Vergiss dich nicht! - Kurt Tepperwein - E-Book

Vergiss dich nicht! E-Book

Kurt Tepperwein

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Beschreibung

23 Tugenden für ein bewusstes Leben. Seit jeher sehnen wir uns nach Veränderungen. Wir probieren vieles aus und bemerken aber, dass wir immer wieder am gleichen Punkt landen. Der erfolgreiche Autor Kurt Tepperwein lädt uns dazu ein, etwas genauer hinzu-sehen und das Leben mit 23 längst vergessenen Tugenden, die aktueller denn je sind, neu zu entdecken. Dieses Buch geht mit dir den Weg in ein bewusstes Leben. Es rüttelt wach, fängt auf, harmonisiert und begleitet. Es liegt nur an uns, diese Tugenden wieder zum Leben zu erwecken ...

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Seitenzahl: 172

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Kurt Tepperwein

VERGISS DICH NICHT!

Die 23 Tugenden fürein bewusstes Leben

Alle Rechte vorbehalten.

Außer zum Zwecke kurzer Zitate für Buchrezensionen darf kein Teil dieses Buches ohne schriftliche Genehmigung durch den Verlag nachproduziert, als Daten gespeichert oder in irgendeiner Form oder durch irgendein anderes Medium verwendet bzw. in einer anderen Form der Bindung oder mit einem anderen Titelblatt als dem der Erstveröffentlichung in Umlauf gebracht werden. Auch Wiederverkäufern darf es nicht zu anderen Bedingungen als diesen weitergegeben werden.

Copyright © 2020 Verlag »Die Silberschnur« GmbH

ISBN: 978-3-89845-611-1

eISBN: 978-3-89845-707-1

1. Auflage 2020

Verlag »Die Silberschnur« GmbH · Steinstr. 1 · 56593 Güllesheimwww.silberschnur.de · E-Mail: [email protected]

Inhaltsverzeichnis

Veränderung ja! Aber nicht um jeden Preis

23 Tugenden, die für ein harmonisches Leben sorgen

1. Achtsamkeit

2. Aufrichtigkeit

3. Authentizität

4. Dankbarkeit

5. Demut

6. Freiheit

7. Freude

8. Friede

9. Geduld

10. Gelassenheit

11. Genügsamkeit

12. Gerechtigkeit (Gleichmut)

13. Glaube

14. Hingabe

15. Humor

16. Lebendigkeit

17. Liebe (Nächstenliebe und Selbstliebe)

18. Mut

19. Respekt

20. Schweigen

21. Vergebung und Verzeihung

22. Vertrauen (Urvertrauen)

23. Zufriedenheit

Zum Schluss

Ausklang

Über den Autor

Veränderung ja!Aber nicht um jeden Preis

Es gibt kein außerhalb, weil alles, was ist, nur unsere innere Welt spiegelt.

