Was aber bleibt - Dieter Hildebrandt - E-Book

Was aber bleibt E-Book

Dieter Hildebrandt

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Beschreibung

Sein Lebenswerk: Die Ausgabe zum 90. Geburtstag von Dieter Hildebrandt am 23. Mai 2017

Das Lebenswerk des großen Kabarettisten erstmalig als Buch. Wie kein Zweiter prägte und begleitete Dieter Hildebrandt die öffentliche Debatte in Deutschland seit den frühen 1950ern bis zu seinem Tod im Jahr 2013.

Was aber bleibt versammelt zum ersten Mal eine Auswahl seiner wichtigsten Texte aus den Anfängen als Student, der Münchner Lach- und Schießgesellschaft (1956–1972), den Notizen aus der Provinz (1973–1979), dem Scheibenwischer (1980–2003) und den letzten zwanzig Jahren seines Lebens.

Dieter Hildebrandts Einschätzungen zur Lage der Nation werden bleiben, und sie bleiben aktuell:

„Man kann nicht mit der Faust auf den Tisch hauen, wenn man die Finger überall drin hat.“

„Politiker haben in der Regel saubere Hände. Das ist auch klar, denn es heißt ja ausdrücklich: Eine Hand wäscht die andere.“

„Große Koalitionen sind nicht dazu da, um endlich die großen Probleme zu lösen, sondern vier Jahre um sie herumzukommen.“

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Seitenzahl: 586

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Zum Buch:

Ein Sittengemälde Deutschlands durch die Brille des großen Moralisten und Menschenfreunds Dieter Hildebrandt.

Wie kein Zweiter prägte und begleitete Dieter Hildebrandt die öffentliche Debatte in Deutschland seit den frühen 1950ern bis zu seinem Tod im Jahr 2013.Was aber bleibt versammelt zum ersten Mal eine Auswahl seiner wichtigsten Texte aus den Anfängen als Student, der Münchner Lach- und Schießgesellschaft (1956–1972), den Notizen aus der Provinz (1973–1979), dem Scheibenwischer (1980–2003) und dem letzten Jahrzehnt bis 2013.

Mit Zeichnungen von Dieter Hanitzsch.

Dieter Hildebrandt

Was aber bleibt

Texte aus fünf Jahrzehnten

Zeichnungen von Dieter Hanitzsch

Blessing

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

Herausgegeben von Dr. Rolf Cyriax, München

1. Auflage

Copyright © 2017 by Karl Blessing Verlag, München

in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlaggestaltung: Geviert Grafik & Typografie, München

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN: 978-3-641-21011-3V001

www.blessing-verlag.de

Inhalt

Zu diesem Buch oder Mit 90 in die Kurve

Studentische Anfänge

Frühe Triumphe oder Münchner Lach- & Schießgesellschaft

Kollegen, Freunde, Kombattanten

Der Blick vom Lerchenberg oder Notizen aus der Provinz

Ensemblespiele und Soli

Eine kritische Instanz im SFB oder Scheibenwischer

Gegner, Neider, Ignoranten

Späte Erfolge oder Texte aus den letzten zwanzig Jahren

Zu diesem Buch oder Mit 90 in die Kurve

Dieter Hildebrandt hat immer alles genau geplant, mit Blick aufs Machbare, weit in die Zukunft hinein, und so erstaunte es mich auch nicht, als er mir Anfang 2013 eröffnete, er plane zu seinem 90. Geburtstag im Mai 2017 ein neues Programm, das er sich auch sehr gut als Buch vorstellen könnte. Der Titel »Mit 90 in die Kurve« gefiel mir, und ich war mir sicher, dass die Kollegen im Verlag gleich mir sehr erfreut wären, den illustren Autor wieder im Programm begrüßen zu können. Ich bat ihn, mir seine Gedanken zum geplanten Buch auf zwei, drei Seiten aufzuzeigen, damit ich auch die wichtigen Entscheidungs- und Bedenkenträger im Verlag rechtzeitig informieren könnte. Dies zu tun versprach er, und bald darauf hielt ich den gewünschten Text in Händen. Das Buch konnte er nicht mehr schreiben, aber der zugesandte Text soll zeigen, was der Autor sich so vorgestellt hatte.

Mit 90 in die Kurve

Renate, meine Frau, hält es für eine besondere Marotte, Schrulle oder Grille oder eine fixe Idee von mir, bei gemeinsamen Spaziergängen auf ihre Frage »Drehen wir um?« immer zu antworten: »Lass uns noch bis zu der Kurve da vorn gehen, ich bin neugierig, wie es weitergeht.«

In der Tat beschäftigt mich diese Frage in zunehmendem Maße. Wie sieht es hinter der Kurve aus?

Geht es runter, geht es rauf?

Wie wird die Aussicht sein?

Mein langes Leben lang lag ich in der Kurve, immer neugierig, wer oder was mir entgegenkommt.

Beginnend bei dem Kind, das relativ langsam in die Kurve ging, weiter dann auf zwei Rädern mit wachsender Geschwindigkeit oder zu Pferde mit einem PS bis zu vier Rädern mit 70 Pferden.

Aber je schneller ich zur Kurve kam, umso schneller kam die ernüchternde Erkenntnis, dass sich nichts verändert hatte und dass das, was kam, lediglich die nächste Kurve war.

Mein Gott, wie viele Kurven hat man schon vorsichtig überstanden, natürlich der Gefahr gewiss, in die man sich immer wieder begibt. Durch das Entgegenkommen.

Ein vermeintliches Entgegenkommen kann auch ein Zusammenprall sein. So kam Hitler nach Böhmen.

So fing der Krieg an, so lauert der Tod hinter der Kurve. Und so sehe ich uns, schräg in der Kurve liegend, in die Zukunft schlittern.

Was mich betrifft, so bin ich voller Spannung, wie es hinter meiner Kurve aussehen wird. Komme ich ohne PIN-Code in den Himmel?

Muss sich meine Seele die Nummer meiner Scheckkarte merken? Und wie mutig werde ich noch sein, wenn ich all jene, die ich beschimpft habe, wiedersehe?

Also schnell noch nachdenken, wie alles gekommen ist, Rechtfertigungen ausdenken, bevor man mich im Himmel zur Hölle wünscht.

Natürlich habe ich vor längerer Zeit schon mein Testament gemacht, aber das ist ja noch nicht alles.

Dabei handelt es sich um Immobiles, um Europhiles, um Habseligkeiten. Ein Wort, das Haben und Seligsein unzulässig zusammenführt.

Es wird gewiss Sachbearbeiter hinter der Kurve geben, die genau Buch geführt haben und ebendiese Rechtfertigung abfordern. Habe ich meine inneren Werte veräußert? Mich verkauft? Was habe ich dafür bekommen?

Soll ich beichten oder lügen?

Ich versuch’s mal mit Lügen. Wenn man erst weiß, wie es hinter der Kurve aussieht, kann man’s ja immer noch mit der Wahrheit versuchen. Man sollte sparsam mit ihr umgehen.

Ich bin einverstanden mit dem Versuch der Mächtigen dieser Welt, die Entklugifizierung der regierten Völker voranzutreiben. Und zwar durch verstärkte Information. Wenn die Zahl der Informationsquellen immer mehr zunimmt, die Prognosen und Gutachten, die Forschungsergebnisse sich überstürzen und das Tempo angezogen wird, mit dem man die Mitteilungen abfeuert, bricht der Widerstand des gutwilligsten Zweiflers zusammen.

Darum habe ich mir vorgenommen, das Verblödungsgeflecht zu entzerren und kurz vor der Kurve das Gesehene zu schildern, was meiner Ansicht nach dazu führen könnte, dass wir aus der Kurve getragen werden. Es wäre, was mich betrifft, das erste Mal nach meiner Kleinkinderzeit, dass ich getragen würde.

Und noch etwas: Auf die Gefahr hin, naseweis zu wirken, möchte ich behaupten, dass alle jene, die unser Schicksal in den Händen halten, nicht neugierig genug sind, was hinter der Kurve kommt.

Für uns im Verlag war klar, dass wir mit einem großen Erinnerungsband dem verehrten Autor wohl am besten würden gerecht werden können. Beauftragt wurde ich, der ich Dieter Hildebrandt seit 1985 als Lektor begleitet habe, aus dem Gesamtwerk Hildebrandts eine Auswahl zu treffen, die alle Facetten seiner Arbeit spiegeln würde, und war über Monate hinweg aufs Schönste beschäftigt. Ich musste die Spreu vom Weizen, falsch, den Weizen vom Weizen trennen, und bei der Lektüre der frühen Texte aus den legendären »Lach- und Schieß«-Zeiten, der »Notizen aus der Provinz« und jenen aus dem »Scheibenwischer« wurde mir erneut bewusst, welch großer Autor »Der Dieter«– so sprachen und sprechen noch immer alle von ihm– war.

Es kam, wie schon angedeutet, viel Arbeit auf mich zu, bei der ich eingehend und kräftig von Holger Kuntze, dem Verlagsleiter des Karl Blessing Verlags, unterstützt sowie kenntnisreich und liebevoll vom gemeinsamen Freund Dieter Hanitzsch begleitet wurde. Selbstverständlich waren Till Hofmann und seine Mannschaft von der »Lach- und Schieß« hilfreich dabei, auch Gerti Schmidt, lange Jahre der gute Geist im »Laden«, stellte sich ein, und von Uwe Römhild, dem Redakteur beim »Scheibenwischer«, erfuhr ich wertvolle Hilfe, und natürlich war Renate Küster, Dieters Ehefrau, mir stets eine wertvolle Gesprächspartnerin.

