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Die erste Anthologie aus aus der Schreibwerkstatt unter der Leitung von Eveline Sebaa. Titel: Von gezähmten Fliegen und zu kleinen Sonnenschirmen, herausgegeben von Eveline Sebaa. mit Texten von: Florian Cazangiu Heidemarie Kohl Brigitte Sebaa Brigitta Kilian-Cazangiu Ursula Valerius Schlusswort von Eveline Sebaa Kurzgeschichten, Lyrik, Experimentelles, biografisches Erzählen
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Seitenzahl: 42
Anthologie #1 Schreibwerkstatt 2023-24 Atelier eSebaa Herausgegeben von Eveline Sebaa
©Fotos: Eve Seth ©für alle Texte bei den jeweiligen RechteinhaberInnen
Lesen hilft. Schreiben auch.
Eveline Sebaa
Anthologie #1 mit Texten von:
Florian Cazangiu
FC
Heidemarie Kohl
HK
Brigitte Sebaa
BS
Brigitta Kilian-Cazangiu
BKC
Ursula Valerius
UV
I. Teil
1 selbstbeschreibung_1
2 charlotte
3 stein um stein
4 traurig
5 selbstbeschreibung_2
6 angewandte hygiene
7 selbstbeschreibung_3
8 atemlos
9 das foto
10 ein leeres blatt papier
11 die horde
12 altes kleid - neues leben
13 sommerlust
14 momentaufnahme
15 roland - erinnerung
16 abschied
17 der sohn
II.Teil
1 bärchenleid
2 selbstbeschreibung_4
3 ein rätsel
4 meine freundin
5 selbstbeschreibung_5
6 die brosche
7 das duell
8 der schneekönig
z zu diesem buch
Wer ich bin
Wer ich bin
was ich
wie
wer
männlich
50plus
Akademiker
glücklich verheiratet
suche
einen Weg
sollte jemand
fündig werden
bitte melden.
Was
ich muss noch werden
erst
auf dem Weg dahin
siehe oben.
Wie
her mit den Adjektiven!
Ziemlich anspruchsvoll
ich kann charmant
schlau – glaube schon
bescheiden – natürlich auch
noch zu jung, um weise zu sein
manchmal sehr, fast zu diplomatisch
diskret – fällt mir nicht schwer
etwas dünnhäutig
und eifersüchtig.
Reflektiert, manchmal zu -
grüblerisch – sagt die Tochter
sensibel – ich weiß, sagt jeder
kann auch subtil
sympathisch – finde ich schon
ironisch
klar
auch selbst.
FC
…morgens! Der Sommer ist vorbei, Tiere und
Menschen stellen sich auf den Winter ein. Kein
Vogelgezwitscher; die Stille ist plötzlich hörbar
geworden.
Ich bereite mir, wie jeden Morgen, hurtig mein
Frühstück zu, nehme die Zeitung aus dem Briefkasten
und verschlinge diese im Schnelldurchlauf. Ebenso das
Frühstück. Ein für mich typischer Tagesanfang. Und
dennoch! Etwas an diesem Morgen ist anders. Aber
was? Plötzlich sehe und spüre ich es.
Ich bin nicht alleine.
Eine Fliege sitzt auf der nackten Haut meines linken
Unterarms. Sie tänzelt mit ihren hauchdünnen
Beinchen hin und her, bis sie schließlich die richtige
Position gefunden hat, um dann mit der Morgentoilette
zu beginnen. Es kitzelt arg. Trotzdem verhalte ich mich
ruhig.
Ich sehe mich erstaunt und sprachlos. Eine Fliege um
diese Jahreszeit in meiner Wohnung? War sie etwa
übriggeblieben? Ich sah schon lange keine Fliegen
mehr. Oder versteckte sie sich einfach erfolgreich in
meiner Wohnung, um sich dann, geplagt von Hunger
und Einsamkeit, bemerkbar zu machen? Vielleicht.
Vielleicht auch nicht.
Wie dem auch sei, jetzt sitzt sie auf meinem Arm, noch
immer sehr beschäftigt mit der Reinigung ihres
Körpers. Man könnte doch meinen bei diesem
Fliegengewicht müsste die Reinigung in Sekunden
beendet sein. Dem ist aber nicht so. Vermutlich ist
meine Fliege ja eine SIE, denn ein ER kommt
normalerweise mit der Reinigung seines Körpers
schneller zum Ziel.
Also, meine SIE, ich nenne sie einfach CHARLOTTE,
streift nun zum x-ten Mal mit zwei Beinchen über ihren
Kopf, bis die Augen sauber, der Kopf klar und sie
hellwach ist. Da Charlotte genug Beine hat, kann sie
diese auch unbedenklich einsetzen ohne Gefahr zu
laufen, das Gleichgewicht zu verlieren. Ich denke dabei
an unsere Yogastunden...
Nun wird es aber auch Zeit für mich ins Bad zu gehen.
Ich muss unter die Dusche. Also beende ich Charlottes
Beschäftigung, indem ich meinen Arm wegziehe und
Charlotte ängstlich davon fliegt.
Nach dem Duschen und Ankleiden verlasse ich die
Wohnung. Meine Alltagsarbeit beginnt und am Abend,
als ich in meine Wohnung zurückkehre, habe ich
Charlotte längst vergessen, bis -
…bis Charlotte vor meinen Augen wieder auftaucht. Es
muss Charlotte sein. Kein anderes Lebewesen sehe ich
weit und breit. Habe ich heute Morgen nicht das
Fenster einen Spalt offen gelassen, damit Charlotte in
die Freiheit fliegen kann? War es Zufall, dass sie noch
da war? Fragen über Fragen. Aber ich will mir in
diesem Augenblick keine weiteren Gedanken machen,
denn ich habe Hunger. Ich gehe in die Küche und
bereite mir einen Salat zu. In meiner Nähe Charlotte.
Sie hat wohl auch Hunger. Haben Fliegen überhaupt
ein Riechorgan? Ich lege absichtlich ein paar
Brotkrümel auf den Tisch. Vielleicht nimmt Charlotte
diese wahr. Bald ist der Abend für mich gelaufen und
ich gehe zu Bett.
Am nächsten Morgen dasselbe Procedere wie am
Vortag und...Charlotte an meinem Frühstückstisch.
Langsam mache ich mir doch so meine Gedanken. Da
ich mit meinen Blumen spreche, spreche ich nun mit
Charlotte. Die Kommunikation ist natürlich einseitig,
sehr einseitig, versteht sich von selbst. Vielleicht ist es
Einbildung, aber ich habe das Gefühl, dass Charlotte
zutraulicher geworden ist. Sie erschrickt auch nicht,
wenn ich eine für sie untypische eben menschliche
Bewegung mache. Sie fliegt und krabbelt um mich
herum.
In meiner Wohnung lasse ich sämtliche Türen auf, so
auch im Bad, das ich nach dem Frühstück aufsuche.
Wer sitzt nun auf meiner Spiegelablage und läuft
aufgeregt hin und her? Charlotte! Und wer sitzt in
meinem Kleiderschrank, wenn ich mir meine Kleider
für den Tag aussuche? Charlotte! Und wer will abends