Wandern in der Imkerei - Marc-Wilhelm Kohfink - E-Book

Wandern in der Imkerei E-Book

Marc-Wilhelm Kohfink

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Beschreibung

Immer den Blüten nach - Alle wichtigen Informationen zur Wanderimkerei - Für gelungene eigene Wanderungen - Aus der Praxis eines erfahrenen Wanderimkers Dieses Buch beschreibt den Ablauf der Wanderung, angefangen bei allen nötigen Vorüberlegungen, der Organisation, der notwendigen Technik je nach Imkereigröße und der Lösung typischer Probleme, die mit dem Wandern verbunden sind. Ein Überblick zeigt mögliche Trachten und die beste Zeit, sie anzuwandern. So lassen sich das Honigangebot erweitern, die Pollenversorgung der Bienen verbessern, bei Einfütterung sparen und die Betriebsmittel besser nutzen.

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Kohfink Marc-Wilhelm

Wandern in der Imkerei

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50 Abbildungen

58 Tabellen

Inhaltsverzeichnis

VorwortMit Bienen wandern – so war es früherBienen in der AntikeDie Römer und ihre BienenZeiten ohne WanderungDas Wanderimkern kehrt zurückVom Korb zur WanderbeuteWandern in der DDRNeues Interesse am ImkernSo lohnt sich eine WanderungSehen Sie die positiven Seiten …… vergessen Sie aber auch die negativen Seiten nichtPlanen Sie die perfekte WanderungDie beliebtesten Trachten und wo Sie diese findenIn drei Schritten zum WanderplatzRechtssicher mit den Bienen wandernFür das Wandern geeignete RähmchenMit Wandertechnik den Rücken schonenSo transportieren Sie Bienen von Ort zu OrtGut vorbereitet für die BienenwanderungErstellen Sie einen TerminplanArbeiten Sie früh mit Ihrem Amtsveterinär zusammenSo zeigen Sie die geplante Wanderung richtig anÜberlegen Sie, was und wie viel Zeit Sie brauchenSichern Sie die Leistung Ihrer BienenUnterscheiden Sie Entwicklungs- und ErtragstrachtenFüttern Sie in Trachtlücken ohne HonigverfälschungVerstärken Sie Ihre WandervölkerDie Wandergemeinschaft: Wandern mit anderenDie gelungene WanderungSo rüsten Sie Ihre Beuten für die Wanderung umErfrischen Sie Ihre Bienen mit WasserDurch Vergurten das Verrutschen verhindernVerladen Sie Ihre Beuten verkehrssicherEinrichtung des WanderplatzesWandern im WinterSchützen Sie Ihre Bienen vor DiebstahlKontrollieren, ernten und abwandernZu Besuch am WanderstandErnten Sie den HonigWeiter zur nächsten TrachtMögliche Störungen der WanderungBienenvölker wurden gestohlenFrevler waren am WerkDie Bienen zeigen VergiftungserscheinungenStandimker bereiten ÄrgerDer Honig ist zu nassBienen überwintern schlechtZu guter LetztDie 10 Gebote des Wanderns mit BienenTrachtpflanzen und wie Sie diese nutzenRegionale und seltene sonstige TrachtenTafelnTafel 1Tafel 2Tafel 3Tafel 4Tafel 5Tafel 6Tafel 7Tafel 8ServiceLiteraturAdressenBildquellen

Vorwort

Unabhängig davon wo Ihre Bienen sammeln: Es gibt hierzulande keinen Standort und keine Region, in der sie vom zeitigen Frühjahr bis in den Herbst ununterbrochen Tracht haben. Gegenden, in denen die Frühtracht reichlich fließt, dörren häufig im Sommer aus und Standorte mit einer sehr guten Spättracht lassen die Bienen im Frühjahr hungern. Selbst in den an Trachtflächen so reichen und vielfältigen Städten versiegen die Nektarquellen wenige Wochen nach der Sommersonnenwende. Die Alternative lautet: Wandern!

