905 das italienische Venedig mit seinen Kanälen und Brücken nachstellen.
Damals hatte man noch nicht das Automobil auf der Rechnung. Mit dessen Verbreitung wurden im Jahre 1929 mehr als drei Viertel der heute noch verbliebenen Kanäle wieder zugeschüttet, um Straßen zu errichten. Die restlichen Kanäle verfielen ab den 40 er Jahren mangels öffentlichen Interesses zunehmend.
Bis ins Jahr 1993 ließ sich die Stadt Zeit, um die Kanäle zu renovieren und zu dem sehr sehenswerten Anblick von kleinen Häusern bestimmten „Historic District“ zu machen, der sie heute sind. Nun existieren nur noch vier Kanäle, aufgrund der ungewöhnlichen Kulisse aber ein Muss!
Nach einstündigem Spaziergang endete unser Fußmarsch am „Venice Beach“, auf der langen Strandpromenade. Mit dem Pazifischen Ozean auf der einen und das Künstler-Viertel auf der anderen Seite, war Venice Beach ein unglaublich lebendiges Viertel. In gewisser Weise ein Jahrmarkt, ein Spektakel, das man mal gesehen haben musste, auch wenn es das wahre Los Angeles nur sehr bedingt repräsentierte, sondern vielmehr einen Ausschnitt des großen Ganzen zeigte. Ein Ausschnitt, der auf seine Art durchaus authentisch war, aber natürlich nicht den Alltag an amerikanischen Stränden widerspiegelte.
Bis rauf an Santa Monicas breite Strände verkehrte hier eine ausgeflippte Szene mit Body-Building Studio unter freiem Himmel, wo sich zur Schau stellende Muskelpakete ihr schweißtreibendes Training absolvierten.
Es begegneten uns abenteuerlich herausgeputzte Spaziergänger. Auf der Promenade mit ihren T-Shirt-Läden, Imbissbuden, den Wahrsagern, Rollerblade-Akrobaten und den selbsternannten Rap-Künstlern tobte das Leben. Nur wenige Meter entfernt, auf der anderen Straßenseite, rollten die Wellen des Pazifischen Ozeans über endlos weiße Sandstrände, die sich im Norden bis Malibu und Redondo Beach im Süden ersteckten. Hier konnte man stundenlang herumbummeln ohne zu bemerken, wie schnell die Zeit entschwand.
In einem Skatepark vollführen Jugendliche ihre Kunststückchen.
Punkt 12 Uhr endete unser Rundgang am wartenden Bus. Schon wollte ich einsteigen, da sah ich vorn am Strand, etwas Rotes, hinter einem Lagerschuppen hervortreten.
„Mein Gott“, stieß ich hervor.
„Das ist ja ein Feuerwehrauto da vorn!“
Suchend sah ich mich nach Maria um und rief ihr zu:
„Ich mache dort schnell noch ein paar Fotos!“, wies in die entsprechende Richtung und fuhr fort:
„Ein Feuerwehrauto in L.A. kann ich mir doch nicht entgehen lassen. Bin gleich wieder hier.“
Diese lautstarke Mitteilung bekamen natürlich auch die anderen mit, die schon im Bus saßen oder davor standen.
Diese Feuerwehr-Autos sind in Los Angeles doppelt so lang wie in Deutschland.
Meiner Blickrichtung folgend, entdeckten sie ebenfalls dieses herrliche Fotomotiv. Ruck-Zuck leerte sich der Bus bis auf wenige Ausnahmen, denn diese Aufnahme wollte sich niemand entgehen lassen und folgte meinen eiligen Schritten Richtung Lagerschuppen.
„Ein schönes Foto-Motiv bringt alle in Bewegung.“, registrierte ich grinsend und betrachtete nun neugierig diesen langgezogenen „Feuerlöscher“ von allen Seiten. Das Auto war ein Prachtstück, unheimlich lang, wie ich es nur von Film und Fernsehen kannte.
