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Das Buch zum Mitreden in aktuellen Debatten in Wissenschaft und Gesellschaft
Der Wunsch, die Welt verstehen zu wollen, ist so alt wie die Menschheit; wir suchen nach Erklärungen, benötigen Halt und Orientierung. Aus Annahmen und Überzeugungen, die uns plausibel erscheinen, formen wir unsere Weltbilder, Vorstellungen über die Beschaffenheit des Universums. Die jeweils herrschenden Vorstellungen haben sich mit der Zeit allerdings verändert. Bis zum Ende des Mittelalters lagen die Dinge noch einfach: Für die Menschen in Europa etwa war die Bibel die Quelle aller Wahrheit, ein universelles Sachbuch, das die Entstehung des Universums, die Artenvielfalt und den Ursprung des Sprachengewirrs erklärte, aber auch moralische Richtlinien vorgab. Mit der Zeit hat sich eine Reihe zentraler Theorien und Ideen herausgeschält, die den heutigen Wissenschafts-und Politikbetrieb prägen. Gleich, ob wir sie nun persönlich für richtig halten oder nicht, haben diese herrschenden Meinungen Einfluss auf unser tägliches Leben – und das mehr, als uns oftmals bewusst ist.
Im ersten Teil des Buches (Die Natur) werden nach Darstellung der Grundlagendisziplin Mathematik zunächst die physikalischen Naturgesetze dargelegt, um dann zu zeigen, wie sich aus ihnen die Chemie und aus der Chemie die Biologie ergibt. Im Mittelpunkt stehen Newtons Mechanik, die Relativitätstheorie, die Quantenphysik und Darwins Evolutionstheorie. Das abschließende Kapitel erzählt die Naturgeschichte vom Urknall bis zum Erscheinen des Homo sapiens und fasst dabei die wesentlichen Aussagen noch einmal zusammen.
Das erste Kapitel des zweiten Teils (Der Mensch) beschäftigt sich mit dem menschlichen Bewusstsein und leitet aus einer naturwissenschaftlichen Perspektive zu den geisteswissenschaftlichen Kapiteln Sprache (Ausdrucksform des Bewusstseins), Philosophie (Geschichte des Denkens), Gesellschaft (Theorie des Zusammenlebens) und Ökonomie (Umgang mit knappen Ressourcen) über. Das abschließende Kapitel erzählt die Menschheitsgeschichte bis heute, wobei wiederum die zentralen Aussagen noch einmal zusammengefasst werden.
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Seitenzahl: 868
Cover
Titelblatt
Urheberrechte
Dedication
Einleitung: Was wir von der Welt wissen sollten
Teil I Die Natur
1 Mathematik: Werkzeugkiste der Weltbeschreibung
Alles ist Zahl
Eine Erfindung der Buchhalter
Der logische Vierklang
Zahlenspiele
Idee und Form
Jagd auf das Unbekannte
Reise in die Unendlichkeit
Der verlässliche Zufall
Das Ende eines Traums?
2 Physik: Die Gesetze der Natur
Die Entdeckung der Einfachheit
Der Weg nach Cambridge
Die Welt als Uhrwerk
Pioniere des Lichts
Sieg des Chaos
Die Relativitätstheorie
Die Anatomie der Atome
Weltformel
3 Chemie: Magie der Wandlung
Ein weiter Bogen
Elementenjagd
Das Aufbauprinzip
Rhythmen
Allianzen
Wie der Sauerstoff zu seinem Namen kam
Der Chemiebaukasten des Lebens
4 Biologie: Unintelligentes Design
Die andere Naturwissenschaft
Was ist Leben?
Entropiebekämpfungsmaschinen
Sugar makes the world go round
Das Fenster zur Wirklichkeit
Unintelligentes Design
Schicksalhafte Proteine
Im Dschungel der Wechselwirkungen
Aggression und Altruismus
5 Die Geschichte des Universums: Woher wir kommen
Kosmische Geburt
Ein neuer Planet
Das Leben wird ausgepackt
Explosion der Arten
Die steile Karriere der Affen
Teil II Der Mensch
6 Bewusstsein: Der nackte Affe im Spiegel
Wir sind allein
Das Leib-Seele-Problem
Wie die Welt im Kopf entsteht
Auf der Suche nach dem Geist
Das schwere Erbe der Evolution
7 Sprache: Das Ding und sein Name
Babylon
Ursprünge
Sprachliche Vielfalt
Bausteine der Kommunikation
Das geschriebene Wort
Sprachtheorien
8 Philosophie: Die Geschichte des Denkens
Anleitung zum Vernünftigsein
Kants Fragen
Die Entdeckung der Welt
Glaube als Wissenschaft
Sinn, Verstand und letzte Gründe
„Was ist der Mensch?“
Zweieinhalbtausend Jahre Philosophie
9 Gesellschaft: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit?
Konflikt und Kooperation
Wer soll herrschen?
