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Mit einem gemieteten Truck Camper sind meine Frau und ich im Frühjahr 2022 unterwegs, um die nördlichen Pazifikregionen Nordamerikas kennenzulernen. Zuerst geht es ein Stück durch das südliche British Columbia und wir besuchen auch Vancouver Island. Mit der Fähre setzen wir dann nach Washington über und fahren an der Pazifikküste entlang Richtung Süden bis San Francisco. Der Pinnacles Nationalpark ist der südlichste Punkt der Tour. Dann geht es zurück durch das Landesinnere durch die Bundesstaaten Kalifornien, Oregon und Washington, bis wir schließlich in Vancouver wieder das Wohnmobil abgeben. Unterwegs besuchen wir unter anderem auch den Crater Lake Nationalpark und die Palouse Falls. Durch die Inside Passage geht es dann von Vancouver aus mit einem Kreuzfahrtschiff bis nach Seward in Alaska. Unterwegs haben wir dabei auch die Gelegenheit, Gletscher zu bestaunen. Die Alaska Railroad bringt uns schließlich nach Anchorage, den Schlusspunkt dieser abwechslungsreichen Reise. Jeder Tag ist ausführlich beschrieben. Der Leser lernt in diesem Buch Land und Leute kennen und wie Camping in Nordamerika funktioniert.
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Seitenzahl: 187
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Wellen ,Wälder und Gletscher
Eine Reise mit Truck Camper und Kreuzfahrtschiff durch den Westen Kanadas und den Nordwesten der USA
Von Lothar Seffert
Impressum
Autor:
Lothar Seffert, geboren 1951 in Berlin, pensionierter Beamter, Hobbymaler, Hobbyreisender, Camper aus Leidenschaft.
Texte
und Fotos: © Copyright by Lothar Seffert
Verlag:Lothar Seffert
Druck:epubli, ein Service der
neopubli GmbH, Berlin
Printed in Germany
Inhalt
1 Der Pazifik lockt
2 Vancouver im Regen
3 Eine Tour durch British Columbia
4 Wellen und Regenwälder
5 Regen und Redwoods am Pazifik
6 Warme Wüstenlandschaften
7 Schnee, Schluchten und Felsen
8 Quer durch Washington
9 Auf nach Alaska
10 Städte und Gletscher
11 Abschied von Nordamerika
12 Nachwort
Zwischen Wolken sind schneebedeckte Küstenberge zu erkennen, die in der Sonne glänzen. Wir schauen aus dem Flugzeugfenster und sind von dem Anblick fasziniert. Da unten werden wir bald mit dem Wohnmobil entlangfahren. Es ist nicht mehr weit bis Vancouver.
Eigentlich sollte 2019 unsere letzte Reise in den Westen der USA sein, es kam jedoch anders. Während der lange anhaltenden Pandemie mit dem Corona Virus fühlten wir uns, wie viele andere, in unseren Möglichkeiten stark eingeschränkt und die Sehnsucht nach Reisen in die Ferne wuchs wieder erheblich.
Im Westen der USA kannten wir uns nun durch drei Reisen zuvor einigermaßen aus. Wir stellten aber fest, dass wir vom nordwestlichen Teil des Riesenstaates bisher noch gar nichts gesehen hatten. Die Frage war, ob sich dort eine interessante und abwechslungsreiche Tour zusammenstellen ließ. Wann würde die Einreise wieder erlaubt sein? Die Grenzen von Kanada und den USA waren über Jahre für Touristen geschlossen.
Dennoch fingen wir an, zu planen, eine Route auszuarbeiten. Schwerpunkt sollte die nördliche Pazifikküste des nordamerikanischen Kontinents sein. Wir stellten fest, dass Vancouver ein ganz guter Ausgangs- und Drehangelpunkt sein könnte. Die Küstenregion von dort bis San Francisco kannten wir noch nicht.
Alaska als Ziel wäre auch interessant, das wäre aber die entgegengesetzte Richtung. Wie das nun alles zusammenbringen?
