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Eines haben sie alle gemeinsam: Die Liebe zu Sylt und das Händchen, jeden Raum perfekt in Szene zu setzen. Die Rede ist von den Bewohnern der Insel, die in diesem Buch ihre Türen und Tore öffnen und ganz private Einblicke in ihre Häuser und Gärten gewähren. Vom imposanten Glasbau mit traumhaftem Ausblick auf Dünen bis hin zum klassischen und gemütlichen Zuhause mit Reetdach: In stimmungsvollen Homestories und beeindruckenden Bildstrecken liefert "Sylt mit Stil" pure Inspiration und einen umfassenden Einblick in Vielfalt und Stilgefühl.
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Seitenzahl: 104
Wohnen & Lebenauf derLieblingsinsel
MIT STIL
von
REGINA STAHL
Fotos
BRITA SÖNNICHSEN
ZU HAUSE IN SYLTER HÄUSERN
Ein Brot für ein Panorama
Good Vibrations
Dinner mit Nolde
Lust auf List
Magic Moments
Hausherr auf vier Pfoten
Bella Syltiana
Ab in den Süden
Neue Sylter Welle
Auf Wolke Blau
Respekt vor Tradition
Understatement mit Stil
Mirabellen zum Frühstück
Ein Zuhause für Kunst
Brise mit Surprise
Immer in Pul-Position
Sylt mit Herz
Bauerngarten statt Buhne 16
Lämmerland-Ladys
Ein Nest für Gäste
IM GESPRÄCH MIT SYLTER PROFIS
Hellwig Hofmann
Hans-Jörg Graubner
Jörn Radzuweit
Ralph Justus Maus
Lars Mylin
ANHANG
Impressum
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Ich widme dieses Buch meiner im August 2021 verstorbenen Freundin Edda Gräfin Finck von Finckenstein-Brinkama, ihrem Gespür für Stil und ihrer leichten und doch bis ins Letzte geplanten Lässigkeit, die – zumindest bis jetzt – das Flair ihres Herzensorts Kampen geprägt hat.
Sylt weckt Sehnsüchte. Egal, ob man über den Hindenburgdamm auf die Insel gelangt und sich einfach nur auf den Anblick und den Duft der Heckenrosen freut oder ob man vom Flugzeug aus den Leuchtturm an der Südspitze der Insel entdeckt. Der endlose Strand, die tosende Brandung, das stille Watt – man beginnt zu träumen, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn man selbst ein Stück vom Paradies hätte …
Fast jeder, der heute ein Haus auf Deutschlands Lieblingsinsel besitzt, hat mal klein angefangen, meist sogar schon von Kindesbeinen an. Zuerst als Gast in einer Ferienpension, dann kaufte man vielleicht ein Appartement, danach eine Doppelhaushälfte und endlich das so lang ersehnte frei stehende Haus, möglichst mit Blick aufs Meer, auf die Heide, auf Felder oder sogar auf den eigenen Wald – Träume, die sich mitunter ganz schnell, aber manchmal erst nach jahrelanger Suche realisieren ließen.
Zwanzig „Glückssylter“ und fünf Profis lassen Sie an ihrer Passion teilhaben. Sie öffnen Ihnen Tür und Tor, offenbaren Geheimnisse und geben Tipps, wie Sie Ihre Zeit auf der Insel noch „dazugehöriger“ gestalten können, bevor Ihnen vielleicht auch ein Stück Heide oder ein Fenster mit Meerblick gehört.
Willkommen auf meiner Lieblingsinsel!
