4,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 4,99 €
Heather Grahams dramatischer Liebesroman aus Florida! Tara Brent muss um ihr Leben bangen, als man sie eines Verbrechens beschuldigt, das sie nicht begangen hat. Auf der Flucht vor ihren Peinigern lernt sie in New Orleans den vereinsamten Jarrett McKenzie kennen, der in Florida riesige Ländereien besitzt. Jarrett glaubt in Tara endlich die Frau gefunden zu haben, die den leeren Platz in seinem Herzen einnehmen könnte. Ohne zu zögern, folgt ihm Tara in die Wildnis, in ein Land voller Gefahren und Kämpfe fernab der Zivilisation. Aber die Vergangenheit holt sie auch hier ein.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2020
Kurzbeschreibung:
Heather Grahams dramatischer Liebesroman aus Florida!Tara Brent muss um ihr Leben bangen, als man sie eines Verbrechens beschuldigt, das sie nicht begangen hat. Auf der Flucht vor ihren Peinigern lernt sie in New Orleans den vereinsamten Jarrett McKenzie kennen, der in Florida riesige Ländereien besitzt. Jarrett glaubt in Tara endlich die Frau gefunden zu haben, die den leeren Platz in seinem Herzen einnehmen könnte. Ohne zu zögern, folgt ihm Tara in die Wildnis, in ein Land voller Gefahren und Kämpfe fernab der Zivilisation. Aber die Vergangenheit holt sie auch hier ein.
Heather Graham
Wechselspiel der Liebe
RomanIns Deutsche übertragen von Heather Graham
Edel Elements
Edel Elements
Ein Verlag der Edel Germany GmbH
© 2019 Edel Germany GmbHNeumühlen 17, 22763 Hamburg
www.edel.com
Copyright © 2020 by Heather Graham
Dieses Werk wurde vermittelt durch die Agentur Meller
Covergestaltung: Anke Koopmann, Designomicon, München
Konvertierung: Datagrafix
Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des jeweiligen Rechteinhabers wiedergegeben werden.
ISBN: 978-3-96215-339-7
www.instagram.com
www.facebook.com
www.edelelements.de
Schon immer wollte ich einige Romane über Florida schreiben. Für mich ist es mehr als nur ein Land – es ist meine Heimat. Hier habe ich im Lauf meines Lebens drastische Veränderungen beobachtet. Aber was immer sie auch bewirken – Florida war stets ein Land der Gegensätze, vom stillen Frieden der moosbehangenen Eichen bis zum gefährlichen, von Alligatoren bevölkerten Sumpfgebiet.
Manche Menschen lieben Florida, andere hassen es. Manche leiden unter der drückenden Hitze, andere träumen davon, wenn sie im winterlichen Norden frieren. In meinen Augen gleicht die Heimat einer nahen Verwandten, die ich mit all ihren guten und schlechten Seiten liebe. Und nun beginne ich voller Freude an einer Romanreihe zu arbeiten, die über Jahrzehnte hinweg die Veränderungen in Florida schildert – im Florida, das ich am besten kenne.
Die Vorbereitungen erschienen mir einfach. Zeit meines Lebens hatte ich sehr viel über die Geschichte des Staates erfahren. Doch darin liegt natürlich ein Problem. Die Hälfte von allem, was wir hören, ist Legende, ein Viertel Wahrheit, ein Viertel Lüge.
Erstaunlicherweise erschwert das ›Wissen‹ die Recherchen. Ich fand mühelos einschlägige Bücher, aber es war schwierig zu entscheiden, welche Version verschiedener Historiker, die über Ereignisse in einem anderem Jahrhundert berichteten, den Tatsachen entspricht. So wie jeder Zuschauer einen Film mit anderen Augen sieht, wird auch dieses oder jenes Geschehen auf unterschiedliche Weise erlebt. Es ist verständlich, daß die Seminolen die Dinge aus einem anderen Blickwinkel betrachteten als die weißen Soldaten, auch wenn sich beide zum selben Zeitpunkt am selben Ort befanden.
Besonders krasse Unterschiede weisen die historischen Interpretationen in den Berichten über einen Mann auf, der eine Hauptrolle in meinen ersten beiden Romanen spielt: der legendäre Osceola alias Billy Powers oder Asi Yaholo, ein Black-Drink-Sänger.
In einigen Büchern las ich, der weiße Powell habe Osceolas Mutter geheiratet, sei aber nicht sein Vater gewesen. Andere behaupten, Osceola stamme ohne jeden Zweifel von Powell ab. Eine Untersuchung des Skeletts deutet auf eine weiße Erbmasse hin, wenn die Historiker auch die Tatsache beklagen, daß man dem Kriegerhäuptling nach dessen Tod den Kopf abgehackt hatte. Stünden der Schädel und bestimmte Halswirbel zur Verfügung, könnte man genauere Forschungsergebnisse erzielen. Interessanterweise ergab die Untersuchung von Osceolas Gebeinen auch einen gewissen Prozentsatz an schwarzem Blut, was zu der Ära paßt, in die der Häuptling hineingeboren wurde. Was meine Romane betrifft, so stelle ich Osceola als leiblichen Sohn eines Weißen namens Powell dar, was sicher Proteste heraufbeschwören wird. Einige Historiker meinen, er habe die englische Sprache nicht beherrscht.
Aber angesichts der Situation, in der er zur Welt kam, und seiner vielen Beziehungen zu Weißen fällt es mir schwer, das zu glauben. Ich meine eher, daß der Häuptling englisch sprach – wenn er wollte. Von wem immer er abstammte, er übte beträchtliche Macht in einem schmerzlichen Krieg aus und wurde später zur Legende. Er war leidenschaftlich, mutig, allzu menschlich in seinem Versagen und letzten Endes ein bemerkenswerter Mann.
Zur Zeit des Konflikts lebten viele einheimische Völkergruppen in Florida. Einige waren während des siebzehnten und des achtzehnten Jahrhunderts nach Süden gezogen und vermischten sich mit den restlichen Mitgliedern der Stämme, die das Joch europäischer Krankheiten und früherer Kämpfe dezimiert hatte. Man kann nicht einmal zweifelsfrei behaupten, die meisten seien Creeks gewesen, da der Begriff ›Creek‹ auf den Umstand zurückzuführen ist, daß die betreffenden Menschen an einem Creek (Bach) lebten.
Osceola wurde als Creek geboren, aber zur Zeit des Konflikts wurden alle in Florida lebenden Indianer als Seminolen bezeichnet. Für das weiße Militär spielten Sprachgruppen oder die Herkunft keine Rolle.
Sogar der Begriff ›Seminole‹ ist strittig. Ich habe viele Definitionen gelesen und jene gewählt, die mir am präzisesten erschien – ›Flüchtling‹, nach dem spanischen cimarrón.
Ich hoffe, das Buch gefällt Ihnen, und Sie gewinnen einen Eindruck vom wilden, rauhen, exotischen Neuland im Süden, das damals die Aufmerksamkeit der Amerikaner erregte – ein fantastisches Paradies, eine brennende Hölle.
Willkommen in meiner Heimat. Hoffentlich bleiben Sie eine Weile bei mir.
