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"Geh ins Fitnessstudio, das ist gesund!" So oder so ähnlich ist der Begriff Fitness bei uns im Kopf verknüpft. Doch was ist Fitness eigentlich und wie viel davon ist gesund? Diese Arbeit geht der Frage nach, wie der Fitnesssport überhaupt entstanden ist, welche Zielsetzungen damit verknüpft sind und welche Verletzungen bei diesem vermeintlich gefahrlosen Sport auftreten können. Im Fokus stehen die beanspruchten Körperstrukturen und wie sie auf die Belastungen der unterschiedlichen Trainingsformen reagieren. Um die körperliche Beanspruchung im Fitnessstudio zu verstehen werden die relevanten Begrifflichkeiten einleitend erklärt. Das Buch gibt nicht nur Einblick auf die tatsächlichen Risiken einer möglichen Verletzung bzw. eines Sportschadens, sondern erklärt einzelne Trainingsmethoden und Belastungsnormative im Hinblick auf ihr Verletzungspotential. Der theoretische Ansatz dieser Thematik wird durch eine Studie ergänzt, in der retrospektiv die tatsächlich auftretenden Verletzungen einer randomisierten Teilnehmergruppe statistisch analysiert und diskutiert werden. Die Studie befasst sich ausschließlich mit dem Training auf der Gerätefläche und nicht mit dem häufig zusätzlich angebotenen Gruppentraining in Kursen. Die zentralen Fragestellungen lauten: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit einer Verletzung oder eines Sportschadens im Fitnessstudio, birgt intensives Krafttraining ein erhöhtes Verletzungsrisiko gegenüber moderatem Fitnesstraining und welche Körperregionen sind besonders häufig betroffen? Das Buch ist für jeden interessant, der sich immer schon gefragt hat, welche gesundheitlichen Risiken das Training im Fitnessstudio mit sich bringt und was die Ursachen für auftretende Beschwerdebilder sein können. Hals- und Beinbruch
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Seitenzahl: 106
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(Serre, 1977)
Autor: Carlo Ortmann
Matrikel-Nummer: 936247
Ort: Osnabrück
Abgabedatum: 03.06.2012
Erstprüfender: Prof. Dr. Peter Elflein
Zweitprüfender: PD Dr. Martin Engelhardt
Einleitung
Sport und Gesundheit in unserer Gesellschaft
2.1 Fitness
2.2 Das Fitnessstudio
Sportverletzungen & Sportschäden
Anatomie (Der Bewegungsapparat)
4.1 Gelenke und Bänder
4.2 Muskulatur
4.3 Knochen
Trainingslehre
5.1 Konditionelle Fähigkeiten
5.1.1 Kraftfähigkeiten
5.1.2 Ausdauerfähigkeiten
5.1.3 Beweglichkeit
5.1.4 Schnelligkeit
5.2 Trainingsmethodik
5.2.1 Belastungsnormative
5.2.2 Krafttrainingsmethoden im Fitnessstudio
5.2.3 Warm-up
Wirkungen des Muskelkrafttrainings auf den Bewegungsapparat
Empirische Studie
7.1 Einleitung / Problemstellung
7.2 Erhebungsmethoden
7.2.1 Theoretische Darlegung der Erhebungsmethode Fragebogen
7.2.2 Auswahl der Stichprobe
7.2.3 Design
7.2.4 Inhaltliche Aspekte der Befragung
7.3 Ergebnisse
7.4 Diskussion
Schluss
Literaturverzeichnis
Anhang
Abbildung 1:Das Gesundheitsmodell (vereinfacht nach Antonovsky 1979; Quelle: Boeckh-Behrens & Buskies, 2002)
Abbildung 2:Die Säulen der Fitness (Boeckh-Behrens & Buskies, 2002)
Abbildung 3:Die mitgliederstärksten öffentlich organisierte Sportarten in Deutschland (http://www.dssv.de/index.php?id=73)
Abbildung 4:Erscheinungsformen der Kraft (Dickhuth et al., 2007)
Abbildung 5:Trainingsanteile
Abbildung 6:Ziele im Fitnessstudio
Abbildung 7:Häufigkeit des Aufwärmprogramms
Abbildung 8:Herzkreislauferwärmung & spezifische Erwärmung vor den Übungen
Abbildung 9:Physische Erkrankungen/Verletzungen im Fitnessstudio
Abbildung 10:Prozentuale Verteilung der Beschwerdebilder
Abbildung 11:Häufigkeit der Beschwerden bei den Studienteilnehmern
In der Natur gilt „Survival of the Fittest“ (Herbert Spencer): Doch wie viel Fitness ist für uns gesund?
