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Folgende Dinge sollten Eltern haben: Gelassenheit und Geduld, Regeln und Konsequenz, Zeit, Kreativität und Liebe. Warum dies so wichtig ist, zeigen diese humorvollen und berührenden Kurzgeschichten aus dem Alltag mit Kindern.
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Seitenzahl: 96
Vorwort
Gelassenheit und Geduld
Babykram
Stahlseile
Die Erkältung
Der Schlüssel
Schul-Panik
Von Weihnachtsmäusen und Laternen
Regeln und Konsequenz
Emilia muss raus!
Der Schokoriegel
Auf Esstische klettert man nicht
Aufräumen, bitte!
Aufgaben
Zeit
Auto-Gespräch
Warum?
Und noch 'ne Geschichte
Da!
Stress um Tante Marlene
Kreativität
Der Zirkus kommt
Tischlein deck dich
Von Raumschiffen und Einhörnern
Alles neu macht das Kind
Ich brauche ein Schwert
Liebe
Für dich!
Ruhe!
Das Gutenachtlied
Die Flut
Ein ganz besonderer Tag
Als Erwachsene sind wir Vorbilder für unsere Kinder. Und doch könnten wir uns manchmal ein Vorbild an ihnen nehmen. Kinder sind unglaublich kreativ, sie freuen sich an vielen Dingen, gerade an den kleinen. Sie lassen Sorgen kaum an sich heran und sie sind begierig auf Neues. Dazu sind sie voller Energie. Mit einem Kind umzugehen, ist wunderbar – aber manchmal äußerst anstrengend. Folgende Dinge sollten Sie unbedingt besitzen, wenn Sie mit Kindern zu tun haben:
Gelassenheit und Geduld,
Regeln und Konsequenz,
Zeit,
Kreativität und
Liebe.
Gelassenheit ist wichtig, da Kinder immer wieder Dinge ausprobieren, vor allem die, die sie nicht tun dürfen. Und das zu den unmöglichsten Zeiten. Man könnte sich unermesslich aufregen. Aber denkt man darüber nach, sind diese Dinge meist gar nicht so schlimm oder haben sogar etwas Gutes. Bleiben wir also gelassen und geduldig!
Kinder sind oft haltlos in der weiten Welt, die sie noch nicht ganz durchschauen. Das gilt natürlich besonders für kleine Kinder, aber auch für Große, die danach streben, so erwachsen und erfahren zu sein wie wir. Unsere Regeln helfen Kindern, Sicherheit zu finden. Vor allem dann, wenn wir sie mit Konsequenz durchsetzen.
Zeit ist Geld und doch … Wer Zeit hat, kann seine eigenen Ideen verwirklichen, seinen Träumen nachhängen und Dinge ausprobieren. Daran wachsen Kinder, nicht an vollen Terminplanern. Deshalb ist es unglaublich wichtig, Zeit für die Ideen der Kinder zu haben und ihnen so viel Zeit zu geben wie sie brauchen.
Kreativität erleichtert den Umgang mit Kindern, weil man neue Ideen und Impulse geben kann, um ihr Spiel und ihr Lernen zu beflügeln. Außerdem kommt man auf sehr gute Lösungen für Probleme.
Manchmal könnten wir das Kind regelrecht an die Wand klatschen und dennoch sind wir voll von Liebe für diesen Menschen. Wir lieben ihn mit jeder Faser unseres Körpers und unserer Seele und würden nie zulassen, dass ihm etwas Schlimmes passiert. Genau das sollten wir ihm immer wieder aufs Neue zeigen. Denn genauso lieben Kinder uns und tun vieles einfach nur, um uns zu erfreuen.
Die folgenden Episoden aus dem Alltag mit Kindern zeigen Ihnen auf humorvolle und berührende Art, warum diese fünf Punkte so wichtig sind. Die verwendeten Namen sind natürlich erfunden.
Nicht alle Geschichten stammen aus dem turbulenten Leben meiner Großfamilie, aber viele könnten es ...
Also: Viel Spaß beim Lesen und Lachen wünscht Ihnen
Ihre Petra Baier
Kaibara Ekiken
Es war wieder einer dieser Tage. Sarah stand in der Küche und das schon eine ganze Weile. Aber jetzt endlich lag nur noch der Abwasch vor ihr. Da betrat ihr Großer die Szene.
„Mama?“
„Ja, was ist denn?“
„Mir ist langweilig.“
„Lies doch ein Buch“, schlug Sarah vor.
„Och nööö. Darf ich ans Handy?“
„Nein, Schatz Du weißt genau, dass du deine Handyzeit für heute aufgebraucht hast.“
„Aber mir ist doch so langweilig.“
„Nun, du könntest mir beim Abwaschen helfen.“
„Bloß das nicht!“, abwehrend hob ihr Großer die Hände. „Weißt du nicht etwas Besseres?“
Nur die Ruhe, sagte sich Sarah.
