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Muskeln sagen alles aus über die Ausbildung des Pferdes. Sie zeigen uns, was wir wie und wo ändern müssen. Das kann man alles selbst erlernen, indem man lernt sein Auge zu schulen und in den Muskeln zu lesen. Dieses eBook hilft Theorie und Praxis zu verbinden!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Was uns Muskeln sagen
Praxisorientiertes Pferdefachbuch mit vielen Trainingstipps zum korrekten Muskelaufbau beim Pferd!
Von Anne Schmatelka
eBook – auf Wunsch auch als Printausgabe möglich
Über mich:
Richtig Reiten, Zusammenhänge zu verstehen, Wissen in Form von Büchern, Videos und Seminaren weiterzugeben, Pferde korrekt auszubilden und gesund zu erhalten sind seit über 20 Jahren meine Passion.
Ich hatte das grosse Glück bei den besten Trainern Deutschlands zu reiten und zu lernen. Dabei entfachte meine Begeisterung für die Dressur.
Nachdem vor über 20 Jahren damals 5-jährigen Hengst von Rubinstein die Diagnose Kissing Spines gestellt wurde, habe ich begonnen den Pferdesport zu hinterfragen und meinen eigenen Weg auf Basis der überlieferten Grundsätze der Ausbildung zu gehen. Paul Stecken war mein grosser Mentor, ihm habe ich sehr viel Können und Wissen zu verdanken. Biomechanik, funktionelle Anatomie, das Verständnis für Osteopathie und Physiotherapie wurden zum Bestandteil meiner persönlichen Entwicklung und sind neben meinem reiterlichen Know-How – reiten bis auf S-Niveau – die Basis meiner ganzheitlichen Arbeit. Vertrauen schaffen, Reiten und Ausbilden ohne Zwang muss der Weg im Pferdesport sein!
Das Werk erscheint als eBook
Herausgeber
Los-gelassen, Postfach 208, CH-8712 Stäfa.
ISBN 9783754682166
Das Werk einschliesslich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ausserhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetztes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Bilder und Grafiken:
Anne Schmatelka besitzt die Rechte an den veröffentlichten Fotos und Grafiken.
Bilder Seiten 3: Lara Knabe, Seiten 32 und 86 Katja Stuppia sowie 20 und 24: Christine Haas
Lektorat:
Lic.phil. Martina Gut
Hinweis:
Das vorliegende eBook wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch erfolgen die Angaben ohne Gewähr. Weder Autorin noch Los-gelassen können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus diesem Buch vorgestellten Informationen resultieren, eine Haftung übernehmen.
Das ist mir wichtig: Die Bilder mit Bamboo sind alle ohne Reitkappe.
Ich musste ihn am 1. Januar 2021 im Tierspital Zürich einschläfern lassen. Somit kann ich heute keine Bilder mehr mit Kappe machen!
In den vier Jahren, der er an meiner Seite war, hat er eine wunderbare Entwicklung durchlaufen.
Die Bilder sind auch eine Erinnerung an dieses wundervolle Pferde, das ich über alles geliebt habe!
Oberes Foto 2020, das untere Foto 2017. Zu der Zeit war er drei Monate bei mir.
Inhalte/Kapitel:
Danksagung
Vorwort
Der Rücken als Bewegungszentrum
Rücken abgesunken
Wellen und Dellen
Trainingstipps
Der Widerrist
Der Widerrist steht hoch
Trainingstipps
Die Hinterhand
Die Hinterhand ist von hinten sehr unrund
Trainingstipps
Der Hals
Trainingstipps
Das gesamte Pferd
Wo hat die Reise in den letzten Jahren hingeführt?
Die Anlehnung
Aufrichtung und Versammlung
Korrekte relative Aufrichtung und Versammlung – heute ein grosses Thema
Trainingstipps
Übungen und Lektionen zum Muskelaufbau
Ausreiten hilft!
Klettern hilft!
Richtig Longieren hilft!
Beim Longieren gerne über Stangen! Auch das hilft!
Trainingstipps
Die Grundausbildung
Eine gute Grundausbildung ist die Basis
Die Schlangenlinie in S-Form
Tempounterschiede
ZIügel aus der Hand kauen lassen – warum eigentlich?
Ecken, Volten, weitere gebogene Linie
Die Vorhandwendung hilft!
Rückwärtsrichten – keine Lektion für junge Pferde
Schenkelweichen als Vorbereitung zum Schulterherein
Schulterherein
Training richtig aufbauen
Ein Wort zum Schluss
Immerwährender Dank!
