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Nach den vielen Jahren des Vorwärtskommens, kommen wir den erträumten Zielen immer näher. Selbst das so lange vermisste Haus wird Realität. Aber es tun sich immer öfter menschliche und andere Abgründe auf. Diese führen oft ohne mein Zutun in eine Richtung, die ich mir bis dahin nicht hätte vorstellen können. Allerdings bleibt es nicht nur bei der großen Anzahl negativer Ereignisse, viele der positiven Erlebnisse haben sich deutlich tiefer in meinem Gedächtnis verankert.
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Von den Plänen des Lebens
Dritter Teil
Pläne ?
Manchmal lenken andere die eigenen Geschicke
Der Versuch über eine Lebensgeschichte zu schreiben, die sich so oder ähnlich überall zugetragen haben kann.
Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Ein Roman von Bernd Fischer in mehreren Teilen
Die Geschäfte bei Wegmann liefen prächtig. Eigentlich fehlte uns jetzt nur noch das richtige Haus. Karola hatte so ihre Mühe den Haushalt in Ordnung zu halten, kein Wunder bei sieben Kindern und einem Hund. Ihr fehlte es deutlich an Raum, die drei Kinderzimmer drohten aus den Nähten zu platzen. Solange das Wetter schön war, ließ es sich noch aushalten, waren dann doch alle die meiste Zeit auf dem Spielplatz vor dem Haus und die großen Kinder gingen ihren eigenen Aktivitäten nach.
Für die Großen hieß es dann für mich sehr häufig den Fahrdienst zu organisieren, die eine zum Reiten, der andere zum Fechten, der nächste zum Fußball und nicht zu vergessen, Sissi ging schon seit Jahren am liebsten mit mir abends spazieren. Für mich wider Erwarten eine angenehme Erholung. Der Trubel zuhause und die teilweise zehn Stunden in der Firma hinterließen ihre Spuren.
Viel öfter als es Karola lieb war, sank ich nach meiner Runde mit Sissi geschafft ins Bett.
„Bernimaus, wann hast du mal wieder Zeit für mich? Den ganzen Tag habe ich die Kinder hier und darf mich um den Haushalt kümmern."
„Wir sollten uns endlich um ein Haus bemühen, mehr Platz und ein Garten, das hätte doch was. Wenn du willst, können wir uns auch eine Haushaltshilfe leisten, dann wär´s doch bestimmt leichter für dich, aber im Moment weiß ich nicht wie ich dir da helfen soll, die Firma muss laufen, auf das Geld möchtest du auch nicht verzichten. Und du weißt schon, dass wir längst ein Haus hätten haben können, du hast doch immer gesagt: zu teuer, zu klein, blöde Lage."
„Nein, natürlich nicht, das mit dem Geld ist ja auch schön, aber ein bisschen dürftest du dich schon um mich kümmern, einmal im Monat kegeln gehen und ab und zu eine Feier reichen nicht. Oder magst du mich nicht mehr?" Karola sah mich immer öfter gestresst an. „Ich will auch mal wieder raus hier, oder meinst du ich verbringe mein Leben mit der Versorgung deiner Kinder und du machst was du willst?"
„Das sind auch deine Kinder, du hast sie doch auch gewollt."
„Ja, ja du machst es dir leicht."
„Ach ja? Wer verdient denn das Geld und kümmert sich um alles? Ich habe nie gesagt, dass du nicht auch mal irgendwo hin gehen kannst. Solange Jenni hier ist, kann die durchaus mal auf die Kleinen achten, dann geh doch einfach mal shoppen, oder triff dich mit deinen Freundinnen."
„Das hättest du wohl gerne, meinst du ich kann die hier einfach alleine lassen, du kümmerst dich nicht, also muss ich es ja wohl tun, das soll mir was geben, wenn ich nicht zu Hause bin. Anschließend darf ich dann das Chaos wieder aufräumen." Karola glaubte tatsächlich, dass der Laden ohne sie nicht eine Minute laufen könnte, lieber quälte sie sich weiter so durch´s Leben, aber der Stress war Karola deutlich anzusehen.
Zwischenzeitlich hatte uns Elvira, Karolas einzige richtige Freundin auch Richtung Dresden verlassen. Gottfried hatte für den Übergang eine Wohnung gefunden und für Elvira in der Stadtverwaltung einen gutdotierten Job organisiert. Sie wollten im kommenden Jahr dann in ein neues Haus einziehen.
Uns hatten sie kurz nach ihrem Einzug eingeladen, sie zu besuchen, Elvira fand nur schwer Anschluss und vermisste ihre Bekannten und Freunde. Einerseits erfreut über die willkommene Abwechselung, andererseits mit leicht mulmigem Gefühl machten wir uns für ein verlängertes Wochenende auf den Weg. Noch nie hatten wir die Kids ganz allein für so eine lange Zeit daheim gelassen. Für einen Abend zum Kegeln oder eine der selteneren Feiern mit Freunden oder Bekannten hatte Karola unserer ältesten Tochter Jennifer die Aufsicht über den Rest der Kinderschar schon zugetraut und mit ihren fast 20 Jahren behielt Jenni die Dinge auch immer bestens im Griff.
Schweren Herzens ließ Karola unsere Kinder unter Jennifers Obhut daheim, nicht ohne einen Schwall von Mahnungen und Warnungen an die Daheimgebliebenen.
„Mama, jetzt fahrt endlich, wir kommen zu Recht, wirst sehen!" Jenni war fest davon überzeugt, die Tage ohne uns meistern zu können. Ganz tief im Innern wollte sie ihrer Mutter sicherlich auch beweisen, dass sie es mit dem Haushalt genau so gut, oder vielleicht sogar besser regeln konnte, denn nie hatte Karola ein lobendes Wort für unsere Große, die sich täglich neben der Schule mit im Haushalt engagierte, sich um die Wäsche kümmerte, die Hausaufgaben der Kinder überwachte und sich mit den kleinsten Geschwistern beschäftigte. Oft genug hatte ich das Gefühl es würde ohne Jenni wohl überhaupt nicht mehr rund laufen. Nur Karola schien dies nicht zu bemerken, im Gegenteil beklagte sie auch noch Jennis Unordnung und wie wenig "Vernünftiges" sie auf die Beine stellte. Nichts machte Jenni zu Karolas Zufriedenheit und Jenni ertrug die täglichen Anranzer von Karola mit stoischer Ruhe. Aber nun bot sich ihr endlich einmal die Gelegenheit es Mama zu zeigen!
Für drei entspannte Tage genossen wir Elviras und Gottfrieds Aufmerksamkeiten, sahen uns die Baustelle des neuen Hauses an und wurden von den beiden zu den Sehenswürdigkeiten Dresdens geführt. So und ohne die Kids sinnierte dann sogar Karola darüber nach nun doch endlich mal ein eigenes Haus zu haben. Plötzlich war sie es, die darauf drängte sich dringend darum zu kümmern. Wenn andere sich so etwas leisten konnten, warum wir nicht? Ein standesgemäßes Haus, am besten mit Pool und riesigem Garten, das fehlende Mosaiksteinchen in Karolas Leben.
Zum Abschied lud Elvira Karola ein, doch mit ihr in naher Zukunft einmal Urlaub zu machen, ihr schwebte eine Reise nach Usedom vor, damit Karola sich in aller Ruhe vom täglichen Stress mit den sieben Kindern erholen konnte. Karola gefiel der Gedanke und sagte zu, sobald wie möglich dieser Einladung zu folgen. Schneller als erwartet hatte sie sich an das ruhige Leben ohne die Kinder gewöhnt und sie verschwendete kaum einen Gedanken an das tägliche Chaos zu Hause, zumal sie die drei Tage nur mit mir ausgiebig genossen hatte. Allerdings wollten wir uns erst um unser eigenes Haus kümmern. Es war mehr als Zeit dafür.
