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Dieses eBook: "Waverley: Historischer Roman" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Edward Waverley stammt aus englischem Adel. Während sein Vater in London eine politische Karriere als Parteigänger der Whigs macht, damals die Unterstützer der Monarchen aus dem Haus Hannover, wird Waverley von seinem Onkel aufgezogen, der ihm die alten jakobitischen Werte vermittelt, also die der Anhänger des Hauses Stuart. Auf Wunsch seines Vaters beginnt Edward eine Laufbahn als Offizier beim britischen Militär. Wegen eines Missverständnisses und wegen falscher Anschuldigungen kann er von einem Urlaub in den schottischen Highlands nicht zurückkehren und schließt sich dem zu dieser Zeit (1745) in Schottland ausbrechenden zweiten Jakobitenaufstand an der Seite von Charles Edward Stuart an, der den britischen Thron mit Unterstützung insbesondere aus den schottischen Highlands von der 1714 durch den Hannoveraner Georg I. begründeten britischen Dynastie für die Stuarts zurückerobern möchte. Walter Scott (1771-1832) war ein schottischer Dichter und Schriftsteller.
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Nachdem sich Walter Scott im Jahre 1803 einem größeren Publikum durch seine Balladen als Lyriker bekannt gemacht, ließ er im Jahre 1805 das Lied des letzten Minstrel folgen. Aber der Dichter scheint um jene Zeit schon geahnt zu haben, daß der Prosaroman das eigentliche Gebiet sei, auf das sich dereinst die ganze Größe seines Ruhmes gründen werde. Er schrieb bereits in dem letztgenannten Jahre die ersten sieben Kapitel des Waverley, doch gab er die Fortsetzung auf, weil, wie er selbst gesteht, die Arbeit einem Freunde, dem er sie vorlegte, nicht recht gefiel. Um seinen Ruf als Dichter besorgt, wollte er durch den Versuch eines neuen Genres denselben nicht aufs Spiel setzen. Ohne über das Urtheil seines Freundes empfindlich zu sein, legte er das Manuskript in den Schubkasten eines alten Schreibtisches, der in irgend einer Rumpelkammer stand. »Obschon ich,« erzählt Scott selbst, »unter anderen literarischen Beschäftigungen meine Gedanken ab und zu auf die Fortsetzung des begonnenen Romans richtete, so hatte ich schließlich doch die Idee ganz aufgegeben, weil ich den geschriebenen Anfang in meinen gewöhnlichen Repositorien nicht fand und zu bequem war, denselben aus dem Gedächtniß noch einmal zu schreiben.« Die großartigen Erfolge der von ihm hochverehrten Dichterin Miß Edgeworth, die sich namentlich durch die Darstellung irischer Charaktere und Lebensbilder in England berühmt gemacht, so wie die nachgelassenen Werke Joseph Strutts, eines ausgezeichneten Künstlers und Alterthumsforschers, die er herauszugeben unternahm, und unter denen sich ein angefangener Roman »Queen-Hoo-Hall« befand, steigerten sein Interesse für den historischen Roman. Die Handlung der letztgenannten Erzählung ist in die Regierungszeit Heinrichs VI. verlegt, und Strutt hatte es sich darin angelegen sein lassen, die Lebensweise, Sitten und Bräuche jener Zeit zu illustriren und selbst die Sprache des 15. Jahrhunderts nachzuahmen, wozu ihn seine eminenten historischen und antiquarischen Kenntnisse durchaus befähigten. Das Bruchstück, das eine glänzende Phantasie des Verfassers bekundete, war im übrigen mit großer Eile geschrieben worden, und schien etwas zusammenhangslos, weshalb der Editor Scott es für seine Pflicht erachtete, die Feile anzulegen, und namentlich den hastigen und unkünstlerischen Schluß aus seiner eignen Phantasie zu ersetzen. »Dies war,« fährt er fort, »ein Schritt in meiner Entwicklung zum Romanschriftsteller.« Strutts Roman Queen-Hoo-Hall hatte indessen keinen Erfolg, was Scott wohl nicht mit Unrecht der obsoleten Sprache und der zu großen Häufung antiquarischer Notizen zuschreibt. »Ich hielt es für möglich,« fährt er fort, »diese Fehler zu vermeiden, und dadurch, daß ich ein leichteres und dem allgemeinen Verständniß zugänglicheres Werk schrieb, die Klippe zu umsegeln, an welcher mein Vorgänger Schiffbruch gelitten. Ich war jedoch auch auf der andern Seite durch die Gleichgültigkeit des Publikums gegen Strutts Roman so weit entmuthigt, um mich zu überreden, daß die Sitten des Mittelalters für das große Publikum nicht von erheblichem Interesse seien, was mich auf die Idee führte, daß ein Roman, der sich auf hochländische Geschichte und auf Ereignisse neueren Datums stütze, mehr Aussicht auf Popularität habe, als eine Erzählung aus der Ritterzeit. Meine Gedanken kehrten also mehr als einmal zu der Erzählung zurück, die ich begonnen hatte, und zuletzt führte mir ein bloßer Zufall die verlegten Blätter wieder in den Weg.«
Es trug sich nämlich zu, daß Scott für einen Freund eine Angelschnur suchte und dabei auch das alte oben erwähnte Schreibpult durchstöberte, in welchem sich derartige Utensilien befanden. Bei dieser Gelegenheit fiel ihm denn auch das lang verlorene Manuskript wieder in die Hände. Er setzte sich sofort ans Werk, um die Erzählung nach seiner ursprünglichen Idee zu vollenden.
Der Dichter fügt seinem Bericht sehr bescheiden hinzu: »Ich muß offen bekennen, daß die Art der Ausführung kaum den Erfolg verdient, dessen sich der Roman bei der Veröffentlichung erfreute; denn die einzelnen Momente der Erzählung wurden mit so wenig Sorgfalt an einander gereiht, daß ich mich nicht rühmen kann, auch nur irgend einen deutlichen Plan des Werkes entworfen zu haben. Die sämmtlichen Abenteuer Waverleys in seinen Kreuz-und Querzügen durch das Land mit dem Hochlandräuber Bean Lean sind ohne viel Geschick geschildert. Der Weg, den ich einschlug, paßte mir jedoch am besten, und gestattete mir einige landschaftliche und Sittenschilderungen einzuschieben, denen die Wirklichkeit einiges Interesse verlieh, welches das bloße Talent des Verfassers ihnen sonst schwerlich gewonnen haben würde.« Die Entstehungsgeschichte des Waverley gibt Scott in einem einleitenden Kapitel und in einer besonderen Einleitung, die wir, als mit der eigentlichen Erzählung in keinem Zusammenhange stehend, glaubten fortlassen zu dürfen.
Der Roman wurde im Jahre 1814 veröffentlicht, und da der Name des Verfassers unerwähnt blieb, so hatte der Erstling keine andere Empfehlung in der Welt als seinen eigenen Werth. Anfänglich machte seine Popularität daher auch langsame Fortschritte; aber nach den ersten zwei oder drei Monaten steigerte sich dieselbe in einer für den Verfasser höchst schmeichelhaften und ermuthigenden Weise. Die Kritiker und das literarisch gebildete Publikum forschten vergeblich nach dem Namen des Verfassers, der sich auf dem Gebiet des Prosaromans so glücklich eingeführt hatte und so Bedeutendes verhieß. »Mein ursprünglicher Beweggrund, das Werk anonym zu veröffentlichen,« erklärt Scott selbst, »war die Ueberzeugung, daß es eigentlich ein mit dem Geschmack des Publikums vorgenommenes Experiment war, das möglicher Weise fehlschlagen konnte, und für welches ich das Risiko nicht persönlich übernehmen wollte.« Zur dauernden Bewahrung des Geheimnisses wurden verschiedentliche Vorsichtsmaßregeln getroffen. James Ballantyne, Scotts alter Freund und ehemaliger Schulkamerad, verschaffte ihm die Herren Constable und Cadell, eine sehr angesehene Firma in Edinburg, als Verleger. Er selbst übernahm den Druck, und war der Einzige, der in dieser Angelegenheit mit dem Autor correspondirte. Das Manuskript wurde für den Druck unter Ballantynes Aufsicht von einem andern kopirt, und obgleich verschiedentliche Personen im Laufe der Zeit dazu verwendet wurden, ist doch eine verhältnißmäßig lange Reihe von Jahren hindurch das Geheimniß bewahrt geblieben. Es wurden regelmäßig doppelte Korrekturbogen abgezogen. Den einen erhielt der Verfasser durch Ballantyne, und die von Scott gemachten Aenderungen und Korrekturen wurden durch die Hand seines Freundes auf den zweiten Bogen übertragen und dann erst den Druckern übergeben, so daß diese, denen Scotts Schriftzüge bekannt waren, den eigentlichen Verfasser nicht kennen lernten, und die Bemühungen um die Entdeckung der Autorschaft selbst für die Neugierigsten vergeblich waren. Aber wenn nun auch der Grund zu dieser Verheimlichung im Anfange, wo die Aufnahme des Romans von Seiten des Publikums noch eine zweifelhafte war, sich rechtfertigen läßt, so ist unser Dichter selbst nie im Stande gewesen, eine stichhaltige Erklärung dafür abzugeben, daß er später, als der Erfolg durch die rasche Verbreitung von 10 – 12000 Exemplaren hinter einander glänzend entschieden war, die Anonymität immer noch beibehielt. »Ich habe mich schon anderswo bestimmt ausgesprochen,« sagt er, »daß ich leider über diesen Punkt keinen bessern Grund angeben kann, als den, welchen Shylock für sich anführt: daß dies einmal meine Laune war. Man wird bemerken, daß ich nicht den gewöhnlichen Stimulus für persönlichen Ruhm besaß: auf den Wogen der alltäglichen Unterhaltung zu schwimmen. Literarisches Renommée, mochte ich es nun verdient haben oder nicht, besaß ich schon so viel, daß auch ein noch ehrgeizigeres Gemüth als das meine damit zufrieden sein konnte; und wenn ich mich in einen neuen Wettkampf einließ, konnte ich weit eher gefährden, was ich schon befaß, als eine irgend erhebliche Aussicht gewinnen, mir mehr zu erwerben. Außerdem wurde ich von keinem der Motive angeregt, die in einer früheren Lebensperiode ohne Zweifel auf mich gewirkt haben würden. Meine Freundschaften waren geschlossen, meine gesellschaftliche Stellung befestigt, mein Leben hatte seine Mitte erreicht. Meine Lebenslage war eine höhere, als ich vielleicht verdiente, sicher aber so hoch, wie ich sie wünschte, und es gab kaum irgend einen Grad des literarischen Erfolges, der meine persönliche Lage hätte bedeutend verändern oder bessern können.