Heather Graham, Florida, 5. Januar 1994
20. November 1835
Der Tag war schön und frisch, einer jener Spätherbsttage, die das Land in ein Paradies verwandeln. Kiefernnadeln bildeten einen weichen grünen Teppich. Zwischen den Ästen schimmerte ein klarer Bach, und sogar aus der Ferne sah man, wie sich zahllose wilde Orchideen schwankend im Wasser spiegelten. Am Ufer wuchsen Zypressen, vermischt mit mächtigen Eichen, an deren Zweigen limettengrüne Moosstränge hingen. Eine herbstlich kühle Brise bewegte die Blätter. Im Sommer litt man unter drückender Hitze, aber selbst dann wirkten die glitzernden Wellen einladend und belebend, und im Schatten der Bäume fand man Schutz vor der gnadenlosen Sonne.
Jenseits des Waldes ging der Sumpf in fruchtbares Ackerland über, das sich über Hügel und Ebenen erstreckte. In den Flüssen des Sumpfgebiets tummelten sich Alligatoren und jagten exotische Vögel. Ein paar wilde Büffel streiften immer noch umher, inmitten zahlloser Hasen, Bären und Eichhörnchen. Im Gestrüpp gediehen Beeren, zwischen vereinzelten Kokospalmen. Es war ein exotisches Paradies, aber zahlreiche Schlangen konnten leichtsinnige Wanderer angreifen.
Der Weiße Tiger – diesen Namen hatte man ihm gegeben, als er ein Mann geworden war – zügelte sein Pferd und lauschte den leisen Geräuschen zwischen den Zypressen im Sumpfgebiet. Obwohl keine Tiger durch das Land streiften, wurden die kraftvollen Panther oft als Tiger bezeichnet. Aus Hochachtung hatte man ihn so genannt, was ihn mit Dankbarkeit erfüllte. Er war tief in die Indianerregion von Florida hineingeritten, die er gut kannte, und nun merkte er, daß er beobachtet wurde.
Er neigte nicht zu abergläubischen Fantasien. Aber heute spürte er den Einfluß einer schicksalhaften Macht, so als würde er einen Weg betreten, auf dem er nicht mehr umkehren konnte.
Reglos saß er im Sattel, hörte das Wasser plätschern, die Zypressenzweige im sanften Herbstwind rascheln. Ein Vogel zwitscherte, dann erklang ein anderer Ruf, und die welken Blätter am Boden wurden nicht mehr von der Brise bewegt.
Er hob die Hände, um zu zeigen, daß sein Messer in der Lederscheide am Schienbein steckte, sein Gewehr in der Lederschlinge am Sattel. Geschmeidig schwang er ein Bein hoch und sprang vom Pferd. »Ich bin allein gekommen!«
Sofort erschienen drei Männer in Lederhosen und bunten Baumwollhemden, einer war mit Messingepauletten geschmückt, am Hals eines anderen hingen schimmernde Silberketten. Wie die ernsten Gesichter zweier Männer verrieten, floß weißes Blut in ihren Adern. Der eine war mittelgroß, mit dunklen, klugen Augen, die den Weißen Tiger unverwandt musterten. Seine hohe Position hatte er nicht geerbt, denn in der Muskogee-Kultur mußte ein Kriegerhäuptling keiner Herrscherdynastie entstammen. Als er zum Mann gereift war, hatte er von seinem Volk den Kriegernamen Asi Yaholo erhalten. Das bedeutete ›Sänger des schwarzen Tranks‹. Um beide Namen zusammenzufügen, nannten die Weißen ihn Osceola.
Der zweite Mischling war hoch gewachsen und jünger, schlank und muskulös. Sein hübsches Gesicht vereinte die edelsten Züge beider Kulturen, mit ausgeprägten, bronzebraunen Wangenknochen, vollen Lippen und hoher Stirn, von glattem, ebenholzfarbenem Haar umrahmt. Die Augen strahlten in verwirrendem Blau. Den Namen ›Laufender Bär‹ hatte er sich als Krieger verdient, denn auf der Jagd konnte er die schnellsten behendesten Tiere übertrumpfen. Er begrüßte den Weißen Tiger als erster, umarmte ihn, trat schweigend zurück. Und er war es auch, der diese Begegnung herbeigeführt hatte. Selbst ein mächtiges Familienoberhaupt, das seinen eigenen Fähigkeiten vertrauen durfte, zollte er den beiden Kriegern, die ihn begleiteten, Respekt und Anerkennung.
Von rein indianischer Herkunft, hieß der dritte im Bunde Alligator, der Schwager des Häuptlings Micanopy vom alten Alachua-Stamm. Nun wollte er den Mann beeinflussen, den sie inmitten der Wildnis trafen, denn sein Erbe verband den Weißen Tiger nicht nur mit den Seminolen, die Muscogee sprachen, sondern auch mit der Hitichi-Sprache der Mikasukis.
In Alligators dunklen Augen las der Weiße Tiger, daß dieser Mann nicht auf eine friedliche Zukunft hoffte.
Osceola wies auf eine kleine Lichtung zwischen den Zypressen, und die vier Männer setzten sich. Ohne Umschweife begann der Weiße Tiger zu sprechen, da er Osceolas Ungeduld spürte. »Ich bin gekommen, um von der Sorge vieler guter weißer Männer zu berichten, die den Mico Osceola kennen.«
Wortlos nickte Osceola und wartete. Auch die anderen schwiegen.
»Soviel ich weiß, hält Asi Yaholo nicht alle Weißen für schlecht. Das ist ein kluger Mann, der das Gute aus beiden Welten verbindet und nutzt. Unter den Weißen hatte er zahlreiche Freunde.«
»Und Feinde«, warf Alligator erbost ein.
Leise seufzte der Weiße Tiger. »Osceola, einige gute Männer hörten, du hättest dein Messer durch den Friedensvertrag gestoßen, als Wiley Thompson dich aufforderte, westwärts zu ziehen. Sicher weißt du, welch großen Kummer Thompson so manchen Weißen bereitete, als er dich fangen und in Ketten legen ließ.«
»Nichts kann die Seminolen schmerzlicher kränken«, betonte der Laufende Bär.
»Alle Verträge waren Lug und Trug!« stieß Alligator zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und erinnerte den Weißen Tiger an das Reptil, dessen Namen er trug. »Moultrie Creek versprach uns Land für zwanzig Jahre – neun sind noch übrig. In dem Gebiet, wo wir zusammengepfercht wurden, sind wir fast verhungert. Und wenn wir’S notgedrungen verließen, um zu fischen, zu jagen und Nahrung zu suchen, schlug uns der Feind zurück.«
Außerdem hatten sie Vieh gestohlen und Haß heraufbeschworen, aber nur, um dem Hungertod zu entrinnen. Das wußte der Weiße Tiger. In diesem Jahr herrschte mildes Wetter, aber die bittere Kälte des letzten Winters hatte fast die ganze Ernte vernichtet. Viele Weiße glaubten, die verzweifelte Lage würde die Indianer nachgiebiger stimmen. Doch ihr Kampfgeist erlosch nicht.
»Ich habe euch etwas mitgebracht«, erklärte der Weiße Tiger und stand auf. »In einigem Abstand folgen mir meine Männer, um den Seminolen das Geschenk zu übergeben, wenn Osceola es annehmen möchte.«
»Stammt dieses Vieh aus unseren eigenen Herden?« fragte Osceola.