So waren wir alle noch einmal vereint im Freundschaftsdienst für Dieter Hildebrandt, dessen 90.Geburtstag wir natürlich feiern werden. Dafür werden wir uns ins Zeug legen, nicht in die Kurve.

Rolf Cyriax

München, im März 2017

Studentische Anfänge

Als Student der Germanistik und der Theaterwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München hörte Dieter Hildebrandt natürlich die angesagten Professoren, beschäftigte sich aber vorrangig mit den Werken der in der Nazidiktatur verbotenen und von den Hochschullehrern wenig beachteten Dichter. Und wie es sich für einen kritischen Studenten mit eigenem Kopf und viel Phantasie gehört, schrieb er schon sehr früh kritische, witzige und satirische Texte. Aus den vier Programmen des Studentenkabaretts mit dem schönen Namen »Die Namenlosen« seien hier die wohl bekanntesten zwei Nummern aus dem Jahr 1956 vorgestellt.

Die gebrannten Kinder

Fünfundvierzig warn wir achtzehn,

achtzehn Jahre auf der Welt.

Älter waren wir als achtzehn,

denn mit siebzehn warn wir Held.

Wer so früh in einem Haufen

mitgebrüllt und mitgelaufen,

hat noch Zeit zu überlegen:

Warum – Wofür – Wogegen?

Wer ein Kind ins Wasser stößt,

muss sich überlegen,

dass es schwimmen lernt im Strom,

und zumeist dagegen.

Reißend ist der Strom geworden.

Elf Jahre gingen erst ins Land.

Alte Helden tragen Orden.

Wer Verstand hat, bleibt am Strand.

Neues gibt es nicht im Westen.

Elf Jahre gingen erst ins Land.

Wieder hält man uns zum Besten:

Wer Verstand hat, bleibt am Strand.

Und Ströme werden wieder überlaufen,

elf Jahre gingen erst ins Land.

Als Männer kann man uns heut nicht mehr kaufen –

wir waren einst die Kinder – und wir sind gebrannt.

Jauche fahren, aber wie?

Aus dem Alltagsleben der Arbeiter- und Bauernrepublik

Reporter: Liebe Hörerinnen und Hörer in unserer Arbeiter- und Bauernrepublik.

Wir befinden uns mit unserem Mikrofon auf dem Hof der Ackerbrigade Walter Ulbricht. Hier bricht der Tag an. Um mich herum stehen die Frauen und Männer der Brigade und beraten den Arbeitsplan für diesen Tag, denn hier wird nicht mehr planlos in den Tag hineingearbeitet, wie es zu Zeiten des feudal-kapitalistischen Junkertums üblich war. Hier wird zuerst geplant und dann gearbeitet. Neben mir steht der Genosse Hempel, und nun sage mal, Genosse, was ihr heute geplant habt.

Hempel: Also, der Plan sieht so aus, dass wir alle jemeinsam den janzen Tach über an einem Strick ziehen wollen, weil wir ja alle in einem Boot …

Reporter: Sehr gut, Genosse. Aber welche Arbeit habt ihr euch vorgenommen, und wie soll sie vor sich gehen?

Hempel: Ja, die Sache ist so … zuerst haben wir alle ein jemeinsames Bekenntnis zu den Zielen unseres 5-Jahres-Planes, den der Jenosse Walter Ulbricht …

Reporter: Natürlich. Aber was macht ihr heute? Pflügen, eggen, Rüben verziehen oder was?

Hempel: Nee. Jauche fahren.

Reporter: Gut. Und dann? Was wird danach gemacht?

Hempel: Moment mal, Jenosse! So einfach is diss nich. Da hat der Jenosse Krause jestern Abend erst mal einen Arbeitsplan jemacht …

Reporter: Na ja, so genau wollen wir das ja nicht …

Hempel: Nee, nee, da sind wir janz jenau!

Also, der Jenosse Krause hat Folgendes vorjeschlagen:

Jauche fahren, aber wie?

Zuerst Jauchewagen holen

denn Jauchefass holen

denn Jauchefass auf Jauchewagen laden

denn Jauchewagen zu Jauchegrube fahren

denn Jauchepumpe holen

denn Jauche in Jauchefass pumpen

und denn Jauche fahren.

Reporter: Sie sehen, liebe Hörerinnen und Hörer, hier wird nichts dem Zufall überlassen. Hier wird geplant. Aber, Genosse Hempel, ich sehe die Brigade etwas ratlos herumstehen. Stimmt an dem Plan etwas nicht?

Hempel: Nischt hat jestimmt? Mein Plan stimmt. Und der heißt: Jauche pumpen, aber wie?

Reporter: Ich denken, Jauche fahren, aber wie?

Hempel: Da ist heute jar nich mehr dran zu denken.

Also Jauche pumpen, aber wie?

Erst Jauchewagen pumpen

denn Jauchefass pumpen

denn Jauche pumpen

denn Jauchepumpe pumpen

und denn Jauche pumpen!

Frühe Triumphe oder Münchner Lach- & Schießgesellschaft

Im Herbst 1956 erhielten – salopp gesprochen – die »Namenlosen« einen Namen: »Münchner Lach- und Schießgesellschaft«. Das Paragramm auf »Wach- und Schließgesellschaft« stammt von Oliver Hassencamp. Sammy Drechsel war erneut Motor des neuen Unternehmens, und Dieter Hildebrandt wurde neben Kabarettgrößen wie Ursula Herking, Hans Jürgen Diedrich und Klaus Havenstein zum eigentlichen Zugpferd. In allen 19 Programmen war er der unangefochtene Frontman des Ensembles und neben Klaus Peter Schreiner Hauptautor aller Programme, die vom Publikum gefeiert und von den Feuilletons wohlwollend-kritisch bis enthusiastisch begleitet wurden. Ab 1963 konnte man die Truppe im Fernsehen erleben, zu Silvester unter dem Titel »Schimpf vor Zwölf«.

Aus dem Programm Denn Sie müssen nicht, was Sie tun (1956)

Mit liegenden Fahnen

Stimme: Hausmeister! Hausmeister! Warum läuten Sie die Pause nicht ein?

Hausmeister: (Kommt mit einem Bündel Fahnen aller Art und Zeiten unter dem Arm und einer großen Glocke und läutet.)

Jajaaa! Der Lehrkörper will seine Atzung zu sich nehmen. Nicht mal zu seine ureigensten Bedürfnisse kommt man. Und der Mensch muss ja auch hin und wieder mal was arbeiten, nich?

Jetzt is unsere Schulfahne weg vom Mast – vom Winde verweht – oder von einem Re-Emigranten als Andenken mitgenommen – und morgen ist wieder so ein nationaler freier Feiertag, und da muss der Lappen hoch – sagt der Seemann. Woher nehmen und nich nähen? Die tragen ja die Nase alle wieder so hoch, dass sie die Fahne gleich sehen, wenn sie nich da is. Früher hatten sie alle die Köpfe unten wegen die Kippen, und da ham wir manchmal unsre Wäsche zum Trocknen an den Mast gehisst – schön trocken geworden von der frischen Luft – damals … da war die Fahne auf dem Speicher – die Wäsche am Mast – heute ham wir ja wieder Verhältnisse!!

Also morgen muss das Gesinnungstransparent wieder an die Stange!

Muss ich halt mal in unsern Fundus greifen! Is ja alles da. Stinkt alles schon ein bisschen – aber je höher sie hängt, umso weniger riecht man’s. Kinder, so ’ne Fahne is aus gutem Stoff. Sozusagen der Treibstoff der Nation. Je öfter man die Fahne wechselt, umso besser ist der nationale Stoffwechsel.

Also im Moment brauchen wir Schwarz-Rot-Gold. Schwarz ham wir genug da … rot schneiden wir uns eine Scheibe von hier ab (nimmt die Hakenkreuzfahne), Gold ham wir nich …

Also – wenn die Fahne mal weg is, hat’s immer Schwierigkeit, sie wieder zusammenzukriegen. Aber irgendwas muss flattern – und zwar knatternd und elementar – und mahnend wie eine Ratenzahlungsaufforderung … meint unser Direktor. Neulich hat er eine Art pädagogische Fahnenweihe gehalten! Oweia – oh wie –, dachte ich mir. Das ging an die Nieren, dachte ich – denkste, ans Kultusministerium ging’s – und zwar positiv!

Wie sagt’ er doch? (Nimmt die Pose des Direktors ein und karikiert ihn.)

»Eine Fahne ist wichtig

und ganz unentbehrlich,

ist wichtig und richtig

und keineswegs nichtig –

wer das sagt, ist gefährlich.

Die Fahne ist herrlich, heilig und ehrlich

Und symbolisch gewichtig.«

So rief Herr Direktor Oberstudienrat Spärlich.

»Eine Fahne ist Ausdruck der Reinheit des Wollens

und nolens – ›Volens‹ vollends des Sollens,

im Verband mit der Tugend

und speziell für die Jugend

soll die Fahne anal sein

und ideal-national sein.«

»Unsere Jugend«, sagt Herr Direktor dann noch,

»soll kämpfen für sie bis zum vorletzten Loch.

Und pfeift auf dem letzten der Fahnenträger,

dann ›reiß‹ sie ihm ›ent‹ –

und trag sie voran

bis zum End-

oder Weder-

Sieg oder

Krieg.

Die Fahne ist Ausdruck und Symbol jeder Richtung,

Leider steht das nirgends in unsrer klassischen Dichtung.

