Verhängnisvoll besessen - Sandra Adam - E-Book

Verhängnisvoll besessen E-Book

Sandra Adam

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Beschreibung

Was würdest du tun, wenn der Fehler deines Lebens, die Liebe deines Lebens bedroht. Francis hat eine anstrengende Beziehung hinter sich. Nur knapp entkommt er aus dieser mit dem Leben, aber nicht ohne Narben. So schwört er, mehr oder weniger erfolgreich, der Frauenwelt ab. Bis er auf Laura trifft, welche ihn um den Finger wickelt und ihn wieder zum Lachen bringt. Doch eines Tages verschwindet sie spurlos. Francis ahnt wer sie entführt hat, kann dieses aber nicht beweisen, geschweige denn erklären woher er das weiß. Eine nervenaufreibende und anstrengende Suche beginnt. Folge Francis auf den Spuren seiner Träume und der Suche nach Laura.

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Diese Geschichte ist frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeiten zu lebenden Personen, ist rein zufällig.

Nur die wunderschönen Orte, welche ich beschreibe, die gibt es wirklich!

Der Norden Schleswig-Holsteins lädt zum Spazieren gehen und Träumen ein.

Auch das Restaurant, in dem Francis arbeitet, ist immer eine Reise wert.

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Epilog

*Marie*

*Laura*

Danksagung

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PROLOG

Dieses Warten macht mich wahnsinnig. Wo bleibt Laura nur? Sie ist doch sonst nie so spät. Hoffentlich ist Marie nicht dahintergekommen, dass wir uns hier nachts treffen. Nicht auszudenken, was sie dann mit ihr anstellen wird. Laura hat so schon nichts zu lachen. Und das nur, weil ich unvorsichtig war, weiß ich doch um den psychischen Gesundheitszustand von Marie. Allerdings hatte ich nie im Leben gedacht, dass sie zu sowas fähig ist. Laura, meine arme Laura muss dies nun ausbaden. Jedes Mal, wenn wir uns kurz treffen, sieht sie schlimmer aus. Das freche Funkeln, welches ich so liebe, verschwindet immer mehr aus ihren wundervollen blauen Augen. Ich seufze. Wenn ich dies gewusst oder auch nur geahnt hätte, hätte ich Laura nie gebeten zu mir zu ziehen. Dies ist nun aber zu spät, sie wohnt nun bei mir und Marie hat es gemerkt und auch gehandelt, noch bevor ich Laura vorwarnen konnte.

„Francis?“ Laura schleicht um einen Baum herum und linst vorsichtig hervor. „Wo bist du?“

Ich kann es nicht glauben, sie sieht noch fürchterlicher aus, als vor ein paar Tagen, als wir uns das letzte Mal hier trafen. Ihre sonst so glänzenden und gepflegten, blonden Haare hängen strähnig und verfilzt im Gesicht. Der früher wohlgeformte Körper ist ausgemergelt. Sie ist schon immer schlank gewesen, mit weiblichen Rundungen an den richtigen Stellen, aber davon ist schon länger nichts mehr zu sehen. Die Wangenknochen stechen hervor, dunkle Augenringe zeichnen ihr einst so hübsches Gesicht.

„Laura!“ Ich schließe sie in meine Arme, sorgsam darauf bedacht nicht zu grob zu sein. Trotzdem zuckt sie zusammen, als wenn ich sie geschlagen und nicht nur in die Arme genommen habe. Der Versuch ihrerseits dieses zu verbergen, scheitert, da kaum noch die Kraft besteht, sich auf den Beinen zu halten. Der Körper ist geschwächt und übersät mit blauen Flecken. Die Beckenknochen stechen hervor, die langen Beine sehen aus wie Zahnstocher. Von dem eigentlich wohlgeformten Hintern ist nicht mehr viel übrig. Was tut Marie nur mit ihr. Tränen steigen in mir auf.

„Wir müssen dich da rausholen“, meine Stimme bebt und Tränen bahnen sich den Weg über meine Wangen.

„Ich weiß, aber ich bekomme nichts aus ihr heraus. Die Frau redet so gut wie gar nicht mit mir, außer wenn sie einen Wutausbruch hat, aber dann kommt nichts Nützliches, nur wilde Beschimpfungen.“ Lauras Stimme verebbt und einige Tränen sammeln sich auch in ihren Augen.