»Teilweise. Und aus den Herden einiger Weißer, die Osceola respektieren und sich bei ihm entschuldigen wollen. Diese Männer sind deine Freunde, und ich habe sie mit dir bekannt gemacht.«
»Aber das ist keine offizielle Entschuldigung von deiner Regierung«, bemerkte Osceola lächelnd.
»Nein«, gab der Weiße Tiger ehrlich zu.
Auch Osceola, Alligator und der Laufende Bär erhoben sich. Osceola reichte dem Weißen Tiger seine schmale Hand. »Natürlich hast du recht – ich verdamme nicht dein ganzes Volk. Und ich nehme dein Geschenk an, weil viele unserer Leute hungern. Leider muß ich dir mitteilen, daß ich Thompsons verräterische Maßnahmen nicht verzeihen kann. Ebensowenig bedauere ich, was ich tun mußte, um meinen Brüdern zu helfen, oder was ich in Zukunft beabsichtige.«
Diese letzten Worte bedrückten das Herz des Weißen Tigers.
»Du schweigst«, sagte Osceola leise.
»Weil ich immer noch auf Frieden hoffe. Der Krieg bringt nur Leid, Hunger und Not.«
»Aber der Friede hat uns genug Hunger gebracht!« entgegnete Alligator.
»Trotzdem ist der Krieg das größere Übel. Friede bedeutet Leben.«
»Was ist ein Leben ohne Ehre?« fragte Osceola. »Ich wollte dich nicht betrügen, und ich weiß, du sorgst dich um unser Volk. Eins mußt du bedenken – wir vergessen niemals unsere Freunde.«
»Unsere Brüder«, ergänzte der Laufende Bär.
Sogar Alligator nickte.
»Und ich werde nicht die Waffen gegen meine Brüder erheben«, erwiderte der Weiße Tiger. »Ich werde weiterhin um den Frieden beten und ihn mit meiner Seele suchen.«
Nachdenklich sah Osceola ihn an. »Wir alle beten um Frieden, aber ob er uns vergönnt wird, müssen unsere Götter entscheiden.«
»Ein Gott, ein und derselbe Gott«, erklärte der Weiße Tiger. »Ishtahollo, der große Geist der Seminolen, ist ebenso der einzige Gott aller weißen Christen – ganz gleich, wie er genannt wird. Und ich glaube, er will deinem und meinem Volk ein friedliches Leben schenken.«
Obwohl Osceola lächelte, stimmte er nicht zu. »Wohin du auch reitest, mein Freund, dir wird nichts zustoßen. Wo du lebst, ist der Boden heilig. Dort sollst du alle deine Lieben um dich versammeln, dann sind auch sie sicher.«
»Mico Osceola, ich bitte dich, denk gründlich nach, ehe du dich für den Krieg entscheidest ...«
»Du bist zu stolz, um zu bitten, sondern selber ein Krieger, ein Soldat.«
»Jetzt bin ich Zivilist. Und in meinen Träumen sehe ich dein Land als Paradies, in dem wir alle leben können.«
»Sei beruhigt, ich überstürze nichts.« Wieder lächelte Osceola. »Früher warst du ein blutjunger, kampflustiger Mann. Du wandtest dich gegen die Briten und auch gegen meine Leute.«
»Damals war ich ungestüm, aber ich lernte meine Lektion.«
»Du warst ein guter Krieger, und du hast auch erkannt, daß man den Tod nicht auf die leichte Schulter nehmen darf.«
»Und daß der Krieg nicht nur Ehre bedeutet.«
»Soviel ich höre, willst du dein Heim verlassen und auf Reisen gehen?«
»Das hatte ich vor. Aber wenn es nötig ist, daß ich bleibe ...«
»Nein, du mußt dich um deine Geschäfte kümmern. Ich habe deine Worte vernommen. Hier kannst du nichts tun. Segle nur munter davon. Der Laufende Bär hat mir erzählt, du würdest gern segeln und dabei innere Ruhe finden. Möge der Meereswind den Schmerz davonwehen, den dir dein Verlust bereitet.« Osceola wandte sich ab, doch dann schaute er den Weißen Tiger noch einmal an. »Unsere Gedanken werden dir folgen. Und wir sind stolz darauf, daß du dich für uns eingesetzt und jenen widersprochen hast, die behaupten, wir trügen die Schuld am Tod deiner guten Frau. Ich fürchte, deine Worte können den Haß zwischen unseren Völkern kaum mildern. Trotzdem danken wir dir.«
»Ich habe nur die Wahrheit gesagt.«
»Aber manchen Menschen fällt es schwer, die Wahrheit zu erkennen. Geh nur auf Reisen, mein Freund. Wenn du zurückkehrst, mußt du vielleicht nicht mehr vor deinem Leid fliehen.«
»Ich verreise nur aus geschäftlichen Gründen ...«
»Ja, das ist gut.«
Von Alligator gefolgt, ging Osceola davon. Aber der Laufende Bär blieb stehen und legte eine Hand auf die Schulter des Weißen Tigers. »Gott sei mit dir.«
»Welcher Gott?« Ein schwaches Lächeln umspielte die Lippen des Weißen Tigers.
»Haben wir nicht soeben festgestellt, wir würden ein und demselben Gott dienen?«
»Num, wir haben versucht, uns darauf zu einigen. Was wird geschehen?«
Der Laufende Bär schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht. In meinen Adern fließt zuviel weißes Blut. Manchmal nehme ich an der Ratsversammlung teil, manchmal nicht. Auch ich trete für den Frieden ein. Thompson war ein Narr, weil er Osceola festnahm. Er behauptet, Osceola sei grausam und unberechenbar. Aber du kennst Osceola. Vermutlich wollte Thompson beweisen, daß ihm kein Indianer Bedingungen stellen kann. Nun ist Osceolas Herz von heißem Zorn erfüllt. Seine Pläne kenne ich nicht. Natürlich geht es nicht nur tun den Zwischenfall, den Thompson verursacht hat. Zwischen den Indianern und den weißen Siedlern kommt es immer wieder zu Streitigkeiten. Sie sagen, wir würden sie bestehlen, und sie jagen auf unserem Land. Bis jetzt hat sich kaum etwas geändert. Offenbar glauben die Amerikaner, es wäre ihre Bestimmung, den ganzen Kontinent zu überrollen.«
»Für dieses Problem muß es eine Lösung geben.«
»Das ist dein Wunsch. Aber ob er erfüllt wird, bleibt abzuwarten. Nun wollen wir Abschied nehmen. Vielleicht findest du auf deiner Reise ein neues Glück. Wer weiß? Wenn du auch immer noch trauerst, eines Tages solltest du wieder heiraten.«
»Das will ich nicht«, entgegnete der Weiße Tiger tonlos.
Der Laufende Bär nickte mitfühlend. »Dann solltest du dir eine Geliebte nehmen. Nach allem, was man so hört, bist du kein Mönch.«
»Verdammt, wie schnell sich so etwas herumspricht!« rief der Weiße Tiger ärgerlich, dann sah er die Sorge in den Augen seines Freundes, seufzte und lachte leise. »Du wirst wohl nie aufhören, mir deshalb in den Ohren zu liegen, was?«
»Oh, doch. Eines Tages. Gute Reise.«
»Paß auf dich auf!«
Sie umarmten sich, dann folgte der Laufende Bär den anderen. Wenig später war er aus dem Blickfeld verschwunden.