Ich wurde also wirklich vom Ehrgeiz nicht angespornt, der doch sonst eine so starke Triebfeder ist, und darum muß ich mich von dem Vorwurfe unziemlicher Gleichgültigkeit oder des Undanks gegen den öffentlichen Beifall zu reinigen suchen. Ich habe darum nicht weniger Dankbarkeit für die öffentliche Gunst empfunden, daß ich sie nicht öffentlich aussprach; – wie ja auch der Liebende, der die Gunst seiner Herrin im Herzen trägt, eben so stolz, wenn auch nicht so eitel auf ihren Besitz ist, als ein anderer, der die Zeichen ihrer Zuneigung an seinem Hute trägt. Weit entfernt von einer so undankbaren Gesinnung, habe ich selten mehr innere Befriedigung empfunden als damals, wo ich, von einer Vergnügungsreise zurückgekehrt, Waverley im Zenith seiner Popularität und die öffentliche Neugierde nach dem Namen des Verfassers laut ausgesprochen fand. Das Bewußtsein, die Anerkennung des Publikums zu besitzen, war für mich der Besitz eines verborgenen Schatzes, der dem Eigenthümer eben so theuer sein mußte, als wenn die ganze Welt gewußt hatte, wem er gehöre. Mit dieser Geheimhaltung war aber noch ein zweiter Vortheil verknüpft. Ich konnte nach Belieben auf der Bühne erscheinen oder verschwinden, ohne irgend welche andere persönliche Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, als die die Vermuthung eingibt. Auch hätte ich mir in meiner eigenen Person, als erfolgreicher Schriftsteller auf anderen literarischen Gebieten, leicht den Vorwurf zuziehen können, mich allzu häufig der Geduld des Publikums aufzudrängen; der Autor des Waverley aber war in diesem Punkte der Kritik so unzugänglich, wie der Geist des alten Hamlet der Hellebarde des Marcellus. Dazu kam noch, daß die durch das Vorhandensein eines Geheimnisses gereizte Neugier des Publikums, durch die von Zeit zu Zeit stattfindenden Diskussionen über den unbekannten Autor, lebendig erhalten wurde, und wesentlich dazu beitrug, das Interesse an den häufigen Publikationen zu steigern. Den Verfasser umgab ein gewisses Geheimniß, das jeder neue Roman möglicher Weise ein wenig lüften konnte, wenn dieser auch sonst vielleicht hinter den andern an Werth zurückblieb.
Man könnte mir vielleicht einen gewissen Grad von Affektation vorwerfen,« fährt Scott in seiner Rechtfertigung fort, »wenn ich hier als einen andern Grund meines Stillschweigens anführe, daß ich eine heimliche Abneigung besaß, mich in persönliche Diskussionen über meine eignen literarischen Arbeiten einzulassen. Es ist jedenfalls gefährlich für einen Schriftsteller, sich fortwährend unter Leuten aufzuhalten, die seine Werke zum alltäglichen und familiären Gegenstande der Unterhaltung machen, und die nothwendiger Weise parteiische Beurtheiler von Schöpfungen sein müssen, die in ihrer eignen Gesellschaft entstanden sind. Der Eigendünkel, den solche Schriftsteller sich aneignen, kann nur in hohem Grade für Gemüth und Charakter nachtheilig sein; denn wenn der Becher der Schmeichelei auch nicht, wie der Trank der Circe, die Menschen in Thiere verwandelt, so kann er, unmäßig geleert, die besten und geschicktesten Leute doch wenigstens zu Narren machen. Dieser Gefahr ist einigermaßen durch die Maske vorgebeugt worden, die ich trug; und mein eigner Vorrath an Eigendünkel ist wenigstens auf seinen ursprünglichen Umfang beschränkt geblieben und nicht durch die Parteilichkeit von Freunden und den Weihrauch von Schmeichlern vergrößert worden.«
Auch die eigene Familie des Dichters, wenigstens seine Kinder, kannten den Autor des Waverley nicht. Es stellte sich einmal heraus, daß die jüngere sechzehnjährige Tochter des Dichters den Buchhändler John Ballantyne (Bruder des James) für den großen Unbekannten hielt. Als Scott bei einem Souper des damaligen Prinz-Regenten in London, an welchem auch die Herzöge von York und Gordon, Lord Melville, Graf Jife, der Marquis von Hertford und andere hohe Herren Theil nahmen, sich der fröhlichsten Laune überließ, wurde er nach Mitternacht durch einen Toast des Prinzen überrascht, der sein Glas ergriff und ausrief: »Hoch lebe und abermals hoch und zum dritten Male hoch der Verfasser des Waverley!« Dabei leerte er sein Glas und blickte schelmisch auf Scott hinüber. – Der Dichter war im Augenblicke verlegen, füllte sein Glas bis zum Rande und sagte: »Eure Hoheit sehen mich so an, als hätte ich ein Anrecht auf die Ehre dieses Toastes. Das ist zwar nicht der Fall, aber ich werde dafür sorgen, daß der rechte Mann von der hohen Ehre Kunde erhält, die ihm zugedacht war,« – Er leerte dann sein Glas und stimmte mit lautem Rufe in das jubelnde Lebehoch ein, welches der Prinz nochmals ertönen ließ.
Gegen Lord Byron soll Scott sich einmal verrathen haben. Kapitän Merwyn erzählt in seinen »Unterredungen mit Lord Byron«, daß er von diesem, als er ihn fragte, ob er überzeugt wäre, daß W. Scott der Verfasser der Waverley-Romane sei, die Antwort erhalten habe: »Scott hat mir in Murrays Bücherladen so gut wie eingestanden, daß er den Waverley geschrieben; ich sprach mit ihm über diesen Roman und beklagte es, daß sein Verfasser die Erzählung nicht bis in die Zeit der Revolution zurückverlegt habe; worauf Scott, der seine Reserve gänzlich vergaß, antwortete: ›Ja, ich hätte das thun können, – aber –‹ hier hielt er plötzlich inne. Es war für ihn vollkommen unmöglich, sich zu verbessern, er machte ein verlegenes Gesicht und entzog sich der Verwirrung, indem er sich rasch davon machte.« Scott erklärt jedoch, daß er sich an diese Scene nicht erinnere, und ist der Meinung, daß er im gegebenen Falle eher gelacht haben als in Verlegenheit davon gelaufen sein würde.
Erst nachdem im Jahre 1826 das Fallissement der Gebrüder Ballantyne, zu deren haftpflichtigem Kompagnon unser Dichter sich selbst gemacht hatte, ausgebrochen war, und die daran geknüpften gerichtlichen Verhandlungen die weitere Bewahrung des Geheimnisses gradezu unmöglich machten, bekannte sich Scott öffentlich als den Verfasser der Waverley-Romane. Im Februar des Jahres 1827 ließ er sich nach dem erwähnten traurigen Ereigniß zum ersten Male wieder bewegen, einem förmlichen Festessen nicht nur beizuwohnen, sondern demselben sogar zu präsidieren. Lord Meadowbank und der Graf von Fife standen ihm dabei nach englischer Sitte als Ehrenpräsidenten zur Seite. Der erstere führte unseren Dichter kurz vor Beginn des Mahles bei Seite und fragte, ob er es übel nehmen werde, wenn bei Gelegenheit eines Toastes der Autorschaft des Waverley gedacht würde. »Thun Sie, was Ihnen beliebt,« entgegnete Scott lächelnd, »aber sprechen Sie nicht zu viel über die alte Geschichte«.
Lord Meadowbank sprach dann zur Versammlung folgendermaßen:
»Ich bitte um die Erlaubniß einen Toast auszubringen.