„Ich habe Angst Francis, sie wird immer gemeiner und brutaler. Finde mich endlich, bitte. Du musst mich finden. Lange halte ich nicht mehr durch“, fleht sie mich an. Erschreckt blicken wir auf, ein Geräusch lässt uns aufhorchen. Schnell gebe ich ihr einen Kuss auf die Stirn, denn ich weiß, dass es bedeutet, sie musschnell los.

***

Und weg ist Laura, wieder zurück in die Hölle, in die ich sie gebracht habe, zwar unbewusst, aber es ist meine Schuld. Ich muss sie endlich finden, aber es gibt nicht viele Anzeichen, wo Marie sie versteckt hält. Nur wenig kann Laura aus ihr rausbekommen und somit wichtige Hinweise geben, wo sie versteckt gehalten wird. Ich weiß nur eines, lange hält Laura nicht mehr durch, das ist deutlich zu sehen. Ich muss was tun. Dringend! Die Polizei sucht ebenfalls auf Hochtouren, behaupten sie wenigstens, aber auch sie kann Laura nicht finden. Marie kann man nichts beweisen, zu vorsichtig ist sie gewesen. Und wie soll ich unsere nächtlichen Treffen erklären? Mich würden sie doch in die Psychiatrie einweisen, würde ich versuchen das zu erklären. Ich treffe übrigens meine verschwundene Freundin im Traum. Es ist mir ja selbst ein Rätsel.

Laura hat mir am Anfang von ihrer Freundin Anna erzählt, welche zeitweilig ihren Jugendfreund so getroffen hat. Heimlich, nachts im Traum. Ausgelacht habe ich sie, so dass sie richtig wütend wurde. Wir haben uns mehrfach deshalb gekabbelt, da sie meinte dies ginge. Ich allerdings war der Meinung, die gute Anna würde ihr einen Bären aufbinden oder sei damals selber vielleicht einem Nervenzusammenbruch nah. Aber nun, da wir uns selber im Traum treffen, bezweifle ich wahrlich, dass das nur eine Geschichte war. Wenn das Band zwischen zwei Menschen nur groß genug ist und es beide wollen, dann scheint es zu gehen. Man trifft sich im Traum an einem gemeinsamen Platz.

KAPITEL 1

Was für ein Traumwetter da draußen herrscht. Wenn ich nur nicht arbeiten müsste. Ich seufze. Hinter der Küche, in meinem Spind vibriert schon wieder mein Handy. Das ist bestimmt Marie, die mich mal wieder - etwa das fünfte Mal heute - fragen will, wann ich endlich Feierabend habe. Sie sieht ja ganz passabel aus: lange dunkle Haare, etwas stämmiger, als ich es gerne habe, aber durchaus noch im Rahmen. Vielleicht ein bis zwei Kilogramm zu viel, aber sie isst halt gerne und treibt keinen Sport. Doch einen: mich zu verfolgen. Seit etwa fünf Monaten sind wir ein Paar, und sie ist einfach anhänglich. Ich kann mich keinen Schritt bewegen, ohne, dass sie weiß, mit wem ich wo bin. Sie fährt mich zur Arbeit, holt mich dort auch wieder ab und wehe, ich bin nicht pünktlich fertig. Dann wird sie hysterisch. Als ich eines Abends mit meinen Kumpels ausgehen wollte, machte sie mir eine dermaßen laute und ausfallende Szene, dass mir ganz schlecht wurde. Ich lenkte ein und ließ meine Freunde alleine von dannen ziehen. Stattdessen guckten wir uns einen Film im Kino an. Sie war zufrieden und ich hatte meine Ruhe.

Mein Handy hört einfach nicht auf zu vibrieren.

