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**Ist der Feind deines Feindes wirklich dein Freund?** Effie fällt es schwer, sich an ihr neues Leben zu gewöhnen. Schließlich verliebt man sich nicht jeden Tag Hals über Kopf in einen Elementar – einen Menschen, der auf magische Weise mit seinem Seelentier verbunden ist. Doch das ist nicht das größte Geheimnis, das Effie vor ihrer Familie verbergen muss. Auch sie steht kurz vor ihrer Verwandlung und schafft sich damit mächtige Feinde, die alles daransetzen, um diese einzigartige Seelenverbindung zu verhindern. Bald schon wissen Effie und Eden nicht mehr, wer ihre wahren Verbündeten sind… //Textauszug: Vorsichtig strich er eine Strähne zur Seite, die ihr der Abendwind ins Gesicht wehte. Man sollte meinen, dass sie sich allmählich an ihn gewöhnt hätte und ihr Herz nicht mehr zu rasen begann, wenn er sich ihr näherte. Aber dem war nicht so. Und viel schlimmer war, dass sie dies nicht überspielen konnte, weil er jeden ihrer Herzschläge wahrnahm.// //Alle Bände der magischen Bestseller-Reihe: -- Verzaubert 1: Geheimnisvolle Nachbarn -- Verzaubert 2: Gefährliche Freunde -- Verzaubert 3: Gefürchtete Feinde -- Alle Bände der Fantasy-Bestseller-Trilogie »Verzaubert« in einer E-Box!// Diese Reihe ist abgeschlossen.
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Im.press Ein Imprint der CARLSEN Verlag GmbH © der Originalausgabe by CARLSEN Verlag GmbH, Hamburg 2016 Text © Anna-Sophie Caspar, 2016 Lektorat: Christin Ullman Umschlagbild: © PhilippKunze Umschlaggestaltung: Philipp Kunze k-arts.info, formlabor Gestaltung E-Book-Template: Gunta Lauck Schrift: Alegreya, gestaltet von Juan Pablo del Peral
Sie schlug ihre Augen auf. Der Untergrund, auf dem sie lag, war hart und kalt. Bei dem Versuch, sich zu bewegen, wurde sie zurückgehalten. Einzig ihren Kopf konnte sie heben. Ihr Herz raste so schnell, dass es ihr die Luft abdrückte. Immer noch trug sie das Satinkleid, das sie für die Verwandlung anziehen sollte. Dreckig und zerrissen hing es an ihr herunter. Metallschellen fesselten ihre nackten Arme und Beine. Eine große Schelle um ihren Bauch drückte sie fest auf den kalten Untergrund. Panisch versuchte sie, sich freizukämpfen, aber je mehr sie sich bewegte, umso tiefer schnitten die Fesseln in ihr Fleisch.
Pünktlich um 18 Uhr klingelte es an der Haustür. Effie schnappte ihr kleines Täschchen mit ihrem Kosmetik-Equipment und rannte die Treppe hinunter, vorbei an zwei Koffern und einer mit ihren Lieblingsbüchern und Kissen bepackten Kiste, die im Flur zum Mitnehmen bereitstanden. Die restlichen Kartons stapelten sich noch in ihrem Zimmer.
Sie stellte die Tasche im Flur ab und riss die Haustür auf. Eden stand vor ihr, in Jeans und Hemd, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Sein Wagen parkte an der Straße zum Vorgarten. Es war ein warmer Septembertag und auch wenn die Spätsommersonne längst hinter den Dächern verschwunden war, färbte sie den Himmel noch in warmen Rottönen.
Wie immer, wenn Effie ihn sah, machte ihr Herz einen kleinen Hüpfer. Die Sommersonne hatte auf seiner Haut einen schönen Teint hinterlassen, als wäre er gerade aus dem Urlaub zurückgekommen. Dabei war er den ganzen Sommer über kaum von ihrer Seite gewichen. Seine dunkelbraunen Haare wirkten nur flüchtig gekämmt und trotzdem lagen sie perfekt. Sie ignorierte die unfaire Tatsache, dass er keine fünf Minuten im Bad benötigte und trotzdem so gut aussah und sie mindestens eine Stunde am Tag dort verbrachte. Umso mehr freute sie sich darauf, ihm später durch die Haare zu wühlen.
Seine grünen Augen wanderten über ihr Top und ihren Ballonrock, dann lächelte er. »Du siehst sehr hübsch aus heute Abend.«
»Danke schön.« Grinsend zog sie ihn ins Haus.
