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Der Traum vom eigenen Stall, dem eigenen Pferd und dem Ausritt mit ihm durch warme Sommertage - das ist die Sehnsucht vieler Pferdefans. Doch wie kann ich mir diesen Traum endlich erfüllen? Wo gibt es schöne und moderne Ställe in meiner Nähe? Was muss ich beachten, wenn ich mir ein Pferd anschaffe? Welches ist das optimale Futter und welche Rassen gibt es überhaupt? Regina Stahl, Autorin und passionierte Reiterin, klärt in diesem bildlastigen Pferde-Lifestyle-Buch all diese Fragen auf. In emotionalen und authentischen Home- und Stallstories porträtiert sie 21 Frauen, die sich den Traum vom Leben mit Pferd bereits erfüllt haben.
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Seitenzahl: 148
REGINA STAHL
21 FRAUENund ihr Traum vom eigenen Stall
MIT FOTOS VONBRITA SÖNNICHSEN & SONJA TOBIAS
VORWORT
Meine zehn liebsten Pferdebücher
Meine zehn liebsten Pferdefilme
ANNABEL BARONIN VON BECHTOLSHEIM
Veranstalterin für Ferienkurse
DR. SVENJA GIESSLER
Späteinsteigerin
MARION RÖSCH
Turnier-Wiederentdeckerin
CAROLINE SPERLING
Pferdepsychologin
SABRINA RETHEMEIER
Züchterin
VANESSA SCHOCKEMÖHLE
Polo-Expertin
MONICA THEODORESCU
Bundestrainerin
KATHARINA HAU
Dressurreiterin
BIANCA KASSELMANN
Turnier-Veranstalterin
MARIE TISCHER
Fahrsportlerin
ULRIKE HÜBNER
Sattelexpertin
JULIA DEPPE
Westernreiterin
LAURA KLAPHAKE
Springreiterin
ANN KATHRIN LINSENHOFF
Familienunternehmerin
VICTORIA MICHALKE
Dressurreiterin und -ausbilderin
ANJA PLÖNZKE
Hengsthalterin
AGNES WERHAHN
Voltigier-Spezialistin
BARBARA FRIEDE
Ehemalige Vielseitigkeitsreiterin
MADELEINE WINTER-SCHULZE
Reitsport-Mäzenin
DR. NICOLA HOHMANN
Osteopathin
ISABELL WERTH
Dressurissima
PFERDEWISSEN
WER WIEHERT DENN DA?
Ein Dutzend Pferderassen und ihre Eigenschaften
MIT DEN HUFEN GESCHARRT
Experten verraten Tipps, Tricks und Wissenswertes
Pferde-Know-how
Eiserne Regeln
Perfekt gestylt aufs Turnier
Gesundheitscheck
Stiefel-Elite
Reiter-Knigge Do’s and Don’ts rund ums Reiten
Reitsport im großen Stil Der Turnierkalender
Was passiert da eigentlich?
Das Einmaleins des Dressur- und Springreitens
Wo finde ich was?
Wissenswertes vom Stall-Check über Shopping bis zur Auktion
DANKSAGUNG
IMPRESSUM
Ich erinnere mich noch, als wäre es gestern gewesen: Meine Eltern fuhren Anfang der 60er-Jahre mit mir, der damals Zwölfjährigen, wie immer in den Sommerferien nach Sylt. Doch diesmal sollte mir ein besonderes Ereignis bevorstehen. Mein Vater hatte beschlossen, nach längerer Pause wieder mit dem Reiten zu beginnen. Und ich sollte ihn dabei begleiten. Oder besser gesagt: auch aufs Pferd steigen. Nun muss ich dazusagen, dass ich ein ausgesprochenes Stadtkind war – in Berlin geboren und aufgewachsen. Pferde sah man mal im Film oder wenn im Fernsehen ein Turnier übertragen wurde, aber in der Realität waren sie weit von mir entfernt. Um mir den Einstieg zu versüßen, bekam ich die damals angesagten Jodhpurhosen, zu denen man Stiefeletten trug, und einen neuen Pulli. Als ich auf dem Weg zum Reitstall in Wenningstedt zaghaft fragte, wie man es wohl fertigbringt, dass ein so großes Tier rechts- oder linksrum geht, lachte mein Vater nur und meinte: „Das wirst du dann schon merken.“
Mit meinem Hannoveraner Fuchswallach ‚Ribadeo‘. Wir beide sind Early Birds und lieben unser Morgen-training.
