Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Gibt es wirklich ernsthafte und stichhaltige Gründe, Muslim zu sein? Worauf basiert die Behauptung, dass der Koran von Gott (Allah) stammt? In diesem Buch nimmt der Autor dieses bedeutsame Thema in Angriff und sucht nach einer Antwort, indem er sich selbst fragt: Warum bin ich Muslim? Die Klärung dieses Punktes eröffnet ein Verständnis dafür, warum wir hier sind, ob das Leben einen Sinn hat, wohin wir gehen und ob wir die Möglichkeit haben, uns mit den geliebten Menschen wiederzuvereinen, von denen wir durch den Tod getrennt sind. Was könnte von größerer Bedeutung sein? Um dieses Anliegen zu erörtern, legt der Autor hier die Grundlagen für den Glauben daran, dass der Koran von Gott (Allah) stammt, dar. In diesem Buch werden vielfältige Themen behandelt, angefangen bei Gottes (Allahs) Darstellung im Koran über seine Erläuterungen zu Universum und Welt, der von ihm entworfenen Denkstruktur bis hin zur Bedeutung, die er dem Leben verleiht. Auch die Harmonie mit der menschlichen Natur, die Übereinstimmung mit historischen Daten, die Analyse mit modernen Techniken und die mathematische Verwendung der Wörter werden thematisiert.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 586
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet unter www.dnb.de abrufbar.
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie oder einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet werden.
All rights reserved. No part of this publication may be reproduced, stored in a retrieval system, transmitted or utilized in any form or by any means, electronic, mechanical, photocopying, recording or otherwise, without permission in writing from the Publishers.
--
Caner Taslaman
Warum ich Muslim bin
1. Auflage Erscheinungsjahr 2023
© 2023 IQL e.V.
Übersetzt von: Serdâr Yücedağ
Sprache der Originalausgabe: Türkisch
--
Druck und Distribution im Auftrag:
tredition GmbH,
Heinz-Beusen-Stieg 5
22926 Ahrensburg
Germany
ISBN Softcover: 978-3-384-00667-7
ISBN Hardcover: 978-3-384-00668-4
ISBN E-Book: 978-3-384-00669-1
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag , zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung „Impressumservice“, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland.
Warum ich Muslim bin
Argumente für den islamischen Glauben
Antwort auf den Deismus
Prof. Dr. Dr. Caner Taslaman
Aus dem Türkischen:
Serdâr Yücedağ
Original Titel: Neden Müslümanım? İslam İnancın Delilleri - Deizme Cevap
Autor: Prof. Dr. Dr. Caner Taslaman
www.canertaslaman.com
instagram.com/canertaslaman
facebook.com/canertaslaman
twitter.com/ctaslaman
Caner Taslaman
Der Zweck des Vereins ist die Förderung des wissenschaflichen Austausches, der Übersetzung und/ oder Veröffentlichung von Print- und Neuen Medien auf gemeinnütziger Basis, die dem Dialog, dem internationalen Friedensgedanken der Völkerverständigung sowie dem Abbau von Vorurteilen zwischen unterschiedlichen Kulturen dienen.
Für meine Tochter Meliha Taslaman
Cover
Urheberrechte
Titelblatt
Widmung
Vorwort des Übersetzers
Vorwort
Kapitel 1: Der Koran stellt die Existenz und die Eigenschaften Gottes vor
Kapitel 1.1: Basierend auf der Grundlage der Existenz Gottes die islamische Lebensweise und die Methodik
Kapitel 1.2: Die Vorstellung Gottes mit Seinen Attributen (Seinen Namen)
Kapitel 1.3: Die aus dem Universum ableitbaren Attribute Gottes und der Koran
Kapitel 1.4: Die aus der menschlichen Natur abgeleiteten Attribute Gottes und der Koran
Kapitel 2: Der Koran und das Universum
Kapitel 2.1: Ein Universum mit Anfang
Kapitel 2.2: Das expandierende Universum
Kapitel 2.3: Der Plasmazustand des Universums
Kapitel 2.4: Das endliche Universum
Kapitel 2.5: Das geplante und konzipierte Universum
Kapitel 2.6: Relatives Universum
Kapitel 2.7: Das aus Paaren gebildete Universum
Kapitel 2.8: Die Sonne und der Mond
Kapitel 3: Der Koran und die Erde
Kapitel 3.1: Die Erdschichten
Kapitel 3.2: Das wohl gesicherte Dach
Kapitel 3.3: Die Form der Erde
Kapitel 3.4: „Als ob man zum Himmel emporsteigen würde“
Kapitel 3.5: Die Berge und deren Wurzel(zone)
Kapitel 3.6: Meere, die die Grenzen nicht überschreiten, und die Finsternisse der Tiefsee
Kapitel 4: Der Koran und die Lebewesen
Kapitel 4.1: Anfangen zu atmen und der Morgen
Kapitel 4.2: Weibliche Bienen
Kapitel 4.3: Das Haus der weiblichen Spinne
Kapitel 4.4: Ein Tropfen eines flüssigen Gemischs
Kapitel 4.5: Das Einnisten/Anhängen an der Gebärmutterwand
Kapitel 4.6: Die Ab- und Zunahme im Mutterleib
Kapitel 5: Historische Zeichen
Kapitel 5.1: Die Menschheitsgeschichte
Kapitel 5.2: Der Koran und die Archäologie: Anhand des Beispiels der Sabäer
Kapitel 5.3: Die Eröffnung64 von Mekka
Kapitel 5.4: Der Sieg der Byzantiner
Kapitel 5.5: Der Leichnam des Pharaos
Kapitel 5.6: Zeichen in der Thora und in den anderen Büchern des Alten Testaments (Tanach)
Kapitel 5.7: Zeichen in den Evangelien
Kapitel 5.8: Jesus und Maria im Koran und die neutestamentlichen Apokryphen
Kapitel 6: Die Analyse der Person Muhammad
Kapitel 6.1: Vom Nullpunkt bis zur großen Rolle in der Geschichte
Kapitel 6.2: Die Behauptung, dass Muhammad ein Lügner sei
Kapitel 6.3: Die Behauptung, dass Muhammad geisteskrank sei
Kapitel 6.4: Muhammads Behauptung ein Gesandter Gottes zu sein
Kapitel 6.5: Der Stil des Korans und Muhammad
Kapitel 6.6: Der Vergleich koranischer Aussagen und der Aussagen Muhammads mit modernen linguistischen Techniken
Kapitel 7: Von der natürlichen Beschaffenheit des Menschen hin zum Islam
Kapitel 7.1: Von den natürlichen (und den notwendigen) Bedürfnissen zum Islam
Kapitel 7.2: Von der angeborenen Moral/Ethik zum Islam
Kapitel 7.3: Von der Vernunft zum Islam
Kapitel 7.4: Vom freien Willen zum Islam
Kapitel 7.5: Vom Bewusstsein und vom Ich zum Islam
Kapitel 8: Der Islam und der Sinn (des Lebens)
Kapitel 8.1: Was muss ich machen, damit mein Leben einen Sinn bekommt? Warum wurde ich erschaffen?