Es gilt die Gesundheit eines Mannes, dessen Name stets vor allen anderen genannt zu werden verdient, und der überall, wo Schottländer beisammen sind, nicht mit gewöhnlichen Gefühlen der Freude und Theilnahme, nein, mit Entzücken und Begeisterung vernommen wird. Wie oft auch jeder von uns schon auf das Wohl dieses Mannes angestoßen hat, so geschah es doch fast nie ohne gewisse Anspielungen auf Dinge, die mit einem geheimnißvollen Schleier umgeben waren, und man durfte die glühenden Lobeserhebungen, die wir ihm so gern dargebracht hätten, stets nur auf Umwegen an ihn gelangen lassen. Jetzt aber haben die Wolken sich verzogen, das durchsichtige Dunkel ist verschwunden, und der große Unbekannte, der Sänger unseres Heimatlandes, vor dessen Zauberstab vergangene Zeiten und vergangene Geschlechter neu belebt unsern Blicken erschienen sind, er steht jetzt anerkannt vor uns, zur Freude unserer Augen und zum Entzücken unserer Herzen. – Da ich ihn kenne, als Freund, als Menschen und als meinen geliebten Landsmann, so weiß ich, daß die überwältigenden Gaben des Genies, die der große Mann besitzt, nicht bewundernswürdiger sind als seine einfache Bescheidenheit, welcher keine Art von Lobeserhebung angenehm ist, so wenig sie auch das Maß seiner Verdienste zu erreichen im Stande sein dürfte. Doch würden Sie, die Sie hier versammelt sind, es mir nicht verzeihen, wenn ich nicht ausspräche, daß unsere gesammte Nation eine große und schwere Schuld der Dankbarkeit gegen ihn abzutragen hat.
Zuerst hat er das Ausland mit den Schönheiten unseres Vaterlandes bekannt gemacht, und der Ruhm unserer Vorfahren ist von ihm über die Gestade dieser Insel hinausgetragen worden, bis an die Grenzen der Welt. Er hat unseren Nationalcharakter zu neuer Anerkennung gebracht und den Namen Schottland unsterblich gemacht, wäre es auch nur durch das Glück, daß er unter uns geboren ist. – Ich trinke auf das Wohl Sir Walter Scotts!«
Der Beifallssturm, den diese Rede hervorrief, war geradezu betäubend. Die ganze Gesellschaft stieg auf Stühle und Tische, schwenkte die Tücher und jubelte ohne Aufhören.
Sobald die Ruhe einigermaßen hergestellt war, sprach der Dichter:
»Ich hatte, als ich heute hier erschien, keine Ahnung davon, daß ich in Gegenwart von dreihundert Herren ein Geheimniß offenbaren sollte, welches in Anbetracht, daß mehr als zwanzig Menschen um dasselbe wußten, bis jetzt so gut bewahrt worden ist. Ich stehe hier förmlich als Angeklagter vor dem Lord Meadowbank, unserem geehrten Oberrichter, und ich bin überzeugt, daß Sie als Geschworene bei der Geringfügigkeit der gegen mich vorgebrachten Beweise mich freisprechen würden. Demnach will ich mich schuldig bekennen und den Gerichtshof nicht mit Aufzählung der Gründe ermüden, die mein Geständnis so lange verzögert haben. Vielleicht war es zum größten Theil eine bloße Laune. Jetzt habe ich nur zu sagen, daß alles Gute und alles Schlechte, was an diesen Schriften ist, ganz und ausschließlich nur mir einzig und allein zur Last fällt.
Dies ist mein Bekenntniß, und da ich weiß, daß dasselbe an die Oeffentlichkeit dringen wird, so wiederhole ich ausdrücklich, daß, indem ich mich als Verfasser bekenne, ich damit sagen will, daß ich der einzige und alleinige Verfasser bin.
Mit Ausnahme der ausdrücklich als Anführungen aus Dichtern oder sonst bezeichneten Stellen enthalten diese Schriften kein Wort, das nicht aus meiner Erfindung niedergeschrieben oder eine Frucht meiner Studien gewesen wäre, und ich füge mit Prosperos Worten hinzu: Der Hauch Eures Beifalls war es, der meine Segel geschwellt hat.«
Da das Fest zur Gründung einer wohlthätigen Stiftung für verarmte Bühnenkünstler vom Direktor des Edinburger Theaters angeordnet war, fügte Scott hinzu:
»Und nun trinke ich auf das Wohl des großen Bühnenkünstlers, Herrn Mackay, der die Gestalten, deren Umrisse ich entworfen, so oft durch sein Genie vor unsern Augen zur lebendigen Anschauung gebracht hat. Dieser Toast wird gewiß mit dem Beifallssturm aufgenommen werden, an welchen dieser Künstler mit Recht so gewöhnt ist. Möge dieser Beifall stets sein und bleiben: Wun–der–bar!«
Diese beiden Toaste haben zu ihrer Zeit nicht nur in England, sondern auch in ganz Europa das größte Aufsehen erregt, indem selbst diejenigen, welche in die Autorschaft der Waverley-Romane, so weit Scott in Frage kam, keinen Zweifel setzten, sich nicht vorstellen konnten, daß er allein, ohne jede fremde Hilfe, im Stande gewesen sei, eine so große Anzahl von Meisterwerken zu schaffen. Der Roman Waverley, das erste der langen Reihe unsterblicher Werke, die seit 60 Jahren die gesammte gebildete Welt entzückt haben, ist keineswegs ein unvollkommener Versuch, sondern es enthält dieser Erstlingsroman unseres Dichters bereits all die Schönheiten der Sprache und der Erfindung, wie sein jüngster deutscher Biograph sich ausdrückt, die uns an all den andern entzücken. Es zeigt sich hier bereits die vollendete Meisterschaft der Charakteristik, so wie auch die Schilderung der Scenerie, die Malerei der Naturschönheiten bereits den großen Künstler deutlich genug verrathen. Im Punkte der Menschendarstellung ist sein Realismus nur an der schaffenden Kraft eines Shakespeare zu messen, und grade der Waverley weist eine Fülle solcher lebenswahren Figuren und Charaktere auf. Namentlich aber ist es der hohe Adel der Gesinnung, der sittliche Ernst seiner Helden und Heldinnen, die in diesem ersten Romane so wohlthuend auf uns wirken, und uns auch dort fesseln und einnehmen, wo wir den politischen Standpunkt der geschilderten Charaktere nicht theilen. Wir wollen es indessen nicht versuchen, dem Leser durch eine Charakteristik der einzelnen Persönlichkeiten vorzugreifen, und überlassen es ihm, sich sein eignes Urtheil zu bilden.
Vor sechszig, und wir dürfen heute wohl sagen vor mehr als hundert Jahren, nahm Edward Waverley, der Held der folgenden Blätter, Abschied von seiner Familie, um in das Dragonerregiment zu treten, in welchem er kürzlich eine Anstellung erhalten hatte. Es war ein trüber Tag in Waverley-Haus, als der junge Offizier Abschied von Sir Everard nahm, dem freundlichen alten Oheim, dessen muthmaßlicher Universalerbe er war.
Die Verschiedenheit politischer Meinungen hatte früh den Baronet mit seinem jüngern Bruder, Richard Waverley, dem Vater unsers Helden veruneinigt. Sir Everard hatte von seinen Vorfahren die ganze Summe der Toryansichten geerbt, welche das Haus Waverley seit dem großen Bürgerkriege ausgezeichnet hatte. Richard dagegen, der zehn Jahre jünger war, sah sich zu dem Schicksal eines jüngern Sohnes geboren, und erwartete weder Ansehen noch Unterhalt von dem bescheidenen Titel Hans Schickedich. Er sah, daß es nöthig sei, so wenig als möglich Gewicht zu tragen, um in dem Wettrennen des Lebens einen Preis zu erringen. Maler sprechen von der Schwierigkeit, verschiedene Leidenschaften zugleich in denselben Zügen auszudrücken: es würde nicht minder schwierig für den Moralisten sein, die verschiedenen Motive zu analysiren, die sich vereinigen, um den Impuls zu unsern Handlungen zu geben. Richard Waverley las und überzeugte sich selbst durch Geschichte und gesundes Urtheil von der Wahrheit des alten Liedes:
Friedsam dulden war ein Scherz, Pah! Widerstand wars nicht;
aber die Vernunft wäre wahrscheinlich unfähig gewesen, erbliche Vorurtheile zu bekämpfen und zu beseitigen, hätte Richard vermuthen können, daß sein älterer Bruder, Sir Everard, die Vereitlung einer Jugendliebe sich so zu Herzen nehmen würde, um mit 72 Jahren noch unverheiratet zu sein. Die Aussicht auf die Erbschaft, wie fern sie auch sein mochte, würde es über ihn vermocht haben, sich durch den größten Theil seines Lebens als »Master Richard, des Baronets Bruder« hinzuschleppen, in der Hoffnung, daß er vor seinem Ende noch als Sir Richard Waverley von Waverley-Haus ausgezeichnet werden, und als Erbe eines fürstlichen Besitzthums und ausgedehnter politischer Verbindungen das Haupt der ganzen Grafschaft sein würde. Doch dies waren Dinge, die sich bei Richards Eintritt in das Leben nicht ahnen ließen. Sir Everard stand damals in der Blüthe seines Alters, und in der sichern Ueberzeugung, ein willkommener Werber in beinahe jeder Familie zu sein, mochte nun Reichthum oder Schönheit den Gegenstand seiner Bewerbungen ausmachen. Seine baldige Verheiratung war daher in der That ein Gerücht, welches die Nachbarschaft regelmäßig einmal jedes Jahr unterhielt. Sein jüngerer Bruder sah keinen Weg zur Unabhängigkeit, wenn nicht die Benutzung seiner eigenen Kräfte und die Annahme eines politischen Glaubens, der mit seinem Verstande und seinem Interesse mehr übereinstimmte, als der erbliche Glaube des Sir Everard an die Hochkirche und das Haus Stuart. So erklärte er bei dem Beginn seiner Laufbahn seinen Widerruf und trat in das Leben als anerkannter Whig und Freund der hannoverschen Erbfolge.