Auf dem Weg nach Hause rief Jenni dreimal an und fragte nach der Uhrzeit, wann wir endlich ankämen. Karola begann sich Sorgen zu machen, es war doch nichts Schlimmes passiert? Die letzten Kilometer wurde sie immer nervöser. Endlich stellte ich die A-Klasse kurz nach acht ab und Karola hastete die Treppen hinauf.
„Hallo Mama, endlich." Jenni grinste uns an. „Hallo Kind, was ist los?" Karola ließ ihre Reisetasche achtlos im Flur fallen und starrte Jenni angsterfüllt an. „Nichts, wieso? Schön dass ihr endlich hier seid! Hallo Paps!" Jenni lächelte zufrieden. „Warum rufst du dann dauernd an, wann wir hier sind?" „Lass dich überraschen!" Sie tat geheimnisvoll. Von den anderen Kindern keine Spur. „Wo sind die anderen?" „Im Bett wo sie hingehören, ich gehe auch gleich."
Karola machte Anstalten durchs Wohnzimmer ins Schlafzimmer zu gehen, aber Jenni hielt sie zurück, „Moment noch, wollt ihr euch nicht erst ein wenig frisch machen?" „Was Moment noch? Ich muss ins Schlafzimmer." „Wenn´s unbedingt sein muss, dann geh." Jenni war ein wenig enttäuscht.
Karola stürmte ins Wohnzimmer und blieb wie angewurzelt stehen. „Was ist das denn?" „Ich dachte ich mach was zu Essen für euch, ihr habt doch bestimmt Hunger." „So?" „Warum nicht?" Neugierig geworden warf ich einen Blick über Karolas Schulter und staunte nicht schlecht. Der Tisch war wunderschön gedeckt, Kerzen brannten und tauchten den Raum in ein heimeliges Licht. „Ich dachte das würde euch gefallen", Jenni schaute ein wenig verlegen. „Das sieht richtig toll aus, nur für uns?" Ich drückte Jenni erfreut.
„Ja und Essen ist auch fertig, setzt euch, kann sofort losgehen." Sie schob uns zum Tisch und verschwand in der Küche. Mit einer gut gekühlten Flasche Chardonnay kam sie zurück, goss uns ein und kam kurz darauf mit zwei Tellern in der Hand zurück. „Guten Appetit und lasst es euch schmecken, in der Küche ist noch mehr, wenn ihr wollt. Ich bin dann mal weg. Aufräumen tue ich später, viel Spaß!"
„Jetzt sieh dir das an!" Bewundernd schaute ich auf meinen Teller. Bandnudeln und das sah aus wie Seeteufel mit Weißweinsauce an Broccoli. „Ja sieht gut aus, hoffentlich schmeckt´s auch so." Karola konnte sich einfach nicht lobend zu Jenni äußern.
„Hey, kuck dir an was sie für uns gemacht hat, von wegen Chaos, wenn du mal nicht da bist, die Bude sieht ordentlich aus und jetzt das noch, ist das nicht schön?" Ich probierte einen Happen, „und lecker!" „Ja, ganz nett, hat sie sich Mühe gegeben." Karola nickte wenigstens zustimmend.
„Dann sag ihr das auch mal, ich finde das hat sie richtig toll gemacht, hätte ich nicht gedacht, dass sie das kann." „Ist eben meine Erziehung, aber ist wirklich schön." Karola schaffte es tatsächlich, sich dem Candlelight-Dinner vorbehaltlos hinzugeben.
„Möchtest du noch was? Ich hole mir noch ein Häppchen." Mit meinem Teller in der Hand wartete ich bis Karola aufgegessen hatte. „Ja, aber nicht mehr so viel." Mit den beiden Tellern ging ich in die Küche und staunte zum zweiten Mal. Auf dem Herd stand der Topf mit den Nudeln und im Backofen die Auflaufform mit dem Fisch, sonst war von einer aufwändigen Kochaktion nichts zu sehen, alles wunderbar aufgeräumt und sauber. So sah es nach Karolas Kochorgien nie aus, da standen dann schon einmal Töpfe in der Spüle und gebrauchtes Besteck lag noch herum. Von wegen heilloses Chaos, wenn Jenni mit den Kids alleine ist, ging es mir durch den Kopf als ich unsere Teller füllte.
„Du solltest mal einen Blick in die Küche werfen", mit einem Grinsen stellte ich Karola ihren Teller wieder hin und setzte mich. „Kann mir schon denken wie´s da aussieht, nach dem Aufwand. Und ich kann dann gleich alles sauber machen." „Ja, da hast du wohl Recht, aber ich helfe dir dabei", ich bekam das Grinsen nicht aus dem Gesicht. „Was? Was grinst du denn so? Meinst du mir macht das Spaß hinter Jenni herzuräumen?" „Na iss erstmal, wirst du dann ja sehen." „Was soll ich sehen?" Karola war aufgestanden. „Die Küche, setz dich und iss, das hat Zeit, ist doch so gemütlich hier." Nur widerwillig setzte sich Karola und aß weiter. Endlich waren wir fertig und Karola griff nach den Tellern. „Ich bring die schon mal raus und hole uns noch einen Schluck Wein", schon war sie auf dem Weg in die Küche und kam mit großen Augen und der Flasche Wein zurück. „Das hätte ich nicht gedacht", mehr sagte sie nicht, aber die Bewunderung in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
Während wir bei einer Zigarette und dem restlichen Wein gut gesättigt diesen herrlichen Abschluss unserer kleinen Reise genossen, kam Jenni herein. „Na, hat´s geschmeckt?" „Ja, ganz toll!" „Schön. Soll ich euch noch einen Kaffe machen?" „Nee, Danke Jenni, aber das war richtig schön, war doch bestimmt ne Menge Arbeit." „Ach, ging so, die andern haben ja geholfen." Karola stand auf. „Ich glaube es wird Zeit für´s Bett." „Ja, macht ihr mal ich räum denn eben noch auf", Jenni nahm die Gläser und die leere Flasche und verschwand in der Küche, Karola im Bad. Ich schaute derweil kurz nach unseren Kindern, die nächste Überraschung! Alle im Bett, die Zimmer aufgeräumt, wie zu Zeiten, als uns die drei Mädchen aus Tschernobyl besucht hatten. Ein Anblick den ich seitdem nicht mehr gesehen hatte.
„Da hat Jenni ja ein schönes Chaos angerichtet während wir weg waren, haste schon nach den Kindern gesehen?", ich konnte mir den Kommentar nicht verkneifen, als Karola aus dem Bad kam und ich hinein ging. „Was denn jetzt noch?" „Kuck selber."
„Na? Glaubst du jetzt dass man Jenni mit den Kids auch mal alleine lassen kann?", erwartungsvoll sah ich Karola an, als ich zu ihr ins Bett kletterte. „Ja, für ein paar Tage würde das wahrscheinlich gehen." „Jetzt komm, die hat das doch richtig toll gemacht." „Ja, hat sie, aber jetzt interessiert mich was anderes", Karola suchte nach ihrer kleinen Bernimaus, „zu einem richtigen Candlelight-Dinner gehört auch ein richtiger Abschluss, mach´s mir!"..........
Tags drauf nahmen wir unsere unterbrochene Suche nach einem Haus intensiv wieder auf. Mit der Zusage meines neuen Bänkers im Rücken und der Gewissheit, auch zukünftig gute Geschäfte machen zu können, war ich der Überzeugung und in der Lage mehr als eine halbe Million für das neue Haus ausgeben zu wollen.