„Francis, kannst du dein Handy mal woanders hinlegen? Das nervt!“ Unser Koch, fünfundfünfzig, Single aus Überzeugung und sehr stämmig, ist auch schon mehr als genervt. Die Spinde stehen im Raum hinter der Küche und es vibriert dauerhaft. Den Ton habe ich wohlweißlich ausgestellt. Ich bin Servicekraft in einem gemütlichen Restaurant am Strand. Der Blick auf das Wasser ist herrlich romantisch, das Essen lecker und die Bedienung ist eine Wucht. Wie sollte es auch anders sein, denn die Bedienung bin ja ich. Ein gutaussehender, braungebrannter, blonder Franzose mit strahlend blauen Augen, dem die Frauen hinterherschauen. An Selbstbewusstsein fehlt es mir definitiv nicht.

Entnervt gehe ich zu meinem Spind. Sechzehn Anrufe in Abwesenheit. Seufzend rufe ich zurück.

„Ja, Marie, was gibt es denn Dringendes?“, entgegne ich, als sie bereits nach einem Klingeln rangeht. Ein leicht genervter Unterton ist in meiner Stimme zu hören.

„Warum gehst du nicht ran? Flirtest du schon wieder mit den Kundinnen, Francis? Du weißt, dass ich das nicht mag.“ Marie ist mal wieder gut drauf, es hagelt Beschimpfungen, Tränen, einfach alles, was ihr Repertoire hergibt. „Wann soll ich dich denn abholen?“ Sie schluchzt.

Mit rollenden Augen geht mein Chef an mir vorbei. Marie spricht sehr laut und egal, wohin ich mich verziehe, die meisten bekommen ihr Gemecker mit.

„In einer Stunde, denn ich muss hier noch aufräumen.“

Das ist schlichtweg gelogen, denn aufgeräumt ist schon. Ich will einfach noch eine Weile die Stille am Meer genießen und Marie kommt garantiert eh zu früh. Spätestens in dreißig Minuten ist sie sicherlich hier.

Und so ist es auch. Ich habe mich auf die Terrasse gesetzt, zwei Stühle zusammengestellt, die Beine hochgelegt und genieße den immer noch warmen Wind und den wundervollen Blick auf das Meer. Der Frühling ist dieses Jahr sehr warm, die Möwen kreischen während sie über das Wasser fliegen oder am Strand nach liegengelassenen Pommes und Brot suchen. Hier lässt es sich aushalten.

„Du hättest ja mal Bescheid geben können, dass du schon fertig bist, dann wäre ich früher gekommen.“ Zwei dunkle Augen funkeln mich wütend an. Die Arme in die Hüften gestemmt, will sie gerade loslegen. Doch ich komme ihr zuvor: „Marie, ich bin schneller fertig geworden, als gedacht, Karlos hat mir geholfen.“ Karlos ist unser stämmiger Koch. Sein Essen ist einfach spitze. Ich bin eigentlich kein Fan von Fisch, auch wenn ich am Meer wohne. Aber so wie er in der Küche zaubert, mag sogar ich Fischgerichte. Mit einem Hauch Zitrone, etwas Dill und einer Zutat, die er niemandem verrät, ist seine Fischpfanne einfach göttlich. Die Kunden kommen von weit her, um hier auf unserer Terrasse zu speisen. Das „I“-Tüpfelchen ist natürlich mein leicht französischer Akzent und meine fröhliche Art, die gerade die weiblichen Kunden zum Wiederkommen anregt. Und zu einem großzügigen Trinkgeld, wie ich bei der Abrechnung abends immer wieder erfreut feststelle.

„Kommst du jetzt endlich? Hier stinkt es nach Fisch, du weißt, dass ich das nicht mag. Francis, komm schon, nun lass uns endlich gehen“, Marie nörgelt mal wieder.

Man kann die einen nerven. Ich hätte schon vor drei Monaten wieder Schluss machen wollen, aber der Versuch scheiterte mit einem Wutausbruch ihrerseits und der Drohung, sie tue sich was an. Ich weiß, deshalb kann man ja keine Beziehung weiterführen, aber ich brachte einfach den Mut nicht auf diese zu beenden. Jeden verfluchten Tag bereue ich es aufs Neue, denn sie wird immer anhänglicher und besitzergreifender.

„Marie so kann das nicht weiter gehen. Ich kann alleine zur Arbeit fahren und schaffe es auch ohne Chauffeur wieder zurück zu kommen“, fange ich genervt an.

