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In diesem Buch geht es um Valentina, die Tochter eines Mafiabosses. Nach der Offenbarung ihres Vaters, sie solle einen frauenfeindlichen, aggressiven Mafiaboss heiraten, um das Ansehen der Familie zu verbessern, entsteht ein riesiger Streit im Hause Gravinese. Ihr Vater beschließt kurzer Hand, seine rechte Hand, Saverio als ihren persönlichen Wachhund zu degradieren. Was ihm da aber noch nicht bewusst war: Saverio hat schon seit seinem ersten Arbeitstag ein Auge auf die wunderschöne Valentina geworfen. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Arianna versuchen die drei einen Plan zu schmieden, welcher die Hochzeit verhindert, jedoch bahnt sich zwischen Valentina und Saverio eine Reihe an Gefühlen an, die sie nicht aufhalten können. Durch eine Falle ihres Vaters werden die verliebten entzweit und Valentina wird die Frau von Antonio, welcher sich als gar nicht so böse herausstellt. Eine plötzliche Entführung, Saverios Verschwinden und eine neue Beziehung, mit der keiner gerechnet hat, sorgen für eine spannende Reise. Valentina erfährt, wer sie verraten hat, und schwört Rauche. Wird sie es schaffen, ihrem Pech zu entkommen, oder wird sie an ihrem Schicksal zerbrechen?
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Seitenzahl: 292
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In diesem Buch geht es um jegliche Form von Gewalt, Sex, traumatisierende Schicksalsschläge, Häusliche Gewalt, Mord, übergriffiges Verhalten, Trauer, Vergewaltigung, Freiheitsberaubung und Blut.
Für all die lieben Mädels, die mich in die Dunkelheit begleitet haben. Ich hoffe ihr findet den Weg zurück ins Licht.
Prolog
Kapitel 1 Valentina
Kapitel 2 Saverio
Kapitel 3 Valentina
Kapitel 4 Valentina
Saverio
Kapitel 5 Valentina
Kapitel 6 Valentina
Saverio
Kapitel 7 Valentina
Kapitel 8 Valentina
Kapitel 9 Valentina
Saverio
Valentina
Antonio
Kapitel 10 Valentina
Kapitel 11 Saverio
Kapitel 12 Valentina
Kapitel 13 Saverio
Valentina
Kapitel 14 Saverio
Valentina
Kapitel 15 Saverio
Valentina
Saverio
Valentina
Kapitel 16 Valentina
Kapitel 17 Valentina
Kapitel 18 Valentina
Kapitel 19 Saverio
Valentina
Kapitel 20 Valentina
Kapitel 21 Valentina
Kapitel 22 Arianna
Kapitel 23 Valentina
Kapitel 24 Saverio
Valentina
Saverio
Kapitel 25 Valentina
Kapitel 26 Valentina
Kapitel 27 Saverio
Valentina
Kapitel 28 Valentina
Kapitel 29 Valentina
Epilog 1 Jahr später Valentina
Du gehörst mir. Das tust du schon lange, auch wenn du es vielleicht noch nicht weißt. Bald ist es soweit, dann gibt es nur noch uns. Mich und Dich. Niemand wird es auch nur wagen, in deine Nähe zu kommen, Vita mia. Niemand wird dich mir wegnehmen, eher rollen Köpfe. Auch wenn es die deiner Familie sind. DU GEHÖRST MIR. Ich werde dir die Welt zu Füßen legen, dir jeden Wunsch von den Augen ablesen. Du wirst es lieben genauso wie du mich lieben wirst.
DU MUSST. Denn wie schon gesagt Valentina, du gehörst mir.
Ich glaube, nein ich bin mir sicher! In diesem Haus hat jeder seinen verdammten Verstand verloren. Zu dieser Erkenntnis bin ich gekommen als ich vor zwei Stunden das Gespräch zwischen meinen Eltern belauscht habe. Jetzt sitze ich zusammen mit den Gorillas meines Vaters im Wagen und lasse mich zu meinem Klavierunterricht bringen. Nur blöd das ich diesen nie wahrnehme. Ich hasse es! Keiner außer meiner besten Freundin Arianna und einem der Typen, die sich mit mir im Wagen befinden wissen etwas davon. Wie immer, wenn ich die Musikschule betrete, warte ich ein paar Minuten, bis es sich mein Komplize bequem gemacht hat und verlasse durch die Hintertür das Gebäude.
Eine Straße weiter befindet sich das Universitätsgebäude. Ich liebe es hier zu sein, fernab von meiner Familie, der Gewalt und den Drogen. Hier kann ich mich fühlen wie eine normale 22- jährige, die etwas aus ihrem Leben macht. Jeder der sich auf diesem Gelände befindet weiß wer ich bin. Die Blicke die sie mir zuwerfen haben nach einer gewissen Zeit aufgehört mich zu stören. Wie auch sonst immer gehen meine zwei Kurse viel zu schnell vorbei. Ich laufe gerade zur Tür als der Professor mich aufhält.
»Valentina, würdest du bitte einen kurzen Moment bleiben? Ich würde gerne etwas mit dir besprechen.«
Verwundert setze ich mich auf meinen Platz und warte bis die restlichen Studenten den Saal verlassen haben. Professor Moreno setzt sich auf die Kante seines Schreibtisches und schiebt sich seine etwas zu große Brille in die graumelierten Haare.
