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Die Auslandsnachrichtendienste der DDR und der Sowjetunion kooperierten auf internationaler Bühne. Insbesondere mit ihrer Industriespionage stützte die HV A auch die Wirtschaft der UdSSR, indem sie Spitzentechnologien aus dem Westen besorgte, die auf der CoCom-Liste standen. Der Autor, Oberst a.D. Bernd Fischer, wickelte 1990 nicht nur die Auslandsaufklärung der DDR ab, sondern gewann zuvor auch tiefe Einblicke in die Zusammenarbeit mit dem sowjetischen Bruderorgan. Erstmals berichtet ein Insider über die Kooperation von HV A und KGB.
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Seitenzahl: 284
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Impressum
ISBN eBook 978-3-360-51006-8ISBN Print 978-3-360-01839-7
© 2012 edition ost im Verlag Das Neue Berlin, BerlinUmschlaggestaltung: Buchgut, Berlin
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Die Bücher der edition ost und des Verlags Das Neue Berlinerscheinen in der Eulenspiegel Verlagsgruppewww.edition-ost.de
Das Buch
Dass die Aufklärer aus der DDR und aus der Sowjetunion miteinander kooperierten, war bekannt. Nicht aber, wie das Miteinander verabredet wurde und wie das im Konkreten ging. Erstmals berichtet ein Insider aus diesem Teil der Geheimdiensttätigkeit. Fischer arbeitete als Resident in Ägypten mit seinem »großen Bruder« und an anderen Orten in der Welt. Er kannte die beiden Seiten des Miteinanders, das oft eine Einbahnstraße war, aber auch auf gleicher Augenhöhe stattfand. Nach 1990 wollte sich mancher in Moskau an die vorteilhafte Verbindung nicht mehr erinnern, was zu Enttäuschung und Verbitterung beim »kleinen Bruder« führte. Inzwischen jedoch ist Normalität in die Beziehungen zurückgekehrt. Fischer hatte Gelegenheit, mit etlichen einstigen Mitstreitern zu sprechen und deren Aussagen exklusiv zu verarbeiten.
Der Autor
Bernd Fischer, Jahrgang 1940, geboren und aufgewachsen in Chemnitz. Nach dem Abitur Studium an der Hochschule für Internationale Beziehungen in Moskau (IMO), danach Eintritt ins MfS. Von 1969 bis 1974 Resident der Hauptverwaltung Aufklärung an der DDR-Botschaft in Kairo, danach tätig in der Zentrale in Berlin, insbesonders im Bereich legal abgedeckter Residenturen im Nahen und Mittleren Osten, Nordafrika und Asien. 1990 in der Nachfolge von Werner Großmann zuständig für die Abwicklung der HV A. Letzter Dienstgrad Oberst. In der edition ost erschien von ihm u. a. »Als Diplomat mit zwei Berufen« (2009).
Bernd Fischer
Wie die Geheimdienste der DDRund der UdSSR zusammenarbeiteten
Die Darstellung des Verhältnisses zwischen den Auslandsnachrichtendiensten der DDR und der Sowjetunion, der Hauptverwaltung A des MfS und der 1. Hauptverwaltung des Komitees für Staatssicherheit (KfS) im Zeitraum von 1951 bis 1990, erscheint als Band 7 der Geschichte der HV A. Damit liegt ein weiterer gewichtiger Beitrag zur wissenschaftlichen und politischen Auseinandersetzung mit der Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik und ihrer Schutz- und Sicherheitsorgane vor. Er behandelt zugleich die Geschichte der geheimdienstlichen Auseinandersetzung im Kalten Krieg.
Das Thema gehört zu dem Spektrum des Wirkens der DDR-Aufklärung, um das sich seit Jahren eine Vielzahl von Mythen und Spekulationen ranken. Es wird erstmals aus der Sicht der DDR-Aufklärung in seiner Gesamtheit nicht nur dargestellt, sondern auch aus der Position der beteiligten Akteure bewertet. Bernd Fischer erschließt dazu auch russische Quellen, die bisher in deutscher Sprache nicht vorliegen und viele noch nicht dokumentierte Aussagen, die er von aktiv Beteiligten erhielt. Berücksichtigt werden auch westliche, speziell amerikanische Wertungen zur Problematik.
Diese Darstellung der Zusammenarbeit der beiden Nachrichtendienste in ihren historischen Zusammenhängen und in den verschiedenen Etappen der Auseinandersetzung im Kalten Krieg der beiden Weltsysteme ist zugleich auch eine Darstellung der Geschichte der Auslandsaufklärung des ersten sozialistischen Staates auf deutschem Boden von den Anfängen dieses Dienstes bis zu seinem Ende. Diese Geschichte hätte nicht stattgefunden ohne das Zusammenwirken mit den Aufklärern der Sowjetunion. Sie war Bestandteil der Schicksalsgemeinschaft DDR-Sowjetunion. Und wie diese Schicksalsgemeinschaft hatte auch unsere Zusammenarbeit viele Facetten. Das Wichtigste war dabei die Partnerschaft von Menschen, die durch übereinstimmende Ziele verbunden waren, auch wenn dabei immer große Unterschiede bestanden. Diese wurzelten in erster Linie darin, dass die einen sich als Vertreter einer Großmacht verstanden und die anderen als deren Bundesgenossen, die Bürger eines von dieser Großmacht abhängigen kleinen Staates waren.