Die Fahne ist höher als Frau, Kind und Brot.

Ja, die Fahne ist mehr –

oder weniger – hehr,

und drüben im Osten ist sie noch mehr,

nur ist sie da eben rot

und für uns mehr als tot.

Drum tragt die Fahne im Herzen

und Standarten im Bauch,

habt Fahnen im Kopfe,

doch die Farben stets auch.

Verachtet Profane

und achtet die Fahne

und haltet sie hoch,

wenn’s bei uns wieder brennt,

damit ihr bequem drunter sterben könnt!«

… sagte unser Direktor zu die Schüler … und das war mir auch peinlich, weil doch meine Frau schon öfter mal, wenn’s mal wieder Fahnenwechsel gegeben hat, sich aus der alten Fahne ein neues Fähnchen gemacht hat. Und da lag sie ja meiner Frau quasi auch am Herzen, aber woanders eben auch überall, und das ist mir jetzt schon sehr peinlich. Aber ich entschuldige mich immer bei mir und sage mir: Helmfried – sage ich zu mir, denn ich kenne mich unter dem Namen –, die Farben wechseln, aber du bleibst Hausmeister. Kann ja nischt passieren! Hauptsache, es werden immer die Richtigen zur richtigen Zeit aufgehängt – die richtigen Fahnen –, und Hauptsache, ich werde nich farbenblind! Aber wo ist denn die Schwarz-Rot-Goldene? Moment mal – was hatte meine Alte gestern an? Schwarzen Rock, rote Bluse, goldnes Halstu… Else, möchte ich sagen, aus die paar Pannen braucht man doch nicht gleich solche Schlüsse zu ziehn!!

Schiffchenspielen will gelernt sein

(Zwei Buben sitzen sich gegenüber. Der eine von ihnen hat einen wunderschönen Spielzeugdampfer in der Hand, der andere ein Stück Holz, das an einem Ende etwas verbrannt ist.)

Hanspeter: So einen schönen Dampfer wie ich hast du aber nich. Haste jar nich.

Helmut: Na und? Aber mit dem Ding trauste dir ja jar nich, richtig zu spielen.

Hanspeter: Warum denn nich?

Helmut: Weil det jar nich wie ’n richtijet Spielzeug aussieht.

Hanspeter: Sondern wie wat?

Helmut: Wie ’n Andenken zum uff de Kommode.

Hanspeter: Du bist ja bloß neidisch – biste ja bloß. Sieh’s dir mal lieber richtig an.

Helmut: Brauch’ ick nich. Je mehr ick hinsehe, umso schneller weeß ick, wie’t aussieht.

Hanspeter: Du hast ja bloß ’n altet Stück Holz, haste ja bloß.

Helmut: Jaa! Aaber … wenn ick will, is es ’n Auto.

Hanspeter: Na, dann will doch mal.

Helmut: Nöö. Ick hab’ keen Führerschein.

Hanspeter: Da drüben in den Jeschäft, in den Spielwarenladen, jibts ooch richtije Führerscheine für Kinder zu koofen.

Helmut: Damit kann man mein Auto nich fahrn.

Hanspeter: Ja, weil du gar keen Auto draus machen kannst. Kannste jar nich!

Helmut: Nee, weil nur der mit den Auto fahren kann, der weess, det diss ’n Auto is.

Hanspeter: Da drüben jibts ooch richtije Autos zu koofen.

Helmut: Mag ich nich. Aus denen kann man wieder keen Schiff machen.

Hanspeter: Nu mach doch mal ’n Auto aus den Schiff. Bloß so zum Spaß.

Helmut: Ick spiel nich mit Kindern, die bloß so zum Spaß spieln.

Hanspeter: Wie soll man denn spieln?

Helmut: Richtig ernsthaft, sonst macht’s keen Spaß.

(Pause)

Hanspeter: Du?

Helmut: Ja?

Hanspeter: Du, hör mal.

Helmut: Nun sag doch!

Hanspeter: Warum is ’n dein Schiff so schwarz da hinten?

Helmut: Meine Mama hat’s beinah verbrannt. Da hab ick es wieder aus’m Ofen jeholt. Sie hat ooch nich jejloobt, det diss ’n Ozeandampfer war, die hat jedacht, det is ’n Holzscheit.

Hanspeter: Na ja und? Wenn sie’s verbrannt hätte, kannste dir ja ’n andret Holzscheit nehmen.

Helmut: Wat mach ick denn mit’m Holzscheit?

Hanspeter: Ick hätt’s ooch in den Ofen jesteckt. Wie soll man denn sehn, det so was ’n Dampfer is?

Helmut: Weil man mit dir jar nich spieln kann. Mit meine Mama ooch nicht. Und mein Papa hat jeschimpft, weil ick jeheult hab über den Schiffsbrand. Det wär bloß Holz, hat er jesagt. Dabei hat mein Schiff jrade in Hafen jelejen, und die vielen Leute, die alle nach Amerika wollten, standen hier an der Reling, nu kick hin, hier an den Jeländer! Da oben am Schornstein hat die Bordkapelle jesessen und hat jespielt: »Muss i denn – Muss i denn …«

Und die Schornsteine haben jeraucht, und auf der Kommandobrücke hat der Kapitän jestanden. In eine weiße Uniform, und det war ick, verstehste? Unten standen meine Eltern und haben jewinkt. Die Schiffssirene hat jeheult. Und meine Mama ooch. Meine janzen Schullehrer waren anjetreten. Mein Rechenlehrer ooch, der immer jesagt hat, aus mir wird nischt. Der hat richtige Bullaugen jemacht vor Staunen! Na ja, und jrade will ick in See stechen … da hat meine Mama det Schiff in’ Ofen jestochen. Jetzt hab ick den Dampfer umjebaut. Als U-Boot. Damit versenk ick alle jroßen Schiffe. Und deinen blöden Blechdampfer ooch!

Hanspeter: Aber die vielen Menschen, die dabei ertrinken!

Helmut: Uff dem Ding da kann ick mir keene Menschen vorstelln.

Hanspeter: Mein Dampfer hat 100 Mann Besatzung. Und … und der Kapitän kann nich schwimmen.

Helmut: (Schaut Hanspeter lange an.) Wolln wir Dampfer spieln! Ick versenk deinen nich. Mein U-Boot jeht uff Tauchstation. Flutäään!

Hanspeter: Du?

Helmut: Ja?

Hanspeter: Du …

Helmut: Wat is denn? Nu sag doch!

Hanspeter: Wolln wa tauschen?

Aus dem Programm Bette sich, wer kann (1957)

Titel sucht

Alle: In deutschen Betten schläft sich’s gut,

in deutschen Betten ruht sich’s gut,

in deutschen Federn liegt man weich,

in deutschen Federn schläft man gleich.

Gute Nacht, gute Nacht, gute Nacht, gute Nacht.

Denn wie man sich bettet, so schallt es heraus.

Schnarch, schnarch, schnarch, schnarch.

Und Schlaftabletten, die brauchen wir nicht,

wir brauchen die Nacht nicht, wir schnarchen bei Licht.

Bett us go – Bett us go –

Bett vorm Kopp und Bett vorm Po,

Bettsucht ist hier comme il faut –

Es ist schon so, es ist schon so.

Herking: Kommen da noch mehr so kleine Wortspielchen? Ich bin es leid!

Dietsch: Es ist doch kein besserer Titel da. Ich verstehe nicht, was du willst? »Bette sich wer kann« geht doch, oder hast du einen besseren?

Dieter: Ich hätte noch einen anderen in betto.

Alle: Äääääh!

Klaus: Ich habe ja gesagt, es liegt am Titel, betten wir?

Herking: Ich bette nicht.

Dieter: Zu spät, du bettest den Freund nicht mehr.

Herking: Schluss damit!

Klaus: Das ist auch kein Titel, das wär was für ’ne Zeitung.

Dietsch: Hättet ihr meinen genommen: »Bledel sei der Mensch …«

Herking: Ich kenne das, gleich fängt das Gesellschaftsspiel an.

Dieter: Ich habe einen Titel.

Herking: Na bitte, ich habe es ja gleich gesagt.

Dieter: Zur Wahl in der DDR: »Euer Wort sei ja!«

Alle: Ja, ja, ja, ja …

Klaus: Wie wär’s mit dem: »Nun danket alle ab«.

Dietsch: Nein, mit so einem Titel haben wir uns schon einmal Feinde geschaffen, denk doch an den letzten.

Herking: »In der Nacht ist der Mensch nicht gern alleine«.

Dieter: Hab ich einen besseren. Über Kruschkopp: »Requiem für eine Tonne«. Oder was Originelleres: »Die Wildschweinplage in der Lüneburger Heide«.

Herking: Liegt ein bisschen weit weg.

Klaus: »Wiener Wut«.

Dietsch: »Drei Miezen im Brunnen«.

Herking: Wir brauchen doch etwas zur politischen Situation.

Dieter: »Unsere Ahnen tattern uns voran«.

Klaus: »Kleiner Mann ganz bloß«.

Dieter: Man sollte unserem Kanzler die Göttinger Atomgeschichte mit dem Hahn nicht dauernd übel nehmen. Er ist doch jetzt fünfmal nach Amerika geflogen – da wüsste ich einen schönen Titel: »Wer einmal fliegt, dem glaubt man nicht«.

Klaus: Hier: »Die Schwulen der Diktatoren«.

Dietsch: Wir sollten es uns nicht mit den Theaterintendanten verderben.