»Mein Kind, ich weiß, dass dein Leben nicht gerade das Einfachste ist, aber ich kann wirklich nicht jeden Tag deine Anwesenheit bestätigen. Ich bekomme allmählich Probleme. Vielleicht solltest du dir überlegen einen Online -Kurs zu belegen.«
Nein nein nein, das kann er nicht ernst meinen.
Hier zu sein und an den Kursen teilzunehmen, ist der einzige Funken Normalität, den ich in meinem Leben habe.
»Bitte, das geht nicht. Sie wissen selbst, dass ich wie eine Gefangene in meinem Leben bin. Hier zu sein schenkt mir den kleinen Funken Normalität, den ich so sehr brauche.«
Ich wusste, dass es nicht ewig so weitergehen kann. Kein anderer Student hat das Privileg drei Mal die Woche die Kurse zu besuchen und den Rest des Stoffes mit nach Hause nehmen zu können.
»Ich werde mit dem Dekan sprechen und mein Möglichstes versuchen. Doch versprechen kann ich Dir nichts. So und jetzt geh schon, bevor es Ärger gibt. Wir sehen uns in zwei Tagen wieder.«
Wir greifen gleichzeitig nach unseren Taschen und verlassen den Raum. Ich kann die Enttäuschung, die ich empfinde, nicht in Worte fassen. Wieso? Wieso muss ich denn immer so ein Pech haben? Draußen haben sich wie üblich wieder kleine Grüppchen gebildet. Die Aufteilung der Gruppen ist relativ simpel. Wer hat mehr Geld? Wer bekommt mehr Frauen ins Bett? Wer hat mehr Typen verprügelt. Und um nicht zu vergessen, die ganzen Möchtegern Barbies. Arianna würde diese eingebildeten Weiber mit einem Wimpernschlag auslöschen. Gerade als ich an den Fuckboys vorbeilaufe, höre ich ihren Anführer Enzo.
»Seht ihr diesen Arsch, Jungs? In den würde ich meinen Riesenschwanz auch liebend gerne einmal versenken.«
Arroganter Wichser! Er und sein Verhalten sind einer der Gründe wieso ich kein Interesse an irgendwelchen Männern habe.
»Ein Mann der mit seiner Größe prahlt, hat bekanntlich nichts in der Hose. Jetzt tu mir den Gefallen und rede nie wieder hinter meinem Rücken über mich und schon gar nicht mit mir!«
Ohne mich noch einmal umzudrehen, mache ich mich auf dem Weg zurück zur Musikschule. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich schon 15 Minuten zu spät bin. Verdammt, vier Bodyguards die nach mir suchen kann ich jetzt wirklich nicht gebrauchen.
Anders als erwartet befindet sich nur einer der Männer im Inneren der Schule. Mein Komplize. Ich sollte mich bei ihm bedanken, dass er mich nicht verrät, allerdings bin ich dafür viel zu aufgebracht. Wortlos führt er mich zum Wagen und wir fahren wieder nach Hause. Meine beste Freundin erwartet mich, nach jedem meiner Kurse, im Garten hinter der Villa meiner Familie. Von außen betrachtet, könnte man meinen, in diesem Gebäude wohnt eine Königsfamilie. Steinmauern, große Fenster und Wachen soweit das Auge reicht. All diesen Reichtum kann sich mein Vater nur durch das Leiden anderer leisten.
Ich hasse das alles! Meine Eltern, die Mafia und vor allem hasse ich die Gewalt.
»Was hast du jetzt vor?«
Die Stimme meiner besten Freundin reißt mich aus den Gedanken. Wir sitzen in derselben Position wie immer, wenn wir ein Krisengespräch führen. Arianna lässt ihre langen blonden Locken über die Rückenlehne der Bank hängen und ich sitze im Schneidersitz vor ihr.
»Was denkst du denn? Ich hau ab! Ich werde diesen aggressiven Frauenmörder ganz sicher nicht heiraten. Allianz hin oder her, diese Familie hat genug Geld. Ich werde nicht diejenige sein, die ihnen zu noch mehr verhilft.«
Ich bin so verdammt wütend. Vor allem auf mich selbst. Nie habe ich den Mut aufgebracht mich aus diesem Teufelskreis zu befreien. Arianna hebt den Kopf und sieht mir mit einem bemitleidenden Blick in die Augen.
»Du willst abhauen? Vali, das gesamte Gelände ist umzingelt von Männern, die bis unter die Zähne bewaffnet sind. Du hast keine Chance. Nicht einmal in die Musikschule kannst du alleine gehen, ohne dass du Geleitschutz bekommst und dann denkst du, du kannst einfach so abhauen. Vielleicht solltest du mit ihnen sprechen.«
Sie hat leicht reden, sie ist auch nicht in eine scheiß
Mafia Familie geboren worden. Ariannas Familie ist nur so wohlhabend, weil meine Eltern deren Wein auf der ganzen Welt verkaufen.
Wenigstens ein legales Geschäft. Neben den ganzen Waffen und Drogen, die sonst das Land verlassen. Dennoch muss ich zugeben, dass sie Recht hat. Ich werde niemals weiter als vor die Haustüre kommen.
Auch wenn die Lüge über meine Klavierstunden bis jetzt nicht aufgeflogen ist, würde mein Komplize dessen Name glaube ich Saverio ist, mich niemals gehen lassen. Oder doch? Es fühlt sich zumindest so an, als wäre er auf meiner Seite.
»Hallo, Erde an Valentina, ich rede mit Dir«, unterbricht Arianna meinen Gedankengang und fuchtelt mit ihrer Hand vor meinem Gesicht rum.