Obwohl er lächelte, wirkte er angespannt. Zwar war er ihren Eltern in den letzten Wochen hin und wieder begegnet, aber sie hatten nie viel miteinander geredet. Da Effie nun allerdings zu ihm zog, bestanden ihre Eltern darauf, ihn ganz offiziell kennenzulernen. Ausschließlich dafür hatten sie ihn heute zum Abendessen eingeladen.
»Da sind Sie ja schon!« Ihre Mutter kam aus der Küche und begutachtete Eden interessiert. »Kommen Sie doch herein. Das Essen ist auch schon fertig.« Sie begrüßte ihn mit einem herzlichen Handschlag und führte ihn ins Esszimmer. »Schön, dass Sie so pünktlich sind. Ich mag es, wenn mein Zeitplan aufgeht.«
Konnte ihre Mutter bitte aufhören, Eden zu siezen? Das war ja schrecklich. Er war schließlich kein Versicherungsvertreter, sondern ihr Freund.
Leicht genervt folgte Effie ihnen. Der Tisch war bereits für das Abendessen gedeckt und es duftete nach ihrem Lieblingsgemüseauflauf. Anlässlich des Kennenlernens hatte ihre Mutter das »gute Geschirr« aus dem Schrank geholt. Im Raum breitete sich ein schummriges Licht aus - ihre Mutter hatte den Tisch sogar mit Kerzen dekoriert. Ein bisschen viel des Guten, oder? Aber Effie sagte nichts dazu. Sie hoffte einfach, dass ihre Eltern und Eden sich gut verstehen würden.
Ihr plötzlicher Umzugswunsch hatte ihre Eltern überrascht. Nach dem ersten Schock hatten sie begonnen, wild durcheinanderzureden: »Du hast doch einen Studienplatz in Hamburg, warum willst du dann schon ausziehen?«, »Kathy ist während ihres gesamten Examens zu Hause geblieben.«, »Das ist doch viel zu teuer. Rausgeschmissenes Geld.«, »So schnell findest du doch keine Wohnung.«
Ihre Einwände waren berechtigt. Nur konnte Effie ihren Eltern leider nicht erzählen, was ihre wahren Beweggründe waren … Also ließ sie sie in ihrem Glauben und versuchte sie, mit dem Argument zu beschwichtigen: »Ich ziehe zu Eden. Er hat eine eigene Wohnung, also entstehen für euch überhaupt keine Kosten.«
Allerdings erzielten ihre Beschwichtigungsversuche nicht die erwünschte Wirkung.
»Aber ihr kennt euch doch erst seit einigen Wochen.«,
»Möchtest du dir nicht lieber ein paar Wohngemeinschaften anschauen? Vielleicht ist ja etwas Nettes dabei.«
Weder Eden noch das bevorstehende Studium waren der Anlass für ihren Umzug. Ganz davon abgesehen, dass sie sich nur als Vorschub für einen Studienplatz eingeschrieben hatte. Sie rechnete nicht damit, dass sie die nächsten Monate dazu kam, Zeit in ihr Studium zu investieren.
Den wahren Grund für ihren plötzlichen Freiheitsdrang konnte sie ihren Eltern nicht sagen. Ihr 21. Geburtstag näherte sich. Eine Woche noch, dann war es so weit. Sie würde sich endgültig in einen Phönix-Elementar verwandeln.
Sie wusste, was auf sie zukam, wie sie sich verändern würde … Und sie traute sich kaum, es sich einzugestehen, aber … sie hatte Angst. Es stand für sie fest, sie musste so schnell wie möglich ausziehen. Wie sollte sie ihren Eltern sonst erklären, dass sie plötzlich nur noch vom Plastikgeschirr aß und alles zerstörte, was sie anfasste? Schwer vorstellbar, dass sie ihr glaubten, wenn sie ihnen sagte, dass es ihre übernatürlichen Fähigkeiten waren, die sie nicht unter Kontrolle hatte.
Josh und Valentina saßen bereits am Tisch. Während Valentinas Gesicht strahlte, als sie Eden erblickte, kratzte Josh ungeduldig mit seinem Besteck auf dem leeren Porzellanteller herum. »Da seid ihr ja endlich«, meckerte er.
»Bitte setzen Sie sich.« Ihre Mutter zog einen Stuhl heraus und bot ihn Eden an.
»Vielen Dank, Frau Berger.« Er schenkte ihr ein charmantes Lächeln und setzte sich. Mensch, war das steif! Das war ja kaum auszuhalten.