Das Ministerium zur Zeit Georg I. war klug dafür besorgt, die Phalanx der Opposition zu verringern. Der Toryadel, der seines geborgten Glanzes wegen von dem Sonnenscheine eines Hofes abhing, hatte sich seit einiger Zeit allmählich mit der neuen Dynastie ausgesöhnt. Aber die reichen Landedelleute Englands, welche neben vielen alterthümlichen Sitten und traditioneller Redlichkeit einen großen Theil hartnäckiger und unbeugsamer Vorurtheile besaßen, hielten sich in hochmüthiger und dumpfer Opposition fern und warfen manchen Blick des Hoffens und Sehnens nach Bois le Duc, Avignon und Italien.
Der Uebertritt eines nahen Verwandten dieser hartnäckigen und unbeugsamen Widersacher wurde von Seiten der Regierung als ein Mittel betrachtet, mehrere Bekehrte zu gewinnen, und Richard Waverley begegnete daher einer ministeriellen Gunst, die zu seinen Talenten oder zu seiner politischen Wichtigkeit in keinem Verhältnis stand. Man entdeckte indessen, daß er achtungswerthe Talente zu öffentlichen Geschäften besaß, und nachdem er einmal Zutritt zum Minister gewonnen, stieg er schnell. Sir Everard erfuhr aus den Zeitungen zuerst, daß Richard Waverley Esquire für den ministeriellen Flecken Barterfaith gewählt worden sei, dann, daß Richard Waverley Esqu. bei den Debatten über die Accisebill an der Unterstützung der Regierung einen auserlesenen Antheil genommen hatte, und zuletzt, daß Richard Waverley Esqu. mit einem Sitz an einem der Gerichte beehrt worden sei, an welchen das Vergnügen, dem Lande zu dienen, mit bedeutenden Einnahmen gepaart ist, die, um sie annehmbarer zu machen, regelmäßig einmal in jedem Quartale wiederkehren. Obgleich diese Ereignisse so nahe auf einander folgten, daß der moderne Scharfsinn eines Zeitungsredakteurs die beiden letztern vorausgesagt haben würde, während er das erste meldete, so kamen sie doch zur Erkenntniß Sir Everards allmählich, Tropfen bei Tropfen so zu sagen, destillirt durch den kalten und zögernden Brennkolben von Dyers »wöchentlichen Briefen«, denn es mag im Vorbeigehen erwähnt werden, daß statt der Briefträger, durch welche jetzt jeder Arbeiter die gestrigen Neuigkeiten der Hauptstadt erfährt, in jenen Tagen eine wöchentliche Post nach Waverley-Haus einen wöchentlichen Anzeiger brachte, der, nachdem er Sir Everards und seiner Schwester Neugier, sowie die seines bejahrten Kellermeisters befriedigt hatte, regelmäßig von der Halle nach der Pfarre gebracht wurde, von der Pfarre zum Esqu. Stubb, vom Esqu. zu dem Verwalter des Baronets, nach dessen nettem weißen Hause auf der Weide, vom Verwalter zum Schultheiß, und von diesem durch einen großen Kreis ehrlicher Weiber und Gevattern, von deren harten hornigen Händen er ungefähr einen Monat nach seiner Ankunft gewöhnlich in Stücken zerrissen wurde.
Diese langsame Aufeinanderfolge der Nachrichten war in dem vorliegenden Falle von einigem Vortheile für Richard Waverley; denn hätte die ganze Summe seiner ungeheuren Erfolge auf einmal die Ohren Sir Everards erreicht, so ist nicht zu zweifeln, daß der neue Beamte wenig Ursache gehabt haben würde, sich zu dem Erfolge seiner politischen Laufbahn Glück zu wünschen. Der Baronet war zwar der gutmüthigste Mensch, aber doch nicht ohne verletzbare Seiten in seinem Charakter; seines Bruders Ausführung hatte diese tief verwundet; die Waverley-Besitzungen hatten keinen Erbfolgezwang, denn nie war es einem der frühern Besitzer in den Sinn gekommen, daß einer seiner Enkel sich solcher Vergehungen schuldig machen könnte, wie die, welche Dyers Wochenblatt Richard zur Last legte, und wäre das auch der Fall gewesen, so würde doch die Heirat des Besitzers für einen Seitenerben sehr mißlich gewesen sein. Diese verschiedenen Gedanken fuhren Sir Everard durch den Kopf, ohne aber einen bestimmten Entschluß hervorzurufen.
Er besichtigte seinen Stammbaum, welcher, geziert mit manchem Embleme der Ehre und des Heldenmuthes, an dem wohlpolirten Wandgetäfel seiner Halle hing. Die nächsten Abkömmlinge des Sir Hildebrand Waverley waren die Waverley von Highley-Park, mit denen der ältere Zweig oder vielmehr Stamm des Hauses seit einem großen Prozesse im Jahr 1670 jede Verbindung abgebrochen hatte.
Dieser entartete Zweig hatte sich noch eine weitere Beleidigung gegen das Haupt seines Geschlechts zu Schulden kommen lassen, und zwar durch die Verheiratung seines Stammhauptes, mit Judith der Erbin von Oliver Bradshawe, von Highley-Park, dessen Wappen, das mit dem des Königsmörders Bradshawe übereinstimmte, er mit dem alten Wappen der Waverleys verband. Diese Vergehungen waren jedoch der Erinnerung des Sir Everard in der Hitze seines Unwillens entschwunden, und wäre der Anwalt Klippurse, nach dem er seinen Reitknecht expreß absandte, nur eine Stunde früher gekommen, so würde derselbe die Genugthuung gehabt haben, eine neue Erbfolge für die Lordschaft und die Besitzungen von Waverley-Haus mit allem Zubehör aufzusetzen. Aber eine Stunde kalter Ueberlegung ist eine wichtige Sache, wenn sie dazu benutzt wird, das vergleichungsweise Böse von zwei Maßregeln abzuwägen, für welche wir innerlich nicht eingenommen sind. Anwalt Klippurse
fand seinen Patron in tiefes Sinnen versunken und war zu ehrerbietig, um ihn darin auf andere Weise zu stören, als daß er ihm sein Papier und sein ledernes Tintenfaß zeigte als Beweis, daß er bereit sei, Sr. Gnaden Befehle niederzuschreiben.
Selbst diese geringe Andeutung machte Sir Everard verlegen, denn er betrachtete sie als einen Vorwurf für seine Unentschlossenheit. Er sah den Anwalt mit einigem Verlangen an, sein Fiat hinzuschreiben, als die Sonne, hinter einer Wolke hervortretend, plötzlich ihr gebrochenes Licht durch das vergitterte Fenster des dunkeln Kabinetes warf, in dem sie saßen. Als der Baronet sein Auge erhob, fiel es gerade auf das Mittelschild des Stammbaumes, auf dem derselbe Wahlspruch stand, den sein Vorfahr auf dem Schlachtfelde von Hastings geführt haben soll: »Sans tâche«.
»Möge unser Name eher untergehen,« rief Sir Everard, »als daß dies alte treue Symbol mit dem entehrten Wappen eines verrätherischen Rundkopfes vereinigt werde.«
Dies alles war die Wirkung eines Sonnenstrahles, der eben hinreichte, dem Anwalt Klippurse das nöthige Licht zum Spitzen seiner Feder zu geben. Die Feder wurde vergebens gespitzt. Der Anwalt wurde mit der Weisung entlassen, sich bereit zu halten, auf den nächsten Ruf zu erscheinen.
Die Ankunft des Anwalt Klippurse in der Halle hatte manche Vermuthungen in dem Theile der Welt, dessen Mittelpunkt Waverley-Haus bildete, veranlaßt, aber schärfere Politiker dieses Mikrokosmus zogen noch schlimmere Folgerungen für Richard Waverley aus einem Ereignisse, welches kurze Zeit nach dessen Abfall stattfand. Dies war nichts Geringeres als ein Ausflug des Baronets in einer mit sechs Pferden bespannten Staatskutsche und mit vier Bedienten in reicher Livree, um einen Besuch von einiger Dauer bei einem edlen Pair der Nachbarschaft zu machen, der von unbeflecktem Stamme, von festen torystischen Grundsätzen und glücklicher Vater von sechs unverheirateten und heiratsfähigen Töchtern war.
Sir Everards Aufnahme in dieser Familie war, wie man sich leicht denken kann, höchst günstig; unter den sechs jungen Mädchen leitete ihn sein Geschmack aber unglücklicherweise auf Lady Emily, die jüngste, die seine Aufmerksamkeit mit einer Verlegenheit hinnahm, welche bewies, daß sie sie nicht abzulehnen wagte, und daß sie ihr doch eher alles andere als Freude machte. Sir Everard mußte etwas Ungewöhnliches in der zurückhaltenden Erwiderung finden, welche das junge Mädchen seinem Entgegenkommen zollte, indeß durch die kluge Gräfin versichert, dies wären die natürlichen Folgen einer zurückgezogenen Erziehung, würde er den verhängnißvollen Schritt ohne Zweifel gethan haben, hätte nicht eine ältere Schwester den Muth gehabt, dem mächtigen Bewerber zu gestehen, daß Emilys Neigung bereits auf einen jungen reichen Krieger, einen nahen Verwandten ihrer Familie, gefallen sei. Sir Everard zeigte sich bei dieser Nachricht sehr erregt. Dieselbe wurde bald daraus durch das junge Mädchen selbst in einer besondern Zusammenkunft bestätigt, in der sie zugleich die schrecklichsten Besorgnisse über ihres Vaters Unwillen äußerte.