»Sorry, was hast du gesagt?«
Ich lasse mich verzweifelt auf die Wiese fallen.
»Ich verstehe Dich. Wirklich, ich will nicht wissen wie es sich anfühlt von den eigenen Eltern verkauft zu werden. Du sollst nur wissen, dass ich immer an deiner Seite bin. Egal was du vor hast. Du hast meine volle Unterstützung.«
Ich weiß, dass sie jedes Wort davon ernst meint. Seit meiner Kindheit ist Arianna der einzige Mensch, auf den ich mich blind verlassen kann. Sie würde einen Spaziergang durch die Hölle machen, nur um mich aus dieser zu befreien.
»Ich werde Dich in nichts hiervon reinziehen, Ari. Du tust schon genug für mich. Nur dank dir kann ich studieren, würdest du nicht die Kosten übernehmen, wäre ich verloren.«
Auch wenn meine Familie in Geld schwimmt und ich selbst ein gut gefülltes Konto habe, wird jede meiner Ausgaben sorgfältig überwacht. Mir wäre es niemals möglich die Gebühren selbst zu übernehmen, ohne dass es ungesehen bleibt. Das Geld, dass meine beste Freundin ausgibt, gebe ich ihr mit dem Verdienst aus dem Verkauf meiner Designer Mode zurück. Auch wenn es länger dauert, ich habe mir geschworen, niemals einem Menschen etwas schuldig zu sein, auch wenn dieser meine beste Freundin ist.
Sie akzeptiert schweigend meine Entscheidung und so sitzen wir still zusammen und genießen einfach die Gegenwart des anderen.
Die Ruhe bleibt nicht von Dauer, denn plötzlich taucht Saverio wie aus dem Nichts heraus auf und stellt sich vor mich. Mit seinen 1,90 Metern verdeckt er mir die letzten Sonnenstrahlen, die durch die dunklen Wolken scheinen.
»Signorina Gravinese, Ihr Vater möchte Sie augenblicklich in seinem Büro sehen.«
Er reicht mir seine Hand, um mir in den Stand zu helfen. Das erste Mal, seit ich ihn kenne, fallen mir seine schönen Augen auf. Smaragde, dass ist das einzige, was mir zu diesem außergewöhnlichen grün einfällt. Als ich begreife für welches Gespräch er mich abholt, kocht die Wut in mir erneut auf und ich setze mich demonstrativ neben Arianna.
»Wieso? Kann das nicht bis heute Abend zum Essen warten?«
Seine schwarzen Haare zerzausen durch den leichten Wind. Augenblicklich sieht er nicht mehr so gefährlich aus.
»Leider nicht. Ich wurde beauftragt Sie direkt zu ihm zu bringen. Er meinte die Angelegenheit bezüglich der Familie Abinante kann nicht warten.«
Mit diesen Worten erinnert er mich daran, was jetzt auf mich zu kommt und wer ich wirklich bin. Ich bin nicht das süße, reiche Mädchen, dass tun und lassen kann was sie will. Nein. Ich bin Valentina Gravinese, Tochter von Filipe und Angela, Erbin des Gravinese Clans und damit vollkommen am Arsch.
Verdammt, deine Augen, sie sind blauer und tiefer als jeder Ozean. Sie nicht nur über einen Bildschirm zu sehen, lässt mich beinahe vergessen zu atmen. Ich weiß, dass deine Lage wirklich beschissen ist, aber keine Sorge. Ich werde nicht zulassen, dass er dich bekommt. Keiner außer mir wird dich bekommen. DU BIST MEIN! Als ich dich wie jedes Mal, wenn ich nicht in deiner Nähe bin, beobachtet habe, konnte ich die Wut die du empfunden hast förmlich in meinem eigenen Körper fühlen. Dank der modernen Technik, konnte ich nicht nur sehen, sondern auch jedes Wort von dem was er gesagt hatte hören. Vor lauter Wut, habe ich einen meiner Bildschirme zerschlagen. Er darf das nicht! Ich würde deinem Vater am liebsten die Eingeweide herausreißen, wirklich, aber ich kann nicht. Noch nicht. Ich weiß, dass meine Methoden, alles über dich zu erfahren, nicht gerade die besten sind. Doch ich kann es momentan nicht ändern. Du würdest es nicht gutheißen, dass weiß ich. Genauso wie du es sicherlich nicht gut heißen würdest, wenn du wüsstest, dass ich nicht nur überall im Gebäude, sondern auch in deinen Zimmern Kameras installiert habe. Ich musste es tun, Vita mia, ich muss dich beschützen. Ich könnte mir niemals verzeihen, wenn dir während deinen Vorlesungen jemand zu nahekommen würde. Weißt du, wie schwer es für mich war, diesem Enzo heute nicht die Zunge herauszuschneiden? Ich musste mich zusammenreißen. Für Dich. Damit du es nicht mit ansehen musst. Aber keine Sorge, damit kommt er nicht durch! Du fragst dich sicher, wieso ich das zulasse, wieso ich dich nicht bei deinem Vater verrate. Aber das ist doch selbsterklärend. Ich tue alles für dich und werde damit nicht aufhören. Du liebst das Studium und somit liebe ich es auch. Auch wenn du mich bis jetzt nie wahrgenommen hast, werde ich dich aus dieser Situation herausholen.
Du läufst hinter mir wie ein kleines Mädchen, dass unbedingt Schutz sucht, einen Halt, einen Anker. Ich kann all das für dich sein. All das und noch mehr.
