Vom Glück der Verbundenheit - Ruth K. Westheimer - E-Book

Vom Glück der Verbundenheit E-Book

Ruth K. Westheimer

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Beschreibung

»Nehmt meine Geschichte als Leitlicht, bis Ihr Euer eigenes in Euch entdeckt.« - Dr. Ruth K. Westheimer

Einsamkeit ist das größte Gesundheitsrisiko unserer Zeit. Sie macht uns krank an Leib und Seele. Ein Phänomen, das für die lebensfrohe Dr. Ruth K. Westheimer kaum zu ertragen war. Als Dr. Ruth sorgte sie jahrzehntelang dafür, dass Millionen Menschen ein befriedigendes Sexualleben führen. Mit diesem kurz vor ihrem Tod abgeschlossenen Buch möchte sie Menschen, die unfreiwillig einsam sind, dabei helfen, neue Freunde und Lebensfreude zu gewinnen!
Die Holocaust-Überlebende berichtet von bedrückenden eigenen Einsamkeitserfahrungen und zeigt, wie Menschen durch verhaltenstherapeutische Strategien wieder zu einem erfüllendes Sozialleben finden.

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Seitenzahl: 191

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Zum Buch:

Einsamkeit ist das größte Gesundheitsrisiko unserer Zeit. Sie macht uns krank an Leib und Seele. Ein Phänomen, das für die lebensfrohe Dr. Ruth K. Westheimer kaum zu ertragen war. Als Dr. Ruth sorgte sie jahrzehntelang dafür, dass Millionen Menschen ein befriedigendes Sexualleben führen. Mit diesem kurz vor ihrem Tod abgeschlossenen Buch möchte die 96-Jährige Menschen, die unfreiwillig einsam sind, dabei helfen, neue Freunde und Freude am Leben zu gewinnen!

Die Holocaust-Überlebende berichtet von bedrückenden eigenen Einsamkeitserfahrungen und zeigt, wie sich Menschen mithilfe verhaltenstherapeutischer Strategien wieder ein Sozialleben aufbauen können. Sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen, ist nicht leicht, aber es wird leichter mit den Handreichungen von Dr. Ruth.

Zu den Autoren:

Dr. Ruth K. Westheimer, auch bekannt als Dr. Ruth, war nicht nur Amerikas bekannteste Sexualtherapeutin, sondern auch die erste Einsamkeitsbeauftragte des Bundesstaats New York. Im Lauf ihrer über 40-jährigen Karriere verfasste sie 46 Bücher und unterrichtete an den renommiertesten Universitäten der USA. Ruth Westheimer wurde 1928 in Wiesenfeld bei Würzburg geboren und überlebte den Holocaust, weil sie im Alter von zehn Jahren mit einem Kindertransport in die Schweiz kam. Ihre Familie wurde von den Nazis ermordet. Bis zu ihrem Tod am 12. Juli 2024 lebte Ruth K. Westheimer in New York. Sie hinterlässt zwei Kinder und vier Enkel. Vom Glück der Verbundenheit ist ihr literarisches Vermächtnis.

Allison Gilbert ist eine preisgekrönte Journalistin und Autorin, die unter anderem drei Emmy-Awards gewonnen hat.

Pierre A. Lehu ist Publizist, Agent und Autor. Zusammen mit Dr. Ruth K. Westheimer hat er mittlerweile 22 Bücher verfasst.

Dr. Ruth K.

Westheimer

Allison Gilbert & Pierre Lehu

Vom

Glück

der

Verbundenheit

100 Wege

aus der Einsamkeit

Erkenntnisse aus

meinen ersten 96 Jahren

Aus dem Englischen von Ulrike Strerath-Bolz

Die Originalausgabe erschien 2024 unter dem Titel The Joy of Connections bei Rodale Books, an imprint of Random House, a division of Penguin Random House LLC, New York.

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter www.dnb.de abrufbar.