Eine Zeitlang blieb der Weiße Tiger noch zwischen den Zypressen stehen. Im Wasser spiegelten sich die Farben des Sonnenuntergangs – malvenrosa, goldgelb und rot. Er schloß die Augen, spürte den Wind auf den Wangen, roch den klaren Duft des Wassers und des Sumpflands, lauschte dem Rascheln der Blätter.
In der Ferne verriet ein leises Plätschern, daß ein Alligator vom Ufer in die Wellen geglitten war.
Das elegante Haus lag in einer der zivilisiertesten Städte der jungen amerikanischen Nation. Hier trugen die Frauen Samt und Seide, Kaffee und Tee wurden aus silbernen Kannen eingeschenkt. Perserteppiche bedeckten polierte Holzböden, Damastvorhänge schützten die Fenster vor der Nacht, die allmählich herabsank.
Plötzlich krachte ein Schuß ... Donnerhall durchbrach die Stille, die das Zimmer erfüllt hatte.
Verwundert starrte die junge Frau den Mann an, der sich erheben wollte, aber er konnte es nicht.
Groß und kräftig gebaut, mit dichtem, eisengrauem Haar, war er ihr unbesiegbar erschienen. Doch nun breitete sich ein roter Fleck auf seinem weißen Rüschenhemd aus. Die Kugel hatte ihn mitten ins Herz getroffen. Erstaunt sah er dem Tod ins Auge, mit einem letzten Atemzug sank er zu Boden.
Sie schaute auf die Waffe in ihren Händen hinab.
Aber es waren doch nur Platzpatronen gewesen ... Ihr entsetzter Blick wanderte an dem Toten vorbei, begegnete einem Augenpaar in einem grausamen, intelligenten Gesicht. Als ein leises Rascheln hinter ihr erklang, drehte sie sich um.
Für diesen Tag war der große Salon in ein Theater verwandelt worden. Sie hatte auf der improvisierten Bühne gestanden, dem Publikum zugewandt, das im Halbkreis vor ihr saß. Nun beobachtete sie, wie der Vorhang herabfiel, der den Hintergrund bildete. Dort hatte jemand gestanden und eine echte Kugel abgefeuert, in derselben Sekunde, wie sie selbst die Platzpatrone – ein Requisit, das zu ihrer Rolle gehörte.
Plötzlich wurde die Grabesstille durchbrochen, die dem Knall gefolgt war. Alles schrie durcheinander.
»Packt sie!«
»Sie hat ihn getötet!«
»Mörderin!«
»Oh, mein Gott, haltet die Mörderin fest!« Die schön gekleideten Damen und Herren eilten auf die Bühne, und die junge Schauspielerin glaubte in allen Augen wilden Blutdurst zu lesen.
Großer Gott, man hatte ihr eine Falle gestellt – eine heimtückische Falle ...
Aber sie würde sich wehren. Für das Verbrechen eines anderen wollte sie nicht büßen. Sie würde laufen, so weit sie nur konnte ...
Die Zeit schien stillzustehen. Ein letztes Mal erwiderte die junge Frau den harten, glitzernden Blick des Mannes, der einen gemeinen Mord angeordnet hatte, um sie in eine Falle zu locken.
Nein, es durfte nicht geschehen. Blitzschnell kehrte sie ihm den Rücken und rannte zum Fenster.
In der Waldesmitte überlief ihn ein Schauer, und er holte tief Atem. Er konnte nur hoffen, die Spannungen zwischen den Weißen und den Seminolen würden nachlassen.
Plötzlich frischte der Wind auf, welkes Herbstlaub wirbelte empor, und das Rascheln klang wie eine geflüsterte Warnung. Ärgerlich verfluchte er sich, weil die Fantasie ihm einen Streich spielte. Dann pfiff er leise, um sein Pferd herbeizurufen, stieg auf und lauschte.
Der Wind erstarb so schnell, wie er aufgekommen war, die Blätter schwiegen.
Vorerst.
Er drückte seine Fersen in die Pferdeflanken und ritt den Pfad hinab.
William, dachte sie, während sie durch das Fenster kletterte, um dem Geschrei und den Schritten der Verfolger zu entfliehen. Oh, mein Gott, William!
Aber William konnte nicht darin verstrickt sein, er war bei Marina und in Sicherheit. Natürlich würde er erkennen, daß ihr keine Wahl blieb – sie mußte davonlaufen. Wie er sich sorgen würde, halb krank vor Angst ...
Doch er würde es verstehen. Die Zeit war kostbar, und sie hatte nur noch wenige Sekunden ...
Ihre Füße berührten den Boden, und sie stürmte über den gepflegten Rasen, zu den Bäumen.
Er verließ den gewundenen Pfad zwischen den Zypressen und erreichte die breitere Straße. Offenbar spürte das Pferd die Stimmimg seines Herrn, denn es begann zu galoppieren. Tief über den Hals des kraftvollen Hengstes gebeugt, umklammerte er die Zügel.
Bald würde er zu Hause eintreffen – nur um sofort wieder aufzubrechen. Er wollte den Meereswind auf den Wangen fühlen, den wachsenden Spannungen entrinnen ... davonlaufen.
Vor dem beharrlichen Schmerz, den einsamen Nächten und Tagen.
Sie tauchte im Schatten der Bäume unter, weit entfernt vom Haus.
Sicher, sie waren hinter ihr her. Aber in ihrer Verwirrung folgten sie ihr zu langsam, und sie hatte einen beruhigenden Vorsprung gewonnen. Rasch eilte sie zwischen den Bäumen hindurch.
William, großer Gott, William ...
Zunächst mußte sie sich verkleiden, ihre Frisur verändern, und sie durfte nicht innehalten.
Am Waldrand sah sie den Weg, der aus der Stadtmitte herausführte. Ihre Beine schmerzten, aber sie zwang sich weiterzulaufen, immer weiter ...
Der Hafen von New Orleans, Winter 1835/36
Jarrett McKenzie bemerkte die Frau, sobald sie die alte Hafenkneipe betrat, wenn er auch nicht viel von ihr sehen konnte.
Ein weiter, schwarzer Umhang mit Kapuze verhüllte sie vom Scheitel bis zur Sohle. Daß sie weiblichen Geschlechts war, entnahm er nur ihren anmutigen Gesten, als ihr Harold Eastwood entgegeneilte, der Wirt des Etablissements. Eine neue Dienstmagd? Oder gehörte sie zu den schönen, willfährigen Frauen, mit denen sich die Herren im nächtlichen New Orleans zu amüsieren pflegten? Kam sie zu spat zur Arbeit?
Jarrett beobachtete sie neugierig und wartete. Wann würde sie endlich den Umhang ablegen? Falls sie in Eastwoods Lokal arbeitete, war dessen Niveau eindeutig gestiegen.
