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Der Umfang dieses Ebook entspricht 123 Taschenbuchseiten. Am Black Lance Creek gerät der Fuhrunternehmer Jim Drago mit seiner Mannschaft und einer wichtigen Fracht in einen Hinterhalt von Black Horses Comanchenstamm. Drago ist der einzige Überlebende. Black Horse sendet ihn mit einer Botschaft zurück nach Fort Richardson - mit der Warnung, dass der Kiowa Trail für keinen Frachtwagenzug mehr passierbar ist. Jeder Weiße wird sterben, der diese Warnung missachtet. Aber was geschieht nun mit den Menschen im weiter nördlich gelegenen Fort Dexter, die mittlerweile von den Comanchen umzingelt sind? Wenn sie keine Waffen bekommen, um sich zu verteidigen, dann wird niemand überleben. Ausgerechnet der schon besiegte Jim Drago will es nun ein zweites Mal wagen, diesen Job zu übernehmen. Diesmal an der Seite von Abigail Lamar, die ihn als Wagenboss angeheuert hat. Aber die Gefahr droht nicht nur durch die aufständischen Comanchen, sondern auch durch einen gewissenlosen Geschäftsmann namens Black Stuart, der den Comanchen unbemerkt Waffen geliefert und damit den Krieg ausgelöst hat.
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Seitenzahl: 129
Ein Western von Peter Dubina
IMPRESSUM
© dieser Digitalausgabe by Alfred Bekker/CassiopeiaPress
www.alfredbekker.de
EDITION BÄRENKLAU, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius
Wagenboss Jim Drago – Ein Western von Peter Dubina, mit freundlicher Genehmigung von Alfred Wallon und Edition Bärenklau, 2015
Cover © by Bildagentur/Shotshop
Der Umfang dieses Ebook entspricht 123 Taschenbuchseiten.
Am Black Lance Creek gerät der Fuhrunternehmer Jim Drago mit seiner Mannschaft und einer wichtigen Fracht in einen Hinterhalt von Black Horses Comanchenstamm. Drago ist der einzige Überlebende. Black Horse sendet ihn mit einer Botschaft zurück nach Fort Richardson - mit der Warnung, dass der Kiowa Trail für keinen Frachtwagenzug mehr passierbar ist. Jeder Weiße wird sterben, der diese Warnung missachtet. Aber was geschieht nun mit den Menschen im weiter nördlich gelegenen Fort Dexter, die mittlerweile von den Comanchen umzingelt sind? Wenn sie keine Waffen bekommen, um sich zu verteidigen, dann wird niemand überleben.
Ausgerechnet der schon besiegte Jim Drago will es nun ein zweites Mal wagen, diesen Job zu übernehmen. Diesmal an der Seite von Abigail Lamar, die ihn als Wagenboss angeheuert hat. Aber die Gefahr droht nicht nur durch die aufständischen Comanchen, sondern auch durch einen gewissenlosen Geschäftsmann namens Black Stuart, der den Comanchen unbemerkt Waffen geliefert und damit den Krieg ausgelöst hat.
Über dem Tal des Black Lance Creek hing die Stille des Todes, nur unterbrochen vom Knistern und Prasseln der Flammen, die den Murphy-Frachtwagen umloderten, der bei der rasenden Flucht mit gebrochener Hinterachse und zersplitterten Rädern auf halber Höhe des Abhangs liegen geblieben war.
Glücklicherweise handelte es sich nicht um den Munitionswagen, sonst hätte längst eine verheerende Explosion alles Leben auf der Hügelkuppe ausgelöscht.
Drei Wagen hatten die Anhöhe erreicht, aber von den Männern, die mit ihnen kamen, waren nur noch zwei am Leben.
Einen Colt in jeder Hand, lag Jim Drago hinter dem Kadaver seines Pferdes, aus dem mindestens fünfundzwanzig mit Eulenfedern befiederte Comanchenpfeile ragten, wie verdorrte Äste aus einem toten Baumstamm.
Jim Drago war ein hochgewachsener Mann. Wenn er aufrecht in seinen. Stiefeln stand, maß er sechs Fuß und drei Zoll.
Gewöhnlich blickten seine blaugrauen Augen kühl und abwägend, doch jetzt waren sie von Zorn und Verzweiflung verdunkelt. Das sandfarbene Haar hing ihm in Strähnen in die schweißnasse Stirn. Seine Kleidung war bis hinunter zu den Kavalleriestiefeln und den an ihren Haken festgeschnallten Sporen mit grauem Texasstaub bedeckt.
