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Das Gedicht lebt. Es bringt Gefühle und Eindrücke auf kleinstem Raum zum Ausdruck und stiftet Gemeinschaft zwischen Schreibenden und Lesenden. Ob es neckisch mit Klang und Bedeutung der Worte spielt, um die ewigen Themen des Lebens ringt oder die Tiefen der Seele ergründet - immer lässt es den ganz individuellen Blick seines Schöpfers oder seiner Schöpferin auf die Welt aufblitzen und knüpft enge Bande über Zeit und Raum hinweg. Die Welt der Poesie erkundet die lyrischen Landschaften unserer Zeit. Vom humorvollen Vierzeiler bis zum vielgliedrigen Gedichtzyklus, von der klassischen Form des Sonetts bis zum freien Spiel mit der Sprache präsentiert dieser Band die Werke zeitgenössischer Dichterinnen und Dichter. Hier wird die Schönheit der Natur besungen, in zarten Versen an geliebte Menschen erinnert, das Wunderbare im Alltag entdeckt und in humorvollen wie schmerzhaften Zeilen das Zeitgeschehen kommentiert. Ein Dokument der Kreativität und Vielseitigkeit heutiger Poesie.
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Seitenzahl: 87
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VELIBOR BAĆO
Birke
Ein Wunder
CHRISTIAN BARSCH
HEXE KRET
JOHAN CRIM
Todessehnsucht
SONJA DWORZAK
Lebensphantasien (Sonettenkranz)
MANFRED ELSÄSSER
Wetter und Politik
Der Weg zu Gott
Lazarus, ein Blinder und Jesus
Allein?
Christliche Regel
Margot – nach meinem Geburtstag
Der Pflegefall und die Johanniter
Leben mit herrlicher Perspektive
REGINA FRANZISKA FISCHER
SEHNSUCHT IM CORONAJAHR 2021
WONNEMONAT MAI
WANDERER ZWISCHEN DEN WELTEN
NUR WELKE BLÄTTER DER KASTANIE
WAS SIE DICH LEHRT oder DIE WINTERSONNE
WAHRE LIEBE
MARTA GOWORKO
Pandemie oder (also) wie ...
Weltraum
Zuckerkönigin
Krankheit, Akzeptanz, Kampf
JOHANNA GRÖTZ
Sing mein Herz
Warten
Wasserfest
HILDE MAI
Der Rose Duft
Rose und Birke
Orpheus
Rose im Winter
Nur eine Rose
Ein Blütenkelch wie wunderzart
Sigrid, meine Muse du
GERALD MARTEN
Stillstand
Die Raubtaube
Winters Spaß
GÜNTHER MELCHERT
Das Islandlied
JÜRGEN MOLZEN
GEDICHTE ATMEN …
MEINE SCHÖNSTEN GEDICHTE …
GESTÄNDNIS
POESIE VERSIEGT NIE …
DICHTUNGSMANGEL
ZWEI WASSERFÄLLE RAUSCHEN …
NACHBARSCHAFTSHILFE
NEPTUNBRUNNEN
GUDRUN MONITZER
Maitaggedicht
Frühlingsgedicht
Frühlingsgedanken
WALTER NEUKOM
Die schlechten Hirten und der gute Hirte
ROLF VON PANDER
Gedicht für freien Glauben
Mit Phönix-Feder
CARMEN QUANTIUS
Zwischen den Welten
MIRJAM REBHAN
Hoffnungslosigkeit
KLAUS J. ROTHBARTH
Lichtbild
EVERT SANDERS
Lebensbild im Jahresspiegel
Märzverheißung
Novembertage
Unter dem Schirm des Höchsten.