Ehre und Großmuth waren erbliche Eigenschaften des Hauses Waverley. Mit einer Anmuth und einem Zartgefühl, das eines Romanhelden würdig war, zog Sir Everard seine Bewerbung um die Hand der Lady Emily zurück, ja, ehe er Blandville-Castle verließ, war er sogar so geschickt, Emilys Vater die Einwilligung zu der Ehe mit dem Gegenstande ihrer Wahl abzudringen. Was für Gründe er in dieser Hinsicht anführte, kann nicht genau angegeben werden, denn im Punkte der Ueberredungsgabe wurde Sir Everard nie für stark gehalten. Sei’s, wie’s wolle, der junge Offizier stieg unmittelbar nach diesem Schritte in der Armee mit einer Schnelligkeit, die den gewohnten Schritt nicht protegirten Verdienstes weit übertraf, obgleich dieses dem äußern Scheine nach alles war, worauf er sich stützen konnte.
Der Streich, welchen Sir Everard bei dieser Gelegenheit empfing, wurde zwar durch das Bewußtsein gemildert, daß er tugendhaft und ehrenwerth gehandelt, hatte aber doch einen Einfluß auf sein ganzes künftiges Leben. Sein Heiratsentschluß war in einem Anfalle des Unwillens gefaßt worden, die Mühe des Hofmachens paßte nicht ganz zu der würdevollen Trägheit seiner Gewohnheiten, er war nur durch einen glücklichen Zufall der Gefahr entgangen, eine Frau zu heiraten, die ihn nie lieben konnte, und sein Stolz konnte sich durch diesen Ausgang seiner Bewerbung nicht geschmeichelt fühlen, auch wenn sein Herz nicht dadurch gelitten hätte. Das Resultat der ganzen Sache war seine Rückkehr nach Waverley-Haus, ungeachtet der Seufzer und schmachtenden Blicke der schönen Verrätherin, welche nur aus schwesterlicher Zuneigung das Geheimniß von der Liebe der Lady Emily verrathen hatte. Auch die Winke und Fingerzeige der gefälligen Lady Mutter und die ernsten Lobsprüche, welche der Graf der Klugheit, dem gesunden Sinne und den bewundernswerthen Anlagen seiner ersten, zweiten, dritten, vierten und fünften Tochter zollte, wollten nicht verfangen.
Die Erinnerung an seine mißlungene Werbung war für Sir Everard, wie bei manchen Männern seiner Gemüthsart, die zugleich schüchtern, stolz, reizbar und träg sind, eine Warnung, sich für die Zukunft ähnlicher Demüthigung, Mühe und fruchtloser Anstrengung nicht wieder auszusetzen. Er fuhr fort, in Waverley-Haus nach Art eines altenglischen Edelmannes von altem Geschlecht und großem Vermögen zu leben. Seine Schwester, Miß Rahel Waverley, führte den Vorsitz an seiner Tafel, und sie wurden allmählich, er ein alter Hagestolz und sie eine alte Jungfer, die freundlichsten und gutmüthigsten Anhänger des Cölibates.
Die Heftigkeit des Unwillens gegen seinen Bruder war in Sir Everard nur von kurzer Dauer; sein Mißfallen aber an dem Whig und dem königlichen Beamten erhielt fortwährend eine gewisse Kälte zwischen ihnen, wenn es auch nicht fähig war, ihn zu irgend einer Maßregel anzutreiben, die für Richard in Bezug auf die Erbfolge der Familiengüter nachtheilig gewesen wäre. Richard kannte genug von der Welt und von dem Temperamente seines Bruders, um zu glauben, daß er durch irgend ein unüberlegtes oder übereiltes Vorgehen von seiner Seite passives Mißfallen in einen thätigeren Unwillen verwandeln könnte. Es war daher nur ein Zufall, der endlich eine Erneuerung ihres Verkehrs herbeiführte. Richard hatte ein junges Mädchen von Rang geheiratet, durch dessen Familienverbindungen und Privatvermögen er seine Carriere zu beschleunigen hoffte. Durch sie wurde er Besitzer eines Gutes von einigem Werthe, welches nur wenige Meilen von Waverley entfernt lag.
Der kleine Edward, der Held unserer Geschichte, damals fünf Jahre alt, war ihr einziges Kind. Es ereignete sich, daß das Kind mit seiner Wärterin eines Morgens sich eine Meile von der Allee entfernt hatte, die zu Brerewood-Lodge, seines Vaters Wohnsitz, führte. Ihre Aufmerksamkeit wurde durch einen Wagen erweckt, den sechs schöne Rappen zogen, und der mit so viel Schnitzwerk und Vergoldung verziert war, daß er der Staatskutsche eines Lordmayors Ehre gemacht haben würde. Der Wagen wartete auf den Besitzer, der in geringer Entfernung davon die Fortschritte eines halbfertigen Pachthofgebäudes besichtigte. Ich weiß nicht, auf welche Weise der Knabe ein Wappenschild mit drei Hermelinen als sein persönliches Eigenthum zu betrachten gelernt haben mochte, aber kaum sah er dies Familienzeichen, als er fest entschlossen schien, sein Recht auf das glänzende Fuhrwerk geltend zu machen, auf dem es angebracht war. Der Baronet erschien, während die Wärterin noch vergebens bemüht war, den Knaben davon abzubringen, sich den vergoldeten Wagen mit den sechs Pferden zuzueignen. Das Zusammentreffen erfolgte in einem glücklichen Augenblicke für Edward, denn sein Oheim hatte eben nachdenklich und mit einem Gefühle von Neid den kräftigen Knaben seines stattlichen Pächters betrachtet, dessen Wohnung nach seiner Anleitung erbaut wurde. In dem rothwangigen Cherubsgesichte, das hier vor ihm stand, sein Auge und seinen Namen und einen Anspruch auf den Erbtitel hatte, schien die Vorsehung ihm den Gegenstand zu gewahren, der am besten geeignet war, die Leere in seinen Hoffnungen und seinen Neigungen auszufüllen. Sir Everard kehrte nach Waverley-Hall auf einem für ihn bereit gehaltenen Reitpferde zurück, während er das Kind und seine Wärterin in dem Wagen nach Brerewood-Lodge schickte, und zwar mit einer Botschaft, die Richard Waverley eine Thür zur Aussöhnung mit seinem ältern Bruder öffnete.
Der so erneuerte Verkehr blieb indeß formell und höflich, aber trotz des Mangels an brüderlicher Herzlichkeit genügte er den Wünschen beider Parteien. Sir Everard erhielt durch die häufige Gesellschaft seines kleinen Neffen etwas, worin sein erblicher Stolz das vorempfundene Vergnügen einer Fortpflanzung seines Geschlechtes finden konnte, zugleich fand seine Freundlichkeit und Güte volle Gelegenheit zur Ausübung. Richard Waverley sah in der wachsenden Zuneigung zwischen Oheim und Neffen die Mittel zu seines Sohnes, wo nicht seiner eigenen Nachfolge in den erblichen Besitzungen. Daß durch irgend einen Versuch zu größerer Vertraulichkeit diese Aussicht bei einem Manne von Sir Everards Anschauungen eher gefährdet als befördert werden konnte, dessen war er sich wohl bewußt.
Durch eine Art stillschweigenden Uebereinkommens wurde es so dem kleinen Edward erlaubt, den größeren Theil des Jahres in Waverley-Hall zuzubringen, und er schien beiden Familien gleich eng und intim anzugehören, obgleich ihr gegenseitiger Verkehr sich eigentlich nur auf formelle Mitteilungen und noch formellere Besuche beschränkte. Die Erziehung des Knaben wurde wechselsweise durch den Geschmack und die Meinungen seines Oheims und seines Vaters geleitet. Doch davon mehr in dem folgenden Kapitel.
Die Erziehung unseres Helden Edward Waverley war von etwas oberflächlicher Art. In seiner Kindheit litt seine Gesundheit durch die Londoner Luft, oder man glaubte wenigstens, sie leide dadurch. Sobald daher Amtspflichten, Theilnahme am Parlament, oder die Verfolgung irgend eines Planes seinen Vater nach der Stadt riefen, wurde Edward nach Waverley-Haus gebracht und erfuhr hier zugleich mit dem Wechsel des Aufenthalts einen gänzlichen Wechsel der Lehrer und des Unterrichts. Dem wäre leicht abzuhelfen gewesen, wenn sein Vater ihn unter die Oberaufsicht eines ständigen Hofmeisters gestellt hätte. Aber er mochte glauben, daß ein Mann nach seiner Wahl für Waverley-Haus nicht annehmbar erscheinen würde, und daß eine Wahl des Sir Everard, würde die Sache diesem überlassen, ihn mit einem unangenehmen Hausgenossen, wo nicht gar mit einem politischen Spione in seiner Familie belästigt hätte. So unterblieb diese Maßnahme, und der Vater vermochte seinen Privatsekretär, einen jungen Mann von Geschmack und Kenntnissen, eine Stunde oder zwei des Tages auf Edwards Erziehung zu verwenden, wenn dieser in Brerewood-Lodge war, und überließ dessen Oheim die Verantwortlichkeit für seine Vervollkommnung in literis, während der Knabe zu Gast auf dem gräflichen Schlosse war.