Doch nicht nur die Vegetation entscheidet darüber, ob die Bienen aus dem Vollen schöpfen können. Mindestens ebenso wichtig ist das Wetter. Ein frischer Regenguss und kurz darauf einsetzende schwülwarme Temperaturen lassen die Säfte in den Trachtpflanzen emporschießen und geben Nektar in Überfülle. Der Waldtracht andererseits kann ein ordentlicher Regenguss ein plötzliches Ende bereiten.

So steht der Imker immer wieder vor diesen Fragen:

War’s das mit der diesjährigen Tracht?

Wie stelle ich die kontinuierliche Ernährung meiner Bienen sicher?

Soll ich zwischen- oder einfüttern?

Steht der Aufwand, den ich mit meinen Bienen treibe, in einem vernünftigen Verhältnis zum Honigertrag?

Die Lösung lautet: Wandern Sie mit Ihren Bienen!

Das gilt besonders für jene Bienenhalter, die sich von der Bienenhaltung einen Zusatzverdienst erhoffen. Alle Erwerbsimker, die nicht vor allem von der Zucht und dem Verkauf von Bienenvölkern leben, wandern! Doch auch für Imker, die ihr Hobby als sinnvolle und erfüllende Freizeitbeschäftigung begreifen, ist die Wanderung die ideale Möglichkeit, mehr Zeit mit ihren Lieblingen zu verbringen. Wanderung ist Urlaub für den Imker – und für die Bienen.

Im Zuge der Recherche für dieses Buch begegnete ich vielen verschiedenen Imkern. Für nicht wenige ist die Wanderzeit die schönste Zeit des Jahres. Einer berichtete begeistert davon, wie er sich nach dem Aufstellen seiner Beuten müde vor die Fluglöcher seiner Bienenvölker schlafen legt. Auf dem Feld oder im Wald unter freiem Himmel verbringt er die erste Nacht am neuen Standort mit seinen Bienen gemeinsam. Die Bienen summen ihn in den Schlaf und wecken ihn am Morgen. Andere Imker erzählen von den einprägsamen Naturerlebnissen, mit denen die Wanderimkerei verbunden ist, von röhrenden Hirschen in der Heide oder von Fasanen, die unmittelbar aus dem blühenden Rapsfeld auftauchen.

Doch jedes Vergnügen hat leider auch seine Schattenseiten. Eine Wanderung mit Bienen birgt Risiken:

Auf dem Transport können die Völker wegen mangelhafter Ladungssicherung verrutschen.

Der Fahrzeugführer kann wegen Übermüdung unvorsichtig werden.

Der Wanderimker kann sich in der ländlichen Einöde verletzen und Hilfe von Dritten benötigen.

Die Völker können in Atemnot kommen und verbrausen.

Am Wanderstand können die Bienen Opfer von wilden Tieren, Frevlern und Dieben werden.

Der gesammelte Honig kann unter Umständen nicht richtig trocknen und später verderben.

Die Völker können – besonders bei den Spättrachten – aufgrund mangelhafter Milbenbekämpfung schlecht überwintern.

Doch all diese Gefahren sollten für Sie kein Hindernis sein.

Gut zu wissen

Die Wanderimkerei hat neben aller Mühe, die zweifellos damit verbunden ist, auch ihre romantischen und erholsamen Seiten. Wandern mit Bienen macht Spaß!

In diesem Buch erfahren Sie, wie die Wanderung mit Bienen praktisch funktioniert. Es ist dabei viel mehr als nur eine Sammlung von Hinweisen und Ratschlägen. Es zeigt Ihnen, wie Sie Ihre Wanderungen planen und umsetzen. Denn so wie Sie das Bienenjahr vorbereiten oder Ihre Königinnen vermehren, brauchen Sie auch einen Fahrplan für Ihre Wanderungen. Sie können nur dann spontan mit Ihren Bienen verreisen, wenn Sie vorher alle Weichen richtig gestellt haben.

Dazu liefert Ihnen dieses Buch die Anleitung.

Sie erkennen die Vor- und möglichen Nachteile einer Wanderung.

Sie erfahren, wo Sie interessante Trachten finden und wie Sie mit den Eigentümern des entsprechenden Geländes in Kontakt treten.

Sie lernen die rechtlichen Voraussetzungen für eine Wanderung kennen.

Sie analysieren, ob Ihre Beuten für eine Wanderung optimal geeignet sind, und wo Sie noch etwas verbessern können.