38 Jahre, fast die Hälfte meines Lebens, diente ich in der Auslandsaufklärung, in der Hauptverwaltung A des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR. Vom Anfang bis zum Ende meines Dienstes waren Bürger der Sowjetunion meine Wegbegleiter. Für mich waren sie, wie für uns alle in unserem Dienst, die Vertreter jenes Staates, der uns vom Faschismus befreit hatte. Sie waren die Nachfolger der legendären Tscheka und weltweit erfolgreich tätige Aufklärer. Ich war stolz darauf, mit sowjetischen Freunden, so nannten wir sie reinen Herzens, Seite an Seite für Frieden und Sicherheit auf unserem Planeten kämpfen zu können.
Ich lernte viele sowjetische Tschekisten kennen. Mit nicht wenigen war ich persönlich verbunden, teils dienstlich, oft aber auch freundschaftlich. Es waren nicht wenige darunter, mit denen ich zeitlebens befreundet blieb. Dazu gehören die Generale Schebarschin, Bobkow, Schischkin und Nowikow sowie die Oberste Oleg Gerassimow, Wladimir Budachin und Alexander Prinzipalow, die lange Zeit in der DDR als Verbindungsoffiziere lebten. In diese Freundschaft eingebunden waren auch die Ehefrauen.
Meine Freunde und Bekannten waren Menschen unterschiedlicher Nationalität: Russen, Ukrainer, Belorussen, Angehörige der Völker der mittelasiatischen, transkaukasischen und baltischen Sowjetrepubliken. Gemeinsam war uns unser politischer Auftrag, mitzuhelfen, die sozialistischen Länder zu schützen, ihre ökonomische und soziale Entwicklung sowie den Wohlstand ihrer Bevölkerung zu fördern.
Diese 38 Jahre meiner Dienstzeit sind die Jahre des Kalten Krieges zwischen zwei hochgerüsteten Paktsystemen, in denen es nicht wenige Situationen gab, in welchen die Gefahr bestand, dass der Kalte in einen heißen Krieg eskaliert und ein nukleares Inferno die Menschheit bedroht. Grund genug, dass wir bemüht waren, unsere Kräfte im Kampf um die Erhaltung des Friedens zu vereinen. Das Komplizierte dabei war, dass die Regeln der Konspiration und vor allem der Schutz der Quellen strikt gewahrt werden mussten.
Zwischen der HV A des MfS der DDR und der 1. Hauptverwaltung des KfS der UdSSR gab es einen regen Informationsaustausch, der zu einer richtigen Beurteilung der politischen und militärischen Lage in Ost und West wesentlich beitrug, auch wenn diese Informationen von den politischen Führungen beider Staaten nicht immer begriffen und berücksichtigt wurden.
Unser Zusammenwirken fußte vor allem auf gemeinsamen Zielen, es war von Vertrauen und Verständnis, von gegenseitiger Achtung des Wissens und Könnens des Partners gekennzeichnet. Trotzdem waren wir uns bewusst, dass uns nur die Rolle des Juniorpartners zukam.
Ich erlebte in den vielen Jahren der Zusammenarbeit sehr oft ehrliche Freude bei unseren sowjetischen Freunden über von uns erzielte Erfolge. Enttäuscht und auch verbittert hingegen sind meine Mitstreiter und ich persönlich, weil die politische und staatliche Führung der Sowjetunion – mit Ausnahme des früheren Vorsitzenden des KfS Wladimir Alexandrowitsch Krjutschkow (1924-2007) – nichts unternahm, um unsere Mitarbeiter und unsere Kundschafter in der Bundesrepublik vor strafrechtlicher Verfolgung zu schützen.
Kundschafter, deren Arbeitsergebnisse in der Zeit des Kalten Krieges auch für die Sowjetunion im politischen, militärischen, ökonomischen und wissenschaftlich-technischen Bereich von großer Bedeutung waren, wurden nach der deutschen Vereinigung zu langjährigen Haft- und hohen Geldstrafen verurteilt, ohne dass Moskau in Bonn zuvor politisch interveniert hatte. Was konnten wir auch von Leuten wie Gorbatschow, Schewardnadse und ihren Paladinen erwarten? Sie erkauften sich die Umarmungen und das Wohlwollen des Westens durch Verrat des eigenen Volkes und ihrer ehemaligen Genossen und Kampfgefährten auch aus der DDR.
