2,49 €
Endlich steht er vor ihr Drew, ihr Traummann aus dem Internet! Der Millionär lädt Kristina in seine Villa nach Chicago ein, aber von der Leidenschaft seiner E-Mails ist plötzlich nichts mehr zu spüren. Warum sollte sie zu ihm kommen, wenn er sie jetzt so spröde zurückweist?
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 198
IMPRESSUM
Verlieb dich nie in einen Millionär erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2002 by Harlequin Books S. A. Originaltitel: „His E-Mail Order Wife“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARABand 299 - 2011 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Brigitte Marliani-Hörnlein
Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A.
Veröffentlicht im ePub Format in 07/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733768973
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de
Werden Sie Fan vom CORA Verlag auf Facebook.
„Kommt sie wirklich, Nana Lilly?“
Lilly zog ihre geliebte Urenkelin, mit der sie vor dem Computer saß, zärtlich an sich. „Ja, Amanda, sie kommt wirklich.“
Lilly Connelly hatte eigentlich mit diesem neumodischen Kram, wie sie Computer nannte, nichts im Sinn. Ihrer Meinung nach war das hochgelobte Internet die Ausgeburt des Teufels. Doch seit kurzem fand sie das Surfen im Internet ungeheuer interessant, vor allem seit sie die neueste Partnerbörse in Chicago entdeckt hatte, eine Seite mit jungen Frauen, die einen Mann suchten.
Eine der jungen Frauen entsprach exakt den Anforderungen, die Lilly an die Frau für ihren Enkel Drew und Mutter für seine kleine Amanda stellte. Die Kandidatin liebte Kinder – logisch, sie war Erzieherin in einem Montessori-Kindergarten – und sehnte sich nach einer festen Partnerschaft. Sie unterschied sich völlig von den Frauen, mit denen ihr Enkel in den letzten fünf Jahren, seit dem Tod von Drews Frau, etwas angefangen hatte. Diese Frauen waren nur an seinem Vermögen und den Vorteilen interessiert gewesen, die der Name Connelly mit sich brachte.
Zum Kuckuck mit Drew, dachte Lilly. Er hatte keine Ahnung, was gut für ihn war. Glücklicherweise wusste Lilly es. Dennoch, er war ein umsichtiger Mann und ein wundervoller Vater. Wahrscheinlich würde er sich im ersten Moment ärgern, wenn er hörte, was sie getan hatte, aber mit etwas Glück würde er bald erkennen, dass seine Großmutter nur sein Bestes wollte.
Lilly verschickte ihre Mail und brachte damit einen Plan auf den Weg, der über Wochen gereift war. Eigentlich müsste sie in diesem Moment ein schlechtes Gewissen haben, zumindest ein bisschen, doch das war nicht der Fall.
Die Connellys waren ein sturer Haufen. Drew bildete keine Ausnahme. Er benötigte einen kleinen Anstoß, und den gab ihm Lilly nur zu gern, ob mit oder ohne ihren Stock.
Sie hauchte einen Kuss auf Amandas Wange und stupste sie leicht. „Runter von meinem Schoß, mein Herz. Ich muss jetzt gehen. Grandpa Toby wartet auf mich zu Hause.“
Amanda sprang von Lillys Schoß und drehte den Schreibtischstuhl herum, sodass Lilly aufstehen konnte. Lilly nahm den Stock und erhob sich schwerfällig. Ihre dreiundachtzig Jahre alten Gelenke protestierten mit Schmerzen gegen das lange Sitzen.
Als Lilly in die hoffnungsvoll strahlenden grünen Augen der süßen Amanda blickte, beschlich sie doch noch ein schlechtes Gewissen. Hatte sie wirklich das Richtige getan? Jetzt war es zu spät, um einen Rückzieher zu machen.
Zärtlich strich sie über Amandas hellblonden Haarschopf. „Liebes, du weißt, dass unser Plan vielleicht nicht aufgeht, nicht wahr?“
„Er wird klappen“, erwiderte Amanda entschieden. „Kristina wird meinen Daddy lieben, und mein Daddy wird sie lieben.“
Lillys Herz schlug schneller. Amanda sah zwar aus wie ihre Mutter – Gott sei Talias armer irregeleiteter Seele gnädig –, doch sie besaß die Hartnäckigkeit ihres Vaters. Und den Optimismus ihrer Urgroßmutter. „Wir hoffen beide, dass dein Daddy und Kristina sich gut verstehen werden, trotzdem muss dir klar sein, dass es keine Garantie dafür gibt. Und denk daran, dass dies unser kleines Geheimnis bleiben muss.“ Sie hoffte, dass die Liebe bereits gesiegt haben würde, wenn Kristina Simmons die Wahrheit erfuhr.
