Varin - Nicolas Vogelbusch - E-Book

Varin E-Book

Nicolas Vogelbusch

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Beschreibung

Eine Welt im Wandel, Magie prägt jeden Baum, jedes Glied und jedes Lebewesen. Doch manche mehr als andere. Einst starke und mächtige Orden trachten verzweifelt nach neuen Mitgliedern. Doch neues Blut bedeutet neue Wege und Veränderung. Freunde werden Feinde, und Feinde Freunde. Einsamkeit und Hunger nach Anerkennung nagen an jeder Zelle dieser Welt. Wenn man nicht darauf achtet, drohen sie dich zu überwältigen. Alleine in einer Welt, die ihn nicht will, mit Pflichten, die ihm nicht gefallen, verfolgen wir Varin. Ein Nichts, ein Niemand aus einem Dorf, das wohl ohne ihn nie ins Auge der Welt gefallen wäre. Mächte, von gewaltigen Ausmaßen, reißen sich um ihn. Ängste und Begierden explodieren in ihm und Gefahren so wie Freundschaften prägen seinen Weg. Findet Varin wonach er sucht? Überwältigt ihn die neue Macht, die in ihm brodelt? Oder biegt er sich der Welt, die ihn so verzweifelt daran hindert seinen eigenen Weg zu finden?

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Prolog

Wie ein Tornado aus unnatürlichen weißglühenden Flammen wirbelte das Inferno um Kor herum. Dieser jedoch schien die Zerstörung, geschweige denn die Hitze um ihn herum, kaum zu bemerken. Kleine Flammen leckten an den riesigen Bücherregalen und begannen damit, das endlose Wissen der Aruna-Bibliothek zu nichts mehr als Staub zu zersetzen.

„Nicht die Bücher, ich flehe dich an! Nicht die Bücher“, schrie ein Bibliothekar, Verzweiflung in jeder Silbe. Wie eine Mutter ihren Säugling hielt er einige Bücher fest an die Brust gedrückt.

Kaum Notiz von ihm nehmend, schnippte Kor mit der linken Hand und die geisterhaften Flammen warfen sich auf den Mann wie ein Löwe auf seine Beute. Unter grausigen Schreien zuckte der Körper des Mannes grotesk umher wie ein Insekt auf dem heißen Stein. Die Flammen zerfraßen ihn so schnell, dass sein gesamter Körper, sein gesamtes Wesen in feine schwarze Asche zerfiel, bevor er auch nur wusste, wie ihm geschah.

Kor warf einen kurzen Blick zurück und seufzte ob des allzu kurzen Widerstands, den ihm sein Widersacher geliefert hatte. Die Verwüstung, die sein Inferno verursachte, war absolut. Doch schulterzuckend ging er weiter. „Ja, ich weiß, es ist lang her. Ich wünschte, dieser Abschaum würde wissen, wo sein Platz ist. Aber was soll’s … nein, bleib du, wo du bist, wir folgen dem Plan“, sagte Kor – scheinbar zu niemandem. Außer dem Bibliothekar, der mehrere Gänge hinter ihm und nun nicht mehr als ein kleines Aschehäufchen am Boden war, war er allein in den labyrinthartigen Korridoren und Gängen der Bücherei gewesen. „Jetzt lass mich doch einfach in Ruhe. Mir ist durchaus bewusst, dass dir das nicht gefällt“, fuhr er fort und gestikulierte entnervt vor sich hin.

Flur für Flur ging er weiter, der weiße Tornado um ihn herum schien ihm zu folgen, denn die Iris des Sturms war stets perfekt auf Kor fokussiert. Er war offensichtlich auf der Suche nach etwas ganz Bestimmtem. Hier und da hob er einige der noch intakten Bücher auf, blätterte hindurch und warf sie dann in die Flammenwand um sich herum. Urplötzlich blieb er stehen und grinste breit. „Halt’s Maul“, sagte er leise, aber mit solcher Autorität, dass wohl jeder diesen Befehl befolgt hätte.

Und dann passierte es: Ein weinroter Kristall, groß wie ein Karren, begann sich aus dem Nichts einige Meter vor Kor zu manifestieren. Der Flammensturm um Kor erlosch augenblicklich. Die Flammen, die bereits ein Ziel gefunden hatten, nahmen sofort ihre natürliche gelblich rote Farbe an, brannten jedoch weiter und tauchten die ganze Halle in ein bernsteinfarbenes flackerndes Licht.

Eine Klingenspitze trat aus dem Kristall hervor. Mit einem einzigen sauberen Schnitt teilte sie den massiv aussehenden Kristall entzwei – und ein alter Mann stolperte aus einer Einbuchtung im Edelstein hervor, der nun, da die zwei Hälften vollständig voneinander getrennt waren, begann sich in Luft aufzulösen.

Kor musterte das Prozedere sichtlich unbeeindruckt. „Oh, was für eine Ehre, eine Audienz beim großen Belon zu erhalten. Wie kann ich diese Ehre nur jemals erwidern?“, sagte Kor und verneigte sich übertrieben sarkastisch und mit den Händen wedelnd vor dem alten Mann.

Leicht außer Atem erwiderte dieser: „Spott und Hass haben dich konsumiert. Sie haben dich so fest im Griff, dass du gar nicht weißt, was du hier tust.“ Mit freundlichen, fast väterlichen Augen musterte er Kor. „Eine Tragödie, dass dies alles ist, was von dir übrig geblieben ist. Du hättest so viel mehr sein können, Kor.“ Echte Trauer lag in seiner Stimme. Urplötzlich und dass sich irgendetwas an der Szenerie verändert hatte, verrenkte sich sein Kopf mit einem schmerzhaften Gesichtsausdruck in Richtung der kathedralenartigen Decke. Als könnte er durch diese schauen, sprangen seine weit aufgerissenen Augen von einem Punkt zum anderen.

Kors Grinsen wurde breiter. Höhnisch entgegnete er: „Scheint wohl nicht gut zu laufen da oben, alter Belon. Und was meine Tragödie angeht, ihr alten Geier habt keine Ahnung, wozu ich fähig bin und was aus mir noch werden wird. Wenn es nach euch ginge, würden die Ebenen uns nie freigeben. Pah! Zweiundvierzig, was für ein Unfug.“

Wie zwei Wölfe begannen sich die beiden nun zu umkreisen. Belon, der seine Aufmerksamkeit wieder Kor zugewandt hatte, zuckte alle paar Sekunden schmerzhaft zusammen. Immer wieder ertappte er sich dabei, wie sein Blick zur Decke sprang. Kor musterte ihn interessiert. „Ich muss doch zugeben, ich bin ziemlich enttäuscht. Ich sehe dich ja jetzt schon seit einiger Zeit kämpfen und du willst mir sagen, das ist alles, was der Ring zu bieten hat? Ihr alten Magier aus lang vergessenen Tagen, wie oft haben wir zusammen trainiert und wie oft habt ihr mich geschlagen?“ Kors Gesicht wurde zu einer wütenden Fratze und er spuckte vor Belon auf den Boden. „Dass ich nicht lache! Ich war ein Kind und ihr habt mich … Alles nur schwache Zauber und Kampfkünste der untersten Klasse. Ich werde den Ring herunterreißen und ein neues Zeitalter der Magie entfachen.“

Belon erwiderte nichts, er blickte ihn nur an. Einige der Flammen, die weiterhin um sie herumtanzten, versuchten sich an Belon zu heften, prallten jedoch von ihm ab wie Wasser von einer heißen Platte.

Kor nickte abfällig. „Nichts? Keine weisen Worte vom ach so gelehrten Belon? Du bist doch sonst nicht so wortkarg. Wartet da etwa jemand auf seine Chance anzugreifen?“ Er zwinkerte Belon zu und öffnete seine Arme einladend.

Wie ein Jäger auf der Pirsch schlug Belon zu. Er wirbelte herum und warf sein Schwert, einen fein gearbeiteten Degen, in die Luft und schrie: „Baraknur Beloda Kon.“ Gleichzeitig flackerten alle noch brennenden Flammen um sie herum auf und verwandelten sich in kleine brennende Kreaturen, nicht größer als ein Kind, aber ähnlich in ihrer Statur – zwei Arme, zwei Beine und ein Rumpf, der vollkommen aus Flammen zu bestehen schien. Ein breites, übergroßes Maul und ein kleines Augenpaar ploppte mitten aus dem Körper der Kreaturen hervor. Die brennenden Geschöpfe schrien und geiferten in solch ohrenbetäubender Lautstärke, dass das Stimmengewirr wohl jedem gewöhnlichen Menschen auf der Stelle die Trommelfelle in Fetzen gerissen hätte. Ein kleines Grüppchen dieser Flammenwesen sprang nun blitzschnell in die Luft und fing Belons Degen mitten in der Luft auf. Ihre Form veränderte sich, sie wurden zu einem kleinen Wirbel, noch in der Luft korrigierten sie ihre Richtung und rasten nun in atemberaubender Geschwindigkeit auf Kor zu.