Aus dem Englischen von Ulrike Strerath-Bolz

© 2024 by The Estate of Dr. Ruth K. Westheimer,

Allison Gilbert and Pierre Lehu

© der deutschsprachigen Ausgabe 2024 Ariston Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Alle Rechte vorbehalten

Redaktion: Jürgen Bolz

Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung eines Motivs von Shutterstock (Bibadash) und eines Fotos von © Austin Hargrave/Hulu

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN: 978-3-641-32583-1V001

Für Miriam, Joel und ihre Familien – RW

Für Mark, Jake und Lexi – AG

Für Joanne – PL

Nicht gut ist, dass der Mensch allein sei. (1. Mose 2,18)

Inhalt

Einleitung

Dr. Ruths Speiseplan für mehr Verbundenheit

Das Ich

Familie

Freunde und Geliebte

Community

Technologie

Der Monatskalender – einmal durch das Jahr

Ein Gespräch mit U.S. Surgeon General Dr. Vivek Murthy

Quellen und wichtige Adressen

Dr. Ruth K. Westheimer – wichtige Lebensdaten

Dank

Einleitung

Wenn wir von Einsamkeit reden, geht es um die Qualität von Verbindungen in Ihrem Leben, nicht um die Quantität.

Anders als das Alleinsein, das durchaus angestrebt werden und friedvoll sein kann, entsteht Einsamkeit aus einem Gefühl sozialer Isolation. Sie können von morgens bis abends von Menschen umgeben sein, doch wenn Sie das Gefühl haben, unsichtbar und bedeutungslos zu sein, werden Sie sich wahrscheinlich einsam fühlen. Ähnlich verhält es sich, wenn Sie glauben, dass Sie niemanden haben, den Sie im Notfall anrufen können oder der Ihre Blumen gießt, solange Sie in Urlaub fahren. Auch dann fühlen Sie sich möglicherweise sehr verlassen und isoliert.

Einsamkeit tut deshalb so weh, weil Menschen von Natur aus soziale Wesen sind und weil unsere Gesundheit von Beziehungen abhängt. Wenn wir einsam sind, kann das gravierende gesundheitliche Folgen haben. Einsamkeit wird mit einem erhöhten Risiko für Schlaganfall, Verwirrtheit und Gedächtnisverlust sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht. Sie kann Ihre Lebensdauer ebenso sehr verkürzen, wie wenn Sie fünfzehn Zigaretten am Tag rauchen, und sie kann schädlicher sein als ein bewegungsarmer Lebensstil und deutliches Übergewicht.

Doch Einsamkeit ist subjektiv. Sie ist ein Gefühl. Und weil sie ein Gefühl ist, können wie einiges tun, um sie zu lindern.

Sie können selbst die Entscheidung treffen, nicht mehr einsam zu sein. Sie können Beziehungen anstreben und pflegen, die dafür sorgen, dass Sie sich als etwas Besonderes und als wertgeschätzt empfinden. Ich möchte, dass Sie das wissen: Es ist möglich, einen erfüllenderen, reicheren Weg einzuschlagen, und zwar jetzt.

Ich weiß das aus der Erfahrung meines eigenen Lebens und meiner Arbeit heraus. Und genau deshalb kann ich selbst in meinem Alter von 96 Jahren nicht faul herumsitzen und zusehen, wenn so viele Menschen leiden. Wenn Sie im Sumpf der Einsamkeit feststecken, haben Sie vielleicht das Gefühl, Sie könnten da unmöglich wieder herauskommen. Nehmen Sie meine Hand, dann kann ich Sie aus der Murke ziehen.

Als die Gouverneurin von New York State, Kathy Hochul, mich zur ersten Ambassador to Loneliness in der Geschichte der Vereinigten Staaten ernannte, hätte sie auch jemanden mit besserer Qualifikation finden können. Denn die Einsamkeit war mein ganzes Leben lang mein Bettgefährte.

Ich habe Einsamkeit erlebt, als ich im Alter von zehn Jahren von meiner Familie getrennt wurde, flüchten musste und meine Eltern und Großeltern nie wiedersah. Ich kenne die Einsamkeit, die Krankheit und Behinderungen mit sich bringen; jene Einsamkeit, die über einem zusammenschlägt, wenn der Körper von einem Schrapnell getroffen wurde und man bei einem Bombenangriff schwer verletzt wird, einen Teil seines Fußes verliert und nicht daran zweifelt, dass man jetzt gleich sterben wird. Und ich habe auch die Einsamkeit kennengelernt, anders zu sein und zu wissen, dass man daran nichts ändern kann. Meine geringe Körpergröße von knapp einem Meter vierzig war in Late-Night-Shows immer eine Pointe wert, und mit Sicherheit hat sie mir beruflich geholfen, da ich kleiner war als fast alle anderen. Doch sie isoliert mich auch zutiefst von anderen Menschen. Oft habe ich gedacht, dass mich kein Mann jemals begehren würde und dass ich nie heiraten würde. Doch ich habe geheiratet, sogar drei Mal. Die ersten beiden Ehen wurden irgendwann geschieden, aber die dritte mit Fred Westheimer hat 35 Jahre überdauert, bis er starb. Er war meine große Liebe.