„LOS ANGELES FIRE DEPT.“, stand in schwarzen Lettern auf strahlend roter Hintergrundfarbe, weithin sichtbar aufgetragen. Drei Achsen unterhalb und eine endlos lange ausfahrbare Drehleiter obendrauf, war ein lohnendes Motiv für alle Fotofreunde.
„Das wollte ich schon immer mal sehen.“
Eine junge Frau konnte sich nur schwer beruhigen, knipste und knipste ein Foto nach dem anderen, umrundete mehrmals das lange Fahrzeug und kam freudestrahlend zum Bus zurück.
Ungläubig schüttelte sie beim Einsteigen den Kopf.
„Die können nur hier fahren. In Deutschland bleiben die in allen Städten stecken.“
„Bei der Länge ist das auch kein Wunder“, antwortete ihr Mann nachdenklich und begutachtete dabei seine aufgenommenen Fotos im Display seiner Kamera.
Leicht vor sich hinlächelnd gab Maria das Abfahrtszeichen und verschwand hinter ihrer Sitzecke.
„Jetzt fahren wir zu den Universal Studios“, war noch von ihr zu hören, dann ruckte der Bus an und alle Gespräche verstummten.
Ein strahlend blauer Himmel wölbte sich über das weitläufige Gelände des Universal Studios, als wir gemeinsam und voller Erwartungen den Haupteingang passierten und Maria uns bat ihr zu folgen. Wir absolvierten einen kurzen Rundgang, um den nötigen Überblick zu bekommen, wo im Themenpark die besten Attraktionen und Shows zu finden waren.
Wer die Kinowelt einmal hautnah erlebt und ein Blick hinter Filmkulissen werfen wollte, war hier in Hollywoods Universal Studios genau am richtigen Ort. Diese Kombination aus Vergnügungspark und Studiobetrieb war einzigartig und garantierte nicht enden wollende Faszinationen von Eindrücken, zusammengestellt aus Aktion und visuellen Effekten, die allgegenwärtig auf uns hereinstürzten.
Wir marschierten quer durch den Park, der sich wesendlich weiter nach allen Seiten ausdehnte, als wir zuerst annahmen. Wie ein weitläufiges Spinnennetz drifteten die schmalen Straßen und holprigen Gassen nach allen Seiten auseinander, zogen sich tief unter uns um einen dicht bewaldeten Berghang herum, tauchten ab und zu wieder auf und verschwanden endgültig hinter monströsen Felsformationen.
„Meine Orientierung ist weg. Hier kann man sich ja total verlaufen in diesem riesigen Gelände.“
Suchend blätterte ein Reiseteilnehmer seinen kalifornischen Reiseführer durch, ohne verwertbare Informationen zu bekommen.
„Leute, keine Aufregung!“
Maria kramte in ihrer Unterlagenmappe herum und öffnete ein Kuvert.
„Jeder bekommt von mir eine Orientierungskarte vom Park. Dort sind die Straßen, die Ausgänge und alle Standorte eingetragen wo Vorführungen stattfinden oder Erlebniswelten besucht werden können.“
Maria hielt die farbigen Faltblätter nach oben gestreckt, bat uns heranzutreten, überprüfte unsere Vollzähligkeit und verteilte die begehrten Karten.
„So, wenn jeder seine Karte hat, halten wir uns hier nicht länger auf, denn in 20 Minuten beginnt unsere gebuchte Studio Tour. Wir müssen pünktlich sein und bleibt beisammen, soweit wie es geht.“
Den Wege-Plan musternd, folgten wir Maria zu einer endlos langen Rolltreppe, die uns zügig den Berghang abwärts transportierte und am eigens dafür gebauten Studio-Tour Bahnhof endete. Die Fahrkarten erhaltend, verteilten wir uns am Bahnsteig und warteten auf den Beginn der Tour.