„Wer hat dir denn den Kopf verdreht? Welche Frau hat schon wieder mit den Hüften gewackelt, dass du der hinterherläufst und mich nicht mehr attraktiv findest. Du weißt, dass ich das nicht mag, wenn du so mit mir redest!“, entgegnet Marie lautstark.

Es ist wieder so weit. So fängt es immer an und es endete damit, dass ich klein beigebe und mich doch täglich von ihr zur Arbeit fahren und wieder abholen lasse. Aber heute nicht, nein dieses eine Mal will ich stark bleiben. Meine Kumpels habe ich schon ewig nicht mehr gesehen, geschweige denn mal einen Tag oder Abend für mich gehabt. Immer und überall ist sie dabei!

Im ersten Monat wollten meine Jungs und ich einen Abend zusammen verbringen, nur wir Männer mit Bier, Chips und ganz viel Computerspielen. Plötzlich, mitten am Abend, tauchte Marie auf und lies sich auch nicht mehr abwimmeln. So saß sie zwischen uns Männern, maulte und schimpfte die ganze Zeit über uns und unsere Spiele rum. Der Abend dauerte nicht sehr lang und ich konnte mir am nächsten Tag von meinen Freunden ordentlich was anhören. Auch wenn ich versucht habe Marie zu verteidigen, sie hatten Recht. Da hätte ich schon einen Schlussstrich ziehen sollen, aber wie das so ist, hat man am Anfang einer Beziehung eine Rosarote Brille auf.

Aber hatte ich diese wirklich aufgehabt oder ist es eher das körperliche, was mich an Marie reizte. Ich fürchte eher das Zweite, denn so eine wie Marie habe ich noch nie getroffen. Im Bett bringt sie mich um meinen Verstand. Nun muss ich mir immer mehr eingestehen, dass das nicht alles ist. Nur im Bett gut verstehen reicht nicht aus. Sie weiß um ihre Qualitäten, sobald wir uns streiten oder ich mal wieder erwähne, dass ich gerne mal meine Freunde besuchen oder mit ihnen was unternehmen möchte, setzt sie diese auch scharmlos ein. Aber ist das alles? Unterhalten ist mit ihr eher schwer. Sie hat eine Meinung und wehe man teilt diese nicht, dass endet dann im handfesten Streit und somit danach im Bett. Unternehmungen sind, wie soll ich es sagen, eher gefährlich. Sind dort andere Frauen, wird sie sofort eifersüchtig sobald die nur einmal an mir vorbei gehen oder mich anlächeln. Ansprechen geht gar nicht, dann eskaliert Marie sofort. Und sie eskaliert dann richtig. Beim letzten Versuch, einer alten Bekannten sich mit mir zu unterhalten, gingen drei Gläser, eine Vase und eine Erdnussschale kaputt. Marie meinte sie wolle was von mir und würde mich bezirzen, schrie und fluchte rum und warf dabei den Tisch um, wodran Tina mit ihren Freundinnen saßen. In dem Lokal haben wir nun Hausverbot, da brauchen wir uns nicht wieder blicken lassen. Genau wie in drei weiteren in anderen Städten. Mir gehen somit auch langsam die Möglichkeiten aus weg zu gehen.

„Marie, du engst mich ein, ich kann kaum noch atmen. Nirgends kann ich hingehen ohne dass du mich verfolgst. Nicht einmal zur Arbeit lässt du mich alleine.“ Ich schnaube.

„Du willst mich also verlassen!“ Schreit sie mich an.

„Das habe ich nicht gesagt, guck auf die Straße!“ Ich schlucke dabei, wo schaut sie denn hin?

„Doch du liebst mich nicht mehr, du willst mich verlassen. Du bist wie alle Männer! Guckst jedem Rock hinterher und besteigst jede, die die Beine breit macht!“ Wutentbrannt schaut sie mich an und brüllt.

„Marie“, ich werde nervös, so wie sie fährt, drohen wir noch in den Graben zu fahren. Oder in den Gegenverkehr.

„Kannst du dich bitte Beruhigen und auf die Straße achten, du bringst uns noch um“, meine Stimme wird ebenfalls leicht hysterisch.

„Dann bekommt dich wenigstens keine andere und wir sind für immer vereint!“ Schreit sie mich an.