So wie bisher alles selbst buchen kam uns in Anbetracht der unsicheren Lage mit der Pandemie zu gewagt vor. Wir übermittelten einem spezialisierten Reisebüro in Berlin unsere Wünsche und das machte daraus ein Pauschalreisepaket mit Rücktritts- und Notfallversicherungen. Somit waren die Flüge gebucht und die Hotelaufenthalte nach dem Hin- und vor dem Rückflug. Wir legten uns hinsichtlich des Wohnmobils nicht genau fest. Es sollte klein und für zwei Personen ausreichend sein. Es stellte sich dann heraus, dass uns der Vermieter zu unserer Freude wieder einen Truck Camper zuteilen würde.
Wir entschlossen uns, Alaska von der Küste aus kennenlernen zu wollen und buchten dafür am Ende der Rundfahrt mit dem Wohnmobil eine Kreuzfahrt von Vancouver aus.
Als Reisetermin entschieden wir uns schon frühzeitig für Ende April bis zur zweiten Kalenderwoche im Juni 2022. Insgesamt würden wir also sieben Wochen unterwegs sein.
Der Termin sollte sich als günstig herausstellen, denn kurz zuvor öffneten erst Kanada und dann die USA wieder ihre Grenzen für Touristen.
Nun ist alles geregelt und es kann wieder losgehen. Wir sind gespannt, was uns erwartet. Das westliche Kanada kennen wir überhaupt noch nicht. In den USA hat sich seit unserer letzten Reise politisch einiges verändert. Ist das Land inzwischen tatsächlich so gespalten, wie in den Medien dargestellt?
Kleidungsmäßig sind wir auf jedes Wetter vorbereitet. Wir haben Handschuhe und Mützen für Alaska eingepackt, Sommerkleidung für Kalifornien und Regenjacken für alle Fälle.
Also dann auf ein Neues!
Am Mittwoch, den 20. April treffen wir kurz vor 9.00 Uhr am neuen Flughafen BER ein. Er liegt nicht weit von unserem Wohnhaus entfernt und ist gut mit Bahn und Bus erreichbar.
Am Gepäckausgabeschalter sind wir die Einzigen zu dieser Zeit. Auch an der Sicherheitskontrolle geht alles zügig, so dass wir in Ruhe erst einmal entspannen können. Noch wissen wir nicht, von welchem Gate die Maschine nach Amsterdam starten wird. Irgendwann erscheint eine entsprechende Anzeige und auch in diesem Abflugbereich ist nicht viel Betrieb.
Mit 15 Minuten Verspätung starten wir, landen aber fast pünktlich in Amsterdam, wo wir uns zügig zum Weiterflug nach Vancouver begeben, denn die Umsteigezeit ist nicht knapp, aber auch nicht reichlich. In Berlin gab es bei Abflug etwas Regen, hier scheint die Sonne. Der Weg zwischen den Flugsteigen ist in Amsterdam relativ lang. Kaum am anderen Gate angekommen, werden wir auch schon an Bord gebeten.
Auch der Weiterflug startet fast pünktlich. Wir haben für den langen Flug Fensterplatz und Mittelplatz auf der rechten Seite gebucht und haben einen guten Blick für Fotos. Auf dem Gangplatz neben uns sitzt eine Schwedin mittleren Alters, die eine Woche in Vancouver bei Ihrer Tochter verbringen will, die gerade die Abschlussprüfung an der dortigen Universität bestanden hat. Sie will bei ihr im Studentenheim wohnen und plant mit ihr unter anderem in Whistler Skifahren zu gehen.
Wir hatten im Vorfeld ein Sondergericht (indisch-vegetarisch) bestellt. Das hat den Vorteil, dass man es vor den anderen Fluggästen bekommt. Es sieht optisch gut aus, ist aber etwas fade.
Während des Fluges ist es überwiegend bewölkt. Von Island können wir ein wenig von der Küste erkennen, später Schneefelder und Berge auf Grönland. Dann erreichen wir das nördliche Kanada. Hier ist es zunächst sonnig, während des Fluges über die Rocky Mountains ist es aber leider wieder bewölkt. Erst beim Überflug über die Küstenberge ist wieder bessere Sicht.
Wir hatten schon im Wetterbericht erfahren, dass es in Vancouver regnerisch sein sollte und so ist es dann auch. Während der Landung ist wegen der vielen Wolken leider nichts von der Stadt zu sehen.