Nicht, daß man die Taverne schäbig nennen durfte. Wenn man bedachte, daß sie am Hafen lag, wirkte sie sogar sehr respektabel. Viele Männer kamen hierher, wenn sie in diesem Teil Louisianas ihre Geschäfte erledigten, und die meisten erzählten sogar ihren Ehefrauen von Eastwoods Restaurant. Hier wurde ein gutes Essen serviert, hübsche Mädchen spielten Spinett und sangen dazu. Alkoholische Getränke aus aller Welt standen zur Verfügimg, auch Frauen, wenn man Wert darauf legte. Und gelegentlich konnte man sich die Zeit vertreiben, indem man wilde Keilereien beobachtete.
Jarrett fühlte sich wohl in New Orleans. 1718 war die Stadt von den Franzosen gegründet worden und dann während des Exodus der Akadier aus dem Nordosten gewachsen. Sie stand unter spanischer Herrschaft, dann wieder unter französischer, bis es Thomas Jefferson gelang, mit Napoleon zu verhandeln und ihm Louisiana abzukaufen.
Als kleiner Junge war Jarrett zum erstenmal nach New Orleans gekommen, während Andrew Jackson die Stadt 1815 gegen die Briten verteidigt hatte. Seit damals liebte er die schmalen Straßen am Fluß, die schöne französische, spanische und amerikanische Architektur, die schmiedeeisernen Balkone und kleinen Gärten, den breiten Mississippi, das rege Leben und Treiben am Ufer.
Nun saß er, wie schon so oft, in Eastwoods Kneipe. Und obwohl dieses Hafenlokal einen etwas besseren Ruf genoß als die anderen, wußte er, daß die Frau im schwarzen Umhang nicht hierhergehörte.
»Ich geb’s auf«, seufzte sein Freund Robert Treat, der zu seiner Linken saß, und warf die Karten auf den Eichentisch. Mit schmalen Augen musterte Jarrett sein eigenes Blatt. Drei Damen. Zwei Vierer. Ein Full House. Sein Blick streifte die Banknoten und Goldmünzen auf dem Tisch. Ihm gegenüber saß Smiling Jack, der reiche Kreole aus dem Bayou, und grinste breit. Verdammt, der Mann würde es sogar schaffen, den heiligen Petrus an der Himmelspforte zu bluffen.
Nachdem Jarrett ein Fünf dollarstück auf die Tischplatte geworfen hatte, beobachtete er wieder die Frau im weiten Umhang. Offenbar versuchte sie immer noch, dem kleinen, dicken Wirt etwas zu erklären. Fühlte er sich eingeschüchtert, weil sie ihn um Haupteslänge überragte?
Schwungvoll legte Rupert Fürstenberg, der schlanke, blonde Deutsche aus St. Louis, ein Bündel Geldscheine hin. »Gentlemen, ich erhöhe. Hundert Dollar.«
»Nur gut, daß ich aufgehört habe!« murmelte Robert.
»Hundert?« Smiling Jack schenkte dem Deutschen ein verächtliches Lächeln. »Für mich ein Pappenstiel, Sir!«
Robert Treat stieß seinen Freund an, der immer noch die Frau musterte. »Hundert, Jarrett.«
»Natürlich«, antwortete Jarrett geistesabwesend und zählte die geforderte Summe ab.
Robert runzelte verwundert die Stirn. »Konzentrierst du dich überhaupt auf das Spiel?«
»Ja, das ist die Frage.« Smiling Jack zwirbelte seinen dunklen Schnurrbart. »Ist Ihre Plantage da unten im Sumpf wirklich so viel wert, daß es sich lohnt, darum zu pokern?«
»Soviel wert wie Ihre in Bayou«, erwiderte Jarrett leichthin.
»Ah, mais oui!Wir beide haben den Sumpf und die Insekten und die Alligatoren am Hals.« Warnend hob er einen Finger. »Aber Sie haben auch noch die Seminolen. Was auf meinem Land wächst, gehört mir. Seit siebzig Jahren steht mein Haus. Und Ihres, mon ami?Puff! Vielleicht geht es gerade in Flammen auf. Sie waren Soldat. Also müssen Sie’s wissen. Lautlos schleichen die Indianer in der Nacht heran, durch dichtes Gestrüpp. Glauben Sie mir, es wird noch eine Menge Schwierigkeiten geben. Der alte Andy Jackson hat 1816 und 1817 tapfer gegen diese Wilden gekämpft, aber nicht alle erwischt. Jetzt braut sich neuer Ärger zusammen. Manche Leute behaupten, diese Renegaten würden auf Krokodilen durch den Fluß reiten.«
Jarrett lächelte gezwungen. Was für seltsame Vorstellungen die Leute von den Indianern in Florida hatten ... Sie kamen aus mehreren Stämmen, sprachen verschiedene Sprachen, und sie wurden Seminolen genannt. Seminole – das bedeutete ›Flüchtling‹. Ihr Kampfgeist war gefürchtet. Aber Jarrett glaubte wie so viele Weiße, daß die Indianer einfach nur ein besseres Leben anstrebten, für sich selbst und ihre Familien. Oder war das nur ein schöner Traum?
Das Land eignete sich für Träumer. In diesem Staat standen riesige Grundstücke zur Verfügung. So wie der Westen am anderen Ende des Kontinents bot auch Florida den Amerikanern neue Möglichkeiten – fruchtbares Ackerland, zahlreiche wilde Tiere, die man jagen konnte, ein angenehmes, mildes Klima, auch wenn im Winter oft bittere Kälte und im Sommer unerträgliche Hitze herrschten. Durch das kristallklare Wasser der tiefen Bäche und Flüsse konnte man bis zum Grund sehen.
Ein schönes, aber gefährliches Land – keine Heimat für Feiglinge ...
Und die Seminolen trugen zum beängstigenden Ruf dieses Gebiets bei, um das Amerikaner und Spanier so lange gerungen hatten. Einmal hatten es die Spanier den Briten überlassen, und während des Amerikanischen Freiheitskrieges waren Briten nach Süden gezogen. Dann fiel Florida wieder in spanische Hände, doch die Amerikaner überquerten immer wieder die Grenzen, auf der Suche nach neuem Land. Sie behaupteten, die Spanier könnten die Region nicht kontrollieren, die Indianer nicht daran hindern, amerikanische Farmen und Plantagen zu plündern oder entlaufene Sklaven zu beherbergen.
Bei den Indianern führten die schwarzen Sklaven ein menschenwürdigeres Leben als zuvor bei ihren weißen Herren. Denn die Seminolen standen ihnen gewisse Freiheiten zu und erlaubten ihnen sogar, eigene Äcker zu bebauen.
Für die Amerikaner gab es viele Gründe, das Land den Spaniern zu entreißen. Vor allem brauchten die Siedler Land, um sich niederzulassen, Felder zu bestellen, Vieh zu züchten, Salzminen zu erschließen, die langgestreckte Küste zu nutzen und Meeresschätze zu beigen. Spanien gab Florida auf, weil die US-Regierung als Gegenleistung spanische Schulden an die Bürger zahlte und ihre Position in Texas festigen konnte.
Und jetzt, seit über zehn Jahren in amerikanischem Besitz, war Florida immer noch die Heimat der Alligatoren, Schlangen und stolzen Indianer. Jacksonville lag nicht weit hinter der Grenze Georgias, eine relativ zivilisierte Stadt. Einige der nördlichen Florida-Häfen galten als einigermaßen sicher, doch die meisten Leute fanden alles, was sich südlich von St. Augustine an der Ostküste und der geschäftigen Stadt Pensacola im Westen befand, eher barbarisch.