Nun ist mir schlecht.

„Du musst ja nicht gleich überreagieren, ich habe doch gar nicht gesagt, dass ich Schluss machen will“, fange ich vorsichtig an. Einmal scharf nachdenken, was kann ich sagen um sie zu beruhigen.

„Nur, dass ich etwas mehr Freiraum bräuchte.“ Himmel, warum habe ich das beim Autofahren angesprochen, ein bisschen dämlich ist das schon!

„Marie bleib auf deiner Fahrbahn!!“ Kreische ich laut und versuche ins Lenkrad zu greifen. Der Laster, der uns auf seiner Seite entgegen kommt hupt und schaltet die Lichthupe wie wild, aber Marie reagiert nicht. Sie hält das Lenkrad fest in beiden Händen und somit auf den riesen Kollos von Laster drauf. Den Kampf werden wir verlieren, Maries Auto ist ein Elefantenrollschuh und wird dem LKW nichts entgegen zu setzen haben. David gegen Goliath und es steht schon fest wer den Kürzeren zieht. Beherzt greife ich erneut ins Lenkrad und zerre es nach rechts. Im letzten Augenblick schießen wir an dem Laster vorbei, streifen dessen linke Seite aber noch leicht. Wir werden weggekegelt und drehen uns im Kreis, mehrfach.

„Verdammt Marie tritt die Bremse!“ Brülle ich.

Wir drehen und drehen uns, ich höre Metall scheppern. Mir wird schlecht und schwindelig. Im Augenwinkel sehe ich Marie lächeln. Sie ist wahnsinnig, warum habe ich das nicht früher bemerkt! Die Arme nach oben gestreckt lacht sie nun auch noch. Laut und sarkastisch. Ich bete nur, dass hier keine Fußgänger oder Radfahrer irgendwo unterwegs sind, die wir vom Fußweg fegen. Anstatt, wie von mir verlangt, tritt sie nicht auf die Bremse, oh nein, ich höre den Motor aufjaulen. Sie betätigt auch noch das Gaspedal. Wir sind geliefert!

Nun ist es zu viel, ich muss dafür sorgen, dass wir zum Stehen kommen und nicht noch mehr Schwung bekommen. Doch soweit komme ich nicht mehr, meine Überlegung wie ich uns endlich zum Halten bewegen kann, wird von einem dumpfen Knall durchbrochen. Mein Kopf prallt zur Seite und ein stechender Schmerz rechts, durchfährt mich.

„Wir stehen“, denke ich noch, dann entgleite ich in die Dunkelheit und ein schwarzes Loch empfängt mich. Ich nehme es dankbar an. Nichts tut mir mehr weh, mein Kopf dröhnt nicht mehr, nur weit weg höre ich um mich rum Menschen wild durcheinanderreden.

KAPITEL 2

Mir brummt der Schädel. Irgendwelche Geräte piepsen. Langsam öffne ich blinzelnd die Augen. Ich liege in einem weißen Raum in einem weichen Bett. Als ich versuche meinen linken Arm zu bewegen ziept etwas.

„Was zur Hölle ist hier los? Wo bin ich?“ Verwirrt blicke ich zu meinem Arm wo der Schmerz her kommt. Ah, es steckt eine Kanüle drin welche zu einem Tropf führt. Daher das Ziepen. Erstmal versuche ich meine Gedanken zu sortieren, was ist passiert? Ach ja der Unfall. Wut steigt in mir auf, sie hat tatsächlich versucht uns umzubringen, das ist zu viel, dies übersteigt sogar meine Geduld. Mein Hals ist trocken, mein Körper fühlt sich schmerzhaft an den Unfall erinnert, der Kopf dröhnt. Ich blicke mich im Zimmer um. Ich bin alleine, auch nett. Wo ist die Klingel, ah da. Vorsichtig versuche ich an die Klingel zu gelangen. Warum ist die so weit weg! Mein rechter Arm ist nicht zu gebrauchen, der ist gegipst, im Linken steckt der Tropf. Super gemacht Leute. Und wie in aller Welt soll ich nun an den Knopf gelangen? Autsch, zu arg bewegen ist nicht, dann ziept es im Arm. Die Tür wird geöffnet.

Na endlich.