Die Entstehung der Parteien
Vom Geist des Kapitalismus
Dimensionen der Macht
Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser
10 Ökonomie: Kein Schlaraffenland
Die trostlose Wissenschaft
Der lange Weg der Kaurischnecken
Die Entdeckung der unsichtbaren Hand
Marginalistische Revolutionäre
Zerstörerischer Fortschritt
Die sichtbare Hand des Staates
Der Liberalismus schlägt zurück
Ökonomie in der globalisierten Welt
11 Die Geschichte der Menschheit: Wohin?
Der Baum der Erkenntnis
Im Schweiße deines Angesichts
Logos und Macht
Chaos, Klöster, Kontakte
Die Große Divergenz
Revolutionen
Der Aufstieg des Kapitals
Die Zeit der Ismen
Eine Welt
Ausblick: Affe oder Gott?
Dank
Anmerkungen
Literaturverzeichnis
Stichwortregister
Personenregister
Quellenverzeichnis
End User License Agreement
Cover
Titlebatt
Teil I Die Natur
Kapitel 1
Tab. 1: Grundlegende Zusammenhänge von Zeit, Länge und Masse.
Tab. 2: Die vier Grundkräfte der Natur. Die relative Stärke besag...
Tab. 3: Bindungsarten.
Tab. 4: Wichtige funktionelle Gruppen.
Tab. 5: Grundlegende Verhaltensformen.
5 Kapitel
Tab. 6: Schlüsselereignisse der Naturgeschichte.
Tab. 7: Kognate indoeuropäischer Sprachen im Vergleich.
Tab. 8: Die erste Lautverschiebung anhand beispielhafter Konsonanten.
Tab. 9: Die zweite Lautverschiebung anhand beispielhafter Konsonanten.
Tab. 10: Humboldts Sprachentypologie.
Tab. 11: Situation der Länder ohne Handel.
Tab. 12: Situation der Länder mit Handel.
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Jens Bott
Autor
Jens Bott
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Für Tristan, Valentin und Louise
Der Wunsch, die Welt verstehen zu wollen, ist so alt wie die Menschheit; wir suchen nach Erklärungen, benötigen Halt und Orientierung. Aus jenen Annahmen und Überzeugungen, die uns plausibel erscheinen, formen wir Weltbilder, unsere persönlichen Vorstellungen über die Beschaffenheit des Universums. Ein religiöser Mythos, wie die hinduistische Überzeugung, dass der Kosmos auf dem Rücken von vier Elefanten ruht, kann ebenso Teil eines Weltbildes sein, wie das Standardmodell der Elementarteilchenphysik oder ein unerschütterlicher Glaube an den Marxismus. Keine dieser Ideen ist lächerlich, sie alle beruhen auf nachvollziehbaren Überlegungen.
Die jeweils herrschenden Vorstellungen haben sich mit der Zeit verändert. Bis zum Ende des Mittelalters lagen die Dinge noch einfach: Für die Europäer etwa war die Bibel die Quelle aller Wahrheit, ein universelles Sachbuch, das die Entstehung des Universums, die Artenvielfalt und den Ursprung des Sprachengewirrs erklärte aber auch moralische Richtlinien für den Umgang mit Familie, Freunden, Feinden, Sklaven und Geld vorgab. Wer gebildet war, konnte sich darüber hinaus noch Rat bei Platon holen; seine Philosophie war nach europäischer Überzeugung zumindest der irdischen Weisheit letzter Schluss.
Platon war einer der Ersten, der den Gedanken ins Spiel brachte, dass die Dinge auch ganz anders sein könnten, als sie uns erscheinen, eine kühne Vorstellung, die mit dazu beitrug, dass sich vor rund 500 Jahren nach und nach neue, rationale Denkweisen etablierten. In dem Maße, in dem die Wissenschaften an Bedeutung gewannen, verloren religiöse und mystische Welterklärungen an Einfluss. Heute beruhen unsere gemeinhin anerkannten Annahmen über die Welt fast ausschließlich auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Glaube wurde mit der Zeit ersetzt durch eine konsequente Faktenorientierung, Mustersuche und den ständigen Zweifel, ob die gewonnenen Erkenntnisse auch tatsächlich wahr sind und nicht vielleicht durch bessere Theorien ersetzt werden müssten. Damit einher ging erstmals die Vorstellung, dass es einen Fortschritt gibt, dass sich die Menschheit in einem historischen Entwicklungsprozess befindet, der sie unaufhaltsam in eine bessere Zukunft führt.
Mit der Zeit haben sich eine Reihe zentraler Theorien und Ideen herausgeschält, die den heutigen Wissenschafts- und Politikbetrieb prägen. Gleich, ob wir sie nun persönlich für richtig halten oder nicht, diese herrschenden Meinungen haben Einfluss auf unser tägliches Leben – und das mehr, als uns oftmals bewusst ist. Viele kennen wir zumindest dem Namen nach: die allgemeine Relativitätstheorie, die Evolutionstheorie, die „Kritik der reinen Vernunft“ oder den ökonomischen Liberalismus. Unsere Vorstellungen, was sich dahinter genau verbirgt, bleiben dabei allerdings oftmals vage.