Dieser Verantwortlichkeit genügte Sir Everard in gewissem Grade nicht unzureichend, denn er machte seinen Kaplan zum Lehrer des Knaben, einen Mann, der seine Anstellung bei der Universität verloren hatte, weil er bei der Thronfolge Georgs I. den Eid verweigert hatte, und der nicht nur in der klassischen Literatur des Alterthums ausgezeichnet war, sondern auch sonstige gründliche Kenntnisse besaß, namentlich ein Meister in vielen neueren Sprachen war. Doch der Kaplan war alt und nachsichtig, und das wiederholte Interregnum, welches den jungen Edward seiner Disciplin gänzlich entzog, trug nicht dazu bei, seine Autorität zu verstärken, so daß dem Knaben gestattet war, zu lernen, was er wollte, wann er wollte und wie er wollte. Diese Schlaffheit der Disciplin würde für einen Knaben von unzureichender Begabung verderblich gewesen sein, da er die Erwerbung von Kenntnissen als eine Mühe empfunden, und sie überhaupt unterlassen haben würde, wenn ihn der Lehrer nicht dazu anhielt; nicht minder gefährlich hätte die Methode für einen Jüngling sein können, dessen physisches Vermögen mächtiger gewesen wäre als seine Einbildungskraft oder sein Gefühl, und den jenes unwiderstehlich zu körperlichen Uebungen gelockt hätte – der Charakter Edward Waverleys war von den geschilderten beiden gleich weit entfernt; seine Fassungsgabe war so ungemein stark, daß sie fast zur Intuition wurde, und die Hauptsorge seiner Lehrer darin gipfelte, ihn abzuhalten, sein Ziel zu überschneiden, wie ein Jäger es nennen würde, d. h. sich die nothwendigen Kenntnisse nur in flüchtiger, unvollständiger und oberflächlicher Weise anzueignen. Dazu hatte der Lehrer noch eine andere Neigung in dem Knaben zu bekämpfen, eine Neigung, die nur zu oft mit glänzender Phantasie und Lebhaftigkeit des Talentes vereint ist, jene Trägheit nämlich, die nur durch irgend ein starkes Motiv der Befriedigung gehoben werden kann, da sie es liebt, auf das Studium zu verzichten, sobald die Neugier gesättigt, das Vergnügen, die Schwierigkeiten zu besiegen, erschöpft, und die Neuheit der Sache zu Ende ist. Edward warf sich voll Eifer auf jeden klassischen Autor, dessen Lektüre sein Lehrer vorschlug, machte sich in kurzer Zeit so weit zum Herrn seines Stils, daß er den Inhalt verstand; gefiel ihm dieser, oder erregte er irgend wie sein Interesse, so beendete er den Band, vergebens aber war es, seine Aufmerksamkeit auf kritische Unterscheidungen zu richten, auf die Verschiedenheit des Idioms, auf die Schönheit glücklicher Ausdrücke oder die künstlichen Regeln der Syntax. Ich kann einen lateinischen Autor lesen und verstehen, sagte der junge Edward mit dem Selbstvertrauen und dem raschen Urtheil eines Fünfzehnjährigen, und Skaliger und Bentley könnten eben nicht mehr thun. Leider bemerkte er nicht, während man ihm erlaubte, so nur zur Befriedigung seines Vergnügens zu lesen, daß er für immer die Gelegenheit verlor, die Gewohnheit eifrigen und gründlichen Lernens zu erwerben und die Kunst zu erringen, die Kräfte seines Geistes auf ernste Forderungen zu lenken und zu concentriren, eine Kunst, die weit wesentlicher ist, als jede Gelehrsamkeit in der Erklärung klassischer Autoren, die den ersten Gegenstand des Studiums zu bilden pflegt. Die Bibliothek zu Waverley-Haus, ein geräumiges gothisches Gemach mit doppelten Bogen und einer Gallerie, enthielt eine zahlreiche Sammlung und ein Durcheinander von Büchern, wie sie eben im Laufe von zwei Jahrhunderten durch eine Familie angehäuft werden, die immer reich und folglich auch immer geneigt gewesen war, ihre Schränke mit der laufenden Literatur des Tages ohne viel Unterscheidungsgabe und Urtheil zu füllen. Ueber die weiten Gebiete, die diese Bücher behandelten, war Edward die freie Herrschaft gestattet, sein Lehrer folgte seinen eigenen Studien. Kirchenpolitik und Kirchenstreitigkeiten im Verein mit einer ausgeprägten Liebe zur Bequemlichkeit lenkten seine Aufmerksamkeit zwar nicht ganz von den Fortschritten ab, die der präsumptive Erbe seines Patrons machte, wirkten aber so viel, ihn jede erdenkbare Ausrede benutzen zu lassen, daß er keine strenge und regelmäßige Aufsicht über dessen Studium führte. Sir Everard war nie Student gewesen und hielt sich gleich seiner Schwester, Miß Rahel Waverley, an den allgemeinen Grundsatz, daß Trägheit sich mit jeder Art des Lesens vertrage, und daß die bloße Verfolgung der Charaktere des Alphabets mit dem Auge eine nützliche und verdienstliche Beschäftigung sei, ohne ängstlich zu erwägen, was für Gedanken oder Lehren diese Charaktere zufällig enthalten. Mit dem Verlangen nach Unterhaltung, welches eine bessere Leitung bald in ernsten Forschungseifer verwandelt haben würde, schiffte daher der junge Waverley durch das Büchermeer wie ein Fahrzeug ohne Pilot oder Steuerruder. Nichts steigert sich vielleicht durch Nachsicht mehr als eine flatterhafte Gewöhnung beim Lesen; ich glaube, ein vorzüglicher Grund, weshalb uns so zahlreiche Beweise gediegener Kenntnisse unter den niedern Ständen begegnen, ist der, daß bei denselben geistigen Kräften der arme Student auf einen geringen Kreis von Büchern beschränkt ist, und daß er deshalb gezwungen ist, sich mit den wenigen, die er besitzt, innig vertraut zu machen, ehe er sich neue anschaffen kann. Edward dagegen las, gleich einem Epikureer, der nur den Theil des Pfirsichs genießt, den die Sonne getroffen, die Bücher nur, so lange sie seine Neugier oder seine Theilnahme reizten. Natürlich wurde durch diese Gewohnheit die Erreichung seines Ziels täglich schwieriger, bis die Leidenschaft zu lesen gleich andern starken Neigungen durch die Befriedigung selbst eine Art von Uebersättigung herbeiführte. Doch ehe er zu dieser Gleichgültigkeit gelangte, hatte er viele wesentliche Kenntnisse, wenn auch ungeordnet und bunt gemischt, in einem ungemein glücklichen Gedächtnisse aufgespeichert. In der englischen Literatur war er vertraut mit Shakespeare und Milton, mit den frühern dramatischen Autoren, mit mancher malerischen und interessanten Schilderung aus alten Chroniken, und besonders wohl vertraut mit Spenser, Drayton und andern Dichtern, die sich an romantischen Schöpfungen versuchten, von allen Aufgaben die bezauberndste für eine jugendliche Einbildungskraft, ehe die Leidenschaften sich erhoben haben, die der sentimentalen Poesie das Feld bereiten. Seine Kenntniß des Italienischen hatte ihn hier noch weiter geführt, als er in der englischen Literatur hätte gelangen können, sie hatte ihn befähigt, die zahlreichen romantischen Gedichte zu durchfliegen, welche seit den Tagen des Pulci eine Lieblingsübung für die geistvollen Köpfe Italiens waren, und Befriedigung in den zahlreichen Novellensammlungen zu suchen, die der Genius jener eleganten aber üppigen Nation in Nacheiferung des Dekamerone hervorgebracht hat. In der klassischen Literatur hatte Waverley die gewöhnlichen Fortschritte gemacht und die gangbaren Autoren gelesen; das Französische bot ihm eine beinahe unerschöpfliche Sammlung von Memoiren, die kaum wahrer als Romane waren, und von Romanen in so vorzüglicher Darstellung, daß sie kaum von Memoiren unterschieden werden konnten. Die glänzenden Schriften von Froissart mit seinen herzbewegenden und sinnbestrickenden Beschreibungen des Krieges und der Turniere zählte er unter seine Lieblinge, und aus denen von Brantome und de la Noue lernte er den wilden und lockeren, doch abergläubischen Geist der Edlen der Ligue mit dem strengen, ernsten und zuweilen unruhigen Sinn der hugenottischen Partei vergleichen. Das Spanische hatte ebenfalls zu seinem Vorrath von ritterlichen und romantischen Kenntnissen beigetragen. Die frühere Literatur der nordischen Nationen entging dem Studium dessen nicht, der mehr las, um die Einbildungskraft zu erwecken als um den Verstand zu bilden. Und dennoch konnte Edward Waverley, obgleich er viel wußte, was nur Wenigen bekannt ist, mit Recht als unwissend betrachtet werden, denn er wußte nur wenig von dem, was die Würde des Menschen erhöht und ihn befähigt, mit Auszeichnung eine höhere Stellung in der Gesellschaft einzunehmen. Die gelegentliche Aufmerksamkeit seiner Eltern hätte ihm allerdings den Dienst leisten können, die Verschwendung des Geistes zu hindern, die mit einer so oberflächlichen Art des Lesens verbunden war, aber seine Mutter starb im siebenten Jahre nach der Aussöhnung zwischen den Brüdern, und Richard Waverley selbst, welcher nach diesem Ereignisse fast nur in London verweilte, war zu sehr mit seinen eigenen Plänen beschäftigt, um von Edward mehr zu bemerken, als daß er eine große Neigung zu Büchern habe und wahrscheinlich dazu bestimmt sei, ein Bischof zu werden. Hätte er seines Sohnes wache Träume entdecken und zergliedern können, er würde einen ganz andern Schluß daraus gezogen haben.
