Weilands erster Fall - Marcel Kruse - E-Book

Weilands erster Fall E-Book

Marcel Kruse

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Beschreibung

Fortsetzungskrimi mit kantigem Kommissar Kommissar Weiland ist ein schrulliger und kantiger Zeitgenosse, der scheinbar wahllos unbequeme Fragen stellt - sowohl privater, als auch beruflicher Natur. Anderen erscheinen diese Fragen selten sinnvoll, sondern eher überflüssig und er sorgt mit seinen Marotten immer wieder für Unmut. Aber sind seine Fragen wirklich so sinnlos und überflüssig? Denn: Letztlich ist Johann Friedrich Weiland ein verdammt guter Kommissar mit einer hohen Erfolgsquote. In diesem Fall ermittelt er im eigenen Kollegenkreis - eine heikle Sache. Dabei ist zunächst nicht klar, ob es sich überhaupt um einen Fall handelt. Eigentlich sieht alles nach einem normalen Unfall aus. Aber Weiland wäre nicht Weiland, wenn er nicht auf seine eigene skurrile Art die Fährte aufnehmen würde. Dabei fällt der Verdacht auf einen unangenehmen Kollegen ...

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Seitenzahl: 55

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In Erinnerung an Zack

Vorwort

Der Titel »Weilands erster Fall« mag irreführend sein. Es ist nicht Weilands erster Fall als Kommissar einer Mordkommission, der hier wiedergegeben wird, sondern der erste Fall in einer langen Reihe von Dienstjahren, der aufgeschrieben wurde.

Inhalt

Vorwort

Kapitel 1

Unnötige Fragen / Der Unfall

Kapitel 2

Intuition

Kapitel 3

Beim Chef

Kapitel 4

Das Obduktionsergebnis

Kapitel 5

Das Foto

Kapitel 6

Nachtrag zum Foto

Kapitel 7

Korbes Nachfrage

Kapitel 8

Befragung des Lkw-Fahrers

Kapitel 9

Eine zufällige Begegnung mit Korbes

Kapitel 10

Tamburellos Schreibtisch

Kapitel 11

Korbes‘ Befragung

Kapitel 12

Mönchs Nachfrage

Kapitel 13

Wie weiter?

Kapitel 14

Die Ankündigung

Kapitel 15

Das Geburtstagsfrühstück

Kapitel 16

Die Überführung

Kapitel 1

Unnötige Fragen / Der Unfall

Es gab zwei Arten von Fragen, die seine Mitmenschen als unnötig einstuften, so viel hatte er begriffen. Die eine Art waren solche, auf die er die Antwort kennen sollte. Die andere Art waren Fragen, bei denen angeblich klar war, dass sie keiner beantworten konnte. Beide Arten hatten eine Gemeinsamkeit: Sie machten seine Mitmenschen wütend. Um ehrlich zu sein, konnte er das nicht so richtig nachvollziehen. Egal wie es lief, irgendjemand war immer sauer, meistens die Gefragten. Das Komische an der Sache war, dass Fragen zu seinem Beruf gehörten. Er, Johann Friedrich Weiland, war von den Zehen bis in die Haarspitzen voll mit Fragen, was eigentlich keine schlechte Eigenschaft für einen Kommissar bei der Mordkommission war. Es wäre jetzt naheliegend, zu denken, dass es sich um Fragen handelte, die einen Täter in die Enge treiben und deshalb erboste Reaktionen hervorrufen würde, aber so war es nicht. Irgendetwas an seinen Fragen nervte seine Mitmenschen derart, dass es sie zur Weißglut trieb.

Es gab da noch eine weitere Sache, die seine Mitmenschen an ihm bemängelten: Häufig hing er seinen Gedanken nach, was an und für sich keine schlechte Sache war. Allerdings kam es auch öfter vor, dass er derart in Gedanken war, dass er alles um sich herum vergaß. Was ebenfalls dazu führte, dass seine Mitmenschen sich ihm gegenüber ungehalten zeigten, denn sie fühlten sich von ihm nicht beachtet. Nichtbeachtung kommt eben nicht so gut an, unabhängig davon, ob nun bewusst oder unbewusst.

Wie auch immer, er war gerade im Dienst und dank seines jüngeren Kollegen hatte er es geschafft, zum Ort des Geschehens zu gelangen. Schon spielte sich das gleiche Muster ab. Er konnte einfach nicht anders, die Frage dränge ihn derart, und obwohl er wusste, dass er sich wieder unbeliebt machen würde, musste sie heraus: »Wo sind wir?«, fragte er.