Dann war es soweit. Etwa 80 bis 100 Personen verteilten sich auf zwei aneinandergekoppelte, beidseitig offene und für diesen Zweck konstruierte Transportwagen, mit vollständiger Rundumsicht. Mehrere Flachbildschirme an der Decke, verbunden mit im gesamten Sitzbereich installierten Lautsprechern, begannen uns psychologisch auf das Kommende vorzubereiten. Entsprechende Geräuschkulissen, wie dramatische Musikfetzen, untermalt mit den dazugehörenden deutschsprachigen Kommentaren, mal flüsternd, mal brüllend waren dies unsere akustischen Begleiter vom ersten Tourhöhepunkt an, bis zum Letzten.
Eingang Universal-Studios in Los Angeles
Horrorhaus
Explodierende Autos
Dieser Teil des Studio-Parks war nur als gebuchte Tour zu besichtigen. Ansonsten hieß es für alle Besucher: Betreten verboten! Hier entstanden in unzähligen Aufnahmehallen und im abgeschirmten Freigelände die neusten Hollywoodfilme. Viele Filmklassiker fanden hier in nachgebauten Produktionshallen und im umgestalteten Gelände eine Heimstädte für interessierte Besucherströme, um einmal hinter die Kulissen zu schauen, dem Weißen Hai oder King Kong persönlich gegenüber zu stehen.
Die Rundfahrt dauerte eine gute Stunde. Am Anfang war ich zufrieden einen Platz auf der rechten Busseite erwischt zu haben und nicht eingerahmt, mitten in einer 6er-Reihe. Von hier aus hoffte ich, etwas ungestörter Fotos machen zu können, was sich dann aber bald ändern sollte, denn jetzt wurde Hollywood aktiv.
Um ein Gewässer zu überqueren, fuhren wir über eine flache Brücke. Mitten im See rutschte das Gestell, natürlich auf meiner Seite, wie hätte es auch anders sein können, plötzlich seitwärts weg und wir landeten im Wasser, das hoch aufspritzte und alle ihre Kameras in Sicherheit bringen mussten.
Halbschief im Wasser hängend kam unser Transportwagen zum Stillstand. Mächtig durcheinandergerüttelt und teilweise mit Wasser übergossen, waren alle damit beschäftigt ihre alten, im Moment verschobenen Sitzplätze wieder herzurichten und warteten neugierig auf das Weitere was jetzt folgen könnte.
Und schon begann das Spektakel, natürlich auf meiner Seite. Der See begann zu kochen und eine aus dem Wasser ragende Hairückenflosse kam auf uns zu geschwommen.
„Jetzt kommt der Weiße Hai. Schau mal Sven, der kommt gerade auf uns zu.“
Weiter kam die junge Frau nicht mit ihren Beobachtungen, denn genau in diesem Augenblick schoss das Monster aus dem Wasser, riss seinen mit Horrorzähnen gespickten Rachen weit auf und schnappte nach uns. Laut kreischend sprangen vor mir einige Damen auf, wichen
Die Flut kommt
Tour zum Weißen Hai
Die Brücke kippt ab
Ein Gas-Tank explodiert
Ein Weißer Hai am Haken
Steven Spielbergs Kulissen von „Krieg der Welten“.
Überall E-Fahrzeuge für Jung und Alt.
Richtung Wagenmitte aus und landeten auf dem Schoß ihrer verdutzten Männer, die breit grinsend ihren Schutz anboten, sie umarmten und den Weißen Hai dafür dankten.
„Der sieht ja richtig echt aus. Fantastisch wie man das hinbekommen hat“, fachsimpelte ein älterer Herr hinter mir.
„Karl, das ist Hollywood“, antwortete seine Frau spontan, sichtlich stolz auf diese treffsichere Analyse.
Noch zwei Mal schnappte das täuschend echte Plastikmonster zu, doch diesmal ohne Überraschungseffekt und lautem Kreischen. Ein letzter Schlag ins brodelnde Wasser. Der Hai tauchte ab. Kurz darauf rüttelte er am Fahrgestell unseres Wagens herum, seine letzte Aktion, um dann endgültig zu verschwinden.