Herking: Wie wär’s, wenn wir was gegen den Rundfunk machen würden: »Grober Unfunk«.

Klaus: Wo ich mir dort meinen ganzen Lebenslauf verdiene. Lieber den: »Der Wolf und die lieben Greislein«.

Herking: Bitte, nichts gegen Bonn.

Dietsch: »Ein Schwein kommt selten allein«.

Klaus: Dann aber auch nichts gegen Pankow.

Dieter: Einen harmlosen: »Leih’sten Bruch, dann haste einen«.

Herking: Über den Münchner Verkehr: »Der Stachus quo«.

Dieter: Über unsere Volksvertreter: »In Homburg sind die Nächte lang«.

Dietsch: »Snobby, snobby Reiter«.

Herking: Geht nicht, geht doch gegen das Publikum.

Klaus: »Warten auf Niveau«.

Dieter: Geht gegen uns.

Dietsch: »Keiner kann, was nun?«

Herking: Geht erst nach der Wahl, wenn die SPD gesiegt hat.

Klaus: »So bange du da bist«.

Herking: Lasst endlich den alten Herrn in Ruhe. Ich mache euch einen Vorschlag: Wer von nun an etwas gegen unseren Kanzler oder gegen Bonn und die umliegenden Ortschaften sagt, muss eine Mark in unsere Kasse zahlen, hier in dieses Sparschwein. (Sie wirft einige Geldstücke in das Sparschwein.)

Klaus: Also, wenn es klappert – (Wirft auch ein Geldstück ein.) – dann war es eine Mark zur Strafe, weil irgendetwas gegen den Kanzler oder gegen Bonn gesagt wurde.

Dietsch: Dann darf ich nachträglich für vorhin rasch noch ein paar Märker – kollektiv sozusagen – einwerfen. (Wirft Geld ein.)

Herking: Bette!

Dieter: Ich habe einen Titel: »Bette sich wer kann«.

Klaus: Der geht, der sagt so gar nichts, da können wir nirgends mit anecken.

Herking: Und nun lasset uns diesen Titel erklären und auswalzen – in einer schönen langen Szene! (zu Dietsch) Du gehst raus, dein Stichwort kennst du ja!

(Dietsch ab)

Alle: Bett us go – Bett us go,

Bett vorm Kopp und Bett am Po.

Bettsucht ist hier comme il faut –

Es ist schon so, es ist schon so.

(Dietsch kommt wieder.)

Herking: Sie sind also der kleine Mann auf der Straße: Was haben Sie uns zu sagen?

Dietsch: Ich hab’ noch einen Titel!

Zehn Minuten zu spät

Herking: Es kann möglich sein, dass es jetzt ein bisschen sentimental wird – aber es ist nicht gesagt – vielleicht lässt sich noch was draus machen. Eigentlich fing das so an:

Wenn Frauen nachts in Kissen weinen,

von zehn bis zwölf, von zwölf bis zwo,

und ihre Männer in Vereinen

beim Bier sind oder irgendwo.

Wenn Frauen dann auf jene warten,

von zehn bis zwölf, von zwölf bis zwo,

und diese sind bei Politik und Karten,

dann warten sie von zehn bis zwölf, von zwölf bis zwo

meist auf Godot –

Nein, das Problem beschäftigt mich an sich sehr oft … von zehn bis zwölf, von zwölf bis zwo … aber ich möchte nicht ins Kissen weinen … wenn’s sein muss …

Wollen Sie sich vorstellen, dass wir uns jetzt auf einem Bahnhof befinden? Ja, dieses Mal ist es richtig, wenn Sie Bahnhof verstanden haben! Es ist 10.00 Uhr abends. Sehen Sie, das hab ich gewusst, dass Sie jetzt alle auf die Uhr schauen, aber nehmen wir an, es ist 10.00 Uhr. Um 10.05 Uhr – um 5 nach 10 soll er kommen – der Zug – und mit dem Zug – mein Mann.

Blumenverkäufer: Blumen gefällig? Blumen für liebe Erwartete?

Herking: Bitte drei davon. Wie viel?

Verkäufer: Drei Mark, bitte.

Herking: Das ist doch nicht Ihr Ernst? (zahlt)

Verkäufer: Der schon … aber nicht meine Blumen … ich bezieh sie vom Bahnhofsblumenladen – der von einem Laden in der Stadt – die vom Großhandel – die Großhandlung vom Gärtner aus Holland – – Wollen Sie Bananen? Nee? – –

Blumen für freundliche Menschen, Blumen – Blumen –

Lautsprecher: Herr Dr. Schneider wird gebeten, sich umgehend auf der Bahnhofswache zu melden!

Herking: Herr Dr. Schneider? Weilen Sie unter uns? Schnell – schnell – umgehend wurde befohlen!

Lautsprecher: Der Schnellzug aus Hamburg über Hannover – Göttingen – hat voraussichtlich fünf Minuten Verspätung!

Herking: Fünf Minuten. Da bleibt mir noch Zeit. Ihr Zug geht auch erst später? Habe ich wenigstens eine Ansprache. Also genau 10 nach 10 kommt er. Nun ist er wieder ziemlich lange weg … gewesen – mit seinen dauernden Geschäftsreisen. In Hamburg. Aber das wäre kein Grund zur Eifersucht – meint er. Vielleicht. Aber dann warte ich und warte ich – das geht nun schon Jahre so – diese blödsinnige Angewohnheit. Dabei ist er wirklich treu und charakterfest … Dabei freu ich mich, wenn er kommt, und stell mir immer vor, was ich ihm alles Nettes sagen möchte. Und dann kommt er – und schon ist er selber da, und es ist alles viel nüchterner, und dann krieg ich immer nur raus:

Da bist du ja,

da bist du ja,

da bist du also wieder da.

Du hast den schwarzen Anzug an?

Wo warst du denn und wie und wann?

Der Gasableser war heut da.

Der Martin Nüsslein wird Papa.

Uns gegenüber wird gebaut.

Du, magst du heute Sauerkraut?

Du wirst ja sicher hungrig sein –

Wir steigen gleich in’n Sechser ein.

Nun bleib doch nicht so lange stehn,

komm – lass uns gehen.

Zu albern – aber heute will ich mich, wenn er kommt, so verhalten, dass er gleich merkt, ich habe die dumme Eifersucht auf den Nagel oder auf den Bügel gehängt – und dann will ich ihm sagen, dass überhaupt alles anders werden soll …

Lautsprecher: Der Schnellzug aus Hamburg – Hannover – Göttingen hat voraussichtlich weitere fünf Minuten Verspätung!

Herking: (Sieht auf die Uhr, wird sauer.) Man muss eben immer auf ihn warten! Immer kommt er zu spät! (Zerpflügt die Blumen nervös.) Wer weiß, was wieder los war! Vielleicht hat er die Reeperbahn mit der Bundesbahn verwechselt. Warum hat er eigentlich die Sache mit der Sekretärin, diesem verknautschten Sofakissen, so ausführlich erzählt? Da ist doch was dran …? Sicher war er aus mit dieser … diese verstimmte Hafensirene und mein Mann – dieser Mistgockel! Natürlich ham sie gesoffen – die Hälfte vom Geld weg – kann ich unsere Urlaubsreise gleich abmelden! Dann sitzen sie in irgendeinem intimen Schmus-Kabinett – mit Händchenhalten und Etüden für Fortgeschrittene – er und diese Pute – dann sind se ins Hotel. Der Portier hat die Augen zugedrückt und die Hand aufgehalten – wieder 20 Mark weg. Eisschrank kann ich auch gleich abbestellen.

Lautsprecher: Achtung am Bahnsteig! Der Schnellzug aus Hamburg läuft ein!

Herking: Da bist du ja,

da bist du ja,

da bist du also wieder da.

Du hast den schwarzen Anzug an?

Wo warst du denn und wie und wann?

Du wirst wohl sicher hungrig sein?

Wir steigen gleich in’n Sechser ein.

Nun bleib doch nicht so lange stehn.

Komm – lass uns gehen …

(Wendet sich halb um.)

Nun ist doch wieder nichts geschehn,

ja – wäre es jetzt noch 10 nach 10.

Besuch eines alten Herrn

Redner: Haben Sie? … »Und wollen die Interessen der Heimatvertriebenen in diesem Sinne … immer und ewig …« und so weiter … wie immer … Absatz … BHE … Beifall und Hochrufe einkalkulieren … »Schlesische Landsleute! Wir sind eine große Einheit« – nein, schreiben Sie »niederschlesische und oberschlesische Landsleute«, damit wir niemanden vor den Kopf stoßen! Haben Sie Einheit? (trinkt)

Sekretär: Ich habe Einheit aus Versehen kleingeschrieben!

Redner: Macht doch nichts! Fällt beim Sprechen nicht auf! Weiter: »Unser Bund trägt seit Langem den Heiligenschein persönlichen Kampfes und Opfers eines jeden von uns um seine führenden Köpfe … diesen Schein, heiligen zu wollen …« (trinkt)

Sekretär: Zusammen oder in einem Wort?

Redner: Egal – die Hauptsache, ich lerne es nicht falsch – »haben wir uns zu unserer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen. Wir haben die Interessen, und ihr seid die Gemeinschaft.« (trinkt) »Eure Interessen sind bei uns gut aufgehoben. Und jenes alte Mütterchen, das mich da neulich am Arm fasste« – Hatte ich das mit dem alten Mütterchen nicht schon mal?

Sekretär: Nein, das letzte Mal hatten Sie ›armes Flüchtlingskind‹!