Nach der ersten Reitstunde wollte ich nie wieder aufhören. Obwohl sich meine Beine anfühlten, als hätte man sie über eine Tonne gebügelt. Zum ersten Mal in meinem Leben lernte ich, was es bedeutet, Abschiedsschmerz zu empfinden: Schluchzend hing ich gegen Ferienende am Hals meines Lieblingspferdes ‚Bento‘. Zurück in Berlin wurde weitergeritten. Ich träumte schnell vom eigenen Pferd, musste aber erst einmal beweisen, dass ich es mit der Reiterei wirklich ernst meinte. Mit 16 war es dann so weit: Ich bekam meinen ersten Wallach, den Trakehner-Fuchs ‚Hanno‘, der – und damit hatte sich ein weiterer Traum erfüllt – genauso aussah wie der vierbeinige Held aus meinem damaligen Lieblingsbuch „Prusso und Marion“ von Felix Lützkendorf. Er wurde zwar als Dressurpferd gekauft, entwickelte aber das größere Talent fürs Springen, zog später mit mir nach Süddeutschland um und begleitete mich unter der Ägide von Siegfried Dehning, dem damaligen Trainer an der Reitakademie München, ziemlich oft erfolgreich zu vielen Turnieren im bayerischen Umland. Mittlerweile war ich ins Berufsleben eingestiegen, arbeitete als Journalistin und musste Prioritäten setzen. Reiten blieb aber nach wie vor mein liebstes Hobby. Und dank der Unterstützung meiner Eltern und später meines Ehemanns Rolf, der mittlerweile leider vom Himmel aus zuschaut, war ich immer in der Lage, eigene Pferde zu haben.
Deshalb bedeutete es für mich eine besondere Herausforderung, als mir der Callwey Verlag anbot, ein Konzept für ein Buch über „Frauen und Pferde“ zu entwickeln. Zum Glück bin ich über eigene und weitere Kontakte so gut vernetzt, dass ich eine interessante Gesellschaft von Reiterinnen einladen konnte, Ihnen ihre persönliche Geschichte zu erzählen. Anfänge, Erfolge, manchmal auch wehmütige Momente: An Emotionen wurde nicht gespart. Ich habe versucht, die Vielschichtigkeit des Reitsports transparenter zu machen. Deshalb reicht der Bogen von der Frau, die sich mit 40 ihren Traum vom ersten eigenen Pferd erfüllt hat, bis zur Bundestrainerin, die früher selbst eine erfolgreiche Dressurreiterin war. Erfahren Sie, worauf es einer Pferdepsychologin ankommt. Was man beim Sattelkauf beachten sollte. Lernen Sie wichtige Kriterien bei der Zucht kennen. Denn wer weiß: Vielleicht verlieben Sie sich ja irgendwann mal in ein Fohlen? Begeistern Sie sich für Springreiten, Western-Style, Polo, Voltigieren, Fahrsport – im Übrigen auch für mich ein super interessantes Novum – und Dressur. Informieren Sie sich bei den Tipps meiner Protagonistinnen und zusätzlicher Experten, wie man die Symbiose Pferd/Reiter noch optimieren kann. Lassen Sie sich von ein paar Anekdoten zum Lachen bringen – Reiterinnen sitzen gar nicht so „auf dem hohen Ross“, wie oft behauptet wird. Und gestatten Sie sich Träume: vom eigenen Pferd. Vom ersten Turnier. Vom wohltuenden Entspannen mit Ihrem vierbeinigen Kameraden. Vom optimalen Stall in Ihrer Nähe. Und vielleicht vom eigenen Hof …
PS: Ich widme dieses Buch meinem am 4. August 2017 verstorbenen ‚Rubinstein‘-Sohn ‚Renoir‘, der mir beigebracht hat, was es heißt, anspruchsvollere Dressurlektionen zu reiten. ‚Reno‘ war seit seinem fünften Lebensjahr bei mir und wurde 22.