Sie erfahren, wie Sie eine Wanderung planen und die richtige Entscheidung treffen, welche Völker sich für eine Wanderung eignen.

Sie lesen, wie Sie den Wanderplatz einrichten und für optimale Rahmenbedingungen sorgen.

Sie lernen alle Möglichkeiten kennen, um Ihre Bienen vor Dieben zu schützen.

Sie erfahren, wie Sie bei Schäden an Ihrem Wanderstand überlegt handeln, sodass Ihre Versicherung dafür einsteht.

Außerdem lesen Sie, wie Sie Ihre Ernte sicher nach Hause bringen und ohne Qualitätsverlust schleudern.

Tipp

„Wer die sich darbietende Gelegenheit zum Wandern mit seinen Bienen nicht nutzt, vergibt sich des größten Vorteils freiwillig, den ihm die Bienenzucht gewähren kann und sicher gewährt, wenn die Wanderung rechtzeitig und in rechter Weise ausgeführt wird. Manchem mag dieselbe recht lästig und unbequem erscheinen, aber man bedenke nur „Freiwillig tränkt uns keine Traube, die Kelter nur erpresst den Wein“. Übrigens ist’s auch gar so schlimm mit der Überführung der Völker nicht, als mancher denkt.“

C. J. H. Gravenhorst, Der praktische Imker, Braunschweig 1883, S. 176

Mit Bienen wandern – so war es früher

Seit Menschen und Bienen in enger Gemeinschaft zusammenleben, haben Imker ihre Insekten in ertragreiche Trachten gebracht. Damit unterscheiden sie sich zunächst nicht von anderen Tierhaltern, denn auch Gänse, Rinder und Schweine wurden auf die Weide getrieben. Daher werden ergiebige Trachten oft als „gute Bienenweide“ bezeichnet.

Bienen in der Antike

Gut zu wissen

Bereits die Ägypter wanderten mit ihren Bienen.

Bereits die alten Ägypter brachten vor 3000 Jahren mit Schiffen ihre in Tonröhren wohnenden Bienenvölker in fruchtbare Regionen. Der Aufwand lohnte sich, denn Honig galt den Ägyptern als Heilmittel und erzielte einen entsprechend hohen Preis.

Auch aus dem antiken Griechenland wissen wir, dass Bienenstöcke in großer Menge in Trachtfelder gestellt wurden, und dass die antiken Imker 300 Fuß Abstand zum nächsten Imker einhalten mussten. Das berichtet der griechische Lyriker Solon (600 v. Chr.).

Besonders begehrte Trachtgebiete waren die Inselgruppe der Cycladen und das Umland von Athen (Attika), wo damals wie heute der Thymian angewandert wurde. Der beste Honig Griechenlands soll von dem rund 10 km südöstlich vom Athener Stadtzentrum gelegenen Berg Hymettos gestammt haben.

Die Römer und ihre Bienen

Die Römer übernahmen auch die Wanderung mit Bienen von den Griechen. Die römischen Dichter Varro (82 v. Chr.–35 v. Chr.) und Plinius (35–79 n. Chr.) berichten vom hohen Stand der Wanderimkerei in Sizilien, Kreta, Zypern und den umliegenden kleineren Inseln. Auf Schiffen wurden die Bienen zu den Eilanden transportiert, von wo aus die Bienen ihre Sammelflüge starteten. Wenn in einer Bienengegend das Futter abnahm, lichteten die Schiffe die Anker, fuhren 5000 Schritte weiter und ankerten erneut. Die Beuten blieben die ganze Zeit auf den Schiffen stehen. Dies geschah so lange, bis die Wasserfahrzeuge von der Honiglast beschwert, tiefer ins Wasser sanken. Dann nahmen die Schiffe Kurs in Richtung Heimat und die Imker ernteten den Honig ab.