Ich verrate Ihnen ein Geheimnis: Meine persönlichen Erfahrungen mit Einsamkeit sind nicht der einzige Grund, warum ich zum Ambassador to Loneliness ernannt wurde. Tatsächlich hatte ich regelrecht Wahlkampf betrieben. Ich wollte diese Rolle haben, weil ich wusste, dass mein Hintergrund als Sextherapeutin mich in einzigartiger Weise dafür qualifizierte, anderen Menschen beim Überwinden ihrer Einsamkeit zu helfen. Sexuelle Dysfunktion und Einsamkeit sind beide gleichermaßen stigmatisierend. Niemand gibt gern zu, dass er Schwierigkeiten im Bett hat. Und niemand freut sich, wenn er gestehen muss, dass er zu wenige verlässliche Freunde hat. Die beiden Probleme sind durch die Scham miteinander verbunden. Und ich wollte anderen Menschen immer helfen, die Scham zu überwinden. Denken Sie mal an die 1980er Jahre, an die vollkommen vermeidbaren Demütigungen, die schwule Menschen während der Aids-Krise erlebten. Auch deshalb habe ich immer so offen über Homosexualität gesprochen und alle Ausdrucksformen der Liebe willkommen geheißen. Während der damaligen Epidemie habe ich mir große Mühe gegeben, das Reden über Sex und Zusammengehörigkeit zu verändern. Auch deshalb weiß ich: Wir müssen offen über Einsamkeit reden, ohne Scham und ohne Beschönigung, damit die Menschen, die darunter leiden, zu wenige Verbindungen zu anderen zu haben, sich weniger allein fühlen.

Heute ist Einsamkeit eine weithin bekannte Epidemie. Es gibt wissenschaftliche Studien und Bücher dazu, und auch die Medien beschäftigen sich mit dem riesigen Ausmaß dieses Problems. Ich begrüße und beglückwünsche alle, die diese Arbeit leisten. Doch wie schon erwähnt: Ich habe eine andere und meines Erachtens sehr notwendige Perspektive zu bieten. Dies ist kein Buch darüber, wie unsere Gesellschaft an einen so schmerzhaften und gefährlichen Punkt gekommen ist. Hier soll auch nicht über die staatlichen Bemühungen gesprochen werden, die Krise zu überwinden (obwohl U.S. Surgeon General Dr. Vivek Murthy einige wichtige Strategien beschreibt, mit deren Hilfe man sich stärker sozial verbunden fühlen kann).

Ich bin meiner Ausbildung nach Verhaltenstherapeutin. Im Umgang mit meinen Klienten bin ich nie lange in ihre Vergangenheit eingetaucht und habe auch nie versucht, die Wurzel ihrer sexuellen Probleme zu finden. Das überlasse ich Psychologen und Psychiatern. Meine Arbeit war wesentlich direkter und schneller. Ich half einfach allen, die zu mir kamen – oder mir im Radio zuhörten beziehungsweise mich im Fernsehen sahen –, besseren Sex zu haben, indem sie ihr Verhalten in Bezug auf Sex veränderten. Und genauso gehe ich in diesem Buch vor. Wenn Sie einsam sind, brauchen Sie praktischen Rat, um diese Geißel zu besiegen. Und diesen Rat bekommen Sie von mir.

Dieses Buch bietet Ihnen einen direkten Weg aus der Einsamkeit hinaus an. Einhundert konkrete Ideen und Gelegenheiten, mit denen Sie sofort etwas anfangen können. Meine Ratschläge beruhen auf Taktiken, die ich selbst und in meiner Praxis benutzt habe, auch mit Menschen, die sehr einsam waren. Außerdem beziehe ich mich auf die Lehren des Organisationspsychologen und Wharton-Professors Adam Grant; der Gründungsdirektorin der MIT Initiative on Technology and Self, Sherry Turkle; und der Bestsellerautorin und Podcasterin Gretchen Rubin (Happier) sowie einiger anderer Personen.

