Vom Papst, der Buddhist wurde - Hannes Hofinger - E-Book

Vom Papst, der Buddhist wurde E-Book

Hannes Hofinger

3,0

Beschreibung

Drei bekanne Schriftsteller fahren nach Medjugorje, um für ein Magazin einen Bericht über die Marienerscheinungen aus persönlicher Sicht zu schreiben. In Medjugorje treffen sie völlig unerwartet auf den Expapst und den Dalai Lama, welche in einer Pizzeria über Gott und die Welt plaudern.

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Seitenzahl: 78

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Hannes Hofinger

WWW.HANNES-HOFINGER.AT

A-6380 St. Johann in Tirol

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Inhaltsverzeichnis

Eins

Zwei

Drei

Vier

Fünf

Sechs

EINS

Hitradio Ö3. Es ist 6 Uhr, wir bringen Nachrichten:

„Niederösterreich: Heute, um 4:30h kam ein Bus auf schneeglatter Fahrbahn in einer leichten Rechtskurve von der Fahrbahn ab und stürzte, sich mehrfach überschlagend in den Straßengraben. Den Helfern der örtlichen Feuerwehr und Rettung bot sich ein Bild des Grauens. Der Bus war so zerstört, dass einige Passagiere mit der Bergeschere aus dem Wrack geschnitten werden mussten, wobei für 6 Insassen jede Hilfe zu spät kam, weitere 12 Personen wurden in die umliegenden Krankenhäuser transportiert. Der Reisebus war auf der Heimreise von einer Pilgerfahrt nach Medjugorje“.

„Hitradio Ö3. Es ist 8 Uhr, wir bringen Nachrichten:

Zu dem schrecklichen Unfall in Niederösterreich, bei welchem zumindest 6 Tote zu beklagen sind, zahlreiche Verletzte schweben noch in Lebensgefahr, gibt es neue Fakten. Unser Reporter, Heinrich Sauser berichtet live vom Ort des Geschehens: „Hallo Heinrich, wie sieht die aktuelle Situation aus? Wie ist die Lage am Unfallort?““

„Hallo Andi. Ich habe hier eine Frau Emmi bei mir, welche das Unglück mit zahlreichen Schrammen, aber ansonsten unverletzt überstanden hat. Erzählen sie uns, wie sie das Unglück erlebt haben“.

„Ja, da hat es einen gewaltigen Tschepperer gemacht und dann sind alle durch die Gegend geflogen, ich war angeschnallt und konnte mich außerdem an der Lehne festhalten, ich muss schon sagen, wir alle hatten tausend Schutzengel mit an Bord, das Ganze hätte viel schlimmer ausgehen können, nicht auszudenken, wenn der Bus weiter nach unten gestürzt und nicht an den Bäumen hängen geblieben wäre. Ich danke Gott, unsere Pilgerreise war nicht umsonst.“

„Ja, Andi, so weit ein erster Bericht von der Unglücksstelle. Ich gebe zurück ins Studio“.

„Danke Heinrich. Wir hören uns wieder zu den nächsten Nachrichten. Inzwischen Alles Gute von hier aus“.

Im Studio von Ö3:

„Sag mal, Andi, spinnt die Dame komplett?“

„Wieso?“

„Na hör mal. Da sind zumindest 6 Mitreisende tot, fast alle anderen sind verletzt und die Urschel faselt von Schutzengel?“

„Ja, das ist ein theologisches Phänomen. Ich war vor kurzem in Altötting in der Gnadenkapelle und da hängt eine Wand voll mit Votivtafeln. Da siehst du beispielsweise ein Bild von einem Bauernhaus, das völlig von Flammen vernichtet ist, dazwischen ein Baum, der nicht brennt und an diesem Baum ist ein Marterl der Hl. Maria angebracht. Darunter steht so ungefähr „danke, liebe Mutter Gottes, dass du diesen Gnadenbaum gerettet hast“. Da steht nicht etwa: Verdammte Schutzengel, habt ihr wieder mal alles verpennt? Habt ihr nicht mitgekriegt, dass es brennt? Nein, da steht: Danke für die Rettung…

Oder ein anderes Beispiel: In der Kirche von Weitau ist auch so eine Votivtafel. Da brennt die Kirche, aber darunter steht „Gott errettete das Gnadenbild vor den Flammen“. Schräg. Oder?“

„Mehr als schräg“

Medjugorje:

Pater Pius begrüßt die Pilger, welche völlig geschafft aus dem Bus kriechen, ein Bus aus Österreich, der nach gefühlten hundert Stunden Busfahrt sein Ziel Medjugorje erreicht hat.