Doch auch an Land wurde gewandert. Man habe die Bienenvölker bei Nacht von Landgut zu Landgut getragen, berichtet Plinius in seiner Naturgeschichte. Das geschah vorzugsweise im Frühjahr. Zuvor wurden alle Bienenstöcke untersucht, ob sie gesund waren. Alte, wackelige und von Motten zerfressene Waben wurden entnommen, nur die besten belassen, sodass die Bienen viele neue aus den besten Blumen bauen konnten. Gutes Wachs mache auch den Honig gut, berichtet Lucius Iunius Moderatus Columella (gest. 70 n. Chr.) in seinem Buch von der Landwirtschaft.

Zeiten ohne Wanderung

Mit dem Untergang des römischen Reiches wurde zwar das Wissen um die Wanderimkerei weitergegeben, aber nicht mehr umgesetzt. Der Zeidler wanderte im Mittelalter nicht mit seinen Bienen, sondern zu seinen Bienen. Die wohnten fest verwurzelt in ausgehöhlten Bäumen. Auch die später benutzten Klotzbeuten – als Bienenwohnung hergerichtete und in Hausnähe aufgestellte Baumstämme – waren aufgrund ihres Gewichtes für die Wanderung ungeeignet. Das änderte sich erst durch den Übergang zu leichteren Beutensystemen. Im 18. Jahrhundert setzte sich der leichte und handliche Strohkorb durch. Er prägt heute noch bei Laien das Bild von der Imkerei.

Parallel dazu entwickelten sich die heute üblichen Magazinbeuten. So stellte 1779 der schwäbische Pfarrer Johann Ludwig Christ (1739–1813) eine neue hölzerne Beute vor, die Christ’sche Magazinbeute aus Holz.

Das Wanderimkern kehrt zurück

Anfang des 19. Jahrhunderts war die Wanderimkerei bereits wieder üblich. Einzelne Körbe wurden auf dem Kopf, schwerere von zwei Personen in ein Leintuch eingeschlagen und auf zwei Stangen getragen. Der Imker und reformierte Pastor Gabriel Marton rät 1815:

„Muss man aber mehrere Körbe auf einem Wagen fahren, so binde man sie auch einzeln in Tücher. Nachdem man vieles Stroh in den Wagen gelegt, stelle man die Körbe auf ihre Spitzen, sodass die Öffnung der Körbe oben auf ist, die Seiten der Wachstafeln aber gegen die Leitern des Wagens stehen. Der Zwischenraum der Körbe ist gut auszustopfen, und so werden sie langsam fortgeführt. … Nie aber führe man den Bienenkorb so, dass die Haube in die Höhe und der Raum herunterwärts stehe, denn die Wachstafeln trennen sich, stürzen herunter, die Bienen werden in Honig gemischt, und stirbt auch so ein Korb nicht ab, so ist er selten ein guter Mutterstock.“

19. Jahrhundert

Diese Grundsätze des Bienenstransports in Körben haben sich im 19. Jahrhundert praktisch nicht mehr geändert. Um das von Marton beschriebene Risiko des Verbrausens zu verhindern, befestigten die Korbimker speziell für die Wanderung einen Kranz mit zwei Strohringen unter der Beute und deckten die Körbe von unten mit einem grob gewobenen Tuch ab.

Die Wanderimker des 19. Jahrhunderts unternahmen bereits mehrtägige Wanderungen mit Leiterwagen. Sie waren mit Zugtieren bespannt. Leiterwagen waren die LKW der damaligen Zeit. Gewandert wurde nachts. Am Tage rasteten die Imker, während den Bienen die Möglichkeit zum Ausflug gegeben wurde.

Im 19. Jahrhundert wurden Bienenstöcke auf den Kopf gestellt und mit dem Leiterwagen in die Tracht transportiert.

Doch je weiter die Eisenbahn auch ländliche Regionen erschloss, desto mehr wurde das neue Transportmittel auch von den Imkern genutzt. Die Bienenvölker wurden in Güterwaggons geladen und als Stückgut zu der Bahnstation transportiert, die dem Wanderplatz am nächsten war. Dort wartete schon ein Fuhrwerk, das die Bienen weiter zum Wanderplatz brachte.