Jeder Mensch sehnt sich eine Veränderung herbei und es gibt nur wenige Menschen, die mit ihrem Leben rundum in Einklang sind. Auch wenn alle sich nach einer Veränderung sehnen, kaum einer ist bereit, etwas dafür zu tun. Am liebsten so weitermachen wie bisher und das am besten glücklich. Es sollte so bleiben, wie es ist, aber es sollte sich gut anfühlen. Von nichts und niemandem will los- oder abgelassen werden, nur keine Gewohnheiten verändern und sich nicht besinnen. Zufriedenheit und Lebensharmonie verlangen Veränderungen. Das heißt aber nicht, dass man sein ganzes Leben auf den Kopf stellen soll. Es verlangt also nicht, dass wir unser ganzes Leben umkrempeln. Ganz im Gegenteil: Das kann und soll erst mal so bleiben, wie es ist. Es geht darum, sich innerlich zu verändern und innerlich beweglicher zu werden. Wie das funktioniert? Wenn die äußeren Bewegungen ruhiger werden und sich reduzieren, dann wird im Inneren mehr Bewegung stattfinden. Und wenn es innen still wird, werden allerlei Altlasten und Programme aufwirbeln. Man könnte es auch die Ruhe vor dem Sturm nennen. Alles wird an die Oberfläche getragen und nichts bleibt versteckt. Doch damit sich das, was wir unterdrücken, zeigen kann, bedarf es einer nach innen gerichteten Aufmerksamkeit. Das Leben wird sich nach und nach auch äußerlich ändern, doch das geschieht erst, wenn das durch innere Veränderung ausgelöst wird. Wer Veränderung erzwingt, wird nichts erreichen. Wer sie nur will, ebenfalls nicht. Es geht darum, die Sichtweise zu überdenken und weit werden zu lassen. Wir sollten unser Leben mit dem Herzen hinterfragen und nicht mit dem Kopf kaputt denken. Es gilt, unseren eigentlichen Kern aufzuspüren und das ist die Aufgabe, der wir folgen sollten. Wer das Leben mit dem Herzen erfasst, läuft nicht Gefahr, es mit den Gedanken zu zerstören.

Nur wer Veränderungen auch zulässt, wird wahre Veränderungen erleben. Veränderungen beginnen mit einer bewussten Lebenshaltung. Diese Eigenschaften, die gar keine Eigenschaften, sondern eher eine bewusste innere Haltung sind, nenne ich hier in diesem Buch Qualitäten oder auch Tugenden. Man kann sie weder wollen noch tun, sich nicht aneignen und auch nicht erlernen. Aber man kann sich für sie öffnen. Und öffnet man sich nur einer einzigen Tugend, werden nach und nach alle nachrücken. Tugendreich zu leben bedeutet eine Mäßigung unserer Eitelkeiten und unseres unnatürlichen und doch eher groben Verhaltens. Platon bezeichnete die Mäßigung als Mitte zwischen einem Zuviel und einem Zuwenig. Eine Tugend zu leben ist also ein natürlicher Ausdruck, kein Verhalten und keine Geste. Es ist der Ausdruck dessen, was man ist. Man lebt Tugenden nicht, man ist sie.

Jeder Mensch hat Veranlagungen und trägt diese Anlagen in sich, die lange Zeit unbeachtet bleiben und die er vielleicht erst später für sich entdeckt. Veranlagungen sind Ur-Prägungen, die nichts mit Gewohnheiten zu tun haben. Diese Veranlagungen haben wir uns nicht durch Erfahrungen angeeignet, sie sind Teil unseres Wesens. Veranlagungen bringen wir bereits ins Leben mit und sie bleiben auch, wenn wir den Körper eines Tages verlassen. Heißt das, dass ich entweder von Natur aus freundlich oder unfreundlich, lustig oder mürbe, schnell oder langsam, fröhlich oder verbittert bin? Was auch immer wir bereits in uns tragen, das Elternhaus, die Umgebung, die Lehrer, die Freunde, ja das gesamte Umfeld wirkt auf uns ein, ob wir das nun wollen oder nicht. Das alles prägt uns und fördert unsere Veranlagungen. Das heißt, sie werden dadurch gestärkt oder eben auch geschwächt, unterstützt oder untergraben etc. Ein tugendhaftes Leben stimmt einfach. Es stimmt nicht nur für mich, sondern für alle die, die mir begegnen. Es nimmt Rücksicht auf andere, weil die anderen als Einheit erkannt werden. Ein gemäßigtes Leben macht nicht frei, sondern es ist die Freiheit selbst, weil man die Stimmung von FreiSein zelebriert.