Dieses Zitat von Herbert Spencer erlangte in der Evolutionstheorie von Charles Darwin Berühmtheit. Es bedeutet das Überleben des am besten angepassten Individuums. In der heutigen Gesellschaft geht es zwar nicht direkt ums Überleben, doch Fitness hat auch hier einen großen Stellenwert. „Körperlich fit zu sein, heißt, über ein gewisses Maß an Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit zu verfügen“ (Medler & Mielke, 1998). Begriffe wie Fitness und Gesundheitssport gewinnen daher zunehmend an Bedeutung und mit ihnen das Training im Fitnessstudio. In Deutschland ist fast jeder Zehnte Mitglied in einem Fitnessstudio um seinen gesundheitlichen und sportlichen Zielen näher zu kommen (vgl. Deloitte GmbH, 2012). Damit ist das Fitnessstudio die mitgliederstärktste öffentlich organisierte Sportart in Deutschland. Fitnessstudios gelten als Institution der Gesundheit und der Fitness. Das Trainieren an den Geräten verspricht eine Steigerung des körperlichen Wohlbefindens, einen Ausgleich zum stressigen Alltag, Gesundheitsförderung, Rehabilitation von Verletzung und allgemein eine Verbesserung des körperlichen Zustandes. Doch das Training im Studio stellt, wie jede andere Sportart, auch eine Belastung des Organismus dar, und damit auch ein Risiko, an Verletzungen und Überlastungsschäden zu erkranken.
Eine sportliche Aktivität hat Vor- und Nachteile, einerseits soll sie gesundheitsfördernd sein, andererseits steigert sie auch die Gefahr einer Verletzung. Bei den meisten Sportarten ist man sich über die Risiken bewusst, doch beim Fitnesstraining spricht man kaum von Gefahren. Die Frage, die man sich in diesem Zusammenhang stellen muss, lautet: Wann ist Fitnesstraining nicht gesund?
Die Datenlage zu dieser Thematik ist zumindest in Deutschland bisher sehr überschaubar. Arbeiten, die sich mit den positiven Auswirkungen des Fitnesstrainings auseinandersetzen, erfreuen sich eindeutig größerer Beliebtheit. Es existieren vereinzelte Studien, z.B. von Ritsch und Geisler, die sich mit den gesundheitskritischen Folgen des Bodybuildings und Krafttrainings auseinandersetzen.
Im Fokus dieser Arbeit stehen die Gefahren und Risiken, die mit dem Training im Fitnessstudio verbunden sind und denen in den meisten Fällen zu wenig Beachtung geschenkt wird. Harmlosere Verletzungen wie Zerrungen, Schwielen, oder auch Muskelkater gehören fast zwangsläufig zum Training dazu. Problematisch sind hingegen Degenerationserscheinungen im Bereich Sehnen und Gelenke, die die Funktion des betroffenen Organs maßgeblich einschränken können, bis hin zum Funktionsverlust. Die Problematik, der nachgegangen werden soll, betrifft die Frage nach typischen Beschwerdebildern im Fitnessstudio und ihren Ursachen.
Diese Arbeit beschäftigt sich einerseits mit der Ursachenforschung, andererseits mit der tatsächlichen Verletzungshäufigkeit im Fitnessstudio. Welche Körperregionen sind besonders gefährdet und gibt es Unterschiede der Verletzungen und Schäden in Bezug auf Art, Struktur und Häufigkeit?
Um Antworten auf die gestellten Fragen zu finden, wird eine Studie zu dem Thema „Verletzungen und Überlastungsschäden im Fitnessstudio“ durchgeführt. Die Studie soll über eine Fragebogenerhebung Aufschluss über Ziele, Trainingsgestaltung und Erwärmungsverhalten liefern und in Verbindung mit Verletzungen ausgewertet werden. Eine Einteilung der Studienteilnehmer in Kraftsportler und Fitnesssportler soll hierbei die verschiedenen Aspekte des Fitnesstrainings und eventuell daraus resultierende Risiken noch intensiver herausstellen.
