Welt der Poesie -  - E-Book

Welt der Poesie E-Book

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Beschreibung

Das Gedicht lebt. Es bringt Gefühle und Eindrücke auf kleinstem Raum zum Ausdruck und stiftet Gemeinschaft zwischen Schreibenden und Lesenden. Ob es neckisch mit Klang und Bedeutung der Worte spielt, um die ewigen Themen des Lebens ringt oder die Tiefen der Seele ergründet - immer lässt es den ganz individuellen Blick seines Schöpfers oder seiner Schöpferin auf die Welt aufblitzen und knüpft enge Bande über Zeit und Raum hinweg. Die Welt der Poesie erkundet die lyrischen Landschaften unserer Zeit. Vom humorvollen Vierzeiler bis zum vielgliedrigen Gedichtzyklus, von der klassischen Form des Sonetts bis zum freien Spiel mit der Sprache präsentiert dieser Band die Werke zeitgenössischer Dichterinnen und Dichter. Hier wird die Schönheit der Natur besungen, in zarten Versen an geliebte Menschen erinnert, das Wunderbare im Alltag entdeckt und in humorvollen wie schmerzhaften Zeilen das Zeitgeschehen kommentiert. Ein Dokument der Kreativität und Vielseitigkeit heutiger Poesie.

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INHALTSVERZEICHNIS

VELIBOR BAĆO

Birke

Ein Wunder

CHRISTIAN BARSCH

HEXE KRET

JOHAN CRIM

Todessehnsucht

SONJA DWORZAK

Lebensphantasien (Sonettenkranz)

MANFRED ELSÄSSER

Wetter und Politik

Der Weg zu Gott

Lazarus, ein Blinder und Jesus

Allein?

Christliche Regel

Margot – nach meinem Geburtstag

Der Pflegefall und die Johanniter

Leben mit herrlicher Perspektive

REGINA FRANZISKA FISCHER

SEHNSUCHT IM CORONAJAHR 2021

WONNEMONAT MAI

WANDERER ZWISCHEN DEN WELTEN

NUR WELKE BLÄTTER DER KASTANIE

WAS SIE DICH LEHRT oder DIE WINTERSONNE

WAHRE LIEBE

MARTA GOWORKO

Pandemie oder (also) wie ...

Weltraum

Zuckerkönigin

Krankheit, Akzeptanz, Kampf

JOHANNA GRÖTZ

Sing mein Herz

Warten

Wasserfest

HILDE MAI

Der Rose Duft

Rose und Birke

Orpheus

Rose im Winter

Nur eine Rose

Ein Blütenkelch wie wunderzart

Sigrid, meine Muse du

GERALD MARTEN

Stillstand

Die Raubtaube

Winters Spaß

GÜNTHER MELCHERT

Das Islandlied

JÜRGEN MOLZEN

GEDICHTE ATMEN …

MEINE SCHÖNSTEN GEDICHTE …

GESTÄNDNIS

POESIE VERSIEGT NIE …

DICHTUNGSMANGEL

ZWEI WASSERFÄLLE RAUSCHEN …

NACHBARSCHAFTSHILFE

NEPTUNBRUNNEN

GUDRUN MONITZER

Maitaggedicht

Frühlingsgedicht

Frühlingsgedanken

WALTER NEUKOM

Die schlechten Hirten und der gute Hirte

ROLF VON PANDER

Gedicht für freien Glauben

Mit Phönix-Feder

CARMEN QUANTIUS

Zwischen den Welten

MIRJAM REBHAN

Hoffnungslosigkeit

KLAUS J. ROTHBARTH

Lichtbild

EVERT SANDERS

Lebensbild im Jahresspiegel

Märzverheißung

Novembertage

Unter dem Schirm des Höchsten.