„Du könntest auch mit deinem kleinen Bruder spielen. Er baut im Wohnzimmer Türme mit seinen Bausteinen.“
„Bäh, das ist doch Babykram.“
Stille.
„Mama, mir ist langweilig.“
Sarah schaute auf und atmete tief durch. Jetzt bloß nicht aufregen! Ruhig sagte sie:
„Also Ben, wenn du weder lesen noch helfen willst und auch nicht mit deinem Bruder spielen möchtest, dann weiß ich auch nicht weiter. Da musst du dir schon selbst etwas ausdenken.“
Ben schlich aus der Küche.
Sarah hörte, dass Ben ins Wohnzimmer ging. Dann war alles ruhig. Sie spülte noch die großen Töpfe. Aber bevor sie sie abtrocknete, musste sie es doch wissen. Was war da im Wohnzimmer los? Leise ging sie zur Tür und sah hinein.
Da saß ihr Jüngster am Bücherregal. Er hatte sich einen von Papas Bildbänden über Alaska herausgenommen und blätterte ganz ernst und interessiert darin.
Und Ben, ihr Großer? Der saß nicht weit entfernt bei den Bausteinen und baute einen Turm nach dem anderen. Er war genauso interessiert und konzentriert wie sein jüngerer Bruder.
Was war da jetzt der Babykram?
Manchmal ist nichts recht. Wir würden gerne helfen, aber all unsere Vorschläge sind blöd. Das ist so, es lohnt also nicht, sich aufzuregen. Aus Langeweile entsteht Kreativität – auch wenn sie manchmal zu „Babykram“ führt.
Es ist ein herrlicher Tag. Genau richtig für einen Besuch auf dem Spielplatz. Erin hat noch nicht das Spielplatztörchen hinter ihnen geschlossen, da ist Tom schon bei der Rutsche. Sofort rennt er die Treppe hinauf und saust hinunter, um dann zu versuchen, die Rutsche von vorne hinaufzuklettern. Aber das klappt noch nicht so gut.
„Nun, soll er es probieren.“ Erin macht es sich auf einer Bank gemütlich, um die Sonne zu genießen.
Unweit von ihr sitzt eine andere Mutter. Erin lächelt ihr zu, doch ihr „Hallo!“ wird gar nicht wahrgenommen. Zu sehr ist diese Mutter damit beschäftigt, ihren Kleinen zu beobachten.
„Stopp! Nicht da, das ist zu hoch. Geh dort hin!“
„Oje, Vorsicht!“
„Nein! Das machst du nicht! Das ist viel zu gefährlich!“
So geht es in einem fort.
„Oh Gott, wie peinlich“, denkt Erin. „Zum Glück bin ich nicht so. Tom darf frei seine Welt entdecken.“
Während Erin kurz ihre Nachrichten checkt, flitzt Tom an dem zunehmend verunsicherten Kind der anderen Mutter vorbei zu dem Wipptier, das aussieht wie eine Robbe, von dem Tom aber meint, es sei ein Drache. Als Erin die letzte Nachricht beantwortet hat und aufschaut, wippt er gerade im Stehen.
„Ach ja, das hat er letztes Mal auch gemacht.“ Sie packt ihr Smartphone weg und sieht Tom beim Wippen zu.
„Ja, sehr schön“, hört sie neben sich. „Da kannst du spielen. Im Sand kann dir nichts passieren.“
„Mann o Mann“, denkt Erin. „Klar kann da nichts passieren. Da passiert ja auch nichts! Da ist nichts los.“
Sie überlegt gerade, ob sie eine entsprechende Bemerkung machen sollte, da entdeckt Tom das große Klettergerüst. Er macht sich daran, die Leiter nach oben zu klettern.
„Vorsicht!“, will Erin rufen, da erinnert sie sich an die andere Mutter. Nein, so will sie doch nicht sein. Also ist sie still und schaut Tom zu, der nun das Ende der Leiter erreicht hat. Aber statt wieder hinunter zu klettern, wie Erin gehofft hat, greift Tom nach der Stange neben der Leiter.
„Oh Gott, er will doch nicht da runterspringen?“, schießt es Erin durch den Kopf. „Das sind bestimmt zwei Meter!“
Doch das hat Tom nicht vor, er hängt sich an die Stange und hangelt weiter. Erins Lächeln gefriert in ihrem Gesicht. Fast hätte sie aufgeschrien, als Toms rechte Hand abrutscht. Doch er kann sich halten.
Tom erreicht das Kletternetz.
„Alles gut, jetzt kommt er runter“, seufzt Erin. Im Stillen natürlich, damit die andere Mutter sie nicht hört.