Diese Menschen sahen nur die Wildnis von Florida, die Gefahren, aber nichts von alldem, was Jarrett so spektakulär und verführerisch erschien. Sie kannten die Sonnenuntergänge nicht, die er so oft beobachtete, die erstaunliche Farbpalette, die am Horizont leuchtete, lebhaftes Gold, glühendes Blutrot. Diese Farben glichen lodernden Flammen, dann verblaßten sie zu sanftem Rosa und Gelb, um schließlich einen samtigen schwarzen Hintergrund für die glitzernden Sterne zu bilden. Und diese Leute wußten nichts von der Überfülle wilder Orchideen, hatten nie den Kuß der Sonne gespürt, die im Winter das Gesicht wärmte.
St. Augustine blieb die älteste europäische Siedlung in Amerika, mit dem grandiosen Castillo de San Marcos, das die Küste bewachte, mit schönen alten spanischen Häusern und maurischer Architektur. Und Pensacola war ein florierender Hafen, wo man Waren aus aller Welt fand. In Key West hatte man einen effektiven Marinestützpunkt errichtet, und Tallahassee, die Hauptstadt des Territoriums, entwickelte sich allmählich zu einem würdevollen politischen Zentrum.
Für Jarrett war das Gebiet eine Goldmine. Er hatte sein Land gerodet, sein Haus gebaut und zu arbeiten begonnen. Auf saftigen Wiesen gediehen seine Rinder, die Zukkerrohrfelder brachten ihm reiche Erträge ein. Außerdem baute er Baumwolle und Getreide an. Alles, was er anfing, führte zum Erfolg. Seine Ländereien waren ungewöhnlich fruchtbar. Und da er direkt am Fluß lebte, konnte er seine Produkte schnell verfrachten. Viele Siedler merkten nun, was er längst erkannt hatte – ein Teil der Region war sumpfig, aber es gab auch hervorragendes Ackerland.
Er liebte sein Paradies. Und er hatte schon viel davon gesehen, seine Begeisterung für dieses Land und seine Träume mit einer geliebten Frau geteilt. Aber Lisa war gestorben – und mit ihr seine romantische Schwärmerei.
»McKenzie!« murmelte Smiling Jack. »Hören Sie mir überhaupt zu?«
Ob er zuhörte? Das war überflüssig. Jarrett lehnte sich zurück. Da er gute Karten in der Hand hielt, interessierte ihn die Konversation nicht mehr. Wieder erregte die fremde Frau seine Aufmerksamkeit. Und er beobachtete sie, während er seinen Einsatz erhöhte.
Fürstenberg starrte sein Blatt an, dann legte er es auf den Tisch. »Bedienung!« rief er ärgerlich. »Whiskey!« Nun spielte Jarrett nur mehr gegen Jack, dessen Lächeln langsam erlosch. Zusehends schrumpfte der goldene Münzenberg, der vor ihm lag.
»Wollen Sie nicht aufgeben, eh?« fragte Jarrett höflich.
Der Franzose zog ein Silberetui aus der Innentasche seines eleganten beigen Gehrocks, nahm eine Zigarre heraus und entzündete sie an einer Kerzenflamme. Dann erwiderte er Jarretts Blick. »Das Gold liegt auf dem Tisch, Monsieur.«
Gleichmütig zuckte Jarrett die Achseln. »Wie Sie wünschen, Monsieur.«
»McKenzie, Sie bluffen! Das werden wir bald sehen!«
Aber in diesem Augenblick sah Jarrett nichts mehr außer der Gestalt im weiten Cape. Sie drehte sich um, schaute ihn an. Als die Kapuze nach hinten fiel, sah er ihr Haar, ein faszinierendes Goldblond mit rötlichen Lichtern. Sogar im gedämpften Kerzenschein schimmerte es hell wie die Sonne. Wie gern hätte er festgestellt, ob es sich so seidig anfühlte, wie es aussah ...
Von plötzlichem Zorn erfaßt, von einem Schmerz, der sein Herz zusammenkrampfte, schloß er die Augen. Warum begehrte er diese Frau so inbrünstig? Lag es an ihren anmutigen Gesten, am üppigen Glanz ihres Haars? Fast widerwillig hob er die Lider. Jetzt konnte er im Licht des Lämpchens, das über dem Eingang hing, ihr Gesicht betrachten. Dichte, dunkle Wimpern umrahmten tiefblaue Augen. Auch die Brauen waren dunkler als das Haar und sanft geschwungen. Die zarte Haut erinnerte an Marmor, und die zierliche gerade Nase trug ebenso zu ihrer klassischen Schönheit bei wie die perfekt geformten vollen Lippen. Beinahe überwältigte ihn der Wunsch, diesen Mund zu küssen, die weiche Wange zu streicheln, die Finger in das goldene Haar zu schlingen.
Robert räusperte sich. »Jarrett? Leg doch deine Karten auf den Tisch!«
Wortlos gehorchte Jarrett, schaute die anderen kaum an. Auch Smiling Jack hatte ein gutes Blatt. Einen Straight. Nicht schlecht. Aber nicht gut genug.
Robert starrte seinen Freund an, dann schob er das Geld zu ihm hinüber. Aber der Sieg bedeutete Jarrett nichts mehr. Nicht einmal der Ärger, den er dem Franzosen bereitete, interessierte ihn. »Machen wir weiter?« fragte er Jack. »Geben Sie, mon ami?«
»Oui, mon ami», bestätigte der Franzose. Flink und geschickt verteilte er die Karten. Jarrett lehnte sich zurück, die Augen halb geschlossen, und beobachtete alles. Die Karten. Den Franzosen. Das Mädchen. Dies war einer der Vorteile, den das Leben im Sumpf bot, inmitten der ›Wilden‹. Man lernte zu beobachten.
Für Tara Brent war der Abend ein Alptraum. Unentwegt jammerte der kleine, dicke Eastwood, weil sie ihren Dienst nicht rechtzeitig antrat. O Gott, es war ein Fehler gewesen, hierherzukommen. Aber sie brauchte das Geld so dringend. Mit diesem Geld konnte sie eine Schiffsfahrkarte kaufen, nach Norden reisen und sich verstecken. Dort würde man sie niemals aufspüren.
In New Orleans fand man Arbeit, ohne daß einem Fragen gestellt wurden. Alle möglichen Leute trieben sich hier herum – Kreolen, Spanier, Engländer, Süd- und Nordstaatler. Es war nicht schwierig, in diesem Getümmel unterzutauchen. Deshalb hatte sie beschlossen, vorerst in New Orleans zu bleiben.
Eine alte Straßenhändlerin zeigte ihr den Weg zur Taverne, und Eastwood stellte sie sofort als Kellnerin ein. Dabei erwähnte er, sie könne gutes Geld machen, wenn sie die Gentlemen in ihre winzige Dachkammer mitnehmen würde. Das lehnte sie entschieden ab. Lachend prophezeite er, eines Tages würde sie sich anders besinnen. Doch das interessiere ihn nicht, erklärte er. Er würde sie wegen ihrer Schönheit engagieren, die seinen Umsatz steigern könnte, und vielleicht irgendwann selber in ihrer Dachkammer landen.