Karola hatte trotz allem an allen Häusern etwas auszusetzen, zu klein, falsche Lage, zu teuer, das Haus, was sie wollte, existierte einfach nicht, Konsequenz: selber bauen. Leider gab es keine Grundstücke zu einem erschwinglichen Preis in entsprechender Lage. Zu allem Unglück riet uns ein Nachbar des scheinbar einzig akzeptablen Grundstücks von einem Kauf ab. Karola hatte sich bereits damit angefreundet eine für ihren Geschmack ausreichend große Doppelhaushälfte an das Haus des besagten Nachbarn bauen zu können und wollte nach zweimaliger Besichtigung des Grundstücks doch wenigstens die zukünftigen Nachbarn einmal kennen lernen. Aber schnell war auch ihr klar, dass es aus diesem Stück Land nichts werden würde. Der Nachbar berichtete von erheblichen Problemen, die er selbst schon gehabt hatte um den Keller auszuheben, denn der Baggerfahrer hatte sich geweigert das angrenzende Gelände zu befahren, da das Grundstück gut drei Meter höher lag als das nächste und nur durch eine unzureichende Wand gestützt wurde. Es bestand akute Einsturzgefahr und der Besitzer des Landes wollte keine Garantien für die Standhaftigkeit der Wand übernehmen. Damit waren unsere Hoffnungen schnell begraben, denn die Kosten für eine ordentliche Sicherung des Geländes sollten von uns übernommen werden und zudem war noch nicht einmal klar, ob der weiter unten liegende Nachbar einer solchen Baumaßnahme überhaupt zustimmte.
Also trennten wir uns von dem Gedanken ein neues Haus selber zu bauen und suchten weiter verzweifelt nach dem richten Objekt. Mit Karola ein Haus zu kaufen, geriet zu einem Kasperletheater. Nicht eines der bestimmt 15 Häuser, die ich in den nächsten Wochen vorschlug entsprachen Karolas Vorstellungen. Ich gewann den Eindruck sie wollte gar nicht aus der Wohnung raus, das Umfeld war für Kinder wirklich optimal, die sozialen Kontakte hervorragend, nur die Wohnung war viel zu klein. Mit sieben Kindern und einem Hund in dieser Wohnung ging einfach nicht mehr.
„Bernimaus wir finden nie ein Haus, kuck doch mal, wie viele schöne Häuser hier stehen, die würden mir alle gefallen und wir müssten nicht soweit wegziehen." Karola sah sich betrübt die vielen hübschen Häuser an, als wir mit Sissi abends in der angrenzenden Siedlung spazieren gingen. „Ja, schön schon, aber sicherlich nicht groß genug und hier sind die Häuser richtig teuer", die Immobilienangebote aus unserer Nachbarschaft hatte ich schon sehr frühzeitig aus unseren Plänen gestrichen, die meisten Einfamilienhäuser hatten kaum mehr als 120 qm und kosteten deutlich mehr als ich auszugeben bereit war.
Immerhin, ein Immobilienangebot unserer Bank erregte im Oktober Karolas Aufmerksamkeit. Reihenendhaus, 700 qm Grundstück, Pool, 160 qm Wohnfläche, zusätzlich 65qm Wohn- Nutzfläche, drei Bäder, Lage 15 min Fußweg von Wegmann entfernt, allerdings nicht das neuste Gebäude, es hatte schon einige Jahre auf dem Buckel, wenigstens das Dach war neu gedeckt. Preis 585.000 Mark.
Wir bekundeten unser Interesse und erhielten genauere Angaben. Die eiligst anberaumte Besichtigung fiel aus wie erwartet, wenn überhaupt ein Haus, dann das. Problem: wird erst zum Juli des nächsten Jahres frei, dafür wäre der Besitzer bereit, über den Preis zu reden, falls wir zusagen. Bei 565.000 Mark einigten wir uns. Um kein Geld der Welt wollte ich, dass Karola es sich noch einmal anders überlegte und solange sie von diesem Haus überzeugt war, mussten Nägel mit Köpfen her.
Wie von meinem neuen Bänker zugesichert, war die Finanzierung keine Aufregung wert. Die Option öffentliche Mittel in Anspruch zu nehmen schlug ich aus. Schon bei einem früheren Gespräch mit dem zuständigen Mitarbeiter durfte ich erfahren, dass mir diese Mittel nicht zustehen. Entweder verdiente ich zu viel, oder wegen der sieben Kinder und meiner Unterhaltsverpflichtungen, nicht genug, um die Finanzierung des Hauses sicher zu stellen. Alles in allem, öffentliche Förderung ade, einzig Baukindergeld wurde mir zugestanden, immerhin fast 10.000 Mark im Jahr.
Wir unterschrieben die Vorverträge und sicherten uns die Rechte an dem Haus. Karola war sichtlich erfreut über ihr neues Domizil, natürlich gab es einige Dinge zu renovieren, und zu verändern, aber im Großen und Ganzen schien ihr unsere neuste Errungenschaft zuzusagen.
Nur die Aussicht sich von der gewohnten Umgebung zu trennen bereitete ihr Schwierigkeiten, wir wohnten inzwischen fast 12 Jahre in unserer lieb gewonnenen Wohnung......
Weihnachten wurde eine sehr übersichtliche Angelegenheit. Meine liebste Omi, ihre Tochter Oma Liese mit Wilhelm und wir. Karola hatte mit Rücksicht auf die Geschehnisse kurz vor Weihnachten im vergangenen Jahr darauf verzichtet ihre Eltern einzuladen und von Julia und ihrer Familie war nichts zu hören oder zu sehen. Schon länger hatte ich mich damit abgefunden, dass Julia, Frank und Tascha sich nicht mehr meldeten. Selbst Karola, die sonst bestens über die Zustände in der Familie Bescheid wusste, zuckte auf mein Nachfragen nur die Schultern. „Keine Ahnung was die machen, vielleicht wieder bei Julias Mama; Oma erzählt seit der Sache mit Jenni und Opa auch nicht mehr alles. Aber wen stört´s, sollen sie machen was sie wollen."
Noch immer war Karola ein wenig gereizt, wenn das Gespräch auf Julia kam, sie mochte sich mit diesem Thema nicht auseinander setzen. So sehr Karola sich auch beschwerte, dass ich kaum Zeit für sie hatte, aber wenn es um Julia ging, hatte sie immer einen zärtlichen Blick für mich und ein "ist doch egal was die machen" für mich parat. „Bernimaus, was soll ich dir sagen, ich weiß nur, dass Julia wohl ein Verhältnis haben soll und Frank damit ziemlich Stress gehabt hat, aber was interessiert uns das." Karola grinste vielsagend.
„Ach ja? Die Gerüchte kursieren doch schon so lange wie wir Julia kennen, den Quatsch kannst du mir nicht erzählen. Und dein Bruder hat diesbezüglich wohl nur selten was ausgelassen, erinnere dich an seine Praktikantinnen und diese Gerda im Urlaub." Noch nie hatte ich einen Gedanken daran verschwendet, Julia könnte auf Abwegen sein. „Tja, aber vielleicht ist doch was dran." Karolas geheimnisvolles Lächeln ließ mich schweigen.
Aber es war nicht die Gelegenheit darüber weiter nachzudenken, Julia würde nicht kommen, was auch sonst, zumal wir sie ohnehin seit über einem Jahr nicht mehr gesehen hatten. Weihnachten stand an und es war die Zeit sich um Familie zu kümmern und Karola war mehr als zufrieden mit den Gegebenheiten.
Sie hatte ihre Aufgaben und wollte sich vor der Restfamilie wieder einmal als die grandiose, vollkommene Ehefrau präsentieren, was ihr auch in den Augen der Beteiligten gelang.