Wir durchqueren den riesigen Eingangsbereich, der wie alles andere im Haus, sehr elegant und hochwertig eingerichtet ist. Die Wände sind mit Tapeten beklebt die goldene Muster darauf haben. Der Boden ist, wie typisch für solche Familien, aus weißem Marmor. Vereinzelt hängen gestohlene Gemälde von berühmten, toten Künstlern an den Wänden. Ich verstehe nicht wie sie mit so etwas berühmt werden konnten und über Jahrhunderte dafür gefeiert werden können. Die meisten der Bilder sehen aus, als hätte jemand einfach nur verschiedene Farben vermischt und hingeklatscht.
Die Bediensteten rennen wie immer umher, bereiten das Abendessen vor, decken den Tisch, bewässern die Blumen deiner Mutter oder putzen die komischen Skulpturen und das jeden verdammten Tag. In ihrer Haut möchte ich nicht stecken, auch wenn meine Arbeit nicht besser ist. Ich töte für deinen Vater oder beseitige Leichen für ihn. Er vertraut mir, dass ist von Vorteil bei meinem Vorhaben. Seit vier Jahren bin ich nun hier beschäftigt und habe immer nur ein Ziel vor Augen gehabt. Dich. Mit meiner Vorgeschichte hätte mich kein legaler Arbeitgeber genommen, deswegen danke ich deinem Vater Vita mia, er hat mich zu dir geführt. Er hat einem damals 23-jährigen kriminellen Waisen ein Zuhause gegeben. Du weißt das alles nicht, ist auch nicht schlimm, denn jetzt müssen wir erst mal beide unsere Emotionen unter Kontrolle halten und das Gespräch mit deinem Vater durchstehen. Ich werde dich da nicht alleine lassen. Ich bin an deiner Seite. Ich lasse dich nicht im Stich. Niemals. Ich öffne dir die Tür und atme deinen Vanille Duft ein, der dich immer umgibt. Er ist wie meine ganz persönliche Droge.
»Meine wunderschöne Tochter, setz dich.«
Mir entgeht nicht, wie du dich bei der Begrüßung deines Vaters anspannst. Wie gewohnt, stelle ich mich hinter deinen Vater und nehme meine Bodyguard Haltung ein. Du gehorchst und setzt dich auf den Stuhl ihm gegenüber. Brav, ich will nicht wieder dabei zusehen müssen wie er dir weh tut.
Deine Mutter sitzt wie immer weiter hinten im Raum auf der weißen Leder Couch. Wie alles in diesem Haus, ist auch das Büro deines Vater in Weiß- und Goldtönen eingerichtet. Es nervt, dass alles so eintönig ist, völlig überteuert und hässlich.
Wir werden es schöner haben, versprochen.
»Meine Schöne, ich habe ein Anliegen an Dich. Ich möchte dich darum bitten deinem Vater, deiner Familie und dem Clan eine weitere Tür zu öffnen…«
Tu das nicht. Ich kann in deinen Augen sehen, dass du jetzt etwas dummes tun wirst. Der schockierte Blick deiner Mutter spricht für sich. Du hättest sie nicht unterbrechen dürfen.
»Seit wann bist du so freundlich? Wie viele Türen willst du dir denn noch öffnen, Pa? Was brauchst du denn noch? Du hast so viel Geld, so viel Macht und agierst auf der ganzen Welt. Was willst du denn noch alles?«
Vita mia, es ist wirklich nicht gut in diesem Ton mit ihm zu reden. Ich kann noch nichts machen um dich vor ihm zu schützen. Wieso musst du immer so leichtsinnig handeln? Du weißt doch wie impulsiv er ist.
»Valentina, achte darauf, wie du mit mir redest, ich verbitte mir diesen Ton! Ich werde jede Chance nutzen, um an mehr Macht zu kommen. Du wirst das alles irgendwann übernehmen müssen, also solltest du dankbar sein.«
Immer wieder sucht dein Blick den Meinen und ich kann nicht anders als dir mit einem leichten Nicken zu zeigen, dass du nicht alleine bist, ich hoffe du verstehst das.
»Was soll ich für dich tun, Vater?«
Ich sehe den Sturm in deinen Augen, ich sehe wie viel Überwindung es dich kostet, so zu tun als wüsstest du nicht schon längst was er will. Aus dem Augenwinkel sehe ich wie deine Mutter sich erhebt. Sie stellt sich hinter dich. Wie eine liebende Mutter drückt sie dir einen Kuss auf den Kopf.
»Liebes, dein Vater und ich haben vor einiger Zeit einer Allianz zugestimmt. Nun mit Vollendung deines 22. Lebensjahres ist es an der Zeit diese einzugehen. Du wirst in einigen Wochen Antonio Abinante heiraten.«
Ihr Ton ist wie immer liebevoll, auch wenn wir beide wissen, dass es nicht ernst gemeint ist.
»Ich werde ganz bestimmt nicht diesen aggressiven Frauenmörder heiraten, das könnt ihr nicht von mir verlangen.«
Nun fällt deine Maske und ich sehe, dass du kurz davor bist die Kontrolle zu verlieren. Das ist nicht gut, erinnere dich an das letzte Mal als du dich so benommen hast. Vergiss die Konsequenzen nicht, Vita mia.
»Wir können und werden es verlangen! In zwei Tagen ist die Verlobung. Es gibt in diesem Punkt keine Diskussion, Valentina! Du wirst den Namen deiner Familie ehren, hast du das verstanden?«
Dein Vater ist genau so sauer wie du, begehe jetzt bitte keinen Fehler, verdammt, ich kann nicht eingreifen, egal wie sehr ich das will.