„Herzlich willkommen, liebe Pilger. Ich bin Pater Pius, nein nicht Padre Pio, ich lebe ja noch, ha ha ha, und selig bin ich auch noch nicht, aber auf dem besten Weg dahin, ha ha ha, freut mich, dass ihr gut angekommen seid, wir werden gleich in der heiligen Messe der heiligen Mutter von Mejugorje ein Dankgebet sprechen, ich habe vom Unglück gehört, das eurer letzten Pilgergruppe auf der Heimfahrt widerfahren ist.

Mir wurde mitgeteilt, dass unter euch jemand ist, der bei dieser verhängnisvollen Reise dabei war. Stimmt das?“

„Ja. Ich war dabei. Ich bin Christine und wollte diese Reise noch einmal mitmachen, um der Gottesmutter zu danken, dass ich das Fiasko unverletzt überstanden habe.“

Nach der Messe blieb Christine noch eine Weile auf dem Platz, an welchem angeblich laufend die Muttergottes erschienen ist und auch weiterhin erscheint. Christine glaubte, an diesem Ort eine Kraft zu spüren, eine Energie, die ihr neu war. Als am nächsten Tag der Bus zur Rückreise vorfuhr blieb Christine in ihrem Hotelzimmer. Sie hatte sich entschlossen, bis auf weiteres in Medjugorje zu bleiben und Pater Pius bei der Pilgerorganisation zu helfen.

Während der nächsten Tage und Wochen organisiert sie für Pilgergruppen Hotelzimmer, Messetermine, Beichtgelegenheiten und dergleichen.

Eines Tages fragt sie Pius: „Wie schaut eigentlich die Erfolgsquote aus?“

„Erfolgsquote?“

„Ja, allein im August haben 330.000 Gläubige hier in Medjugorje die heilige Kommunion empfangen. Ich habe keine Ahnung, wie viele Pilger pro Jahr zu uns kommen in der Hoffnung auf Heilung, es sind sicher weit über eine Million Menschen. Ich bin jetzt knapp zwei Monate hier, aber von einer Heilung habe ich noch nie etwas gehört. Warum?“

„Weißt du. Die meisten Wunder geschehen im Verborgenen, die sind nicht sehr spektakulär.“

„Versteh ich nicht. Die Wünsche sind doch durchwegs klar. Blinde beten um Augenlicht, Kranke um Heilung. Warum werden diese Bitten an diesem Gnadenort nicht erhört?“

„Wer behauptet denn das? Wenn ein Kranker um Heilung bittet, dann kann es doch sein, dass die Muttergottes der Auffassung ist, dass diesem Menschen viel mehr geholfen ist, wenn er seinen Seelenfrieden wieder findet , als dass sein kranker Fuß nicht mehr schmerzt und außerdem wissen wir nicht, was für den Einzelnen das Beste ist, die Mutter Gottes weiß dies sehr wohl.“

„Ausreden. Das sind einfach nur Ausreden. Statistisch finden in Medjugorje genau gleich viele, oder genauer gesagt: genau so wenige Heilungen statt, wie in jedem kleinen Bezirkskrankenhaus, wo auch immer wieder Fälle von Heilung auftreten, welche die Ärzte noch nicht erklären können.“

„Warum kommen dann viele Pilger jahrelang immer wieder hierher?“

„Weil erstens die Dummen nicht aussterben und zweitens, wie wir wissen, die Hoffnung zuletzt oder gar nicht stirbt.“

„Warum bist du dann noch hier? Wenn doch eh alles für die Katz ist.“

„Weil ich den Menschen bei alltäglichen Fragen helfen konnte. Ich bin ja auch nicht beim Roten Kreuz, weil ich dadurch einen fixen Platz im Himmel erkaufen möchte, sondern weil ich Menschen helfen will. Es gibt eben Menschen, und gottseidank sind es sehr viele, die ihre Freizeit den Mitmenschen, denen es nicht so gut geht, zur Verfügung stellen. In diesem Zusammenhang ärgert mich immer die Arroganz mancher Kirchenvertreter, welche die Caritas für sich vereinnahmen. Ich kenne viele Leute, die beim Roten Kreuz oder bei der Caritas mithelfen aber ich kenne niemand, der dies tut, weil es die Kirche empfiehlt, sondern einzig und allein aus innerem Antrieb.