Der Flughafen in Vancouver ist groß und hübsch gestaltet. Wir werden mit indianischen Symbolen und Totempfählen der „First Nations“, wie man hier sagt, empfangen.
Die Einreise nach Kanada verläuft total chaotisch. In einer großen Halle stehen wir lange an, um die Formalitäten an einem Automaten und danach bei der Personenkontrolle zu erledigen. Es ist kein richtiges System zu erkennen und immer wieder ist unklar, wo man sich anstellen soll. Zum Glück stehen wir nicht unter Zeitdruck. Nach Ortszeit ist es erst Nachmittag. Wir sind aber ziemlich müde, denn in Europa sind wir auch nachmittags Ortszeit abgeflogen. Dort ist es inzwischen mitten in der Nacht. Schlafen konnten wir während des Fluges auch nicht, nur ein wenig zwischendurch die Augen schließen.
Dann heißt es, Gepäck abholen und durch den Zoll gehen. Die Ausschilderung ist gut, so dass wir schnell die Bahnstation am Flughafen finden, die uns in die Innenstadt bringen soll. Am Automaten kaufen wir Senioren-tickets (Concession, geht ab 65+). Nach einer halben Stunde erreichen wir mit der Bahn die Station Vancouver City Center. Wir steigen aus und holen gegenüber kanadisches Geld in einer Bank vom Automaten. Dann gehen wir mit dem Gepäck (leider im strömenden Regen) an Hochhäusern vorbei zu unserem gebuchten Hotel. Nach 10 Minuten sind wir schon da, sind aber völlig durchnässt.
Das Zimmer befindet sich in einem der oberen Stockwerke und ist nett eingerichtet. Durch das Fenster blicken wir nach hinten hinaus. Dort steht das Gebäude von CBC, Radio Canada. Den Sender empfangen wir auch gleich im Radio mit Informationen über die Stadt und Umgebung.
Obwohl es immer noch regnet, schlüpfen wir wieder in unsere nassen Jacken und gehen um die Ecke zu einem Supermarkt in der Robson Street, wo wir uns Frühstücksbrötchen und etwas Belag für nächsten Morgen besorgen. Zurück im Hotelzimmer fallen wir dann rechtschaffen müde ins Bett und schlafen auch schnell ein.
Am nächsten Morgen sind wir schon gegen 6.00 Uhr wach. Der Jetlag durch die Zeitverschiebung lässt sich nicht leugnen. Wir haben aber ganz gut geschlafen.
Ein herrliches Gefühl in der Fremde aufzuwachen und eine lange interessante Reise vor sich zu haben. Die Dusche ist sehr erfrischend und dann frühstücken wir im Hotelzimmer. Das ist uns angenehmer, als uns irgendwo eine (meist sehr teure) Gelegenheit in der Umgebung zu suchen, wo amerikanisches Frühstück, also überwiegend irgendetwas Gebratenes, angeboten wird. So etwas bevorzugen wir später am Tag. Zum Essen ist es platzmäßig etwas beengt im Hotelzimmer. Wir bekommen das aber am Schreibtisch und mit Hilfe eines beweglichen Tischchens an dem kleinen Sofa irgendwie hin.
Es regnet immer noch. Wir entschließen uns dennoch, einen kurzen Spaziergang zu unternehmen, denn wir haben nur diesen einen Tag, um die Stadt etwas näher kennenzulernen. Gleich hinter dem Hotel befindet sich am Ende der berühmten Flaniermeile Robson Street das British Columbia Place Stadium. Es wurde anlässlich der Weltausstellung 1986 errichtet und ist ein Mehrzweckstadion. Unter anderem fand dort 2010 sowohl die Eröffnungs- wie auch die Schlussfeier der olympischen Winterspiele statt. Heute wird es regelmäßig von einer Footballmannschaft und einer Fußballmannschaft genutzt und es werden dort Leichtathletikwettkämpfe ausgetragen. Das Dach lässt sich bei schlechtem Wetter schließen.