ERIC SCHMITZ
Lebensweg
Stiller Poet
Sternenlicht
Das Spiel des Lebens
Die Reise
Symbiose der Emotionen
Geistesblitz
Koryphäe des Strebens
Die Galionsfigur
Das Rätsels-Palindrom
Diabolische Harmonie
Kerzenlicht
Der Fährmann (die Höllenfahrt)
Götterfunke
Mondschein-Promenade
Der Leuchtturm
Die Sternenkonstellation
Mutter Natur
Diesseits
Aura der Hoffnung
Atlantis
ROSWITHA CHARLOTTE SCHWENK
Blütenzauber
SIGRID STEINKE
Begegnung im Krankenhaus
Zur Weihnachtszeit
Frühlings-Kirmes
Hommage für Mütter und Väter
Herbstgefühle
Christröslein
Die Füchslein
Das Rehkitz
STEFFEN TEICHMANN
Herbst
Winterfeuer 1
Winterfeuer 2
Im Winterwald
Die schöne Anneliese
Fliege Raimund 2
Der Schwarze Schwan 1
Der Schwarze Schwan 2
Miraculum AstraZeneca
Das Wandern ist des Covid Lust
im home soffice
Der Außenseiter
Liebe in besonderen Zeiten
Gertrud die Taube 2
Tierflüsterer
12 Haikus à la Shakespeedy
Der Faden
Der kleine Schlaf
WOLFGANG A. WINDECKER
Mein Glaube
INNA ZAGRAJEWSKI
Schönheit der Natur
Autorenspiegel
Deines Herzens Dichtung,
ohne Worte der Klang,
meines Sehnens Richtung,
zu finden den Gang.
Für dich erst erfunden,
das Spiel der Worte,
musste sie erst erkunden,
zu erreichen die Pforte.
Ein Schloss an dem Tor,
nun zweifelnd ich schwor,
welch’ Zauber denn kann
ohne Worte so binden?
Mein Scheitern daran,
werd ich ihn je finden?
Du hast mich gelehrt,
wer suche, wer horte,
zu greifen begehrt,
lass los selbst die Worte!
Ihrer Muse Gewinn,
Spiel meines Herzens,
des Reimes sein Sinn,
nun Meister meiner Schmerzen.
Über Zweifel erhaben,
die Melodie, die berührt,
des Dichters Begaben,
die Gedanken entführt.
Du einziger Stern
im Meer aller Sonnen,
erst nah, nun ganz fern,
mein Herz hast du gewonnen.
Vom Küssen die Träume,
was ist schon real,
süßer Duft Haares Säume,
mein Herz es befahl.
Die Sehnsucht ist Flucht,
das Heimweh des Herzens,
Einkehr gesucht,
zu beenden die Schmerzen.
Leidenschaft wie auch Fluch
meine Augen erblicken,
Begierde dort ruht,
der Duft ihrer Lippen.
Jedes Anfangs Magie,
der Liebende sie sucht,
wird fangen ihn nie,
den Moment wie die Luft.
Zeitentrissen wie wundersam still,
der Moment im ewigen Beginn,
vermag einzig erhoffen,
er enden nie will.
38.
„Liebe bunte Versemännchen,
kerzengerad wie Gartentännchen“ ,
schilt es? „Brav wie Spielzeuglämmchen,
auf den Köpfen Glühwurmflämmchen?
Kleine Köpfchen, schöne Füßchen,
die sich gern symmetrisch heben,
meist am Ende Hände geben
und kaum hinken (mal ein bißchen)?
Ob die Flämmchen lustig blinken,
weil sie auf Brandwut Verzicht tun?
Sollten sie nicht hinkend winken,
und wer sagt, daß sie es nicht tun?“
Eva (zwar verrätrisch)
war nicht asymmetrisch –
wir nun? Vorwind weht frisch:
Sollen Singer, Klinger,
Springer, Flämmchenschwinger
(spätre Freudebringer?)
recht gen Versland wandern,
gab gleich vielen andern
hilfreich man uns Finger.
39.