ERIC SCHMITZ

Lebensweg

Stiller Poet

Sternenlicht

Das Spiel des Lebens

Die Reise

Symbiose der Emotionen

Geistesblitz

Koryphäe des Strebens

Die Galionsfigur

Das Rätsels-Palindrom

Diabolische Harmonie

Kerzenlicht

Der Fährmann (die Höllenfahrt)

Götterfunke

Mondschein-Promenade

Der Leuchtturm

Die Sternenkonstellation

Mutter Natur

Diesseits

Aura der Hoffnung

Atlantis

ROSWITHA CHARLOTTE SCHWENK

Blütenzauber

SIGRID STEINKE

Begegnung im Krankenhaus

Zur Weihnachtszeit

Frühlings-Kirmes

Hommage für Mütter und Väter

Herbstgefühle

Christröslein

Die Füchslein

Das Rehkitz

STEFFEN TEICHMANN

Herbst

Winterfeuer 1

Winterfeuer 2

Im Winterwald

Die schöne Anneliese

Fliege Raimund 2

Der Schwarze Schwan 1

Der Schwarze Schwan 2

Miraculum AstraZeneca

Das Wandern ist des Covid Lust

im home soffice

Der Außenseiter

Liebe in besonderen Zeiten

Gertrud die Taube 2

Tierflüsterer

12 Haikus à la Shakespeedy

Der Faden

Der kleine Schlaf

WOLFGANG A. WINDECKER

Mein Glaube

INNA ZAGRAJEWSKI

Schönheit der Natur

Autorenspiegel

VELIBOR BAĆO

Birke

Deines Herzens Dichtung,

ohne Worte der Klang,

meines Sehnens Richtung,

zu finden den Gang.

Für dich erst erfunden,

das Spiel der Worte,

musste sie erst erkunden,

zu erreichen die Pforte.

Ein Schloss an dem Tor,

nun zweifelnd ich schwor,

welch’ Zauber denn kann

ohne Worte so binden?

Mein Scheitern daran,

werd ich ihn je finden?

Du hast mich gelehrt,

wer suche, wer horte,

zu greifen begehrt,

lass los selbst die Worte!

Ihrer Muse Gewinn,

Spiel meines Herzens,

des Reimes sein Sinn,

nun Meister meiner Schmerzen.

Über Zweifel erhaben,

die Melodie, die berührt,

des Dichters Begaben,

die Gedanken entführt.

Ein Wunder

Du einziger Stern

im Meer aller Sonnen,

erst nah, nun ganz fern,

mein Herz hast du gewonnen.

Vom Küssen die Träume,

was ist schon real,

süßer Duft Haares Säume,

mein Herz es befahl.

Die Sehnsucht ist Flucht,

das Heimweh des Herzens,

Einkehr gesucht,

zu beenden die Schmerzen.

Leidenschaft wie auch Fluch

meine Augen erblicken,

Begierde dort ruht,

der Duft ihrer Lippen.

Jedes Anfangs Magie,

der Liebende sie sucht,

wird fangen ihn nie,

den Moment wie die Luft.

Zeitentrissen wie wundersam still,

der Moment im ewigen Beginn,

vermag einzig erhoffen,

er enden nie will.

CHRISTIAN BARSCH

HEXE KRET

38.

„Liebe bunte Versemännchen,

kerzengerad wie Gartentännchen“ ,

schilt es? „Brav wie Spielzeuglämmchen,

auf den Köpfen Glühwurmflämmchen?

Kleine Köpfchen, schöne Füßchen,

die sich gern symmetrisch heben,

meist am Ende Hände geben

und kaum hinken (mal ein bißchen)?

Ob die Flämmchen lustig blinken,

weil sie auf Brandwut Verzicht tun?

Sollten sie nicht hinkend winken,

und wer sagt, daß sie es nicht tun?“

Eva (zwar verrätrisch)

war nicht asymmetrisch –

wir nun? Vorwind weht frisch:

Sollen Singer, Klinger,

Springer, Flämmchenschwinger

(spätre Freudebringer?)

recht gen Versland wandern,

gab gleich vielen andern

hilfreich man uns Finger.

39.

Eins, zwei, drei–

gemein und fein,

ich bin getreu;

ein weher Schrein

vier, fünf, sechs–

voll Daseinspein

groß heißt die Hex;

und Sternenschein;

sieben, acht, neun–

soll niemand belohnen,

bin Schein und Sein,

drin wohnen und thronen

eng im Gebein;

als Magnamaga allein.

mein Herz ist dein,

kein Stein, kein Wein,

Und nun zehn –

amen, amen.