Redner: Wunderbar! (trinkt)

Sekretär: Gar nicht wunderbar – nachher stellte sich heraus, dass es die Tochter von Ihrem Vertriebenen-Kollegen Hanke war.

Frau Hanke hat sich beschwert, dass man ihr Kind als armes Flüchtlingskind bezeichnet hat.

Redner: Dass auch die Herren ihre Familien immer unter das Volk lassen! Die können doch im Wagen sitzen bleiben! Und die Damen sollten sich auch lieber ein bisschen passender anziehen! Kopftuch und Pelzmantel – das fällt doch auf! (trinkt) Weiter: »Ich konnte diesem Mütterchen versichern, dass viele verdienstreiche Vertriebenen-Funktionäre sich aufreiben im Kampf um ihr Liebstes! Und sollte es diesem oder jenem schlecht gehen – wir werden immer ein Wort für ihn übrighaben. Denkt doch an das schöne Wort …« – jetzt brauche ich irgendein passendes Wort von einem Vertriebenen-Dichter …

Sekretär: Heinrich Mann.

Redner: Quatsch – einen von uns!

Sekretär: Paul Alverdes.

Redner: Haben Sie von dem was im Kopf?

Sekretär: Nein, das musste ich mir 45 alles aus demselben schlagen.

Redner: Gerhart Hauptmann! Der wird durch den Film jetzt langsam bekannt! (trinkt) So – und jetzt kommt’s langsam zur Kulmination: »Landsleute! Wer von euch nur den Gedanken erwägt, Schlesien und die herumliegenden kleineren Ländchen könnten höherer Einsicht zufolge aufgegeben werden müssen, wird von uns als landesverräterischer Konjunktivist aus unseren Reihen ausgeschlossen! Die Straße frei nach dem Osten – die Reihen fest geschlossen …«

Sekretär: Ich komme nicht mehr mit! (Er gibt auf und hört zu.)

Redner: (in Ekstase) »… wollen wir den Kampf beginnen. Das ist eine bombensichere Sache! Im Geiste Friedrichs, des Alten Fritzen und seinem kleinen Häuflein der Aufrechten, der heute sofort aufbrechen würde, um Schlesien wiederzugewinnen. Wie sagte doch Friedrich der Zweite vor der Schlacht bei Leuthen? ›Ich würde glauben, nichts getan zu haben, ließe ich die Feinde im Besitz von Schlesien. Ich muss diesen Schritt wagen, oder es ist alles verloren! Ist einer oder der andere unter Ihnen, der sich fürchtet, alle Gefahren mit mir zu teilen, der kann noch heute seinen Abschied erhalten. Leben Sie wohl, meine Herren, in kurzem haben wir den Feind geschlagen – oder wir sehen uns nie wieder!‹«

(Der Alte Fritz erscheint– beide fahren entsetzt hoch.)

Alter Fritz: Verdreh er mir nicht die Worte! – Will er wohl grüßen, Kerl?

(Beide stehen auf.)

Alter Fritz: Weiß er, zu wem ich diese Worte gesprochen habe, Kerl?

(Beide schweigen.)

Alter Fritz: Zu braven, anständigen Männern und nicht zu Hundsfötten, Viehhändlern und Totengräbern … Habt ihr nicht Schlesien verspielt? Ihr seid Narren und Hanswürschte! Ich habe mit euch nichts mehr gemein. Lasst meinen Geist endgültig in Ruhe und sagt das weiter. Hat er verstanden? Endgültig!!

Redner: Jawohl, Majestät!

Alter Fritz: In meinen Kriegen starben 180 000 preußische Soldaten. Mach er einen Vorschlag auf den nächsten schlesischen Krieg und behalt er die Zahlen für sich! Nun schlaft wohl! (ab)

(kleine Pause)

Redner: So stellt sich der kleine Fritz den großen Fritz vor.

Sekretär: Sie werden furchtbar lachen, so war er auch!

Redner: Es ist entsetzlich!

Sekretär: Was – die Rechnung?

Redner: Nein, die Erkenntnis!

Sekretär: Welche?

Redner: … nicht zu fassen … der Alte Fritz ein Landesverräter!

Die Enthüllung

Herking: Tags Geschäfte – abends Feste,

zahlungskräft’ge beste Gäste.

Ist der Reichtum auch nicht alt,

das lässt die Gesellschaft kalt.

Gleich – woher der Rubel rollt,

Reichtum ist von Gott gewollt,

Reichtum stammt, wie manch Banause,

meistens nie aus gutem Hause.

Wir vom steinzeitalten Adel,

geistig wie auch finanziell,

sind zwar außer Lob und Tadel,

heulen aber prinzipiell

mit im Chor der Geldbarone,

Herrscher sind die ohne Krone.

Unsereiner zog draus Nutzen,

kann sein Wappen Hochglanz putzen.

Alle: Wir woll’n für unser Geld

Kultur und Affen tanzen sehn,

wir woll’n für unser Geld

die ganze Welt zu Füßen sehn.

Guten Abend, guten Abend,

guten Abend!

Herking: Guten Abend!

Havenstein: Alles wieder vollzählig zu Ihrer Party erschienen, Frau von Freiheit – Hehehe …

Dieter: Freifrau von Haid –

Dietsch: Er ist wieder in Form, wird wieder ein lustiger Abend!

Herking: Heute ist ein denkwürdiger Abend. Eine Bedenk-Party, meine Herren.

Havenstein: Wieso? Ist irgendwer gestorben? Vielleicht ’n alter Adelsspross?

Dietsch: Jemand aus Ihrem Familienalbum – aus diesem Gothaer Adressenverzeichnis?

Dieter: Frau Wirtin von der Lahn?

Herking: (gezwungen) Ja, alte Linie aus den holländischen Erbfolgekriegen.

Alle: Hahahaha …

Herking: Meine Herren! Heute vor zehn Jahren haben wir geschworen, später einmal ein Denkmal zu bauen dem, der uns zu unserem öffentlich ruchbaren Wohlstand verholfen hat. Denn heute haben wir es ja nun geschafft!

Alle: Jawohl – jawohl, die ganze Stadt,

die sieht, dass man Moneten hat,

und nicht zu knapp,

und nicht zu knapp!

Die Ober laufen nur im Trab,

die Bürger ziehn die Hüte ab,

Parteien ziehn die Köpfe ein,

wir zahlen alles – alles

kurz und klein.

Herking: Damals hatte ich kein Häuschen,

15 Häuser sind heut mein,

damals arm wie Kirchenmäuschen

heut ein eignes Kirchlein klein.

Havenstein: Damals lag ich auf der Straße,

heut’ stehn meine Kinos dran.

Wegen meiner Auto-Maße

baun sie bald am Stachus an.

Dieter: Ick – wat ick bin – hatte Muße,

heut’ nur Zeit – doch wohl geleitet,

groß bei Kasse und bei Fuße,

fünf Espressos – Tochter reitet!

Dietsch: Also, was meine Persönlichkeit betrifft, so hatte ich ja schon lange vor euch sehr viel gehabt!

Herking: Ja, ich weiß, Sie hatten ein Rittergut neben dem Rathaus von Kattowitz!

Dietsch: Nein – ich konnte mal sechs Sprachen perfekt auswendig. Sind mir alle im Krieg verbrannt.

Havenstein: Den hab’ ich noch nicht gekannt! (Schreibt ihn auf.)

Herking: Aber ich!

Havenstein: Wunderbar – brauchen Sie ihn nicht aufzuschreiben!

Herking: Ich behalte Witze nicht im Kopf – höchstens Gedichte. Kennen Sie den großen chinesischen Dichter … wie heißt er doch?

Dieter: Laotse-tung.

Dietsch: Kinder – Kinder – ich trödele hier rum – quatsche über hochgeistige Literatur – verdiene keinen Pfennig, und meine Kinder schrein nach Austern.

Herking: Meine Herren … vergessen wir nicht den Zweck unserer Party heute. Wir wollten heute unserem Wohlstand ein Denkmal setzen. Ich habe mir erlaubt, dieses Monument nach eigenen Entwürfen bauen zu lassen. Schreiten wir zur Enthüllung!

Alle: Du allein warst Antriebswelle,

unsres Glückes lautre Quelle.

Heute danken wir dir alle,

Hülle – Hülle – falle!

(Herking zieht die Hülle mit einem mokanten Lächeln weg– eserscheint eine übergroße Statue einer »Lucky-Strike-Packung«.)

Die Tante aus Amerika

Meine lieben Freunde!

Mancher von Ihnen wird gar nicht mehr gewusst haben, dass es noch ein Amerika-Haus in Germany gibt. Das ist zwar eine alte Haus und terrible baufällig – neubaufällig –, aber wir haben immerhin die ganze nice junge Menschen eine ganze big Haufen life vermitteln können. Wir konnten die German boys and girls zwar nicht zeugen – überzeugen –, but wir haben zwölf Jahre hart an ihnen gearbeitet. Amerika is the Ursprungsland of all the wonderful little Kultur und andere viele Erfindungen. Wir haben immer wieder auf unsere cool Toleranz und unsere fantastic Cloudskratzer verwiesen – auf die Wolkenkratzer. Yes – Wolken sind überall – but no Kratzer! We told the Jugendlichen of Germany, that Amerika is the Country of the most possibilities … strip-tease … five-Uhr-teas … and other teases.