Valentina konnte sich offenbar noch sehr gut an Eden erinnern und er schien ihr alles andere als unsympathisch zu sein. Sobald er saß, erhob sie sich von ihrem Platz und beschlagnahmte den Stuhl neben ihm. Sie beugte sich zu ihm hinüber, legte ihre Hand auf seinen Arm und fragte: »Wie kommt es, dass du doch länger in der Stadt bleibst?«
Dass sie sich daran noch erinnerte … Es waren mindestens zwei Monate vergangen, seitdem er ihr im Auto erzählt hatte, dass er beruflich in Jork wäre und nicht genau wüsste, wie lange er noch bleiben würde.
Doch gerade als er ihr antworten wollte, betrat Effies Vater mit brummiger Miene das Esszimmer, stellte eine Salatschüssel in die Mitte des Tisches, gab Eden flüchtig die Hand, murmelte ein »Hallo« und setzte sich.
Na, sehr schön. Die übertrieben euphorische Stimmung ihrer Mutter wurde durch die schlechte Laune ihres Vaters wieder ausgeglichen. Da war sie gespannt, wie der weitere Abend noch verlaufen würde.
Effie seufzte und wollte sich auf den Stuhl neben Eden setzen, aber ihre Mutter kam ihr zuvor. Also nahm sie zwischen Josh und ihrem Vater Platz, was die Stimmung ihres Vaters zu erhellen schien. Zum ersten Mal an diesem Abend verzog sich sein Mund samt Schnauzbart zu einem Lächeln.
Sobald alle saßen, begann Josh, sich den Auflauf auf den Teller zu schaufeln. Dem Gesichtsausdruck ihrer Mutter zufolge gefiel ihr diese Unhöflichkeit ganz und gar nicht. Aber sie sagte nichts und reichte Eden stattdessen die Salatschüssel.
»Und?«, fragte ihr Vater, nachdem er sich ebenfalls Auflauf aufgetan hatte, und betrachtete Eden skeptisch. »Was machen Sie beruflich, Eden?«
Verdammt. Sie hätte mit dieser Frage rechnen müssen. Was sollte Eden denn bitte darauf antworten? Er konnte ja schlecht sagen, dass er ein sogenannter Elementar war, über magische Fähigkeiten verfügte, und offiziell einem Mann diente, der Effies Tod wollte.
Edens Blick ruhte auf ihr, als versuchte er herauszufinden, was sie von ihm erwartete. So unauffällig wie möglich hob sie ihre Schultern, um ihm zu verstehen zu geben, dass ihr keine passende Antwort dazu einfiel. Sein rechter Mundwinkel zog sich nach oben und deutete ein kaum merkliches Grinsen an.
Schnell stach sie ein Brokkoliröschen auf ihre Gabel, leider etwas zu fest. Das grüne Stück Gemüse flog durch die Luft und landete auf Joshs Shorts.
»Boah, kannst du nicht aufpassen!« Genervt fegte Josh den Brokkoli von seiner Hose, woraufhin er einen bösen Blick ihrer Mutter erntete. Effie hob ihn hastig vom Boden auf und entsorgte ihn in der Küche.
»Ich bin Sicherheitsbeauftragter bei einem größeren Stahlunternehmen«, sagte Eden, als sie zurück ins Esszimmer kam. Gut, so konnte man es natürlich auch beschreiben. Mit viel Fantasie …
»Mh«, machte ihr Vater, »ist man da nicht oft auf Geschäftsreisen?«
»Hin und wieder schon.« Eden griff nach seinem Glas, das ihre Mutter zuvor bis zum Rand mit Orangensaft gefüllt hatte, und trank einen großen Schluck.
Ihr Vater warf ihrer Mutter einen vielsagenden Blick zu, den Effie nicht deuten konnte.
»Und was verschlägt Sie gerade nach Jork?«
»Ich muss morgen unbedingt noch einen Blazer für mein Referendariat kaufen.« Kathy stürmte ins Esszimmer, ließ sich auf den letzten freien Stuhl sinken und rettete Eden vor einer weiteren Notlüge. Vorerst. Wie immer kam sie viel zu spät zum Essen. Aber ihre Eltern beschwerten sich schon lange nicht mehr deswegen.
Vielleicht rührte die schlechte Laune ihres Vaters auch daher, dass nun nicht nur Effie, sondern auch Kathy bald auszog. Sie hatte ihr Juraexamen erfolgreich bestanden, in einer renommierten Kanzlei eine Rechtsreferendariatsstelle ergattert und sich in der Hamburger Innenstadt eine kleine Wohnung genommen. In zwei Wochen zog sie endgültig aus und es schien, als könnte sie es kaum erwarten.