Im Krafttraining steht vermutlich der Wunsch einer Steigerung der Kraftfähigkeiten und einer Erhöhung der Muskelmasse im Mittelpunkt. Die Optik spielt hierbei häufig eine entscheidende Rolle. Fitnesstraining dagegen zielt voraussichtlich meist auf eine Erhaltung bzw. Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit und Gesundheit ab. Die Annahme, dass Fitnesstraining weniger Beschwerden nach sich zieht, liegt deshalb nahe.
Die Studie geht nicht auf das Training im Kursbereich ein, sondern konzentriert sich auf das Training an den Geräten. Sie beschäftigt sich mit Verletzungen und Überlastungsschäden und nicht mit der Thematik der höchstmöglichen Leistungssteigerung.
Die Arbeit ist vor allem für all diejenigen interessant, die selber im Studio trainieren oder sonst eine engere Beziehung zu diesem Sport haben. Wer sich für das Themenfeld Sport und Gesundheit in unserer Gesellschaft interessiert, könnte ebenfalls von dieser Arbeit angesprochen werden und neue Erkenntnisse gewinnen. Auch weniger in die Thematik involvierte Leser bekommen durch die ersten Kapitel ein einen Einblick über die komplexe Themenlage vermittelt.
Die aufeinander aufbauenden Kapitel sollen nachvollziehbar an das Thema „Verletzungen und Überlastungsschäden im Fitnessstudio“ heranführen. Um die Aufgaben des Fitnessstudios im Ganzen erfassen zu können, muss zuerst die Entwicklung von Sport und Gesundheit in der Gesellschaft betrachtet werden. Das zweite Kapitel geht auf die Entwicklung der letzten Jahrzehnte ein und erklärt die Gründe, die zu Veränderungen führten. Der Begriff Fitness entwickelte zu dieser Zeit eine ganz neue Bedeutung und begann sich immer fester in den Kontext von Sport und Gesundheit einzugliedern. Die Arbeit beleuchtet den Begriff etwas genauer und schließt den Bogen zum Fitnessstudio und dessen Entwicklung in den letzten 50 Jahren. Dabei wird vor allem die gesellschaftssportliche Relevanz herausgestellt, indem auf das Sporttreiben insgesamt eingegangen wird. Neben den Aufgaben und Zielen des Fitnessstudios soll im dritten Kapitel auf die Bedeutung von Verletzungen und Schäden eingegangen werden. Neben den positiven Auswirkungen des Sporttreibens existieren auch Risiken, die den menschlichen Organismus schädigen können. Das Kapitel erklärt auf der einen Seite die Struktur von Verletzungen und auf der anderen Seite die Ursachen. Es wird auf Körperregionen eingegangen, bei denen unter bestimmten Belastungen und in bestimmten Sportarten ein erhöhtes Verletzungsrisiko vorliegt.
Im vierten Kapitel wird dann näher auf die gefährdeten Körperstrukturen eingegangen und das beteiligte Gewebe etwas genauer betrachtet. Im Mittelpunkt stehen die Gelenke, Bänder, Knochen und die Muskulatur, welche am häufigsten von sportlichen Belastungen beeinträchtigt werden. Ein Blick in die Trainingslehre in Kapitel Fünf soll die Zusammenhänge von Training im Fitnessstudio und den daraus resultierenden Folgen herstellen. Die konditionellen Fähigkeiten stehen dabei im Fokus, da sie direkt die Belastung steuern und langfristig auch eine Auswirkung auf die Belastbarkeit des Sportlers haben (vgl. Schnabel & Thieß, 1986). Im weiteren Verlauf werden Trainingsmethoden und Belastungsnormative vorgestellt und Einschätzungen getroffen, welche Stellschrauben zu einer erhöhten Verletzungsgefahr führen könnten. Insbesondere auf Methoden des Krafttrainings im Studio wird noch einmal gesondert eingegangen. Des Weiteren wird auch die Bedeutung eines Aufwärmprogramms dargelegt und erörtert, welche Relevanz diesem tatsächlich zukommt. Im sechsten Kapitel wird nun direkt auf die Auswirkung von Krafttraining auf den Bewegungsapparat und die damit zusammenhängenden Risiken eingegangen. Im Kapitel Sieben wird die Studie „Verletzungen und Überlastungsschäden im Fitnessstudio“ vorgestellt. Zuerst wird die Problemstellung beschrieben, auf die Erhebungsmethode Fragebogen, auf die Auswahl der Stichprobe und auf das Design eingegangen. Darauf folgend werden die wichtigsten inhaltlichen Aspekte des Fragebogens dargelegt. Zum Schluss bietet der Ergebnisteil eine Übersicht über die erfassten Daten, die im Anschluss in einer Diskussion bewertet werden. Im Schlussteil wird abschließend ein Fazit gezogen und die wichtigsten Erkenntnisse noch einmal aufgeführt.