»Du bist so verdammt besessen davon immer mehr und mehr Macht zu bekommen, dass du deine Tochter an einen verdammten Frauenmörder verkaufst! Ich hasse Euch! Ich werde das nicht tun, eher sterbe ich. Ihr widert mich so an, dass könnt ihr euch nicht vorstellen. Wie kann man so erbärmlich sein? Gott ihr seid so widerlich, ihr…«
Verdammt, alles in mir gefriert zu Eis, jede einzelne Zelle meines Körpers. Ich kann nichts tun, außer zuzusehen wie dein Vater ausholt und du zu Boden gehst.
»Ich hasse dich, du verdammtes Monster, ICH HASSE DICH!«
Wieder folgt ein Schlag, noch ein Tritt, ein Faustschlag. Okay das reicht. »Don Filipe, wenn sie Valentina so zurichten wird sie nicht zu ihrer eigenen Hochzeit erscheinen können. Es wird Fragen aufwerfen, wenn sie aussieht wie nach einer Kneipenschlägerei!«
Wenn er nicht augenblicklich aufhört dich zu verletzen, vergesse ich mich. Noch ein Tritt, ich löse meine Haltung und greife unauffällig nach meiner Waffe. Mein Blick schweift zu dir, du siehst mich direkt an. Du siehst es, aber sagst nichts. Du würdest mich für dich töten lassen. Das werde ich.
»Du hast recht, schaff mir dieses undankbare Gör aus den Augen und bleib bei ihr.«
Angewidert schaut er dich an, während er mir den Befehl erteilt. Das ist meine Gelegenheit, dich für mich zu gewinnen. Perfekt.
»Du wirst dein Zimmer für deine Verlobung verlassen können, danach wirst du bis zur Hochzeit in deinem Zimmer bleiben. Zusammen mit Saverio und wenn du dich nicht benimmst, wird er dort weiter machen, wo ich jetzt leider aufhören musste.«
Mit diesen Worten lassen dich deine Eltern auf dem Boden liegen und verlassen das Büro. Ich werde dich sicherlich nicht schlagen, egal was du tust. Niemals. »Können Sie aufstehen?«
Ich hasse es, dich so zu sehen. Es kostet mich jeden Funken meiner Beherrschung, dich nicht in die Arme zu nehmen und dich einfach weg zu bringen.
Weg von hier, irgendwohin, wo nur wir beide existieren. Du antwortest nicht, ich höre nur dein leises Schluchzen. Mir vollkommen egal, was das für Konsequenzen haben wird oder was die anderen Männer deines Vaters denken. Ich kann nicht anders. Ich nehme dich auf meine Arme und trage dich aus dem Büro deines Vaters. Gott ist das ein wunderbares Gefühl. Dich so nah an meinem Körper zu spüren.
Mach dir keine Sorgen, ich werde dich hier rausholen, selbst wenn ich deswegen eine Kugel zwischen die Augen bekomme.
Starke Arme heben mich hoch, mein Kopf lehnt an einer muskulösen Brust und meine Tränen sickern in den Stoff seines Hemdes.
Ein hölzerner Duft steigt mir in die Nase. Saverio trägt mich auf Händen, als wäre ich das Kostbarste der Welt.
Er redet mit seiner tiefen Stimme auf mich ein, jedoch verstehe ich kein Wort.
Das Rauschen in meinen Ohren ist so laut, dass ich mich fühle, als wäre ich unter Wasser.
Nur vage nehme ich wahr, dass wir den Flur im Erdgeschoss durchqueren und Saverio mich die Treppen zu meinem Wohnbereich hoch trägt.
Er öffnet die Tür zu meinem Zimmer und lässt mich behutsam aufs Bett sinken.
»Ich werde Ihnen etwas Eis besorgen, ich bin gleich wieder da.«
Mit diesen Worten lässt er mich zurück und ich sinke in meine Kissen.
Ich bin wie erstarrt, mein Zimmer ist eigentlich der einzige Raum dieses Hauses, der sich für mich nach einem Zuhause anfühlt.
Jetzt hat mein Vater es geschafft selbst dieses Gefühl im Keim zu ersticken.
Ich habe im obersten Stock des Hauses eine halbe Etage für mich alleine.
Mein Zimmer besteht aus einem Kingsize Bett, welches in der Mitte des Raumes steht, links und rechts steht jeweils ein Nachttisch.
Rechts von mir hinter dem Türbogen, befindet sich ein kleiner Bereich, der als Wohnzimmer dient.
Eine kleine Couch, ein Fernseher und für die kalten Tage ein Kamin, reichen vollkommen als Einrichtung, wenn man bedenkt, dass der halbe Raum aus Fenstern besteht.
Durch eine Tür gegenüber meines Bettes gelangt man ins Ankleidezimmer.
In diesem Zimmer befindet sich ein Schrank mit doppeltem Boden, in dem ich alle Unterlagen und Order für mein Studium verstecke.
Keiner, wirklich keiner, außer Saverio und Arianna, weiß das ich heimlich studiere und das soll auch so bleiben. Vor allem jetzt. Nachdem ich wieder mal gesehen habe, wie mein Vater sein kann.
Bei dem Gedanken an das, was gerade passiert ist, wird mir übel. Galle steigt mir in die Kehle.
Ich schaffe es kaum auf die Beine und breche direkt auf dem Boden zusammen.
Genau in diesem Moment betritt Saverio mein Schlafzimmer.