Ohne auch nur hinzusehen, packte dieser das Schwert, brach in ein spöttisches Lachen aus und rief Belon entgegen: „Wie ich schon sagte, billige Tricks und schlechtes Handwerk. Wie oft hast du mir diese Attacke in unseren Trainingsstunden vorgeführt. Und jetzt glaubst du, ich hätte immer noch keinen Weg gefunden, sie zu umgehen? Du beleidigst mich, Belon, ich dachte, du würdest es besser wissen.“

Unzählige der Flammenkreaturen umzingelten nun Belon, immer noch ihre Kakofonie laut herausschreiend. Wie Unkraut formten sich immer mehr von ihnen aus den von ihnen selbst angesteckten Feuern. Vorerst standen sie still und griffen nicht an. Ein Jaulen, das den Ruß von der Decke regnen ließ, erklang von draußen, gefolgt von einem schweren harten Aufprall. Wie als Antwort auf das Gebrüll brach Belon zusammen.

Kor lachte. „Ich muss nicht mal etwas tun, um dich zu besiegen. Sylvu beendet es hier bereits, bevor es beginnt. Er ist so hungrig und in letzter Zeit sehr ungeduldig, er lässt mich kaum noch spielen. Aber wie hast du immer so schön gesagt? Man spielt nicht mit minderen Dingen.“ Mit einem angewiderten Grinsen sah er zu seinem Gegner herüber.

Dann nahm Kor Belons Degen, wirbelte ihn herum und rammte ihn in den Boden. Im selben Augenblick brachen aus der entstandenen Kerbe gierig neue weiße Flammenzungen hervor und bildeten einen neuen Tornado aus knochigem Feuer.

„Wie kannst du dich selbst so verraten?“

Kor, der sich soeben abwenden wollte, hielt abrupt inne, sah erneut zu Belon.

Dieser, noch immer am Boden, war ruhig und bedacht, doch Trauer ließ seine Stimme erzittern. „Wir haben dir die Welt gegeben und du willst sie in deiner Gier vernichten. Deine Blindheit für alles um dich herum hat dich korrumpiert und verdorben. Dein Geist brannte so hell und jetzt sehe ich nichts als Dunkelheit und Chaos in dir.“

Im Bruchteil einer Sekunde stand Kor vor dem gebrechlichen alten Mann. Er packte ihn am Hals und hob ihn hoch, sodass Belons Füße frei in der Luft baumelten. „Eine Flamme kann erst brennen, wenn sie genügend Feuerholz hat“, knurrte er. Und mit einem Schrei warf er Belon mitten in die mittlerweile Hunderten von Flammenwesen. Ein widerwärtiges Gemetzel entfaltete sich, als die lebenden Flammen Belons Körper zerrissen, ihm die Arme und Beine abtrennten und sich dann mit großen Bissen an seinem Körper labten.

Ohne zurückzusehen, wandte Kor sich ab und löschte die Flammenwesen mit einer kurzen Handbewegung gänzlich aus. Von seinem Lehrmeister blieben lediglich eine Blutlache und einige angekohlte Knochen übrig. Mit einem weiteren Schnippen ließ er das Inferno hochwirbeln und zusammen führten sie ihre Suche durch die Gänge der Bibliothek fort.

Akt 1

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1: Giras Vorahnung

Kapitel 2 : Seltsame Besucher

Kapitel 3: Stimmen im Nebel

Kapitel 4: Gezwitscher im Hinterkopf

Kapitel 5: Klauen und Steine

Kapitel 6: Zweischneidige Schwerter

Kapitel 7: Ein Vater ohne Sohn

Kapitel 8: Der Durchzug um die Welt

Kapitel 9: Boote im Neuland

Kapitel 10: Die Stadt des Geiers

Kapitel 11: Überraschungen für jedermann

Kapitel 12: Ein Partner fürs Leben

Kapitel 13: Ordnung oder Chaos

Kapitel 14: Ungewissheit im Unbekannten

Kapitel 15: Haxen und Bärte

Kapitel 16: Eine Aufgabe, ein Ziel, eine Suche

Kapitel 17: Der beklaute Marschall

Kapitel 18: Die Aufnahme

Kapitel 19: Kreaturen, Bücher und Fragen

Kapitel 20: Ein vernarbter Mann

Kapitel 21: Gwens Verhör

Kapitel 22: Lebende Wecker

Kapitel 23: Die Versammlung

Kapitel 24: Varins erste Ebene

Kapitel 25: Training mit der Schlange

Kapitel 26: Das war schon immer so

Kapitel 27: Ein neues Ziel

Kapitel 28: Ein Kampf zu viel

Kapitel 29: Konsequenzen

Kapitel 30: Ein Wegweiser für jedermann

Kapitel 31: Straßen, Wälder, Flüsse und Seelen

Kapitel 32: Betrunkene Berserker

Kapitel 33: Die erste Lektion

Kapitel 34: Blind in die Zukunft

Kapitel 35: Wer kämpfen kann, ist klar im Vorteil

Kapitel 36: Ein Lachen in der Armut

Kapitel 37: Eine knochig-kriminelle Stadt

Kapitel 38: Ein rüdes Erwachen

Kapitel 39: Der erste bewusste Diebstahl

Kapitel 40: Ein Deal fürs Leben

Kapitel 41: Die Geburt eines Zaubers

Kapitel 42: Ein unvergesslich guter erster Eindruck

Kapitel 43: Die Feuerprobe

Kapitel 44: Ein letzter Verbündeter

Kapitel 45: Endlich eine neue Schule

Kapitel 46: Das Leben eines Unsterblichen

Kapitel 47: Ectors Rache

Kapitel 48: Ein warmes, weiches Bett

Kapitel 49: Die Stadt der freien Völker

Kapitel 50: Varins Treueschwur

Kapitel 51: Griesgrämige Oglogs

Kapitel 52: Ein betrunkener Häuptling

Kapitel 53: Die Kleider eines Magiers

Kapitel 54: Die Schlacht um Uxxas

Akt 1
Kapitel 1: Giras Vorahnung

Warme Frühlingsluft wehte freundlich durch die engen Straßen Gullmars. Es war ein kleines Dorf, nicht mehr als ein paar Dutzend Häuser stark, das sich mitten in der Naturgewalt des Mundi-Gebirges befand. Die meisten Leute, die hier wohnten, taten dies bereits seit vielen Generationen und waren daher sehr verbunden mit ihren Traditionen. Auf Außenstehende wirkten sie alle etwas griesgrämig und launisch, doch tief im Herzen waren sie gute, friedliche Menschen. Es war selten, dass sich gebürtige Gullmarer von ihrem Dorf trennten, fast alle, die hier geboren wurden, starben auch hier. Sie waren zum Großteil einfache Leute, es gab mehrere Bauern, einen Schmied, einen Metzger und alles, was sie für das einfache Leben in der Wildnis brauchten. Wahrhaftige Händler oder Geschäfte gab es kaum. Tauschhandel war hier die Devise, jeder produzierte alles, was er zum Leben benötigte, selbst und die paar Dinge, die dort nicht hineinfielen, handelten sie untereinander hin und her.

Das Mundi-Gebirge selbst war eine wunderliche Gegend. Fast das gesamte Jahr über herrschte hier immerwährender Frühling, welcher der Entwicklung von Pflanzen und anderen Lebewesen oft zugutekam. Zahllose Vogelarten, Rehe, Eber und Hasen lebten und gediehen hier überall bestens. Das scheinbare Paradies hatte jedoch auch eine Kehrseite. Der von den Bewohnern des Gebirges genannte „Umschwung“ war der Grund, weshalb nicht mehr Leute im Gebirge ihr Glück herausforderten. Es gab auch immer wieder extremes Wetter, Stürme mit so starkem Regen, dass kleine Bäche zu tosenden Flüssen wurden, Schneestürme die Häuser in Gefängnisse aus purem Eis verwandelten, plötzliche extreme Dürren die Wälder in wenigen Tagen in einem tosenden Flammenmeer untergingen ließen. Doch die Menschen in den Dörfern des Gebirges hatten gelernt, damit zu leben, und gelernt, die Zeichen rechtzeitig zu erkennen. Oftmals waren sie gut auf die kommenden Wetterwechsel vorbereitet.

„Weiß eigentlich irgendwer genau, weshalb der Umschwung sich alle paar Jahre verändert?“, fragte Varin. Zwei Männer schleppten sich mühsam durch ein kleines Beet, die Sonne brannte erbarmungslos auf ihre Rücken. Der jüngere der beiden, den ganzen Körper angespannt vor Anstrengung, zog einen Holzkarren hinter sich her. Alle paar Meter drohte dieser umzukippen, doch irgendwie gelang es dem Jungen, immer wieder die Balance zu finden, auch nur, weil er unter Mühen mit seinem ganzen Körpergewicht dagegenhielt. Der ältere ging, die Hände hinter dem Rücken verrenkt voraus und beachtete dessen Plackerei mit dem Wagen kaum. Der Junge war recht groß für seine vierzehn Jahre, hatte mittellanges Haar und starke Wangen- und Kieferknochen. Seine braunen Augen hatten die gleiche Farbe wie seine Haare. Im Großen und Ganzen war er recht hübsch, wenn auch etwas dünn. Dürftige Mahlzeiten und täglich harte Arbeit hatten ihm einen starken, wenn auch unterernährten Körper verschafft.