Vor dem Stadion steht eines der Denkmäler von Terry Fox, eines jungen Leichtathleten und Nationalhelden in Kanada. Er erkrankte an Knochenkrebs und lief 1980 trotz Beinprothese an 143 Tagen 5.300 km quer durch das Land, um Geld für die Krebsforschung zu sammeln, den „Marathon der Hoffnung“. Er starb schon mit 22 Jahren. Das Denkmal zeigt ihn mehrmals hintereinander, was Bewegung darstellen soll.
Hinter dem Stadion liegt der False Creek, ein langgestreckter Meeresarm. Dorthin laufen wir, immer noch im strömenden Regen. Der Uferweg ist gut angelegt. Wir kommen an einem Jachthafen vorbei. Bei dem Wetter ist aber nicht viel los.
Zurück im Hotel hängen wir die nassen Jacken auf und machen uns erst einmal ein warmes Getränk. Der Wetterbericht verspricht Regenpausen im Laufe des Tages. Als es tatsächlich trockener wird, gehen wir wieder los, diesmal in die andere Richtung. Die Jacken sind immer noch feucht. Wir sehen ein Gebäude, vor dem historische Kanonen und Panzer stehen. Es ist eine Rekrutierungsstelle der kanadischen Armee.
Dahinter kommen wir an der Bahnstation Stadium Chinatown vorbei. Von hier werden wir morgen quer durch die Stadt zur Mietstation fahren, um den Truck Camper abzuholen. Wir lösen schon einmal Fahrkarten am Automaten für morgen. Das sollte sich als Fehler herausstellen, denn die Fahrkarten sind nur 24 Stunden gültig und die Zeit läuft ab sofort.
Auf dem Weiterweg fällt uns auf dem Dach eines Hotels eine Prunkfassade auf. Sie sieht aus wie die mit indianischen Symbolen verzierte Vorderfront eines Hauses der First Nations, die am Ufer des nördlichen Pazifiks leben, dazu ebenfalls auf dem Dach ein Totempfahl.
Durch ein großes, dreiteiliges Ziertor, das sich über die gesamte Straßenbreite erstreckt, betreten wir Chinatown. Es ist das zweitgrößte Chinatown in Nordamerika nach dem in San Francisco, was wir vor Jahren sehr interessant fanden. Hier sind wir aber etwas enttäuscht. Alles wirkt ein wenig heruntergekommen. Es gibt keine schönen Fassaden, keine Geschäfte, die uns ansprechen. Eine Informationstafel klärt darüber auf, dass chinesische Arbeiter ab 1881 überwiegend für den Eisenbahnbau eingesetzt wurden, damals ein gefährlicher und knochenharter Job. Sie bekamen auch viel weniger Lohn als weiße Arbeiter. Als der letzte Nagel 1885 eingeschlagen wurde, wurden sie entlassen. Viele hatten kein Geld für die Heimreise und strandeten hier in Vancouver in Chinatown, damals ein Hafen in einem Land, das sie nicht freundlich behandelte.
Es fängt wieder an zu regnen. Inzwischen ist Mittagszeit. Wir kommen an einem größeren chinesischen Barbecue Restaurant vorbei und entschließen uns, das auszuprobieren. Wie hier fast überall üblich, gibt es außen keine Speisekarte. Das Lokal ist innen einfach eingerichtet. Offenbar essen hier überwiegend Menschen chinesischer Herkunft, nicht nur Touristen. Wir sind also gespannt. Wir bekommen zügig einen Platz zugewiesen und es wird zunächst eine Kanne Tee serviert. Christa entscheidet sich für Entenfleisch auf Reis, ich für eine Entenfleischsuppe. Und nun fangen für uns die Schwierigkeiten an. Christa hat für die großen Fleischstücke nur Stäbchen zur Verfügung, ich für das große Entenfleischstück in der Schüssel nur einen chinesischen Porzellanlöffel. Auf Anforderung bringt man Christa Messer und Gabel und mir einen richtigen Löffel. Christa gibt mir zwischendurch Messer und Gabel. Damit kann ich das Fleisch in der Suppe mühsam zerschneiden. Die Schwierigkeit ist zusätzlich, dass sich bei beiden Gerichten an dem Fleisch Knochenreste befinden, die mühsam gelöst werden müssen. Das ist bei Christa einfacher als bei mir in der Suppenschüssel. Ansonsten sind die Gerichte sehr schmackhaft. Inzwischen sind alle Tische besetzt und auch an dem Tresen ist viel Betrieb. Alle möglichen Leute aus der Umgebung holen Essen ab, auch Handwerker. Dennoch ist alles entspannt und ruhig.