Lieber wollte sie sich vierteilen lassen. Aber das verriet sie ihm nicht, denn immerhin verdankte sie ihm ihre Stellung. Bis jetzt hatte er sie nicht belästigt. Sie hätte nicht so lange über den Blumenmarkt wandern und in die Wellen des Mississippi starren sollen. Dann wäre sie nicht zu spät gekommen, und er würde sie jetzt nicht anschreien. Wenn sie sich nicht in acht nahm, würde er sie womöglich hinauswerfen.
Oder war sie hier ohnehin fehl am Platz? Einige Leute hatten ihr versichert, die Taverne sei respektabel. Wäre sie nicht so naiv – oder verzweifelt gewesen, hätte sie erkannt, daß diese Leute nicht den allerbesten Ruf genossen. Und wenn diese Kneipe schon als respektabel galt, wie mußten dann erst die anderen in diesem Hafen aussehen? Bei diesem Gedanken erschauerte Tara.
Plötzlich stockte ihr Atem, als Eastwood sie am Arm packte. »Hören Sie nicht zu? Ich führe dieses Gasthaus, nicht Sie! In Ihrer hochnäsigen Art haben Sie mir schon erklärt, Sie würden keine Männer in ihre Kammer mitnehmen. Und ich dachte, Sie wären so hübsch, daß das keine Rolle spielt. Aber ...«
»Lassen Sie mich los!« befahl sie in eisigem Ton.
Sofort gehorchte er. »Fangen Sie endlich zu arbeiten an, wenn Sie Ihren Lohn verdienen wollen!«
Wortlos legte sie ihr Cape ab, hängte es an einen Wandhaken und eilte in die Küche. Eastwood war ein Tyrann, aber er beschäftigte zwei freundliche kreolische Köche, und Emma, die rundliche Irin, die am Herd das Zepter schwang, hatte Tara unter ihre mütterlichen Fittiche genommen.
»Da sind Sie ja, ma belle chérie!«Gaston nahm das Brot aus dem Backofen. Offensichtlich wußte er seine eigenen Kochkünste zu schätzen, denn er war noch dicker als Emma.
Tara lächelte ihn schüchtern an. »Tut mir leid, daß ich zu spät komme.«
Lässig winkte er ab. »Das Essen ist fast fertig. Aber da sitzen vier Pokerspieler, die nach Whiskey schreien. Um die sollten Sie sich mal kümmern.«
Auf dem Weg zur Schankstube stieß sie mit Marie zusammen, eine der hübschen Kreolinnen, die in der Taverne arbeiteten – und auch in den Dachkammern. Seufzend verdrehte sie die Augen. »Aus allen Richtungen schreien sie mich an! Mon Dieu, alors! Da bist du ja endlich, chérie. S’il te plaît, bring den Pokerspielern Whiskey, bevor mir dieser Deutsche den Kopf abreißt.«
»Ja, gleich«, versprach Tara. »Welcher Tisch?«
»Den kannst du gar nicht übersehen. Der Deutsche ist groß und schlank, und er sieht fantastisch aus, wie ein Wikinger. Und Smiling Jack, ein gewitzter, gefährlicher Franzose.« Vielsagend zwinkerte sie Tara zu. »Jeder dieser beiden würde dir deine Schiffahrt bezahlen – für eine einzige Nacht.«
Das Blut stieg in Taras Wangen, und sie schüttelte rasch den Kopf.
»Zwei Amerikaner sind auch noch da«, fügte Marie hinzu. »Ein hübscher, freundlicher Junge. Und der andere ...« Nach einer kurzen Pause verkündete sie lächelnd: »Der andere ist McKenzie.« Fast ehrfürchtig sprach sie den Namen aus. »Ein schwarzhaariger Ire mit dunklen Augen. Als die Engländer die spanische Armada besiegten, blieben viele Spanier eine Zeitlang in Irland, bevor sie nach Hause zu segeln versuchten. Also gibt’s eine Menge dunkelhaariger Iren. Und die sind auch genauso heißblütig wie die Spanier. Sicher wird McKenzie dir gefallen, chérie.«
Statt einer Antwort lächelte Tara nur, rannte zur Bar, holte eine Flasche Whiskey und kleine, schwere Gläser. Dann schaute sie sich in der Gaststube um, die von dichten Rauchschwaden erfüllt war.
In einer Ecke vergnügten sich einige Matrosen und Straßendirnen. In einer anderen schäkerten ein paar Hafenarbeiter mit Lisette, Maries Kusine. Und an mindestens drei Tischen saßen Kartenspieler.
Aber Marie behielt recht. Diese vier Männer konnte man nicht übersehen. Ein Deutscher, ein Franzose und die Amerikaner. Der eine wirkte etwas jünger als die anderen. Auf einen Ellbogen gestützt, beobachtete er das Spiel. Und McKenzie, der Ire mit dem rabenschwarzen Haar ... Nie zuvor war Tara ein solcher Mann begegnet. Offenbar beobachtete er sie schon seit einiger Zeit. Verwirrt erwiderte sie den Blick seiner großen, dunklen Augen. Er besaß markante Gesichtszüge – ein eigenwilliges Kinn, hohe, breite Backenknochen, ebenholzschwarze, hochgewölbte Brauen, eine lange, gerade Nase und volle, sinnliche Lippen. Seine gebräunte Haut schimmerte wie Bronze.
Als er bemerkte, daß sie ihn anschaute, lächelte er. Ein sonderbares Gefühl stieg in ihr auf. Heiße Wellen schienen ihren ganzen Körper zu durchströmen, vom Kopf bis zu den Zehenspitzen.
Er trug einen eleganten schwarzen Gehrock, eine hellbraune Hose und ein schneeweißes Hemd. Und seine Finger, die die Spielkarten festhielten, waren so braun wie sein Gesicht, mit kurz gestutzten Nägeln.
»Endlich! Der Whiskey!« rief der Deutsche.
Hastig stellte Tara die Flasche und die Gläser auf den Tisch, spürte den forschenden Blick dieser faszinierenden nachtschwarzen Augen, wollte so schnell wie möglich fliehen.
»Offenbar sind Ihnen die Goldmünzen ausgegangen, Jack, also sollten wir aufhören«, meinte McKenzie. Seine tiefe, wohlklingende Stimme ließ Tara erschauern.
»Vielleicht die Münzen«, erwiderte der Franzose, »aber ich habe noch etwas anderes zu bieten, mon ami.« Erschrocken hielt Tara den Atem an, als seine Finger ihr Handgelenk umklammerten. »Das Mädchen gehört Ihnen, für eine Nacht.«
»Was?« stieß sie empört hervor.
»Sie ist nicht Ihr Eigentum«, entgegnete McKenzie.