Doch ich will Ihnen nicht nur Ratschläge geben. Ich werde mein Bestes tun, um Sie dazu zu bringen, meine Ratschläge auch anzunehmen.

Ich bin Ihr Cheerleader, Ihr Coach und Ihr Drill Sergeant, alles in einem. Und wer mich kennt, weiß ohnehin: Wenn ich etwas will, dann will ich es sofort, am liebsten schon gestern. Selbstverständlich gibt es Dinge, auf die man warten muss, doch ich habe in meinem Leben immer wieder eines festgestellt: Geduldiges Warten heißt nur allzu oft, dass man nicht bekommt, was man sich wünscht. Und da es nun mal ein gewisses Maß an Chuzpe braucht, um in dieser Welt zurechtzukommen, müssen wir auch mit einer gewissen Chuzpe an das Problem Einsamkeit herangehen. Denn Einsamkeit ist zwar eine schreckliche Sache, das weiß ich so gut wie jeder andere. Doch sie lässt sich auch besiegen. Ich würde niemals behaupten, dass das einfach ist, aber ich bin felsenfest davon überzeugt, dass es möglich ist.

Dr. Ruths Speiseplan für mehr Verbundenheit

Kennen Sie den bunten Teller, den das U.S. Department of Agriculture benutzt, um uns zu erklären, welche Lebensmittel zu einem gesunden Lebensstil gehören? Einen ähnlichen Ansatz verfolgt mein Speiseplan für mehr Verbundenheit, denn er stellt die Bereiche unseres Lebens dar, die am meisten Sorgfalt und Aufmerksamkeit brauchen, damit wir bedeutsame Beziehungen aufbauen und pflegen können. Diesen einfachen Rahmen habe ich entwickelt, um Jahrzehnte wissenschaftlicher Forschung über den Zusammenhang von Verbundenheit und Glück in Ratschläge zu übersetzen, die Sie jetzt sofort anwenden können.

Statt Früchten, Getreide, Gemüse, Eiweiß und kleinen Portionen von Milchprodukten sind es bei mir einhundert ermächtigende Ideen und Strategien, von denen ich 88 in fünf Kategorien eingeteilt habe: »Das Ich«, »Familie«, »Freunde und Geliebte«, »Gemeinschaft« und eine kleine Portion »Technologie«. Jede dieser Kategorien stellt ein unverzichtbares Element unseres Speiseplans dar. Die noch übrigen zwölf Strategien finden Sie im »Monatskalender«. Sie beziehen sich auf bestimmte Zeiten im Jahr mit besonderen Gelegenheiten, um Freude und Beziehungen aufzubauen.

Zu Beginn jedes Kapitels werde ich einen Bestandteil des Speiseplans erklären. Doch ich weise gleich hier auf einen wichtigen Umstand hin: Das größte Stück, das mit den meisten Möglichkeiten, ist mit »Ich« bezeichnet. Wenn Sie mit Einsamkeit zu kämpfen haben und bereit sind, positive Veränderungen in Ihrem Umgang mit anderen Menschen zuzulassen, müssen Sie erst einmal bestimmen, was an Ihrer Weltsicht oder Ihrem Verhalten dafür gesorgt hat, dass Sie sich in sich selbst zurückgezogen haben oder andere Menschen ablehnen. Diese Bestimmung ist nicht einfach, doch die Chance, dass Ihre Beziehungen aufblühen, ist wesentlich größer, wenn Sie sich diese Mühe machen.

Einsamkeit ist eine individuelle Erfahrung, und mir ist klar, dass nicht jede einzelne Seite in diesem Buch etwas in Ihnen zum Klingen bringt. Was für Sie ganz selbstverständlich ist, kann für andere erhellend und lebensverändernd sein. Einige Konzepte sprechen Menschen an, die Hilfe brauchen, um Verbindungen überhaupt zu finden und herzustellen. Andere sind für Individuen gemacht, die bereits über Verbindungen verfügen, aber Hilfe brauchen, um sie zu vertiefen. Ich hoffe einfach, dass Sie das mitnehmen, was Sie brauchen, und Ihre Beziehungen auf der Grundlage unseres Speiseplans verwandeln.

Also: An die Arbeit! 