„Na ja, es gibt da so einige Theorien. Die Geschichtenerzähler behaupten, dass es die Götter sind“, erwiderte Goldin, der ältere der beiden, während er blasphemisch die Hände gen Himmel hob. „Aber das ist natürlich alles Schwachsinn, wenn du mich fragst. Ich glaube eher, dass es diese verflixten Magier waren, die hier vor Ewigkeiten irgendeinen Unfug getrieben haben. Da muss gewaltig was schiefgelaufen sein. Aber wer weiß das heute noch? Alle, die es wissen könnten, sind schon lange tot. Und die, die es interessiert oder es aufschreiben sollten, sind zu dumm, um ihre einzige Aufgabe auszuführen.“ Er stupste Varin an und fügte grinsend hinzu: „Oma Hari hat immer gesagt, es sei der Geist des Gebirges, der erwacht und wieder einschläft.“ Lachend legte er die Arme in den Nacken. Langsam, aber zielsicher gingen die beiden weiter, Goldin voraus, Varin im Schlepptau.

Alle drei Jahre gab es im Mundi-Gebirge einen Umschwung. Sieben dieser Umschwünge hatte Varin jetzt schon miterlebt, der letzte hatte fast ganz Gullmar in die Knie gezwungen. Als Kind hatte er nie verstanden, wieso es hier nur so wenige Dörfer gab. Abseits von Gullmar konnten es nicht mehr als eine Handvoll andere sein. Doch je älter er wurde und je mehr Umschwünge er erlebt hatte, umso besser verstand er, dass eine richtige Stadt diesen Wetterveränderungen niemals standhalten könnte.

Die beiden waren auf dem Weg zum Dorf, denn die wandernden Händler sollten morgen ankommen. Da die Dorfbewohner nur wenig zu feiern hatten, veranstalteten sie immer ein großes Fest. Das Mundi-Gebirge wurde wenig bereist und war kaum bewohnt, daher war für die meisten Dörfer im Gebirge das alljährliche Eintreffen der Händlerkarawanen ein willkommenes Ereignis, um Vorräte aufzustocken und selbst überschüssige Waren zu verkaufen. Es gab zwar einige Boten, die von den entfernteren Städten immer mal wieder nach Gullmar reisten,jedoch konnten sie das Dorf nie ausreichend mit Medizin, Erzen und dergleichen versorgen.

„Na endlich, da vorne ist die Brücke. Hey! Hey, Varin!“ Goldin wandte sich um und zeigte mit einem seiner dicken, mit Hornhaut überzogenen Finger auf seinen Sohn. „Pass bloß auf, dass du den Karren da vorne gerade hältst.“

Varin, der immer noch einige Meter hinter ihm ging, keuchte, ließ den Karren, der gut einen Meter hoch mit Fellen, Leder und anderen Tierprodukten beladen war, stehen und streckte ihm die Zunge heraus. „Ich hab’s ja auch bis hierhin geschafft, oder etwa nicht, Vater?“, erwiderte er verärgert, aber leise genug, sodass Goldin ihn nicht hören konnte. Angefressen murmelte er weiter vor sich hin: „Du hättest ja auch mal helfen können, aber NEIN, lass deinen Sohn sich den Rücken verrenken. Ich kann ja alles machen. Der gütige Herr muss sich ja schonen, er muss ja adrett aussehen, wenn die Händler eintreffen. Wir ignorieren den verschwitzten, stinkenden Jungen neben ihm einfach. So ein Schwachsinn! Die kaufen doch sowieso immer alles und ich bin sicher, da draußen in den großen Städten verkaufen sie den Mist für das Dreifache.“

„Hast du was gesagt?“ Sein Vater sah sich zu ihm um.

Varin schüttelte schnell den Kopf. „Nein, nein, ich pass schon auf. Geh nur weiter.“ Schnell setzte er noch ein falsches Grinsen auf, auch wenn ihm nicht danach war.

Varin war einer der wenigen in der Gegend, denen das Leben in der Abgeschiedenheit nicht mundete. Er wollte raus in die Welt, er wollte wissen, was es bedeutete, ein Abenteuer zu erleben. Er wollte … alles. Seine Mitmenschen jedoch nagten bei jeder Gelegenheit an diesen Wunschträumen und hielten ihn immer schon für sonderbar und komisch. Varin hatte gelernt damit zu leben und sein Schicksal akzeptiert, auch wenn er sich doch oft im Dunkeln dabei ertappte, wie er wunderliche Geschichten über „Varin, den Abenteurer“ im Geiste abspielte. So wie seine Chancen jedoch standen, würde sein Leben genauso traurig enden wie das seines Vaters und das seiner ganzen Familie. Sie alle waren Gerber und, wenn es darauf ankam, mittelmäßige Jäger. Das Vermächtnis seiner Familie waren stinkende kleine Hütten, in denen sich mit Eberkot gefüllte Becken befanden, sie wurden für das Entfernen des Fells benötigt, und ein Sammelsurium an Gerberwerkzeug. Das war das Einzige, was sich seine Familie seit über zweihundert Jahren leisten konnte. „Erbärmlich“, sagte er zu niemand Bestimmten, als er an seine lang verstorbenen Vorfahren dachte.

Seine Laune verbesserte sich jedoch augenblicklich, denn Gullmar kam in Sicht. Da waren sie, die Vorbereitungen auf die Händler. Große handgeflochtene Banner wurden hoch oben über dem Eingangstor gespannt. Die Straßen wurden gefegt und das ganze Dorf sah, wenn auch nur für wenige Tage, so aus, als könnte man hier ein interessantes und schönes Leben führen. Varins Hof lag etwas weiter weg vom Dorf, da die Gerberei sehr stank und es seinem Vater dort „sowieso besser gefiel“. Varin hasste es. Die Kotbecken verströmten einen solch beißenden Geruch, dass die Gerbereien, wie es so üblich war, weit abseits des Dorfes errichtet wurden. Dies und der Fakt, dass die Arbeit dermaßen hart war, dass er kaum Zeit für irgendetwas anderes hatte, schürte seinen Hass gegenüber dem Dorf und seiner Lebenssituation nur weiter an. Stundenlanges Einweichen von Fellen und das Abkratzen schmieriger Fettwülste waren ein Berufspfad, den er seinen ärgsten Feinden nicht wünschte. Heute jedoch war ihm alles egal, denn sobald die Händler eintrafen, war Goldin ohnehin so beschäftigt, sodass er tun und lassen konnte, was er wollte.

Geschäftig rannten Männer und Frauen hin und her. Feuer für Grillplätze wurden angeschürt und große Fässer Met rollten durch die Straßen. Rufe gingen hin und her, es war tatsächlich laut in ihrer sonst so ruhigen Gegend.

Varins Vater schritt schnell voran, einen Weg entlang, der von Schlaglöchern übersät war und an den kleinen Häuschen der Dörfler vorbeiführte. Varin zerrte den Wagen von Loch zu Loch und folgte stöhnend. „Ah, da vorne ist er. Hey, Waldig, wo sind wir dieses Jahr?“ Lächelnd ging Goldin schnurgerade auf einen dicken kleinen Mann zu und zog ihn in eine schmerzhafte Umarmung.

Die Beine einige Zentimeter über dem Boden baumelnd, spie der Mann gepresst heraus: „Lass mich los, du großer Trotz, ihr seid da drüben bei den anderen Verkäufern.“

Goldin ließ Waldig fallen und sagte mit einem verschmitzten Lächeln: „O alter Waldig, ist da etwa jemand etwas muffelig? Haben wir nicht gut geschlafen?“ Er schnipste ihm freundlich gegen die Nase.

Ah, bei ihm erkennst du also, wie er drauf ist, nur bei mir nicht, dachte Varin im Stillen und manövrierte den Karren an die von Waldig angewiesene Stelle.

„Hey, Varin, na, wie geht’s dir? Wie sind die Waren? Irgendwas Besonderes dabei dieses Jahr?“, fragte eine große massige Flusstroll-Frau, die mit dem Rücken zu ihm stand und an ihrer eigenen Auslage herumfummelte.

Mit einer schwungvollen Bewegung drehte er sich um. „Woher wusstest du, dass ich es bin, Gira?“

Sie wandte sich ebenfalls um und musterte ihn. „Den Geruch von eurem Leder konnte ich schon von Weitem riechen. Und da die Gerberei deiner Familie gehört und dein Vater doch nie im Leben den Karren selbst ziehen würde, war es nur logisch, dass du es bist“, sagte die Fischerin. Sie schenkte Varin ein breites Lächeln, ihre großen, mit Widerhaken versehenen Zähne glänzten gelb in der Sonne.

Varin starrte sie an, wie immer, wenn er sie traf. Gira war ein typischer Flusstroll, groß, leicht grüne Haut, die hier und da mit kleinen pechschwarzen Schuppen übersät war. Ihr Kopf war so groß wie eine Tonne und ihre langen, fettigen schwarzen Haare fielen wie Seetang über ihr Gesicht. Sie trug einen aus ihren eigenen Schuppen gefertigten Rock, war jedoch ansonsten nackt. Ihre tief herabhängenden, mit kleinen Fischgräten gepiercten Brüste warfen Varin jedes Mal aus dem Konzept. Er sollte und wollte wegschauen, aber das gelang ihm nicht. Und Gira schien es nicht zu interessieren, sollte er doch hinschauen. Aber laut seiner Erziehung war das unanständig. Es entstand ein Dilemma, das ihn bei jedem Aufeinandertreffen aufs Neue in Verlegenheit brachte.