Ich hoffe, ich kann Sie in „Großes Pferde-Kino“ entführen. Und würde mich freuen, wenn selbst, wie man in Bayern sagt, „gestandene Reiter“ noch etwas Neues erfahren.
Mit sportlichen GrüßenIhre Regina Stahl
Ich liebe es zu lesen. Das Gefühl, ein Buch in der Hand zu halten, ist für mich inklusive der eingeknickten Seiten nach wie vor etwas ganz Besonderes, das durch keinen Kindle ersetzt werden kann. Seit ich als Zwölfjährige zum ersten Mal auf einem Pferd saß, haben Biografien und Romane aus der Reiterszene eine spezielle Faszination auf mich ausgeübt.
„MEIN FREUND METEOR“ von Fritz Thiedemann. Der Holsteiner Wallach (1943–1966) war zu seiner Zeit eines der erfolgreichsten Springpferde, unter anderem bei drei Olympischen Spielen (1952, 1956, 1960). Noch heute erinnert beim Holsteiner Gestüt in Elmshorn ein Gedenkstein an ‚Meteor‘.
„DER SCHWARZE HENGST BENTO“ von Ditha Holesch. Da meine erste Schulpferd-Liebe auch ‚Bento‘ hieß, hat dieses Buch einen besonderen Platz in meinem Herzen. Es beschreibt, wie ein Pferd von Deutschland nach Brasilien verschifft wird und dort Leithengst einer Herde wilder Pferde wird.
„REITVORSCHRIFT FÜR EINE GELIEBTE“ von Rudolf G. Binding. Ein poetisches und dabei kluges Büchlein, das mir kein Liebhaber, sondern mein Vater schenkte. Es hat mich sehr berührt, als ich entdeckte, dass Isabell Werth in ihrem 2018 erschienenen Buch ein Zitat als Einstieg gewählt hat.
„VIER BEINE TRAGEN MEINE SEELE“ von Isabell Werth und Evi Simeoni. Darin wird das Leben der weltweit erfolgreichsten Dressurreiterin in sämtlichen Stationen beschrieben – inklusive Pferde, Herzensmenschen, Glücksphasen und schwierigen Zeiten.
„PRUSSO UND MARION“ von Felix Lützkendorf. Die Geschichte eines Trakehners, der noch in Ostpreußen zur Welt kam, mit dem Treck in den Westen fliehen musste und dort ein erfolgreiches Springpferd wurde. Ist 1956 verfilmt worden.
„DEN FÜCHSEN ZUR BEUTE“ von Jane McClary. Es spielt in Virginia und lässt eine Südstaatenromantik im Stil von „Vom Winde verweht“ wiederaufleben. Bereits vier Wochen nach Erscheinen im Jahre 1972 stand der immerhin 600 Seiten umfassende Roman in den USA auf den Bestsellerlisten.
„HENGST MAESTOSO AUSTRIA“ und „DIE STUTE DEFLORATA“, beide von Arthur-Heinz Lehmann. In allen zwei Büchern geht es um Liebe zwischen Zwei- und Vierbeinern. Aber vor allem um die Liebe zu Pferden. Nur etwas für romantische Seelen.
„MORJEN, HERR LANDSTALLMEISTER“ von Hans Joachim Köhler. Ein Buch über die großen preußischen Landgestüte, unter anderem der Familie von Lehndorff. Eine interessante Lektüre für alle, die sich für historische Geschichten interessieren.
„POLO“ von Jilly Cooper. Der 1991 erschienene Roman ist nur in englischer Sprache erhältlich, was aber in der heutigen Zeit kein Problem darstellen sollte. Auf alle Fälle ein amüsanter Blick hinter die Kulissen der britischen Reiterszene. Nicht nur das Buchcover ist sexy …
„GESPRÄCHE MIT JANOS“ von Utta Danella. Die 2015 verstorbene Münchnerin war Zeit ihres Lebens passionierte Reiterin und beschreibt in diesem Buch ihre besondere Beziehung zu einem oft eigensinnigen Wallach, mit dem sie stets ein Gentlemen’s Agreement treffen musste.