Kapitel 8.2: Wohin gehe ich? Die CGS (Charisma – Geld – Sexualität) Hetzjagd
Kapitel 8.3: Von der Einsamkeit zum endlosen Beisammensein
Kapitel 8.4: Diejenigen, die sagen: „Was interessiert mich schon Gott/Religion“
Kapitel 8.5: Die Einigkeit von Sinn, Gut, Wahr und Schön
Kapitel 9: Der Koran und dessen konstruierte Denkweise
Kapitel 9.1: Gerechtigkeit
Kapitel 9.2: Meinungsfreiheit
Kapitel 9.3: Führungsprinzipien
Kapitel 9.4: Die Kriegsethik
Kapitel 9.5: Den Schwächeren schützen
Kapitel 9.7: Umweltbewusstsein
Kapitel 9.8: Absichtliches Schweigen
Kapitel 10: Der Koran und sein mathematisches Maß sind erhalten geblieben
Kapitel 10.1: Die Erhaltung des Korans, Hurufismus und Mathematik
Kapitel 10.2: Symmetrie und das Ringsystem in der Struktur des Korans
Kapitel 10.3: Das Universum und die Mathematik im Einklang der Worte (UMEW)
Kapitel 10.4: Die Mathematik im Einklang der Worte (MEW)
Kapitel 10.5: Das koranische Maß basierend auf „gerade und ungerade“
Appendix
Die Grundlagen des Glaubens an das Jenseits
Schlusswort
Cover
Urheberrechte
Titelblatt
Widmung
Vorwort des Übersetzers
Schlusswort
Cover
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
57
58
59
60
61
62
63
64
35
66
67
68
69
70
71
72
73
74
75
76
77
78
79
80
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
96
97
98
99
100
101
102
103
104
105
106
107
108
109
110
111
112
113
114
115
116
117
118
119
120
121
122
123
124
125
126
127
128
129
130
131
132
133
134
135
136
137
138
139
140
141
142
143
144
145
146
147
148
149
150
151
152
153
154
155
156
157
158
159
160
161
162
163
164
165
166
167
168
169
170
171
172
173
174
175
176
177
178
179
180
181
182
183
184
185
186
187
188
189
190
191
192
193
194
195
196
197
198
199
200
201
202
203
204
205
206
207
208
209
210
211
212
214
215
216
217
218
219
220
221
222
223
224
225
226
227
228
229
230
231
232
233
234
235
236
237
238
239
213
240
241
242
243
244
245
246
247
248
249
250
251
252
253
254
255
256
257
258
259
260
261
262
263
264
265
266
267
268
269
270
271
272
273
274
275
276
277
278
279
280
281
282
283
284
285
286
287
288
289
290
291
292
293
294
295
296
297
298
299
300
301
302
303
304
305
306
307
308
309
310
311
312
313
314
315
316
317
318
319
320
321
322
323
324
325
326
327
328
329
330
331
332
333
334
335
336
337
338
339
340
341
342
343
344
345
346
347
348
349
350
351
352
353
354
355
356
357
358
359
360
361
362
363
364
365
366
367
368
369
370
371
372
373
374
375
376
377
378
379
380
381
382
383
384
385
386
387
388
389
390
391
392
393
394
395
396
397
398
399
400
401
402
403
404
405
406
407
408
409
410
411
412
413
414
415
416
417
418
419
420
421
422
423
424
425
426
427
428
429
430
431
432
433
434
435
436
437
438
439
440
Vorwort des Übersetzers
Im Namen Gottes, Des Allerbarmers, Des Barmherzigen
Den Inhalt dieses Buches empfinde ich als ein sehr wichtiges Thema, was mich auch schlussendlich zur Übersetzung veranlasst hat. Es wird immer häufiger von Anti-Muslimen oder Ex-Muslimen o. ä. in den Leitmedien berichtet und dokumentiert, die aus Zweifel an dem Koran vom Islam abgefallen wären. Ich sage ganz bewusst „abgefallen wären“, weil der Islam nicht vom Elternhaus aus vererbt werden kann. Es ist eine Lebensweise, mit der sich jeder einzelne Mensch nach seiner Pubertät und Reife intensiv beschäftigen und für die er sich bewusst entscheiden muss. „Es gibt absolut kein Aufzwingen (ikraha) in der Lebensweise“, besagt der Vers 2:256. Dabei wird nicht das arabische Wort adschbara benutzt, welches „zwingen“ bedeutet, sondern akraha, welches zwar ebenso „aufzwingen“, aber auch „verabscheuen, hassen, widerwärtig oder verhasst machen“ bedeutet. Und genau dies ist leider oft der Fall. Durch Druck und Zwang wird bei Menschen Abscheu hervorgerufen. Dieser gewaltige Unterschied zwischen dem Soll-Zustand (Islam und Koran) und dem Ist-Zustand (Muslime und deren andere Quellen) führt viele Jugendliche dazu, Abscheu und Hass gegenüber dem Islam (dt. die Gottergebenheit) zu empfinden. Dazu kommen die Propaganda und der sogenannte Shitstorm im Internet, ganz besonders in den sozialen Medien, die mangels qualitativer Informationen zur Verzerrung und zum sogenannten Abfall führen. Und dies, obwohl der Muslim (dt. der Gottergebene) alles mit dem Namen Gottes, Des Allerbarmers, Des Barmherzigen (bismi-llahi-rrahmani-rrahim) angeht. Alija Izetbegović, der erste Staatspräsident des unabhängigen Bosnien und Herzegowinas, der auch in seiner frühen Jugend gezweifelt und eine Zeit lang vom Islam abgefallen war, schrieb unter schwierigen Umständen während seiner Freiheitsstrafe, die er wegen Verstoßes gegen die Meinungsfreiheit im Ex-Jugoslawien absitzen musste, im Geheimen: „Grundsätze allein sind nicht genug. Die zweite „bestimmte Größe“ ist der Mensch. Im Namen christlicher Grundsätze wurden erhabenste Werke der Güte und Mildtätigkeit vollbracht, aber auch lodernde Scheiterhaufen errichtet. Es hing von den Menschen ab, welchediese Grundsätze anwenden. Von Heuchlern gar nicht erst zu reden“.1 Und als Selbstkritik, die auch in dieser Sache enorm wichtig ist und eine heilende Medizin wäre: „In allen Schulen im muslimischen Osten würde ich das Unterrichtsfach ‚kritisches Denken‘ einführen. Im Unterschied zum Westen ist der Osten nicht durch diese raue Schule gegangen, und das ist der Grund für viele seiner Schwächen“.2 Als abschließendes Zitat zu dem Inhalt dieses Buches möchte ich noch Folgendes erwähnen: „Nicht Wissenschaft oder Religion, sondern sowohl Wissenschaft als auch Religion – das ist der Islam.“.3
Ich lobpreise meinen Schöpfer, Den ich als Herrn und Erzieher (rabb) und als einzige Gottheit akzeptiere, und erweise Ihm gegenüber zutiefst meine Dankbarkeit dafür, dass ich die Möglichkeit erhalten habe, einen Beitrag, sei es auch einen sehr winzigen, in Seiner Sache leisten zu dürfen, bitte Ihn um Vergebung für alle meine verantwortungslosen Handlungen bzw. Vergehen (Sünden) und schließe mich dem Bittgebet im Koran des Propheten Josef, dem Sohn Jakobs, an:
12:101: … (O Du) Urheber der Himmel und der Erde! Du bist meine beschützende Autorität/mein strategischer Freund im Diesseits und Jenseits. Berufe mich als (Dir) Ergebener (muslim) ab und nimm mich unter die Rechtschaffenen auf.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei meiner besseren Hälfte, meiner besten Freundin, meiner Lebensgefährtin und Ehefrau Amina, ohne sie diese Übersetzung entweder viel länger gedauert hätte oder erst gar nicht zustande gekommen wäre. Des Weiteren bedanke ich mich bei meinen Kindern Muhammed (10), Isa (8) und Yusuf (6), die tatkräftig beim Abtippen der sehr mühseligen Tabellen im letzten Kapitel geholfen und mich wahrlich entlastet haben. Bei Nurdan Kayan für ihre wertvolle Unterstützung. Bei meinen lieben Eltern Halime und Nuri, die ihre Kinder zu keiner Lebensweise gezwungen haben. Bei Caner Taslaman, dem ich jederzeit meine Fragen stellen durfte, der sehr kooperationsbereit hinsichtlich der Übersetzung in die deutsche Sprache mit ihrer eigenen Kultur war. Zum Beispiel habe ich bei dem Namen des letzten Gesandten Muhammed, aber auch bei den Namen der anderen Gesandten, die Anredeform „Hz. (Hadrat)“ weggelassen, welche sich im Original befindet, aber meines Erachtens den deutschen Leser irritieren würde.
In diesem Sinne wünsche ich dem Leser viel Spaß beim Recherchieren, beim Verfolgen seiner kritischen Gedanken und schließe mit diesem Bittgebet aus dem Koran ab.
6:161-162, 164: Sag! Gewiss, mich hat mein Herr und Erzieher zu einem geraden Weg geleitet, einer richtigen/ aufrechten Religion, dem Glaubensbekenntnis Abrahams, als Anhänger des rechten Glaubens, und er war keiner der Beigeseller/Polytheisten.
Sag! Gewiss, meine Unterstützung und mein Dienst, mein Leben und mein Sterben widme ich Gott, Dem Herrn und Erzieher der Weltenbewohner.
…
Sag! Soll ich einen anderen Herrn und Erzieher als Gott begehren, wo Er doch Der Herr und Erzieher von allem ist?
…
12.04.2022
Ramadan
Serdâr Yücedağ
1 Alija Izetbegović, Meine Flucht in die Freiheit - Notizen aus dem Gefängnis1983-1988, Tredition, Hamburg, 2022, Kapitel 1 - Vom Leben, von Menschen und Freiheit, Notiz Nr. 1583, S.37.
2 Ebd., Kapitel 3 - Politische Notizen, Notiz Nr. 1940, S.168.
3 Ebd., Kapitel 4 - Randbemerkungen zu dem Buch „Islam zwischen Ost und West“, Notiz Nr. 2855, S.302.
Vorwort
Wir öffneten unsere Augen in eine sehr schöne bunte Welt hinein, eine lebhafte und vielfältige Welt mit Himmel, Pflanzen, Tieren, unseren Geliebten, vielen Kunstwerken und technischen Geräten! Aber was ist das? Ein kurzes Leben … dann werden wir und unsere Lieben durch das dunkle Tor des Todes gehen. Diese Situation wirft sofort die folgenden Fragen auf: Woher kommen wir? Wer hat uns hierher gebracht? Wer hat uns unsere Hände, Füße und Augen gegeben? Wohin werden wir nach dem Tod gehen? Ist das alles? Ist das alles oder gibt es da noch etwas? Gibt es Antworten auf unsere Fragen, die wie ein Aufschrei aus dem Tiefsten unseres Inneren aufsteigen?