Eins, zwei, drei–
gemein und fein,
ich bin getreu;
ein weher Schrein
vier, fünf, sechs–
voll Daseinspein
groß heißt die Hex;
und Sternenschein;
sieben, acht, neun–
soll niemand belohnen,
bin Schein und Sein,
drin wohnen und thronen
eng im Gebein;
als Magnamaga allein.
mein Herz ist dein,
kein Stein, kein Wein,
Und nun zehn –
amen, amen.
P(ost) P(recationem): Elf und zwölf –
Ahne Wölfelfe helf.
(Unsre Hexe, wie man sieht,
hat durchaus Herz und Gemüt.)
40.
Das Vielheitskind, ins Zimmer eingesperrt,
spielt und entdeckt entlegne Ecken –
da drin trieb es Asmodi, hohnverzerrt
einst eine Bombe zu verstecken.
(Im Globuszimmer. Und schwer zu entdecken.)
Es spielt das Kind, eilige Zeit verrinnt,
wer weiß, wo beides schließlich mündet.
Groß wachsen Kind und Neugier windgeschwind;
Mut zittert: Wenns die Bombe findet?
(Zeitquelle quillt, schwillt, mündet und verschwindet.)
Ernst spricht die Hex: „Du siehsts und spürsts an dir,
der Viel ist immer noch sehr Tier.
Wir sollen, wollen uns jedoch erheben
und recht vom Tierhaften wegstreben?“
(Spielend das Kind, die Zeit treibt ihr Pläsier –
der alte Hexenmeister? Nicht mehr hier.)
41.
Im Nordost-Harz bei Thale, gegenüber
der Roßtrappe im Tal der Bode steht er;
auf ihm umtreibt sichs nächtlich wie im Fieber.
(Höhe: vierhunderteinundfünfzig Meter
über Meeresspiegel.)
Herr, o gib uns Flügel.
Auf laßt uns fahren. Matter Viertelmond,
grünliches Feuer, drum ein wilder Reigen,
der weder Felsscheitel noch Füße schont;
was Hexen angstverstecktem Lauscher zeigen,
sprengt festeste Riegel.
(Herr, matt deine Flügel –)
Es schwärmt und schwirrt verrücktestes Gefaxe
toll um des Berges unsichtbare Achse,
dienend, daß Klarheit völlig jetzt erwachse,
Kult, Tradition, Vergnügen, Prophylaxe
ohne Zaum und Zügel.
(Herr, schützen uns Flügel?)
A. Opfertänze – welch ein Kult:
Fortgewirbelt Sanftheit, Huld;
Flammkopf führt Regie; Weltschuld
stirbt vorm Fluchbuch, am Bockspult;
Lauschendem dehnt sich Geduld.
B. Ankerseil der Tradition:
Ahnehrend – vertrauten Ton
meckert durch das Hexophon
Flammkopfs bester Hexensohn,
Lauschharrendem guter Lohn.
C. Tanzplatzfreundliches Vergnügen:
Zappellust, werktags verschwiegen,
darf jetzt wirbeln, stoßen, wiegen,
reulos sich an Tierglück schmiegen;
Lauscher muß berichtend lügen.
D. Hexekstases Prophylaxe:
Neu massiert sonst träge Haxe,
bannt Bazillengören, -schlakse;
Lauscher staunt – es flüchten Dachse
reimergeben gar und Lachse.
Den Mondmann schauderts. Grün Geflamme knistert.
Wir lernten: waren nicht, werden nie Tänzer;
kulturlos-urwaldhaftem Einst verschwistert
solch Kunst, prägt uns zu ewigem Tanzwutschwänzer.
Lack Petschaft. Schluß. (Siegel.)
Herr, o nimm die Flügel
bitte zurück!
(Und keinen Blick
mehr auf dies Stück.)
42. EIN FESTTAG
Unsrer lieben Kret Geburtstag
stimmt uns nachsichtig und weich,
läßt uns herzlich gratulieren
(hag schrieb zu ebendem Zwecke
eigens übern großen Teich).