Ein tugendreiches Leben ermuntert dazu:

Ethisch zu handeln

Sensibilität zu entwickeln

Im Augenblick zu sein

Mäßigkeit zu leben

Freude zu verschenken

Sein Umfeld mit seiner Unbeschwertheit anzustecken

Natürlichkeit und Besinnung vorzuleben

Authentisch zu sein

Sich ohne Verzicht und Einschränkung auf das Wesentliche zu reduzieren

Mitgeschöpfen mit Wertschätzung gegenüberzutreten

Echte Freundlichkeit zu verschwenden

Grundbedürfnisse anstatt Leidenschaften und Sehnsüchte zu leben

Dinge ohne Absicht und Ziel zu tun

Nichts für sich besitzen zu wollen

Keine Bindungen und Abhängigkeiten zu entwickeln

Frei von Belehrungen, Tadel, Urteilen und Wertungen durch das Leben zu gehen

Keine Worte auszusprechen, die verletzend sein könnten

Reine Gedanken zu hegen

23 Tugenden, die für ein harmonisches Leben sorgen

1.Achtsamkeit

Die Unachtsamkeit ist es, die das Leben jeden Moment in neue Bahnen lenkt, die wir dann als Panne oder Schicksal bezeichnen. Auch herkömmliche Konzentration ist etwas Unnatürliches und wirkt wie ein Störfeld, wenn sie ohne Achtsamkeit stattfindet und nur aus dem Kopf heraus geschieht.

Achtsam zu sein bedeutet auch, behutsam, wachsam, schonend, fürsorglich, sachte, gelehrig, liebenswürdig, feinfühlig, gesammelt, besonnen, hellhörig, sorgsam, bei der Sache, sorgfältig, bedächtig, liebevoll, fürsorglich andächtig, zugetan, menschlich, engagiert und umsichtig zu sein.

»Achtsamkeit ist ein aufmerksames Beobachten, ein Gewahrsein, das völlig frei von Motiven oder Wünschen ist, ein Beobachten ohne jegliche Interpretation oder Verzerrung.«

Krishnamurti, Das Licht in dir

Achtsamkeit, dieses Wort hört sich so simpel an, doch es zu leben, scheint vielen von uns Schwierigkeiten zu bereiten. Was ist schon dabei, achtsam zu sein? Ja, was schon – doch warum ist das für uns so schwierig? Ist es vielleicht doch leicht und ist es nur die Vergesslichkeit, die uns daran hindert, achtsam zu sein? Achtsamkeit ist nicht gleich Aufmerksamkeit. Achtsamkeit bedeutet, in jedem Moment hier zu sein und den Augenblick bewusst wahrzunehmen. Hier handelt es sich allerdings nicht um eine persönliche Wahrnehmung, sondern um ein sich gewahr sein, dessen was ist. Es ist nicht der Kopf, der etwas konzentriert und genau wahrnimmt, nein, es ist eine Bewusstseinshaltung dessen, was wir sind. Achtsamkeit kann man nicht tun, es geschieht dann, wenn wir uns darauf einlassen, ganz wir selbst zu sein. Doch wie soll das funktionieren? Der Wille hilft hier kein bisschen, denn Achtsamkeit geschieht spontan und unverfälscht. Achtsamkeit ist pure Anwesenheit, ohne dabei persönlichen Sinneseindrücken auf den Leim zu gehen. Wer Achtsamkeit in sein Leben einfließen lässt, bemerkt, dass das ganze Leben eine komplett andere Qualität bekommt. Alles wird intensiver und die oberflächliche Wahrnehmung sowie Schnelligkeit, Hast und Eile werden nach und nach aus dem Leben verschwinden. Achtsamkeit geschieht also frei von Bemühen, es ist eine Tugend, worin sich das Selbst in allem wiederentdecken und erkennen kann.

Achtsamkeit ist einer der wichtigsten Wege, um zu sich selbst, zu Gott, zu finden. Achtsamkeit geschieht in bewussten Handlungen, in reinen Empfindungen, in leeren Gedanken, in der direkten Wahrnehmung der Sinnesobjekte und im bewussten Atmen genauso wie im gesamten bewussten Sein. Je achtsamer wir alles erleben, umso mehr Leichtigkeit stellt sich ein. Das bedeutet mehr Ruhe und Gelassenheit, weniger Hektik und Stress, positive Auswirkung auf die Gesundheit und das Immunsystem, mehr Zufriedenheit im Alltag, intensivere Wahrnehmungsmöglichkeiten und einen entspannten Gemütszustand. Achtsamkeit bezieht sich aber auch auf das Umfeld, auf Menschlichkeit und Miteinandersein.