Ja! Es gibt sie: Der Koran beantwortet sie auf die bestmögliche Weise, indem er kurz und bündig sagt: Gott, Dessen Macht und Wissen absolut sind, Der Der Erste und Der Letzte ist4, Der Barmherzige und Der Gütige, hat uns erschaffen. Unser Leben, alle Gaben und unsere Lieben in dieser Welt verdanken wir Gott. Diese Welt ist eine Welt der Prüfung. Für Gott, Der alles Leben in diesem Universum aus dem Nichts erschaffen hat, ist es sehr einfach, es wiederzuerschaffen. Der Tod ist nicht das Ende, sondern eine Übergangsphase, und die Wiedererschaffung ist keine Einbildung. Gott verspricht, dass Er im Jenseits Seine Diener, die Er liebt und die Ihn lieben, erneut mit Gaben versorgen wird. Seid achtsam! Im Jenseits wird mit uns darüber Bilanz gezogen, was wir in dieser Welt getan/angestellt haben, und dementsprechend wird mit uns verfahren werden …
Sind dies somit unbegründete Behauptungen? Leere Träume? Machen wir uns nur etwas vor, um unsere tiefsten Sehnsüchte zu befriedigen? Was sind unsere Argumente? Haben wir echte, ernsthaft fundierte Gründe Muslime5 zu sein? Wie begründen wir, dass der Koran von Gott stammt? Genau mit diesem Thema von enormer Bedeutung habe ich mich in diesem Buch befasst und versucht, die folgende Frage zu beantworten: Warum ich Muslim bin? Sich mit dieser Frage zu beschäftigen, bedeutet, Antworten darauf zu finden, warum wir hier sind, was wir hier zu tun haben, wohin wir gehen, ob es eine Chance gibt, unsere Lieben, von denen uns der Tod getrennt hat, wiederzusehen. Was könnte wichtiger sein als das? Die Antwort auf diese Frage besteht darin, die Gründe für den Glauben6 an den göttlichen Ursprung des Korans aufzuzeigen, und genau das versucht dieses Buch zu tun.
In diesem Buch werden 10 Hauptthemen in 10 Kapiteln behandelt, die die rationale Grundlage für das Muslim-Sein bilden. Für manche mag schon eines dieser Themen (oder sogar einer ihrer Unterpunkte) ausreichen, um Muslim zu werden. Der sehr wichtige Punkt, den es hier zu beachten gilt, ist jedoch, dass all diese verschiedenen Gründe zusammenkommen, um zu einer gemeinsamen Schlussfolgerung zu gelangen; es ist also die Stärke der „Gesamtsituation“, die entsteht.
Sowohl in den Fernsehsendungen, an denen ich teilnahm, als auch in den Seminaren, die ich gegeben habe, sowie darüber hinaus in meinen persönlichen Gesprächen mit meinen Studenten habe ich immer wieder erfahren, wie wichtig es ist, die Grundlagen des islamischen Glaubens aufzuzeigen und die Argumente auf verständliche Weise zu präsentieren. So kam ich zu dem Schluss, dass es wichtig wäre, ein solches Buch zu schreiben. Unter den in diesem Buch angeführten Argumente gibt es sowohl solche, die Sie wahrscheinlich schon kennen, als auch ganz neue, die Sie in diesem Buch zum ersten Mal finden werden (zum Beispiel im Abschnitt über die Argumente, die sich aus der natürlichen Beschaffenheit des Menschen ergeben).
Was hier gerechtfertigt werden soll, ist keine Glaubensrichtung, der einer bestimmten Rechtsschule oder Denkschule im Islam eigen ist. Was alle, die sich Muslime nennen, gemeinsam haben, ist der Glaube, dass der Koran von Gott ist; dies ist der Grundpfeiler des Islam. Daher ist es jedem, der sich dem Islam zugehörig fühlt, möglich, die vorliegenden Argumente zu nutzen.
Lesen Sie dieses Buch, und entscheiden Sie selbst: Machen wir uns lediglich etwas vor oder haben wir handfeste Beweise dafür, dass der Koran von Gott ist – oder anders gesagt, dass wir uns Ihm ergeben (Muslime werden) sollten?
Wenn auch ich dieses Buch geschrieben habe, so haben doch viele meiner Freunde mit ihrer jeweiligen Fachkenntnis dazu beigetragen. Zu ihnen gehören (in alphabetischer Reihenfolge): Alper Bilgili, Furkan Özçelik, İsrafil Balcı, Mehmet Okuyan, Musa Budak, Ömer Ilıcalı, Yasin Kara und Zafer Duygu. Ich danke all meinen Freunden und anderen Mitwirkenden. Ich danke Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, für Ihr Interesse und bitte Sie, Ihre Kommentare, Kritiken und Anregungen an www.canertasla-man.com zu senden.
4 Anm. d. Übers.: D. h. Gottes Wesen ist ewig, ohne dass Seiner Existenz irgend etwas vorausgeht und ohne dass irgend etwas Seine Unendlichkeit überdauert. (vgl. Muhammad Asad, Die Botschaft des Koran - Übersetzung und Kommentar, Patmos Verlag 2009, S. 1027 Fußnote Nr. 1 zu Sure 57, Vers 3).
5 Anm. d. Übers.: Die deutsche Übersetzung für das Wort „Muslim“ ist „Gottergebener“. Die etymologische Wurzel s-l-m bedeutet „sich hingeben, sich ergeben, Frieden stiften, wohlbehalten/unversehrt/sicher sein (vgl. Hans Wehr Arabisches Wörterbuch, Otto Harrassowitz, Wiesbaden, 1952). Die koranischhermeneutische Bedeutung ist die auf Vergewisserung fundierte Hingabe zu Gott, dem Schöpfer, wobei der Mensch zunächst inneren Frieden findet und sich dann für ein friedliches Leben einsetzt.
6 Anm. d. Übers.: In dem europäischen Kulturkreis, wo ein Immanuel Kant gewirkt hat, betrachte ich es als eine Notwendigkeit, auf den koranischen Begriff iman (Glaube) näher einzugehen. Immanuel Kant gilt für viele als Vordenker der Aufklärung und macht in der Vorrede zur zweiten, erweiterten Auflage 1787 von seiner „Kritik der reinen Vernunft“ folgende Aussage: „Ich musste also das Wissen aufheben, um zum Glauben Platz zu bekommen“. Dieser koranische Begriff beinhaltet in seiner etymologischen Wurzel noch zusätzlich die Sicherheit bzw. die Vertrauenswürdigkeit (vgl. Hans Wehr Arabisches Wörterbuch). Somit bezeichnet dieser Begriff im Koran einen Glauben, der auf Vertrauen bzw. Vernunft basiert. Denn ein vernünftiger Mensch glaubt nicht jedem, der ihm über den Weg läuft. Durch gesammelte Erfahrungen vertraut der Mensch dem Gegenüber und glaubt ihm.
Kapitel 1: Der Koran stellt die Existenz und die Eigenschaften Gottes vor
Um die Argumentation im ersten Teil dieses Buches zu verstehen, die die rationale Grundlage des Glaubens daran, dass der Koran von Gott ist, schlüssig aufzeigen wird, ist es notwendig, zunächst die Argumente zu kennen, die die Existenz Gottes belegen. Für jemanden, der diese Argumente nicht kennt oder nicht akzeptiert (zumindest einige davon), kann das, was in diesem Abschnitt gesagt wird, keine Bedeutung haben. In meinen Büchern Allah’ın Varlığının 12 Delili (12 Argumente für die Existenz Gottes) und Fıtrat Delilleri (Argumente der natürlichen Beschaffenheit des Menschen) habe ich bereits gezeigt, wie man aus dem Universum und der menschlichen Natur auf die Existenz Gottes schließen kann.7 Darüber hinaus empfehle ich zu diesem Thema mein Buch Big Bang ve Tanrı (Der Urknall und Gott) sowie das Buch Allah, Felsefe ve Bilim (Gott, Philosophie und Wissenschaft), zu dessen Redakteuren ich gehöre8. Um Wiederholungen zu vermeiden, werde ich in diesem Buch diese Argumente nicht noch einmal zitieren; ich werde davon ausgehen, dass diese akzeptiert werden9. Für jemanden, der diese Beweise nicht akzeptiert, wird das, was in diesem Abschnitt gesagt wird, nicht als Antwort dienen.. Ich würde einer solchen Person raten, zuerst die von mir erwähnten Bücher und dann dieses Kapitel zu lesen. Die in diesem Abschnitt dargelegte Argumentation zeigt nicht nur, dass es sich um Argumente für die Existenz Gottes handelt, sondern auch, dass der Koran von Gott ist.