Wandern im 20. Jahrhundert

Wandern mit der Eisenbahn

Der Berliner Imker Karl Koch gibt in seinem 1942 erschienenen Lehrbuch „Das Bienenvolk und seine Pflege“ einen eindrücklichen Bericht von seinen Wanderungen mit der Eisenbahn in die Heide:

„Nun bin ich in Gesellschaft mit Imkerfreunden oft genug selber gewandert in die blühende Heide. Haben wir unsere Völker im Bahnwagen aufgestellt zur Wanderung und fahren wir mit ihnen, in Decken gehüllt durch die Nacht, unter uns dumpfes Räderrollen, neben uns das gleichförmige Bienensummern, durch die Türspalte des Bahnwagens erblickt man die goldenen Sterne am dunklen Himmel, dort im Winkel verrät einer tiefen, traumlosen Schlaf, auf einer Kiste sitzend raucht ein anderer besinnlich sein Pfeifchen, dann geht auch so ein wunderbares Denken und Fühlen durch die Seele, das so wohlig stimmt. Wir sind ganz eins geworden mit unseren Bienen und tasten ab und zu nach den Drahtgazefenstern, ob sie sich nicht etwa zu warm anfühlen, wie eine Mutter nachts nach dem Kinde tastet, ob es zugedeckt ist.“

In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich die Wanderung mit dem LKW beziehungsweise PKW und Anhänger durch. Das ersparte das mehrmalige Umladen. Im Gegensatz zu heute wurde direkt am Wanderstand, vor dem Aufbruch in die nächste Tracht, geschleudert.

Dazu mussten die Schleuder, ein Tisch, die Entdeckelungsgeräte sowie Gefäße für den Honig mit an den Wanderstand transportiert werden. Gearbeitet wurde dann in einem Zelt. Um die Bienen am Räubern zu hindern, waren die Eingänge oder ganze Wände durch Fliegengitter ersetzt. Der Boden wurde mit einer Plane abgedeckt. Geschleudert wurde selbstverständlich von Hand.

Das Schleudern auf dem Feld war auch noch zu DDR-Zeiten weit verbreitet. Dort hatten die als Wanderwagen umgebauten Bauwagen eine kleine Kammer, die als Schleuderraum genutzt wurde. Die speziell für den Wanderwagen gebaute, schmale Radschleuder erfreut sich wegen ihres geringen Platzbedarfs auch heute noch großer Beliebtheit.

Vom Korb zur Wanderbeute

Bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts setzten sich bei Wanderimkern die Magazinbeuten durch. Allein die Imker der Heide blieben bei der Korbimkerei, die eine ganz andere Betriebsweise notwendig macht.

Im Gegensatz zu den Körben, die unten offen und für die Wanderung mit einem luftdurchlässigen Tuch versehen wurden, hatten die Magazine und die Hinterbehandlungsbeuten einen geschlossenen Boden. Deshalb mussten die Imker auf andere Weise für die auf einer Wanderung so wichtige, gute Belüftung sorgen.

Sie setzten zunächst einen leeren Honigraum auf und klemmten vor das Flugloch ein Fliegengitter. Bei Hinterbehandlungsbeuten ersetzten sie das Glasfenster auf Rückseite der Beute durch ein mit Fliegengaze bespanntes Fenster. Außerdem drehten sie die Beuten kurzerhand um, sodass sich der Honig-/Trommelraum unten befand.

In den 1950er Jahren wurden sowohl für Magazinbeuten als auch für Hinterbehandlungsbeuten sogenannte Wanderfronten entwickelt. Dabei können die Bienen durch das Flugloch nach außen krabbeln und sich an der Front der Beute aufketten. So erhalten sie die während der Wanderung notwendige Kühlung. Gleichzeitig hindert sie die Wanderfront am Abfliegen.

Norm- und Wanderbeute

Imker in der damaligen DDR nutzen die 1952 eingeführte Normbeute 52. Das war eine speziell für die Wanderung entwickelte Hinterbehandlungsbeute mit einer Wanderfront. Oft waren die Beuten fest in Wanderwagen eingebaut. Diese Bienenwohnungen wurden über die Bäuerliche Handelsgenossenschaft an die Imker abgegeben. Sie sind heute noch besonders bei älteren Imkern im Gebrauch.

Hohenheimer Beute mit Wanderfront

Im Westen nutzte die einige Jahre später vorgestellte Hohenheimer Wanderbeute das Prinzip der Wanderfront.

