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Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Kunst - Malerei, Note: 1,3, Universität Siegen, Veranstaltung: Einführung in die Kunstgeschichte: Porträtmalerei, Sprache: Deutsch, Abstract: 1. Einleitung Die in der Gattungshierarchie hinter der Historienmalerei den zweiten Rang einnehmende Porträtmalerei thematisiert die Darstellung eines oder mehrerer Menschen mit der Zielsetzung, eine gewisse Ähnlichkeit zu den porträtierten Personen zu erreichen. Dabei gilt es, die Individualität des jeweiligen Modells anschaulich zu vergegenwärtigen und hinter seiner körperlichen Erscheinung seine seelische Persönlichkeit sichtbar zu machen. Keine andere Bildgattung erweckt solch ein Gefühl direkter Nähe und Vertrautheit wie das Porträt, was aus der unbewussten Unterstellung von Authentizität resultiert. Porträtmalerei nahm auch im Leben des spanischen Malers Francisco de Goya eine zentrale Rolle ein, da Bildnisse in seinem Œuvre der Anzahl nach den ersten Platz belegen. 3 Der am 30. März 1746 in Fuendetodos in der Nähe von Saragossa in Aragón geborene 4 Künstler erhielt nach seiner Aufnahme in die Königliche Akademie 1780 bedeutsame Porträtaufträge 5 und zudem eine Stellung in der Madrider Kunstwelt. 6 Nachdem er die ersten 40 Jahre darauf fixiert war, sich und sein Werk in autonomer Identität und Integrität aufzubauen, 7 erhielt er mit der Ernennung zum Königlichen Maler 1786 und der Beförderung zum Hofmaler 1789 8 aufgrund seines Erfolges die Möglichkeit, sich selbst zu verwirklichen. 9 Goya, der nicht das Schöne, sondern das Wahre malen wollte, 10 kommt eine Schlüsselstellung für die Entwicklung der modernen, europäischen Malerei zu, da er zwischen der Epoche des Rokoko und der frühen Romantik stand. Die drei im Zentrum stehenden Familienporträts Francisco de Goyas Die Familie des Infanten Don Luis de Borbón, Herzog und Herzogin von Osuna mit ihren Kindern sowie Karl IV. und seine Familie werde ich zunächst vorikonographisch, ikonographisch und ikonologisch untersuchen. Familienporträts dienen oftmals dazu, der Öffentlichkeit einen gewünschten Status zu präsentieren und zugleich intern Positionen und Rollen zu definieren. 12 Daher werde ich, im Anschluss an einen Vergleich der Bilder im Hinblick auf ihre Komposition und Lichtverhältnisse, den Aspekt des Selbstverständnisses der porträtierten Familie analysieren. [...]
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Die in der Gattungshierarchie hinter der Historienmalerei den zweiten Rang einnehmende Porträtmalerei thematisiert die Darstellung eines oder mehrerer Menschen mit der Zielsetzung, eine gewisse Ähnlichkeit zu den porträtierten Personen zu erreichen.1Dabei gilt es, die Individualität des jeweiligen Modells anschaulich zu vergegenwärtigen und hinter seiner körperlichen Erscheinung seine seelische Persönlichkeit sichtbar zu machen. Keine andere Bildgattung erweckt solch ein Gefühl direkter Nähe und Vertrautheit wie das Porträt, was aus der unbewussten Unterstellung von Authentizität resultiert.2
Porträtmalerei nahm auch im Leben des spanischen Malers Francisco de Goya eine zentrale Rolle ein, da Bildnisse in seinem Œuvre der Anzahl nach den ersten Platz belegen.3Der am 30. März 1746 in Fuendetodos in der Nähe von Saragossa in Aragón geborene4Künstler erhielt nach seiner Aufnahme in die Königliche Akademie 1780 bedeutsame Porträtaufträge5und zudem eine Stellung in der Madrider Kunstwelt.6Nachdem er die ersten 40 Jahre darauf fixiert war, sich und sein Werk in autonomer Identität und Integrität aufzubauen,7erhielt er mit der Ernennung zum Königlichen Maler 1786 und der Beförderung zum Hofmaler 17898aufgrund seines Erfolges die Möglichkeit, sich selbst zu verwirklichen.9Goya, der nicht das Schöne, sondern das Wahre malen wollte,10kommt eine Schlüsselstellung für die Entwicklung der modernen, europäischen Malerei zu, da er zwischen der Epoche des Rokoko und der frühen Romantik stand.11
Die drei im Zentrum stehenden Familienporträts Francisco de GoyasDie Familie des Infanten Don Luis de Borbón, Herzog und Herzogin von Osuna mit ihren KindernsowieKarl IV. und seine Familiewerde ich zunächst vorikonographisch, ikonographisch und ikonologisch untersuchen. Familienporträts dienen oftmals dazu, der Öffentlichkeit einen gewünschten Status zu präsentieren und zugleich intern Positionen und Rollen zu definieren.12Daher werde ich, im Anschluss an einen Vergleich der Bilder im Hinblick auf ihre Komposition und Lichtverhältnisse, den Aspekt des Selbstverständnisses der porträtierten Familie analysieren.
1Vgl.: Jahn, J.:Wörterbuch der Kunst,Stuttgart 1966, S. 75.
2Vgl.: Schneider, N.:Porträtmalerei,Köln 1992, S. 12.
3Vgl.: Messerer, W.:Francisco de Goya. Form und Gehalt seiner Kunst,Freren 1983, S. 115.
4Vgl.: Licht, F.:Goya. Die Geburt der Moderne,München 2001, S. 12.
5Vgl.: Wright, P.:Goya,Stuttgart, Zürich 1994, S. 18.
6Vgl.: Klingender, F.D.:Goya in der demokratischen Tradition Spaniens,Berlin 1948, S. 66.
7Vgl.: Williams, G.A.:Goya,Reinbek bei Hamburg 1978, S. 81.
8Vgl.: Licht 2001, S. 14.
9Vgl.: Williams 1978, S. 81.
10Vgl.: Seidel, M.; Bihalji-Merin, O.:Gemälde, Porträts, Fresken,Stuttgart, Zürich o.J., S. 52.
11Vgl.: Gudiol, J.:Goya,Recklinghausen 1991, S. 7.
12Vgl.: Schneider 1992, S. 8.