Übrigens: Ich werde mit dem nächsten Pilgerbus, der nach Österreich zurückfährt und einen Platz frei hat, wieder nach Hause fahren.“

„Schade. Ich hatte mich gerade an dich gewöhnt.“

„Danke!“

„Ein Wunder, ein Wunder ist geschehen“ kommt Pius ins Büro und Christine glaubt an einen blöden Scherz, fragt aber dann doch „wer wurde geheilt?“

„Die Frau Hutter, du kennst sie, kommt aus Bayern, war in deiner Gebetsgruppe“.

„Ach die! Die Tag und Nacht über ihr Venenleiden jammert?“

„Ja, genau die. Aber jammern wird die nicht mehr, sie wurde von ihrem Leiden geheilt.“

„Die Gospa heilt von Venenleiden? Dafür ist doch eigentlich der Krampfadern-Charlie zuständig. Ob sich der das gefallen lässt, wenn ihm nun die Gospa ins Handwerk pfuscht?“

„Christine! Du versündigst dich! Darüber macht man keine Witze. Aber wer ist der Krampfadern-Charlie?“

„Na, unser seliger Karl, der erste. Der letzte Kaiser von Österreich. Da zur Seligsprechung ein Wunder notwenig ist, musste auch für diesen bigotten Typen ein Wunder herhalten. Dieser Karl hat eine Nonne in Brasilien, die inbrünstig zum Karl gebetet hatte angeblich auf wunderbare Weise von ihren Krampfadern geheilt. Müsstest du eigentlich wissen. Als Priester. Oder?“

„Ja, kann mich so dunkel erinnern. Diese Seligsprechung ist noch nicht so lange her.“

„Übrigens. Zu unserem Gespräch von gestern. Ich habe ein wenig gegoogelt. Lourdes hat pro Jahr etwa 5 Millionen Nächtigungen und ist damit in Frankreich an zweiter Stelle hinter Paris! In 30 Jahren sind dies so ungefähr 150 Millionen Menschen, die dort übernachten, von Tagespilgern ganz abgesehen. Und in diesen 30 Jahren gab es ganze drei, in Worten: drei! anerkannte Wunder. Sag mal. Was soll das alles? Verblödet die Menschheit? Oder nur die katholische? Kein Mensch geht zu einem Wunderheiler, von dem man weiß, dass er nicht heilen kann. Aber bei Wallfahrtsorten gilt diese Logik offensichtlich nicht. Warum?“

„Weil sich nur Wunder herumsprechen und keine Nichtwunder und da genügen drei vollauf für die Aufrechterhaltung des Pilgerstroms.“

„Was ist los mit dir? Das bin ich von dir nicht gewohnt, du wirst ja direkt selbstkritisch. Doch noch nicht alles verloren bei dir.“

„Nein, im Ernst. Das ist eben gute Werbung, super CI, Corporate Identity nennt man das. Orte wie Lourdes, Fatima und eben auch Medjugorje haben das Image eines Wunderortes, eines heiligen Platzes, an dem göttliche Heilungen stattfinden. Dieses Image wirst du schwer wieder los. Lassen die Wunderheilungen aus, so ist dies noch kein Problem, problematisch wäre es, wenn Wunderheilungen nachgewiesener Schwindel wären. Das wäre ein immenser Schaden am Image, aber mangelnde Wunder? Das schert niemand.“

Samstag, 10h, ein Pilgerbus aus Salzburg spuckt ein Rudel Wundergläubige aus, Christine begrüßt sie routinemäßig, fragt anschließend den Reiseleiter, ob im Bus ein Platz für die Rückreise fei wäre, was dieser bestätigt und Christine beschließt, am Sonntag Abend mit dem Bus nach Österreich heimzufahren.

Unter den Pilgern, wie üblich, 99% alte oder zumindest ältere Frauen, hebt sich ein etwa 40jähriger Mann hervor. Schaut gar nicht übel aus, befindet Christine.