„Kristina hat gesagt, dass sie junge Hunde mag“, sagte Amanda, als wehrte sie sich dagegen, einen Misserfolg überhaupt in Betracht zu ziehen. „Vielleicht kann sie Daddy überreden, mir einen zu schenken.“
„Einen Schritt nach dem anderen, Liebes. Zuerst muss sie deinen Daddy kennenlernen.“ Und ihn davon überzeugen, dass sie die Richtige für ihn war.
Lilly betete, dass sie keinen Fehler gemacht hatte. Betete, dass Drew der jungen Frau eine Chance geben würde. Und betete, dass Kristina Simmons die Fähigkeit besaß, Drews gebrochenes Herz zu heilen.
Drew Connelly ließ seine Taschen auf die unterste Stufe der Treppe fallen, wobei ihm die schwerste prompt auf den Fuß fiel. Er verfluchte seine Dusseligkeit, die späte Stunde und die schrille Stimme der Nanny, die in der Küche mit wer weiß wem telefonierte.
Als Mrs. Parker von heute auf morgen die Stelle aufgegeben hatte, um zu ihrer kranken Tochter zu ziehen, war Drew verzweifelt gewesen. Die Nanny-Vermittlung hatte ihm Debbie Randles geschickt, ein junges Aupair-Mädchen ohne jede Erfahrung. Schon nach einer Woche hatte er große Zweifel an ihren Fähigkeiten gehegt, doch wegen eines dringenden Geschäftstermins in Europa hatte er keine Wahl gehabt, als sie zu behalten. Glücklicherweise hatte seine Großmutter versprochen, jeden Tag nach Amanda zu sehen.
Nach dem Wochenende würde er sich wieder an die Agentur wenden und einen geeigneten Ersatz für Debbie anfordern, jemanden, der älter war und über mehr Erfahrung verfügte. Eine Frau, die Amanda mochte, und Amanda die Frau.
Wie sehr hatte er seine Tochter vermisst! Ihr fröhliches Lächeln, ihr herzhaftes Lachen. Ein Monat ohne sie war einfach zu viel Zeit ohne sie gewesen. Daran hatten auch die täglichen Telefonate nichts geändert. Er erinnerte sich an das letzte Gespräch, in dem sie von einer Überraschung für ihn gesprochen hatte.
Zumindest an eine Anweisung hatte sich die Nanny offensichtlich gehalten – spätestens um acht Uhr sollte Amanda im Bett liegen –, ansonsten hätte die quirlige Sechsjährige, ein Ausbund an Energie und Lebenslust, ihn jetzt wohl mit einem lauten Freudenschrei begrüßt. Sie war das Licht seines Lebens und der Grund, warum er jeden Morgen aufstand und die äußerst strapaziösen Termine als Vizepräsident der Connelly Corporation, dem Unternehmen seiner Familie, wahrnahm. Er war verantwortlich für das Überseegeschäft.
Leider ließ ihn die viele Verantwortung schnell altern.
Heute Abend fühlte er sich, als wäre er zweihundert und nicht siebenundzwanzig Jahre alt.
Drew schleppte sich die Treppe hoch. Er wollte direkt in Mandys Zimmer gehen und ihr einen Gutenachtkuss geben, dann duschen und anschließend ins Bett fallen. Das Kichern, das aus dem Arbeitszimmer drang, ließ ihn jedoch innehalten. Amandas Kichern.
So viel dazu, dass seine Tochter im Bett lag und schlief. Ja, er brauchte unbedingt eine zuverlässigere Nanny.
Drew ließ wieder seine Taschen fallen – dieses Mal zog er den Fuß rechtzeitig zurück – und lief den Flur entlang zu seinem Büro, wo Amanda auf seinem Schreibtischstuhl kniete und auf den Monitor schaute.
„Junge Dame, du solltest längst im Bett liegen“, sagte er so streng wie möglich.