Das Ich

Es mag Ihnen so vorkommen, als wären alle anderen um Sie herum ganz erfüllt von ihren Beziehungen. Doch die Wahrheit ist: Die meisten Menschen erleben an irgendeinem Punkt in ihrem Leben Einsamkeit. Machen Sie sich das klar. Höchstwahrscheinlich hat jede Person, die Sie kennen, alle Menschen in Ihrer Nachbarschaft, jeder, dem Sie auf der Straße begegnen, den Schmerz der Einsamkeit schon gespürt. Eine kürzlich ausgewertete Meta-Gallup-Studie zeigt, dass fast ein Viertel aller Erwachsenen weltweit – befragt wurden mehr als eine Milliarde Menschen – sich nicht vollständig verbunden mit anderen fühlt.

Seit Dr. Vivek Murthy, der Leiter des staatlichen Gesundheitswesens in den USA, die Einsamkeit zur Epidemie erklärt hat, gibt es jede Menge Aktivitäten, die Menschen helfen sollen, sich weniger allein zu fühlen. Per Gesetz richtete der Kongress das Office of Social Collection Policy ein, das den Präsidenten beraten soll. Die Weltgesundheitsorganisation hat eine eigene Kommission für soziale Verbundenheit ins Leben gerufen. Bürgermeisterinnen und Bürgermeister quer durch die Vereinigten Staaten fordern finanzielle Mittel, um mehr Programme zur Förderung der mentalen Gesundheit in ihren Kommunen unterstützen zu können und entsprechende Stellen zu schaffen. Und die Gouverneurin des US-Bundesstaates New York, Kathy Hochul, hat mich, wie schon erwähnt, zum Ambassador to Loneliness ernannt.

Ich habe meine Familie im Holocaust verloren und mich aus diesem Grund entsetzlich einsam gefühlt. Zwar habe ich selbst irgendwann eine klassische Familie gegründet und einen Lebenspartner gefunden, zwar habe ich Kinder und Enkelkinder, doch ich habe immer danach gestrebt, eine größere »Wahlfamilie« um mich zu scharen. Diese Bindungen habe ich mit großer Zielstrebigkeit ausgewählt, ich habe mir große Mühe gegeben, diese Freunde zu finden und untereinander zu verbinden. Und indem ich das tat, wurde ich weniger einsam.

Doch es war schwer, an diesen Punkt zu gelangen. Ich bin in einem Waisenhaus aufgewachsen und war jede Minute des Tages mit anderen Kindern zusammen. Es gab überhaupt keine Privatsphäre. Und doch gestand ich am 12. Juli 1945 meinem Tagebuch:

Mehr als alles andere, sehne ich mich nach einem Freund.

Und am nächsten Tag schrieb ich:

Ich lebe mit 150 Menschen zusammen – und bin allein.

Heute weiß ich etwas, was mein damaliges siebzehnjähriges Ich noch nicht verstand: Einsamkeit hat nichts mit der Zahl der Menschen zu tun, die uns umgeben. Wenn wir nicht vollständig verbunden sind, wenn unsere Interaktionen keine Substanz besitzen, werden wir uns wahrscheinlich unbedeutend und ungesehen fühlen. Doch Sie können die Einsamkeit in die Knie zwingen. Ich habe es selbst erfahren: Einsamkeit ist keine tödliche Krankheit, sondern heilbar.

Nach meiner Ansicht liegt der Schlüssel, den Sie brauchen, um Ihr Leben von der Einsamkeit zu befreien, in Ihnen selbst. Als Therapeutin habe ich vielen Klientinnen und Klienten gegenübergesessen, die sehr reale Härten und Behinderungen erlebten, und ich habe den meisten von ihnen helfen können. Doch ich konnte die Veränderungen, die sie brauchten, nicht an ihrer Stelle vornehmen, ich konnte die Ratsuchenden nur anleiten. Therapeuten sind Experten im Ratgeben. Doch das Handeln ist Sache des Individuums, das einen neuen Weg sucht.

Allerdings bereitet eine Veränderung von Verhaltensmustern echte Mühe. Genau deshalb nimmt die Kategorie »Ich« den meisten Platz auf meinem Speiseplan ein. Sie müssen auf Ihre Gedanken, Gefühle und Taten achten, denn sie sind es, die Sie von den Verbindungen fernhalten, die Sie sich am meisten wünschen. Selbsterkenntnis führt zu Bewältigungsstrategien und Lösungen, baut Ihre Selbstachtung und Ihr Selbstvertrauen auf und erleichtert die Kommunikation mit anderen. Das brauchen Sie, um gesunde Beziehungen zu pflegen und aufrechtzuerhalten. Reflexion hilft Ihnen, Bereiche zu identifizieren, in denen Verbesserung nötig ist, und Ihrem Ziel entgegenzugehen.