In ihren langen, mit Schwimmhäuten versehenen Händen hielt sie einen Lachs von wunderschöner roter Farbe und mit so glänzenden Schuppen, dass er kleine rote Lichteffekte auf den dicken Bauch des Flusstrolls warf. Flusstrolle waren weit bekannt dafür, exzellente Fischer zu sein. Deshalb wurden sie in den meisten Dörfern toleriert, wenn auch nicht akzeptiert, im Gegensatz zumindest zu ihren anderen Namensvettern, den Trollen oder den brutalen Bergtrollen aus dem Norden. Varin für seinen Teil mochte Gira. Sie war der lebende Beweis, dass es eine Welt außerhalb von Gullmar gab, eine Welt voller Wunder und interessanter Geschehnisse, eine Welt so anders als die seine. Sie sprachen oft miteinander. Varin schnappte eifrig alles auf, was die Trollfrau zu sagen hatte. Oft sprachen sie über die Welt jenseits des Gebirges. Flusstrolle wurden sehr alt. Seit rund siebzig Jahren lebte Gira nun in Gullmar und diente dem Dorf als Fischerin. Jedes Mal gerieten sie bei diesen Gesprächen in heiße Diskussionen – Gira, die nicht verstehen konnte, wie Varin so ein kleines, stilles Leben nicht genießen konnte, und Varin, der sich nach einem Leben voller Spannung und Abenteuer sehnte.

Trolle waren von Natur aus sehr eigenständige, aber auch passive Wesen und genossen das Leben abseits des Tumults. Gira war hier keine Ausnahme. Sie lebte genau wie Varins Familie außerhalb des Dorfs in einer Hütte und zeigte sich nur selten den Dorfbewohnern. Doch selbst sie konnte sich die Händlerkarawane nicht entgehen lassen.

Während Varin nun die kleine Verkaufsplane auf dem Boden ausbreitete und die Waren darauf verteilte, unterhielten sich die beiden über ihre diesjährige Ausbeute. Gira berichtete ihm von ihren Panzerhechten, die sie gestern gefangen hatte und von welchen sie sich eine große Summe Geld erhoffte. Ebenso zeigte sie ihm den Lachs und die Millionen von kleinen roten Eiern in dem Unterleib des Fisches. Sie behauptete, dass diese exzellent schmecken würden. Doch Varin erschauerte schon bei dem Gedanken daran, sie auch nur anfassen zu müssen. Sie waren so glibberig und weich. Gira erklärte ihm, dass die Eier, wenn man sie nur an den Gaumen drückte, wie kleine Pickel aufplatzten. Varin musste sich fast übergeben. Nein, er blieb lieber bei dem Wild, welches Goldin hin und wieder für sie mitbrachte. Aber egal wie widerwärtig oder sonderbar, Varin mochte es, über eigenartige Tiere zu sprechen. Schon immer empfand er eine besondere Liebe für alle Kreaturen, und selbst jetzt, wo ihm die Galle bereits hoch im Hals stand, konnte er nicht anders, als die Natur und die Fähigkeiten von Fischen zu bewundern.

Gira hatte es geschafft, alle ansässigen Fischer um ihren Job zu bringen. Trolle waren geborene Schwimmer, konnten unter Wasser atmen und ohne Probleme sehen. Die Dorfbewohner waren jedoch nicht besonders glücklich über Giras Fischermonopol. Sie hassten es, zu ihrer Hütte zu wandern, um dann auch noch der Trollfrau Geld oder einen Tauschhandel anzubieten, nur um frischen Fisch auf den Tisch zu bekommen. Und die anderen Fischer wurden sukzessive aus ihrer eigenen Branche gekickt. „Mit diesem Vieh von einem Fischweib kann ich ja nicht mithalten, sie soll wieder zurückgehen, wo sie hergekommen ist. Sauteuer, die Fische, und trollig riechen sie auch. Ich sag’s euch, das wird kein gutes Ende nehmen“, pflegten die alten Fischer stets zu sagen. Gira war jedoch stur und wusste, dass die Dörfler nichts unternehmen konnten. Sie ließ sich nicht davon abhalten, weiter zu fischen und die Preise stetig in die Höhe zu treiben. Es lag in ihrer Natur, andere übers Ohr zu hauen. Sie konnte einfach nicht anders. So wie Brückentrolle Wegezoll verlangten, hatte Gira ihr kleines Fischermonopol aufgebaut. Varin wusste jedoch, dass auch sie nicht ohne Herz war. Mehrfach schon hatte er die Trollfrau dabei beobachtet, wie sie Fische ohne Gegenleistung an die weniger wohlhabenden Dorfbewohner verteilte.

Die beiden sprachen noch bis tief in die Nacht hinein und beobachteten, wie die anderen Dorfbewohner auch ihre Stände herrichteten. „Hast du von den Gerüchten gehört, dass morgen Mitglieder des Rings kommen sollen?“, fragte ihn Gira irgendwann.

Es war dunkel und kühl geworden. Sie hockten auf dem Boden auf dem Bordstein neben ihren Ständen. Kälte kroch aus dem harten Stein durch Varins Glieder.

„Nein, hab ich nicht, wer soll kommen? Was für ein Ring?“, fragte Varin verblüfft.

„Magier, die Stadtmagier, der Ring … Ach, komm schon, Varin, unter welchem Stein lebst du eigentlich? Angeblich sollen einige von ihnen gestorben sein und sie sind nun auf der Suche nach Nachfolgern.“ Giras Miene verdunkelte sich. „Wenn genügend Mitglieder gleichzeitig gestorben sind, sodass selbst wir etwas davon mitbekommen, dann muss irgendwas im Gange sein da draußen.“

Varin dachte kurz darüber nach und ihm wurde leicht mulmig. „Irgendwelche Magier tot, hmm, okay, und du glaubst, das ist schlimm?“, erwiderte Varin, sah zu ihr verwirrt hoch und schrubbte sich die Schienbeine warm.

„Na ja, ich sag’s mal so, ich habe vor vielen Jahren einen Magier im Einsatz gesehen. Ich war zwar noch sehr jung, aber ich kann mich noch gut daran erinnern, als wäre es gestern gewesen. Und wenn ich dir sage, dass nichts und niemand es mit solch einer geballten Macht wie der eines Magiers aufnehmen kann, dann kannst du mir glauben, dass es selbst für uns, hier, Konsequenzen nach sich zieht. Angeblich sollen sechs von ihnen unmittelbar nacheinander ums Leben gekommen sein.“ Sie holte tief Luft und erwiderte seinen Blick ernst. „Ja, Varin, das beunruhigt mich schon sehr.“

Varin erwiderte nichts, er blickte die Trollfrau nur an und bemerkte erstaunt einen Funken Angst in ihren kleinen schwarzen Augen. Wenn selbst ein voll ausgewachsener Flusstroll Angst hatte, wie sollte es dann ihnen nur gehen? Und dennoch konnte er ein Fünkchen Begeisterung und Aufregung nicht unterdrücken. Wenn der Ring tatsächlich morgen hier in Gullmar auftauchen sollte, dann wäre das eine Geschichte, die das Dorf nicht so schnell vergessen würde.

Kapitel 2 : Seltsame Besucher

Es dauerte noch bis tief in die Nacht hinein, bis Varin gähnend Abschied von Gira und ihren Geschichten nahm. Goldin hatte für sich und seinen Sohn ein Zimmer im lokalen Wirtshaus angemietet. Varin erinnerte sich noch gut daran, wie sein Vater vor einigen Tagen stinksauer nach Hause kam und wütend wie ein kleines Kind rumschrie: „Diese Schweine, drei Salk, drei Salk wollen die von uns haben! Eine Frechheit, letztes Jahr war es noch ein Salk pro Kopf. Ist mir etwa ein neuer Geldbeutel gewachsen? Oh, ist mir ja gar nicht aufgefallen. Steht er mir denn?“ Er griff sich ironisch an die Potasche und klimperte höhnisch mit den Augen in Varins Richtung. Doch Varin und sein Vater wussten beide, dass sie keine andere Wahl hatten. Wenn sie rechtzeitig zum Eintreffen der Händler im Dorf sein wollten, mussten sie ein Zimmer mieten.

Varins Nacht in dem mit vielen kratzigen Decken überhäuften Strohbett war seltsam. Er konnte einfach keine Ruhe finden, sein Geist wanderte und kreiste. Tief in mehrere der dicken Decken eingemummelt lag er da und konnte an nichts anderes denken als den morgigen Tag und vor allem, was dieser wohl mit sich brachte.

Goldin hatte sich wie jedes Jahr betrunken und somit bereits jeden Gewinn, den sie morgen möglicherweise machen würden, zunichtegemacht. Und dieses Jahr, dem Trommelfell zerreißenden Schnarchern nach zu urteilen, hatte er sich um ein Vielfaches übertroffen. Immerhin hatte er in diesem Zustand und weit weg von Varin keine Chance,

Varin die Schuld an allem zu geben. Varin hatte sich bereits mit Goldins Wutanfällen abgefunden und ebenfalls bemerkt, dass auch er die Wutattacken seines Vaters tief im Inneren brodeln spürte. Er war der Sohn seines Vaters, daran gab es nichts zu zweifeln. Erst als die ersten Sonnenstrahlen den Horizont erhellten, schlief er endlich ein, auch wenn es voraussichtlich nur ein kurzes Nickerchen sein würde.