Was steht jetzt an? …, was soll gesagt oder getan werden? …, z. B. im Bus den Platz für einen älteren Menschen frei machen oder ihm eine Tasche zu tragen. Nun gut, wer es sieht, würde das sicher tun, doch oft sind wir so in Gedanken verloren, dass wir oft erst zu spät bemerken: »Das habe ich gar nicht gesehen.« Nämlich genau das, was sich um mich herum zuträgt und geschieht. Braucht jemand Hilfe, schenkt mir ein singender Vogel ein Lächeln oder bereitet mir ein Kinderlächeln Freude etc. Wer blind und taub durch das Leben schlafwandelt, wird vieles nicht erkennen können. Wer wieder einmal den Schlüssel vergisst oder dann wieder etwas anderes nicht findet, war unachtsam. Wer jeden Moment intensiv und mit voller Aufmerksamkeit erlebt, dem werden solche Dinge nicht mehr so häufig passieren, denn wer voll und ganz hier ist, der wird vom Leben reich beschenkt.

»Achtsamkeit beim Sprechen, Beherrschung des Körpers,Bewusstheit über das Wirken des Geistes;Gleichmut angesichts von Beleidigung, niemals wütend;das ist der Pfad des großen Fortschritts.«

Meister Hsing Yun, Wahrhaftig leben. Buddhistische Ethik im Alltag

Auch wenn es für die Achtsamkeit kein Rezept gibt, können wir dennoch einiges tun, um uns für sie zu öffnen. Es beginnt damit, den Augenblick unseres Tuns (das eigentlich ein »getan werden« ist), zu verinnerlichen und ihn ganz bewusst zu erfahren.

Achtsamkeit zum Tagesbeginn und zum Tagesausklang

sich ein paar Minuten vom Alltag »abwenden«

ein Zitat oder eine Stelle eines Buches lesen

ein Gebet sprechen

sich einem schönen Musikstück hingeben

der Natur lauschen oder sie einfach beobachten

den Atem gezielt wahrnehmen

TIPP: Der erste und letzte Gedanke eines Tages sollte immer dem Höchsten gelten und sich nicht in Details oder Problemen und Sorgen verlieren.

Achtsamkeit tagsüber

Versuche deine Tätigkeiten sorgfältig zu tun.

Hingabe an den Augenblick, die Situation, die Umstände etc. (Werde dir mehr und mehr gewahr, dass das, was du tust, immer so sein soll, sonst würde es nicht durch dich geschehen.)

Achte darauf, nicht in Gewohnheiten oder einem altbekannten Rhythmus zu verfallen, wobei du gar nicht weißt, was du genau und ob du es überhaupt getan hast. (z. B. Habe ich die Herdplatte ausgeschaltet? Etc. … Diese Frage wird sich dann nicht mehr stellen.)

Beim Gehen kannst du jeden Schritt »JETZT« sagen, um ganz gezielt im Moment zu verweilen.

Sich immer wieder bewusst zu machen, dass sich jedes Nachdenken in der Vergangenheit oder in der Zukunft verliert. (Bin ich jetzt hier oder lebe ich in der Erinnerung, im Wunsch oder einer individuellen Vorstellung oder in Bildern? Etc.)

Nur gedankenbefreit ist man hier (Gedanken können gehen und kommen, man sollte sich aber nicht um sie kümmern und sich nicht in ihnen verlieren).

Sich täglich mindestens einmal sich selbst – Gott in sich – zuwenden und innehalten.