Kapitel 1.1: Basierend auf der Grundlage der Existenz Gottes die islamische Lebensweise und die Methodik
Was ist die wesentliche Botschaft des Korans bzw. des Islam? Ich denke, niemand wird Einwände dagegen erheben, dass die Antwort auf diese Frage darin besteht, dass der Koran Gott vorstellt. Stellen wir uns für einen Moment vor, der Glaube an Gott würde aufgegeben, kein Element der im Koran beschriebenen Lebensweise (al-din)10 bliebe übrig. Dann wäre es auch nicht mehr denkbar, dass es ein Leben nach dem Tod gäbe oder dass wir die Möglichkeit hätten, unsere Angehörigen im Jenseits wiederzusehen. Ohne den Glauben an Gott wird die Institution des Prophetentums, die besagt, dass es von Gott gesandte Boten gibt, nur noch als Erfindung wahrgenommen werden. Wenn dieser Glaube aufgegeben wird, kann man nicht mehr sagen, dass das Universum bewusst erschaffen wurde. Wir wären gezwungen anzunehmen, dass wir Menschen durch Zufall entstanden wären und dass wir Wesen wären, die sich ohne Sinn und Zweck in der Welt wiedergefunden hätten. Wenn es nichts gibt, was der Anbetung würdig ist, und der rationale Ursprung von Anbetung und Moral nicht existiert, dann hätte auch die islamische Moral keinen Sinn. Kurz gesagt, wenn es keine Grundlage für den Glauben an Gott gibt, fällt das gesamte Gebäude des Islam in sich zusammen.
Wenn wir jedoch zeigen können, dass Gott doch existiert, wie der Koran behauptet, und dass der Koran Gott genauestens beschreibt, d. h. wenn wir zeigen können, dass die grundlegendste und wichtigste Botschaft des Korans wahr ist, dann ist dies ein sehr enormer Beweis dafür, dass wir dem Koran vertrauen können, und es unterstützt drei Aspekte des Korans als von Gott stammend bzw. dass der Islam wahrhaftig von Gott ist:
Erstens, wenn die Existenz Gottes bewiesen ist, wird verstanden, dass es möglich ist, eine von Gott offenbarte Lebensweise zu haben. Die wichtigste Behauptung des Korans ist, dass er eine von Gott gesandte Botschaft ist. Die Richtigkeit dieser Behauptung hängt in erster Linie von der Existenz Gottes ab. Die Erkenntnis, dass Gott existiert, reicht nicht aus, um zu beweisen, dass der Koran von Gott stammt, aber sie zeigt, dass eine von Gott gesandte Botschaft existieren kann. Dies ist ein sehr großer Schritt, um dem Koran näher zu kommen.
Der zweite Aspekt bezieht sich auf die Beobachtung der Rolle, die der Koran in dieser wichtigsten Frage des historischen Prozesses gespielt hat. Eine Person, die die Existenz Gottes versteht, erkennt, dass die Existenz Gottes das Wichtigste ist, was sein kann, ohne dass ein tiefer Denkprozess erforderlich wäre. Diese Person muss ernsthaft die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass der Koran von Gott stammt, weil dieses Buch eine entscheidende Rolle dabei spielt, Milliarden von Menschen Gott vorzustellen und Ihn in den Mittelpunkt ihres Lebens zu stellen. Selbst wenn wir uns vieler der Merkmale des Korans, die wir in diesem Buch besprechen werden, nicht bewusst sind, sollte selbst diese äußerst wichtige Funktion für uns ausreichen, um ernsthaft in Betracht zu ziehen, dass der Koran von Gott stammt. In der Geschichte gibt es heilige Texte von Juden und Christen, die ähnliche Funktionen wie der Koran erfüllt haben, und der Koran weist auf den Zusammenhang dieser Texte mit der göttlichen Offenbarung hin. In diesen Texten heißt es, dass Gott mit den Menschen durch die von Ihm entsandten menschlichen Gesandten und durch das, was Er ihnen offenbart hat, kommuniziert hat, dass die Menschen der Glaube gelehrt und sie über die moralischen Gesetze, den Gottesdienst und die Verbote informiert wurden. Diese Texte haben gemeinsame Botschaften mit dem Koran zu diesen sehr grundlegenden Themen.11 Der Koran stellt fest, dass im Laufe der Geschichte den menschlichen Gesandten dieselbe Wahrheit durch dieselbe Methode, nämlich durch Offenbarung, mitgeteilt wurde; er verbindet diese Texte, indem er sie als unterstützende Glieder einer historischen Kette zeigt. Die Funktion dieser Texte, Gott vorzustellen und Ihn in den Mittelpunkt des Lebens zu rücken, hat sich also im Laufe der Geschichte in Botschaften verwandelt, die sich gegenseitig unterstützen. Außer diesen Texten und dem Koran kann in der Geschichte der Menschheit keine Quelle angeführt werden, nicht einmal ein Zehntel sämtlicher Bücher auf dieser Welt, die den Menschen Gott vorstellt und Ihn in den Mittelpunkt ihres Lebens rückt. Kurzum, wer die Existenz Gottes und die Bedeutung dessen versteht, was oben erläutert wurde, sollte ernsthaft in Betracht ziehen, dass der Koran von Gott selbst stammt.
Drittens beweisen die Argumente für die Existenz Gottes diese nicht als leeres Konzept. Im Gegenteil, sie beweisen die Existenz eines Gottes mit den im Koran erwähnten Eigenschaften. Dies bestätigt nicht nur den Glauben an die Existenz eines Gottes mit diesen Eigenschaften, sondern auch die Tatsache, dass der Koran von Gott ist. Auf den folgenden Seiten werde ich erläutern, welche Argumente welche Eigenschaften Gottes belegen. Erinnern Sie sich daran, dass der Koran einen barmherzigen Gott beschreibt, der Der einzige bewusste, wollende/mit Willen versehene Schöpfer aller Existenz ist, mit großer Macht, umfangreichem Wissen, Der sich aller Dinge bewusst ist. Die Existenz Gottes wird zusammen mit diesen Attributen durch den Verweis auf das Universum und die natürliche Beschaffenheit des Menschen (von seiner Entstehung und den Eigenschaften seines Geistes) bewiesen. Somit bestätigen das Universum und die natürliche Beschaffenheit des Menschen, die zwei wichtigen Quellen neben dem Koran sind, dass die wichtigste Aussage des Korans wahr ist.
Ich kann meine Methode (mit erkenntnistheoretischem bzw. epistemologischem Ansatz) für die Schlussfolgerung einfach, wie folgt, zusammenfassen: Jemand, der sich fragt, ob der Koran von Gott ist oder nicht, sollte versuchen, eine Antwort auf zwei miteinander untrennbar verbundene Fragen zu finden: Erstens: „Wenn der Koran von Gott ist, welche Eigenschaften sollten wir dann im Koran erwarten?“ Und zweitens: „Wenn der Koran nicht von Gott ist, welche Eigenschaften sollten wir dann von ihm erwarten?“ Diese Methodik, d. h. die Annahme, dass die richtige Ansicht am ehesten dann richtig ist, wenn die aktuelle Situation besser zu erwarten ist, ist eine Form der Logik, die wir im täglichen Leben häufig anwenden. Nehmen wir zum Beispiel an, dass Margot und Erik an einem für sie sehr wichtigen Rennen teilgenommen haben. Sie, werter Leser, treffen erst kurz vor dem Ende des Rennens am Ort des Geschehens ein. Wenn Sie nun feststellen, dass Margot glücklich und Erik traurig ist, können Sie wohl mit Recht davon ausgehen, dass Margot gewonnen hat – auch ohne selbst dabei gewesen zu sein. Die Logik, die ich in diesem Buch oft verwenden werde, ist genau diese Argumentation, die wir so oft verwenden; unabhängig davon, welche Sichtweise wir von der aktuellen Situation erwarten, ist die Beobachtung der Situation ein Argument für diese Sichtweise.12
Wenn also der Koran von Gott stammt, wie es im Koran selbst behauptet wird, ist das Erste, was zu erwarten ist, dass Gott so existiert, wie der Koran es beschreibt. Der Punkt ist, dass die Beschreibungen Gottes mit den Beobachtungen im Universum und mit der natürlichen Beschaffenheit des Menschen vereinbar sind. Wenn der Koran eine menschliche Erfindung ist, würde man erwarten, dass diese wichtigste Botschaft des Korans Fehler enthält. Das Zeugnis des Universums und der Natur, das den Koran in diesem wichtigen Punkt bestätigt, ist einer der wichtigsten Argumente dafür, dass der Koran von Gott stammt. In Ermangelung anderer Argumente kann dies allein ausreichen, um sich Gott zu ergeben.
Kapitel 1.2: Die Vorstellung Gottes mit Seinen Attributen (Seinen Namen)
Das Wichtigste, was man hier verstehen muss, ist: Mithilfe der angeführten Argumenten wird die Existenz eines Gottes mit bestimmten Eigenschaften verstanden. Die Attribute Gottes, die durch diese Beweise aufgezeigt werden, sind auch die Attribute Gottes, die im Koran vorgestellt werden. Somit liegt dieses grundlegendste Element des Koraninhalts außerhalb des Korans; es wird gezeigt, dass es von zwei wichtigen Quellen gestützt wird – dem Universum und der menschlichen Natur. Dies ist ein sehr wichtiges Element, um unser Vertrauen in den Koran zu begründen.
Es gibt mehr als hundert Adjektive (Namen), die Gott im Koran beschreiben; in der Terminologie des Korans werden diese als „alasma’ ul-husna“ (die schönsten Namen) bezeichnet13. Die islamische Lebensweise (al-din) beruht auf dem Glauben an einen Gott mit diesen Eigenschaften. Auf dieser Grundlage sind die Ansichten über das Prophetentum im Islam, über die Zeit nach dem Tod, über Moral und Ethik, Gottesdienst, Weltanschauung und Menschenbild seit jeher geprägt worden.