Gut gesättigt machen wir uns wieder auf den Weg. Das Wetter ist weiterhin sehr wechselhaft. Immer wieder gibt es einen Regenschauer, so dass wir dann die Kapuzen aufsetzen. Wir schauen uns noch ein wenig in Chinatown um, finden aber nichts Sehenswertes und so biegen wir Richtung Norden ab. Die Straßen sind nicht ungepflegt. Wir treffen aber auf erschreckend viele Obdachlose. An einer Kreuzung sind so viele versammelt, dass wir kaum an ihnen vorbeikommen. Sie beachten uns aber gar nicht. Wir kommen an einem Platz vorbei, wo sich auch viele Obdachlose aufhalten. Dort wurde 2016 von Bürgern mit asiatischen Vorfahren und Mitgliedern von verschiedenen Stämmen der First Nations ein großer Totempfahl errichtet, der Survivor’s Totem Pole. Er wurde von Künstlern der First Nations aus einer über 1.000 Jahre alten Zeder gefertigt.
Ein Totempfahl (Wappenpfahl der Stämme im Nordwesten Nordamerikas) kann viele Bedeutungen haben. Manche stehen vor einem Haus zur Begrüßung, manche stellen Familienwappen dar. Andere erzählen Ereignisse einer Familie oder werden zum Gedenken an einen Stammesältesten errichtet. Wir werden auf unserer Reise noch weiteren Totempfählen begegnen.
Wir haben nun fast die Hafengegend erreicht. Das alte Hafenviertel heißt Gastown. Es war einmal ziemlich verwahrlost, ist dann aber aufwändig saniert worden und heute ein Flanier- und Touristenbereich mit Cafés und netten Boutiquen. Christa entschließt sich, noch eine zweite Regenjacke zu kaufen. Die, die sie jetzt anhat, ist zu schnell durchgeweicht. Und wir wissen ja nicht, was noch kommt, gerade auch im Hinblick auf Alaska.
Die Feuerwehr ist gerade im Einsatz. Ein Haus in einer Seitenstraße wird gelöscht. Wie wir später im Radio erfahren, ist der Brand in einem sanierten Haus schon einen Tag davor ausgebrochen und es gab Verletzte.
Wir erreichen die Steam Clock, das Wahrzeichen von Gastown. Vor der dampfbetriebenen Uhr, von der viertelstündlich der Glockenschlag von Westminster per Dampfpfeifen zu hören ist, haben sich schon mehrere Neugierige eingefunden. Wir freuen uns auch über den Glockenschlag, als er mit Verzögerung erklingt. Das Ganze ist aber relativ kurz. Leider regnet es auch gerade wieder etwas stärker.
Wir schlendern weiter zum Canada Place. Dort befindet sich am Hafen ein großes weißes Handels- und Kongresszentrum mit einer Dachkonstruktion, die an gespannte Segel erinnert. Dort befindet sich auch das Kreuzfahrtterminal. Hier werden wir später unsere Kreuzfahrt nach Alaska beginnen und wir orientieren uns schon einmal, wo wir dann mit dem Gepäck hin müssen. Wir stellen fest, dass sich der Bereich zum Einchecken im Tiefgeschoss, von der Straße aus gesehen, befindet. Durch die Tiefgarage führt der Weg auf die Ebene, von der aus die Schiffe betreten werden können. Nun gut, noch ist es ja nicht so weit.
Gegenüber vom Kreuzfahrtterminal liegt das Waterfront Center, ein Einkaufscenter. Dort schauen wir uns im Außenbereich einen hübschen kleinen künstlichen Wasserfall an.
Wir können es gar nicht glauben, der Regen hört auf. Langsam gehen wir zwischen Hochhäusern zurück Richtung Hotel. Überall sehen wir teure Boutiquen und Geschäfte. Christa hat plötzlich Rückenschmerzen und das Laufen fällt ihr immer schwerer.