(albern) Wir haben in unsere Amerika-Haus immer together gesungen – American Volkslieder – oh, we have Lieder in hilly and billy – and because wir talken about teas. Wir have the best teas in Amerika. Ich habe letzte Urlaub gehabt – zu besuchen meine christliche Sister, und sie hat wonderful teeth. Yes – and she did sing alle Weil: Tooth for tea and teeth for two! – O, German boys could learn a big Menge, yes. Wir machen viel Theater hier und spielen uns auf – diese Weise in die Herzen von die reizende deutsche Minderjährige … yes, wie unsere amerikanische Guys and Dollars in diese Land gesiegt worden sind – war hier die Springfield für American Pioniere – und all the other Waffengattungen. Oooch – mit diese Buschmesser sind wir in die deutsche Kulturwald eingefallen. Und die deutsche Jungens, die halb ungebildet und schwach waren – damals – wir haben sie halb gebildet und halb stark gemacht. Yes – und nun sie benehmen sich wie unsere GIs, das heißt, sie benehmen sich kein Blatt vor den Mund, und es hat sich erfüllt, was wir die Eltern versprochen haben: »Gebt uns zwölf Jahre Zeit, und ihr werdet sie nicht wiedererkennen!«

Und die deutsche Stubenhocker – sie sind geworden zu richtige Youngsters. Aus Buben sind geworden boys – aus deutschen Gretchen weltoffene Gatechen, day and night geöffnet. Aus Lauslümmels wir formten Rotz- and Roll-Kommandos. Aus des deutschen Knaben Wunderhorn ist geworden Teenager-Big-Band-Blech. Yes – wir haben sie alle gemacht zu Primiteen-agers. Viele tausend haben wir beigebracht, wie man muss ein Filmstar verehren, wir haben getan, was wir konnten, nur – wir konnten nicht liefern die Stars dazu. Sorry! – Wir haben viel Freude angestiftet, ich will nicht sagen, unsere Amerika-Haus ist eine reine Freudenhaus – oh no! Es ist eine offene Tür zu Amerika, eine open door to the funny side of the street. German Jugend – sie ist gewesen zu strong aufgezogen – zu gezogen – nun haben wir sie umerzogen – nun sie ist ungezogen und muss werden eingezogen. Sie merken, dass ich Ihnen reinen Wein einschenke? Amerika-Haus-Marke!

Look, wir haben vor einige drei Monate junge nice deutsche boys nach Amerika geschickt – und heute sie sind kommen und werden berichten, was sie haben in unsere herrliche country erlebt: Sie werden ganz andere Menschen geworden sein. Amerika macht alle Menschen stark, clever, klug und weise. Wer bei uns gewesen ist, ist stark und frech! Als die freche Ollenhauer in Amerika war und sie haben ihn gefragt, was er die Konrad gegenüberzustellen hat – und wie sein Wahlschlager heißt, da hat ihm eine Stimme etwas eingeflüstert, die uns alle gut bekannt ist. Sie wissen, welche Stimme ich meine: »Die Stimme Amerikas«!

Diener seines Herrn

(Ein russischer Diener kommt mit Koffer auf die Bühne, stellt ihn hin und macht ihn auf, dabei singt er:)

Rein mit Koffer,

raus mit Koffer,

russisch Botschaft ganz verrickt.

Voll die Koffer,

leer die Koffer,

hingeschickt – hergeschickt,

ganze Koffer ganz zerdrickt,

weil ist Politik verzwickt.

Meine Chef die Botschafter,

was Genosse Smirnow – der

muss in Bonn aus Koffer leben,

weiß man nicht, was wird es geben!

Ich – was ist Genosse Diener,

Koffer herhin – Koffer hinher,

rein mit Koffer,

raus mit Koffer,

russisch Botschaft ganz verrickt.

Voll der Koffer,

leer der Koffer,

hingeschickt – hergeschickt,

ganze Politik verzwickt,

Bonn verrickt – Berlin verrickt,

Moskau hat uns hergeschickt.

Nu, wass, soll ich richtig auspacken? Ganze Koffer hab ich voll. Ich vorsichtig: Nu weiß man nicht –

(Packt aus, dabei Toilettengegenstände.)

Deutscher sehr lustig hier mit Angriff – angriffslustig – alles hier wie Ballon! Aufgeblasen und jeden Moment kann platzen, dass fliegen Fetzen! Nur – ich bin bloß Genosse Diener von Genosse Botschafter, aber ich weiß, Diener kriegen immer größte Fetzen! Darum ich immer ganze Tag mit Koffer, bei Essen, Trinken, Schlafen und – wie sagt man in Deutsch? … nu … egal. Hier –

(Packt Kopfhörer aus.)

Ich habe Anlage zu Schwarzhörer – kann ich alles überwachen – weiß ich genau, ob Partei – die mit die große Kirchentag – ob sie will wieder eine Radierung von UdSSR machen – oder vielleicht wieder deutsche Wunderwaffen – dann ich weg! Hier Russki egal Verbrecher – nix Amnestie. Alle – wie sagt man – Nussknacker-Diplomatka – knacken jede Nuss – aber immer mit große Krach! Nu – hier ich hab bekommen Schlafanzug – Menschen hier schlafen mit Anzug – ich weiß, Männer hier immer träumen von hohe Ämter und Vorgesetzte – und vielleicht treffen Diplomaten die Matka von Pappiritz – muss immer angezogen.

Ich träumen von Familie! –

(Hört im Kopfhörer, antwortet russisch, flucht.)

Einpacken! Die Franz Josef von Bayern hat wieder große Hund losgelassen …

(Packt hastig ein.)

Ah – nix! Die alte große Mann hat ihn kurz angebunden – auspacken!

Ich hab noch eine Koffer in Berlin,

und eine Aktentaschka ist in Wien,

in ganz Europa,

hab ich noch Koffer,

weil ich ein Diener von die Sowjetbotschaft bin.

Jaaa – ich hier hab viele deutsche Schläger kennengelernt. Oh, hier viele Rot-Schläger – gefährlich. Vor zwei Tage ich war sprechen mit ein große DP – ein deutsche Partei-Patriotoste. Hat zu mir gesagt: »Du Bolschewik!« Ich sagen: »Njet – ich kleine Russki – nix große Bolschewik!« Er sagen: »Bolschewik lügen – du Bolschewik!« Ich sagen: »Du Nazi!« Nu – ich nicht gewisst – er wirklich eine gewesen! Er hat geschaut mit eine Gesicht von Meerkatz, er hat aber nicht gehängt an große Globke, weil hat schon große Bagage gehängt. Da kann man doch nur … einpacken! Weg! In Sonderministerium singen sie:

»Nach Ostland geht unser Ritt …«

Eine schöne deutsche Ländler – eine Oberländler – vielleicht sie haben damals noch vergessen Kiste Krimsekt … nix so schlimm … sie haben nur gewusst eine Strophe.

(Er packt wieder aus.)

Rein mit Koffer,

raus mit Koffer,

voll die Koffer,

leer die Koffer,

ich – ich bin schon ganz verrickt,

Politik ist so verzwickt!

Geh’ ich auch nicht gerne weg,

Leben hier ist wunderscheen,

kenn ich doch schon jeden Fleck,

viel gelernt – und viel gesehn.

Englisch kann ich schon paar Brocken:

›Thank you – please – I am – you are –

oh there are you von die Socken!‹

Ich glaub, dass Lehrer in Berlin gewesen war.

Bayrisch kann ich auch paar Brocken:

›Brotzeit – Saupreiß – Maß für Maß‹.

Hofbräuhaus und Bier mit Bocken,

beides macht mir sehr viel Spaß.

Kann ich schon wie Kanzler sprechen:

›De Dulles hat det auch jemeint,

de Sowjets könnt man ganz zerbrechen,

wenn man Deutschland später eint!‹

Oh – wirklich scheen hier – ich pack wieder aus … Moment!

Was?

(Er hört wieder in seine Kopfhörer.)

Einpacken! Einpacken! – Schnell – schnell! Moskau ruft: zurückkommen. Schade, ich haben gedacht – ich hier Vorkommando.

Etwas zum Aufhängen

Haben Sie was zu wechseln? Ich bin nämlich Wechsler von Beruf. Den Beruf habe ich mir ausgedacht. Nachdem ja so viel und alles wechselt, habe ich mir gedacht, wechselst deinen Beruf, wirst Wechsler. Also, jetzt denken Sie mal gut zu! Jetzt gehe ich also in die Amtszimmer und wechsle überall, wo was wechselt, die Bilder, die Abzeichen, Embleme, Parteibücher und was eben alles so öfter wechselt. Den Tipp habe ich von einem Freund, der hat das in Paris gemacht bei der französischen Regierung, fünf Jahre hat er’s gemacht, jetzt hat er 50 Wechsler unter sich.

In Dings – (Er wirft eine Münze in das Sparschwein.) – geht’s nicht. Würde ich ja arm werden, da wechselt ja nischt. Eine Zeitung hat doch neulich behauptet, in Bonn sind alle Westen weiß. Na, warum? Als die Besichtigung kam, habe ich die Westen gewechselt. Bloß was drin war in den Westen, konnte ich nicht wechseln. In Westen nichts Neues! Dummer Scherz, wie?