Die Definition einiger der im Koran erwähnten Eigenschaften Gottes schließt viele andere im Koran erwähnte Eigenschaften ein, wobei viele Eigenschaften miteinander verknüpft sind. Diese Attribute werden mit verschiedenen Namen hervorgehoben, um die notwendige Betonung vorzunehmen und die Attribute Gottes in den Köpfen entsprechend zu verankern. Zum Beispiel wird im Koran der hohe Wissensstand Gottes mit dem Titel/Namen „Allwissend (alim)“ hervorgehoben. Jemand, der über ein hohes Wissen verfügt, weiß über alles Bescheid; die Entsprechung dieses Adjektivs/Namens im Koran ist „Allkundig (khabir)“. Mit diesem hohen Wissen umfasst Gott alles; das Adjektiv/der Name Gottes im Koran, der besagt, dass Er alles umfasst, ist „Allumfassend (muhit)“. Das Adjektiv bzw. der Name Gottes, das bzw. der ausdrückt, dass Gott alles richtig macht und alles so regiert, wie es sein soll, ist „Allweise (hakim)“. Das Adjektiv „Allsehend (basir)“ bedeutet, dass Gott alles sieht, und das Adjektiv „Allhörend (sami‘)“ bedeutet, dass Er alles hört. Kurz gesagt, wenn gesagt wird, dass Gott Allwissend ist (alim) oder dass Er sich aller Dinge bewusst ist (khabir), werden viele andere Adjektive, die im Koran erwähnt werden, mit einbezogen oder andere Adjektive, die mit diesen Adjektiven verwandt sind, werden unterstützt.
Wenn wir einige der Attribute Gottes betrachten, wie z. B. Seine Einheit, die Umfassendheit Seines Wissens, die Größe Seiner Macht und Seine Barmherzigkeit, sehen wir, dass sie die meisten der im Koran genannten Attribute/Namen Gottes in sich einschließen. Wenn im Folgenden gezeigt wird, welche Attribute Gottes auf den vorgelegten Argumente beruhen, um den Glauben an die Existenz Gottes zu rechtfertigen, sollte dieser Punkt berücksichtigt werden. Wenn z. B. gezeigt wird, dass ein Beweis die Schöpferkraft oder die Größe von Gottes Wissen zeigt, sollte man verstehen, dass diese Argumente auch viele der im Koran erwähnten Attribute Gottes rechtfertigen, die diese Attribute beinhalten.
Kapitel 1.3: Die aus dem Universum ableitbaren Attribute Gottes und der Koran
Das Universum, in dem wir leben, ist ein großartiges Feld mit seinen Gesetzen, Hunderten Milliarden von Galaxien, Billiarden von Sternen, unserer Erde und Millionen von Lebewesen. Die wichtigste Botschaft des Universums an uns ist die Existenz Gottes, der Der Schöpfer, Mächtig, Wissend, Bewusst und der Einzige Gott ist. In meinem Buch Allah’ın Varlığının 12 Delili (12 Argumente für die Existenz Gottes) habe ich 7 der 12 Argumente anhand des Universums vorgestellt. Ich werde hier nicht auf die Einzelheiten dieser Argumente eingehen, sondern nach der Erläuterung jedes Argumentes in einigen Sätzen Beispiele dafür geben, welche Argumente welche Eigenschaften Gottes belegen. Selbstverständlich hat jedes Argument viel mehr mit den Attributen Gottes zu tun, wie ich in meinen angeführten Beispielen wiedergeben konnte. Ich gebe die Eigenschaften Gottes mit den Namen an, die im Koran erwähnt werden, deshalb beabsichtige ich, die koranischen Entsprechungen der Eigenschaften Gottes zu zeigen, die wir durch unser Studium des Universums erlangt haben.
1 - Das kosmologische Argument der Philosophie: Indem es zeigt, dass das Universum nicht ewig ist, ist es ein Argument, das die wichtigste Behauptung widerlegt, die in der Geschichte der Philosophie gegen die Ewigkeit Gottes aufgestellt wurde. Dieses Argument wird sowohl durch die Überlegungen wichtiger Philosophen wie Alkendi und Ghazali14 zum Konzept des Unendlichen als auch durch die Daten der modernen Wissenschaft wie das Entropiegesetz und die Urknalltheorie gestützt. Mit diesem Beweis wird gezeigt, dass Gott „Der Erste (al-awwal)“ ist, d. h. das ewige Wesen, das existierte, bevor die Materie und das Universum existierten, und dass er „Der Letzte (al-akhir)“ und „Der Beständige (abqa)15“ ist, d. h. immer existierend und ewig. Die Adjektive „Der Beständige (qayyum)“ und „Der Überlegene (as-samad)“, die zum Ausdruck bringen, dass Gott existiert, ohne dass es einer anderen Existenz bedarf, beruhen ebenfalls auf dieses Argument16. Dieser Beweis zeigt, dass das Universum und die Materie aus dem Nichts erschaffen wurden; er legt auch die Attribute Gottes fest, die seine Schöpfung ausdrücken, sowie „Schöpfer ohne Beispiel
2 - Das Argument für die Existenz Gottes basierend auf Gesetzen: Es handelt sich um ein Argument für die Existenz Gottes, das sich auf die Tatsache stützt, dass die physikalischen Gesetze überall im Universum gültig sind. Mit diesem Argument, der besagt, dass die Gültigkeit derselben Gesetze in verschiedenen Bereichen am besten durch die Existenz eines einzigen Gesetzgebers zu erklären ist, werden Gottes Attribute wie „Der Eine und Einzige (al-wahid)“ und „Der unteilbar Eine (ahad)“ begründet. Dieses Argument, das besagt, dass die Gesetze, die überall im Universum existieren und beständig sind, erschaffen wurden/werden, zeigt, dass Gottes Macht und Kraft niemals abnimmt, dass Er „al-fatir“ ist, Der die Essenz der Existenz erschafft, dass Er Der „Schöpfer (al-khaliq)“ ist, Der alles erschafft. Die ständige Bewahrung der Gesetze begründet auch Seine Eigenschaften, wie das Attribut „Der Hüter (al-hafiz)“, das bedeutet, dass Gott Der Bewahrer von allem ist, und „Allkundig (khabir)“, das bedeutet, dass Er Sich aller Dinge bewusst ist. Aus diesen Beweisen wird deutlich, dass Gott im gesamten Universum Macht hat, was „Allmächtig (muqtadir)“ bedeutet.
3 - Das Argument für die Entdeckung des Universums: Es ist ein Argument, der besagt, dass die erstaunliche Entdeckung des Universums durch einen sehr schwachen Menschen mithilfe wissenschaftlicher Aktivitäten nur durch die Erschaffung des Universums in einer solchen entdeckbaren Struktur durch Gott erklärt werden kann. Dank dieses Argumentes wird verstanden, dass die gegenwärtige Struktur des Universums absichtlich arrangiert wurde; daher wird dank dieses Argumentes verstanden, dass Gott „Der Gestalter (al-musawwir)“ ist; d. h. Er ist Derjenige, Der den Strukturen im Universum ihr gegenwärtiges Aussehen gibt. Nur Derjenige, Dem das ganze Universum gehört, d. h. „Der Besitzer (al-malik)“, Der das ganze Universum regiert, sprich „Der Herrscher/Der König (al-malik)“, und „Der Allwissende (al-alim)“, kann die Struktur des Universums auf diese Weise gestalten. All dies zeigt, dass der Organisator Derjenige sein muss,
Der über eine große Macht verfügt, nämlich „Der Besitzer der Kraft (dhul-quwa)“, und dass Er Derjenige ist, Der das Universum im Rahmen der von Ihm entworfenen Zwecke einsetzt, d. h. (dscha´il) und verwirklicht bzw. ausführt (fa´il).
4 - Das Argument für das Potenzial im Universum: Wenn das Potenzial im Universum es nicht zugelassen hätte, wären weder die Sterne noch die Erde, noch Lebewesen, noch technische Erfindungen, noch künstlerische Strukturen, wie Musikwerke, möglich gewesen. Dies ist ein Argument, das die Existenz Gottes auf die bestmögliche Weise offenbart. Das Vorhandensein dieses Potenzials, das technische und künstlerische Produktionen im Universum ermöglicht, zeigt Gottes Großzügigkeit gegenüber den Menschen, und Gottes Großzügigkeit wird im Koran mit Beschreibungen wie „Der Edelste/Großzügigste (al-akram)“, „Freigiebig (karim)“, „Besitzer von Erhabenheit/Majestät und Ehre (dhul-dschalali wa‘l-Ikram)“ ausgedrückt. Alles, was im Universum existiert, ist das Ergebnis des Potenzials, das in das Universum gelegt wurde; dieses Potenzial verweist auch auf Gottes Attribute wie „Der Besitzer von Stolz und Größe (al-mutakabbir)“, „mächtig, hoch (qadir)“, „erhaben (aziz)“, „regierend und richtig handelnd (hakim)“.