Sein mit Fransen geschmücktes, über der Brust mit einem Riemen verschnürtes Lederhemd wies dunkle Schweißflecken auf, denn die Sonne brannte seit einer Stunde erbarmungslos auf seine Schultern und seinen Rücken hinab.
Jim Drago legte einen der beiden Armeecolts neben sich auf die Erde und tastete mit der freien Hand an seinen über Kreuz geschnallten Revolvergurten entlang. Seine Finger fanden noch zwölf Patronen in den Gürtelschlaufen, die letzten zwölf.
Während er die leeren Patronenhülsen aus den Kammern der Colts stieß und neue Patronen hineingleiten ließ, hörte er ein halb ersticktes Stöhnen hinter sich und wandte den Kopf.
Im kargen Schatten eines der Frachtwagen lag Sergeant Royall Angus von der Armee der Konföderierten Südstaaten. Beim letzten Angriff der Comanchen war ihm ein Büffelpfeil quer durch den Körper gefahren, so dass das befiederte Ende des Geschosses unter seinem linken, die Eisenspitze unter seinem rechten Arm herausragte.
Der Mann lag im Sterben, er erstickte langsam an seinem eigenen Blut. Aber Jim Drago konnte ihm nicht helfen. Hätte er den Pfeil herausgezogen, wäre ihm Angus unter den Händen verblutet.
»Nicht aufgeben, Sergeant«, murmelte er. »Halten Sie durch. Wir sind nur noch fünfzehn Meilen von Fort Dexter entfernt. Vielleicht sieht die Garnison die Rauchsäule des brennenden Wagens und schickt eine Abteilung Kavallerie, um uns herauszuhauen.«
»Fünfzehn Meilen, für uns können es ebenso gut fünfzehnhundert Meilen sein«, keuchte der Sterbende. »Jede Hilfe käme zu spät, viel zu spät. Wir stehen schon mit einem Bein in der Hölle, und die Comanchen werden uns vollends hineinstoßen.«
Jim Drago wusste, dass der Sergeant recht hatte. Wenn er den Kopf aus der Deckung hob, konnte er in dem von Hunderten von Pferdehufen aufgewirbelten Staub erkennen, wie sich die Indianer unten am Fuß des Hügels zum entscheidenden Angriff sammelten.
Er schätzte ihre Zahl auf zwei-, dreihundert. Die halbnackten bemalten, federgeschmückten Krieger saßen auf Pferden jeder nur erdenklichen Farbschattierungen.
Viele von ihnen trugen lange Lanzen mit dreieckigen Eisenspitzen, die typische, gefürchtete Comanchenwaffe, die schreckliche Wunden riss und einen Mann glatt durchbohren konnte. Aber die meisten Indianer waren mit Winchester-, Henry- und Spencer-Repetiergewehren bewaffnet. Patronengurte waren um ihre Hüften und die mit weißem Lehm bemalten Oberkörper geschlungen.
Jim Drago hatte die vernichtende Feuerkraft der Kriegshorde während der letzten Stunde erlebt. In dieser Stunde hatte er alles verloren, wofür er Jahre hart gearbeitet hatte: seine Frachtwagen, die Pferdegespanne und seine Mannschaft.
Nur sein Leben besaß er noch, aber das würde, wie die Dinge lagen, nur noch Minuten währen.
Nun, da es zu spät war, verfluchte Jim Drago seinen eigenen Leichtsinn, der ihn dazu verführt hatte, einen Wagenzug über den Kiowa Trail zu bringen, obwohl er wusste, dass die Indianer den Weg abgeriegelt hatten.
Freilich, der Lohn, der ihm dafür versprochen worden war, zweitausend Dollar in gemünztem Gold, war hoch gewesen. So hatte er alles auf eine Karte gesetzt und verloren.
Begonnen hatte es vor zwei Tagen, als Colonel Beauregard, der konföderierte Kommandant von Fort Richardson, ihn zu sich hatte rufen lassen. Beauregard kämpfte in West Texas einen aussichtslosen Kampf gegen die Prärieindianer. Er hatte zu wenig Soldaten, zu wenig Munition, zu wenig Pferde und zu wenig Wagen, um die wilden Kriegerbanden niederzuhalten, die immer wieder hundert Meilen lange Spuren von Blut und Feuer durch Texas zogen.
Alle verfügbaren Kräfte der Konföderierten Armee standen im Osten, in Virginia, Tennessee und Carolina, wo seit drei Jahren der Bürgerkrieg zwischen den Süd- und Nordstaaten tobte.
Längst waren die Schlachten von Bull Run, Shiloh und Gettysburg geschlagen. Hunderttausende von Soldaten beider Armeen waren gefallen, und es wurde mit steigender Erbitterung gekämpft.