»Du kommst doch morgen mit, oder?« Kathy betrachtete Effie mit prüfendem Blick. »Sag jetzt nicht, du hast es vergessen. Wir sind schon seit einer Woche zu unserem Shoppingtag verabredet.« Ihre Augen zogen sich grimmig zusammen.
»Auf jeden Fall«, beschwichtigte Effie sie. »Der Tag ist in meinem Kalender rot markiert.«
»Findest du es nicht ein bisschen stressig, heute Abend umzuziehen und morgen den ganzen Tag einkaufen zu gehen?« Klang da etwa ein bisschen Neid in Valentinas Worten an? Dabei hätte sie ja mitkommen können, wenn sie Zeit gehabt hätte. Aber sie musste arbeiten. Ihr duales Studium hatte bereits vor einem Monat begonnen und Effie kam es vor, als hätte Valentina noch weniger Zeit als Kathy während ihres Examens.
Effie schüttelte den Kopf. »Ich nehme heute nur die wichtigsten Sachen mit. Die restlichen Kisten holen wir in den nächsten Tagen ab.« Ihre Möbel ließ sie zurück und es waren nur noch wenige Kisten, die sie abholen mussten. Immer wenn sie zu Eden gefahren war, hatte sie schon ein paar Dinge mitgenommen, so dass jetzt wirklich nicht mehr viel übrig war.
»Voll cool, dass Effie auszieht.« Josh grinste frech, lehnte sich zurück und strich sich über den vollgegessenen Bauch.
»Warum?!«, fragten ihre Eltern beinahe gleichzeitig.
»Weil ich dann ihr Zimmer bekomme.« Verschmitzt lächelnd sah er zu Effie. »Das ist viel größer als meins.«
»Du kannst auch mein Zimmer haben«, sagte Kathy.
»Auf keinen Fall!« Josh sah sie entsetzt an. »Dein Zimmer ist viel zu dunkel. Da könnte ich ja gleich in den Keller ziehen.«
»Wie lange haben Sie denn vor, in Jork zu bleiben?« Die Aufmerksamkeit verlagerte sich wieder auf Eden. Ihr Vater durchbohrte ihn mit seinem Blick.
»Es hängt immer davon ab, wie mein nächster Auftrag aussieht«, antwortete Eden ausweichend.
»Und so eine Geschäftsreise dauert dann bestimmt mehrere Monate, richtig?«, hakte er weiter nach.
Eden räusperte sich. »Das kann vorkommen.«
Ihr Vater gab ein unverständliches Brummen von sich.
»Das schmeckt sehr gut, Frau Berger«, versuchte Eden, das Thema zu wechseln. In die Augen ihrer Mutter trat ein Leuchten.
»Sie haben doch kaum etwas gegessen.« Ihr Vater schielte auf Edens Teller.
»Er hat alles aufgegessen.« Leicht pikiert rückte ihre Mutter ihr Besteck zurecht und beugte sich über den Tisch, um nach der Auflaufkelle zu greifen.
»Die kleine Portion«, brummte ihr Vater, schob sich eine Kartoffel in den Mund und kaute mürrisch.
»Möchten Sie noch etwas, Eden?« Ohne eine Antwort abzuwarten, löffelte ihre Mutter ihm bereits eine weitere Portion Auflauf auf den Teller.
»Gerne.« Er bedankte sich mit einem Lächeln. Überhaupt hatte Effie ihn in letzter Zeit viel öfter lächeln sehen als in den ersten Wochen, was sie glücklich machte.
»Eden«, beherzt schlug ihre Mutter die Hände zusammen, »wollen wir uns nicht duzen? Das ist doch irgendwie schöner, finden Sie nicht?«
Na endlich. Das wurde aber auch Zeit. Dieses steife Gehabe war unerträglich.
Er schluckte schnell seinen Bissen herunter, den er sich gerade in den Mund geschoben hatte, räusperte sich und sagte: »Sehr gerne, Frau Berger.«
»Marie«, korrigierte ihre Mutter ihn zufrieden.
Alle Blicke richteten sich auf ihren Vater. Mit finsterer Miene sah er in die Runde, schob sich eine weitere Kartoffel in den Mund und sagte nichts.