Ihre
SCHIER ENDLOSE WEITE. LANDSCHAFT PUR SOWIE MIT EBBE UND FLUT SPIELENDES WATTENMEER. DIESE IMMER WIEDER FASZINIERENDE AUSSICHT GENIESST EINE FAMILIE AUS MÜLHEIM ZU JEDER JAHRESZEIT, SOGAR AUS DER BADEWANNE. WIE ES DAZU KAM? EIGENTLICH WOLLTEN SIE NUR IHR LIEBLINGSFRIESENBROT KAUFEN …
Regelmäßig zog es das Ehepaar Lammert im Winter auf die Insel, um dort ein paar erholsame Tage zu verbringen. „Für viele mag es verrückt klingen, dass wir nur im Winter auf die Insel gereist sind. Aber wir waren begeisterte Segler und haben die Sommer auf unserem Boot auf dem holländischen IJsselmeer verbracht.“ Nach diversen Sylt-Aufenthalten im Keitumer Bene-Diken-Hof beschlossen die beiden schließlich, sich ein eigenes Domizil zu kaufen. Fündig wurden sie im Winter des Jahres 2000. Wie gewohnt fuhren sie vor ihrer Abreise zur Bäckerei Ingwersen nach Morsum. Auf dem Weg dorthin bemerkten sie eine große Baustelle mit Blick aufs Watt. Bauherr war der durch viele Projekte bekannte Makler Karl Hermann Karbig. „Da wir noch genug Zeit bis zu unserem Abflug hatten, haben wir ihn sofort angerufen, denn Morsum gefiel uns, weil es noch so ursprünglich war. Tourismus schien hier nicht stattzufinden.“ Man traf sich an der Baustelle, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht mehr als eine ausgeschachtete Fläche war. Und spontan wurde eine Entscheidung gefällt: Das zukünftige Haus würde in der sogenannten ersten Reihe stehen, mit einem herrlichen Weitblick über die Rasenfläche, das Schilf, die Heide und das Wattenmeer. „Wir freuten uns schon darauf, morgens aufzuwachen und die Aussicht genießen zu können. Fast das ganze Panorama der Insel.“
Zusammen mit Karbigs Architektin Sigrid Rothbart, die seit seinem Tod 2011 das Bauunternehmen leitet, wurden Pläne geschmiedet. „Wir haben uns immer sehr für Architektur interessiert und wussten genau, was wir wollten“, erzählt Margret Lammert, die mittlerweile verwitwet ist und das Haus allein bzw. mit ihren vier Kindern und fünf Enkeln bewohnt. „Wir schätzten zwar Herrn Karbigs Sinn für Gemütlichkeit, wünschten uns aber alles etwas purer. Zum Beispiel gibt es bei uns keine gefliesten Wände, sondern als Reverenz an die Friesentradition jeweils nur eine Kachel in der Küche und im Obergeschoss im Flur.“ Auch der Kamin blieb schlicht und weiß, eher wie ein offener Kubus. „Als Herr Karbig uns später mal besuchte, nickte er wohlwollend, meinte aber, dass wir uns darüber im Klaren sein müssten, dass wir dieses Haus nie weiterverkaufen könnten“, erinnert sich die Hausherrin. „Aber das kam für uns auch nicht infrage, und daran hat sich bis heute nichts geändert.“
Die Inneneinrichtung entstand in Zusammenarbeit mit einem engen Freund der Familie, dem Produktdesigner und Künstler Dieter Sieger. „Die meisten Möbel wurden nach seinen Ideen von einem Tischler in Warendorf angefertigt. Die beiden waren ein langjähriges Team.“ Statt einer offenen Garderobe gibt es im Entree einen von außen verspiegelten Apothekerschrank, in dem Mäntel und Jacken verschwinden können. Im Wohnzimmer stehen von Ettore Sottsass entworfene Sofas, die vor ein paar Jahren mit einem filzartigen Wollstoff in leuchtendem Lila bezogen wurden. Akzente setzen zudem Keramikskulpturen des Designers, der zu den Mitbegründern der Memphis-Gruppe gehört, sowie Glasdesign des tschechischen Künstlers Bořek Šípek.
Besonders stolz ist die Hausherrin auf das Badezimmer im ersten Stock. „Von der Wanne aus sollte man aufs Watt sehen können. Die ganze Familie hat auf den Steinen Probe gelegen“, lacht Margret Lammert. Am liebsten jedoch sitzt sie auf einer der gemütlichen Bänke unter den Gaubenfenstern im Schlafzimmer und genießt den Panoramablick, der von hieraus vor allem im Winter fantastisch ist. „Das Licht und die Farben haben dann eine ganz andere Wirkung. Wenn die Dämmerung einfällt und das Watt gefroren ist, entsteht eine fast märchenhafte Stimmung.“
Mit der Familie und Freunden gehe ich gern zu Johannes King am Keitumer Kreisel. Sein Genuss-Shop ist lässig und unkompliziert mit ausgezeichnetem Essen. Mein Favorit ist Tatar, egal, ob vom Rind oder Lachs. Außerdem kann man da Geschenke finden, über die sich jeder freut, zum Beispiel unterschiedlich gewürztes Salz, Öle und Vinaigrettes – und natürlich seinen hausgemachten Eierlikör Liebelei.