Ich habe bereits darauf hingedeutet, daß der leckere, wählerische und prunkhafte Geschmack, der durch das Uebermaß müßigen Lesens erweckt wurde, unsern Helden nicht nur unfähig zu ernstem und gründlichem Studium machte, sondern ihm auch in gewissem Grade alles verleidete, was er bisher mit Vorliebe gepflegt hatte. Er stand in seinem sechszehnten Jahre, als seine Gewohnheit zur Absonderung und seine Liebe zur Einsamkeit so hervorstechend wurden, daß sie bei Sir Everard Besorgniß erweckten. Er versuchte dieser Neigung dadurch entgegen zu wirken, daß er seinen Neffen zur Jagd anspornte, die das Hauptvergnügen seiner eigenen Jugend gewesen war; aber obgleich Edward einige Zeit lang die Jagdflinte mit Eifer auf die Schulter nahm, so hörte der Zeitvertreib doch auf, ihm Unterhaltung zu gewähren, sobald er im Schießen einige Geschicklichkeit erlangt hatte.
Im folgenden Frühjahr bewog das bezaubernde Werk des alten Isaak Walton unsern Edward, ein Angelbruder zu werden. Aber von allen Zerstreuungen, die je ersonnen sind, den Müßiggang erträglich zu machen, ist das Fischen am wenigsten geeignet, einen Menschen zu unterhalten, der träg und ungeduldig ist, – unseres Helden Angelruthe wurde daher bald bei Seite geworfen.
Auch an der Gesellschaft gleichalteriger junger Leute fehlte es ihm. Zwar gab es einige von besserer Erziehung und edlerem Charakter in der Nahe, aber von ihrer Gesellschaft war unser Held ausgeschlossen, Sir Everard hatte bei dem Tode der Königin Anna seinen Sitz im Parlamente aufgegeben, und als sein Alter zunahm und die Zahl seiner Altersgenossen sich verminderte, zog er sich allmählich von der Gesellschaft zurück, so daß, wenn Edward sich bei irgend einer besondern Gelegenheit unter gebildete und wohlerzogene junge Leute seines eigenen Ranges mischte, er sich in ihrer Gesellschaft untergeordnet fühlte, nicht sowohl aus Mangel an Bildung, als aus Mangel an Geschicklichkeit, von der Bildung, die er besaß, Gebrauch zu machen. Eine tiefe Reizbarkeit kam zu diesem Mißfallen an der Gesellschaft hinzu und diese Reizbarkeit nahm fortwährend zu. Der Gedanke, den kleinsten Verstoß gegen den Anstand begangen zu haben, war für ihn eine Marter, denn Verschuldung weckt in solchen Gemüthern vielleicht nicht ein so scharfes Gefühl von Scham und Reue, als ein bescheidener, gefühlvoller und unerfahrener Jüngling durch das Bewußtsein empfindet, die Etiquette vernachlässigt oder sich lächerlich gemacht zu haben. Wo wir uns nicht wohl befinden, können wir nicht glücklich sein, deshalb ist es nicht überraschend, daß Edward Waverley vermuthete, er mißfiele der Gesellschaft und sei für dieselbe nicht geeignet, nur weil er die Gewohnheit noch nicht erworben hatte, in ihr mit Bequemlichkeit und Gemächlichkeit zu leben und gegenseitig Vergnügen zu empfangen und zu bereiten.
Die Stunden, die Edward mit seiner Tante und seinem Oheim zubrachte, wurden auf das Anhören oft wiederholter Geschichten verwendet. Hier wurde seine Einbildungskraft, die vorherrschende Fähigkeit seines Geistes, nicht selten angeregt. Wenn nämlich Edward Waverley auch zuweilen über der Aufzählung seiner Vorfahren mit ihren verschiedenen Zwischenheiraten gähnte und innerlich die kleinliche Genauigkeit verwünschte, mit welcher der würdige Sir Everard die verschiedenen Verwandtschaftsgrade zwischen dem Hause Waverley und den wackeren Baronen, Rittern und Junkern, die mit ihm verschwägert waren, herzählte, wenn er zuweilen die Sprache der Heraldik mit ihren Greifen, ihren Maulwürfen, ihren fliegenden Eidechsen, ihren Drachen zur Hölle wünschte, so gab es doch auch Augenblicke, in denen diese Mittheilungen seine Phantasie erregten und seine Aufmerksamkeit belohnten.
Die Thaten Wiliberts von Waverley im gelobten Lande, seine lange Abwesenheit, seine gefahrvollen Abenteuer, sein muthmaßlicher Tod und seine Rückkehr an eben dem Abend, an welchem die Braut feines Herzens den Helden geheiratet hatte, der sie während seiner Abwesenheit gegen Beleidigung und Unterdrückung beschützte, die Großmuth, mit welcher der Kreuzfahrer seine Ansprüche aufgab und in einem benachbarten Kloster den Frieden suchte, der nicht vergänglich ist; diesen und ähnlichen Erzählungen lauschte er, bis sein Herz glühte und seine Augen funkelten. Auch war er nicht weniger gerührt, wenn seine Tante, Mistreß Rahel, die Leiden und die Standhaftigkeit der Lady Alice Waverley während des großen Bürgerkrieges schilderte. Die wohlwollenden Züge der ehrwürdigen
Jungfrau nahmen einen majestätischen Ausdruck an, wenn sie erzählte, wie Karl nach der Schlacht bei Worcester einen Tag lang Zuflucht in Waverley-Haus gefunden hatte, und wie Lady Alice, als ein feindlicher Reiterhaufen sich näherte, ihren jüngsten Sohn mit einer Hand voll Diener absendete, um auf Gefahr ihres Lebens die Feinde eine Stunde aufzuhalten, damit der König Zeit zur Flucht gewönne. »Und Gott hab sie selig,« fuhr Mistreß Rahel fort, indem sie ihre Augen, währenddem sie sprach, auf das Bild der Heldin richtete, »sie erkaufte die Rettung ihres Fürsten mit dem Leben ihres geliebten Kindes! Man brachte ihn als Gefangenen hierher, tödtlich verwundet; noch jetzt kannst Du die Tropfen seiner Blutspuren von der großen Hauptthür links der kleinen Gallerie bis zu dem Saale sehen, wo man ihn sterbend zu den Füßen seiner Mutter niederlegte. Durch den Blick seiner Mutter erfuhr er, daß der Zweck seiner verzweifelten Vertheidigung erreicht sei, und dies war beiden ein Trost. Ach ich erinnere mich noch,« fuhr sie fort, »ich erinnere mich sehr gut an eine, die ihn gekannt und geliebt hat. Miß Lucy St. Aubin lebte und starb seinetwegen als Mädchen, obgleich sie zu den schönsten und zu den reichsten Partien dieser Gegend gezählt wurde; alle Welt warb um sie, aber sie trug den Wittwenschleier ihr Leben lang für den armen William, denn sie waren miteinander verlobt, freilich nicht verheiratet, sie starb – ich kann mich auf das Datum nicht besinnen – doch ja, ich erinnere mich, im November eben jenes Jahres starb sie, und als sie sich schwach fühlte, wünschte sie noch einmal nach Waverley-Haus gebracht zu werden. Hier besuchte sie alle die Plätze, an denen sie mit meinem Großoheim gewesen war, und ließ die Teppiche wegnehmen, um die Spuren seines Blutes zu sehen, und wenn sie Thränen hätten verwischen können, so würden sie jetzt nicht mehr zu sehen sein, denn kein Auge in dem Hause blieb trocken. Man hätte glauben sollen, lieber Edward, selbst die Bäume trauerten um sie, denn ihre Blätter hingen herab, kein Hauch des Windes bewegte sie, und in der That auch, sie sah aus wie jemand, der sie nie wieder grünen sehen wird.« Von solchen Legenden schlich unser Held sich fort, um den Phantasien nachzuhängen, die sie erregten. In der Ecke der großen finstern Bibliothek, bei den verlöschenden Bränden des geräumigen Kamins, genoß er Stunden lang den inneren Zauber, in dem vergangene oder eingebildete Ereignisse dem Auge des Träumers erscheinen. Dann erhob sich in langem glänzenden Zuge die Pracht des Brautfestes in Waverley-Castle, die hohe schlanke Gestalt des eigentlichen Besitzers, wie er in der Pilgerkutte als ein unbeachteter Zeuge der Festlichkeiten seines muthmaßlichen Erben und seiner verlobten Braut dastand, die elektrische Erschütterung, welche die Entdeckung verursachte, das Eilen der Vasallen zu den Waffen, das Staunen des Bräutigams, der Schrecken und die Verwirrung der Braut, die Marter, mit welcher Wilibert bemerkte, daß ihr Herz wie ihr Wort für diese Verbindung war, das Wesen der Würde und doch der tiefen Empfindung, mit welcher er das gezückte Schwert von sich schleuderte und für immer aus dem Hause seiner Vorfahren floh. Dann verwandelte er den Schauplatz, und die Phantasie stellte ihm ganz nach Wunsch das Trauerspiel der Tante Rahel vor. Er sah Lady Waverley in ihrem Kämmerlein sitzen, das Ohr gegen jeden Laut geschärft, das Herz unter doppelter Angst klopfend, jetzt dem schwindenden Echo lauschend, das von den Hufschlägen des königlichen Rosses herrührte, und als dieses erstorben war, in jedem Luftzuge, der die Bäume des Parkes bewegte, den Lärm des Gefechtes vernehmend. Endlich, horch, ein fernes Geräusch, wie das Brausen eines angeschwollenen Stromes, es kommt näher, und Edward kann deutlich den Galopp der Pferde unterscheiden, das Geschrei der Menschen, dazwischen einzelne Pistolenschüsse, der Schall wälzt sich gegen die Halle. Die Lady springt auf, ein erschrockener Diener stürzt herein, – doch weshalb eine solche Beschreibung weiter verfolgen?