Konzentrieren wir also zu Beginn unsere Aufmerksamkeit auf den wahrscheinlich schwierigsten und unangenehmsten Punkt – den Punkt, wo der Erfolg ganz in Ihrer Hand liegt: bei Ihnen selbst. Der erste Schritt, um ein Problem zu beheben, besteht darin, zuzugeben, dass es existiert. Wenn Sie unter Einsamkeit leiden, gibt es eine hervorragende Art, sich diesem Problem im wahrsten Sinne des Wortes zu stellen. Stellen Sie sich vor einen Spiegel und sprechen Sie es laut aus. Vielleicht kommen Sie sich dabei albern vor, vielleicht müssen Sie auch weinen, doch erst, wenn Sie das Problem offengelegt haben, wird es Ihnen gelingen, die notwendigen Veränderungen vorzunehmen, um weniger einsam zu sein. Dass Sie dieses Buch lesen, beweist mir, dass Sie wissen, was Ihnen Schmerzen bereitet, und offen für Lösungen sind. Ich zweifle nicht daran, dass Sie auf dem besten Wege sind, genau die Verbindungen herzustellen, die Sie sich so sehr wünschen!

Ich habe in meinem Leben vor vielen schwierigen Herausforderungen gestanden – das werden Sie noch sehen, wenn Sie weiterlesen. Bei einem Besuch in Paris, wo ich in den frühen 1950er Jahren an der Sorbonne Psychologie studiert habe, sah ich in einem Geschäft ein leuchtend rotes Werbeschild, das mir sofort ins Auge sprang. Darauf stand in strahlend goldener Schrift auf Englisch: »It CAN be done«. Ich habe das Schild nicht gekauft, der Ladenbesitzer hat es mir später geschenkt und zugeschickt. Er hatte bemerkt, wie sehr ich es bewunderte. Das Schild ist nun schon seit mehr als vierzig Jahren mein Schatz. Immer, wenn ich den Mut verliere, schaue ich es an.

Wo liegt der Unterschied zwischen der innerlichen Klage darüber, dass Sie einsam sind, und dem lauten Aussprechen? Als langjährige Therapeutin kann ich Ihnen versichern, dass bei allen meinen Klienten die Heilung in dem Moment begann, wo sie zugaben, dass sie ein Problem hatten. Der Weg, der vor Ihnen liegt, wird schwierig sein, aber gehen Sie weiter. Sie nähern sich dem Punkt, an dem Sie sich weniger allein und isoliert fühlen. It CAN be done.

Schließen Sie Frieden mit sich selbst

Sie werden nur dann gesunde Beziehungen führen können, wenn Sie sich erst einmal selbst lieben. Kein Freund, kein Sexualpartner kann die emotionale Schwerstarbeit für Sie tun. Außerdem (und das ist noch schlimmer) kann es sein, dass Sie Mauern um sich herum bauen, so hoch, dass Sie jeden anderen Menschen daran hindern, sie zu überwinden.

Ich schlage Ihnen keine Gehirnwäsche vor, die Ihnen suggeriert, Sie seien ein wunderschönes Model, wenn das nicht auf Sie zutrifft. Ich verlange auch nicht von Ihnen, körperliche oder mentale Behinderungen zu ignorieren, die Ihr Leben schwierig machen. Sie sollen Härten nicht einfach wegschieben. Ich rate Ihnen nur, Schritt für Schritt zu akzeptieren, was an Ihnen anders ist als an anderen Menschen. Erst dann können Sie anfangen, Beziehungen aufzubauen. Damit Ihnen das gelingt – ja, ich weiß, dass ich als lebenslange Therapeutin hier voreingenommen bin –, sollten Sie in Erwägung ziehen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Während ich dies schreibe, liebe ich mich tatsächlich selbst, doch es hat lange gedauert, bis ich mich selbst annehmen konnte. Mit siebzehn Jahren, 1945, begann ich mit dem Tagebuch, aus dem ich vorhin zitiert habe. Damals war ich außerordentlich einsam, nicht zuletzt deshalb, weil ich mich absolut unattraktiv fühlte. Ich bin so klein, dumm und hässlich, grübelte ich. Wenn ich eine normale Größe hätte, wäre alles, alles viel einfacher. Ich war aber nun mal nur einen Meter vierzig groß und damit so weit von der Normalität entfernt, dass es mich viele Jahre später regelrecht schockierte, herauszufinden, dass ich schwanger werden konnte. Bis dahin hatte ich gedacht, es wäre mir biologisch unmöglich, ein Kind zu bekommen. (Mit zwei Kindern und inzwischen vier Enkelkindern bin ich bis heute überglücklich, dass meine Furcht unbegründet war.)