»Dein Mitbringsel aus Spanien funktioniert übrigens wieder.« Josh kramte in seiner Hosentasche und zog ein glänzendes Eichenblatt heraus, das ihm im nächsten Moment wie Flüssigkeit durch die Finger glitt. In letzter Sekunde fing er es mit der flachen Hand auf und zeigte es Effie. »Ich hatte es die letzten Wochen auf dem Tisch liegen und wollte es schon wegschmeißen. Es war braun und vertrocknet und sah aus, als würde es zerfallen. Aber heute Morgen hat es dann wieder geglänzt und sich bewegt.«
Effie sah zu Eden, der mit gerunzelter Stirn das Blatt in Joshs Hand betrachtete. Er nahm sein Handy, warf einen Blick darauf und legte es dann wieder weg. Nach einem erneuten nachdenklichen Blick auf das schimmernde Blatt, musterte er Effie. Möglicherweise hatte sie vergessen zu erwähnen, dass sie Josh das Blatt, das sich durch Trixis Magie verformte, geschenkt hatte.
»Was ist das überhaupt für ein Teil?« Josh legte den Kopf schräg. »Ich verstehe die Technik dahinter nicht. Ich hätte ja gedacht, dass es ein stinknormales Blatt ist, aber das wäre unlogisch.«
»Ich weiß nicht genau«, unterbrach Effie ihn schnell. »Ich … habe es von … von einem Strandhändler.«
Unwillkürlich griff sie nach dem Phönix-Stein, den sie in die Tasche ihres Rocks gesteckt hatte. Einen Moment später pulsierte Wärme durch ihren Körper, als wollte er sie beruhigen. Warum war sie nicht früher auf die Idee gekommen, ihn bei sich zu tragen? Vielleicht aus Angst, ihn zu verlieren … Die letzten Wochen lag er sicher aufbewahrt in einem kleinen Schmuckkästchen unter ihrem Bett. Erst angesichts des Umzugs hatte sie ihn aus seinem Versteck genommen. Es erschien ihr sicherer, ihn bei sich zu tragen, als ihn in einer der Kisten zu verstauen.
»Darf ich?« Eden hielt Josh seine Hand hin. Dieser brauchte einen Moment, bis er verstand und das Blatt in Edens ausgestreckte Handfläche legte.
»Das ist moderne Kunst«, sagte Eden, nachdem er es einen Moment lang betrachtet hatte.
»Aha«, machte Josh, offenbar nicht sicher, was er mit dieser Information anfangen sollte.
»Wer hat Lust auf Nachtisch?« Ihre Mutter stellte eine große Schale Tiramisu auf den Tisch. Effie hatte gar nicht mitbekommen, dass sie aufgestanden war, geschweige denn, dass der Tisch bereits abgeräumt und kleine Schälchen gedeckt worden waren.
»Wäre es für dich in Ordnung, wenn ich es mir ausleihe?«, fragte Eden Josh, der bereits sein Schälchen mit Nachtisch füllte.
Josh runzelte die Stirn, als könnte er sich nicht vorstellen, was Eden damit anfangen wollte. Dann zuckte er mit den Schultern, steckte sich einen großen Löffel Tiramisu in den Mund und sagte: »Klar.«
Später trugen Eden und Josh ihre Sachen hinaus zum Auto. Valentina war bereits gegangen und ihre Eltern und Kathy räumten die Reste des Abendessens auf.
Effie stand im Flur und zog sich ihre weiße Strickjacke über. Sie betrachtete sich im Spiegel, der über der Kommode im Korridor hing.
Die Sonne hatte einen sanften Teint auf ihre Haut gezaubert. Sie sah frisch und erholt aus. Und sie fühlte sich auch so. Ihre blauen Augen glänzten und ihre dunklen Haare hatte sie zu einem Zopf nach oben gebunden.
Bis jetzt war sie noch nicht dazu gekommen, mit Eden allein zu sprechen. Ein merkwürdiges Gefühl überkam sie. Seitdem die anderen Elementare Jork vor einigen Wochen verlassen hatten, hatte sie keinen von ihnen mehr gesehen. Das war auch besser so. Keiner von ihnen sollte erfahren, dass sie der Phönix-Elementar war. Nur was bedeutete es, dass Trixis Magie wieder aktiv wurde? War es nur ein Zufall oder bedeutete es womöglich, dass sie zurückgekehrt waren? Musste sie sich Sorgen machen?