Da war sie wieder, die gesamte Bandbreite an Reaktionen. Neuere Kollegen von der Bereitschaftspolizei sahen in verblüfft an, einigen war deutlich anzumerken, dass sie ihn für einen Spinner hielten. Die erfahrenen Kollegen spalteten sich in das Lager »Ich bin genervt und bringe das gerne zum Ausdruck« und das von denen, die ihn ein bisschen länger kannten und ihm möglicherweise sogar ein bisschen Wohlwollen entgegenbrachten und sich daher ihren Ärger nicht anmerken ließen. Am liebsten waren ihm die Kollegen, die über seine »Schrulle« lächeln konnten.

Ein Problem, das seine Arbeit nicht unerheblich negativ beeinflusste, war, dass er alle diese Emotionen buchstäblich fühlen konnte. Warum ihn einige seiner Kollegen absichtlich ihr Missfallen so deutlich spüren lassen mussten, war ihm unerklärlich. Dass es stockdunkel war und die vom Technischen Hilfswerk errichtete Lichtanlage nur den Unfallort und die Einsatzfahrzeuge beleuchtete, schien für andere keine Rolle zu spielen. Nun denn, die Frage, wo das »hier« nun eigentlich genau war, trieb ihn um. Zum Glück gab es immer jemanden, der ein Einsehen hatte und eine Erklärung versuchte. In diesem Fall war es ein jüngerer Kollege von der Bereitschaftspolizei. »Wir sind hier in …«, begann er.

Doch Weiland war es egal, wie der Ort oder die nächste Stadt hießen. Er wollte wissen, in welchem Zusammenhang der Fundort zur Leiche stand. Da er niemanden belehren wollte und der Grad seiner Unzufriedenheit in Bezug auf die Antwort in diesem frühen Stadium noch keinen Gemütsausbruch rechtfertigte, probierte er es einfach mal mit der nächsten Frage: »Was macht er hier?« Denn offensichtlich handelte es sich bei der Leiche um einen Mann.

Wieder setzte betretenes Schweigen ein. Nun antwortete mit erheblicher Verzögerung und nachdem es sicher zu sein schien, dass niemand anderes antworten würde, ein erfahrener Kollege aus der Bereitschaftspolizei und das ziemlich ungehalten: »Verdammt noch mal, mein Partner im Streifendienst hat sich auf dem Weg zur Dienststelle totgefahren und alles, was Ihnen einfällt, sind bescheuerte Fragen?«

Weiland kannte den Kollegen und hielt ihn für einen ungehobelten Burschen. Er passte vortrefflich in die Kategorie »sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit«. Er sprach ihn bewusst mit »Herr« Korbes an. Entgegen der üblichen Duz-Kultur – auch über Besoldungsgruppen hinweg – fühlte sich Weiland häufig unwohl, wenn es darum ging, sich mit anderen zu duzen. Bei Herrn Korbes war er besonders dankbar, dass eine nähere Zusammenarbeit, die ein Duzen zur Folge gehabt hätte, ausgeblieben war.

Die Tatsache, dass es sich bei dem Toten um einen Polizisten handelte, erforderte formal eine Untersuchung. Seine nächste Frage hatte es in sich, er wusste, dass es sich um eine Frage des zweiten Typs handelte, die mit Sicherheit weiteren Unmut provozieren würde. Aber es war auch die Frage, die alles Wichtige ansprach. Also fragte er: »Was ist passiert?«

Wieder war es Korbes, der antwortete. Allerdings gelassener, als Weiland es erwartet hatte, aber immer noch ungehalten: »Jan Tamburello, der Idiot, ist mal wieder viel zu schnell gefahren. Dieses Mal hat er die Kurve nicht richtig genommen und ist seitlich an einen Baum gerutscht, der das Fahrzeug in zwei Teile geteilt hat. Er war auf der Stelle tot. Es sieht nicht so aus, als wären weitere Fahrzeuge in den Unfall verwickelt gewesen.«

Weiland nickte nur und blickte dann auf, um den Gerichtsmediziner zu suchen. Er kannte ihn, auch wenn ihm sein Name gerade nicht einfiel. Namen waren nicht so sein Ding und bei der Arbeit musste er ohne die Hilfe seiner Frau auskommen, auf die er sich privat diesbezüglich immer komplett verließ.

Er sah ihn ein Stück entfernt stehen, direkt neben einem Teil des zertrümmerten Autos. Der Mann schaute zu ihm hinüber. Er sagte nichts, sondern nickte nur auf eine Art, die bestätigte, dass es so gewesen sein könnte.

Weiland brummte etwas Unverständliches. Er hasste es, wenn sich jemand von der Rechtsmedizin genötigt fühlte, bereits am Tatort erste Vermutungen zu äußern. In diesem Fall wusste er allerdings, dass sich der Kollege lieber äußerte, nachdem er die Leiche obduziert hatte.