Danke an Paul Stecken, der mir immer bei allen Fragen mit seinem endlosen Wissen zur Verfügung stand.
Auch dieses Buch ist ein Dankeschön an ihn, denn er hat mich gelehrt, wie wichtig die überlieferten Grundsätze sind und wie „einfach“ es ist, wenn man sich an diese Erkenntnisse hält, sich immer wieder selbst hinterfragt, Sitz und Einwirkung überprüft und immer wieder die eigenen Wege reflektiert.
«Vor dem Können steht das Wissen!»! Dies war einer von Paul Strecken Leitsätzen. Das vorliegende Buch hat zum Ziel, Reitern Wissen zu vermitteln, was sie in der Praxis anwenden können.
Wenn man Wissen mit seinem Reiten verbinden kann, dann ist Reiten nicht mehr schwer und die Pferde danken es einem mit Zufriedenheit, Zuneigung, innerer und äußerer Losgelassenheit und – mit etwas Glück – Gesundheit bis in ein hohes Alter!
Danke an diesen wunderbaren Mann und Freund und die Zeit, die wir zusammen verbringen konnten!
Vorwort
«Die Muskulatur ist ein Spiegel der Ausbildung!»
(Paul Stecken)
Muskeln sagen sehr viel über das Pferd aus. Sie geben Auskunft darüber, wie das Pferd geritten wird, wie es ausgebildet wird und wo reiterliche Probleme vorhanden sind.
Sie können auch zeigen, ob das Hinterbein aktiv ist, das Pferd den Rücken hergeben kann, sich loslässt oder es Anlehnungsprobleme gibt.
Die Muskulaturist ein Buch, in dem es sich zu lesen lohnt.
Ein rund, kompakt erscheinendes Pferd ohne Wellen und Dellen am Rücken, ohne «Löcher» im Bereich des Halses ist nicht nur muskulär korrekt aufgestellt, sondern hat auch gelernt, sich loszulassen und Hilfen durchzulassen.
Ergo ist das losgelassene Pferd auch ein durchlässiges Pferd und korrekt bemuskeltes Pferd.
Das losgelassene und durchlässige Pferd wird sich nicht fehlbelasten, wird sich weitaus weniger verspannen (müssen), erschreckt sich weniger, verletzt sich seltener als Pferde mit muskulären Defiziten und Fehlbemuskelungen.
Fehlbemuskelung spricht für eine wenig bis schlecht durchblutete Muskulatur, die nicht ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt ist und dadurch verhärtet und verkürzt.
Verhärtete und verkürzte Muskeln sind nicht mehr so dehnfähig und dadurch werden automatisch die Sehnen mehr belastet – und in der Folge auch die Gelenke. Viele Fesselträger- und Sehnenschäden haben ihren Ursprung in Verspannungen.
Viele grosse, junge Pferde haben ein instabiles Knie oder lose Kniebänder. Das ist an sich kein grosses Drama – wenn man darauf achtet, dass sich die Muskulatur so entwickelt, dass sie hilft, das Knie zu stabilisieren. Schafft man das nicht, knicken viele Pferde bei Übergängen immer wieder mit den Hinterbeinen weg oder weichen aus und wirken daher schon bei der Betrachtung sehr wackelig und instabil.
Auch Arthrosen und natürlich Rückenprobleme sowie die Diagnose Kissing Spines sind in den allermeisten Fällen auf muskuläre Dysbalancen zurückzuführen.
Wenn man das alles weiss und verinnerlicht hat, sein Auge konsequent schult, dann ist man nach einiger Zeit in der Lage, an einem Pferd, das grasend auf der Weide steht, zu erkennen, wo es Probleme unter dem Reiter gibt und wann und ob sich schon irreparable Schädigungen am Bewegungsapparat eingestellt haben und wie lange das Pferd noch laufen wird – also lahmfrei geritten werden kann.
Wenn man in Muskeln lesen und deren Tätigkeit beim Reiten berücksichtigen kann, seinen Sitz stetig versucht zu verbessern, die richtigen Lektionen zur rechten Zeit reitet, dann bleibt das Pferd bis in ein hohes Alter gesund und sieht natürlich rund und proper aus...
Was man an der Muskulatur erkennt, wie man lernt, das Gesehene mit dem theoretischen Wissen zu verbinden, das zeige ich Euch in diesem eBook.
Also wie immer: Viel Spass und reichhaltige Erkenntnisse!
Anne Schmatelka
Warum fange ich mit meinen Bildern und Erklärungen beim Rücken des Pferdes an? Weil der Rücken das Bewegungszentrum des Pferdes ist!