Öfter mal alle äußeren Einflüsse zurückstellen, um sich wieder in den Moment zurückzubegeben. Bei allen Abschweifungen sich wieder »hierher holen«. (Wer bügelt, Auto fährt oder spazieren geht und dabei über etwas nachdenkt, ist nicht achtsam!)

Sich dem Augenblick uneingeschränkt und vollkommen hingeben (z. B. beim Kochen nur das Umrühren – frei von jeglichen Gedanken – wahrnehmen).

Achtsamkeitsübung

Zu wissen, wie Achtsamkeit funktioniert, reicht nicht aus, es sollte gelebt werden. Mach der Achtsamkeit Platz und schenke ihr Raum, damit sie sich entfalten kann. Und wenn es dir schwerfällt, für dich achtsam zu sein, dann tue es für Gott. Stell dir vor, du wirst bei jedem Schritt beobachtet. Es wird dir über die Schulter geschaut. Würdest du dann gleich handeln, denken, sprechen, fühlen etc.? »Keinen Moment wirst du aus den Augen gelassen«, diese Vorstellung hilft dabei, etwas aufrechter und gewissenhafter zu sein. Nachlassen, trödeln, unsinnige Worte und Taten können so erst gar nicht so leicht ausgesprochen oder getan werden. Und in Wirklichkeit ist das gar keine Vorstellung, denn das Höchste in dir ist immer präsent. Nur weil du es nicht sehen kannst, bedeutet dies nicht, einen Freibrief für Unachtsamkeit entwickeln zu können. Alles was wir bewussttun, tut uns letztendlich selbst gut, es kommt uns also vielfach zugute. Es wird unserem Guthabenkonto gut geschrieben und es wird uns ein sehr gutes Gefühl bescheren, wenn wir zukünftig achtsamer durchs Leben gehen. Vollkommen sehend, hörend, fühlend, riechend und tastend – in jedem Moment.

»Das Denken ist die Basis von allem.Es ist wichtig, dass wir jeden unserer Gedankenmit dem Auge der Achtsamkeit erfassen.«

Thich Nhat Hanh, Die fünf Pfeiler der Weisheit

2.Aufrichtigkeit

Unaufrichtigkeit schadet uns nur selbst. Wer lügt, verschweigt – oder wer die Unwahrheit spricht, ist ein Narr, denn bevor uns jemand durchschaut, hat uns das Höchste Bewusstsein bereits ertappt. Eine Lüge bezieht sich auf etwas Äußeres, auf das wir unser Bewusstsein richten. Bei einer Unaufrichtigkeit hingegen richtet sich das Bewusstsein gegen sich selbst und das ist Selbstbetrug. Es beschert nicht nur ungute Gefühle, sondern zieht auch eine Wirkung nach sich, die uns über kurz oder lang einholen wird.

Aufrichtig zu sein bedeutet auch, geradlinig, offenherzig, direkt, ehrlich, vertrauenswürdig, deutlich, tapfer, mutig, eindeutig, freimütig, geradeheraus und wahrheitsliebend zu sein.

»Aufrichtigkeit ist die verwegendste Form der Tapferkeit.«

William Somerset Maugham (1874–1965), engl. Erzähler u. Dramatiker

Aufrichtigkeit. Welch wunderbares Wort. Aufrichten. Rückgrat haben. Wer aufrecht durchs Leben geht, sich stets aufrichtet und nach oben hinwendet, wird aufrichtig sein. Aufrichtigkeit beginnt bei einem selbst. Gerade im spirituellen Bereich meinen viele Menschen, dass Ehrlichkeit einen hohen Stellenwert haben sollte. Man behauptet spirituell zu sein, bewertet andere und verurteilt ständig. Man ist unaufrichtig, weil man dem Spiel der Persönlichkeit folgt. Natürlich bemerkt man bei diesen Bewertungen oder Unaufrichtigkeiten nicht, dass man sich nur selbst bemängelt. Man kann ja nur immer über sich selbst sprechen, da es nichts außer uns gibt. Wird man beim Werten erwischt, streitet man es ab und steht nicht mal dazu. »Nein, ich doch nicht. Ich habe das nie gesagt!«