Franz Josef der Füllige – übrigens, der wollte ja seinen Beruf an den Zwicknagl hängen. Ich dachte, dass der seine Bierbraut – sein Bier braut … wäre schlecht gewesen für meinen Beruf. Ist ja mein bester Kunde, bei dem wechselt ja so viel. Der Wechsel darf mir nicht platzen! Er würde wahrscheinlich ganz gerne haben, wenn ich ihm den Albert Schweitzer in seinem Zimmer aufhängen würde. Aber ich habe ihn hier im Bilde, das heißt, ich trage das Bild von ihm mit herum – (Setzt sich auf den Bilderrahmen.) ich werde doch wohl nicht darauf sitzen bleiben! Na ja, es will ihn keiner haben. In den Bonner Bundessälen soll er ja jetzt abgehängt werden, weil er zu weit links hängt, und unser Kanzler wollte ihn zurechtrücken, bloß er hat nicht ganz raufgereicht. Tja, in den Schulen konnte ich ihn auch nicht anbringen. Sie meinen, Afrika hätten sie erst später. Auch Amerika hat ihn mir nicht abgenommen. Dort hängt er seit Wochen in der Fahndungsgalerie des Ausschusses für unamerikanische Umtriebe. Wissen Sie, was? Ich behalt ihn für mich privat! Bekommt später sicher noch mal großen Wert!

Aus dem Programm Im gleichen Schrott und Trott (1957)

Lasst Eisen sprechen

Das Eisenstück in meiner Hand,

es kann auch alter Stahl sein,

ich weiß nicht mehr, wo ich es fand,

das soll hier auch egal sein,

erzählte mir von früh’ren Jahren

so quasi seine Memoiren.

Es sprach:

»Ich ward geboren nah am Rhein

und war erst flüssig und dann fest.

Schon als ich aufwuchs, fiel mir ein,

wär’ lieber überflüssig, zart und fein,

statt dass ihr mich in Formen presst.

Der Gott, der Eisen wachsen lässt,

der lässt’s in Deutschland lieber sein.

Nur dem, der mich einst hergestellt,

bedeutete ich nichts als Geld.

Dann ging es los – ich ward gegossen

und mit verschied’nen Artgenossen

zusammen auf den Feind geschossen.

Ich splitterte mich ab – ich floh

und blieb dann liegen irgendwo

und war nur Schrott, nicht mehr kv,

bis dann ein kleiner Eisenklau

mich auflas – und für wenig Geld

ward ich der Welt zurückgestellt.

Ein Russe schmolz mich schnellstens ein

und schoss mich in ein deutsches Bein.

Dort war ich nur ganz kurze Zeit,

dann hat ein Arzt mich schnell befreit.

Und wieder war ich Schrott. Doch Frieden

Ward mir noch lange, lange nicht beschieden.

Es war wohl 50 in Berlin,

als sie in Ost und Westen schrien,

man solle gegen West und Osten ziehn.

Und die Geschäfte waren abgeschlossen.

Ich ward im Westen umgegossen

und für viel Geld verkauft – nach Ostberlin.

Kurz drauf ward an der Zonengrenze

ein Flüchtling auf der Flucht erschossen,

dann wurd’ ich wieder umgegossen …«

So sprach’s;

dann war es still,

das kalte Eisen in der Hand,

dann hat sich’s noch mal umgewandt:

»Ach, ganz PS – was ich noch sagen will:

das eine, dass ihr’s nicht vergesst,

wenn’s auch der Dichter anders möchte,

der Gott, der Eisen wachsen lässt,

der wollte auch die Knechte.«

Woran es liegt, was meinen Sie,

dass mancher Knecht daraus Millionen schürft?

Weil man das alte Eisen nie

zum alten Eisen wirft.

Manöverball

Alle: Es tönt ein Ruf von Stall zu Stall:

in Murksdorf ist Manöverball!

Das ganze Dorf ist auf dem Bein,

lieb Vaterland darfst ruhig Schwein

und Hammel dafür schlachten

und unsern Dorfsaal pachten.

Dietsch: Gut Freund in Murksdorf! Tapfres Heer

und unsere Mädchen noch viel mehr.

Noack: Ach, Einquartierung, bitte sehr,

es ist ja schon so lange her,

legt Offiziere mit hinein,

bei mir kehrt sonst nur Murksdorf ein.

Klaus: Wir Metzger Murksdorfs knoten,

denn wir sind Patrioten,

das wird man uns verzeihen,

denn schließlich stammt der große Franz,

der Strauß, aus unsern Reihen.

Wir knoten euch aus Würsten ganz

ein Transparent so groß:

Heil dir – heil dir – im Würste-Kranz.

Noack: Die Würste wirste doch nicht los,

drum wurstelst du den Kranz für Franz.

Dieter: Als Kantor sei es mir erlaubt,

euch wackren Streitern ruf’ ich zu:

Wenn wann ihr wem die Unschuld raubt –

Klaus: Dann lasst des Pfarrers Köchin doch in Ruh!

Noack U. Klaus: Oh Murksdorf hoch in Ehren,

hier ist Manöverball

der neuen Bundeswehren,

so tönt’s von Stall zu Stall.

Dietsch: Männer! Wir heißen euch willkommen! Ihr habt uns in Murksdorf gerade noch gefehlt! Wir wissen, wie wichtig es ist, dass es Soldaten gibt! Denn gerade wir haben in unserem Dorf einige junge Buschen gehabt, nicht wahr, Herr Kantor?

Dieter: Gehabt, Herr Bürgermeister, gehabt!

Dietsch: Die der Dorfgemeinschaft zur Last gefallen sind, indem wir sie bezahlt haben, indem sie alle unter Hintanstellung ihrer Arbeitslust derselben nicht gefrönt haben. Was sind sie nun? Sie haben es zu etwas gebracht! Was wir uns nicht haben träumen lassen: Sie sind Unteroffiziere! Und in diesem Sinne seid uns willkommen! Auf geht’s zum Manöverball! (ab)

(Tusch)

Noack: (knickst) Damenwahl!

Dieter: Herr Major – Sie gestatten – Leutnant Kleine!

Dietsch: Ah, Sie sind der Mann, der seine Truppe mit Pädagogik exerziert? Na ja, junger Freund, muss ja auch mal ausprobiert werden, aber – was ist Ihre Meinung zum Manöver?

Dieter: Das Bemerkenswerteste war, dass es gar nicht stattgefunden hat!

Dietsch: Warum?

Dieter: Weil die beiden Feinde sich verfehlt haben!

Dietsch: Ach – es hat gar kein Gefecht stattgefunden?

Dieter: Sie haben das gar nicht mitgekriegt?

Dietsch: Nein, es hieß bei Beginn: Verhalten Sie sich wie im Ernstfalle. Und da habe ich hinten nach Drückebergern gesucht – wie damals bei unserem verehrten Freund, dem prächtigen alten Schörner!

Dieter: Sie haben aber im Prozess gegen ihn so scharf ausgesagt, warum?

Dietsch: Da muss ich zu weit ausholen … Je mehr gegen ihn aussagen, umso weniger scheinen mit ihm gewesen zu sein, die heute mit uns sind!

Dieter: Dann gehören Sie also auch zur Firma »Heldenklau und Söhne«?

Dietsch: Natürlich! Hahaha … der Sündenbock ist abgeschossen – jetzt sind wir die Rehlein! Köpfchen! Was denken Sie nun von mir? Sagen Sie’s ruhig!

Dieter: Da muss ich zu weit ausholen … (holt aus)

Noack: Herr Major, ich komme vom Bayerischen Rundfunk, der Herr Intendant versichert Sie meines sowohl Wollens als auch Sollens und lässt Ihnen, wie allen, die es wissen wollen, mitteilen, dass er auch gedient hat!

Dietsch: Danke – hat er uns schon mitteilen lassen. Ein Mann ohne Fehl und Tadel – Maier ist sein Name – den Namen wird man sich merken müssen!

Noack: Er möchte seinen Hörern gerne beweisen, dass unsere neue Bundeswehr ganz neu und modern geworden ist …

Dietsch: Bitte! Ordonanz!

(Zwei Soldaten in Drillich erscheinen, mit Flaschen und Serviertüchern.)

Noack: Meine lieben Bürgerlichen in Uniform! Was ich von euch will, wisst ihr vielleicht …

Klaus: Jawohl! Wir sollen Ihnen reinen Wein einschenken!

Noack: Nein – nein, ihr sollt ja zu den Hörern sprechen!

Dieter: Ach so – das ist was andres!

Noack: Leute! Wird aus unserer Armee das, was wir uns versprochen haben?

Klaus: Da müssen wir erst einmal die Flaschen absetzen! (Setzt Flaschen ab:)

Noack: Ich meine – sind es neue …

Dieter: Nein, das sind die alten!

Noack: Ich meine – sind es neue, moderne Ausbildungswege, die angewendet werden …

Dietsch: (von hinten) Natürlich! Passen Sie mal auf! Mal herhören, Jungs! Wer kann Klavier spielen? Vortreten!

Klaus: (strahlend, tritt vor) Hier! Wo steht das Klavier? Wo soll’s hin? Auf den Boden oder in den Keller?

Dietsch: Und das ist jetzt anders als damals! Bei uns muss er spielen!

Noack: Und wenn er’s nicht kann?

Dietsch: Wird er das Klavier so lange vom Boden in den Keller schleppen, bis er’s kann!

Noack: Die jungen Leute sind gute Soldaten?

Dietsch: Unverbesserliche.

Klaus: Jawohl! Ein ausländischer Manöverbeobachter hat gesagt: Die deutschen Soldaten sind heute so gut, dass sie keiner Fliege etwas zuleide tun können, weil sie sie gar nicht treffen.

Noack: Was ist das?

Dieter: Sympathisch, Fräulein! Schon wegen dem Tierschutz, nicht?

Dietsch: Diese Bemerkung ist ohne Gewähr!