Meine liebste Omi genoss den Abend mit den Kindern, still nahm sie das bunte Treiben auf und ihre vergnügt leuchtenden Augen zeigten, wie sehr es ihr Spaß machte einfach nur dazusitzen und zuzusehen, hören konnte sie von alledem nichts mehr. Wenn mehr als ein Mensch im Raum war schaltete sie ihr Hörgerät einfach ab. Viel zu früh forderte Oma Liese sie zum Aufbruch, wie gern hätte sie den Weihnachtsabend noch mit den Familienmitgliedern bis zum Ende mitgemacht, aber Oma Liese war gnadenlos. Zurück in ihre Wohnung und sehen, dass sie gut zu Bett kam, wie sie es seit Jahren täglich tat. Selbst Wilhelm, der gerne und ausgiebig sein Bierchen und Vovo trank, hatte sich daran gewöhnt früh zu gehen und murrte nur ganz unmerklich. Für die drei endete der Abend wie von meiner Mutter vorgesehen, Karola war es ganz Recht, denn für die beiden Feiertage hatten wir seit langem keinen weiteren Termin mehr. Sie brauchte sich um keine weitere Weltreise, wie sie gerne nannte zu kümmern. Es war auch für uns nicht leicht den Transport der ganzen Familie zu organisieren, für James brauchten wir wenigstens noch einen Buggy, Sissi nahm ihren Platz in Anspruch und die drei Kindersitze blockierten ebenfalls Sitzplatz. Mit unserer Vanette und der A-Klasse konnten wir die gesamte Familie gerade so unterbringen und es war jedes Mal ein ziemlicher Aufwand bis wir so unterwegs waren.
Mit den größeren Kids spielten wir noch bis tief in die Nacht einige Spiele, die sie zu Weihnachten geschenkt bekommen hatten. Karola konnte entspannt ihre Familie genießen und eigentlich war es ein Weihnachten, wie es mir immer vorgeschwebt hatte, endlich einmal völlig ohne Hektik, ganz in Ruhe!
„Das war´s dann wohl mit Weihnachten hier in der Wohnung, ab dem nächsten Jahr feiern wir in unserem Haus", nicht ohne Stolz sah ich mir den Tannenbaum von unserem Bett aus an, „genieß den Anblick noch mal, im nächsten Jahr kannst du den Baum vom Bett aus nicht mehr sehen, dann haben wir wieder ein richtiges Schlafzimmer!" „Ach ja, das hat was, aber ein bisschen leid tut es mir schon um diese Wohnung hier, waren doch schöne Jahre, besonders für die Kinder. Wer weiß ob wir es im Haus auch so gut treffen mit den Nachbarn." Karola kuschelte sich an mich, so wirklich trennen konnte sie sich immer noch nicht von der Wohnung.
Es war Veilchendienstag, die Kinder waren unter der Obhut von Jennifer zu einer Karnevalsveranstaltung der Pfadis, als es klingelte. „Ist bestimmt Maike, die wollte noch vorbei schauen, wegen einiger Sachen, die sie gebrauchen kann." Karola rappelte sich auf.
Maike war die Tochter einer Beamtenfamilie, die eine Etage höher wohnte. Ihr Mann Torben hatte Physik studiert und wir hatten seit einiger Zeit engeren Kontakt, Maike hatte ihr erstes Kind bekommen und Karola konnte in vielerlei Hinsicht mit Rat und Tat behilflich sein.
„Hallo, komm rein." Karolas Stimme klang verwundert. „Ich wollte nur mal sehen, wie es euch geht." Die Stimme kannte ich, mein Herz machte einen erfreuten Hüpfer, ganz bestimmt nicht Maike. Ich trennte mich vom Bildschirm meines Computers und schaute durch den Flur. Da stand tatsächlich Julia.
Ich sprang auf, begrüßte sie: „Hallo Schwägerin, lange nicht gesehen", und drückte sie innig. „Kaffee?" „Ja, einen trinke ich, bin nur auf der Durchreise zu meiner Mutter und dachte mir, ich schau mal rein, sehen wie es euch geht."
Julia sah schrecklich aus, bleich, eingefallen, ein Häufchen Elend, aber sie darauf ansprechen mochte ich nicht. „Komm, setz dich." Ich schob sie ins Wohnzimmer. „Kaffee kommt gleich." Mit einer Tasse Kaffee kam ich zurück und setzte mich zu ihr.
„Was treibt dich her?" So neugierig war ich eigentlich nicht, aber dass Julia alleine bei uns auftauchte erregte mein Interesse. Viel zu lange schon hatte ich nichts mehr von ihr gehört, geschweige, denn gesehen. Bei unserem letzten Treffen munkelte man in der Familie, dass Julia so eine Art Putzphobie hätte und deshalb schon längere Zeit in psychologischer Behandlung wäre. Allerdings konnte ich damals keine großen Veränderungen an ihr feststellen, aber das lag jetzt schon gut eineinhalb Jahre zurück und seit dem war von Julia nichts mehr zu hören oder zu sehen gewesen.
„Einfach nur so, mal rein schauen, ich bin hier vorbei gekommen und dachte mir, sieh doch mal nach, wie es Fischers geht, mehr nicht." Sie schlürfte vorsichtig an ihrer Tasse. „Jetzt erzähl doch mal, wie geht´s euch, was macht Tascha, wie läuft´s in der Schule?" „Wie soll´s schon gehen, wie immer, Tascha macht bald ihr Abi und Schule ist Stress", Julia schien etwas abwesend, „aber sonst geht´s." „Das ist ja schön zu hören."
„Davon, dass wir uns jetzt endlich ein Haus gekauft haben, hast du ja bestimmt schon gehört", Karola kam herein und hockte sich neben meinem Stuhl auf den Boden und streichelte mir über den Arm. „Meine Bernimaus, wie lange haben wir Julia schon nicht mehr gesehen?" Verliebt lehnte sie sich an mich. Ich überlegte kurz: „War das nicht zu Franks Geburtstag? Im vergangenen Jahr? Nee, das war vor zwei Jahren." War das wirklich schon so lange her? „Ja, ja schön für euch", Julia interessierte das scheinbar überhaupt nicht, sieh sah uns merkwürdig Gedanken versunken an. Sonst war sie immer eine der ersten, die alles Neue wissen musste.
„Wie geht´s Frank und Tascha?" Karola tat interessiert. „Ganz gut glaube ich, Tascha ist in der Oberstufe und kommt gut klar, sie wird ihr Abi wohl locker schaffen", wiederholte Julia, dabei wirkte sie seltsam angespannt. „Und was macht Frank so?" „Wie immer, dem geht´s jetzt ganz gut." „Hat er sich von seinem Infarkt ganz erholt? Gut zu hören, war ja bestimmt nicht leicht die Zeit." „Doch das hat er bestens überstanden, er raucht auch wieder wie ein Schlot." „Und was macht die Schule?" „Stress wie immer." Julia war sehr kurz angebunden, das Thema Familie schien ihr nicht zu behagen, eilig trank sie ihren Kaffee aus. Nicht eine neugierige Frage, sonst wollte sie doch auch immer alles ganz genau wissen und erzählte wortreich von den letzten Ereignissen. „Ich glaub ich muss wieder, meine Mama wartet, danke für den Kaffee", sie stand auf. Rollte da eine Träne über ihre Wange? Verschämt tupft sie sich mit einem Taschentuch über die Augen. „Muss was ins Auge gekriegt haben."
„Du willst schon wieder gehen? Es gibt doch noch so viel zu erzählen!" Wie sollte ich sie aufhalten?
Julias Blick irrte verzweifelt umher. „Nein, ich kann jetzt nicht, vielleicht später einmal, ich muss jetzt." Sie zog ihre Jacke an und ging zur Tür. „Julia warte doch, du kannst doch nicht einfach so gehen, kommst du mal wieder vorbei?" Ohne einen Gruß stieg sie die Treppe hinab, ich hastete hinter ihr her. „Was ist los? Warum gehst du schon wieder?" Auf dem ersten Treppenabsatz hatte ich sie eingeholt. „Viel Glück mit deiner Familie, ich kann nicht mehr." Traurig drehte sie sich weg, als ich ihr einen Kuss geben wollte. „Nein, falscher Zeitpunkt, mach´s gut." „Mach´s besser und melde dich mal wieder." Weg war sie.