Flammen …, drei Augenpaare, gelb, blutrot und pechschwarz, sahen ihn gesichtslos aus einer undurchdringlichen Dunkelheit direkt an. Nach einem Moment veränderten sie sich, formten sich neu und bildeten eine Hand. Knochig, mit langen Nägeln liebkoste sie seine Wange, dann wanderte sie ohne dazugehörigen Körper wie eine Spinne an seinem Unterarm entlang. Mit einer krachenden Ohrfeige, die er nicht hatte kommen sehen, änderte sich die Szenerie vor ihm. Ein Kind, nicht älter als vier Jahre, kniete vor ihm nieder und flehte um sein Leben. Die Szenerie änderte sich erneut. Eine Klinge, schwarz und scharf, so groß wie sein ganzer Oberkörper, kam auf ihn zu, ausweichen konnte er jedoch nicht. Ein Brüllen, ein ohrenbetäubendes Brüllen, er hob die Arme über den Kopf, doch egal was er versuchte, sein Körper schien ihm nicht zu gehorchen. Die Waffe kam näher, nur wenige Zentimeter noch – dann Dunkelheit und das Gefühl zu ersticken. Nichts war zu sehen, es gab nur endlose Stille und Einsamkeit. Eine Stimme so tief, dass vom Klang alleine sein ganzer Körper förmlich von innen heraus zu vibrieren schien, donnerte durch die endlosen Weiten. „Kutal morath Annerio.“ Er versuchte zu antworten, doch wie schon bei der Klinge hatte er keine Kontrolle über seinen Körper.

„Varin“, eine Stimme durchbrach seinen Geist. Gleichzeitig empfand er einen unerträglichen Schmerz in der rechten Hand, am Unterarm, im linken Auge sowie einen Kopfschmerz, der drohte seine Schädeldecke zum Platzen zu bringen. Seine linke Brusthälfte flammte auf und dann, genauso schnell, wie sie gekommen waren, verflogen die Schmerzen wieder.

„Du Sack! Was soll das denn? WACH AUF, MANN! Wieso hast du mich nicht aufgeweckt, es ist schon beinahe Mittag.“

Varin riss die Augen auf. Schweißgebadet blickte er in das wutverzerrte Gesicht seines Vaters. Eine scheppernde Ohrfeige brachte ihn endgültig ins Hier und Jetzt zurück.

Goldin stand neben seinem Bett und starrte ihn mit wutverzerrtem Gesicht an. „Du bist zu nichts zu gebrauchen.“ Noch bevor Varin etwas erwidern konnte, stürmte er aus dem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.

Varin setzte sich auf und blickte zum Fenster, die Hand an die Wange gepresst, da wo Goldin ihn soeben getroffen hatte. Sein Vater hatte Recht, der Tag war bereits in voller Blüte. Gleißender Sonnenschein blendete die noch müden Augen des Jungen. Er konnte hören, wie unten auf dem Marktplatz die Dorfbewohner hektisch letzte Vorbereitungen trafen. Das muss bedeuten, dass die Händler noch nicht eingetroffen sind, dachte er. Also wischte er sich den Schweiß vom Gesicht und zog sich an. Diese Stimmen und Bilder, die er gesehen und belauscht hatte, schwirrten alle noch in seinem Schädel herum. Wie er sich selbst eingestehen musste, verängstigten sie ihn doch sehr, obwohl er nicht verstand, wie oder in welchem Kontext das alles einen Sinn ergeben konnte. Er hatte ja nicht einmal die Sprache verstanden.

Es war ein schöner Tag, die Sonne schien, als Varin einige Minuten später aus Moruses Wirtshaus auf den Marktplatz trat. Das Dorf war in Hektik ausgebrochen, ein seltenes Phänomen für Gullmar. Der einzige Tag im Jahr, an dem hier mal etwas passierte. Varin stand noch einen Moment vor der Wirtshaustür und ließ den Blick schweifen. Ha, diese Langweiler sind doch sonst nicht so flott auf den Beinen, dachte er und schmunzelte, als die alte Turnu, Gullmars Kräuterheilerin, in einem lederartigen Poncho an ihm vorbeihumpelte, ihren Mann im Schlepptau. Dieser wirkte, als dürfte die kalte Umarmung des Todes ihn heute liebend gern erwischen.

Grinsend machte sich Varin sich auf den Weg zu seinem Vater. Viele wollten nicht im Wirtshaus übernachten, da sie das Geld dafür nicht hatten oder, wie in den meisten Fällen, sie dieses nur unter Androhung des Todes herausrücken würden. Deshalb richteten sie lieber ihre Stände morgens am Tag der Anreise her, auch wenn das hieß, dass alles schnell und unter Zeitdruck gemacht werden musste.

Goldin saß bereits neben ihrem Stand und rieb sich die Schläfen. „Da bist du ja endlich“, brummt er, als Varin zu ihm trat. „Mein Birne platzt gleich. Jedes Jahr dasselbe Spiel, immer dieser Krach. Kann dieses Pack nicht einmal am Vortag anreisen? Dann könnten wir am Markttag alle gemütlich hier sitzen und in Ruhe warten.“

Varin war vor dem Stand stehen geblieben und sah seinen Vater an, der auf einem kleinen Schemel kauerte. Daneben stand ein zweiter, der auf ihn wartete. „Hat da etwa jemand mal wieder zu viel getrunken? Wie jedes Jahr? Man würde meinen, du hättest die letzten paar Male daraus gelernt“, brummte er zurück und genoss die Stichelei in vollen Zügen. Goldin erwiderte vielleicht ein bisschen aggressiver, als er gewünscht hätte: „Ich zeig dir gleich, was passiert, wenn du so weitermachst.“ Daraufhin hob er demonstrativ eine Faust und warf seinem Sohn einen drohenden Blick zu. „Du kannst nur froh sein, dass sich die Händler verspätet haben, sonst“, er hielt kurz inne, ließ ein paar Passanten vorbeigehen, fuhr dann mit gesenkter Stimme fort, „o Varin, du willst nicht wissen, was sonst aus dir geworden wäre.“

Varin war es gewohnt, seinen Vater in solch einer Stimmung zu erleben, Tadeln und Beschweren waren Goldins Leidenschaften. Ein vor Wut rotes Gesicht, zornige Drohungen und ein Blick purer Vergeltung – so kannte er seinen Vater. „Wann sollen sie kommen?“, fragte er also nur gleichgültig und musterte die Felle vor ihm.

„Jeden Augenblick, und jetzt setz dich her.“ Goldin zog seinen Sohn am Ärmel auf den noch leeren dreibeinigen Schemel neben sich.

Schweigend saßen die beiden da, der eine oder andere murmelte hier und da leise Beschwerden, aber zumindest Goldin für seinen Teil schien sich langsam wieder abzureagieren, auch die allgemeine morgendliche Hektik verflog. Immer mehr Dorfbewohner hatten ihre Stände aufgebaut und saßen genau wie die beiden auf dem Boden oder auf kleinen Hockern und erwarteten sehnsüchtig die Neuankömmlinge. Und dann, es kam Varin vor, als wäre eine halbe Ewigkeit vergangen, rollten Karren in Sicht, ganze Herden von kleinen Wagen, Karren und Kutschen schlängelten sich entlang der Straße. Sie waren endlich da. Ein Zug von etwa zwölf großen Fuhrwerken kam in das kleine Dorf Gullmar. Sie sahen sonderbar aus, jeder einzelne Karren hatte seinen eigenen Stil, je nachdem, was es zu verkaufen galt, doch alle waren überladen mit Kisten und Fässern, Fellen und Truhen. Auf einigen stapelten sich große Käfige mit sonderbaren Tieren, die das Licht der Morgensonne genossen, wieder andere waren mit Pflanzen und Kräutern schwer beladen. Einer der letzteren Karren sah aus, als bestünde er komplett aus Glas. Er hatte die Form einer riesigen Flasche, die unsicher von links nach rechts schwankte. Sie war gefüllt mit allerlei Flusstieren, Fischen, Wasserwürmern, Fröschen, also so ziemlich mit allem, was man von hier bis an den Aarnon finden konnte. Ein jeder Karren hatte so viel Unterschiedliches zu verkaufen, dass Varin Monate damit hätte verbringen können, die Waren eines jeden zu durchstöbern. Eines hatten sie allerdings alle gemeinsam: Sie wurden allesamt von Büffelebern gezogen. Jedes Jahr aufs Neue bewunderte Varin diese mächtigen Wesen. Sie kamen in allen Farben und Formen. Ihre Fellfarben reichten von Braun bis Tiefrot, ihre Größe von der eines Ponys bis zu mehreren Metern. Doch egal welche Größe sie erreicht hatten, es waren unweigerlich massige Tiere. Selbst die Jungtiere mussten bereits mehrere Tonnen wiegen. Ihre eberartigen Gesichter und der bullige Büffelkörper hatten ihnen den Namen verliehen. Ihre Haut war hart wie Stein und sie hatten knubbelige Büffelhörner, die einige Zentimeter über den tief liegenden kleinen Eberaugen anfingen. Sie begannen in einer riesigen, rund zwanzig bis fünfzig Zentimeter großen Knolle und drehten sich von dort in die langen Spitzen, die als Verteidigungswerkzeuge des Tieres fungierten. Ihr ganzer Körper war von dickem, langem Fell bedeckt. Hier und da konnte Varin tiefe, schmerzhaft aussehende Narben erkennen, unweigerlich Überbleibsel des harten Gehorsamstrainings, das ein jedes von ihnen durchgemacht haben musste.

Diese riesigen Kreaturen waren die Hauptattraktion für Varin. Die größten und bei Weitem interessantesten Wesen, die hier in der Umgebung Gullmars lebten, waren die Kreischhirsche, wenn man von Gira mal absah, und selbst sie waren nichts Besonderes.