5 - Das Argument für die Feinabstimmung der Gesetze und Naturkonstanten: Es handelt sich um ein Argument, das besagt, dass die Feinabstimmung der Gesetze und Naturkonstanten im Universum, die mit den Entwicklungen der modernen Wissenschaft entdeckt wurde, den Glauben an die Existenz Gottes begründet. Eines seiner herausragenden Merkmale ist, dass er mit mathematischen Wahrscheinlichkeitsberechnungen ausgedrückt werden kann. Ausgangspunkt ist dabei, dass die Gesetze und Naturkonstanten, die jedem Teil des Universums innewohnen, mit sehr präzisen Messungen so geschaffen wurden, dass Leben sichtbar wird. Ausgehend von der Tatsache, dass dieselben Gesetze und Konstanten an jedem Punkt des Universums präzise eingestellt sind, weist dieses Argument auf Gottes Attribute wie „Der Eine und Einzige (al-wahid)“ und „Der unteilbar Eine (ahad)“ hin, indem es zeigt, dass überall im Universum derselbe Wille gilt. Dies zeigt, dass Gott Der Besitzer (al-malik) des gesamten Prozesses ist, dass Er den gesamten Prozess regiert (al-melik), dass Er über den gesamten Prozess wacht (al-muhaimin), dass Er sehr stark ist (al-qawi), dass Er sehr unbedürftig (al-ghani) ist, dass Er der makellose Schöpfer (al-bari) ist und dass Er sich der ganzen Prozesse bewusst ist, die das Universumdurchlaufen, das ist „Allkundig (khabir)“.
6 - Das Argument der Feinabstimmungen der physikalischen Phänomene: Dieses Argument bezieht sich ebenfalls auf die Feinabstimmungen, die mit den Entwicklungen der modernen Wissenschaft entdeckt wurden. Wie die vorangegangenen Argumente stützt es sich auf Daten, die durch mathematische Wahrscheinlichkeitsrechnungen ausgedrückt werden können. Der Ausgangspunkt ist, dass die physikalischen Prozesse des Universums so gestaltet sind, dass Leben entstehen kann. Die Tatsache, dass die Prozesse, die das Universum am Anfang und auch danach durchliefen, auf das Leben abgestimmt waren, das Milliarden von Jahren nach dem Anfang entstand, basiert auf Gottes Attributen, die zum Ausdruck bringen, dass Er mit allen Prozessen des Universums verbunden ist und dass Er in all diesen Prozessen aktiv ist. Es ist einer der Beweise gegen das Verständnis vieler Deisten17, dass Gott nichts mit den Vorgängen im Universum zu tun habe. Aus diesem Argument geht hervor, dass Gott der „Schöpfer ohne Beispiel (badi‘)“ ist, der Schöpfer aller Prozesse mit all ihren Elementen, dass Er über solch fein abgestimmte Prozesse in einem so großen Universum und über einen so langen Zeitraum herrscht (hakim), dass Er sehr Erhaben ist, nämlich „Der Höchste (ala‘ la)“, „Der Erhabene (al-aliy)“ und „Der hoch Erhabene (almuta‘ al)“. Es wird davon ausgegangen, dass Er sehr groß ist, das heißt „Der Große (al-kabir)“. Da die Existenz und die Eigenschaften Gottes auf Beweisen beruhen, die auch durch solche mathematischen Daten ausgedrückt werden können, wird somit davon ausgegangen, dass Gott offenkundig ist, das heißt „Der Offenkundige (az-zahir)“, und dass Er realer ist als alles andere, das heißt „Der Wahre/Die Wahrheit (al-haqq)“.
7 - Das Argument für den Entwurf von Lebewesen: Es ist ein Argument, das besagt, dass die Existenz eines Potentials im Universum, das Lebewesen hervorbringt, und die Prozesse, die Lebewesen hervorbringen, die Existenz Gottes beweisen. Mit diesem Argument werden Millionen von Lebewesen als Teil eines Beweises präsentiert, der die Existenz Gottes zeigt. Da eines der wichtigsten Elemente bei der Erschaffung von Lebewesen darin besteht, die Bedürfnisse dieser Lebewesen zu befriedigen, enthält dieser Beweis auch das Attribut „Bedürfnisbefriedigender/Erzieher/Herr (rabb)“, welches (nach dem Wort „Gott (Allah)“) der/ das am häufigsten genannte Name/Attribut Gottes im Koran ist. Er rechtfertigt Seine Eigenschaften, wie „Der Ernährer/Der Geber von Nahrung (ar-razzaq)“. Gott ist „Besitzer großer Huld (dhul fadlul azim)”, weil Er große Gaben hat und „Erhörer/Antwortender (mujib)“ ist, weil Er alle Bedürfnisse der Lebewesen in jeder Einzelheit erfüllt, vom Schutz bis zur Nahrung, und „Lebendig-Machender (muhyi)“, weil Er die Lebewesen erschaffen hat, sowie „Zeuge (schahid)“ ist, indem Er alle Einzelheiten beim Erschaffen berücksichtigt und nicht zuletzt „Besitzer großer Wohltätigkeit (dhut-tawl)“, „Gnädig/Feinfühlig (latif)“ und „Der Ruhmvolle/reichlich Gnädige/Spendable (majid)“, weil Er viele Gaben an die Lebewesen gibt, wie z. B. die feinsten Details in ihren Körpern.
Kapitel 1.4: Die aus der menschlichen Natur abgeleiteten Attribute Gottes und der Koran
Die natürliche Beschaffenheit des Menschen (fitrah) bezieht sich auf die angeborenen Eigenschaften eines jeden gesunden Menschen. Der Koran weist darauf hin, dass es in unserer inneren Welt ebenso Argumente gibt wie in der äußeren Welt (Universum)18. Davon inspiriert, habe ich die Argumente zu diesem Thema unter zwei Gesichtspunkten untersucht. Zuvor hatte ich in meinem Buch Allah’ın Varliginin 12 Delili (12 Argumente für die Existenz Gottes) 5 Argumente aus der Natur vorgestellt. In meinem Buch Fıtrat Delilleri (Argumente der natürlichen Beschaffenheit des Menschen) habe ich diese 5 Argumente ausführlicher behandelt. Wer diese Argumente und die Gründe, warum sie so überzeugend sind, im Detail kennenlernen möchte, kann dieses Buch lesen. Wie unter dem vorherigen Titel werde ich auch unter diesem Titel diese Argumente in ein oder zwei Sätzen vorstellen und dann Beispiele dafür geben, welche Argumente welche Eigenschaften Gottes belegen. Wiederum werde ich die Eigenschaften Gottes mit den im Koran genannten Namen zitieren, damit die koranischen Entsprechungen der Eigenschaften Gottes, zu denen wir durch das Studium der Natur gelangt sind, besser verstanden werden können. An dieser Stelle möchte ich Sie noch einmal darauf hinweisen, dass nicht alle Eigenschaften Gottes, die durch die Beweise gefunden wurden, aufgelistet sind, sondern nur einige von ihnen als Beispiele aufgeführt sind.
8 - Das Argument der natürlichen Triebe: Basierend auf dem Studium der natürlichen Triebe, die in jedem Menschen vorhanden sind, ist die Annahme, dass diese von Gott erschaffen wurden, die beste Erklärung. Es ist ein Argument dafür, dass unsere Wünsche vom Schöpfer so geformt werden, dass sie uns auf einen Schöpfer mit bestimmten Eigenschaften führen. Nur ein Wesen, dessen Willen sich keiner widersetzen kann, wie „Der Eine und Einzige (al-wahid)“ und „der/Der unteilbar Eine (ahad)“, Der über das ganze Universum herrscht (hakim), Der weit entfernt ist von allen Mängeln, wie „Der Heilige (al-quddus)“, kann unsere Wünsche, die zusammen mit unserer Existenz, welche voller Schwächen ist, erfüllen. Unsere Wünsche wurden absichtlich so geschaffen, um uns zu „Gott (Allah)“ zu führen, der „Besitzer der Barmherzigkeit (dhur-rahma)“, „Der Barmherzigste der Barmherzigen (arhamur-rahimin)“, „Der Allerbarmer (al-rahman)“, „Der Barmherzige“ (ar-rahim)“, „Gebetserhörer (sami‘udua)“, „Der Nahe (al-qarib)“, „Gnädig (ra’uf)“, „Helfer (nasir)“, „bei dem Hilfe gesucht wird (must‘an)“ ist. Derjenige, der diese Wünsche erschaffen hat, stellt also seine Eigenschaften durch unsere Wünsche vor.