Ich hatte Zeit mich zu fassen, bis ich wieder in der Wohnung war. „Verstehst du das?" Karola konnte bestimmt eine Antwort geben. „Na ja, wenn sie zu ihrer Mutter gefahren ist, weißt du doch, so dicke sind die nicht." „Ja, aber Julia sah doch schrecklich aus, fast wie Tod auf Urlaub."
„Vielleicht ist sie krank? Keine Ahnung." Karola wollte sich wie immer darüber nicht weiter auslassen.
Was für ein falscher Zeitpunkt war es, den Julia gemeint hatte? Ich hatte schlimmste Befürchtungen, wie Tod auf Urlaub, im Scherz ausgesprochen, aber Julia wollte sich doch nichts antun? Panik befiel mich. Egal, was Kalli dachte, ich nahm mir vor mich nach Julia zu erkundigen, so hatte ich sie noch nie erlebt!
Karola war der Stress mit der Kinderschar deutlich anzumerken. Der beengte Raum tat ein Übriges. Öfter als mir lieb war, rief Karola die Kinder lautstark zur Ordnung. Aber das Chaos wurde deshalb nicht geringer. Zu meiner Freude, meldete sich unser Hausverkäufer früher als vorgesehen, er fragte an, ob wir die Verträge auch schon eher endgültig unterzeichnen könnten.
Er hatte sich ein neues Haus gekauft und braucht das Geld zeitiger als vorgesehen.
Ich schacherte ihm einen weiteren Nachlass ab. Mit 545.000 Mark sofort, war er einverstanden.
Schneller und billiger als geplant wurden wir Eigentümer des Hauses. Da wir unseren Mietvertrag erst zum 31.10. des Jahres kündigen konnten, ließen wir uns Zeit mit den Renovierungsarbeiten.
Das meiste wollte Heinz Kirchner, einer unserer neuen Mitarbeiter der Firma FINE machen, der ausreichend Erfahrung mit Umbauten hatte. So gut es ging, stellte ich ihn von der Arbeit frei und er organisierte die anfallenden Renovierungen.
Einzig das Dachgeschoß war so, wie wir es haben wollten. Ein Raum mit 46 qm und eigenem Bad. Das sollte unsere Heimat werden. Schlafzimmer, eventuell ein wenig abgeteilt, Platz für den ganz Kleinen. Und natürlich mein Schreibtisch. Es war angeraten das Zimmer als erstes bewohnbar zu machen. Ich wollte so schnell wie möglich dort einziehen, damit die Firmenunterlagen schon einmal untergebracht waren. In der Wohnung war einfach kein Platz mehr dafür. Herr Kirchner und Karola tapezierten die obere Etage als erstes und schon Anfang Mai konnte ich mein Büro beziehen.
Im Anschluss ersetzte Herr Kirchner und einer seiner früheren Kollegen die alten Fenster der anderen Etagen während ein Elektriker das Haus weitestgehend neu verkabelte. Nichts entsprach den modernsten Anforderungen, das Haus hatte doch schon etliche Jahre auf dem Buckel und schließlich sollte Jenni im Souterrain zwei Räume beziehen können, es gab einen eigenen Eingang für sie und ein Bad mit Toilette sollte in der alten Waschküche entstehen. Sobald die groben Dinge erledigt waren, wollten die Beiden die Kinderetage tapezieren. Drei Zimmer mit Bad und zusätzlicher Toilette.
Erst zum Schluss sollten dann Küche, Esszimmer und Wohnzimmer folgen. Während Herr Kirchner den Sommer über je nach Abkömmlichkeit in der Firma manchmal mit oder häufiger ohne seinen Kollegen am Haus werkelte, nutzten wir jede freie Minute um bei schönem Wetter den Pool und den Garten zu genießen. Karola hatte bereits die Badesachen und einiges Nützliche für uns und die Kinder in der obersten Etage untergebracht und kam bei gutem Wetter schon vormittags mit den Kleinen zum Haus. Es lag dann an Jenni oder mir die restliche Bande am Mittag einzufangen und ebenfalls in den Garten zu karren. Derweil vergnügte sich Karola im Bikini auf der Terrasse.
Für mich blieb dazu allerdings nicht ganz so viel Zeit, die Pflege des Pools und des Gartens hielten mich unerwartet lange und häufig auf Trab. Noch nie hatten wir ein eigenes Grundstück zu beackern und der Rasen wuchs, so schien mir, bei uns ungewöhnlich schnell. Zudem musste der Zaun rund um das Grundstück an etlichen Stellen ausgebessert werden, Sissi sollte uns nicht unverhofft entwischen können, wenn sie im Garten mit den Kindern spielte. Außerdem wollte ich den Pool durch einen Zaun vom Rest des Grundstücks abtrennen, damit in einem unbeobachteten Moment nicht eins der kleinen Kinder hineinfallen konnte, denn trotz aller Warnungen war der Pool mit einer magischen Anziehungskraft für die Kinder versehen und nicht immer hatte Karola alle im Blick.
Während ich, soweit das überhaupt möglich war, meine Arbeit, die ja auch nicht liegen bleiben konnte, von meinem neuen Büro aus erledigte und mich in den freien Stunden im Garten beschäftigte, ließ es Karola recht gemütlich angehen. Im Haus konnte sie noch nicht viel tun und in der alten Wohnung war es nicht mehr so dringlich, je näher unser Umzug kam. Gerne schlenderte sie dann durch´s Haus, bewunderte die Fortschritte, die unsere beiden guten Geister erzielten, nicht ohne noch den einen oder anderen Wunsch bei Herrn Kirchner los zu werden. Ihr fiel immer mal wieder eine Verbesserung oder Änderung ein, die er ausgesprochen geduldig zur Kenntnis nahm und sich darum bemühte allem gerecht zu werden.
„Bernimaus, könntest du heute wohl mal früher nach Hause kommen?" Karola war am Telefon.
„Was gibt´s denn so Wichtiges?" „Haste mal raus gekuckt? Bei dem gruseligen Wetter fahre ich nicht zum Haus und du bist ja eh wo anders beschäftigt. Aber ich würde gerne noch die Tapeten fürs Wohnzimmer besorgen, ich hatte doch mit Herrn Kirchner besprochen, dass wir da noch was ändern wollten."
„Ja, ja ich weiß, du mit deinen Wünschen." Eigentlich waren wir uns in der Ausgestaltung der Räume grundsätzlich einig, aber Karola fiel dann doch gelegentlich etwas Besseres ein und solange noch nichts gemacht war, schien es mir auch kein großes Problem zu sein.
„Na, jedenfalls habe ich mir gedacht ich besorge die Sachen und bringe sie dann eben noch ins Haus, du musst auch nicht mitkommen, außerdem hat Jenni heute lange Schule, irgendeiner muss auch auf die Kinder achten."
Ich schaute zur Uhr. „Vielleicht schaffe ich es bis um drei, dann muss der Rest bis morgen warten oder vielleicht macht Kevin ´ne Stunde länger, ich sehe was sich machen lässt." Wenn Karola freiwillig Aktivitäten zeigte, wollte ich sie nicht aufhalten.
„Ach das ist gut, dann kann ich ja gleich los, mal sehen ob ich finden kann, was mir so vorschwebt." Kaum war ich zu Hause, zog sich Karola ihre Jacke an. „Ich dachte du weißt was du willst." „Ja sicher, aber nicht wo ich es kriegen kann, dauert vielleicht ein wenig, aber du kommst ja zurecht und um fünf ist dann Jenni auch hier, bis nachher!" Karola hatte es offensichtlich eilig, aber wie das so ist, ein Laden hier, ein Laden da. „Aber zum Essen bist du wieder hier?" „Na, das denke ich doch, so schwierig wird´s dann wohl auch nicht. Ach, gibst du mir noch den Autoschlüssel?" „Fahr doch mit der Vanette." „Nee, die will Jenni nachher haben, die wollte auch noch weg."