Die Karawane der Händler belagerte die Hauptstraße bis hin zum Marktplatz, überall schlugen sie ihre Lager auf, rangierten ihre Karren an die ihnen zugewiesenen Stellen und begannen nach dem Aufbau langsam ihre Runden zu drehen. Sie waren zunächst darauf konzentriert, neue Ware einzukaufen, danach erst war es an ihnen, ihre Ware darzubieten.

Ein wild zusammengewürfeltes Pack waren sie, einige Folter, die Imp-Brüder Garn und Gurn, ein Oglog, eine Gruppe Kobolde und ein paar Menschen. Einige der Gesichter erkannte Varin noch von vorherigen Besuchen, aber es waren auch einige neue dabei. Aus einem Karren, beladen mit Büchern, Papierrollen und Gemälden, stieg ein Echsenmensch.Varin hatte noch nie zuvor ein Wesen seiner Art gesehen. Er war genauso groß wie ein ausgewachsener Mensch und gekleidet in eine lange rote Robe. Sein Gesicht glich dem einer Echse oder eines Drachen und war dementsprechend auch von oben bis unten mit Schuppen übersät. Fingerlange Zähne stachen ähnlich wie bei einem Krokodil aus seinem Maul hervor. Dann waren da noch drei Menschen, die er nicht kannte, eine Frau, die mürrisch ihre Kräuter sortierte, und ein Flusstroll, der den Karren mit der riesigen Flasche fuhr. Varin warf einen kurzen Blick zu Gira, die ihrem Artgenossen skeptisch nachsah.

Es dauerte eine Weile, bis sich alle Neuankömmlinge eingefunden hatten. Die riesigen Büffeleber wurden auf ein Feld nicht weit vom Dorfplatz gebracht, wo sie grasen konnten. Die Wagen waren nebeneinander aufgestellt worden. Verschiedenste Gerüche und Geräusche brachten sie mit sich. Varin brannte darauf, Neues zu entdecken. Aber erst nach vielen Stunden des aufgeregten Wartens konnte er sich endlich von seinem Vater loseisen.

Nun schlenderte er zwischen den riesigen Karren hin und her auf der Suche nach Besonderheiten, die er möglicherweise kaufen konnte. Jedes Jahr sparte er auf diesen Tag hin. Zugegeben, im Vergleich zu den Bewohnern der großen Städte waren sie immer noch sehr arm, aber einige kleinere Gegenstände sollten doch drin sein. Als er bei den Waren des Flusstrolls ankam und sich die wunderbaren Kreaturen ansah, die dieser mitgebracht hatte, hörte er zu, wie Gira diesem etwas über die hier lebenden Fische berichtete und dass er doch später bei ihr vorbeischauen solle.

Geniert und leicht bedrückt ging er schnell weiter. Giras Intimleben wollte er so genau dann auch nicht kennen. Auf dem nächsten Karren saß eine imposante Kreatur, ein Oglog. Oglogs waren riesige, oft griesgrämige Wesen. Sie kamen tief aus dem Süden und hatten ihre Namen wegen des Lauts „Og“ erhalten, den sie beim Sprechen oft von sich gaben. Sie waren rund drei Meter groß, obwohl Varin von weitaus größeren Exemplaren gehört hatte, hatten kleine, tiefliegende Augen, stummelige Hörnchenreihen als Augenbrauen. Von diesem hier ging des Weiteren noch ein so starker Moschus aus, dass Varin spüren konnte, wie seine Nasenhaare förmlich weggeätzt wurden. Der Gestank seines Karrens warunerträglich, doch der Oglog saß auf dem Fahrersitz und pickte mit seinen krallenartigen Fingernägeln Essensreste zwischen seinen Fangzähnen hervor. Den Gestank um sich herum nahm er scheinbar gar nicht wahr. Der gesamte Wagen war überzogen und vollgepackt mit Käfigen, manche waren riesengroß, andere winzig klein. Viele waren leer, doch diejenigen, die belebt waren, waren umso interessanter. Varin inspizierte die Kreaturen, dreiköpfige Fuchskatzen, vierflügelige Ziegen, schwarze Hornratten, einen Eulenbären – und zu guter Letzt Eier. So ziemlich jeder Käfig, der nicht besetzt war, wurde von einem oder mehreren Eiern bewohnt. „Wieso packst du die Eier in Käfige?“, fragte Varin den Oglog, die Hand vor Mund und Nase.

Der Oglog blickte genervt zu ihm herab und antwortete: „Na, wenn die Dinger schlüpfen, Og, muss ich sie nicht erst einfangen und in die Käfige stecken, Og. Guck dir den da an, Og.“ Er zeigte zu einem zusammengerollten Wyrm. „Selbst die Jungtiere, Og, würden euch kleine Menschen mit einem Hieb die Knochen zermalmen, Og. Mal ganz vom Gebiss der Viecher abgesehen.“

Der Wyrm blickte zum Oglog herüber und bleckte seine gut zehn Zentimeter langen Zähne wie als Bestätigung, dann rollte er sich wieder zusammen, hielt jedoch ein Auge offen und verfolgte Varin aufmerksam mit dem Blick.

„Aber woher weißt du denn, was aus welchem kommt? Du musst ja hier bestimmt Hunderte von Eiern haben, du kannst dir doch unmöglich merken, welche Kreatur aus welchem Ei schlüpft, oder etwa doch?“, fragt er weiter, während er mit dem Finger eines der Eier in einem der Käfige am Rand vorsichtig anstupste.

„Muss ich das denn wissen, Og? Solange die Dinger schlüpfen und eine profitable Kreatur dabei herausspringt, Og, bin ich zufrieden, Og.“

„Was ist denn so das seltenste Tier, das du so hast?“, fragte Varin und ging wieder am Wagen entlang.

Der Oglog hob eine Augenbraue und sah ihm hinterher, wie er hier und da in die Käfige blickte und jede einzelne Kreatur fein säuberlich gedanklich abspeicherte. „Is alles selten, Og. Is alles teuer, Og.“

Varin warf ihm einen beleidigten Blick zu. Der Oglog wandte sich von ihm ab und gab ihm zu verstehen, dass er weitergehen solle. Obwohl Varin wusste, dass er nie im Leben das Geld oder die Möglichkeiten hätte, eine solche Kreatur zu kaufen und zu beherbergen, so kränkte die Gleichgültigkeit, die der Oglog ihm entgegengebrachte, sein Ego doch sehr. Man würde doch meinen, dass er, weil er doch vor Kurzem das Mannesalter erreicht hatte, auch nun bitte mit dem gebührenden Respekt behandelt und ernst genommen würde. Er wandte sich um und wollte dem Oglog die Leviten lesen, raffte all seinen Mut zusammen, atmete tief ein und bereute es direkt. Der konzentrierte Gestank, nun, da er direkt neben dem Karren stand, ließ ihn kurz schwanken und ihm schwanden für einen winzigen Augenblick die Sinne. Schnell atmete er wieder aus, hielt die Luft an und wandte sich ab. Mit zornigen Schritten und einem letzten Blick auf die Käfige ging er einfach weg.

Es war nicht nur der Gestank des Oglogs, der ihn weitertrieb, auch die Tiere auf dem Karren stanken beziehungsweise derer Exkremente, die den Wagen nur so überfluteten. Er hätte so gerne noch weiter herumgestöbert, aber es war einfach nicht auszuhalten, ganz zu schweigen von der Respektlosigkeit, die der Oglog an den Tag legte. Immer das Gleiche mit diesen alten Geiern. Nie behandeln sie mich mit dem Respekt, den sie Goldin oder Waldig entgegenbringen würden, dachte Varin. Wütend und verletzt trat Varin einen kleinen Kieselstein vor sich her.

Kapitel 3: Stimmen im Nebel

Einige Stunden vergingen, in denen Varin weiter von Händler zu Händler schlenderte, mal hier etwas näher betrachtete, mal dort nach Preisen fragte. Im Dorf herrschte immer noch Gewimmel, alle feilschten und handelten mit ihren Waren. Ob es sich um Fell, Kräuter, Fische oder Fleisch handelte, alles ging heute über den Tisch. Varin hatte sich einige Bücher über magische Wesen, ein feines weißes Hemd und ein kleines Messer gekauft. Eigentlich nichts Besonderes, er hätte alles auch an jedem gewöhnlichen Tag hier in Gullmar kaufen können. Doch war die Handwerkskunst etwas Besonderes, die Bücher waren fein säuberlich gebunden, das Hemd bis auf den letzten Faden perfekt genäht und das Messer war so scharf, dass er damit Goldin hätte rasieren können.

Da saß er nun gemütlich die Sonne im Gesicht, der Stand mit Goldin neben ihm, und kaute auf etwas Pökelfleisch herum. Er blickte zum Himmel, es war ein wunderschöner Sommertag, die Vögel zwitscherten, die Sonne brannte. Als hätte Varin es provoziert, schlug das Wetter wie aus dem Nichts um. Düstere Wolken krochen über das Dorf, so dunkel, dass es fast nötig gewesen wäre, die Fackeln anzuzünden. Alle sahen verwundert zu, wie das ganze Dorf binnen weniger Minuten in einen dicken grauen Nebel gehüllt wurde. Einige der Händler entzündeten tatsächlich kleine Fackeln, niemand konnte weiter als fünf Meter schauen. Viele Dorfbewohner kehrten verunsichert zu ihren Familien zurück. Einige, darunter Varin, erhoben sich. Die kühle feuchte Luft des Nebels war augenblicklich zu spüren. Varin schluckte schnell den Rest Pökelfleisch herunter, blieben einfach stehen und betrachtete das Geschehen, das sich ihnen bot, Unsicherheit und Neugier klar im Gesicht.