9 - Das Argument der angeborenen Moral/Ethik: Es handelt sich um ein Argument, das die angeborene Eigenschaft der Moral zum Ausgangspunkt macht, wie Studien in Bereichen wie der modernen Psychologie und den kognitiven Wissenschaften gezeigt haben, und aufzeigt, dass die beste Erklärung dafür ist, dass sie von Gott in uns hineingelegt wurde. Dieses Argument stützt sich auf die Existenz eines Gottes, der moralische Gebote hat und die Quelle des moralisch Guten ist. Folgende Attribute, die die Güte Gottes beschreiben, stützen dieses Argument: „Der Allerbarmer (ar-rahman)“, „Der Barmherzige (ar-ahim)“, „Gnädig (ra’uf)“, „Erwiderer von Dankbarkeit (schakir)“, „nachsichtig/sanft (halim)“. Darüber hinaus ist die Befolgung der moralischen Gebote Gottes nur dann sinnvoll, wenn Gott zwischen Gut und Böse unterscheidet, d. h. „Der Beste der Unterscheidenden (khayrul fasilin)“ und wenn Seine Gebote es wert sind, befolgt zu werden (ahlut-taqwa). Die Notwendigkeit, dass Gott moralische Befehle sendet, zeigt, dass Er ein „Versender (mursil)“ ist, und die Bestrafung des Schlechten, wenn es notwendig ist, wie bei der Missachtung moralischer Befehle, zum Beispiel der Unterdrückung anderer, zeigt Ihn als „Besitzer von Vergeltungsgewalt (dhul-intiqam)“ oder auch „Vergeltung Übender (muntaqim)“.
10 - Das Argument der Vernunft: Es ist ein Argument, das besagt, dass die beste Erklärung für die Existenz der Vernunft im Menschen darin besteht, dass Gott, mit ewiger Vernunft, ihm diese Eigenschaft gegeben hat. Die Tatsache, dass Gott diese Eigenschaft gegeben hat, zeigt, dass Er der „Bedürfnisbefriedigende/Erzieher/Herr (rabb)“ ist, d. h. Derjenige, Der die Bedürfnisse des Menschen, genauso wie alle anderen Gaben, am besten befriedigt. Der Verstand ist eine große Hilfe und eine der wichtigsten Unterstützungen Gottes für den Menschen; in diesem Zusammenhang gehören „Helfer (nasir)“, „Freund (wali)“19 und „Der Ernährer/Der Geber von Nahrung (ar-razzaq)“ zu den im Koran erwähnten Eigenschaften Gottes. Der Verstand, den Gott Seinen erschaffenen Dienern verleiht, belegt, dass Gott eine viel höhere Stufe dieser Intelligenz besitzt, d. h. Gott ist „Der mit großem Wissen (al-alim)“ und „Der Allwissende (allam)“. Die Intelligenzfunktion, die den Menschen befähigt, über die Ereignisse, die auf ihn zukommen, zu urteilen, zeigt auch, dass Derjenige, der diese Funktion verleiht, auf die vollkommenste und angemessenste Weise urteilt, nämlich Der, Der „herrscht und richtig handelt (al-hakim)“.
11 - Das Argument des Willens: Es ist ein Argument, das besagt, dass die beste Erklärung für die Existenz des Willens, der eine der wichtigsten Eigenschaften des Menschen ist, darin besteht, dass diese Eigenschaft von Gott gegeben wurde, dessen Wille ewig ist. Dieses Argument, das besagt, dass der Wille keine zufällige Eigenschaft ist, die später entsteht, sondern eine ewige Eigenschaft, die Gott besitzt, unterstützt Gottes Attribut „Der Erste (al-awwal)“. Auch Gottes Namen „Der Beständige (al-qayyum)“ und „Der Überlegene (al-samad)“, die ausdrücken, dass Gott die Quelle aller Macht ist und dass alle Wesen nach Seinem Willen existieren und weiter existieren werden, beruhen auf diesem Argument. Der menschliche Wille, der bewusst gebildet wurde und aufgrund dessen der Mensch die Fähigkeit besitzt, sowohl das Böse als auch das Gute zu wählen, unterstützt die Verse des Korans, die besagen, dass Gott Seine Diener in dieser Welt prüft, und weist darauf hin, dass Gott, als „Abrechner (hasib)“ darüber abrechnen wird, was die Menschen mit ihrem freien Willen getan haben. Die Tatsache, dass eine der grundlegendsten Eigenschaften, die einen Menschen zum Menschen machen, dem Menschen verliehen wurde, zeigt auch, dass Gott Der wahre „strategische Freund (maula)“20 des Menschen ist.
12 - Das Argument des Bewusstseins und des Ichs: Hierbei handelt es sich um ein Argument, das besagt, dass die beste Erklärung für die Existenz des Bewusstseins und des Ichs/Selbst, die die grundlegendsten Elemente sind, die ein menschliches Wesen ausmachen, darin besteht, dass sie von Gott gegeben wurden, der Besitzer von ewigem Bewusstsein und desewigen Ich/Selbst. Der Nachweis, dass Bewusstsein und Ich/Selbst ewige Elemente sind, untermauert, dass Gott „Der Erste (al-awwal)“ und „Der Beständige/kontinuierlich Existierende (abqa)“ ist. Das menschliche Bewusstsein kann nur durch die Kombination vieler Elemente überleben (vom Blut bis zum Herzen, von der Leber bis zum Gehirn); daher muss es einen „Versammelnden/Zusammenhaltenden/Vereinenden (dschami‘)“ geben, Der alles zusammenbringt, was ein Bewusstsein ergibt. Wir sehen den bewussten Menschen, der aus unbewusster Materie entstanden ist, und dies erinnert an Gottes Attribut „Hervorbringer (mukhridsch)“. Dieses Argument, der die Existenz eines ewigen Selbst belegt, zeigt auch die Bedeutung der Ausdrücke „Gottes Ich/Selbst (nafsuhu)“21 im Koran. Außerdem bedeutet die Tatsache, dass Gott ein Bewusstsein hat, dass Er „Lebendig (hayy)“ ist.
Wie wir gesehen haben, belegen die Argumente aus dem Universum wie auch aus der angeborenen natürlichen Beschaffenheit des Menschen (fitrah) die Existenz Gottes mit Seinen im Koran dargelegten Eigenschaften. Die Lehre von der Existenz Gottes, Der bestimmte Eigenschaften hat, ist die wichtigste Botschaft des Korans. Der Koran, der in der Geschichte eine sehr wichtige Rolle spielt, hat Milliarden von Menschen die Existenz eines Gottes mit diesen Eigenschaften gelehrt. Einige dieser Argumente (wie das 5. und 6. Argument) wurden erst durch die wissenschaftlichen Entwicklungen im 20. Jahrhundert hervorgebracht, einige von ihnen (wie das 1. Argument) haben ernsthafte Unterstützung durch die wissenschaftlichen Entwicklungen im 19. und 20. Jahrhundert erhalten, einige (wie das 2., 3., 4., 8., 9. und 10. Argumente) wurden in den letzten Perioden der Geschichte durch das Aufkommen neuer Ansichten im Bereich der Philosophie zum Ausdruck gebracht, während bei anderen (wie beim 7., 11. und 12. Argument) gesagt werden kann, dass bereits in der Vergangenheit ähnliche Versionen vorhanden waren; jedoch sind diese der heutigen ausgefeilten Version sophistischen Ausdrucks weit unterlegen. Kurz gesagt: Die Argumente, von denen die meisten mehr als tausend Jahre nach der Offenbarung des Korans entdeckt wurden und die auf dem Universum und der menschlichen Natur bzw. Beschaffenheit (fitrah) basieren, unterstützen die Existenz eines Gottes mit den Attributen, die der Koran offenbart. Wenn es keine anderen Argumente gibt, ist selbst dies allein ausreichend, um sich Gott zu ergeben (Muslim zu werden); sprich: zu glauben, dass der Koran von Gott stammt.
7 Caner Taslaman: Allah’ın Varlığının 12 Delili (12 Argumente für die Existenz Gottes), Destek Verlag, İstanbul, 2018; Caner Taslaman: Fıtrat Delilleri (Argumente der natürlichen Beschaffenheit des Menschen), İstanbul Verlagshaus, İstanbul, 2018.
8 Caner Taslaman: Big Bang ve Tanrı (Der Urknall und Gott), İstanbul Verlagshaus, İstanbul, 2017; ed. Caner Taslaman & Enis Doko: Allah, Felsefe ve Bilim (Gott, Philosophie und Wissenschaft), İstanbul Verlagshaus, İstanbul, 2018.
9 Sie können die PDF-Dateien aller meiner Bücher unter www.canertaslaman.com kostenlos herunterladen.
10 Anm. d. Übers.: al-din wird fälschlicherweise mit „Religion“ übersetzt. Religion beschränkt sich allerdings nur auf Rituale. Der al-din hingegen ist eine Lebensweise, die zwar Rituale beinhaltet, aber weitaus mehr als nur eine Befolgung von Ritualen ist. Es handelt sich um eine Lebensweise und als al-din (mit einem bestimmten Artikel) um die Lebensweise, die Gott, der Schöpfer aller Dinge, dem Menschen in der von Gott erschaffenen Welt vorgesehen hat.