Mühsam kramte ich den Schlüssel aus meiner Jeans. „Denk dran Charly und Mary wollen nachher noch zum Volleyball." „Hinfahren können sie doch mit der Bahn und bis die abgeholt werden müssen, bin ich längst wieder hier und falls es doch später wird, bringe ich sie mit." Karola stand schon in der Tür. „Dann nimm wenigstens mein Telefon mit, dann kann ich dich erreichen, oder du mich, falls was dazwischen kommt." „Meinetwegen, aber ich glaube nicht, dass es so spät wird, bis dann!" Karola ließ mich im Flur stehen und schloss die Wohnungstür hinter sich. Ach wie schön, dass Kalli mal was alleine macht, dieses Gerenne durch die Läden, ich hasse es.
Während Karola ihre Besorgungen machte, beschäftigte ich mich mal wieder mit den Kids. Papa hier, Papa da, machst du dies? Machst du das? Jeder wollte, dass ich mich um jeden kümmerte und ich versuchte der Sache gerecht zu werden. Während ich Hausaufgaben kontrollierte gab ich Anweisungen zum Bau eines Raumschiffs aus Lego und schaukelte James auf den Knien. Die Zeit flog nur so dahin, Jenni erschien: „Hallo Paps", und verschwand wieder. Freundlicherweise nahm sie Charly und Mary mit zur Sporthalle.
„Wir haben Hunger!" „Ich mach euch was! Nelly, siehst du nach den Kleinen?"
So langsam könnte Kalli aber wirklich nach Hause kommen. Ein Blick auf die Küchenuhr zeigte, dass es Zeit wurde, aber sie erschien nicht. Ich überlegte, ob ich eventuell anrufen sollte, hätte ja was passiert sein können, aber ich verwarf den Gedanken, womöglich fühlte sich Karola dann kontrolliert und so spät war es ja auch noch nicht, immerhin wollte sie die erstandenen Sachen direkt zum Haus bringen.
Allerdings kam mir da ein Gedanke, der mich mit Panik erfüllte. Vor Jahren, ich überlegte kurz, das muss doch schon 15 Jahre her sein, da war Kalli auch eines Tages aus heiterem Himmel einfach nicht nach Hause gekommen. Damals hatte sie nur angerufen und mir freudestrahlend mitgeteilt, dass sie bei ihrem Lover übernachten würde. Daraufhin hatte ich mich kurzerhand für gut drei Monate von ihr getrennt und erst nach viel Reue und diversen Verführungskünsten, ließ ich mich dazu von Karola überzeugen einen neuen Versuch mit ihr zu wagen. Und jetzt war es wieder so, seit geraumer Zeit quengelte sie wieder darüber, dass ich mich nicht genügend um sie kümmerte und sie war wieder einmal völlig unbekümmert und mit dem Hinweis sie käme schon gut alleine klar in die Stadt gefahren. Auch damals hatte sie nur gemeint ich sollte mich um meine Tochter kümmern und war frohen Mutes verschwunden. Aber dieses Mal war es doch anders, mir wollte nicht in den Kopf auf wen Karola es abgesehen haben könnte, seit Jahren hatte ich nicht das Gefühl, dass es da jemanden geben könnte. Sie war viel zu sehr mit ihrem Haushalt und den Kindern beschäftigt, da gab es keine Gelegenheiten. Und außerdem wollte sie fast täglich von ihrer kleinen Bernimaus beglückt werden, also warum noch ein anderer, das musste doch wahrlich reichen. So viel Sex konnte doch kein Mensch aushalten.
Ich beruhigte mich wieder, na klar shoppen und dann noch zum Haus, das konnte schon dauern und wenn was war konnte sie ja jederzeit eben anrufen, sie das Handy ja dabei.
Während dessen war Kalli fündig geworden und hatte ihre Tapetenrollen im Auto verstaut. Ging ja schneller als gedacht, eben noch zum Haus und dann ist schon alles erledigt, aber ich muss dringend Pipi, hoffentlich dauert es nicht zu lange, zum Glück ist das Klo oben schon benutzbar.
Karola stürmte zur Haustür, schloss auf und hastete die Treppen hinauf. Rein ins Bad und endlich.....
„Oh Verzeihung, Frau Fischer, ich hatte ja keine Ahnung." Die Tür ging auf und Herr Kirchner stand im Adamskostüm vor Karola, „ich wollte noch eben duschen, bevor ich hier Feierabend mache." Hastig schloss er die Tür wieder. Der sieht aber schnuckelig aus, so ohne Arbeitsklamotten. „Kein Problem, bin gleich fertig", rief sie und beeilte sich. „Erledigt, ich wusste ja gar nicht, dass noch jemand hier ist, übrigens ich heiße Karola", ohne sich daran zu stören, dass Herr Kirchner immer noch nur mit einem Handtuch notdürftig bedeckt im Nebenzimmer wartete, betrat sie es und reichte ihm die Hand. „Heinz", stotterte er verdutzt, griff mit der Hand, die das Handtuch hielt Karolas Hand. „War so dringend, da sind ein paar Tropfen daneben gegangen, brauch einen neuen Slip." Sie tat so, als ob sie nicht bemerkt hätte, dass das Handtuch am Boden lag, kramte in den mitgebrachten Sachen und beachtete Heinz nicht weiter, der wie angewurzelt mitten im Zimmer stand. „Da ist er ja! Ach, meinetwegen kannst du duschen ist jetzt frei", dabei knöpfte sie sich die Hose auf. Heinz drängte sich an Karola vorbei, die unverhohlen lüstern auf Heinz nackten Hintern starrte, als er im Bad verschwand. Schon stieg sie aus ihren Schuhen und die Hosen rutschten vollends zu Boden. Schnell noch das T-Shirt und den BH, sie hörte schon die Dusche. „Wollte mich noch eben waschen, stört dich doch nicht?", dreist schaute Karola an Heinz herunter, als sie das Bad betrat, kann ich vielleicht irgendwie behilflich sein?" Etwas erschrocken, aber ganz bestimmt nicht abgeneigt, nickte Heinz. „Dann ist ja gut", sie drehte die zweite Dusche auf und stellte sich darunter.
„Ach, das hat was", aufreizend langsam verteilte sie das Duschgel auf ihrem Busen, um danach mit ihren glitschigen Fingern das schwarze Dreieck genüsslich einzuschäumen. Fast reglos stand Heinz davor und betrachtete Karola aufmerksam. „Soll ich vielleicht den Rücken?" „Oh ja, gerne doch", Karola kam näher, reichte ihm das Duschgel und drehte sich um. Vorsichtig rieb er Karolas Rücken ein, an den Hüften hörte er auf. „Da auch noch", Karola nahm seine Hände und lenkte sie auf ihren Hintern, „und jetzt hier", sie rückte ein Stück näher, damit er ihren Busen erreichen konnte. Mit sanft kreisenden Bewegungen, so wie Heinz ihre Brüste streichelte, umspielte sie mit ihrem Hintern seinen kess hervorstehenden Lümmel. „Ja, das ist gut und jetzt hier noch", wieder ergriff sie seine Hände und führte sie an ihren pulsierenden Spalt. „Da ist ganz wichtig, ja genau so." Sie wand sich lüstern, als ein Finger in ihre Lustgrotte eintauchte. Mit einem leisen Stöhnen quittierte sie den zweiten Finger, während sie nach dem harten Etwas in ihrem Rücken tastete, es zu fassen bekam und sanft massierte. Heiße Wellen ließen ihren Bauch erbeben, lustvoll reckte sie sich nach hinten, lehnte sich an seine Schulter und gab sich Heinz´ geil zuckenden Fingern hin.