Beiden Beuten – der Hohenheimer und der Normbeute – ist gemeinsam, dass die Wanderfront fest eingebaut ist, wobei sie bei der Normbeute abgenommen werden kann, was in der Praxis jedoch nicht vorkam. Die Wanderfront der Hohenheimer Wanderbeute konnte auch als Griff für das leichte Tragen der leeren Zargen genutzt werden.

Wandern in der DDR

Die Wanderung wurde in der DDR sehr stark gefördert. Alle Fragen rund um die Wanderung und die Nutzung einzelner Trachten erhielten große Aufmerksamkeit. Die Bestäubungsleistung und der Honig der Bienen war gleichermaßen gefragt.

Der Einsatz der Bienen in der Landwirtschaft war so generalstabsmäßig organisiert, wie es in der freien Marktwirtschaft nur während der Mandelblüte in Kalifornien üblich ist. Für den einzelnen Imker war das bequem. Seine Bienen wurden für die Wanderung von der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) abgeholt, eine Imkerkommission ermittelte die Zahl der Brutwaben und damit die während der Tracht zu erwartende Stärke der Bienenvölker. Entsprechend der Zahl dieser Waben erhielt der Imker eine Bestäubungsprämie. Nach Trachtende wurden seine Bienen in die nächste Tracht transportiert oder zurück an den heimatlichen Stand gebracht.

Außerdem unternahmen DDR-Wissenschaftler Anstrengungen, eine langrüsselige Biene zu züchten, um die Rotklee-Tracht besser nutzen zu können, und es wurden Methoden zur Duftlenkung der Sammelbienen in bestimmte Trachten entwickelt.

Der Grund all dieser Bemühungen: Der von den DDR-Imkern gewonnene Honig war ein wichtiger Devisenbringer und ging fast komplett in den Export. Durch die Wende 1989 kollabierte auch dieser Teil der DDR-Wirtschaft. Damit brach das organisierte Wanderwesen zusammen. Fortan hing die Wanderung mit Bienen wie bei den Kollegen in Westdeutschland allein von der Eigeninitiative der Imker ab.

Neues Interesse am Imkern

Gut zu wissen

Das Interesse an der Wanderung mit Bienen steigt..

In den letzten Jahren hat das Interesse an der Imkerei wieder merklich zugenommen. Mehr Imker wollen mehr Zeit mit ihren Bienen verbringen. Außerdem sucht die Landwirtschaft händeringend nach Bestäubern. Die Prämien steigen. All das hat dazu geführt, dass auch das Interesse an der Wanderung mit Bienen wieder zunimmt.

So lohnt sich eine Wanderung

Für Imker, deren Bienen nach der ersten Tracht im Frühjahr bereits hungern, ist es gar keine Frage: Sie müssen wandern. Doch wie sieht es bei jenen aus, die vor Ort über ein ausreichendes Trachtangebot verfügen? Auch für sie kann das Verstellen ihrer Bienen interessant sein. Zuvor sollten indes die Vor- und die Nachteile gründlich abgewogen werden.

Sehen Sie die positiven Seiten …

1. Vorteil: Erweitern Sie Ihr Honigangebot

Tipp

Wer wandert, erweitert sein Trachtangebot.

Standimker können an günstigen Standorten in der Regel zwei- bis dreimal Honig ernten und so einen Frühlings-, einen Frühsommer- und einen Spätsommerhonig ernten. Häufig sind es aber auch nur zwei Schleuderungen.

Wer sein Trachtangebot erweitern möchte, der kommt um eine Wanderung mit seinen Bienen nicht herum. Für eine Wanderung in den Raps sind im Mai nirgendwo weite Wege notwendig, denn durch die hohe Nachfrage nach Rapsöl für die Lebensmittel- und Bio-Diesel-Herstellung werden in Deutschland jährlich 1,3 Millionen Hektar Ackerboden (Stand 2012) mit dieser Ölfrucht bestellt.

Für andere Sorten wie zum Beispiel Sonnenblumen-, Kornblumen-, Robinien-, Edelkastanien-, Buchweizen- oder Heidehonig müssen für die Wanderung meist weitere Wege in Kauf genommen werden.