Weit gefehlt. Tom klettert auf den Holzbalken über dem Netz. Er krabbelt auf ihm entlang weiter zu dem Turm. Erin hält sich an der Bank fest. Als Tom einmal seinen Fuß in das Stahlseil des Netzes stellen muss, greift sie so stark zu, dass ihre Knöchel weiß hervortreten. Starr schaut sie zu Tom, immer noch das gefrorene Lächeln im Gesicht.
Als Erin sieht, dass Tom nicht etwa einfach in den Turm klettern will, sondern aufsteht, zittern ihre Arme. Ihre Beine verkrampfen und die Füße stemmen sich in den Boden. Erin kann gerade noch ein Aufstöhnen unterdrücken, als Tom zur nahen Hängebrücke springt. Sie ist von Kopf bis Fuß starr vor Anspannung, als Tom von außen auf die Hängebrücke klettert und in dem Turm mit der Tunnelrutsche verschwindet.
Auch als Tom freudestrahlend unten an der Rutsche ankommt, hält Erin immer noch die Bank fest und drückt die Füße in den Boden. Große Schweißperlen stehen auf ihrer Stirn.
„Mama, ich will was trinken!“, ruft Tom ihr entgegen.
„Ja“, keucht sie. „Das ist eine gute Idee. Ich brauche jetzt auch einen Schluck.“
Erin muss jeden Muskel einzeln lösen, so verkrampft ist sie. Eine gefühlte Ewigkeit später reicht sie Tom einen Wasserbecher und leert ihren eigenen in einem Zug. Das war definitiv die härteste Klettertour, die sie jemals gemacht hat! Wie gut, dass sie Nerven wie Stahlseile hat, sonst hätte sie das nicht durchgestanden.
Tom jedenfalls ist unendlich glücklich und stolz auf sich und auf das, was er geschafft hat. Und Erin auch!
Besondere Situationen brauchen besonders starke Nerven – Nerven wie Stahlseile eben. Darf ein Kind sich ausprobieren und lernt, was sein Körper kann, können wir entspannt bleiben. Eine Warnung, die uns beruhigt, ist zwar okay, aber das muss es gewesen sein. Übertriebene Vorsicht verunsichert das Kind nur, und es hört auf, an das zu glauben, was es bereits kann, es verliert sein Selbstvertrauen.
„Papa, ich will heute nicht in den Kindergarten“, verkündet Lisa am Morgen ihrem Vater.
„Lisa, mein Schatz, das geht nicht“, antwortet dieser. „Heute ist ein Kindergartentag, also gehst du auch hin. Das wird bestimmt toll.“
„Nein, Papa. Ich will lieber hier bleiben und mit dir spielen.“
„Ja, das klingt schon gut, aber ich muss arbeiten. Spiel lieber mit deinen Freunden, die sind doch auch im Kindergarten.“
Widerwillig lässt sich Lisa anziehen. Nur mit sanfter Gewalt ist sie ins Auto zu bringen. Als sie vor der Kita halten und Papa sie abschnallen will, lächelt Lisa ganz unschuldig.
„Papa“, meint sie, „du hast meinen Kindergarten-Rucksack zu Hause vergessen.“
Der Angesprochene erschrickt. Mist! Jetzt muss er sich erst recht beeilen, um pünktlich im Büro zu sein.
Wieder zu Hause angekommen, hetzt der Vater ins Haus. Mit hochrotem Kopf und dem Rucksack in der Hand kommt er heraus. Rein ins Auto und los, so der Plan. Doch Lisa versucht es erneut:
„Papa, ich möchte heute nicht in den Kindergarten. Ich will zu Hause bleiben“, sagt sie bestimmt und löst den Anschnallgurt.
Mit einem Seufzen antwortet ihr Vater: „Lisa, du weißt, dass das nicht geht. Also los, fahren wir!“ Und nachdem er den Sicherheitsgurt wieder geschlossen hat, fügt er hinzu: „Und lass den Gurt in Ruhe!“
Nun lässt sich Lisa in den Kindergarten bringen. Sie zieht ihre Schuhe und ihre Jacke aus und hängt alles an ihren Haken, während Papa ihren Rucksack aufhängt. Dann winkt Lisa ihrem Vater zum Abschied sogar fröhlich zu.
„Puh, das wäre geschafft“, denkt sich dieser und lenkt seine Gedanken zu dem heutigen Arbeitstag. Was liegt eigentlich alles an? Er verlässt den Kindergarten, setzt sich ins Auto und startet den Motor. Wie jeden Morgen geht es in die nahe Großstadt. Der Berufsverkehr ist heute nicht so schlimm und er kommt gut durch. Bis das Telefon klingelt.
„Peters“, meldet er sich über die Freisprechanlage.
„Hier ist Hartmann, vom Kindergarten. Lisa geht es nicht gut. Sie hat Temperatur. Sie spielt nicht und will nur kuscheln. Es ist besser, Sie holen sie wieder ab.“