»Verdammt! Ist alles okay?«
Er wirft die mitgebrachten Sachen aufs Bett und hilft mir auf die Beine.
»Ich muss ins Bad. Mir ist… Mir…«
Er reagiert blitzschnell und trägt mich in das angrenzende Badezimmer.
Er setzt mich behutsam vor der Toilette ab und hält mir die Haare während ich meinen kompletten Magen entleere.
»Fuck, ist das peinlich.«
Beschämt verdecke ich mein Gesicht mit den Händen. Eins ist sicher, ich kann ihm nie wieder in die Augen schauen ohne vor Scham im Boden zu versinken
»Nichts hiervon braucht Ihnen peinlich sein, Signorina. Wenn sie dann soweit wären, würde ich mich gerne um ihre Wunden kümmern.«
Vorsichtig ziehe ich mich am Waschbecken hoch und betrachte mein Spiegelbild.
An meiner Nase klebt getrocknetes Blut, ein Schnitt über meiner Augenbraue ist deutlich sichtbar.
Dieser stammt sicher von einem der vielen Siegelringe meines Vaters.
Sobald er das Badezimmer verlässt und außer Sichtweite ist, kann ich mein Top nach oben ziehen und meine Rippen begutachten.
Mein gesamter Oberkörper ist voll mit blauen Flecken.
So schlimm hat er mich bisher noch nie zugerichtet.
»Du hattest recht! Ich sehe wirklich so aus, als hätte ich an einer Kneipenschlägerei teilgenommen und haushoch verloren« ,rufe ich in die Richtung meines Zimmers, aus der Saverio gerade wieder kommt.
Er bleibt wie angewurzelt stehen, als er die Hämatome auf meinem Körper bemerkt.
»Fuck, das sieht verdammt übel aus. Ich sollte Sie zu einem Arzt schmuggeln um innere Blutungen ausschließen zu können.«
Sein Blick ist voller Sorge. Verwunderlich, wenn man bedenkt, dass er nur dabeistand und zugesehen hat, statt einzugreifen. Wieso hat er ihn nicht einfach erschossen? Ich habe genau gesehen, dass er nach seiner Waffe gegriffen hat!
»Nein, danke. Ich denke, das ist nicht nötig. Ich brauche nur Schlaf und etwas Ruhe.«
Es scheint nicht den Effekt zu haben, den ich erhofft hatte.
Er atmet tief ein und fährt sich mit der Hand durch seine dichten, schwarzen Haare.
»Bei allem Respekt, ich habe etwas mehr Erfahrungen um zu wissen, dass bei einer inneren Blutung Schlaf nicht hilft. Gegen den Rest ja, aber nicht dafür.«
Ich lasse mich auf den Rand meiner Eckbadewanne sinken und schaue Saverio zu, wie er in meinen Schränken kramt, bis er gefunden hat was er sucht.
Stumm befeuchtet er einen Lappen und sieht mich etwas verlegen an.
»Darf ich? Ich sollte das getrocknete Blut abwaschen.«
Nickend gebe ich die Zustimmung, dass getrocknete Blut von meiner Nase und meinem Auge zu entfernen.
Seine zärtliche Berührung fühlt sich fremd an. Fremd, aber trotzdem schön.
Seine markanten Gesichtszüge werden von einem drei Tage Bart verdeckt, sind jedoch trotzdem zu erkennen.
Seine Nase ist leicht krumm, was möglicherweise auf einen Bruch hindeutet.
Seine Lippen sind für die eines Mannes recht voll und verleihen seinem Gesicht den Rest.
Nach vier Jahren, die er hier bereits arbeitet, ist mir nicht aufgefallen wie verdammt gut dieser Kerl aussieht.
»So, fertig. Ich würde mir gerne Ihre Rippen ansehen, wenn das in Ordnung ist.«
Er wirft den Waschlappen in den Wäschekorb hinter sich und starrt auf mich herunter.
Langsam greift er nach meinem Top und zieht es mir über den Kopf. Er öffnet seine Lippen, um etwas zu sagen, schließt sie aber im nächsten Moment wieder.
Ob es nun an den Verletzungen liegt oder weil ihm gefällt was er sieht, spielt keine Rolle.
Ich schmelze unter seinen Blicken wie ein Stück Butter in der Sonne.
Er lässt mein Top fallen und tastet behutsam über meine Rippen.
Das Gefühl, welches seine Berührungen auslösen, spüre ich am ganzen Körper.
Ich stehe in Flammen, dass erste Mal in meinem Leben berührt mich ein Mann.
Ein Zischen verlässt meine Lippen und ich zucke schmerzerfüllt zusammen.
»Ich vermute stark, dass Ihre Rippen geprellt sind, ein Bruch ist nicht zu spüren. Ich schmiere Ihnen Schmerzsalbe darauf und hole Ihnen ihr Abendessen.«
Er greift zur Ablage neben dem Waschbecken und schnappt sich die Salbe.
Behutsam, als würde ich unter seinen Händen zerbrechen, verteilt er die Creme auf meine Rippen. Wieder fühlen sich seine Berührungen seltsam gut an. Ohne ein Wort zu sagen, räumt er die Salbe weg und verlässt eilig das Zimmer.
Schwer atmend bleibe ich an Ort und Stelle sitzen. Was zum Teufel war das gerade?
Was waren das für Gefühle, die er in mir ausgelöst hat?
Ein vibrieren lässt mich aus meiner Starre erwachen. Meine beste Freundin ruft an.
Tolles Timing.