„Jetzt bin ich aber dran", mit einer Hand voll Duschgel drehte sie sich um, seifte Heinz ein, schob ihn wieder unter die Dusche bis alles abgespült war und sank auf die Knie. „Ich hoffe du magst das", sie achtete nicht auf seine Reaktion als sie seinen Schwengel genüsslich von den Eiern aufwärts mit ihrer Zunge bearbeitete, an der Spitze ankam und ihre Lippen um seine pralle Eichel schloss. Fordernd stieß Heinz zu. „Kommt´s dir schon? Dann spritz einfach!" Karola bearbeitete seinen Schwanz mit der Hand nicht ohne mit ihrer Zunge die Eichel weiter zu liebkosen. „Mmhh, es kommt!", Heinz entließ seine Ladung in Karolas Mund. „Oh ja, wie geil, aber ficken musst du mich auch mal, du hast einen geilen Schwanz. Wann kommst du denn wieder?" „Naja, immer wenn ich kann, weißt du doch, hängt davon ab was der Chef für mich zu tun hat." „Ich werde dann wohl mal mit deinem Chef sprechen müssen, dass er dir ein wenig mehr Zeit gibt, es soll ja alles rechtzeitig fertig sein." Karola stellte sich noch einmal unter die Dusche und ging ins Büro, zog sich an und ließ Heinz mit einem "bis zum nächsten Mal" etwas verdattert stehen.
„Wo kommst du denn jetzt her? Ist reichlich spät geworden", vorwurfsvoll sah ich Karola an, als sie gegen sieben endlich zu Hause eintrudelte, „und wieso hast du nasse Haare?" „Hast du mal raus gekuckt, es regnet wie aus Eimern und einen Schirm hatte ich nicht." „Na ist jetzt auch egal, gib mal den Schlüssel, ich hole eben noch die beiden Kids vom Sport ab." „Ja mach du, sind die Kinder schon im Bett?" „Ja, klar kannst ja eben noch bei denen reinschauen und sieh zu das du die Haare trocken kriegst, erkältest dich sonst noch." „Wollte sowieso noch duschen und die Haare waschen, aber fahr du, sonst kommst du zu spät." „Das klappt schon noch, bis gleich!"
„Hast du eigentlich alles bekommen, was du wolltest?" Karola hantierte in der Küche, als wir drei zurückkamen. „Na ja, fast, die Tapeten sehen gut aus, genauso wie ich es mir vorgestellt habe, aber siehst du ja dann." „Und wieso dann nur fast?" „Für unten wollte ich doch was ganz besonderes, aber das habe ich nicht gekriegt, habe aber was bestellt und kann es nächste Woche in Empfang nehmen, sieht unglaublich gut aus und passt bestimmt ideal da rein." „Wie was Besonderes?" „Ja weißt du, das ist aus etwas dickerem Material, nicht so was wie du immer hast, äh willst, hat ein bisschen mehr Struktur, habe da was stehen sehen, so als Probe, ich glaube das das nehme ich für die ganze untere Etage, wird dir sicher auch gefallen." „Ja wenn du meinst, aber dass ich immer nur normale Tapeten möchte, habe ich doch nie gesagt, so mit Struktur und ein wenig dicker ist doch bestimmt recht gemütlich, sieht sicher erstmal etwas ungewohnt aus, aber kann ich mir denken, dass dir das gefällt und so eine Wand mit Strukturtapete im Wohnzimmer wäre nicht übel." „Das glaube ich auch, aber erstmal sehen, wie das wirkt wenn es unten drin ist, kann ich mir im Moment noch nicht so vorstellen, aber bestimmt schön." „Ganz bestimmt, du wirst schon das richtige ausgesucht haben, da vertraue ich deinem Geschmack." „Ja, da kannst du dich drauf verlassen, das passt bestimmt ganz ideal, da bin ich mir sicher."
Die beiden Kinder verschwanden in ihren Zimmern und Karola schob mich ins Schlafzimmer. „Na, Bernimaus, wie war´s mit den Kids so ganz alleine?" „Och ganz nett, hat eigentlich Spaß gemacht." „Dann kann ich dich ja beruhigt mal mit denen alleine lassen, so ganz entspannt einkaufen gehen ist gar nicht schlecht, viel besser als wenn du immer nur hetzt und quengelst." „Von mir aus, mach das, ist mir eh lieber." „Und sagt das meine kleine Bernimaus auch?" „Frag doch mal, kriegst bestimmt die richtige Antwort." „Na kleiner Mann? Fühlst dich heute ganz anders an, aber komm rein, das hat mir heute noch gefehlt." Genüsslich ließ Karola ihre große Bernimaus in sich verschwinden und rollte sich danach zufrieden in ihre Bettdecke, so entspannt hatte ich Kalli schon lange nicht mehr erlebt, aber es hatte was. Mir ging das Gespräch von vorhin in der Küche durch den Kopf. Wenn Julia das erzählt hätte, könnte man meinen sie hätte was ganz anderes gemeint, als Tapeten, aber Kalli, was sollte sie schon anderes gemeint haben. Schön, dass es ihr Spaß machte sich mit dem Haus zu beschäftigen, die Abwechselung tat ihr bestimmt gut. Und Julia, was du wohl gerade machst? Wie gerne würde ich dich wieder sehen.....
So wurde im Laufe der Renovierung aus Chef und Chefin für Heinz dann Chef und Karola und Ende August dann Kalli. Und für Karola wurde aus Herrn Kirchner im Laufe der Zeit der Heinz.
Argwöhnisch beobachtete ich Karola, wenn ich daheim war, wie sie mit Heinz im Laufe der Zeit umging. Lächelnd und mitunter recht freizügig umsorgte Karola ihren dienstbaren Geist mit Getränken oder schickte Jenni in die nächste Pommesbude um etwas für ihren Jungen zu Essen zu besorgen, wenn es mal wieder später geworden war.
„Sag mal, findest du deine Fürsorge für Heinz nicht ein wenig übertrieben?" Auf unserem Heimweg musste ich dieses Thema doch einmal anschneiden und da die Kinder dabei waren, bestand die gute Möglichkeit, dass Karola nicht gleich platzen würde, zudem war sie seit einiger Zeit sehr viel entspannter. Grund genug nach den Erfahrungen mit Klödi mir Gewissheit zu verschaffen.
„Welche übertriebene Fürsorge? Darf ich Heinz nicht mal ein Bier bringen? Der tut so viel für uns und du hockst den ganzen Tag im Büro oder da oben am Schreibtisch, könntest ja auch mal was helfen!"
„Ich? Und helfen? Ich habe doch wohl genug zu tun und außerdem bezahle ich Heinz ja wohl fürstlich für seine zusätzlichen Dienste, immerhin bekommt er sein normales Gehalt weiter, auch wenn er nicht in der Firma arbeitet und eine ordentliche Provision noch oben drauf. Da musst du dich nicht noch mit besonderem Service hervor tun."
„Was mach ich denn? Der arme Kerl tut was er kann und wenn ich ihm dann mal ein Bier bringe, oder ein wenig zur Hand gehe, ist das verkehrt?" Karola sah mich verständnislos an.
„Nein, natürlich nicht, aber das meinte ich weniger, aber du musst doch nicht unbedingt mit fast nichts an auf der Terrasse liegen, wenn Heinz da ist." „Na, was ist denn schon dabei, in der Sauna und am Strand hat es dich nicht gestört, wenn mich mal jemand nackt gesehen hat und bei Heinz stellst du dich schon an, wenn er mich im Bikini sieht." „Hallo? Das ist ein Mitarbeiter von mir. Was muss der sich denn denken? Den duze ich noch nicht mal und für dich ist das schon dein Heinz!" „Na, dass der Anblick einer schönen Frau doch ganz angenehm ist." „Ja klar, die Frau seines Chefs turnt halbnackt vor ihm rum und kümmert sich ausnehmend freundlich um ihn, ich glaub du hast nicht mehr alle Latten am Zaun, das ist ein Mitarbeiter von mir, kein Freund, wer weiß was der alles in der Firma erzählt."