Um den heutigen Stellenwert der Fitnessstudios zu begreifen, muss man vorerst einen Blick auf die Bedeutung von Sport und Gesundheit in unserer Gesellschaft werfen. Gesundheit und Sport sind für viele Menschen eng miteinander verbunden. Sport betreiben bedeutet oft gleichermaßen, etwas für seine Gesundheit tun. Die Fortschritte in der Medizin und die Steigerung der Lebensqualität in den Industriestaaten haben den Blick auf Gesundheit deutlich verschoben. Während der Fokus früher primär auf Infektionskrankheiten lag, hat sich das Gesundheitsverständnis inzwischen zu einem komplexen Gesundheitsmodell gewandelt, in dem körperliche Betätigung eine entscheidende Rolle spielt. Auch die Sportwissenschaft konzentriert sich immer mehr auf den Bereich Sport und Gesundheit. Es ist zu erwarten, dass aufgrund des gesellschaftlichen Bewegungsmangels, nur bei ca. 15-27% der erwachsenen Bevölkerung entspricht das Niveau der körperliche Aktivität den Präventionsempfehlungen (vgl. Cordain et al., 1998), die wissenschaftliche Bearbeitung dieses Themenbereichs noch weiter an Bedeutung gewinnen wird (vgl. Bös, 1997).
Die Begriffskombination „Sport und Gesundheit“ besitzt eine lange Historie, deren Anfänge in der Sportmedizin zu sehen sind. Um den heutigen Stand des Themenfeldes verstehen und interpretieren zu können, spielen vor allem die Entwicklung und Abhängigkeiten in der Sportmedizin, im organisierten Sport, in der Sportwissenschaft und in der Gesundheitspolitik eine große Rolle. (Waffenschmidt, 2011)
Waffenschmidt weist jedoch darauf hin, dass „Sport und Gesundheit“ nur im weiten Sportverständnis korrelieren, da die wesentlichen Elemente des engen Sportverständnis, wie ein festes internationales Regelwerk, klar definierte messbare Ziele und ein organisierter Wettkampf (vgl. Wopp, 2006), nur bedingt erfüllt werden (vgl. Waffenschmidt, 2011). Das weite Sportverständnis hingegen bedingt nicht die Organisation im Wettkampf und erlaubt die individuelle Zielsetzung, es schließt das enge Sportverständnis allerdings mit ein (vgl. Wopp, 2006).
Auch im Vereinssport steigt die Zahl der Angebote auf dem Gesundheitssektor stetig an. Es ist ein Umbruch im Sportsystem zu erkennen, welcher von einer gesundheitssportlichen Orientierung anstatt einer leistungsbezogenen Orientierung geprägt ist. Das traditionelle Wettkampfsystem musste immer mehr dem wachsenden gesundheitsbezogenen Angebot weichen, welches in den Achtzigern des vergangenen Jahrhunderts einen wahren Boom erlebte (vgl. Jütting, 2002). So forderte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1986 zum Abschluss der „Ersten Internationalen Konferenz der Gesundheitsförderung“ eine Stärkung des Gesundheitsverhaltens sowie der Gesundheitsverhältnisse. Die Kernziele des Gesundheitssports, die Stärkung physischer Gesundheitsressourcen, die Steigerung der Kraft, der Dehnfähigkeit, der Ausdauer, der Koordination und der Entspannungsfähigkeit, sollten den Rahmen für strukturierte Interventionsmaßnahmen (Gesundheitssportprogramme) bieten (vgl. Brehm & Gradel, 2006). In diesem Zusammenhang nahm die Bedeutung und das Interesse an der Sportmedizin seit den Achtzigern deutlich zu (vgl. Deutsche Klinik für Prävention KG, 2012).