Dieter: Mit Gewehr, hat der Beobachter gesagt, wär’s noch schlimmer!

Er meinte: Schießen sie – hat’s nischt drinne,

hat’s was drinne – kommt’s nich raus,

kommt’s raus – sehn sie’s nich,

sehn s’ es – ziel’n se nich,

ziel’n se – treffen se nich,

treffen se – sind’s wir.

Noack: Und was wird nach diesem Manöver das nächste sein?

Dietsch: Eine Generalüberholung!

Noack: Und wie steht es hier mit dem Humor und der freien Kritik am Werk?

Dietsch: Dazu holen wir uns meistens den bayerischen Volkskomiker, den Roider Jackl, der zieht uns ganz schön durch den Kakao.

Klaus: (Tritt auf mit Gitarre als Roider Jackl.)

Und der Heusinger hat … (Rest unverständlich)

Und der Strauß Franzl is … (Rest unverständlich)

Dieter: Das war scharf!

Noack: Aber man kann gar nichts verstehen!

Dietsch: Eben! Darum holen wir ihn ja!

Alle: Militär muss auch taristisch sein,

wenn nicht heut’, dann aber morgen,

und ziehn sie uns übermorgen ein,

ham wir schon die alten Sorgen.

Dann geht’s im gleichen Schrott und Trott,

wenn nicht heut – dann aber morgen,

könn’ Se nich bis übermorgen flott

uns ’nen Krankenschein besorgen?

Das Ganze halt!

Aus dem Programm Eine kleine Machtmusik (1958)

Staatsbesuch

(Richter sitzt am Tische vor einem Buch und streicht sich eine Stelle im Buche an. Man hört ein Geräusch.)

Richter: Ja? Wer ist da? (Geräusch) Kommen Sie rein.

Kommissar: Guten Abend.

Richter: Guten Abend.

Kommissar: Sie heißen Franz Werner?

Richter: Das steht draußen an der Tür.

Kommissar: Gewiss. – Sie sind Dichter! (Nimmt ein Notizbuch heraus.)

Richter: Sagen wir – Schriftsteller.

Kommissar: Wir machen keine Unterschiede.

Richter: Wer ist wir?

Kommissar: (notiert) Also: Franz Werner – Dichter.

Richter: Wer sind Sie – und was wollen Sie?

Kommissar: (lächelt) Vielleicht will ich gar nichts.

Richter: Darauf kann ich mich nicht verlassen.

Kommissar: (lächelt) Stimmt, das können Sie nicht.

Richter: Hören Sie, wenn Sie hier einen Einbruch so auf die Sanfte vorhaben – verlassen Sie sich nicht auf meine bekannt pazifistische Einstellung. Ich kann sehr unangenehm werden.

Kommissar: Sehr richtig. Deswegen bin ich hier. Es gibt manche Intellektuelle, die trotzdem unangenehm werden können … erstaunlich!

Richter: Wie sind Sie hier überhaupt hereingekommen? Es war verschlossen.

Kommissar: Ihre Hausangestellte hat mich reingelassen!

Richter: Nanu, die ist wohl nicht ganz da …

Kommissar: Nein, die ist nicht mehr da!

Richter: Was?

Kommissar: Wir haben ihr gesagt, dass Sie eine Art Landesverräter sind. Einfache Menschen muss man aufklären.

Richter: Und sie hat es geglaubt?

Kommissar: Sofort!

Richter: Also, wer sind Sie?

Kommissar: Kriminalpolizei!

Richter: Und da brechen Sie nachts in ein fremdes Haus ein?

Kommissar: Wir brechen niemals ein – wir tun nur unsere Pflicht!

Richter: Aha!

Kommissar: Es tut mir leid. Wir müssen eine Hausdurchsuchung vornehmen. Sie gestatten?

Schnüffler: (Kommt mit einem Stapel Bücher.) Chef! Da ist ein ganzer Haufen Bücher von einem gewissen Brecht!

Kommissar: Tun Sie’s in den Wagen.

Richter: Ich gestatte diese Hausdurchsuchung nicht! … Wenn Sie mich schon fragen!

Kommissar: Das war auch nur eine rhetorische Frage. Wir können uns Ihre Ablehnung gar nicht leisten. Sie gestatten also … (geht ab)

Schnüffler: (Hat inzwischen ein Buch aufgeschlagen und liest.) Sie, hörn Se mal, da sind ja dicke Hunde, da! Eeh, da fehlen ja eine ganze Reihe Seiten. Na – wo sind sie?

Richter: Das ist noch von der letzten Hausdurchsuchung.

Schnüffler: Ach? Wann?

Richter: 1934.

Schnüffler: So! Also damals schon ein Querulant! Tut mir leid, ich muss das Zeug mitnehmen, zur Untersuchung!

Richter: Nehmen Sie – Sie werden keine Freude daran haben! Das Nachspiel verlieren Sie!

Schnüffler: Sehen Sie mal, ich will ja nicht, ich muss! Mein Chef – wissen Sie! (ab)

(Richter nimmt den Telefonhörer und wählt / von rechts kommt Kommissar leise und drückt den Hebel wieder hinunter.)

Kommissar: Keinen Zweck – die Leitung ist gestört!

Richter: Das Gefühl habe ich auch.

Kommissar: Herr Werner, Sie müssen mich verstehen. Das sind nicht wir … mein Chef hat es angeordnet! Ich habe da ein Hundehalsband gefunden. Haben Sie einen Hund? Soweit ich informiert bin, haben Sie doch in den letzten drei Jahren keine Hundesteuer bezahlt?

Richter: Er ist vor drei Jahren gestorben.

Kommissar: Haben Sie eine Sterbebescheinigung?

Richter: Suchen Sie doch – vielleicht finden Sie die auch noch?

(Kommissar ab)

Schnüffler: (von der anderen Seite) Da haben Sie im Bücherschrank 220 Mark versteckt gehabt, warum?

Richter: Um sie vor eventuellen Einbrechern zu sichern.

Schnüffler: (grient) Ist aber doch nicht sicher genug! Wo haben Sie die her?

Richter: Ost …

Schnüffler: Aha … gut, dass Sie gestehen!

Richter: Ostentativ würde ich Ihnen sagen, das geht Sie einen Dreck an. Aber nachdem ich sehe, dass Sie sich um jeden Dreck kümmern, sage ich: Es sind Spenden!

Schnüffler: Was? He, Chef, wir haben es!

Kommissar: Ja?

Schnüffler: Ich habe Geld gefunden.

Kommissar: Gut, beschlagnahmt! Suchen Sie weiter.

Richter: Sie können Ihrem Chef sagen, dass ich mich in aller Öffentlichkeit beschweren werde.

Kommissar: Aber, aber … mein Chef tut doch nur seine Pflicht. Der Herr Staatsanwalt hat das doch …

Richter: Dann sagen Sie es dem!

Kommissar: Aber der hat doch auch nur die Anweisung vom Justizministerium … vom Herrn Oberregierungsrat …

Richter: Dann richten Sie’s dem aus …

Kommissar: Sie irren – der hat doch den Auftrag vom Minister persönlich.

Richter: Also, dann werde ich zu diesem Minister gehen …

Kommissar: Zwecklos – der hat die Anweisung vom Verfassungsschutzamt … vom Kommissar Nr. 13/2b. Aber der hat den Auftrag von seinem Chef. Dieser wiederum von Karlsruhe und Karlsruhe vom Innersten, was es in unserer Bundesrepublik gibt, vom Innenministerium, vom Ministerialrat Radler …

Richter: Und von wem hat der den Befehl?

Kommissar: Ja, ich nehme an, der hat ein Gespräch von zwei Bundesministern abgehört.

Richter: Aha! Ein langer Dienstweg. Merkwürdig, dass es trotzdem so schnell geklappt hat!

Kommissar: Aber, Herr Werner, Sie sind Autofahrer: Sie wissen doch, von oben nach unten geht es immer schneller!

Richter: Und deswegen sind Sie nun hier eingebrochen?

Kommissar: Sie sind Vorsitzender des Komitees gegen Atomrüstung.

Richter: Ja, und?

Kommissar: Sie haben freiwillige Spenden angenommen zur Gründung dieser zweifelhaften Organisation?

Richter: Ja, und?

Kommissar: Das ist verboten! Laut Gesetz vom Jahre 1934.

Schnüffler: Chef! Der Mann ist vorbestraft!

Beide: Was?

Schnüffler: Hier: Verstoß gegen das Spendengesetz – am 1. April 1934!

Kommissar: So! Sieh mal an. Welcher staatsgefährdenden Organisation haben Sie denn damals angehört?

Richter: Der Katholischen Jugend!

Schnüffler: Ich hab’s doch geahnt, dass der mal gesessen hat.

Kommissar: Die Sache kann böse Folgen für Sie haben. Tut mir leid um Sie!

Richter: Wer bekommt das Geld?

Kommissar: Der Staat braucht Geld, mein Lieber, um Ihresgleichen mit Ihren Mitteln zu bekämpfen.

Schnüffler: Da sehen Sie mal, was Sie den Staat für Geld kosten!

Kommissar: Aber eins muss ich Ihnen noch sagen.

Richter: Bitte?

Kommissar: Würden Sie nicht dauernd Ihre Meinung ändern, wäre das nicht passiert! Wären Sie lieber bei der Katholischen Jugend geblieben.

(Er geht ab, Schnüffler hinterher.)

Richter: Hallo, warten Sie!

Schnüffler: Ja?

Richter