Arbeitet der Rücken nicht unverspannt, kann sich das Pferd nicht loslassen. Der Schub aus der Hinterhand kann nicht über den Rücken bis zum Pferdemaul durchgeleitet werden. Der Schub bleibt quasi im Rücken stecken, das Hinterbein wird im Laufe der Zeit schleppender, der Raumgriff wird weniger, es entstehen Anlehnungsprobleme. Alles scheint unharmonischer, aufwendiger. Das Pferd braucht für alles mehr Kraft. Des Weiteren wird die nervliche Belastung grösser, da beispielsweise auch die Schulterpartie mehr verspannt. Dadurch reduziert sich die Schulterfreiheit.
Das Pferd wird weniger durchlässig. Der Reiter wird mehr in die Schulter gezogen, muss sich mit den Oberschenkeln festklemmen, da das Pferd schlechter zu sitzen ist – ein Teufelskreis.
Man kann diese Liste noch endlos weiterschreiben, denn ein negative Spirale nimmt seinen Lauf.
Hinweis vorab:
In der Beschreibung der einzelnen Fotos habe ich mich – was die Muskeltätigkeit betrifft – auf die Informationen beschränkt, die für die Arbeit mit dem Pferd notwendig sind.
Aus diesem Grund sind die einzelnen Muskeln nicht im Detail beschrieben. Ihre Funktion und Aufgabe habe ich nur in grober Übersicht im Zusammenhang mit anderen Muskeln erklärt.
Alles bis in Detail zu beschreiben ist in meinen Augen zwar äusserst interessant, aber es würde den Rahmen des eBooks sprengen.
Hier geht es darum zu wissen, worauf einzelne Muskeln und Muskelgruppen hinweisen und was das in der Praxis bedeutet. Vor allem natürlich, wie man mögliche Fehlbelastungen erkennen, einordnen und beseitigen kann, sodass irreparable Schädigungen am Bewegungsapparat des Pferdes am besten gar nicht erst entstehen.
Beginnen wir also mit dem Bewegungszentrum des Pferdes – dem Rücken. Ein schöner Rücken kann bekanntlich entzücken. Das gilt für Mensch und Pferd gleichermassen.
Die Frage ist nur, wann ist er schön unter dem Gesichtspunkt von Richtig und Falsch und wann muss man etwas ändern.
Ich zeige Euch zwei Oberlinien/Rücken. Der erste ist schön. Der zweite leider nicht. Warum?
Bei diesem jungen Pferd ist alles in Ordnung. Die Oberlinie stellt sich ohne Wellen und Dellen dar. Das Training also den Bedürfnissen des Pferdes entsprechend.
Diese Oberlinie sieht schon nicht mehr so gut aus. Der Rücken ist abgesunken. Wenn man da nicht die Bremse zieht, wird eine deutliche Trageerschöpfung entstehen.
Das nächste Foto zeigt die Situation im Detail. Wellen und Dellen sowie Erhöhungen geben sehr viel Auskunft über Richtig und Falsch. Nimmt man sich das eBook mit zum eigenen Pferd, dann kann man die Bilder direkt vergleichen und so in die Praxis übertragen.
Was bedeuten die einzelnen Muskelbereiche und was heisst das für das Reiten und Ausbilden?
Links und rechts der Wirbelsäule befinden sich in Höhe dieser Position die beiden Darmbeinhöcker. Sie sollten zum einen – wenn man sie von hinten betrachtet – immer auf gleicher Höhe stehen und zum anderen sollte diese Erhöhung, die hier deutlich zu erkennen ist, nicht zu sehen sein. Sieht man diese Erhöhung wie auf diesem Foto, dann deutet dies auf ein wenig aktives Hinterbein hin, welches das Pferd mehr unter dem Bauch nach oben zieht oder aber in einem ziemlich steilen Winkel, der nicht zum Vorderbein passt, nach unten führt, als es weiter vor unter den Schwerpunkt zu bringen. Umgangssprachlich sagt man dazu auch: «Das Pferd zieht die Zehe durch den Sand.» Hans von Heydebreck hat es seinerzeit anders formuliert: «Vorne wird getrommelt und hingen kommen keine Soldaten.» Für damalige Zeiten eine wahre Breitseiten….