Je angenehmer das Leben in der Ideenwelt unserm Helden wurde, um so unangenehmer ward ihm jede Unterbrechung. Das weite Gebiet, welches die Halle umgab und die Räume eines gewöhnlichen Parkes weit überschritt, wurde Waverley-Haag genannt. Es war ursprünglich Wald gewesen, und obgleich an mehreren Stellen gelichtet, auf denen das junge Wild seine Spiele trieb, hatte es doch seinen ursprünglichen und wilden Charakter bewahrt. Es wurde von breiten Wegen durchschnitten, die an manchen Stellen mit Unterholz bewachsen waren, und auf denen in früheren Tagen die Schönen ihren Stand nahmen, um den Hirsch mit Hunden jagen zu sehen, oder mit der Armbrust einen Schuß auf ihn zu thun. An einer Stelle, welche sich durch ein moosbewachsenes gothisches Monument auszeichnete, das noch den Namen Stand der Königin führte, soll Elisabeth selbst, wie man sagte, mit ihren Pfeilen sieben Rehböcke erlegt haben. Dies war ein Lieblingsort für Waverley. Zu anderen Zeiten verfolgte er mit seiner Flinte und seinem Hunde, die als Vorwand für andere dienten, und mit einem Buch in der Tasche, das vielleicht ein Vorwand für ihn selbst war, eine der langen Alleen. Diese führte ihn zu einem klippigen und waldigen Paß, der Mirkwood-Thal genannt wurde, und plötzlich an einem tiefen kleinen See endete, der Mirkwood-See hieß. Hier stand in früheren Zeiten ein einsamer Thurm auf einem Felsen, der von Wasser beinahe ganz umgeben war und den Namen »Waverleys-Hort« erworben hatte, weil er in gefahrvollen Zeiten der Familie oft zum Zufluchtsorte diente. In den Kriegen von York und Lancaster führten die letzten Anhänger der rothen Rose hier einen ermüdenden und räuberischen Krieg, bis ihre Veste durch den berühmten Richard von Gloucester gebrochen wurde. Hier hielt sich auch eine Abtheilung Ritter lange unter Nigellus Waverley, dem ältern Bruder jenes William, dessen Schicksal Tante Rahel erzählte. Edward liebte es, unter solchen Scenen den Köder »der süßen und bittern Phantasie« zu kosten, und wie einem Kinde unter seinem Spielzeug stiegen aus den glänzenden Bildern, mit denen seine Phantasie angefüllt war, Visionen auf, ebenso herrlich doch auch ebenso flüchtig, wie die an dem abendlichen Himmel vorübereilenden. Die Wirkungen dieses Nachgebens gegen seine Stimmung und gegen seinen Charakter werden sich in dem nächsten Kapitel zeigen.
Aus der Genauigkeit, mit welcher ich Waverleys Beschäftigung schilderte, und der schiefen Richtung, welche diese unvermeidlich seiner Phantasie geben mußte, wird der Leser vielleicht vermuthen, daß ich in der folgenden Erzählung den Roman des Cervantes nachahmen wolle; er thut mir mit dieser Vermuthung Unrecht. Meine Absicht ist nicht, den Schritten jenes unnachahmlichen Schriftstellers zu folgen, indem ich eine so gänzliche Verirrung des Geistes selbst beschriebe, die die Gegenstände, die sich den Sinnen darbieten, verkennt, sondern jene gewöhnliche Verirrung des Urtheils, welche die Ereignisse zwar in ihrer Wirklichkeit auffaßt, aber ihnen die Färbung eines eigenen romantischen Tones mittheilt. Edward Waverley war weit davon entfernt, allgemeine Sympathie mit seinen eigenen Gefühlen zu erwarten. Er fürchtete nichts so sehr wie die Entdeckung der Gefühle, welche durch sein Träumen erweckt wurden. Er hatte weder einen Vertrauten, dem er seine Träumereien mittheilte, noch wünschte er einen zu haben, und so empfindlich war er, sich vor Spott zu bewahren, daß, wenn er die Wahl zwischen einer schmachvollen Strafe und der Notwendigkeit gehabt hätte, eine ruhige Schilderung seiner Ideenwelt zu geben, er nicht gezögert haben würde, die erstere vorzuziehen. Diese Heimlichkeit wurde ihm doppelt werth, als er mit zunehmendem Alter den Einfluß der erwachenden Leidenschaften fühlte. Weibliche Gestalten von ausgezeichneter Schönheit und Anmuth begannen sich in seine geistigen Abenteuer zu mischen, auch währte es nicht lange, bis er die Geschöpfe seiner Einbildungskraft mit den weiblichen Wesen des wirklichen Lebens verglich. Die Liste der Schönheiten, welche allwöchentlich ihren Staat in der Kirche von Waverley entfalteten, war weder zahlreich noch auserwählt. Bei weitem die leidlichste war Fräulein Sissly oder wie sie sich lieber nennen ließ, Miß Cäcilia Stubbs, die Tochter des Squire Stubbs vom Meierhofe. Ich weiß nicht, ob es nur durch »den gewöhnlichsten Zufall von der Welt« geschah, ein Ausdruck, der, von weiblichen Lippen gebraucht, den boshaften Vorsatz nicht immer ausschließt, oder nur durch eine Übereinstimmung des Geschmackes, daß Cäcilia unsern Edward auf seinen Lieblingsspaziergängen durch den Waverley-Haag mehr als einmal begegnete. Er hatte noch nicht den Muth gewonnen, sie bei diesen Gelegenheiten anzureden, aber dieses Zusammentreffen blieb nicht ohne Wirkung. Ein romantischer Liebhaber ist ein sonderbarer Anbeter, der sich oft nicht darum kümmert, aus was für Holz er den Gegenstand seiner Anbetung schnitzt. Wenn die Natur diesem Gegenstand irgend ein leidliches Verhältnis von persönlichen Reizen verliehen hat, so kann er endlich leicht den Juwelier und Derwisch aus der orientalischen Erzählung spielen, und die Angebetete aus den Vorräten seiner eigenen Einbildungskraft reichlich mit übernatürlicher Schönheit und allen Gaben geistiger Schätze ausstatten. Doch ehe die Reize der Miß Cäcilia Stubbs diese zu einer positiven Gottheit erhoben, oder sie wenigstens ihrer heiligen Namensschwester gleich stellten, erhielt Mistreß Rahel einige Winke, welche sie bestimmten, die nahende Apotheose zu hindern. Selbst die Einfachsten und Verdachtlosesten des weiblichen Geschlechts haben, Gott segne sie, eine instinktmäßige Schärfe der Erkenntnis in solchen Dingen, welche zuweilen so weit geht, einzelne Umstände zu bemerken, die nie existierten, selten aber das übersieht, was sich ihrer Beobachtung wirklich darbietet. Mistreß Rahel war klug genug, die nahende Gefahr nicht zu bekämpfen, wohl aber sie aus dem Wege zu räumen, und stellte ihrem Bruder die Nothwendigkeit vor, daß der Erbe seines Hauses mehr von der Welt sehen müsse, als es bei seinem beständigen Aufenthalt in Waverley möglich sei.
Sir Everard wollte anfangs nichts von einem Vorschlage wissen, der dahin zielte, seinen Neffen von ihm zu trennen. Edward war, wie er zugab, etwas bücherhaft; aber die Jugend sei ja nach dem, was er immer gehört hätte, die Zeit zum Lernen, und sein Neffe würde ohne Zweifel an Jagd und Landwirthschaft Gefallen finden, wenn seine Wuth nach Wissen sich gelegt hätte, und sein Kopf mit Kenntnissen vollgepfropft wäre. Er selbst hatte es oft bereut, nicht einige Zeit seiner Jugend auf Studien verwendet zu haben, er würde deshalb mit nicht minderer Geschicklichkeit gejagt oder geschossen haben.
Die Angst der Tante Rahel verlieh ihr aber doch die Gewandtheit, ihr Ziel zu erreichen. Jedes Oberhaupt ihres Hauses hatte fremde Länder besucht oder dem Vaterlande in der Armee gedient, ehe es sich für das übrige Leben in Waverley-Haus niederließ, und um die Wahrheit dieser Behauptung zu bekräftigen, berief sie sich auf den Stammbaum, eine Autorität, der Sir Everard nie widersprach. Kurz, es wurde dem Mr. Richard Waverley der Vorschlag gemacht, daß sein Sohn unter der Leitung seines jetzigen Lehrers, Herrn Pembroke, und durch die Freigebigkeit des Barons reichlich ausgestattet, reisen sollte. Der Vater selbst sah kein Hinderniß gegen diesen Vorschlag. Als er aber an der Tafel des Ministers gelegentlich davon sprach, sah der große Mann sehr ernst aus. Der Minister bemerkte, die unglückliche Wendung von Sir Edwards politischen Meinungen sei der Art, daß es höchst unpassend sei, wenn ein junger Edelmann von so hoffnungsvollen Aussichten den Continent mit einem Führer bereiste, der ohne Zweifel nach der Wahl seines Oheims sei und nach dessen Lehren sein Benehmen leite. Wie die Gesellschaft des Mr. Edward in Paris und Rom sein würde, wo der Prätendent und dessen Söhne alle Arten von Schlingen legten, das wären Punkte, die Mr. Waverley wohl überlegen müßte. So viel könnte er sich selbst sagen, daß der König von den Verdiensten des Mr. Richard Waverley einen so gerechten Begriff hätte, um dessen Sohne, wenn er die Armee einige Jahre zu seiner Laufbahn wählte, eine Schwadron in einem der Dragonerregimenter zu ertheilen, die kürzlich aus Flandern zurückgekehrt wären.