„Daddy! Du bist wieder da!“ Amanda kletterte vom Stuhl und stürmte wie ein kleiner Tornado auf ihn zu. Drew fing sie auf, nahm sie in die Arme und atmete den frischen Duft ihrer Haare ein, als sie ihre zarte Wange an sein raues Kinn legte und ihren kleinen Körper an ihn schmiegte. Wie hätte er in einem solchen Moment seinem kleinen Sonnenschein böse sein können? Nachdem er sie fest umarmt und ihr einen Kuss gegeben hatte, lehnte sie sich in seinen Armen zurück und sah ihn aus ihren großen grünen Augen aufgeregt an. „Daddy, ich habe dich so sehr vermisst!“
„Ich dich auch, Sweetheart. Trotzdem müssen wir darüber sprechen, dass du an meinem Computer sitzt.“ Er bemühte sich um einen strengen Ton, was ihm aber sehr schwerfiel, weil Amanda ihn so anstrahlte. „Habe ich dir nicht verboten, allein ins Internet zu gehen? Das ist nichts für Kinder, Mandy.“
„Ich weiß, Daddy.“ Sie spielte mit seiner Krawatte und wich seinem Blick aus. „Aber Nana Lilly war bei mir.“ Sie sah zu ihm auf und grinste breit. „Ich habe ihr gezeigt, wie man den Computer benutzt.“
Lilly hatte sich freiwillig an den Computer gesetzt? Es geschahen noch Zeichen und Wunder. Normalerweise ließ sich seine Großmutter nur unter großem Protest in die neue Welt ziehen. „Aber jetzt ist sie nicht hier, oder? Was bedeutet, dass du mir nicht gehorcht hast.“
Amandas Unterlippe bebte, und Drew wurde schwer ums Herz. „Bis vor ein paar Minuten war aber Debbie bei mir. Wir haben zusammen im Internet gesurft.“
Das beruhigte ihn nicht besonders. „Wart ihr auf deiner Lieblings-Website? Der mit den Tieren?“
„Ich habe ihr geholfen, einen Mann auszusuchen.“
„Was soll das heißen, ihr habt einen Mann ausgesucht?“
„Bei Singlemania.“
„Singlemania?“
„Dort haben wir auch die Überraschung für dich gefunden.“
Es wurde immer abenteuerlicher. „Meine Überraschung?“ Ein Strahlen zog über das Gesicht seiner Tochter. „Die Überraschung, von der ich dir am Telefon erzählt habe, Daddy. Morgen früh ist sie hier.“
Drew witterte drohendes Unheil. „Debbie hat dir bei der Überraschung geholfen?“
„Debbie hat mir und Nana die Seite gezeigt. Und Nana hat mir bei der Überraschung für dich geholfen.“
Großartig. Einfach großartig. Er konnte sich nicht vorstellen, dass man auf einer Seite für Singles irgendetwas Großartiges fand. Seine Großmutter war manchmal zwar etwas spleenig, aber sie würde Amanda nie jugendgefährdenden Dingen aussetzen. Dennoch, Drew hatte keine Idee, was Lilly getan hatte. Er war auch nicht sicher, ob er es überhaupt wissen wollte, doch er musste es herausfinden. „Welche Überraschung habt ihr denn für mich?“
Mandy sah wieder weg. „Das darf ich dir nicht sagen. Dann ist es ja keine Überraschung mehr.“
„Komm schon, Mandy“, schmeichelte er. „Gib mir nur einen kleinen Tipp. Ich werde Nana nichts verraten.“
Amanda hob das Kinn, strahlte wie ein Honigkuchenpferd und verkündete stolz: „Wir haben eine Frau für dich gefunden.“
„Beenden Sie das Telefonat, Miss Randles. Sofort.“
Debbie, die sich auf einem Küchenstuhl lümmelte, das schnurlose Telefon zwischen Kinn und Schulter geklemmt, während sie ihre Nägel feilte, blickte zu Drew auf. „Ich rufe wieder an, Henry.“
Sie legte die Nagelfeile und das Telefon auf den Tisch und nahm die Füße vom Stuhl. „Mr. Connelly, ich wusste nicht, dass Sie wieder zu Hause sind.“
„Was Sie nicht sagen.“
„Stimmt irgendetwas nicht?“
Drew lachte humorlos auf. „Amanda hat mir erzählt, dass Sie ihr gezeigt haben, wie eine Partnerbörse im Internet funktioniert. Offensichtlich hat sie Ihnen bei der Männersuche geholfen.“ Und seiner Großmutter, eine Frau für ihn auszuwählen.