Nach wie vor kaufe ich das Friesenbrot, das meinem Mann und mir per Zufall zu unserem Haus verholfen hat, in der Bäckerei Ingwersen in Morsum.
Ich radle gern durch Morsum am Deich entlang und zwischen den Feldern – man trifft wenig Menschen und hat das Gefühl, die Insel gehört einem allein. In anderen Orten ist das ja mittlerweile nicht so, da gibt es fast mehr Radler als Autofahrer.
Wir sind ja viel in Holland gesegelt. Dort war das Neeltje Pater unser bevorzugtes Restaurant. Da gab es herrliche Hortensienhecken, sodass ich beschloss: Irgendwann möchte ich so was auch im Garten haben. Nun ist es so, und ich freue mich jedes Jahr darüber, denn durch die Nähe zum Meer gedeihen Hortensien auf Sylt genauso prächtig wie in Holland.
Hinter den mit lilafarbenem Wollstoff bezogenen Sofas von Ettore Sottsass steht ein Schrank, den Dieter Sieger entworfen hat. An der Wand neben dem Kubuskamin hängt ein Bild der Hamburger Fotografin Gabriele Geike.
Typisch für den Stil von Karl Hermann Karbig: die rund gestaltete Fensterfront, davor ein Stuhl mit passendem Hocker von Flexform, vor der Wand Keramikskulpturen von Ettore Sottsass.
Wenn man auf der Terrasse sitzt, kann man den Blick bis zum Wattenmeer genießen. Die Tischplatte wurde von dem dänischen Künstler Bjørn Wiinblad gestaltet.
Die roten Stühle im Schlafzimmer sind von Harry Bertoia. Die kugelförmigen Lampen am Boden hat Margret Lammert bei Ose Franzen in Westerland entdeckt.
Ein bisschen Blau muss sein, auch wenn es nicht der typische Friesenfarbton ist, sondern ein Blau in drei unterschiedlichen Nuancen. Blickfang auf der Marmorplatte des Esstischs ist ein Designobjekt des tschechischen Künstlers Bořek Šípek.
Ein charmantes Karbig-Detail: das unterteilte Rundbogenfenster mit Fensterläden.
Zu Beginn war die Skizze. Aber von Anfang an stand fest, dass verschiedene Abstufungen von Blau ins Spiel kommen sollten, um die Farbgebung interessanter zu gestalten.
Zwischen dem Esstisch und dem Küchenbereich steht ein Schrank für Gläser und Geschirr, der wie so vieles in diesem Haus von Dieter Sieger entworfen wurde.
SCHON IMMER WAR DAS HINCHLEY WOOD IN KAMPEN EIN GASTFREUNDLICHES HAUS. URSPRÜNGLICH GALT ES ALS DIE TOP-LOCATION, IN DER PROMINENTE AUS SHOWBUSINESS UND WIRTSCHAFT NÄCHTIGTEN, BEVOR SIE SICH VIELLEICHT MAL ETWAS EIGENES AUF SYLT KAUFTEN. HEUTE GEHÖRT DIE EHEMALIGE PENSION EINEM KAUFMANN AUS HAMBURG, DER DORT MIT SEINER FAMILIE WOHNT.