Sollten Sie mit einer Behinderung zu kämpfen haben, wird es Ihnen leichter fallen, sich selbst zu lieben, wenn Sie die gesellschaftlichen Hindernisse erkennen, die es Ihnen schwer machen, Freundschaften zu vertiefen und Sex zu haben. Wenn Sie eine junge Frau sind und Ihre Freundinnen sich schick machen, um zu einer Party zu gehen, können Sie möglicherweise nicht im selben Taxi oder Uber fahren, weil Sie an den Rollstuhl gefesselt sind. Vielleicht gehen Sie auch gar nicht zu dieser Party, weil sie befürchten, mit dem Rollstuhl nicht durch die Menge zu kommen. Und wenn Sie in einem Heim leben, gibt es möglicherweise kein Schloss an Ihrer Tür und deshalb nicht das Maß an Privatsphäre, das für Intimität nötig ist.

Sie müssen Ihre eigene Wirklichkeit akzeptieren. Konzentrieren Sie sich darauf, was Sie einzigartig macht. Mentale und körperliche Unterschiede verringern Ihren Wert nicht. Erst als ich herausfand, wie schlau ich war und dass ich in der Schule hervorragende Leistungen brachte, wurde mir klar, dass ich trotz meiner geringen Körpergröße liebenswert war. Dasselbe wünsche ich mir auch für Sie.

Ein kritischer Blick auf Ihre Routinen

Selbsteinschätzung ist von entscheidender Wichtigkeit. Wenn Sie nicht ehrlich mit sich selbst sind, werden Sie niemals die Veränderungen schaffen, die Sie sich wünschen und die Ihr Leben so viel besser machen. Das gilt in jedem Fall, ob Sie sich nun nach mehr Freundschaften sehnen oder nach mehr Sex. Je elender Sie sich fühlen, desto nötiger ist es, anzuerkennen, dass Ihre eigenen Entscheidungen wahrscheinlich zu Ihrer Einsamkeit beitragen. 

Nehmen wir einmal an, Sie haben einen stressigen Job und schaffen es abends gerade einmal, den Fernseher einzuschalten und irgendeine stumpfsinnige Unterhaltungssendung anzuschauen. Solange Sie schauen, vergessen Sie Ihre Einsamkeit, und das ist eine große Erleichterung. Doch Sie finden keine Freunde, wenn Sie immer nur auf Ihrer Couch sitzen. Passiver Unterhaltungskonsum ist nicht mehr als ein Heftpflaster. Er ist okay, aber er wird nie dafür sorgen können, dass die Einsamkeit verschwindet.

Ich weiß, wie leicht es fällt, in diese wenig hilfreiche, menschenleere Falle zu tappen. Nachdem mein Mann Fred Westheimer, mit dem ich 35 Jahre verheiratet gewesen war, gestorben war, dachte ich darüber nach, aus der Wohnung auszuziehen, in der wir so viele Jahrzehnte zusammen gelebt hatten. Ich dachte, ein Tapetenwechsel würde dafür sorgen, dass ich ihn nicht mehr so schrecklich vermisste. Doch noch während ich mich nach einem neuen Ort zum Leben umschaute, wurde mir klar, dass mein Gefühl von Einsamkeit nicht weggehen würde, nur weil ich auf andere Wände blickte. Ich würde Fred trotzdem vermissen, nur eben in einer anderen Wohnung. Allmählich begriff ich, dass eine neue Adresse auch nur ein Heftpflaster sein würde. Was ich wirklich brauchte, war etwas ganz anderes: Ich musste mehr darauf achten, wie ich meine Zeit verbrachte. Ich musste Menschen suchen statt einer neuen Wohnung. Ich sollte Freunde einladen oder abends ausgehen. Nicht Immobilien, sondern andere Menschen würden mir helfen, mich besser und weniger allein zu fühlen. Und so kam es dann auch.