„Ich habe nur ein paar Profile unter die Lupe genommen und Amanda nach ihrer Meinung gefragt.“
„Und Sie glauben, das ist das Richtige für meine Tochter?“
„Ich denke nicht, dass es ihr geschadet hat.“
Drew verlor die Geduld. „Sie ist sechs Jahre alt, verdammt! Sie sind gefeuert!“
Debbie machte große Augen. „Was?“
„Sie haben mich verstanden. Packen Sie Ihre Sachen und verschwinden Sie. Ich schicke den letzten Gehaltsscheck an die Agentur.“
„Es ist nach Mitternacht.“
Drew sah ein, dass er sie um diese Uhrzeit nicht auf die Straße setzen konnte. „Dann verlassen Sie sofort morgen früh mein Haus. Mein Chauffeur holt Sie ab und bringt Sie, wohin immer Sie wollen.“
„Bitte, Mr. Connelly“, flehte sie. „Ich kann nicht wieder bei meiner Mutter wohnen. Sie macht mich verrückt.“
„Tut mir leid, Miss Randles, aber das ist Ihr Problem. Daran hätte Sie denken sollen, bevor Sie meiner Tochter solche Seiten zeigen und sie dann allein am Computer lassen.“
Er wirbelte herum und lief wieder die Treppe hinauf. Die Nanny blieb mit offenem Mund zurück. Er ging in Amandas Zimmer, um sicher zu sein, dass sie noch immer im Bett lag.
Als er seine Tochter vor ein paar Minuten ins Bett gebracht hatte, hatte er ihr eingebläut, dieser Kristina auf keinen Fall zu erzählen, wer die E-Mails wirklich verfasst hatte. Das und der Plan seiner Großmutter mussten ihr Geheimnis bleiben, denn er wollte die Gefühle der Lady nicht verletzen. Drew wusste zwar nichts über Kristina Simmons, aber sie war ein unschuldiges Opfer in dieser abenteuerlichen Geschichte. Mandy hatte ihm versichert, dass es ihr „kleines Geheimnis“ bleiben würde und versprochen, nichts zu sagen, was die „Gefühle ihrer Kristina“ verletzen könnte. Drew war zufrieden, obwohl er sich nicht darauf verlassen konnte, dass Mandy sich nicht doch verplapperte. Umso wichtiger war es, dieser Kristina behutsam, aber sofort die Wahrheit zu erzählen und sie dann nach Hause zu schicken.
Drew warf einen Blick in Mandys Zimmer. Seine Tochter schlief. Sie sah aus wie eine kleine Prinzessin – wie ihre Mutter. Doch an Talia wollte er jetzt nicht denken.
In seinem Schlafzimmer ließ Drew sich schließlich auf das Bett fallen. Er nahm das Telefon und drückte die Kurzwahltaste. Etwas musste noch erledigt werden.
„Hallo.“
„Großvater, hier ist Drew. Ich muss unbedingt mit Großmutter sprechen.“
„Um Gottes willen, Junge! Weißt du, wie spät es ist?“
„Das weiß ich, aber ich kann nicht warten.“
„Ist etwas passiert?“
Oh ja, dank Lillys Einmischung. „Ich muss einfach mit ihr sprechen. Schläft sie schon?“
„Nein. Sie ist im Fernsehzimmer und sieht sich eine dieser schrecklichen Late-Night-Shows an.“
„Kannst du sie bitte ans Telefon holen?“
„Natürlich, Junge. Lilly! Drew möchte dich sprechen.“ Drew hielt das Telefon weit weg vom Ohr, aus Angst, sein Trommelfell könnte bei der dröhnenden Stimme seines Großvaters platzen. Das hätte ihm heute Abend noch gefehlt!
„Hallo, Drew“, begrüßte Lilly ihn mit zuckersüßer Stimme. „Hattest du eine gute Reise?“
„Hat es dir Spaß gemacht, an meinem Computer zu spielen?“, kam die Gegenfrage.