Armeegeneral a. D. W. A. Krjutschkow, 1989/91 Mitglied des Politbüros des ZK der KPdSU, artikulierte in seinen Memoiren »In eigener Sache«1 hohe Wertschätzung für unsere Arbeit, die der Sowjetunion und den anderen Ländern der sozialistischen Gemeinschaft zugute kam. Krjutschkow, schrieb: »Das fand seinen Ausdruck in dem gewaltigen Beitrag, den unsere Kampfgefährten, die Aufklärer der DDR für die Stärkung der Sowjetunion, für die Entwicklung ihrer Wirtschaft, Wissenschaft und Verteidigungsbereitschaft leisteten. Ganze Zweige der Industrie und der Wissenschaft wurden in hohem Maße auf Grund der Anstrengungen unserer deutschen Freunde im Bereich der Aufklärung weiterentwickelt. Uns wurden unentgeltlich im Rahmen der Zusammenarbeit Ergebnisse der Grundlagenforschung, neueste Technologien und Muster technischer Neuentwicklungen zur Verfügung gestellt. Im Verlaufe der Jahrzehnte stellten unsere Freunde aus der DDR uns Werte in Höhe von Dutzenden Milliarden Dollar zur Verfügung, sofern man das überhaupt in Geld ausdrücken kann.
Von den Freunden erhielten wir politische Informationen, die ihren Niederschlag in politischen Entscheidungen von perspektivischer Bedeutung fanden.
Sie waren uns unschätzbare Hilfe bei der Gewährleistung der Sicherheit sowjetischer Bürger und Einrichtungen im Ausland. Sie halfen, Angriffe zu verhindern, Entführungen zu vereiteln und Provokationen abzuwehren. Wir blieben auch nicht undankbar und bemühten uns unsererseits ebenfalls zu helfen. Trotzdem müssen wir anerkennen, dass die DDR-Aufklärung für uns weit mehr getan hat.«2
Die Zusammenarbeit mit vielen sowjetischen Aufklärern, die enge persönliche Verbindung zu vielen von ihnen, die gemeinsamen beruflichen und persönlichen Erlebnisse gehören zu den positiven Seiten meines Lebens.
»Aus bescheidenen Anfängen wurde die HV A einer der erfolgreichsten, wenn nicht der erfolgreichste Spionagedienst des Kalten Krieges – in Ost und West. Das ist allerdings eine nach dem Kalten Krieg vorgenommene Bewertung. Westliche Spionagedienste haben die HV A oftmals ignoriert und ihre Klasse unterschätzt. Für sie blieben die Ostdeutschen lediglich eine Art Geheimwaffe ihrer KGB-Herren.«3
So urteilte Herausgeber Thomas Wegener Friis im Vorwort des in London und New York 2010 erschienenen Readers mit den Beiträgen westlicher Autoren, die diese auf der wissenschaftlichen Konferenz an der Süddänischen Universität in Odense im November 2007 gehalten hatten. Das Thema dieser Konferenz lautete »Hauptverwaltung A – Geschichte, Aufgaben, Einsichten«, und sie beschäftigte sich in unterschiedlichen Beiträgen mit den Arbeitsrichtungen der DDR-Aufklärung: politische, wissenschaftlich-technische und Militärspionage sowie Gegenspionage, Spionageabwehr und das von der HV A eingesetzte Verbindungssystem. An der Debatte beteiligten sich damals dreizehn Experten aus europäischen Staaten und aus den USA sowie elf HVA-Insider und frühere Top-Spione.4
Das Zitat artikuliert eine nicht zuletzt auf dieser Tagung in Dänemark wiederholt erhobene Fragestellung, die für die Bewertung der Geschichte der Auslandsaufklärung der DDR von zentraler Bedeutung ist. Ein Aspekt dieser Tätigkeit war die Kooperation der HV A mit den östlichen Partnern.
Dabei nehmen Verhältnis und Zusammenwirken zwischen den Diensten für Auslandsaufklärung der DDR und der UdSSR, der Hauptverwaltung A des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR (HV A) und der 1. Hauptverwaltung (PGU5) des Komitees für Staatssicherheit der UdSSR (KfS), einen besonderen Platz ein.
Ich werde das Thema nicht umfassend, in allen Aspekten und allseitig behandeln, sondern lediglich jene wichtigen Facetten des Verhältnisses von HV A und PGU in ihrer Entwicklung seit Beginn der Tätigkeit des Auslandsnachrichtendienstes der DDR beleuchten, die für die operative Arbeit in der Zentrale wie im Operationsgebiet bedeutsam waren. Dabei gehe ich davon aus, dass die sowjetische Position entscheidend für die Schaffung eines Nachrichtendienstes der DDR, für dessen Aufbau und Entwicklung, für seinen Bestand und schließlich im weiteren Sinn auch für sein Ende war.
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