Wieder pulsierte der Stein in der Tasche ihres Rocks. Sie nahm ihn in die Hand und atmete ein paarmal tief ein und wieder aus, wartete, bis die Wärme sich in ihr ausbreitete und sie beruhigte. Aber da war noch etwas anderes. Ein eigenartiges und dennoch angenehmes Kribbeln. Ob der Stein Kontakt mit ihr aufnahm, jetzt da die Verwandlung kurz bevorstand?
Das Mal auf ihrem Rücken hatte sich in den letzten Wochen jedenfalls deutlich verändert. Als sie am Morgen zum letzten Mal nachgesehen hatte, zeichnete sich auf ihrer linken Schulter ein Vogel ab. Eden hatte es stutzig gemacht. Normalerweise zeigte sich das Seelentier erst einige Wochen nach der Verwandlung. Aber vielleicht war es bei ihr anders, weil sie sich sowieso an ihrem 21. Geburtstag verwandeln würde. Ob mit oder ohne Elixier.
Sie seufzte, steckte den Stein zurück in die Tasche und wandte ihrem Spiegelbild den Rücken zu. Ja, sie war so weit. Bereit auszuziehen. Bereit für die Veränderung, die Verwandlung und bereit für das neue Leben, das dort draußen auf sie wartete.
»Du hättest ruhig etwas freundlicher zu Eden sein können«, hörte sie ihre Mutter in der Küche sagen, als sie die Tür öffnete, um sich zu verabschieden.
»Und du etwas skeptischer«, entgegnete ihr Vater. »Wir kennen diesen Kerl überhaupt nicht. Wie alt ist er eigentlich? Und diese ständigen Geschäftsreisen. Das ist doch nichts für Effie. Mit Leon ist es in die Brüche gegangen, als er verreist ist.«
Es war doch immer wieder schön, wenn Eltern darüber debattierten, was gut für einen war und was nicht. Sie seufzte und trat zu ihnen.
Ertappt sah ihre Mutter sie an. Dann lächelte sie.
»Wir fahren jetzt«, sagte Effie mit belegter Stimme.
Mit offenen Armen kam ihre Mutter auf sie zu und umarmte sie fest. »Ist gut, Maus.« Sie drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Du kommst uns aber bald besuchen, ja?«
»Natürlich«, sagte Effie, »ich muss auch noch meine restlichen Sachen holen.«
»Damit kannst du dir doch Zeit lassen«, sagte ihr Vater und umarmte sie ebenfalls.
»Nein, kannst du nicht!«, rief Josh entsetzt, der gerade in die Küche kam. »Ich will so schnell es geht in mein neues Zimmer ziehen.«
Schneller als er reagieren konnte, hatte sie ihm das Basecap vom Kopf genommen und die Haare durchwuschelt. Er beschwerte sich mit einem »Hey!« und holte sich sein Cap zurück.
»Ich hol dich morgen um neun Uhr ab.« Kathy drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Also stell dir den Wecker und sei fertig, wenn ich komme. Meine Einkaufsliste ist lang.«
»Ja, Sir«, sagte sie und salutierte, dass ihre Schwester lachen musste.
»Tut mir leid, ich bin gerade etwas gestresst.«
Jetzt musste Effie lachen. Kathy war doch immer gestresst. Zumindest konnte sie sich nicht erinnern, wann Kathy das letzte Mal entspannt war. Vielleicht änderte sich das ja, wenn sie jetzt anfing zu arbeiten … In einer Anwaltskanzlei … Nein, vermutlich wurde es noch schlimmer. Ganz davon abgesehen, freute sie sich richtig auf den Schwesterntag morgen. Es war Ewigkeiten her, dass sie etwas zu zweit unternommen hatten. Und … sie wusste nicht, wann sie das nächste Mal Zeit dazu haben würden. Alles, was in der Zukunft lag, war gerade so ungewiss.
Augenblicklich beschlich sie Panik. Wieder begann der Stein zu pulsieren und beruhigte sie. Ja, egal, was auch passierte. Es würde schon gut werden.
Auch Eden kam noch einmal herein, um sich zu verabschieden. Er reichte ihrer Mutter die Hand und sagte: »Vielen Dank für das leckere Essen, Marie.«
»Sehr gern.« Die Wangen ihrer Mutter röteten sich leicht. »Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.«
»Ich habe den Salat gemacht«, brummte ihr Vater, als Eden sich ihm zuwandte.
»Der war auch sehr köstlich«, sagte er.
Effie unterdrückte ein Grinsen.
»Passen Sie gut auf meine Tochter auf.« Ihr Vater drückte sie noch einmal.