„Oh ja, mein Lieber. Deine Amanda ist ein Genie.“
„Hör mit dem Unsinn auf, Großmutter.“
„Ich verstehe nicht.“
„Ich weiß, was du getan hast.“
„Jetzt beruhige dich, junger Mann. Ich habe dir einen Gefallen getan.“
„Einen Gefallen? Glaubst du wirklich, ich will, dass du mich mit einer Frau verkuppelst, die ich gar nicht kenne? Ich bin an einem Blind Date nicht interessiert.“
„Es ist kein Date, mein Lieber.“
„Nenn es, wie du willst, aber mir gefällt der Gedanke nicht, dass morgen früh eine Fremde vor meiner Haustür stehen wird, um mich kennenzulernen.“
„Sie kommt nicht, um dich kennenzulernen.“
„Was soll das nun wieder heißen?“
„Sie wird bei dir einziehen.“
„Das ist ein Witz, oder?“
„Nein. Zu deiner Information: Du hattest einen ganzen Monat lang mit ihr E-Mail-Kontakt. Sie heißt Kristina Simmons. Ein schöner Name, findest du nicht?“
Nichts an der Sache war schön. „Verdammt, Lilly, das ist doch völliger Schwachsinn! Was weißt du überhaupt über diese Frau?“
„Sie scheint sehr herzlich zu sein …“
„Herzlich? Was, wenn sie kriminell ist? Wie kannst du eine Fremde in mein Haus einladen?“
„Wenn du mich nicht ständig unterbrechen würdest, könnte ich dir alles sagen, was du wissen musst, um sie anständig willkommen zu heißen.“
Lilly holte kurz Luft. „Ich habe natürlich Nachforschungen angestellt, und sie ist eine mustergültige Staatsbürgerin, wie ich mir anhand der Korrespondenz schon gedacht hatte. Amanda hat mir geholfen, die E-Mails zu schreiben. Ganz harmlos, wirklich. Natürlich hast du ihr einen Antrag gemacht, anders geht es mit einem Kind im Haus und in deiner gesellschaftlichen Stellung nicht. Es ist sozusagen eine Verlobung auf Probe. Einen Monat lang. Und danach, wenn alles gut geht – und das wird es –, heiratet ihr. Kristina braucht die Wahrheit nicht zu erfahren.“
Dies war so absurd. So unwirklich. So typisch Lilly. „Großmutter, ich glaube, du weißt nicht, in welchem Jahrhundert wir leben. Arrangierte Ehen gibt es schon lange nicht mehr.“
„Es ist nur zu deinem Besten, Drew. Zu Amandas Bestem. Ich kann nicht länger mit ansehen, wie dein Kind von ständig wechselnden Nannys betreut wird, während du durch die Weltgeschichte reist und mit Flittchen ausgehst, die es nur auf dein Geld abgesehen haben.“
Drew war geschockt, welch schlechte Meinung Lilly von seiner Lebensweise hatte. Sie musste doch wissen, dass er es hasste, Amanda allein zu lassen! Aber sein Job erforderte nun einmal Reisen ins Ausland. Außerdem ging er nicht mit „Flittchen“ aus. Das war nicht sein Stil. Dennoch, keine der Frauen, die er in den letzten Jahren kennengelernt hatte, entsprach seinen Anforderungen, weder als Ehefrau noch als Mutter für sein Kind.
„Das kannst du mit mir nicht machen, Großmutter.“
„Ich habe es bereits getan, mein geliebter, einsamer Enkel. Und da du ein Gentleman bist, wirst du die junge Frau mit offenen Armen empfangen und ihr eine Chance geben.“
„Und wenn ich es nicht tue?“
„Dann bekommst du es mit mir zu tun.“
Damit war das Gespräch beendet. Drew kochte vor Wut. Was sollte er jetzt tun? Hoffen, dass die geheimnisvolle Kristine nicht auftauchte? Dass sie sich freundlich verabschiedete, vielleicht sogar lachte, wenn sie erfuhr, dass sie diese Komödie dem Kuppelversuch einer alten Dame, dem weiblichen Oberhaupt der Familie verdankte? Egal, wie die Sache ausging, er würde sie sofort wissen lassen, dass das ganze abgekartete Spiel ein großer Fehler war.
Im Auto vor Drew Connellys eindrucksvoller Villa sitzend, überlegte Kristina Simmons, ob sie nicht einen kolossalen Fehler machte.