Wir machen noch einen kleinen Umweg über ein Café, das einen guten Ruf hat und Backwaren verkauft, die wie in Österreich gebacken schmecken sollen. Das gibt es ja hier nicht so häufig und ich bin gespannt. In dem Café ist es brechend voll. Ich kaufe mir das teuerste Eclair meines Lebens. Christa winkt dankend ab und ist vom Mittagessen noch genug gesättigt. Um 16.00 Uhr sind wir zurück im Hotel und ich genieße ein wirklich vorzügliches Eclair.
Praktisch ist, dass wir im Hotelzimmer eine Kaffee- und Teemaschine haben. Im Flur gibt es einen Wasserautomaten, wo wir Trinkwasser abfüllen können.
Wir ruhen uns aus. Die Rückenschmerzen von Christa bessern sich auch etwas. Daher machen wir uns in der Dämmerung noch einmal auf den Weg an die Bucht in der Nähe, wo wir uns schon am Morgen umgeschaut haben. Auf dem Wasser trainieren jetzt Gruppen in großen Drachenbooten. Am Uferweg laufen Jogger und Spaziergänger mit Hunden. Es ist nicht besonders warm, aber eine schöne abendliche Atmosphäre am Wasser. Auf dem Rückweg kommen wir an einem interessanten Hochhaus vorbei mit einem Torbogen im 18. Stockwerk, dessen
Boden aus Glas besteht. Von unten sieht man dort oben Leute schwimmen. Der Pool hat also einen Glasboden. Das ist möglicherweise nicht jedermanns Sache.
Wir genießen, dass die Abende zu dieser Jahreszeit schon länger hell sind.
Zurück im Hotel gehen wir bald schlafen. Noch steckt
uns die Zeitumstellung in den Knochen.
Wieder werden wir schon um 6.00 Uhr wach, haben aber gut geschlafen. Wir frühstücken erneut im Hotelzimmer und hören im Radio den Sender von gegenüber, also von CBC, Radio Canada. Wir haben noch viel Zeit, bis wir das Wohnmobil von der Mietstation abholen können. Daher bummeln wir noch ein wenig herum, packen unsere Taschen und gehen dann um 10.30 Uhr in Richtung Stadium-Chinatown-Station. Heute ist es locker bewölkt und relativ kühl.
Die Bahnhöfe sind generell so konzipiert, dass man sie ohne Ticket nicht betreten kann. Die Sperren öffnen sich nur, wenn man seinen Fahrausweis an ein Lesegerät hält. Das versuchen wir nun mit den gestern gelösten Tickets. Da sie aber abgelaufen sind, funktioniert das nicht mehr. Wir müssen also erneut am Automaten Fahrscheine für drei Zonen kaufen. Die Mietstation liegt relativ weit entfernt. Der S-Bahn Zug fährt häufig, so dass wir nicht lange warten müssen. Er ist auch nicht sehr voll. Auffällig ist, dass überwiegend junge Leute zusteigen, die asiatische Wurzeln haben. Wir finden Sitzplätze und können auch unsere Gepäckstücke gut unterbringen. Die Stationen werden angesagt, auch ob sich die Türen auf der rechten oder linken Seite öffnen werden. Zusätzlich wird über den Türen die Gesamtstrecke angezeigt. Die noch bevorstehenden Stationen werden leuchtend angezeigt. Hat man die nächste Station erreicht, erlischt das entsprechende Licht. Viel Interessantes ist unterwegs nicht zu sehen, wir fahren Richtung Süden durch viele Vororte. Dabei kommen wir an Wohnhäusern, Einkaufszentren und Industrieanlagen vorbei. Es sind 13 Stationen bis zur Scott Road Station.
Man kann den Bahnhofsbereich auch nur verlassen, wenn man wieder den Fahrschein an ein Lesegerät hält. Dann öffnet sich die entsprechende Sperre.