P(ost) P(recationem): Elf und zwölf –

Ahne Wölfelfe helf.

(Unsre Hexe, wie man sieht,

hat durchaus Herz und Gemüt.)

40.

Das Vielheitskind, ins Zimmer eingesperrt,

spielt und entdeckt entlegne Ecken –

da drin trieb es Asmodi, hohnverzerrt

einst eine Bombe zu verstecken.

(Im Globuszimmer. Und schwer zu entdecken.)

Es spielt das Kind, eilige Zeit verrinnt,

wer weiß, wo beides schließlich mündet.

Groß wachsen Kind und Neugier windgeschwind;

Mut zittert: Wenns die Bombe findet?

(Zeitquelle quillt, schwillt, mündet und verschwindet.)

Ernst spricht die Hex: „Du siehsts und spürsts an dir,

der Viel ist immer noch sehr Tier.

Wir sollen, wollen uns jedoch erheben

und recht vom Tierhaften wegstreben?“

(Spielend das Kind, die Zeit treibt ihr Pläsier –

der alte Hexenmeister? Nicht mehr hier.)

41.

Im Nordost-Harz bei Thale, gegenüber

der Roßtrappe im Tal der Bode steht er;

auf ihm umtreibt sichs nächtlich wie im Fieber.

(Höhe: vierhunderteinundfünfzig Meter

über Meeresspiegel.)

Herr, o gib uns Flügel.

Auf laßt uns fahren. Matter Viertelmond,

grünliches Feuer, drum ein wilder Reigen,

der weder Felsscheitel noch Füße schont;

was Hexen angstverstecktem Lauscher zeigen,

sprengt festeste Riegel.

(Herr, matt deine Flügel –)

Es schwärmt und schwirrt verrücktestes Gefaxe

toll um des Berges unsichtbare Achse,

dienend, daß Klarheit völlig jetzt erwachse,

Kult, Tradition, Vergnügen, Prophylaxe

ohne Zaum und Zügel.

(Herr, schützen uns Flügel?)

A. Opfertänze – welch ein Kult:

Fortgewirbelt Sanftheit, Huld;

Flammkopf führt Regie; Weltschuld

stirbt vorm Fluchbuch, am Bockspult;

Lauschendem dehnt sich Geduld.

B. Ankerseil der Tradition:

Ahnehrend – vertrauten Ton

meckert durch das Hexophon

Flammkopfs bester Hexensohn,

Lauschharrendem guter Lohn.

C. Tanzplatzfreundliches Vergnügen:

Zappellust, werktags verschwiegen,

darf jetzt wirbeln, stoßen, wiegen,

reulos sich an Tierglück schmiegen;

Lauscher muß berichtend lügen.

D. Hexekstases Prophylaxe:

Neu massiert sonst träge Haxe,

bannt Bazillengören, -schlakse;

Lauscher staunt – es flüchten Dachse

reimergeben gar und Lachse.

Den Mondmann schauderts. Grün Geflamme knistert.

Wir lernten: waren nicht, werden nie Tänzer;

kulturlos-urwaldhaftem Einst verschwistert

solch Kunst, prägt uns zu ewigem Tanzwutschwänzer.

Lack Petschaft. Schluß. (Siegel.)

Herr, o nimm die Flügel

bitte zurück!

(Und keinen Blick

mehr auf dies Stück.)

42. EIN FESTTAG

Unsrer lieben Kret Geburtstag

stimmt uns nachsichtig und weich,

läßt uns herzlich gratulieren

(hag schrieb zu ebendem Zwecke

eigens übern großen Teich).

Theophil- und Mäxchen haben

ihren Tisch mit Mandeltorte

und mit Kerzen schön bereichert;

um den Stuhl flochten sie eine

grün- und blütenbunte Borte.

Still die Feier, keine Gäste;

leise tönt Eminorator,

Seele hebend; Kaffee mundet –

Wunsch der klugen Jubilarin

war wie stets Organisator.

Post kam ihr jedoch von vielen,

und die mag sie gerne lesen;

denn da fühlt sie gut und wahrer

als bei leiblicher Präsenz der

Adressaten innres Wesen.