Viele gehören zu den Klassikern und wurden zum Teil schon vor so langer Zeit gedreht, dass sie der jungen Generation vielleicht nicht geläufig sind, aber die Upper Fifties werden sich hoffentlich erinnern. Sowohl die alten als auch die neuen Filme haben eins gemeinsam: Sie fesseln von der ersten bis zur letzten Sekunde – denn im Mittelpunkt stehen immer unsere vierbeinigen Freunde.
1944: „NATIONAL VELVET“ (deutscher Titel: „Kleines Mädchen, großes Herz“) mit Elizabeth Taylor und Mickey Rooney. Hier geht es um die zwölfjährige Velvet Brown, die in einer Lotterie das Pferd ‚Pie‘ gewinnt und damit im wichtigsten Jagdrennen Englands siegt.
1954: „MEINES VATERS PFERDE“ nach dem gleichnamigen Roman von Clemens Laar. In den Hauptrollen: Curd Jürgens, Martin Benrath, Eva Bartok. Die Familengeschichte eines Kriegsheimkehrers mit ganz viel Herz, Schmerz und Drama. Taschentuchverdächtig!
1955–1960: „FURY“, eine 114-teilige TV-Serie aus den USA, wurde ab 1958 wöchentlich im Nachmittagsprogramm des Ersten Deutschen Fernsehens ausgestrahlt. Die nach einem Jugendbuch von Albert G. Miller gedrehten Folgen spielen im amerikanischen Westen.
1960–1966: „MR. ED“, amerikanische TV-Serie über ein sprechendes Pferd, die auch in Deutschland gesendet wurde. Auch heute noch richtig komisch! Wurde 1963 mit dem Golden Globe für die beste Fernsehserie ausgezeichnet.
1962: „FLUCHT DER WEISSEN HENGSTE“ mit Robert Taylor, der den legendären Offizier Alois Podhajsky verkörpert. Der Film handelt von der Evakuierung der Lipizzanerhengste der berühmten Spanischen Hofreitschule im Zweiten Weltkrieg.
1994: „BLACK BEAUTY“ entstand nach dem einzigen Roman der britischen Autorin Anna Sewell (Erscheinungstermin 24. November 1877). Aus Pferdesicht lässt der gleichnamige Hengst glückliche und dramatische Augenblicke seines Lebens Revue passieren. Man leidet mit!
1998: „DER PFERDEFLÜSTERER“ mit Robert Redford, Kristin Scott Thomas und Scarlett Johansson basiert auf dem gleichnamigen Roman von Nicholas Evans. Handlung: Nach einem dramatischen Unfall werden das traumatisierte Pferd ‚Pilgrim‘ und seine Reiterin wieder ins Leben geführt.
2003: „SEABISCUIT“ wurde ebenfalls nach einer Romanvorlage gedreht und schildert die Karriere eines in den 1930er-Jahren berühmt gewordenen Rennpferdes sowie die Lebenslinien von Besitzern, Jockeys und Trainern. Hochdramatisch! Und immerhin sieben Oscar-Nominierungen.
2011: „GEFÄHRTEN“ von Steven Spielberg handelt von der Liebe des Farmersohns Albert zu seinem Pferd ‚Joey‘, das zu Beginn des Ersten Weltkriegs an die britische Armee verkauft wird. Natürlich versucht er alles, um seinen vierbeinigen Freund zurückzubekommen. Ein langer Weg voller Spannung!
2013: „JAPPELOUP“ beschreibt die Karriere des französischen Springreiters Pierre Durand bis zum Gewinn der Olympischen Spiele 1988 in Seoul sehr emotional: Ursprünglich galt sein nur 1,58 Meter großes Pferd als zu klein für hohe Hindernisse.
21 Frauen aus der Reitszene: Amateure, Profis, bekannte Namen, aber auch solche, von denen man bisher noch nie etwas gehört hat. Sie alle verbindet die Liebe zum Sport. Und – das ist das Wichtigste: zum Pferd.