„Ah, sie sind ja wach“, die Schwester ist begeistert.

Ach ne, so eine Blitzmerkerin, ich brauchte noch nicht einmal was sagen! Mit großen Schritten kommt sie mit einem Blutdruckmessgerät auf mich zu. Sie sieht aus wie man sich eine Krankenschwester vorstellt, sich diese allerdings als Mann nicht unbedingt wünscht. Ende fünfzig, etwas voluminös, mit Grauen zu einem Dutt hochgestecktem Zopf. Oh toll, meine Begeisterung wächst, als sie mir das Gerät an den linken Arm befestigt. Es drückt. Ich bin noch nicht einmal ganz wach und werde schon tyrannisiert.

„Kriege ich was zu trinken? Ich habe nämlich Durst!“ Maule ich los.

„Sie sind ja ein Scharmbolzen was?“ Vorwurfsvoll guckt sie mich an.

Ich seufze.

„Entschuldigung, würden sie mir netterweise etwas zu trinken holen? Mein Hals ist staubtrocken, von meiner Zunge die mir am Gaumen klebt ganz abgesehen“, versuche ich es freundlicher, aber auch dieser Satz kommt etwas schärfer als beabsichtigt, was Frau Klink nur ein müdes Lächeln entlockt.

„Ich hole erst einmal den Arzt und auf dem Weg, dann auch das Trinken“, zwinkert sie mir zu.

„Danke.“ Ein wenig Höflichkeit meinerseits ist wohl angebracht. Nach gefühlten Stunden erscheint die Schwester mit einer Schnabeltasse und dem Arzt.

„Eine Schnabeltasse? Wie lange habe ich denn geschlafen oder bin ich abrupt gealtert? Kriege ich kein Glas?“ Motze ich rum.

„Na sie sind ja ein Früchtchen, so langsam kann ich die Fahrerin verstehen die sie hierher befördert hat. Waren sie zu der Dame auch so freundlich?“ Frau Klink stemmt die Hände in die Hüften und schaut mich vorwurfsvoll an.

Memo an mich selbst, Frauen sind alle etwas bekloppt.

„Aber Frau Klink, wer wird denn gleich den Patienten ärgern.“ Na Gott sei Dank, ein Arzt, nicht noch so ein verrücktes Weibsbild was mir an den Kragen will. Frau Klink grinst allerdings nur.

„Na junger Mann, wie geht es ihnen denn? Wissen sie noch was passiert ist?“ Fragt er mich.

Und ob ich das noch weiß.

„Ja, meine jetzige Ex Freundin wollte uns umbringen! Was ihr scheinbar um ein Haar auch gelungen ist.“ Ich koche innerlich, wenn ich an den Unfall denke. Plötzlich bekomme ich Angst.

„Wie geht es Marie? Und ist noch jemand verletzt worden? Ich hörte ein Krachen, als wir uns drehten. Bitte sagen sie mir, dass das kein anderes Auto oder schlimmeres war!“ Mir wird schlecht bei dem Gedanken, dass wir eventuell jemanden überrollt haben.

„Das müssen sie die Polizisten fragen, ich weiß nichts von weiteren Verletzten, außer ihrer Freundin“, beantwortet der Arzt mir bereitwillig meine Frage.

„EX Freundin!“ Maule ich erneut. Mensch ist mir schlecht.

„Frau Klink, ich glaube wir brauchen eine Schale. Der Herr sieht etwas grün um die Nase aus“, der Arzt zieht die Augenbraun hoch und sieht mich besorgt an. Doch ich reiße mich am Riemen, gerade erst habe ich endlich was zu trinken bekommen, das spucke ich doch nicht wieder aus!

„Sollen wir jemanden für sie informieren, dass sie hier sind? Die Polizei ist schon unterwegs, die haben noch ein paar Fragen.“ Bemerkt Frau Klink.

Polizei? Nun brauche ich doch eine Schale. Egal was ich bis jetzt von Frau Klink gehalten habe, sie steigt in meinem Ansehen ungemein. Geduldig hält sie mir die Schale, bis ich alles Trinken und noch mein Abendessen vom Restaurant, ausgespuckt habe. Ich laufe rot an. Mein Scharmgefühl funktioniert also noch.