11 Die Bewertung der gegensätzlichen Ansichten, die sich zwischen Judentum, Christentum und Islam herausbilden, überlasse ich meiner zukünftigen Arbeit. So sind zum Beispiel Überzeugungen wie die Trinität, die von den großen christlichen Konfessionen vertreten wird, im Islam niemals akzeptabel. Abgesehen von solchen widersprüchlichen Glaubensvorstellungen ist es auch wichtig festzustellen, dass diese Religionen einen gemeinsamen Kern mit dem Koran haben. Während nämlich einerseits Unterschiede wie die Dreifaltigkeit kritisiert werden, gibt es andererseits auch Hinweise auf diese gemeinsame Essenz im Koran. Der Koran informiert uns, dass Moses und Jesus, zusammen mit den anderen Propheten, die identischen Botschaften vermittelten, die mit Gottes Offenbarung zu den Menschen kamen und dass sie im Laufe der Geschichte einen gemeinsamen Kampf gegen das Beigesellen/den Polytheismus, die Unterdrückung und die Unmoral geführt haben. Dem Koran zufolge sind die Unstimmigkeiten zwischen diesen Religionen das Ergebnis der Abweichung der Menschen von den offenbarten Botschaften.
12 Ich kann sagen, dass diese Methode den Ansätzen „Rückschluss auf die beste Erklärung“ (inference to the best explanation) und „Wahrscheinlichkeitsprinzip“ (likelihood principle) in der Wissenschaftstheorie ähnelt. Eines der Bücher, die man zu diesem Thema lesen kann, ist: Peter Lipton: Inference to the Best Explanation, Routledge, London, 2004.
13 Koran 7:180; 17:110; 20:8; 59:24.
14 Anm. d. Übers.: DMG Abū Yaʿqūb bin Isḥāq al-Kindī, kurz al-Kindī, deutsch auch Alkendi, latinisiert Alkindus (* um 800 in Kufa; † 873 in Bagdad), war ein arabischer Philosoph (auch oft als der erste arabische Philosoph genannt), Wissenschaftler, Mathematiker, Arzt, Musiker und Schriftsteller. DMG Abū Ḥāmid Muḥammad bin Muḥammad al-Ġazzālī; persisch DMG Abū Ḥāmed Moḥammad-e Ġaz(z)ālī), kurz Al-Ghaz(z)āli, auch Algazeli, latinisiert Algazelus und Algazel (geboren 1055 oder 1056 in Tūs bei Maschhad; gestorben am 19. Dezember 1111 ebenda), mit den ehrenden Beinamen Imam und Hodschatoleslam, war ein persischer Theologe, Philosoph und Mystiker.
15 Anm. d. Übers.: Siehe Koran 20:73, 131; 28:60; 42:36. Nicht zu verwechseln mit al-baqi.
16 Die Existenz Gottes ohne Existenznotwendigkeit wird in der religionsphilosophischen Literatur unter dem Titel „aseity of God/Die Aseität (Gottes)“ diskutiert. Zwei der Adjektive/Namen, die diese Eigenschaft Gottes im Koran beschreiben, sind „al-qayyum” und „al-samad“. (badi‘)“, „Schöpfer (khaliq)“, „Der Machende (dscha´il)“, „Der Umsetzende/Ausführende/Verwirklichende (fa´il)“.
17 Viele Deisten behaupten, dass der Schöpfer nichts mit den Vorgängen im Universum zu tun hätte und sich des Bedürfnisses der Menschen nach Religion nicht bewusst wäre. Andere Deisten wiederum vertreten diese Ansicht nicht, sondern lehnen lediglich die Religionen ab. Dieses Buch ist eine Antwort auf alle Formen des Deismus.
18 Koran 30:30; 41:53; 51:20-21.
19 Anm. d. Übers.: Der Begriff „wali“ bedeutet etymologisch und koranhermeneutisch ein strategischer Partner, eine Autorität, ein Beschützer, Helfer, Herr. In der muslimischen Welt werden als wichtig erachtete Personen fälschlicherweise geheiligt, was sich im Widerspruch zu der koranischen Lehre befindet. Sie werden im Singular als „wali“ und in der Pluralform als „auliya’“ betitelt. Somit vergeben einige, sich als Muslime bezeichnende Menschen, Attribute Gottes an andere und gesellen Gott etwas/jemanden bei, was ganz im Widerspruch zum Islam steht!
20 Anm. d. Übers.: Siehe vorherige Fußnote.
21 Koran 6:12, 54.
Kapitel 2: Der Koran und das Universum
Wenn wir unsere Augen öffnen, befinden wir uns in einem riesigen Universum. Das Universum hat sowohl eine erschreckende Größe als auch eine faszinierende Schönheit mit seinen Sternen, der Sonne und dem Mond. Auch wir sind Teil des Universums, und unsere Sicht auf das Universum ist eng mit unserer Sicht auf uns selbst verbunden. Einer der Bereiche, in denen eine Person, die entscheiden möchte, ob der Islam eine von Gott gesandte Lebensweise al-din ist, sich umsehen kann, ist die islamische Sicht des Universums (Kosmologie). Man kann ohne weiteres sagen, dass die Ermittlung und Bewertung der islamischen Ansichten zu einem so wichtigen Thema eine wesentliche Einsicht für diejenigen sein sollte, die eine Entscheidung über den Islam treffen wollen.
Der Koran fordert die Muslime auf, das Universum zu analysieren und Schlussfolgerungen aus seinen Phänomenen zu ziehen. Es ist eine Botschaft, die selbst jemandem, der den Koran zum ersten Mal liest, sofort auffällt: Das Wissen über das Universum ist von religiösem Wert. Während der Koran uns auffordert, es zu erforschen, macht er gleichzeitig wichtige Aussagen über das Universum. Die Tatsache, dass das Universum einen Anfang hatte, erschaffen wurde und eines Tages zu einem Ende kommen wird, sind Beispiele für wichtige Aussagen des Korans. Unser Wissen über das Universum hat sich im Vergleich zum 7. Jahrhundert, als Koran und Menschheit zum ersten Mal aufeinandertrafen, stark erweitert. Das Universum wird mit fortschrittlicheren Teleskopen als je zuvor in der Geschichte beobachtet, und mit Raumfahrzeugen wurden neue Entdeckungen gemacht. Die Informationen, die wir heute erhalten, bestätigen viele Aussagen im Koran, die im 7. Jahrhundert noch nicht bekannt waren. Ich werde versuchen, sie in diesem Abschnitt aufzuzeigen. Ebenso wichtig wie solche außergewöhnlichen Aussagen im Koran ist es, dass der Koran keine falschen Annahmen aus der Zeit und dem Umfeld enthält, wohin er offenbart wurde. Dieser Teil meiner Antwort auf die Frage, warum ich Muslim bin, besteht aus den Erklärungen des Korans über das Universum.
Kapitel 2.1: Ein Universum mit Anfang
Einer der wichtigsten Unterschiede des Islam zum materialistischen Atheismus und zu polytheistischen Religionen ist die Behauptung, dass das Universum erschaffen wurde.
2:117: Es ist Gott, der die Himmel und die Erde aus dem Nichts erschaffen hat. Wenn Er will, dass etwas geschieht, sagt Er einfach: „Sei!“ und es geschieht.
Die Idee der Schöpfung legt nahe, dass es einen Moment gab, in dem das Universum nicht existierte, und dass das Universum dann durch den Schöpfungsakt seinen Anfang nahm. Karl Marx und Friedrich Engels wiesen darauf hin, dass die Frage, was vorher existierte, Gott oder das Universum, der grundlegendste Streitpunkt zwischen Idealismus (sie meinten insbesondere die monotheistischen Religionen) und Materialismus sei. Sie sagten, dass wir die Philosophen, je nach der Antwort auf diese Frage, in zwei große Lager einteilen können.22 Diejenigen, die das materialistisch-atheistische Verständnis vertreten, argumentieren, dass zuerst das Universum existierte und dann die Menschen, die zufällig in diesem Universum auftauchten, Gott auf der Grundlage ihrer Träume erfanden. Die monotheistischen Religionen hingegen sagen, dass Gott zuerst existierte und das Universum erschuf. Letztlich können wir dieses Problem, das den grundlegenden Unterschied zwischen materialistisch-atheistischen Denkansätzen/Ideologien/Sichtweisen und monotheistischen Religionen ausmacht, auf zwei Fragen von gleicher Wichtigkeit reduzieren:
1. Ist Gott oder das Universum zuerst dagewesen?
2. Hat Gott oder das Universum einen Anfang?
Was in der zweiten Frage mit dem Anfang Gottes gemeint ist, ist selbstverständlich der Anfang der „Vorstellung von Gott“, weil Er ja nur eine Erfindung des menschlichen Geistes ist; mit anderen Worten ist es die Verteidigung eines Seinsverständnisses, in der „Gott“ keine andere Existenz als in der Vorstellung hat (materialistisch-atheistische Ontologie). In dieser grundlegenden Frage ist die Frage, ob das Universum einen Anfang hat oder nicht, entscheidend dafür, welches Lager Recht hat. Die vorherrschende Ansicht der fernöstlichen Religionen ist, dass das Universum ewig ist und keinen Anfang hat. Die Behauptung des Korans, dass das Universum durch Schöpfung entstanden ist, ist nicht nur eine von vielen Behauptungen über das Universum, sondern auch eine sehr grundlegende Behauptung über das Verständnis des Seins (Ontologie) und ein wichtiges Element, das den Islam von konkurrierenden Ansichten unterscheidet.