Aber nach Gettysburg hatte sich das Kriegsglück endgültig gegen den Süden gewandt. Zwar kämpfte die Konföderierte Armee noch mit dem Mut eines verwundeten Löwen, aber sie befand sich an allen Fronten auf dem Rückzug, und Verzweiflung hatte die Südstaaten erfasst.
Und nun rebellierten zu allem Überfluss die Präriestämme im Westen, hinter dem Rücken der kämpfenden Konföderierten. Und es sah so aus, als ob sie diesmal zu einer ernsten Gefahr für Texas würden, denn sie waren mit neuen Repetiergewehren bewaffnet, brannten Siedlungen und Forts nieder und töteten jeden Weißen, der ihnen in die Hände fiel.
Die Flammen des Indianeraufstandes hatten bereits ganz West-Texas in Brand gesetzt.
»Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, in welcher verzweifelten Lage sich Fort Dexter befindet«, begann Beauregard, das von Falten gezeichnete, hagere Gesicht im Lichtkegel der Petroleumlampe, die an einem Eisenhaken von der Decke des Quartiers hing.
»Das Fort ist unser am weitesten nach Westen vorgeschobener Außenposten. Es hat eine Besatzung von nur einhundertfünfzig Mann. Und es ist seit mehr als einem Monat durch die aufständischen Indianer von der Außenwelt abgeschnitten.
Wir haben zwei mal versucht, den Belagerungsring zu durchbrechen und Nachschub nach Fort Dexter zu bringen, jedes Mal wurden wir blutig zurückgeschlagen. Wir haben dabei alle unsere Armeewagen verloren, die zur Verfügung standen, so dass wir keinen dritten Durchbruchsversuch mehr unternehmen können. Die Lage in Fort Dexter muss inzwischen verzweifelt sein. Munition und Lebensmittel gehen zur Neige, wenn die Vorräte nicht überhaupt schon aufgebraucht sind.«
»Warum erzählen Sie mir das, Colonel?«, fragte Jim Drago, beide Hände auf die Holzgriffe seiner tief geschnallten Armeecolts stützend.
»Weil ich auf der verzweifelten Suche nach einer Möglichkeit bin, Nachschub nach Fort Dexter zu bringen. Der Außenposten darf nicht fallen. Dafür gibt es schwerwiegende Gründe.«
Beauregard deutete auf eine Generalstabskarte an der Wand. »Nordwestlich von Fort Dexter gibt es nur Wüste, Berge und leeres Land. Dahinter aber, in Neumexiko, liegen in den Forts der Nordstaaten wenigstens fünftausend Mann Unionsinfanterie und -kavallerie, dazu etwa hundert Kanonen.
Diese Truppen des Gegners warten nur auf einen günstigen Augenblick, um uns in den Rücken zu fallen und tief nach Texas vorzustoßen, um so dem Süden im Rücken seiner kämpfenden Armeen den Todesstoß zu versetzen.
Ich habe nicht einmal tausend, zum Teil schlecht ausgerüstete Soldaten, um den Gegner abzuwehren. Wenn nun Fort Dexter von den Indianern niedergebrannt wird, liegt das Land weit offen vor den Unionsregimenten. Wir würden dann nicht mehr rechtzeitig vor dem Heranrücken des Feindes gewarnt, sondern erst auf ihn aufmerksam werden, wenn seine Kanonen Fort Richardson bereits unter Feuer nehmen würden. Deshalb ist Fort Dexter so wichtig für uns.«
Beauregard schwieg einen Augenblick, dann fuhr er mit veränderter Stimme fort: »Aber es gibt noch einen zweiten, schlimmen Grund, weshalb dieser Außenposten nicht fallen darf. Die Garnison besteht nicht nur aus Soldaten, sondern auch aus deren Frauen und Kindern. Und Sie wissen, Drago, welches Schicksal weißen Frauen droht, wenn sie lebend in die Hände der Comanchen fallen. Auch um dieser Frauen und Kinder willen müssen wir Nachschub nach Fort Dexter schaffen, bevor die Indianer es einnehmen.«
»Sie haben meine Frage immer noch nicht beantwortet, Colonel«, entgegnete Jim Drago. »Warum erzählen Sie mir das alles?«
»Weil Sie eine Frachtlinie betreiben und deshalb über Wagen und Gespanne verfügen, die mir nicht mehr zur Verfügung stehen«, sagte Beauregard, jedes Wort betonend. »Ich möchte, dass Sie für die Armee Nachschub nach Fort Dexter bringen.«