Auch wenn es unwissend ist über andere herzuziehen, wer ehrlich ist, steht zumindest dazu und würde es dem anderen auch ins Gesicht sagen. Allein unser Selbst, unsere Identität, unser wahres Sein nicht zu erkennen, ist eine Art Unaufrichtigkeit, die für lange Zeit unbemerkt bleiben und auch unentdeckt bleiben kann. Wir beugen uns dem Leben und verirren uns in den Verwirrtheiten des Daseins, aber wir können uns erst dann aufrichten, wenn wir die Richtung erkannt haben. Nur wer das Leben durchschaut hat, wird automatisch vollkommen aufrichtig sein. Je mehr wir uns selbst entdecken, umso aufrichtiger wird sich auch unser Leben gestalten. Aufrichtigkeit entspringt also nicht dem Wollen und ist auch keine Charaktereigenschaft, sondern eine Begleiterscheinung geistigen Wachstums, respektive Wiederentdeckens, der einen Kraft in uns.

Sich die Unehrlichkeit sich selbst gegenüber einzugestehen schmerzt, obwohl wir ganz genau wissen, wann wir etwas tun, das unstimmig und unehrlich ist. Der Schmerz ist Nebensache, wichtig ist es, dazu zu stehen. Unser schlechtes Gefühl zeigt es uns oft genug, wenn wir wieder einmal ins Fettnäpfchen getreten sind und wir unaufrichtig waren.

Aber auch im alltäglichen Leben ist man schnell einmal unaufrichtig, wenn man nicht achtsam ist. Oft werden Standardsätze, die man selbst schon glaubt, zur Gewohnheit. Man bemerkt gar nicht mehr, dass man immer dasselbe sagt und es mit unserem Verhalten gar nicht konform geht. Wenn ich zu einem Bekannten sage, dass ich nicht abnehme, obwohl ich nichts esse, aber weiß, dass ich immer wieder ein Stück Torte gegessen habe, wird mich das auch nicht schlanker machen. Zeigen wir doch unsere Schwächen auf. Das macht uns nicht nur sympathisch, sondern es wirkt auch befreiend. Schwächen sind nichts Schwaches, da Ehrlichkeit eine Stärke ist, die nur unbewusste Menschen als Schwäche bezeichnen. Schwach ist nur, sich seine Schwächen nicht einzugestehen.

Warum ist es eigentlich so schwer, aufrichtig zu sein? Wir sind von allerlei Mustern und Prägungen überlagert und natürlich wollen wir gut sein. Wir wollen geliebt und anerkannt werden, einen guten Eindruck hinterlassen und auf keinen Fall unangenehm auffallen. Am liebsten würden wir es recht machen, doch wer Aufrichtigkeit lebt, dem wird das unmöglich sein. Aufrichtig zu sein ist nicht immer nett sein.