»Hallo Schatz, ich wollte nur mal hören wie das Gespräch gelaufen ist?«
Ohne zu antworten öffne ich die Videoanruf Funktion und zeige ihr mein Spiegelbild.
»Madonna mia, pack deine Sachen, sofort! Ich hol dich ab!«
Das ist einer der Gründe, wieso ich meine beste Freundin liebe.
Die Wut lässt ihre braunen Augen fast schwarz werden.
»Nein, das ist nicht möglich. Saverio ist die nächsten zwei Wochen mein Mitbewohner.«
Während ich mich anziehe, beobachte ich aus dem Augenwinkel wie sie sich die blonden Haare rauft und wütend hin und her läuft.
»Saverio? Ist das der Typ, der dich vorhin abgeholt hat? Was zum Teufel ist passiert, dass du aussiehst als wärst du aus dem dritten Stock gefallen?«
Sie ist völlig außer sich vor Wut.
Ich beginne ihr alles zu erzählen, bis zu dem Moment als Saverio das Zimmer verlassen hat.
»Vali, ich warne dich, verguck dich bloß nicht in ihn. Das geht voll in die Hose, egal wie er aussieht oder wie sich seine Berührungen anfühlen. Er ist der erste Mann, der die nackte Haut deines Körpers berührt hat. Es ist kein Wunder, dass du so darauf reagierst. Das sieht dir gar nicht ähnlich. Du siehst jetzt nur den Retter in ihm, weil er deinen Vater anscheinend abknallen wollte. Selbst das weißt du nicht sicher, also halt die Beine zusammen und vor allem, schütze dein Herz. Ich klettere morgen Nachmittag wieder zu deinem Fenster hinauf. Lass es offen!«
Ich wusste, dass sie so reagieren wird.
Sie kennt mich am besten. Ich habe mir vor genommen, Jungfrau zu bleiben, bis ich den richtigen Mann gefunden habe.
Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir diesen Vorsatz gesetzt, weil ich wusste, mit meinen Einschränkungen, werde ich keinen Mann kennenlernen können.
Kein Mann, kein Liebeskummer.
Meine Tür wird aufgestoßen.
Saverio kommt mit einem Tablett voller Essen in der Hand herein.
Hinter ihm erscheinen noch zwei weitere Männer. Sie tragen Gepäck und einige Kisten mit Getränken in meinen Wohnbereich.
Bevor jemand der Anwesenden etwas von dem Gespräch mitbekommt, beende ich schnell den Anruf.
»Pass auf das dich keiner sieht, ich liebe dich bis morgen.«
Ohne ihre Antwort abzuwarten lege ich auf. Gespannt schaue ich den Männern dabei zu, wie sie hier umherirren.
»Was wird das hier, wenn es fertig ist?«
Wie auch sonst, hört mir keiner dieser Affen zu. Nachdem die Idioten fertig sind und den Raum verlassen haben, setzt sich Saverio auf die Bettkante und reicht mir das Tablett.
»Sie sollten etwas essen. Schmerzmittel und ein leerer Magen vertragen sich nicht besonders gut.«
Ohne mich anzusehen geht er zu einer der Taschen, nimmt sich frische Kleidung und Hygieneartikel und verschwindet Richtung Badezimmer.
Wow, der fühlt sich ja schnell wie Zuhause.
»Wieso hast du es nicht getan, Saverio?«
Er bleibt stehen, als hätte ich ihm einen Stein an den Kopf geworfen.
Sein Blick ist eisig, das komplette Gegenteil von dem, was vorher in seinen Augen zu sehen war.
»Was meinen Sie, Signorina?«
Er weiß genau wovon ich rede, das kann ich in seinem Blick sehen.
»Hör auf mich zu siezen, ich bin jünger als Du und vor allem bin ich nicht deine Chefin...«
Ich atme kurz durch und platze mit der Tür ins Haus.
»Ich will wissen, wieso du ihn nicht erschossen hast. Wieso hast du nicht eingegriffen? Verdammt, wieso hast du das zugelassen?«
Ohne es zu merken bin ich aufgestanden. Ich schlage ihm wie verrückt gegen seine harte Brust.
Meine Emotionen sind vollkommen am überkochen. Ich weine, schreie und prügle auf den armen Saverio ein. »Schhh, beruhig dich Kleines. Dir passiert nichts.
Ich werde das nicht noch einmal zulassen, versprochen.«
Er flüstert mir beruhigende Worte ins Ohr, streichelt mir über den Rücken.
Ich weiß nicht wann das passiert ist, aber ich sitze wie ein kleines Kind eingerollt auf seinem Schoß und weine.
»Komm, iss etwas, du solltest schlafen. Ich werde es mir nachdem ich unter dir Dusche gehüpft bin, im Wohnzimmer bequem machen. Wenn du etwas brauchen solltest, ruf einfach nach mir, und ich bin da.«
Nickend lasse ich mich von ihm auf das Bett tragen. Auf dem Tablett steht ein Teller gefüllt mit Spaghetti Carbonara und ein Glas Cola.
Saverio schnappt sich die Klamotten, die er während meines Ausbruches hat fallen lassen und verschwindet ins Badezimmer.
Ich kann hören wie er das Wasser einschaltet. Auch wenn ich es nicht will, stelle ich mir vor wie er ohne seinen schwarzen Anzug aussieht.
Was tu ich denn da?
Das müssen die Schmerzmittel sein, ganz sicher.
Hoffentlich.
Trotz der Kopfschmerzen habe ich einen Bärenhunger.