Da Jim Drago nicht gleich antwortete, fuhr er fort: »Ich könnte Ihre Frachtlinie auch beschlagnahmen, die Kriegsartikel geben mir das Recht dazu, aber ich brauche nicht nur die Wagen und Pferde, sondern auch einen Mann, der einen Nachschubkonvoi bis nach Fort Dexter bringen kann.«
»Es gibt noch andere Frachtlinien in der Hog-Town vor Fort Richardson«, wandte Jim Drago ein. »Warum machen Sie Ihren Vorschlag nicht Abigail Lamar oder Burwick und Stuart? Der Bürgerkrieg hat die meisten Frachtlinien in Texas an den Rand des Ruins getrieben. Für eine entsprechend hohe Summe wäre jeder Frachtunternehmer in diesem Staat bereit, mit seinen Wagen mitten durch die Hölle zu fahren. Warum kommen Sie mit Ihrem Angebot ausgerechnet zu mir?«
»Ich mache dieses Angebot Ihnen«, sagte Beauregard, »weil niemand den Kiowa Trail so gut kennt wie Sie, Drago. Sie haben einen Weg von hundert Meilen zu bewältigen, und zwischen Fort Richardson und Fort Dexter haben sich schätzungsweise zweitausend Comanchen, Kiowas, Arapahos und Süd-Cheyennes unter einem Anführer namens Black Horse gesammelt, um jeden Durchbruchsversuch zu vereiteln und Fort Dexter so lange zu belagern, bis es in ihre Hände fällt. Sie sind mit Repetiergewehren bewaffnet, deren Feuerkraft die unserer .Armeekarabiner weit übertrifft.
Ich nehme an, dass die Nordstaaten diese Waffen an die Indianer geliefert haben, damit diese uns von den Angriffsvorbereitungen ablenken, die die Unionsarmee gegen uns trifft.
Abigail Lamar ist eine Frau, sie käme niemals mit ihrem Wagentreck über den Kiowa Trail. Und Burwick und Stuart vertraue ich nicht, denn Stuart ist ein Anhänger der Union, obwohl er es geschickt zu verbergen trachtet.
Es bleiben also nur Sie, Drago. Und wenn überhaupt ein Mann einen Nachschubkonvoi nach Fort Dexter bringen kann, dann sind Sie es. Aber ich kann Ihnen nicht mehr als einen Zug Kavallerie unter Leutnant Sturges als Eskorte mitgeben.«
»Bisher haben Sie noch kein Wort darüber verloren, wie viel Sie für dieses Himmelfahrtskommando bezahlen wollen, wenn ich den Auftrag wirklich annehmen sollte«, entgegnete Jim Drago.
»Ich bin bereit, tausend Dollar zu bezahlen«, sagte Beauregard.
»Zweitausend, und nicht in Banknoten, sondern in gemünztem Gold«, sagte Jim Drago rasch, »denn das Papiergeld der Konföderierten ist nichts wert.«
»Ich sehe, Sie sind ein Patriot«, entgegnete der Colonel mit beißendem Spott. »Leute wie Sie machen es mir schwer, an den Sieg der Südstaaten zu glauben.«
»Ich bin in Texas geboren und liebe dieses Land«, antwortete Jim Drago. »Ich würde es genauso gern sehen wie Sie, wenn der Süden den Krieg gewänne. Aber ich bin aus dem Alter raus, in dem man an Wunschträume glaubt, Colonel.
Die Konföderierten werden bald die Waffen vor der Übermacht der Nordstaaten strecken müssen. Und wenn das geschieht, wird der Südstaatendollar nicht mehr das Papier wert sein, auf das er gedruckt ist. Deshalb verlange ich meinen Lohn in gemünztem Gold. Ich setze bei unserem Handel schließlich alles aufs Spiel, was ich besitze.«
Er blies das Streichholz aus und warf es weg. Dann schob er die brennende Zigarre in einen Mundwinkel.
»Außerdem möchte ich, dass Sie mir die Hälfte des Geldes im voraus zahlen«, fuhr er fort, »denn ich habe nicht einmal mehr genug Geld, meiner Mannschaft ihren letzten Lohn zu zahlen. Ein Wagen braucht eine neue Hinterachse, und auf ein halbes Dutzend Räder müssen neue Eisenreifen aufgezogen werden. Wenn dann noch etwas von dem Geld übrig ist, kaufe ich mir eine Flasche Whisky und betrinke mich, um zu vergessen, was ich für ein Narr war, als ich mich zu dem Handel mit Ihnen bereitfand, Colonel Beauregard.«
So waren sie sich einig geworden.