Auf den Bus, der uns zur Mietstation bringen wird, müssen wir nicht lange warten. Hier müssen erneut Fahrscheine gelöst werden. Bahnen und Busse haben getrennte Zahlsysteme. Man muss beim Fahrer auch passend bezahlen, kommt mit ihm selbst nicht in Kontakt, steckt das Geld in einen Automaten. Im Bus finden wir Sitzplätze, die uns ermöglichen, das Gepäck gut abzustellen. Der Fahrer wartet, bis wir uns hingesetzt und das Gepäck abgestellt haben. Insgesamt fahren wir 18 Haltestellen. Das dauert ungefähr eine halbe Stunde. Sehr voll ist der Bus nicht. Die Haltestellen werden elektronisch angezeigt. Wenn man aussteigen möchte, drückt man einen Signalknopf. Der letzte Teil der Strecke führt uns am Fraser River entlang. Dort sind viele Hafen- und Industrieanlagen. Nach der Haltestelle River Rd/9500 Block kommt die Haltestelle River Rd/9200 Block. Dort steigen wir schließlich aus. Die Namen der Haltestellen sind also oft nicht sehr einprägsam. Wenn ich mich nicht vorher mit der Strecke beschäftigt hätte, wären wir damit nicht zurechtgekommen.
Nun stehen wir in einem Industriegebiet und auf der Uferstraße herrscht lebhafter Verkehr. Einen Gehweg gibt es nicht. Bis zur nächsten Kreuzung mit Ampel müssen wir mit dem Gepäck auf dem Randstreifen, gleichzeitig Fahrradweg, laufen. Die Mietstation befindet sich in einer Seitenstraße, nicht weit von dieser Kreuzung entfernt. Wir werden am Anmeldetresen freundlich begrüßt. Man bedauert aber, es wären gerade alle Mitarbeiter in der Mittagspause. Wir sind ja auch viel früher hier, als verabredet. Also lassen wir das Gepäck vor Ort in dem Gebäude und gehen ein paar Schritte zurück zu einem kleinen Restaurant, in dem eine indisch stämmige Familie kleine Speisen anbietet. Wir entscheiden uns für Pizzastücke und sind mit der Qualität nicht unzufrieden. Eine Gruppe von Industriearbeitern isst dort auch zu Mittag oder holt Speisen ab. So überbrücken wir die Zeit und sind auch gesättigt. Wer weiß, wann wir heute wieder etwas essen können. Vieles ist ja noch zu erledigen.
Zurück bei der Mietstation geht die Übergabe recht zügig. Der Truck Camper wird vorgefahren, einiges wird erklärt und wir dürfen uns Fahrzeug und aufgesetzte Wohnkabine selbstständig ansehen. Von dem nagelneuen Fahrzeug sind wir sehr angetan. Die Wohnkabine ist drei Jahre alt, aber auch in gutem Zustand und sehr sauber. An den Halterungen der Wohnkabine am Fahrzeug ist an mehreren Stellen der Lack beschädigt. Das wird in einem Protokoll festgehalten. Es werden noch ein paar Fragen beantwortet und dann dürfen wir losfahren.
Zunächst fahren wir zum nächsten größeren Supermarkt, um uns mit ersten Lebensmitteln einzudecken. Wir haben sogar ein Navigationssystem an Bord. So ist der Supermarkt nicht schwer zu finden. Es wird ein Großeinkauf für über 170 $. Die Erstausstattung ist aber immer etwas umfangreicher.
Es ist später Nachmittag, als wir auf dem vorgebuchten Campingplatz, der ein paar Kilometer weiter liegt, eintreffen. Er ist gepflegt und ruhig, abgesehen von Geräuschen der nahen Schnellstraßen. Einige Plätze sind noch frei.
Wir aktivieren den Kühlschrank. Er läuft automatisch über Strom oder über Gas. Dann packen wir unsere Taschen aus, räumen die Kleidung ein und schauen, was wir wo unterbringen können. Es gibt viele Staumöglichkeiten in der Wohnkabine und was nicht passt, wird hinter den Rücksitzen im Fahrzeug verstaut. Die ausgeliehenen Faltstühle finden Platz in einer Box unter den klappbaren Rücksitzen.
Natürlich haben wir uns gleich an Strom angeschlossen (wie üblich 30 A). Dann füllen wir Wasser auf und schließen den im Fahrzeug befindlichen Wasserschlauch an den Cityanschluss an. Das hat den Vorteil, dass im Fahrzeug entnommenes Wasser nicht dem Tank entnommen wird, sondern direkt frisch aus dem Hahn kommt.
Um etwas zu entspannen, bere