„Vielleicht beim nächsten Mal nicht so hastig trinken und den Schnabel dran lassen von der Tasse“, zwinkert sie mir zu und verlässt den Raum mit meiner überfüllten Schale.

„Nun wieder zu ihnen. Ihr rechter Arm ist gebrochen, zum Glück nicht dramatisch, es ist ein glatter Bruch. Der verheilt recht schnell. Der Rest sind nur blaue Flecken, eine kleine Gehirnerschütterung und ein paar Prellungen. Sie hatten wirklich verdammtes Glück. Von dem Auto ist wohl nicht mehr viel übrig, aber da kann ihnen die Polizei mehr zu sagen. Was ihre Freundin, oder eher, ex Freundin angeht. Ihr geht es den Umständen entsprechend gut. Mehr darf ich ihnen dazu nicht sagen“, erklärt mir der Doc.

Memo an mich selbst, keinen Streit während einer Autofahrt mit seiner Freundin anfangen. Das heißt, wenn ich jemals wieder etwas mit einer Frau anfange. Vorerst bin ich geheilt! Frau Klink betritt mit einer neuen Schale und der Schnabeltasse voll mit Wasser das Zimmer.

„Aber nur Schlückchen weise schlürfen!“ Ermahnend guckt sie mich an. Ich mag sie irgendwie. Zu putzig, wie sie mich über die Brille hinweg anschaut. Noch nie habe ich verstanden, warum Leute eine Brille anhaben und dort immer rüber gucken. Dann können sie die Brille doch auch weglassen.

Schon stehen zwei Polizisten in der Tür. Klopft hier im Krankenhaus eigentlich keiner an?

„Guten Tag, schön dass sie wach sind. Wie geht es ihnen?“ Fragt er mich höflich.

Skeptisch blicke ich die beiden an, ich habe eindeutig zu viele Krimis gesehen, ich traute ihnen nicht.

„Danke gut“, antworte ich daher kurz.

„Wissen sie noch was passiert ist?“ Fragt mich der große, schlanke Polizist.

Wieso um alles in der Welt fragen mich alle ob ich das noch weiß, ich habe weder Alzheimer noch leide ich an Amnesie. Oder habe ich vielleicht in Koma gelegen und bin inzwischen Mitte sechzig.

„Ja das weiß ich noch, danke“, die Antwort ist mal wieder kurz. Der ältere, kleine und dicke Polizist verzieht das Gesicht.

„Dann erzählen sie uns die Vorkommnisse bitte mal aus ihrer Sicht.“ Ich seufze und erkläre haarklein was geschehen ist.

„Das deckt sich mit den Zeugenaussagen. Hat ihre Freundin sowas früher schon einmal gemacht?“ Fragt der große, dünnere von beiden.

„Was?“ Ich schnaube. „Versucht mich umzubringen? Ne bestimmt nicht. Dann wäre es schon früher meine EX Freundin geworden! Ist sonst noch jemand verletzt? Ich meine, haben wir jemanden erwischt?“ Erneut wird mir übel, ohne dass ich was getrunken habe.

„Ich hörte ein Scheppern, als wir uns drehten, konnte aber nicht sehen, was es war. Es ging alles so schnell.“ Mein sarkastischer Unterton verwandelt sich in ein leises jammern.

„Nein, keine Sorge. Sie überfuhren zwar ein Fahrrad, aber dieses stand abgestellt auf dem Radweg vor der Laterne, die sie zum Halten brachte.“ Erklärt der ältere mir. Er klingt fürsorglich.

Ah, eine Laterne, daher der dumpfe Knall.

„Was ist mit Marie?“ Vorsichtig versuche ich rauszufinden, was sie hat.

„Viel dürfen wir ihnen nicht sagen, es wird schließlich noch ermittelt und sie sind Zeuge. Sie wird aber sicherlich wegen grober Körperverletzung und Sachbeschädigung angezeigt.“ Der Jüngere ergreift wieder das Wort. Himmel, können die sich mal einigen, da wird einem ja schlecht bei dem hin und her gucken. Zeuge. Oh klasse, ich wollte schon immer mal gegen meine EX Freundin aussagen. –Ironie aus.