Eine leichte Aufwölbung im Bereich der Lendenwirbelsäule steht immer für verspannte Lendenmuskeln. Die inneren Lendenmuskeln befinden sich unter der hinteren Brustwirbelsäule und unter der Lendenwirbelsäule. Sie gehören zusammen mit dem langen Rückenmuskel zu den wichtigsten Muskeln beim gerittenen Pferd. Sind sie verspannt, weisst das auf vielfältige Probleme hin. Unter anderem kann man ein Pferd mit Verspannungen in diesem Bereich nicht mehr korrekt versammeln, da sich Verspannungen auch auf die Bauchmuskeln auswirken. Diese Pferde sind beim Reiten vielfach klemmig, gerade zu Beginn des Reitens hat man das Gefühl, das Pferd läuft mit angezogener Handbremse. Nicht wenige Pferde werden bei etwas mehr Druck durch den Reiter widersetzlich oder fangen an zu buckeln. Man hat fast das Gefühl, dass sich das Pferd erst einlaufen muss.
Der Rücken ist im Bereich der Brustwirbelsäule abgesackt. Unmittelbar hinter dem Widerrist befindet sich eine weitere Vertiefung, die beinahe kantig/eckig erscheint. Pferde, bei denen der Rücken so aussieht, haben nicht nur einen verspannten langen Rückenmuskel, der als reiner Bewegungsmuskel eine tragende Funktion übernehmen muss, was er eigentlich nicht kann. Sie haben auch noch das Problem, dass sich die kleinen Muskeln an der Wirbelsäule, die diese stabilisieren sollen, verhärten und so verkürzen. Das wiederum hat zur Folge, dass die Wirbelsäule an Beweglichkeit einbüsst und die Dornfortsätze durch das Absinken des Rückens immer dichter zusammenrücken und sich irgendwann berühren. Das ist dann die Diagnose Kissing Spines. Für die Pferde ein Teufelskreis aus massiven Schmerzen und fortschreitender Schädigung der Wirbelsäule und natürlich aller angrenzenden Muskeln und Körperbereiche.
Siehe Punkt 3)
Der Widerrist steht heraus wie ein grosser Berg. Das entsteht immer dann, wenn der Rücken abgesunken ist. Die Pferde erfüllen alle Voraussetzungen für eine Trageerschöpfung.
Fleissig vorwärts reiten wie bei einem jungen Pferd. Den Zügel so lang, dass das Pferd die Anlehnung in der Tiefe und beim Zügel-aus-der-Hand-Kauen suchen muss. Durch die Dehnungshaltung bei ausreichend langem Zügel, die sich nicht nur auf das Zügel-aus-der Hand-kauen-Lassen reduziert, wird der Rücken mit der Zeit wieder angehoben (das Pferd wölbt den Rücken auf), das Hinterbein fusst aktiver und weiter vor in Richtung unter den Schwerpunkt ab.
Noch ein Hinweis: Verspannungen entstehen auch sehr oft durch reiterliche Einwirkungsfehler, das unpassende Zügelmass und einem fehlerhaften Sitz. Das sollte man bei allen Tipps und Anregungen in diesem eBook immer im Hinterkopf haben. Ist mein Sitz korrekt? Ist der Zügel ausreichend lang? Die Nase an die Senkrechte vorgelassen? Wirkt meine Hand vielleicht rückwärts? Gebe ich die Halben Paraden im richtigen Moment und in der passenden Dosierung etc.? Alles das kann Richtig und Falsch unterstützen oder auch behindern!
Wenn es so aussieht, was ist dann?
Eine Hypertrophie (zu viel Bemuskelung an der falschen Stelle) oberhalb der Schweifrübe weist auf ein schleppendes und wenig aktives Hinterbein hin. Diese Pferde ziehen aus der Vorhand, gehen gegen die Hand und haben in den meisten Fällen einen deutlich ausgeprägten Unterhals. Wichtige Muskeln am Hals wie der M. Serratus (der Halsbereich des gesägten Muskels) sind schwach entwickelt. Die Dehnungshaltung fällt ihnen daher schwer. Sie heben sich immer wieder heraus und man hat Mühe, eine konstante Anlehnung zu halten.
Die «Delle» ist zum Teil auf den wenig entwickelten Gluteus medius – den mittleren Gesässmuskel – zurückzuführen. Auch dieser Muskel hilft, den Schub aus der Hinterhand nach vorne weiterzuleiten. Ist er schwach, bestätigt er das unter 1) Erwähnte.
Auch hier ist eine die Erhöhung über dem Darmbein zu sehen. Durch die weiteren Fehlbemuskelungen scheint dieser Bereich nicht sehr prominent zu sein. Betrachtet man es allerdings gesamtheitlich, wird einem bewusst, dass dieses Pferd weitreichende Probleme und auch Schmerzen hat.