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An meinem zehnten Geburtstag sagte meine Mutter zu mir: „Du bist zwar vielseitig begabt, aber auf keinem Gebiet ein Genie. Und das ist gut so, denn Genies haben es im Leben schwerer als Begabte. Du wirst es mit einer deiner Begabungen niemals so weit bringen können, dass du davon leben kannst. Du musst einmal einen normalen Beruf erlernen.“
Die Feststellung meiner Mutter, dass ich zwar vielfältig begabt sei, es aber auf keinem Gebiet zum Genie reichen würde, hat mich ein Leben lang bewegt. Ich wollte das nicht glauben und ihr beweisen, dass man auch als Genie mit dem Leben zurechtkommt. Deshalb habe ich auf vielen Gebieten versucht, zu beweisen, dass ich hierin mehr als nur Begabung besitze, dass ich ein Genie bin.
- Aber meine Mutter hat recht behalten.
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– aber aufkeinem Gebiet ein Genie
An meinem zehnten Geburtstag, am 22. August 1948 sagte meine Mutter zu mir: „Du bist zwar vielseitig begabt, aber auf keinem Gebiet ein Genie. Und das ist gut so, denn Genies haben es im Leben schwerer, als Begabte. So gab es beispielsweise einen Kunstmaler, der sich ein Ohr abgeschnitten hat, weil er mit seiner Umwelt nicht klargekommen ist. Vincent van Gogh hieß der. Oder einen Dichter und Musiker, der im Irrenhaus landete. Robert Schumann hieß der. Ich könnte noch viele Dichter, Schauspieler und Künstler aufzählen, die ihrem Leben selbst ein Ende bereitet haben, weil sie damit nicht zurechtgekommen sind. Du wirst es mit einer deiner Begabungen niemals so weit bringen können, dass du davon leben kannst. Du musst einmal einen normalen Beruf erlernen und eine Familie gründen. Viele Genies dagegen tapsten von einem Beziehungsproblem ins andere. Das soll dir im Leben erspart bleiben.“
Die Feststellung meiner Mutter, dass ich zwar vielfältig begabt sei, es aber auf keinem Gebiet zum Genie reichen würde, hat mich ein Leben lang bewegt. Ich wollte das nicht glauben und ihr beweisen, dass man auch als Genie mit dem Leben zurechtkommt. Deshalb habe ich auf vielen Gebieten versucht, zu beweisen, dass ich hierin mehr als nur Begabung besitze, dass ich ein Genie bin.
Kirche in Hartenstein im Erzgebirge
Es begann damit, das ich bereits mit zehn Jahren im Kinderchor unserer Kirchengemeinde mitsang. Und weil ich eine helle Knabenstimme hatte, durfte ich bei den Hochzeitsgottesdiensten in der Kirche das Liebeslied von Paul Flemming „Ein getreues Herze wissen, ist des höchsten Schatzes Preis“ mit Orgelbegleitung zur Erbauung der Hochzeitsgesellschaft singen. – Von da an habe ich bis zum heutigen Tage immer in Chören mitgesungen. Doch es hat nie dazu gereicht, dass man mich meiner Stimme wegen entdeckt hätte, so wie den Sohn des Pastors im Nachbardorf, der ein berühmter Opernsänger geworden ist. Ich dagegen bin Zeit meines Lebens nur ein begabter Chorsänger geblieben.
Auch beim Musizieren mit einem Musikinstrument erging es mir so. Den ersten Musikunterricht mit Notenlernen und auf der Blockflöte erhielt ich mit sieben Jahren. (Hierüber habe ich 2016 in der Kurzgeschichte „Immer wenn ich musiziere, muss ich an Kurt denken“ ausführlich geschrieben.) Mehrere Jahre habe ich mit meiner Blockflöte im Schülerorchester unseres Musiklehrers mitgespielt, das Spielen im Orchester erlernt und so manchen Auftritt des Orchesters in den umliegenden Dörfern miterlebt.
Jahrzehnte später brachte ich mir selbst das Spielen auf der Altflöte, auf der Tenorflöte und auf der Bassflöte bei. Mit der Tenorflöte habe ich sogar mehrere Jahre in einem Flöten-Ensemble mitgespielt. Doch ich bin nie ein Flöten-Virtuose geworden.