Auf schmalen Wegen gelangt man zum Gut Schörghof, das zwar in der Nähe von Weilheim, aber dennoch abseits liegt. Dort wohnt die Familie von Bechtolsheim mit fünf Kindern, 35 Pferden, zwei Hunden und fünf Alpakas. Und obwohl die Hausherrin sich selbst höchstens als gelegentliche Freizeitreiterin bezeichnet, ist sie eine Meisterin darin, spannende Ferienkurse für Kinder zu organisieren. Auch ihre eigenen profitieren davon.
Bayerische Gemütlichkeit: der Schörghof bei Weilheim.
Baronin Annabel mit ihrer Tochter Benedikta am großen Küchentisch, der oft als Familientreffpunkt dient.
„Nachtisch-Kind“: die jüngste Tochter Marielise.
Eigentlich hatte Annabel von Bechtolsheim ganz andere Pläne für ihr Leben vorgesehen. Nach einem Wirtschaftsstudium in München, Madrid und London zog die gebürtige Breisgauerin – ihre Eltern betreiben in Oberrotweil am Kaiserstuhl ein Weingut – in die britische Hauptstadt und arbeitete dort als Brokerin. Zu intensiv, zu ehrgeizig, bis ein Burnout sie zur Ruhe zwang.
In ihrem Elternhaus fand sie die nötige Muße. Und lernte 2001 auf einer Housewarming-Party in München Christian Baron von Bechtolsheim kennen. „Nach drei Monaten hielt er um meine Hand an, im Dezember wurde geheiratet.“ Mittlerweile gibt es fünf Kinder: Tassilo (16), Lieny (15), Josepha (12), Benedikta (11). Und die fünfjährige Marielise: „Mein Nachtisch-Baby. Das habe ich mir dann doch noch gegönnt“, lacht die heute 48-Jährige. Zuerst wohnte sie mit ihrem Mann, einem Banker, in Frankfurt, dann in Thüringen, wo es noch eine familieneigene Forstwirtschaft gibt. Aber: „Christian war der einzige Sohn, und meine Schwiegermutter lebte in Bayern. Da fand ich, wir sollten uns auch irgendwo in der Nähe von München ein schönes Haus suchen. Mit einem großen Garten, in dem unsere Kinder – ich war damals mit dem vierten schwanger – genug Platz zum Spielen hätten.“
„Um 1930 war dieser von der Hand-werkerfamilie Schörg, die sich als Verzinker und Emaillierer einen Namen machten, erbaut und später von der Witwe des Sohnes an den Schlagersänger Michael Holm verkauft worden. Dessen Frau Bimbi spielte Polo, und somit gab es schon Stallungen für Pferde. Zuerst war ich entsetzt – so ein Riesengelände, völlig abseits gelegen, kein Bäcker, kein Metzger, keine Schule in der Nähe. Aber dann habe ich mich schnell in die Magie des Ortes verliebt.“
2008 zog die Familie auf den Schörghof. Beziehungsweise baute erst mal vieles um. „Die Küche war ganz klein, und ich wusste, dass meine Kinder bestimmt immer viele Freunde mitbringen würden – also brauchte ich einen entsprechend großen Raum, der das Herz des Hauses bilden sollte.“ Da ihr Mann ein begeisterter Freizeitreiter ist – „Hose, Stiefel alles perfekt, dazu meistens ein Janker, so reitet er auf seinem Pferd ‚Puck‘ durchs Gelände“ –, wurden auch die Kinder früh an Pferde, zuerst Ponys, herangeführt. „Da sich so ein Hof aber auch finanziell tragen sollte, beschloss ich, Boxen an Einsteller zu vermieten, einen Schulbetrieb aufzubauen und Ferienkurse für Kinder zu organisieren, die größtenteils bei uns auf dem Hof übernachten. Da können sie den Umgang mit den Tieren lernen, Dressur- und Springstunden nehmen, Reitabzeichen machen. Mittlerweile bieten wir auch Lehrgänge für Mütter und Kinder an. Mit Konstanze Lohrer gibt es eine festangestellte Reitlehrerin, zusätzlich freiberufliche Trainer und jeden Mittwoch einen Springkurs mit dem ehemaligen Vielseitigkeitsreiter Albrecht von Bredow, der schon vor 40 Jahren meinen Mann unterrichtet hat.“
Aktivstallhaltung zum Wohl der Pferde.