„Also so hässlich bin ich doch wohl nicht, ich gefalle dir doch auch, ich muss mich doch nicht schämen?" „Bitte Kalli, so war das nicht gemeint, natürlich siehst du gut aus, aber das muss ja nicht gleich jeder so deutlich zu sehen bekommen." „Was du immer hast, erst erzählst du mir ich sollte auch mal wieder was unternehmen, kaum tue ich es, bist du sauer." „Ich hatte mit "was unternehmen" nicht gemeint andere Kerle anzubaggern, damit das klar ist. Oder hast du schon was mit dem? Bei Klöden hab ich es ja auch als Letzter erfahren!" „Bernimaus, das glaubst du nicht wirklich!" „Na was soll ich denn glauben?" „Nee, ne, du willst mir nicht gerade erzählen ich hätte was mit Heinz?" „Also bei dir hab ich schon so einiges erlebt, ich hoffe nicht und halte dich ein wenig mehr zurück, so langsam wird mir das peinlich."
Karola sah mich lange und prüfend an, sie schien ihre Lage zu überdenken. „Bernimaus, was denkst du nur von mir, ich liebe dich und bald haben wir unser eigenes Haus!" „Dann halt dich doch bitte ein wenig zurück, bis es fertig ist." „Meine liebe Bernimaus, ich habe nichts gemacht und wenn Heinz mit der Arbeit fertig ist, sehen wir den eh nie mehr wieder, also lass das jetzt!" Ich hatte den Wagen abgestellt und Karola stieg aus, schnappte sich James und Lucy und verschwand wortlos Richtung Haustür. Mit einigem Abstand folgten wir anderen.
Während Karola James bettfein machte, versuchten wir den restlichen Bestand unseres Kühlschranks zu plündern, leider ziemlich erfolglos. Seit wir mehr im Garten waren als zu Hause, vernachlässigten wir auch unsere Vorratshaltung ein wenig. Es wurde dringend Zeit die Bestände aufzufrischen. Aber wofür gab es einen Pizzadienst! Jenni nahm die Bestellung der Familie auf, gab sie weiter und Papa durfte bezahlen. Wenigstens ging niemand hungrig ins Bett und Karola hatte anschließend das Bedürfnis besonders aufmerksam mir gegenüber zu sein. Hatte sie womöglich ein schlechtes Gewissen?
Mitten in unsere Arbeiten traf uns eine schlechte Nachricht. Meine liebste Omi war im Bad gestürzt und hatte sich schwer verletzt. Sie lag im Krankenhaus und Oma Liese hatte beschlossen, ihre Mutter nicht mehr zurück in ihre Wohnung zu lassen. Nach dem Krankenhausaufenthalt wollte sie, dass ihre Mutter in die Obhut eines Altenheimes zog, zu dem sie beste Kontakte hatte.
Aber meine Omi tat ihr den Gefallen nicht mehr. Am Tag ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus schlief sie einfach für immer ein. Das zweite Mal, dass ich einen Menschen aus meiner Familie verlor. Karolas Fehlgeburt hatte mich damals schwer getroffen.
Ein seltsames Gefühl befiel mich. Ich brauchte einige Tage das Erlebnis einer Beerdigung zu verarbeiten, aber ich hatte den Eindruck, dass kaum jemand wirklich trauerte, 94 Jahre zu werden schien der Beerdigungsgesellschaft mehr als ausreichend. Sehr gefasst standen alle an ihrem Grab, ich war der einzige der einige Tränchen nicht verdrücken konnte. Meine Oma war gestorben, die liebe alte Frau, die immer so gern den Trubel in der Familie genossen hatte.
Es blieb nicht viel Zeit sich damit auseinander zu setzen. Torben hatte sein Studium beendet und war auf Jobsuche. Er hatte während des Studiums an einem Projekt gearbeitet, das sich mit Gesichtserkennung befasste und wollte gern auf diesem Sektor weiterarbeiten.
„Stell dir vor, in Saudi Arabien gehen jedes Jahr 6000 Pilger auf dem Weg nach Mekka verloren.“, berichtete er eines Tages, als er mit Maike und ihrem Sohn bei uns war. Ich sah ihn verständnislos an: „Und was hat das mit deiner Arbeit zu tun?“
„Die meisten können doch da unten nicht lesen und schreiben, deshalb ist es so schwer die Pilger zu registrieren. Aber wenn die Saudis ein Erkennungsprogramm hätten, dann könnte jeder Pilger eingescannt werden und müsste sich auf seinem Weg nur an den Kontrollstationen scannen lassen und man wüsste immer, wo er sich gerade aufhält. Die Saudis haben deswegen schon mal bei uns an der Uni nachgefragt, aber das Programm ist noch nicht perfekt, da würde ich gerne weiter dran arbeiten.“
Torben schien zu wissen wovon er sprach, mit seinen Computerkenntnissen und dem Biophysikstudium war er sicherlich ein absoluter Fachmann auf dem Gebiet. Ich überlegte mir, ihm eine Möglichkeit zu bieten, weiter daran arbeiten zu können. „Was brauchst du dafür?“ So eine Investition in Zukunftstechnologien wäre bestimmt lukrativ.
„Eigentlich habe ich alles, was mir fehlt ist die Zeit, oder ein Gehalt mit dem ich daran arbeiten kann und meine Familie versorgt ist. Vielleicht noch einen Programmierer für die Routinen, da wüsste ich jemanden, der das schon gemacht hat und er ist einer, der sich in der Materie auskennt.“ „Pass mal auf, ich überleg mir das mal, vielleicht können wir da was zusammen machen, du die Technik, ich das Geschäft.“ Torben machte den Eindruck, als würde ihm dieser Gedanke gefallen.
Die Arbeiten im Haus gingen weiter gut voran und in jeder freien Minute waren Karola und die Kinder immer noch im Garten, sie nutzten das schöne Wetter und den Pool ausgiebig. Karola hielt sich seit meiner Ansprache doch etwas zurück, womöglich hatte ich ein weiteres Unglück in unserer Beziehung gerade noch verhindern können. Nicht das Alles auf Anfang gestellt wurde mit Heinz, aber wenigstens bemühte sich Karola um etwas mehr Distanz, zumindest solange ich auch da war.
Nach den Umbauten im Wohn-Essbereich stellten wir fest, dass uns die adäquate Möblierung nicht zur Verfügung stand. Unser alter Wohnzimmerschrank würde einen weiteren Umzug ohnehin nicht überstehen. Eine Anrichte für das Esszimmer fehlte uns auch. Also wenn schon ein Haus, dann auch mit den passenden Möbeln.
Die diversen Besuche in den obligatorischen Möbelhäusern blieben, wie schon beim Versuch ein Haus zu kaufen, völlig ergebnislos. Diesmal lag es aber wohl an mir, ich mochte mich nicht mit den Allerweltsmöbeln anfreunden, selbst bei Ikea fanden wir nach meiner Meinung nicht das Richtige, obwohl Karola mich von zwei riesigen Schlafzimmerschränken dort hatte überzeugen können. Bei acht Metern Kleiderschrank für gerade mal 250 Mark konnte Karola nicht widerstehen. Mir war es weitestgehend egal, aber die beiden 4m-Schränke boten eine ideale Abgrenzung zum geplanten Kleinkindzimmer in unserem Schlafzimmer und Karola war überaus glücklich über soviel zusätzlichen Stauraum.