Noch bevor ich höre wie die Dusche abgestellt wird, habe ich den Teller geleert.
Brav, wie er es wollte, habe ich die Schmerzmittel genommen und mich anschließend unter der Decke verkrochen.
Die Müdigkeit überrollt mich und ich falle in einen unruhigen Schlaf.
Ein starkes Rütteln reißt mich aus meinem Alptraum. Starke Hände umschließen meine Arme und bringen mich zurück ins Hier und Jetzt.
»Es war nur ein Traum, Kleines. Alles ist gut, ich bin hier.«
Verschlafen setzt er sich neben mich.
Mit aufgerissenen Augen setze ich mich auf. Orientierungslos schaue ich mich in meinem Zimmer um, es sieht plötzlich alles so fremd aus.
Gerade eben lag ich noch am Boden und wurde von meinem Vater mit Füßen getreten.
Wieder suche ich halt bei dem Mann, von dem ich mich eigentlich fernhalten sollte.
Er streichelt mir über den Rücken. Genau wie vorhin, beruhigt mich diese simple Geste.
Ein Blick aus dem Fenster verrät mir, dass ich nicht lange geschlafen habe. Noch immer ist es mitten in der Nacht.
»Möchtest du etwas zu trinken?«
Sofort macht er sich auf den Weg ins Wohnzimmer und nimmt aus einer der Kisten eine Flasche Wasser heraus.
Ich nehme ihm die Flasche dankend ab und gönne mir einen großen Schluck.
»Danke. Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht bespringen, vor allem nicht gleich zwei Mal.«
Entschuldigend lächle ich ihn an, dieses Grinsen jedoch verblasst sofort.
Er trägt kein Shirt.
Er ist verdammt nochmal Oberkörperfrei.
Meine Libido verliert vollkommen die Kontrolle.
In meinem Unterleib beginnt es leicht zu kribbeln.
Sein gesamter Oberkörper ist voller Tattoos.
Totenköpfe, Rosen, Zahlen und Schriftzüge verzieren seine Haut.
Ich kann gar nicht aufhören, dieses Kunstwerk anzustarren.
»Gefallen sie Dir?«
Verdammt, er hat mich beim Starren erwischt.
»J…a.. sie eh... sind schön.«
Meine Antwort kommt mir nur stotternd über die Lippen.
Ich habe zuvor nie einen Mann so leicht bekleidet gesehen.
Mein Leben lang durfte ich nie ins Schwimmbad.
So blieben mir diese Erfahrungen erspart. »Schlaf jetzt, ich muss morgen früh zu deinem Vater. Ich werde wahrscheinlich schon weg sein, wenn du aufwachst. Ich werde nicht lange brauchen.«
Er bewegt sich in Richtung seines Schlafplatzes. Bevor er außer Reichweite ist greife ich nach seiner Hand.
»Kannst du..«
Als hätte ich mich verbrannt, lasse ich ihn los.
Er ist immer noch er.
Nicht mein Retter.
Nicht der Typ den ich im Park kennengelernt habe!
Er ist verboten! Red Flag!
»Kann ich was tun? Rede mit mir!«
Er nimmt mein Kinn zwischen seine Finger und bringt mich dazu ihn anzusehen.
Sein Blick ist liebevoll, so warm und ehrlich.
So verwirrend das Ganze auch sein mag, seine Stimme ist wie Balsam für meine Seele.
Ich kann mir nicht erklären wieso, doch in seiner Nähe fühle ich mich sicher und geborgen.
Auch wenn ich weiß, dass ich es nicht sollte, genieße ich es, von ihm auf diese Art berührt zu werden. Irgendetwas an ihm zieht mich magisch an, es ist nicht nur sein Äußeres, was mich beeindruckt.
Es ist seine ganze Art mir gegenüber.
Für einen kurzen Moment hat er mich meine Albträume vergessen lassen.
Das hat bisher noch keiner geschafft.
Ich kann gar nicht anders, als die Worte die mir im Kopf herumschwirren auszusprechen.
»Kannst du bei mir schlafen? Also hier, in meinem Bett.«
Er kann die Verwunderung in seinen Augen nicht verbergen. Dennoch legt er sich wortlos zu mir.
Mit gewissem Abstand liegen wir schweigend Rücken an Rücken nebeneinander.
Ich kann deinen hektischen Atem hören.
Verdammt, du bist mir so nahe, dass ich sogar dein Herz schlagen hören kann.
Ich hätte niemals für möglich gehalten, dass dich die Macht deiner Träume so in meine Nähe bringt. Das hier ist richtig.
Wir sind richtig.
Du kannst dir beim besten Willen nicht vorstellen, wie viel Selbstbeherrschung es mich gekostet hat, deine nackte Haut zu berühren.
In meinem Kopf habe ich dich längst gegen die Badezimmerfliesen gefickt.
Mir ist klar, dass das unmöglich ist, denn ich möchte dich nicht verschrecken.
Ich will es richtig machen, auch wenn das heißt, dass ich enthaltsam leben muss.
Du solltest mit deinen Aussagen vorsichtig sein. Weißt du denn nicht, dass Wände Ohren haben?
Das ich alles höre, was du sagst?
Du findest mich heiß.
Das waren die Worte an deine Freundin, ich bekomme sie gar nicht aus dem Kopf.
»Saverio?«
Deine süße Stimme reißt mich aus meinen wirren Gedanken. Ich liebe es, wie du meinen Namen sagst. Ich kann den Tag kaum erwarten, an dem ich dich meinen Namen schreien höre.