Aufrichtige Worte wirken heilend auf das Gegenüber, auch wenn kein Ego der Welt dies hören möchte. Somit kann es auch sein, dass sich der andere verletzt fühlt. Aber Ehrlichkeit ist nun mal keine Schmeichelei. Notlügen oder nett gemeinte Floskeln mögen dem anderen vielleicht ein angenehmes Gefühl bescheren, aber hilft das wirklich? Auch in der Partnerschaft wird gelogen, dass sich die Balken biegen. Um der Liebe willen, versteht sich. Nur weil man den anderen mag! Man will den anderen ja nicht verletzen oder verlieren. Aufrichtiges Verhalten muss aber nicht böse sein, es kann auch durchaus charmant ankommen. Die Frage, die sich stellt: Wie sage ich es dem anderen? Wie teile ich mich mit? Wie es das Wort schon sagt, das Geheimnis liegt im MIT-TEILEN. Es heißt nicht BE-SCHIMPFEN oder AN-SCHREIEN, sondern MIT-TEILEN. Mit-teilen bedeutet, den anderen an seinen Gefühlen teilhaben zu lassen. Wenn mich am anderen etwas stört, ist das durchaus mein Problem, weil es ja lediglich meine Sichtweise spiegelt. Dieses Wissen nutzt mir aber nichts, solange ich eine Disharmonie in mir spüre, denn die lässt sich weder wegdenken noch wegzaubern. Wenn mir der andere einen Hammer auf den Zehen wirft, dann kann ich mir tausendmal sagen, dass es wohl Gottes Wille ist und es so sein soll. Der Schmerz wird sich deswegen nicht verflüchtigen und von meinem Wissen wird er sich auch nicht beeindrucken lassen. Dann gibt es noch die, die andauernd sagen: »Macht nichts, ist alles nur Illusion« und sich die Welt rosarot und schönreden wollen. Und das ist wohl die dümmste Art von Unaufrichtigkeit, die uns nur daran hindert, der Sache zu begegnen und uns ihr zu stellen.

Wenn mich jetzt z. B. stört, dass der andere ständig alles liegen lässt und keine Ordnung an den Tag legt, dann kann es durchaus verletzend sein, wenn ich ihn dafür tadle. Wenn ich, obwohl es ja mein Problem ist, allerdings nichts sage, nagt diese Ablehnung an mir und irgendwann werde ich explodieren und es werden nicht wirklich nette Worte laut und unbedacht meinen Mund verlassen. Wenn ich aufrichtig mit-teile, dass ich mich nicht gut fühle, wenn Dinge in der Gegend herumliegen und dem anderen keinen Vorwurf mache und keine Schuld zuweise, sieht die Sache schon ganz anders aus. Er kann ja nichts dafür, dass ich etwas als Unordnung benenne und mich dann auch noch daran störe, wenn er es nicht so empfindet. Ich kann also mit-teilen, wie ich mich fühle, ohne den anderen mit einzubeziehen. Wenn ich bei mir bleibe und über meine Gefühle spreche, kann der andere auch nicht beleidigt sein. Wie dem auch sei, ich spreche ja nur von meinem Empfinden und das fühle ich ja nicht absichtlich so. Der andere wird staunen, weil er das nicht gewusst hat und da er nicht will, dass man sich nicht gut fühlt, wird er in Zukunft ganz von alleine darauf achten und ordentlicher sein. Oder auch nicht. Und dann kann man es immer noch als eine Art Neutralitätsübung ansehen.

Klassische Streitgespräche oder Auseinandersetzungen sind meist auf Ablenkungen durch andere Menschen oder Situationen aufgebaut. Da ist auch ein Programm, das in uns allen tief eingeprägt ist und damit versuchen wir meist unbewusst von uns selbst abzulenken. Es geht immer darum, was der andere gemacht oder nicht gemacht, gesagt oder nicht gesagt hat. Wenn wir das beobachten, ist es wirklich erschreckend, wie wir uns verhalten.

Wir versuchen in Gesprächen stets von uns abzulenken ohne es zu bemerken. So wollen wir uns selbst in besseres Licht rücken oder unseren Gesprächspartner einlullen, indem wir andere schlecht machen. Abgesehen, dass dieser andere nicht anwesend ist, ist es überhaupt keine Art, sich in das Leben anderer einzumischen. Wir machen das alle ständig und bemerken es gar nicht. Doch passt diese Art überhaupt noch zu uns? Auch hier gilt es, achtsam zu sein. Nur weil ich es 40 Jahre so gemacht habe, muss ich es nicht die nächsten 40 Jahre so weiterführen. Haben wir also Mut zur Veränderung und zur Aufrichtigkeit, vor allem auch uns selbst gegenüber. Ist der erste Schritt getan, ist alles ganz einfach.