»Gewissermaßen schon. Eastwood steht in meiner Schuld. Das Mädchen für eine Nacht, gegen Ihre dreihundert in Gold.«
»Keine Hure, nicht einmal diese, ist dreihundert wert!« protestierte der Deutsche und trank einen Schluck Whiskey. Seine hellen Augen musterten Tara aufmerksam. »Oder vielleicht doch?«
Entrüstet riß sie sich los. »Ich arbeite für Eastwood. Und ich gehöre weder ihm noch sonst jemandem!« Sie wollte sich abwenden, aber der Franzose hielt ihren Rock fest. Ungläubig starrte sie ihn an. »Lassen Sie mich gehen! Verstehen Sie doch, Sie können mich nicht einfach auf den Tisch legen, wie einen Gegenstand, mit dem Sie spielen. Ich bediene hier und ...«
»Heute nacht werden Sie diesen Mann bedienen, chérie», fiel Smiling Jack ihr ins Wort, und der Deutsche kicherte.
»Zum Teufel mit Ihnen, Sir! Ich hole Eastwood.« Da brach der Franzose in schallendes Gelächter aus. »Tun Sie das, chérie! Der wird Sie eigenhändig in die Tischmitte setzen. Diesem kaltschnäuzigen Bastard hier bin ich verpflichtet, aber Ihr Eastwood schuldet mir seine halbe Kneipe!«
Nun konnte sie sich nicht länger beherrschen. Sie packte das Glas des Franzosen und schüttete ihm den Whiskey ins Gesicht.
Mit einem wilden Wutschrei hob er eine Hand, als wollte er sie schlagen. Aber da stand McKenzie auf. »Lassen Sie das Mädchen los!« befahl er.
»Sacré bleu ...«
»Lassen Sie sie los!«
Widerstrebend gehorchte der Franzose, und Tara hätte das Weite gesucht, aber jetzt umschlossen McKenzies Finger ihren Oberarm. Sie schaute unsicher zu ihm auf. Wie groß er war – schlank, mit breiten Schultern ... Jeder Fluchtversuch wäre sinnlos. Niemals würde dieser Mann sie gehen lassen, wenn er es nicht wollte.
»Setzen Sie sich«, forderte er sie auf. In seinen dunklen Augen lag ein rätselhafter Ausdruck.
»Wie ich bereits sagte – ich stehe keinem Mann für eine Nacht zur Verfügung.«
Belustigt hob er die dunklen Brauen. »Ich sagte nicht, daß ich Sie für eine Nacht haben will.«
»Aber ...«
»Wir werden sehen. Überlassen wir die Entscheidung den Spielkarten. Dreihundert Dollar ist viel Geld – für jede Frau. Setzen Sie sich!«
»Nein ...«
»Sie sollten hoffen, daß ich Sie gewinne – und nicht der Franzose«, warnte er sie.
»Und nun bringen wir das verdammte Spiel hinter uns. Setzen Sie sich! Oder ich nehme Sie auf meinen Schoß.«
Tränen brannten in ihren Augen, und sie biß die Zähne zusammen. Da sie keine Wahl hatte, sank sie auf einen Stuhl.
Der vierte Mann am Tisch, der Junge mit dem blonden Haar und den freundlichen grünen Augen, ergriff ihre Hand. »Keine Bange, Miss, so schlimm wird’s nicht werden.«
»Keine falschen Versprechungen, Robert!« mahnte McKenzie und setzte sich wieder. »Noch habe ich das Spiel nicht gewonnen.« Dann wandte er sich an den Franzosen. »Also, es geht um das Mädchen. Hier ist mein Blatt.« Er legte seine Karten auf den Tisch, und Tara hielt den Atem an. Eine Drei, eine Vier, eine Fünf, eine Sechs – und eine Sieben.
Das sah nicht allzugut aus. O Gott, wie lächerlich! Sie wußte nicht einmal, welchen Sieger sie sich wünschte. Was würde geschehen, wenn der Franzose McKenzie schlug? Der Ire hatte wenigstens erklärt, er würde keinen Wert auf sie legen.
Fluchend warf Smiling Jack seine Karten hin, und Tara blinzelte. Drei Asse, ein König, eine Zehn.
Wer zum Teufel hatte gewonnen? In tiefem Schweigen verstrichen die Sekunden.
Endlich begann McKenzie zu sprechen. »Nun habe ich Sie schon wieder besiegt, Jack. Ich glaube, jetzt ist das Spiel endgültig vorbei.«
»Mais oui!« fauchte der Franzose. »Das Spiel ist vorbei!«
Entsetzt stieß Tara einen Warnruf hervor, als der Franzose eine Pistole zog und auf McKenzies Herz zielte.
Doch die Waffe explodierte nicht. Blitzschnell stand McKenzie auf, griff in seinen Stiefel, eine Klinge flog wie ein Silberstreif durch die Luft und bohrte sich in Jacks Hand.
Schreiend vor Schmerz verkrümmte er sich. Das Messer nagelte seine Hand auf den Tisch, krachend landete die Pistole am Boden. »Man sollte Sie einsperren, McKenzie!«
»Das würden Sie eher verdienen als ich. Immerhin wollten Sie mich kaltblütig niederschießen. Jeder Mann in diesem Raum kann das bezeugen.«
»Natürlich wollte ich Sie niederknallen! Weil Sie mich betrogen haben! Und hätte diese kleine Hure Sie nicht gewarnt ...«
»Wie können Sie es wagen ...«, begann Tara erbost, aber die Männer ignorierten sie.
»Auch dann wäre ich schneller gewesen als Sie«, entgegnete McKenzie.
»Elender Bastard!« keuchte der Franzose. McKenzie zog das Messer aus dem Tisch und der Hand seines Gegners, der vor Schmerzen aufheulte. »Nie im Leben habe ich jemanden betrogen, mon ami. Das wissen Sie. Eigentlich hätte ich Sie töten müssen. Seien Sie dankbar, daß Sie noch leben.«
»Trotz allem sind Sie der Verlierer, McKenzie. Welche Frau ist schon dreihundert Dollar wert?«
»Diese hier!« McKenzie umfaßte Taras Handgelenke und zog sie zu sich heran. Um Himmels willen, warum hatte sie dagestanden und Matdaffenfeilgehalten, statt die Gunst des Augenblicks zu nutzen und zu fliehen, solange sie nicht beachtet worden war? »Teilen Sie Eastwood mit, daß sie seine Schuld um dreihundert Dollar verringert hat – und warum sie ihn verläßt.«
Mit langen Schritten ging er zur Tür und zerrte Tara hinter sich her. Erfolglos versuchte sie, sich zu befreien. Und jeder Hilferuf wäre sinnlos gewesen. Keiner der anderen Gäste, die sie neugierig anstarrten, hätte ihr beigestanden. Und Eastwood, um einen Teil seiner Schulden erleichtert, grinste zufrieden und rührte sich nicht von der Stelle.
»Ich würde sagen, sie ist dreihundert wert!« lallte ein Betrunkener.
Nur kurz hielt Jarrett inne, nahm Taras Umhang vom Wandhaken, an den sie ihn gehängt hatte, und warf ihn tun ihre Schultern.
»Warten Sie!« bat sie. »Ich kann doch nicht ...«
»Kommen Sie, verschwinden wir von hier.« Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er ihr zuflüsterte: »Kleine Närrin! Für diese Nacht gehören Sie mir. Seien Sie doch froh, daß Sie diesem Höllenloch entrinnen.«
Aber tun welchen Preis? Wilde Panik stieg plötzlich in ihr auf.