Als ihre Freundin Tori vorgeschlagen hatte, Kristinas Daten und ein Foto auf eine Website für Singles zu setzen, hatte sie sich dagegen gewehrt. Doch Tori hatte ihr Profil trotz aller Einwände und ohne ihr Wissen ins Netz gestellt, und so hatten Kristina schließlich die E-Mails von Drew Connelly und seiner Tochter erreicht. Die des Vaters hätte sie vielleicht noch ignorieren können, aber nicht die des kleinen Mädchens. Trotzdem, wollte sie wirklich einen Monat auf Probe hier leben? Als Verlobte von Drew Connelly? Noch war es nicht zu spät für einen Sinneswandel.
Dann fiel ihr Blick auf die Kopie einer E-Mail, die an die Wegbeschreibung geheftet auf dem Beifahrersitz lag.
Liebe Kristina,
ich kann es kaum erwarten, dich morgen zu sehen. Du bist hübsch und siehst wie eine Mommy aus. Daddy braucht eine Frau. Wenn du kommst, verspreche ich, ganz lieb zu sein.
Deine Amanda
Wie könnte sie die aufrichtige Bitte eines Kindes abschlagen? Okay, insgeheim klammerte sie sich vielleicht auch an die Hoffnung, dass Amandas Vater der Mann ihrer Träume sein könnte. In den E-Mails hatte er einen so netten Eindruck gemacht. Er schien so ähnlich zu sein, ein einsamer Mensch, der eine tiefer gehende Beziehung suchte.
Sie konnte seine Einsamkeit nachempfinden, kannte die Tücken des Singledaseins. Obwohl sie gerade erst siebenundzwanzig Jahre alt war, war sie es bereits leid, ständig mit anderen Männern auszugehen, die zweifelhafte Ziele verfolgten oder ihr Lügen auftischten. Doch jetzt hatte sie zugestimmt, bei einem Mann einzuziehen, den sie bisher nur aus E-Mails kannte.
Vorübergehend einzuziehen, korrigierte sich Kristina. Wenn es nicht funktionierte, würde sie einfach gehen. Allerdings würde sie wohl nicht in ihre Heimat Wisconsin zurückkehren. Solange sie nichts Dummes tat – sich zum Beispiel in Drew Connelly verliebte, obwohl es keine Anzeichen gab, dass auch er sie lieben könnte –, sollte dies kein Problem sein. Doch wenn er tatsächlich so war wie der Mann in den E-Mails, dann war sie zugegebenermaßen schon ein wenig verliebt in ihn.
Kristina nahm ihre Tasche und stieg aus. Den Koffer ließ sie vorerst im Kofferraum. Langsam ging sie auf das Haus zu. Sollte sie es wirklich wagen?
Eigentlich hatte sie nichts weiter getan, als zugestimmt, probeweise in Drews Haus zu wohnen. Mit der Hilfe von Toris Freund bei der Polizei hatte sie ein paar Nachforschungen über Drew Connelly angestellt, um sicher zu sein, dass er seriös und kein Krimineller war. Er war mehr als seriös – ein wohlhabender Mann, aufgewachsen in einer mächtigen, angesehenen Chicagoer Familie, den sprichwörtlichen Pfeilern der Gesellschaft. Und dem großen Haus nach zu urteilen, schien er sehr erfolgreich zu sein. Es war ein wunderschönes rotes Backsteingebäude mit gepflegter Außenanlage in einer eleganten Wohngegend.
Kristina drückte schnell den Klingelknopf, bevor sie es sich noch anders überlegen konnte. Sie musste entsetzlich lange warten, bis jemand auf ihr Klingeln reagierte. Ihr Herz hämmerte laut in ihrer Brust, und ihre Hände wurden feucht.
Wenn sie nur ein Foto von ihm gesehen hätte! Von Äußerlichkeiten sollte man sich ja nicht beeinflussen lassen; trotzdem hatte sie sich selbst oft einen anderen Körperbau gewünscht, auch wenn sie gelernt hatte, mit ihrer praktisch nicht vorhandenen Taille, ihren vollen Brüsten und Schenkeln zu leben.
Mittlerweile hatte sie sich jedoch damit getröstet, dass sie irgendwann einen Mann finden würde, der nicht nur die äußere Hülle sah, sondern sie wegen ihrer inneren Werte liebte. Vielleicht war Drew Connelly dieser Mann. Egal, wie er aussah, Kristina würde freundlich sein. Schließlich zählte der Mensch hinter der Fassade. Äußerlichkeiten waren egal.