Hans-Herrmann Dickhuth sieht die Aufgaben der Sportmedizin vor allem in der Präventiv- und Rehabilitationsmedizin. Im Mittelpunkt steht hierbei die Wirkung von körperlicher Aktivität und Bewegungsmangel auf den menschlichen Organismus (vgl. Dickhuth, 2005).
Aufgrund der beschriebenen, immer mehr an Bedeutung gewinnenden Ausrichtung des Sports auf seinen Nutzen für die menschliche Gesundheit wird deutlich, dass Gesundheit nicht nur die bloße Abwesenheit von Krankheit beschreibt. Vielmehr meint Gesundheit einen komplexen Zustand sowie physischer als auch psychischer Unversehrtheit. Diesen Bedeutungsumfang beschreibt der Begriff der Salutogenese, welcher in den 1970ern einen immer größeren Bekanntheitsgrad erlangte. Er wurde von dem Medizinsoziologen Aaron Antonovsky geprägt. Boeckh-Behrens und Buskies beschreiben ihr Gesundheitsmodell in Anlehnung an das Saluto-Genese-Modell von Antonovsky wie folgt:
Wenn in bestimmten Phasen des Lebens die Risikofaktoren überwiegen – z.B. durch Überforderung und Stress in Beruf, Familie, Rauchen, Alkohol – tendiert der Mensch stärker zu Krankheit; gewinnen die Schutzfaktoren die Oberhand – z.B. durch gesunde Lebensweise und gute medizinische Versorgung – nähert er sich der Gesundheit. (Boeckh-Behrens und Buskies, 2002)
Abbildung 1: Das Gesundheitsmodell (vereinfacht nach Antonovsky 1979; Quelle: Boeckh-Behrens & Buskies, 2002)
Gesundheit wird demnach als ein großes Ganzes verstanden, als ein niemals endender Prozess, und nicht als Zustand. Gesundheit bezieht sich dabei nicht nur auf das Freisein von Erkrankungen, sondern auf ein sowohl körperliches als auch geistiges und soziales Wohlbefinden.
Auch die Wissenschaft reagiert auf die zunehmende Bedeutung von Gesundheit, weshalb seit den achtziger Jahren das wissenschaftliche Fach „Public Health“ in Deutschland bekannt ist. „Public Health“ ist ein Synonym für Gesundheitswissenschaften und ist an mehreren Universitäten Deutschlands ein eigener Studiengang. Es ist dem Themenfeld „Sport und Gesundheit“ übergeordnet und hat als zentrales Anwendungsfeld die Prävention und Gesundheitsförderung. (vgl. Waffenschmidt, 2011).
Ziel der Prävention ist es, Krankheiten zu vermeiden. Dabei sollen Belastungen und Risiken soweit vermindert werden, dass die Wahrscheinlichkeit einer Gesundheitsstörung sinkt. Die Gesundheitsförderung setzt hingegen auf die Stärkung der Gesundheitsressourcen und -potentiale. Sie hat somit einen salutogenetischen Ansatz und beschränkt sich nicht nur auf Vermeidung von Risikofaktoren, sondern zielt auch auf die Stärkung positiver Einflussfaktoren ab (vgl. Walter & Schwartz, 2003). Badura ist der Meinung, dass Prävention und Gesundheitsförderung im deutschen Gesundheitswesen bei weitem nicht den Stellenwert bekommen, der ihnen angesichts der gesellschaftlichen Lage zukommen müsste (vgl. Badura, 2000). Jedes Jahr sterben 2 Millionen Menschen aufgrund von Bewegungsmangel-erkrankungen. „Diese vermeidbaren Erkrankungen werden mindestens jeden sechsten Euro verschlingen, den wir in Deutschland erarbeiten“ (WHO, 2002). Da körperliche Aktivität einen großen Teil der Prävention und der Gesundheitsförderung ausmacht, ist sie ebenfalls eng verknüpft mit „Public Health“. Damit wird deutlich, dass Sportwissenschaft durchaus ein Teilgebiet der „Public Health“ darstellt.