Zwei Tage darauf war Jim Drago mit einem Dutzend schwerbeladener Murphy-Frachtwagen, jeder von sechs Pferden gezogen, aus Fort Richardson aufgebrochen.
Zwei Tage lang waren sie über den Kiowa Trail gerollt, ohne auch nur die Spuren von unbeschlagenen Indianerpferden zu finden. Dann aber, am dritten Tag, als sie gerade noch eine Meile von der Furt des Black Lance Creek entfernt waren, hatte der Angriff der Comanchen sie vollkommen unerwartet und mit vernichtender Wucht getroffen.
Wie ein befiederter Rammbock waren die Indianer aus einer unsichtbaren Bodensenke hervorgebrochen. Schon die erste Salve aus ihren Winchester-, Henry- und Spencer-Repetiergewehren hatte die Kavallerie-Eskorte bis auf drei Mann aus den Sätteln gerissen.
Von da an hatte es nur noch rasende Flucht gegeben. Als Jim Drago gesehen hatte, wie Leutnant Sturges, der den Comanchen Schuss um Schuss aus seinem Colt entgegen jagte, von einer federgeschmückten Lanze durchbohrt, aus dem Sattel gestürzt war, hatte er als letzter sein Pferd herumgeworfen und war hinter den davon rasselnden Wagen her galoppiert.
Aber nur vier Frachtwagen, einer davon in hellen Flammen stehend, hatten den einsamen Hügel auf der anderen Seite des Black Lance Creek erreicht. Der fünfte war im Flussbett umgestürzt und hatte den nachfolgenden Wagen den Weg versperrt.
Ein brennender Murphy war auf halber Höhe des Abhangs mit gebrochener Achse liegengeblieben, und Jim Dragos Pferd war, von einer Comanchenkugel in den Kopf getroffen, in einer Staubwolke zu Boden gestürzt.
Sergeant Angus begann zu keuchen, und Jim Drago sah sich, aus seinen Gedanken gerissen, nach ihm um. Ein breiter Blutstrom rann aus dem Mund des Sterbenden.
»Ich wollte - ich wollte - ich wollte ...«, stöhnte er, aber er konnte nicht zu Ende sprechen. Er fiel zur Seite und lag still.
Im gleichen Augenblick hörte Drago das Getrappel unzähliger Pferdehufe am Fuße des Hügels. Er hob den Kopf aus der Deckung und sah, dass die Comanchen, in drei Kampfreihen gestaffelt, vom Flussufer auf den Hügel zuritten. Da richtete er sich hinter seinem toten Pferd auf den Knien auf und hob in wildem, zornigem Trotz beide Colts hoch über den Kopf.
»Kommt nur, ihr roten Bastarde!«, schrie er. »Hier habe ich noch zwölfmal böse Medizin für euch! Und mit jeder Kugel nehme ich einen von euch mit zur Hölle!«
Die Indianer zügelten sofort ihre Pferde, und einer von ihnen ritt vor die Linie. Er war für einen Comanchen sehr hochgewachsen und trug eine Fellhaube mit Büffelhörnern, baumelnden Hermelinschwänzen und einer Adlerfederschleppe, die bis über den Rücken seines schwarzen Pferdes hinabfiel. Er hatte einen alten spanischen Brustpanzer umgeschnallt. Am linken Arm trug er einen bemalten Büffelhautschild, mit der rechten Hand hob er die Winchester über den Kopf und schüttelte sie in Dragos Richtung.
»Yata-he, Taibo! Yata-he!«, rief er zum Hügel hinauf. Und das hieß: Ich achte deinen Mut, weißer Mann! Du bist ein tapferer Kämpfer! Es war das uralte Ritual der Hochachtung, die jeder Prärieindianer vor einem Gegner empfand, der auch angesichts des Todes noch Mut bewies.
Doch dann, im nächsten Augenblick schon, donnerte die geballte Masse von Pferden und Reitern den Abhang herauf. Jim Drago schoss mit beiden Colts. Er sah einen Comanchen aus dem Sattel stürzen. Ein scheckiges Pferd brach, von einer Kugel getroffen, mit wirbelnden Hufen zusammen und rutschte ein Stück den Abhang hinab. Aber der nächste Reiter setzte im Sprung über das Tier hinweg. Er schleuderte seine Lanze nach Jim Drago. Die Eisenspitze verfehlte ihr Ziel nur um Handbreite und fuhr tief in den Boden.
Rings um Drago war alles in Verwirrung und Bewegung. Reiter jagten schattenhaft durch den Pulverrauch und den von vielen Pferdehufen aufgewirbelten Staub. Die kurzen, gellenden Kriegsschreie der Indianer mischten sich mit dem Krachen der Schüsse.