Die Tür wurde von einem untersetzten Mann in Flanellhemd und Freizeithose geöffnet. Er war nicht besonders groß, wurde langsam kahl, und wenn er siebenundzwanzig Jahre alt war, dann war sie sechs.
Zumindest sein Lächeln war warmherzig und fröhlich. „Guten Morgen, Miss. Kann ich Ihnen helfen?“
Kristina erwiderte sein Lächeln. „Ist dies das Haus von Drew Connelly?“
„Ja, Ma’am. Kommen Sie von der Agentur?“
„Agentur?“
„Der Nanny-Vermittlung.“
Nanny-Vermittlung? „Nein. Ich bin mit Mr. Drew Connelly verabredet. Sind Sie das?“
Der Mann lachte lebhaft auf. „Ich wünschte, ich wäre es, aber ich fürchte, ich bin schon etwas länger auf der Welt als Drew.“ Er reichte ihr die Hand. „Ich bin Tobias Connelly, Drews Großvater.“
Kristina schüttelte ihm erleichtert die Hand. „Ich bin Kristina Simmons.“
„Freut mich, Sie kennenzulernen, Miss … Miss ist doch richtig, oder?“
Offensichtlich wusste der Mann nichts von der Verlobung, und Kristina hielt es für das Beste, ihn nicht aufzuklären. „Ja, Miss ist richtig.“
„Nun, Miss Simmons, erwartet Drew Sie?“
„Ich denke, ja.“ Sie hoffte es zumindest.
Er bat sie mit einer freundlichen Geste ins Haus. „Dann kommen Sie herein.“
Die Eleganz des Foyers nahm Kristina den Atem. Eine großzügige Treppe mit poliertem Geländer führte in die erste Etage. Rechts befand sich der mit exquisiten Möbeln eingerichtete Salon – eingerichtet mit unbezahlbaren Antiquitäten, wie sie vermutete –, links die Bibliothek mit deckenhohen Bücherwänden und gemütlichen Ledersofas. Vor ihr erstreckte sich ein schier endlos erscheinender Flur mit einem Fußboden aus Schieferplatten.
Ein Traumhaus.
Doch was zum Teufel tat sie hier? Sie, die einfache Kristina Simmons aus Oshkosh?
Tobias schrie: „Drew, du hast Besuch!“
„Komme sofort!“, rief eine männliche Stimme gereizt zurück.
Der ältere Connelly lachte. „Er trinkt gerade seinen Kaffee. Solange er den nicht getrunken hat, ist er nicht zu genießen. Er kann morgens ganz schön brummig sein.“
Na wunderbar. Ein Morgenmuffel, während Kristina ein Morgenmensch war. „Verstehe.“
„Soll ich Ihnen die Küche zeigen?“
„Nein!“ Sie hatte nicht so panisch klingen wollen, zog es aber vor, in der Nähe des Ausgangs zu bleiben, für den Fall, dass sie schnell flüchten musste. „Ich meine, ich warte einfach hier auf ihn.“
„Möchten Sie Platz nehmen?“
„Nein danke.“
„Okay. Ich bin sicher, er kommt sofort.“
Hoffentlich hatte sie sich bis dahin wieder im Griff.
Tobias musterte sie nachdenklich. „Ich hätte gleich wissen sollen, dass Sie nicht von der Agentur sind“, bemerkte er. „Sie sind nicht so wie die, die uns das letzte Mal geschickt wurde. So ein dürres junges Ding ohne Grips im Kopf.“ Kristina war definitiv nicht dürr und unter normalen Umständen auch nicht auf den Kopf gefallen. Im Moment jedoch zweifelte sie an ihrem Verstand. Offensichtlich fehlte Drew Connelly eine Nanny. War dies vielleicht der Grund für seine Bitte, bei ihm einzuziehen? „Dann vermute ich, er sucht jemanden, der sich um Amanda kümmert.“
„Seit heute Morgen. Er musste die letzte Nanny feuern, weil sie offensichtlich keine Ahnung von Kindererziehung hatte. Auch ein Grund für seine schlechte Laune.“
Kristina war irgendwie erleichtert. Offensichtlich hatte er sie nicht nur in sein Haus geholt, damit sie die Nanny ersetzte.
Tobias grinste. „Ich bin sicher, seine Laune wird sich schlagartig bessern, wenn er Sie sieht. Nichts kann einem Mann den Morgen besser versüßen als der Anblick einer hübschen jungen Frau.“