Zwei Gestalten kamen aus dem Schleier des Nebels auf ihn zu. Die eine war groß, viel größer als sein Vater. Ein Mann, er hatte kurzes, weißes Stoppelhaar und eine kleine, spitz zulaufende Nase. Seine Haut wirkte unnatürlich weiß. So weiß, dass sich Varin fragte, ob es sich um eine Körperbemalung handelte. Er war in einen langen Mantel aus einem sonderbaren Fell gehüllt, welches Varin nicht erkannte. Das verwunderte ihn doch sehr, wegen der Gerberei kannte er sich eigentlich gut mit solchen Dingen aus. Auf den Schultern trug er außerdem zwei fein gearbeitete Schulterplatten von solcher Größe, dass Varin sich wunderte, warum er nicht unter der Last zusammenbrach. Die Schulterplatten waren mit sonderbaren Verzierungen übersät. Ob das wohl Runen sind, fragte sich Varin aufgeregt. Der Mann, so viel war klar, musste schon so einiges hinter sich gehabt haben, tiefe Altersfalten furchten sein Gesicht, starke mit Hornhaut überzogene Hände lugten unter seiner Robe hervor. Trotz seines riesigen Kreuzes waren die Zeichen des Alters klar aufgetragen.

Die Gestalten schritten an ihm vorbei. Leise und mit klopfendem Herzen folgte Varin ihnen. Sie gingen auf den Marktplatz zu und würdigten keinen der Dorfbewohner auch nur eines zweiten Blickes. Er wusste aus Giras Erzählungen, dass viele wertvolle Objekte und selbst ganze Städte zum Schutz oder auch zur Verstärkung eines Materials mit Runen versehen werden, doch hatte er noch nie welche in echt gesehen. Über den Rücken des Mannes ragte wohl das interessanteste Objekt hervor, das Varin je erblickt hatte: eine Hellebarde, groß, schneeweiß, zwischen der Axtschneide und dem Kriegsstachel saß ein blutroter kürbiskopfgroßer Kristall. So interessant dieser Bulle von Mann auch war, so unauffällig erschien seine Begleiterin. Eine Frau, nicht älter als Varin, ging im Laufschritt hinter ihm her. Sie keuchte leicht, da der Mann ein rasches Tempo vorlegte und das, obwohl sie durch ihren Größenunterschied ohnehin bereits zu kämpfen hatte. Sie war in eine einfache schwarze lange Robe gekleidet und trug einen ebenso schlichten langen Umhang, unter dem sie etwas zu halten schien. Langes braunes Haar fiel ihr über die Schultern und umrahmte ein hübsches Gesicht. Im Großen und Ganzen sah sie recht freundlich aus, wohingegen der gut ein Meter größere Mann neben ihr so wirkte, als wäre mit ihm nicht gut Kirschen essen.

Die beiden gingen, bis sie mitten im Zentrum des Dorfes standen. Binnen Sekunden stand das gesamte Dorf bei ihnen und sah erwartungsvoll zu ihnen auf.

Der große Kerl blickte sich um, hob seine Hände und sagte laut: „Mein Name ist Gonavan.“

Alle zuckten reflexartig zusammen. Varin schien es, als würde Gonavan nicht nur physisch mit ihnen kommunizieren, sondern auch in ihren Köpfen. Dieses widernatürliche Echo ließ Unruhe bei ausnahmslos allen im Dorf aufkommen. Ein leichtes Grinsen huschte über Gonavans bleiches Gesicht, als nun viele ihre Kinder fest an sich pressten. Sie wussten, es würde nichts nützen, ihnen die Ohren zuzuhalten und dennoch taten es viele.

„Ich bin der vierundzwanzigste Hochmagier des Rings“, fuhr Gonavan fort.

Ein leichtes Gemurmel erhob sich. Gonavan senkte den Kopf grüßend und ließ die Worte kurz sacken. Dann sprach er weiter: „Wir sind hier, weil es unsere Pflicht ist, neue Rekruten für den Ring zu finden. Wie euch möglicherweise bewusst ist, sind sechs neue Stellen vor nicht allzu langer Zeit, wie soll ich sagen, freigeworden.“

„Was heißt hier neue Rekruten?“, rief Badu, der alte Chefkoch vom Gasthaus „Zum Feigen Fisch“. „Du kommst einfach so hier mir nichts, dir nichts herein und verlangst von uns Dienste, von denen wir keine Ahnung haben, was sie beinhalten. Was glaubst du, wer du bist? Wir führen hier ein schönes, ruhiges Leben. Wieso sollten wir auch nur unsere linke Arschbacke heben, um dir und deinen Leuten auszuhelfen? Wann habt ihr etwas für uns getan?“ Ein zustimmendes Rumoren grummelte durch das Dorf. „Ich denke nur an den Umschwung von achtundneunzig, wo wart ihr da, wenn ich bitten darf?“ Badus krächzende Stimme hallte über den Platz.

Wie eine Welle drehten sich alle Köpfe von Badu zu Gonavan und wieder zurück, allesamt die Hände in den Hüften und Sturheit in den Augen. Das war nur allzu vorhersehbar, dachte sich Varin, wie immer, sobald mal etwas Spannendes im Dorf passiert, werden alle direkt paranoid und beenden jedweden neuen Wind, der auch nur ansatzweise wehen könnte.

Gonavan schien sich jedoch nicht aus der Fassung bringen zu lassen. „Meine Begleitung und ich reisen nun seit geraumer Zeit umher und haben noch keinen einzigen Anwärter gefunden. Ich kann euch versichern, guter Herr Badu, bei euch wird es nicht anders sein, das kann ich euch garantieren.“

Der alte Koch schrak zurück. Trotz seines Alters war es ihm nicht entgangen, dass der Neuankömmling seinen Namen kannte. Leicht beunruhigt verschränkte er die Arme und hörte verstimmt zu, wie Gonavan erneut seine Stimme erhob.

„Wenn ich nun fortfahren dürfte, und ich bitte um keine weiteren Unterbrechungen.“ Gonavan ließ seine kleinen schwarzen Augen über die Menge gleiten. „Wir werden nun jeden“, er betonte das Wort „jeden“ besonders stark, „absolut jeden in diesem Dorf und der näheren Umgebung testen, ob magische Fähigkeiten in ihm schlummern. Deshalb bitte ich jeden Einzelnen, der momentan nicht anwesend ist, sich sofort auf den Weg hierher zu machen.“

Auch wenn es nicht jedem im Dorf klar zu sein schien, Varin war sich durchaus bewusst, dass seine Stimme für alle Lebenden im Umkreis von einigen Kilometern gut zu hören war.

„Alle, die den Test verweigern, werden mit Gewalt getestet. Und allen, die glauben, sie könnten sich verstecken oder sich sonst wie davor drücken wollen, kann ich versichern, dass ich sie finden werde. Und ich kann euch ebenfalls versichern, dass ihr das nicht wollt.“ Seine Stimme hatte so eine Autorität und solch einen Nachdruck, dass selbst Goldin nur davon hätte träumen können, so viel Macht nur mit Worten aufrufen zu können. „Und nun zum Testen.“ Der Magier klatschte in die Hände. „Ich werde hier auf dem Marktplatz ein kleines Zelt errichten. Ausnahmslos jeder einzeln wird zu mir in dieses Zelt treten und sich dem Test unterziehen. Wenn der Test nicht bestanden wird, und davon gehe ich aus, könnt ihr wieder gehen und euer Leben gemütlich hier fortführen. Falls es jedoch jemandem gelingen sollte, dann“, er hielt kurz inne und sah zu seiner Begleiterin hinter sich, „nun ja, wenn es tatsächlich dazu so weit kommt, dann reden wir noch mal.“

Eine kleine dickliche Frau, die ihr Neugeborenes in den Händen hielt, erhob nun die Stimme: „Und was ist, wenn nicht, hm? Wirst du uns dann unser Leben lang in den Ohren liegen? Und damit ihr es wisst, ihr könnt nicht von mir erwarten, mein Kind in eure Hände zu legen.“

Varin kannte sie, es war die Frau des lokalen Bauern Palissa.

Der Magier musterte sie scharf. „O doch, genau das verlange ich. Und hatte ich nicht gesagt, keine Unterbrechungen mehr?“

Die Frau in Schwarz neben ihm schnippte mit ihren Fingern und ein kleines Wölkchen löste sich vom Nebel ab, hüllte das Ohr der Frau ein, ein schmatzendes Knirschen erklang, dann sah man Blut. Die Wolke verpuffte – und mit ihr das Ohr der jungen Mutter. Sie schrie auf vor Schmerzen und fiel auf die Knie, das Kind mit einer Hand fest an die Brust gedrückt, die andere klammerte sie nun an ihre kahle Kopfhälfte. Sie kreischte vor Pein und versuchte den Blutstrom aufzuhalten. Die darauffolgende Panik, die in der Luft lag, war fast greifbar. Keiner wagte es, auch nur einen Muskel zu rühren.