„Dieses Haus hat viele fröhliche Stunden erlebt“, erzählt Jane Smith, eine der drei Töchter von Anne und Sam Smith, die viele Jahrzehnte lang die beliebteste Pension in Kampen betrieben haben. Während in anderen Häusern bis maximal 10 Uhr gefrühstückt werden durfte, konnten Gäste wie Curt Jürgens, Liselotte Pulver, Fritz Wepper oder Gunter Sachs bei schönem Wetter bis High Noon im Rosengarten ihr Rührei mit Schinken oder Räucherlachs genießen. Anne Smith, geborene Baumann, ist eine echte Insulanerin, ihre Eltern führten in Westerland das bis zu den 60er-Jahren sehr populäre Lokal Baumannshöhle. Unter Insidern hieß es Club der Matratzenschoner, da viele hier ihre Urlaubsnächte zum Tag machten …
Sam Smith, dessen Familie in dem kleinen Ort Hinchley Wood in der Nähe von London eine Pension besaß, die kurioserweise Westerland hieß, kam während des Krieges nach Sylt und lernte Anne kennen und lieben – der Rest ist Insel-Geschichte. Langjährige Kampianer erinnern sich noch daran, dass Sam Smith, obwohl er der deutschen Sprache mächtig war, ausschließlich Englisch sprach, die Wände der Pension mit seinen selbst gemalten Bildern schmückte, liebevoll die heute noch legendären Rosen im Garten des Hauses pflegte und sehnsüchtig auf die Rückkehr seines Airdaleterriers Eddy wartete, der in Kampen sein eigenes Wegerecht hatte.
Der heutige Besitzer reiste mit seinen Eltern 1967 zum ersten Mal nach Sylt. „Damals haben wir in einer Pension am Wenningstedter Dorfteich gewohnt. Später verbrachte ich dann wie so viele Hamburger Schüler die Ferien in dem Erholungsheim Puan Klent in der Nähe von Rantum. Ab Mitte der 70er-Jahre kamen wir regelmäßig nach Sylt, erst als Kinder, dann mit Partnern und jetzt mit eigenen Kindern.“ Nach und nach festigte sich der Wunsch nach einem eigenen Haus auf der Insel. Groß sollte es sein, um genug Platz für die Familie zu bieten. „Der Makler Ralph Justus Maus erwarb die Pension von den Töchtern der mittlerweile verstorbenen Eheleute Smith, baute sie um und verkaufte sie 2014 an uns. So wurde aus der verwinkelten Pension ein modern konzipiertes Einfamilienhaus, bei dem lediglich die historische Fassade aus rotem Backstein sowie die Gaube mit Spitzdach, die alte Eingangstür und die Sprossenfenster erhalten blieben.“ Durch seine Dachkonstruktion aus Schiefer und Kupfer hebt sich Hinchley Wood von den meisten reetgedeckten Häusern in Kampen ab. „Dadurch wirkt es nicht so geduckt, sondern luftiger.“ Das Haus ist wie die meisten historischen Gebäude nicht unterkellert, bietet aber auf einer insgesamt über 200 Quadratmeter großen Wohnfläche Platz für ein großzügiges Entree, sieben Zimmer, vier Bäder, eine Gästetoilette, eine Küche und einen Hauswirtschaftsraum. Absolutes Highlight ist die sogenannte Orangerie mit raumhohen Sprossenfenstern zum Garten hin. „Im Sommer wehen oft Rosenblätter herein. Aber das ist Jammern auf höchstem Niveau“, lacht der Hausherr.
Im Gegensatz zu früher wurde beim Interieur bewusst auf friesische Elemente verzichtet. „Meinen 50. Geburtstag haben wir auf einem Schloss in Schottland gefeiert, das nach einem Brand neu und völlig modern wiedererrichtet worden war. Das war unsere Inspiration.“ Möbel im Stil der 50er- und 60er-Jahre, zeitlose Bauhaus-Elemente, an den Wänden Kunst des 20. Jahrhunderts, zum Beispiel Bilder von Otto Piene und anderen ZERO-Künstlern. Mittelpunkt der Küche ist ein Herd von La Cornue, der nicht nur dekorativ ist, sondern tatsächlich auch oft genutzt wird. Im Hinchley Wood wird gern gefeiert, denn wie schon unter der Ägide der Smith-Family schätzen die Gäste die guten Gespräche genauso wie die kulinarischen Köstlichkeiten.
ÜBERBACKENE AUSTERN
frische Austern (Menge nach Belieben) wahlweise Kräuterbutter, Sauce hollandaise oder Pernodbutter
Backofen auf 180 °C Oberhitze vorheizen.