»Das werde ich, Herr Berger.« Dann drehte er sich zu ihr. »Bist du soweit?«
Noch einmal tief ein- und ausatmen. »Ja.« Sie nickte. Sie war bereit zu gehen.
***
Schweigend liefen sie zu Edens Wagen. Obwohl die Sonne längst untergegangen und es bereits dunkel war, wehte immer noch ein laues Lüftchen. Als Effie die Beifahrertür öffnen wollte, nahm Eden ihre Hand und zog sie zurück zu sich. Er lehnte sich mit dem Rücken an das Auto, legte seine Hände um ihre Hüften und sah sie an. »Dein Vater mag mich nicht besonders«, stellte er fest.
»Ach Quatsch«, sagte sie, traute sich aber nicht, ihm dabei in die Augen zu sehen. Stattdessen strich sie über sein Hemd, spürte seine warme Brust darunter und hielt für einen Moment den Atem an. Dann zog sie ihre Hand wieder zurück. Wenn er ihr so nah war, fiel es ihr schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. »Er braucht einfach ein bisschen Zeit und er muss noch verdauen, dass ich tatsächlich ausziehe.«
»Mein Angebot steht noch. Wenn du möchtest, verändere ich seine Erinnerungen. Er wird sich einfach für dich freuen, dass du endlich ausziehst.«
»Eden!« Sie bedachte ihn mit einem tadelnden Blick. Er wusste genau, dass er nicht in das Gedächtnis ihrer Eltern und Geschwister eingreifen durfte, wenn es nach ihr ging. Und zwar solange sich dies vermeiden ließ.
Edens Lippen umspielte ein Lächeln, aber er sagte nichts mehr dazu. Stattdessen wanderten seine Augen zu ihrem Mund. »Was machen wir, wenn ich mich verwandelt habe?« Bisher hatten sie nur geplant, wie sie sich auf die Verwandlung vorbereiteten. Dass sie bei ihm wohnte, damit niemand etwas merkte. Im Notfall, wenn es mit der Verwandlung zu schlimm wurde, würde sie erzählen, dass sie ein Auslandssemester machte, und zwar ohne Edens Eingriff in die Erinnerungen ihrer Familie.
»Wir werden uns verstecken.«
»Die ganze Zeit?« Sie schaffte es nicht, das Entsetzen in ihrer Stimme zu unterdrücken.
»Ja«, sagte er ernst. »Du darfst die Wohnung erst einmal nicht verlassen. Denk daran, dass du deine Kräfte vermutlich nicht unter Kontrolle haben wirst.«
»Was?« Schockiert klappte ihr der Mund auf.
Eden grinste breit. »Was möchtest du denn machen?«
Erleichtert atmete sie auf. Manchmal war es wirklich schwer herauszufinden, ob er gerade einen Scherz machte oder nicht. »Mh«, überlegte sie. »Wir könnten irgendwohin fahren, wo es schön ist. Dann kommt es mir nicht so vor wie eine Strafe.«
»Eine Strafe?« Er begann zu lachen.
Sie wusste nicht, was daran lustig war. Wochenlang in einer Wohnung zu hocken und nicht raus zu dürfen, fühlte sich bestimmt nicht wie Urlaub an.
Er beugte sich zu ihr herunter. Kurz bevor seine Lippen ihre berührten, hielt er inne. Vorsichtig strich er eine Strähne zur Seite, die ihr der Abendwind ins Gesicht wehte.
Man sollte meinen, dass sie sich allmählich an ihn gewöhnt hätte und ihr Herz nicht mehr zu rasen begann, wenn er sich ihr näherte. Aber dem war nicht so. Und viel schlimmer war, dass sie dies nicht überspielen konnte, weil er jeden ihrer Herzschläge wahrnahm. Er lächelte und kam noch etwas näher. Beinahe berührte er sie. Die Wärme seines Gesichtes streichelte über ihre Wange. Sie hielt den Atem an. Sanft legten sich seine Lippen auf ihre.
Gerade als sie die Augen schließen wollte, um den Kuss zu genießen, sah sie einen Schatten an der immer noch leerstehenden Kaiser-Villa vorbeiflitzen. Sie zuckte zurück und sah genauer hin.
»Was ist los?« Eden runzelte die Stirn.
»Ich weiß nicht genau.« Sie betrachtete die Umgebung. Es war nichts zu sehen. Vielleicht hatte sie es sich eingebildet.