Ganz im Namen Magnamagas

gratulieren Gluthaar,

Feuerhaupt und Flammenkopf steif für die

MAGAE; Frau Statistik sendet

einen Zahlenstrauß; Goldschleier-

Briefchen grüßt vom gelben Elfchen;

Onkel Pauls reizendes Schreiben

duftet nach Zigarre; Dr.

Konjunktiv schickt eine

Glückwunschkarte; stets so hexig bleiben

möge sie, wünscht witzelnd aus der

Stadt des Fortlaufs Vetter Sim;

auch von beiden Kränzchenschwestern

kommt ein Brief; und Madam Vielheit

gratuliert ganz ohne Grimm.

Abends sitzt sie bei der Lampe,

wie gewohnt an Feiertagen,

Max und Theophil die reiche

Post vorführend mit Behagen …

„Und welch Lebensjahr ziert unsre

Hex nun?“ hört man Leser sagen –

ei potzblitz! Wer wird schon nach dem

Alter einer Dame fragen.

43. FATUM ODER FATALITÄT

„?“ Niemals. Wer zum Hexographen

auf die Welt kam und zum braven,

treuen Raritätenhorter,

taugte und taugt keinesfalls

(dessen sind wir sicher) als

Eminuvisorreporter.

(Aus einer Hexe wird auch kein Pharmazierat.)

HEXE KRET

– Sechs vorangegangenen Stücken folgen sieben weitere –

44.

Still äußerte Dr. Konjunktiv,

der bei ‚wenn‘ et cetera nie schlief:

„Vieles findet statt,

Ahnt – wir sind noch Kind –,

zum Beispiel

daß schließlich

Ereignis,

Geglaubtes,

Verständnis,

Geschautes,

Beschreibnis,

Bestauntes,

Erkenntnis–

Vertrautes

wendet auch das Blatt.

völlig anders sind.“

(Seinen Bruder bringts im Nu aus der Ruh, der fügt hinzu:

„Bewährtes – verehrt es; Verkehrtes – zerstört es!“)

45.

Wenig Licht im Dunkeln habend,

schwer sich durch dies Dunkel grabend,

lebt man mühevoll, sich grausend

schon so manch liebes Jahrtausend.

Ständig spürt die gleichen Nöte

jedermann (Kröte und Flöte),

hat die gleichen bangen Fragen

und die gleichen starken Klagen.

Man erwartet wohl von ihr,

die im schönen Waldrevier

heimlich wuselt, Hilf und Rat?

(Gar nach Hexschluß und privat?)

Gern gäb Rat kluge Viel-Welt,

deren Geist sehr auf sich hält,

hilft ihr Will, wenn sie nicht kann?

(Besser wär, sie nähm Rat an.)

Kret, die niemand Rat verspricht,

könnte raten: die tuts nicht;

uns frommt weder Ruh noch Rat,

uns hilft einzig gute Tat.

Riechen wir auch früh den Braten,

Weisheit blüht allein in Raten;

gut rät – sie ist auf dem Kien –

nur Frau Stadtrat Dobbertin.

46. ARIA LYCOPODIANA

Glänzend in flacher Mulde farbige Küglein:

Stäubend flüchtiges Rieseln,

das drei Finger streuen;

Murmelsprüche wieseln

drum, es recht zu weihen …

„Golden, irden, milchen –

Weh und Wunde rauben

können solche Pillchen?“ –

„Glauben müßt ihr.

Ihr müßt glauben.“

Still strebt die kleine Flamme rauchlos zur Höhe:

Hundert Fünkchen knistern,

hundert Blitzchen sprühen;

dunkle Worte flüstern,

Uraltem entliehen …

„Stören solche Wölkchen,

die sich naswärts schrauben,

das Bazillenvölkchen?“ –

„Glauben müßt ihr.

Ihr müßt glauben!“

Preist den moosähnlich gelbgrünen Bärlapp

(Lycopodium clavatum L.),

nehmen dank seiner euch doch manch Beschwer ab

Blitzpulverruch und Hexenmehlschnee.