„Ich hab’ dich sooo lieb.“
Und diese zwei mögen sich auch.
„Wir haben uns für Aktivstallhaltung entschieden“, erzählt die Baronin. „Ich finde es sinnvoll, dass die Pferde nicht in einer Box stehen und vielleicht mal drei Stunden auf eine Koppel gehen, sondern sich 24 Stunden unter Gleichgesinnten bewegen können. Das lässt auch den Besitzern mehr Freiheit, denn es gibt ja immer mal Tage, an denen man keine Zeit zum Reiten hat.“
Dieser Aktivstall ist 5000 Quadratmeter groß. Die Fütterung wird per Computer gesteuert: Jedes Pferd bekommt einen Chip in die Mähne eingeflochten, der auf die jeweiligen Futterbedürfnisse des Tieres programmiert ist. Das heißt: Es gibt sogenannte Fressstationen, an denen sich die Pferde pro Stunde eine bestimmte Ration Heu oder Hafer abholen können. „Das lernen die ganz schnell“, versichert die Baronin. Ihr persönlicher Tag beginnt morgens um 6 Uhr: „Zuerst bete ich, ich bin gläubige Katholikin, und das ist meine Meditation. Dann wecke ich die Kinder, wir frühstücken zusammen, dann fahre ich sie zum Bus, der sie in die Schule bringt. Anschließend gehe ich mit unseren beiden Hunden ‚Pünktchen‘ und ‚Rosie‘ am Starnberger See spazieren. Danach sitze ich in meinem Büro und organisiere die nächsten Kurse. Mittlerweile bieten wir auch Yoga-Workshops an. Ich selbst bin ein großer Fan davon geworden.“
„Magst du einen Apfel mit mir teilen?“
Marielise auf ihrem dänischen Knabstrupper ‚Karlsson‘.
Baronin Annabel und Tochter Benedikta auf dem Weg zur Koppel.
Trense an Trense: Blick in die Sattelkammer.
Annabel von Bechtolsheim empfindet auch als Nichtreiterin ein großes Pferdeglück: „Pferde strahlen eine ganz besondere Energie aus. Und gleichzeitig eine Ruhe. Gerade als Mutter von fünf Kindern ist es ein großes Geschenk für mich, auf so einem Hof zu wohnen und den Kindern eine gewisse Erdverbundenheit zu vermitteln. Die Verantwortung für Tiere – all das, was in der heutigen Zeit weit entfernt von selbstverständlich ist.“ I-Tüpfelchen war im Frühjahr die Geburt des Fohlens von Shetland-Pony ‚Krümel‘: „Es ist dunkelbraun-weiß gescheckt, deshalb haben wir es nach den Keksen ‚Oreo‘ getauft.“
Inzwischen Mama: Shetland-Pony ‚Krümel‘.
Bei schlechtem Wetter geht’s in die Reithalle.
Haus- und Hofhund: der Springerspaniel-Setter-Mix ‚Pünktchen‘.
Natur pur: der Schörghof.
Baronin Annabel trägt gern Dirndl.
In der großen Halle mit Kamin wird oft gefeiert.
Hier lässt es sich gut lesen. Und träumen.
Blick ins „offizielle“ Esszimmer.
„Kinder müssen lernen, dass Pferde keine Kuscheltiere sind. Und dass Reiten eine gefährliche Sportart sein kann. Damit beabsichtige ich nicht, jemandem Angst zu machen, aber gerade als Mutter sollte man immer im Kopf haben, dass die Kombination Krabbelkind und Pferd nicht immer ideal ist. Man sollte auch einen Kinderwagen nicht in unmittelbarer Nähe eines Pferdes abstellen.“
„Vor allem Stadtkinder haben selten die Möglichkeit, einen auf der einen Seite lockeren, andererseits disziplinierten Umgang mit Pferden zu lernen. So kam ich auf die Idee, auf unserem Hof Ferienkurse abzuhalten. Pro Jahr gibt es ca. sieben Angebote für die Altersgruppen Erstklässler bis 15 Jahre. Die Kinder können, müssen aber nicht beim Putzen helfen. Dadurch lernen sie zusätzlich zu ihren Reitstunden alles, was man rund ums Pferd wissen sollte.“