Der Magier und die Magierin sahen sich an, nickten sich kurz zu. „Na, dann wollen wir mal“, sagte die Frau und murmelte ein paar Worte. Unter ohrenbetäubendem Getöse brachen Stützbalken aus den am nächsten stehenden Häusern heraus. Kleider und Planen wurden von Wänden und Bewohnern gerissen und flickten sich selbst zu etwas Neuem zusammen. Mit lautem Krachen und unter zahllosen erschrockenen Schreien begann ein Zelt, mitten auf dem Marktplatz des Dorfes langsam Gestalt anzunehmen. Ein Zelt von solch seltsamer Form und Bauart, dass Varin nicht darum herumkam, es mit Ehrfurcht zu betrachten. Es baute sich wie von Geisterhand direkt vor ihnen von ganz allein auf. Mal riss es hier ein paar Steine aus den Mauern, mal schnappte es sich dort ein paar Fetzen Stoff weg. Zusammengeschustert aus Steinbrocken, Hausstützbalken und etlichen Stofffetzen stand es schließlich da, krumm und schief, aber auf eine seltsame Art robust.

Einige rannten derweil splitterfasernackt und panisch davon. Andere flüchteten einfach nur aus purer Angst in ihre Häuser. Zwei Männer halfen Palissa die Blutung unter Kontrolle zu kriegen, doch allen war pure Angst ins Gesicht gemalt. Varin spürte, wie seine Knie schlotterten, er kannte Palissa und sie so zu sehen beunruhigte ihn zutiefst, es war so viel Blut.

„Du bist der Erste“, rief Gonavan ungerührt, deutete auf einen der Händler und verschwand mit der Frau in Schwarz im Zelt.

Kapitel 4: Gezwitscher im Hinterkopf

Eine Mischung aus purer Verwirrung und Panik erfüllte alle im Dorf. Händler wie Dorfbewohner tuschelten miteinander und wogen ihre Optionen ab. Viele Dorfbewohner kehrten zurück in ihre Häuser und verriegelten die Türen, andere kauerten in kleinen Grüppchen am Straßenrand und warfen verängstigte Blicke umher. Selbst Gira, die neben ihnen bei ihrem eigenen Stand saß, stand pure Furcht ins Gesicht geschrieben. Varin, der das Geschehen auf der einen Seite mit genau derselben Sorge betrachtete wie die anderen, musste sich aber ebenfalls eingestehen, dass er die Aufregung auf eine fremde Art genoss. Die Machtdemonstration der Magier war atemberaubend und erschreckend gleichzeitig gewesen. Die Schreie der Frau hallten immer noch in seinem Schädel, aber die Macht, die diese hervorgerufen hatte, hatte etwas, ja, etwas Verlockendes für ihn. Immer wieder durchforsteten seine Augen den widernatürlichen Nebel um sie herum, in der Hoffnung, etwas Neues zu entdecken. Die Händler betrachtend, wie sie ihre Karren hektisch wieder zusammenräumten, ging er zu seinem Stand und setzte sich neben seinen Vater auf den Boden und schwieg.

Die Aufforderung, einzeln in das neu errichtete Zelt zu gehen und sich dem Test zu unterziehen, schien Goldin gar nicht zu gefallen. „Was fällt dem eigentlich ein?“, knurrte er mal wieder leise. „Was glaubt er, wer er ist?“ Alle paar Minuten grummelte er leise diese oder ähnliche Parolen vor sich hin. Varin sah es seinem Vater an, wie es kein anderer gekonnt hätte, und er wusste, dass Goldin bis in sein tiefstes Inneres verängstigt war. Er hätte es sich nie eingestanden, doch in diesem Moment, wie er so dasaß und seinen Vater so voller Angst zittern sah, verspürte er nur Abscheu. Wie konnte ein Mann, der ihn sein Leben lang herumkommandierte, ihm immer als seinen Sklaven behandelt hatte, so erbärmlich schwach sein? So etwas Spannendes wie das Auftauchen der beiden Magier, da war sich Varin sicher, war bestimmt seit Hunderten von Jahren nicht in Gullmar passiert. Wie konnte man da nicht vor Interesse und purer Neugier nur so strotzen? Wie konnte es sein, dass man die Spannung, die Elektrizität, die in der Luft lag, nicht genießen konnte? Zugegeben, sie konnte einen verbrennen – er dachte an die Frau, die das Ohr verloren hatte, und schauderte. Und dennoch – war es hier und jetzt nicht der eine Moment im Leben, die Situation zu ergreifen und das meiste draus zu machen?

Es dauerte einige lange Minuten, bis Varin das Schweigen brach. Er versuchte, lässig und uninteressiert zu klingen, schaffte es jedoch nur so halb. „Was ist denn dieser Ring eigentlich?“, fragte er, sah seinen Vater jedoch nicht an, sein Blick haftete geduldig auf dem Zelt.

Goldin schrak auf. Er schien gedanklich so weit weg gewesen zu sein, dass er beinahe vergessen hatte, dass sein Sohn anwesend war. Verwirrt rückte er seine Jacke zurecht und erwiderte nachdenklich und mit trockener Stimme: „Nun ja, also, es heißt, dass alles, was in Geonrung passiert, von den Mitgliedern des Rings im Verborgenen oder sichtbar direkt in die Wege geleitet wird. Es heißt, sie haben ihre Finger in allem drin, was irgendwie von Belang sein soll. Es heißt ebenfalls, dass sie Magier sind, und mächtige noch dazu.“ Goldin schluckte und es sah aus, als hätte er seit Monaten nichts getrunken, wie ein Geier am Kadaver legte er den Kopf in den Nacken, um so seine Spucke den Rachen herunterzuwürgen. Dann fuhr er fort: „Das sind Magier“, er wies mit einem zitternden Finger zum Zelt, „wirklich mächtige Magier … ich weiß nicht, ob es stimmt, aber jeder Magier des Rings soll allein ganze Armeen vernichten können. Ich meine, du hast ja gesehen, was mit Palissa und ihrem Ohr passiert ist. Ich sag’s dir, Sohn, da ist Böses am Werk! Oder hat das für dich etwa normal ausgesehen? Es war schlichtweg grausam eine reine Machtdemonstration, um uns zu zeigen, wie klein wir sind.“ Er sah Varin mit ernsten Augen an und schüttelte dann den Kopf, um sich selbst die Antwort zu geben. „Ne, ne, die sind gemeingefährlich, sage ich dir! Traue nie einem Wesen, das so hochnäsig und zugleich so furchtlos die Welt durchschreitet. Solche Wesen sind entweder sehr gefährlich oder sehr dumm. Torheit ist eine Kunst, die gelernt sein will.“

Varin hob eine Augenbraue. Selten sprach sein Vater auf so eine Weise. Dass er überhaupt zu so weisen Worten fähig war, hätte er nicht gedacht. Mit einem Kopfnicken zum Zelt fragte er weiter: „Also lässt du mich zu dem Typen da ins Zelt?“

„Lässt? LÄSST! Pff.“ Goldin prustete das Wort lachend und merkbar trocken heraus. „Ich lasse dich sehr wohl, hast du mir etwa nicht zugehört? Dieser Typ, dieser Gonavan, ist ein Magier des Rings und hat, wenn die Geschichten wahr sind, die Macht, unser ganzes Dorf mit einem Schnipsen seines Fingers in Staub zu verwandeln. Tu, was er will, und schau zu, dass du da so schnell wie möglich wieder rauskommst. Eine Wahl haben wir nicht.“

Varin beunruhigten diese Worte nun doch sehr. Zweifel kamen in ihm auf. Es lag nicht in der Natur seines Vaters, verängstigt oder gar panisch nachzugeben. Eine gewisse Sturheit und generelle Widerspenstigkeit gegenüber allem, was ihnen nicht passte, waren Charaktereigenschaften, die bei ihm und seinem Vater normalerweise immer die Oberhand gewannen. Sturheit und direkte Konfrontation, das war das Erbe, das ihnen beiden in die Wiege gelegt worden war und das sie beide wie ihr eigenes übergewichtiges, verwöhntes Kind immer weiter pflegten und verzogen.

Einer nach dem anderen gingen Händler und Dorfbewohner in das jegliche Physik leugnende Zelt. Manche Mütter versuchten, mit ihren Kindern gemeinsam hineinzugehen, wurden jedoch alle wieder herausgeschickt. Das Wunderliche war, dass alle, die das Zelt verließen, jegliche Erinnerung an das, was dort geschehen war, vergessen zu haben schienen. Die Ersten, die das Zelt verließen, wurden sofort mit Fragen überschüttet. Die einzigen Antworten, die sie gaben, waren Gegenfragen wie: „Von welchem Zelt redet ihr denn?“ Oder: „Was? Welcher Gonavan?“ Und: „Was soll wer hier an uns testen? Na, den solltet ihr mir mal vorstellen. Dem ziehe ich die Ohren lang und zeige ihm, wie wir hier in Gullmar mit solchem Gerede umgehen.“ Selbst der Nebel oder das Zelt störte sie nicht mehr.

Einige verwirrte Menschen trudelten im Laufe der kommenden Stunden gemächlich im Dorf ein und wurden sofort von den noch Anwesenden auf den neuesten Stand gebracht. Es waren all jene, die nicht vor Ort waren, als Gonavan seine Ansprache geführt hatte.

Varin und sein Vater saßen noch immer auf dem Marktplatz und warteten. Varin beobachtete die Neuen und wie sie über die Ereignisse unterrichtet wurden. Also hatte dieser Magier tatsächlich mit allen in der Umgebung gesprochen, dachte er und ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er hatte recht gehabt mit seiner Vermutung.