Dieses Buch möchte einen Überblick zu geben. Welche zentralen Lehrmeinungen bestimmen unser heutiges Weltverständnis? Was sagen sie im Kern aus? Wie sind sie entstanden und in welchem Verhältnis stehen sie zueinander? Dazu betrachten wir im ersten Teil die Welt zunächst rein aus naturwissenschaftlicher Sicht. Im Wesentlichen beruht unser heutiges Naturverständnis auf vier erklärmächtigen Theorien: Newtons Mechanik, der allgemeinen Relativitätstheorie, der Quantenphysik und der Evolutionstheorie. Zusammen erlauben sie uns, die Geschichte des Universums als Abfolge einer physikalischen, einer chemischen und schließlich einer biologischen Entwicklung zu verstehen. In allen Fällen geht es dabei allein um die Frage, „wie“ etwas ist.
Ein entwickeltes Bewusstsein, die jüngste Errungenschaft der biologischen Evolution, bleibt – zumindest auf der Erde- allein dem Menschen vorbehalten. Im zweiten Teil des Buchs betrachten wir die Konsequenzen, die sich aus dieser Besonderheit ergeben. Das Wissen um die eigene Existenz ist die Grundlage der kulturellen Evolution, ein Mechanismus, der eine im Vergleich zur biologischen Entwicklung atemberaubende Dynamik in Gang gesetzt hat. Anders als in den Naturwissenschaften, ist die Anzahl der geistes- und sozialwissenschaftlichen Theorien allerdings kaum zu überschauen. Die Schwierigkeit, die Dimensionen des Menschseins zu beschreiben, liegt nicht zuletzt darin, dass es nicht mehr allein um die Frage geht, wie etwas „ist“, sondern auch darum, wie etwas sein „soll“. Daher spielen Glaube, moralische Überzeugungen, Menschenbilder, Werturteile und Zielkonflikte – wie etwa der zwischen Freiheit und Gleichheit – eine zentrale Rolle. Die Auswahl der in diesem Buch vorgestellten Theorien ist somit zwangsläufig subjektiv. Sie orientiert sich primär an der faktischen Wirkmacht, die diese Ideen im Lauf der Menschheitsgeschichte entfaltet haben. Dies sagt zwar nichts über ihre Richtigkeit aus, aber doch immerhin etwas über die Bedeutung, die ihnen zu verschiedenen Zeiten beigemessen wurde. Wir betrachten sie in den Kapiteln Bewusstsein, Sprache, Philosophie, Gesellschaft und Ökonomie.
Die letzten Kapitel des ersten und des zweiten Teils fassen jeweils die Chronologie der Natur- und Menschheitsgeschichte noch einmal aus der Perspektive der herrschenden Welterklärungsmodelle zusammen. Das Mysterium Mathematik nimmt hierbei eine Sonderstellung ein. Sie hat einerseits eine große praktische Bedeutung für unser Naturverständnis, weist andererseits aber auch alle Merkmale eines rein menschlichen Konstrukts auf. Das macht die Mathematik zu einer umfassenden Grundlagendisziplin, Anlass, sie direkt an den Anfang des Buches zu stellen.
„Wer ernsthaft die Wahrheit der Dinge ergründen will, darf sich keiner einzelnen Wissenschaft verschreiben, denn alle Teile der Wissenschaft stehen im Verbund wechselseitiger Abhängigkeit“. Leider findet dieses Zitat des französischen Philosophen René Descartes im heutigen Schulbetrieb keine wirkliche Berücksichtigung – von unserer hochgradig spezialisierten Arbeitswelt ganz zu schweigen. Die Schule hat zwar den Anspruch, uns mit allen wichtigen Wissensgebieten vertraut zu machen, doch werden dabei meist weder Wesen noch Zusammenhänge der Einzeldisziplinen deutlich. Auch, dass unsere heutigen Welterklärungsmodelle nicht vom Himmel gefallen sind, sondern vorläufige Ergebnisse einer Entwicklungsgeschichte darstellen, wird kaum vermittelt: ohne Ptolemäus kein Kopernikus; ohne Kopernikus kein Kepler; ohne Kepler kein Newton; ohne Newton kein Einstein. Um die heute herrschenden Weltbilder zu verstehen, müssen wir ihre historische Entstehung, samt Irrungen und Wirrungen, nachvollziehen. Dabei offenbaren sich mitunter auch unerwartete Zusammenhänge, denn oftmals haben sich die zentralen Welterklärungstheorien auch über disziplinäre Grenzen hinweg gegenseitig beeinflusst.
Dieses Buch hat sich vorgenommen, diesen Entwicklungen und Verbindungen etwas mehr auf den Grund zu gehen. Begleitend zum Buch gibt es auf www.weltwissen.online einen Blog, der die Themen des Buches aufgreift, illustriert, vertieft und in neue Zusammenhänge stellt.