Seitdem die Villa urplötzlich renoviert war, kamen immerzu Interessenten vorbei, um sie sich anzuschauen. Aber bis jetzt war sie noch nicht verkauft worden, soweit Effie wusste. Sie löste sich von ihm und näherte sich der Villa. Alles war ruhig. Vermutlich hatte sie nur einen Vogel fliegen sehen. Oje, wurde sie schon paranoid?
Sie machte kehrt und ging wieder zu Eden. Besorgte Fältchen hatten sich zwischen seinen Augenbrauen gebildet.
»Alles gut.« Sie schlang ihre Arme um seinen Bauch und blickte zu ihm auf. »War wohl nur ein Tier.«
Er musterte sie. Dann griff er in seine Hosentasche und holte das verzauberte Blatt hervor. Fast hatte sie es schon wieder vergessen.
»Wir müssen vorsichtiger sein.« Er sagte nicht, du musst vorsichtiger sein. Auch wenn sie wusste, dass er das meinte. »Je weniger wir auffallen, umso sicherer sind wir. Vor allem sollten andere Menschen nicht von unserer Magie erfahren.«
Ja … Darüber hatte sie nicht nachgedacht, als sie Josh das Blatt geschenkt hatte.
Er ließ es durch seine Finger gleiten, beobachtete, wie es wie flüssiges Gold in seine andere Handfläche floss und steckte es dann wieder zurück.
»Es ist merkwürdig, dass Trixis Kraft bei dem Blatt nun wieder funktioniert. Ich würde ja sagen, es bedeutet, sie ist wieder in der Stadt. Durch ihre Nähe kann es vorkommen, dass Gegenstände, die sie schon einmal mit ihrer Magie belegt hat, wieder aktiviert werden. Aber niemand hat sich bei mir gemeldet.« Jetzt nahm er sein Smartphone in die Hand. Er hielt das Display so, dass auch Effie es sehen konnte. Keine neuen Nachrichten. »Vielleicht hat es auch andere Gründe. Trotzdem … wir müssen vorsichtig sein und vor allem aufmerksam.«
Er seufzte, steckte das Handy weg und legte seine Hände wieder an ihre Hüften. Jedoch wirkte er gedanklich abwesend. Wie so oft … Nur sprach er so selten über das, was ihm durch den Kopf ging. Besorgt war er andauernd, immer um ihre Sicherheit bemüht. Aber was wirklich in ihm vorging, das war ein Mysterium, das Effie noch nicht gelöst hatte. Jedes Mal, wenn sie versuchte herauszufinden, wie er sich gerade fühlte, wich er ihr aus. Er sagte dann so etwas wie: »Alles gut«, stand auf und machte ihnen einen Kaffee oder räumte etwas weg. Aber so schnell würde sie nicht aufgeben. Was das anging, konnte sie geduldig sein.
Sie nahm seine Hand und streifte dabei sein Armband. »Musst du das eigentlich immer tragen?« Es schien ihr wie eine Fessel. Eine Fessel, die ihn an Nathaniel band.
»Es ist nicht so leicht zu entfernen.« Er drehte sein Handgelenk und betrachtete es näher. »Nathaniel hat es an unsere Arme geschweißt, es gibt keinen Verschluss, um es zu öffnen. Und das Material ist verhärteter Stahl. Kaum zu durchtrennen, selbst für einen Elementar. Oder zumindest wäre es mit ziemlich großen Schmerzen verbunden, weil es so eng anliegt.« Er legte den Kopf schräg und dachte kurz nach. »Mit meinem Gift würde es wohl funktionieren. Aber«, er stockte, »dann ist es zerstört. Das würde bedeuten, ich wende mich offiziell von Nathaniel ab. Außerdem ist es immer noch der beste Aufbewahrungsort für das Elixier.«
Plötzlich horchte Eden auf. Ein Auto fuhr in die Siedlung. Im nächsten Moment zog er sie hinunter und sie versteckten sich hinter seinem Wagen.
»Was …«
Er legte ihr einen Finger auf die Lippen.
»Sie hat uns nicht gesehen«, flüsterte Eden. »Schnell«, er öffnete die Beifahrertür. »Steig ein.«
Während sie noch hineinkrabbelte, saß er bereits auf dem Fahrersitz und startete den Wagen. Noch bevor sie die Tür zugezogen hatte, fuhr er los. Sie sparte es sich, ihn darauf hinzuweisen, dass in der Siedlung Schrittgeschwindigkeit vorgegeben war, ebenso auf der Landstraße nur 70 Stundenkilometer erlaubt waren. Erst, als sie sich seiner Wohnung näherten, ihrer neuen Wohnung, drosselte er das Tempo.
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