Theophil- und Mäxchen haben
ihren Tisch mit Mandeltorte
und mit Kerzen schön bereichert;
um den Stuhl flochten sie eine
grün- und blütenbunte Borte.
Still die Feier, keine Gäste;
leise tönt Eminorator,
Seele hebend; Kaffee mundet –
Wunsch der klugen Jubilarin
war wie stets Organisator.
Post kam ihr jedoch von vielen,
und die mag sie gerne lesen;
denn da fühlt sie gut und wahrer
als bei leiblicher Präsenz der
Adressaten innres Wesen.
Ganz im Namen Magnamagas
gratulieren Gluthaar,
Feuerhaupt und Flammenkopf steif für die
MAGAE; Frau Statistik sendet
einen Zahlenstrauß; Goldschleier-
Briefchen grüßt vom gelben Elfchen;
Onkel Pauls reizendes Schreiben
duftet nach Zigarre; Dr.
Konjunktiv schickt eine
Glückwunschkarte; stets so hexig bleiben
möge sie, wünscht witzelnd aus der
Stadt des Fortlaufs Vetter Sim;
auch von beiden Kränzchenschwestern
kommt ein Brief; und Madam Vielheit
gratuliert ganz ohne Grimm.
Abends sitzt sie bei der Lampe,
wie gewohnt an Feiertagen,
Max und Theophil die reiche
Post vorführend mit Behagen …
„Und welch Lebensjahr ziert unsre
Hex nun?“ hört man Leser sagen –
ei potzblitz! Wer wird schon nach dem
Alter einer Dame fragen.
43. FATUM ODER FATALITÄT
„?“ Niemals. Wer zum Hexographen
auf die Welt kam und zum braven,
treuen Raritätenhorter,
taugte und taugt keinesfalls
(dessen sind wir sicher) als
Eminuvisorreporter.
(Aus einer Hexe wird auch kein Pharmazierat.)
– Sechs vorangegangenen Stücken folgen sieben weitere –
44.
Still äußerte Dr. Konjunktiv,
der bei ‚wenn‘ et cetera nie schlief:
„Vieles findet statt,
Ahnt – wir sind noch Kind –,
zum Beispiel
daß schließlich
Ereignis,
Geglaubtes,
Verständnis,
Geschautes,
Beschreibnis,
Bestauntes,
Erkenntnis–
Vertrautes
wendet auch das Blatt.
völlig anders sind.“
(Seinen Bruder bringts im Nu aus der Ruh, der fügt hinzu:
„Bewährtes – verehrt es; Verkehrtes – zerstört es!“)
45.
Wenig Licht im Dunkeln habend,
schwer sich durch dies Dunkel grabend,
lebt man mühevoll, sich grausend
schon so manch liebes Jahrtausend.
Ständig spürt die gleichen Nöte
jedermann (Kröte und Flöte),
hat die gleichen bangen Fragen
und die gleichen starken Klagen.
Man erwartet wohl von ihr,
die im schönen Waldrevier
heimlich wuselt, Hilf und Rat?
(Gar nach Hexschluß und privat?)
Gern gäb Rat kluge Viel-Welt,
deren Geist sehr auf sich hält,
hilft ihr Will, wenn sie nicht kann?
(Besser wär, sie nähm Rat an.)
Kret, die niemand Rat verspricht,
könnte raten: die tuts nicht;
uns frommt weder Ruh noch Rat,
uns hilft einzig gute Tat.
Riechen wir auch früh den Braten,
Weisheit blüht allein in Raten;
gut rät – sie ist auf dem Kien –
nur Frau Stadtrat Dobbertin.
46. ARIA LYCOPODIANA
Glänzend in flacher Mulde farbige Küglein:
Stäubend flüchtiges Rieseln,
das drei Finger streuen;
Murmelsprüche wieseln
drum, es recht zu weihen …
„Golden, irden, milchen –
Weh und Wunde rauben
können solche Pillchen?“ –
„Glauben müßt ihr.
Ihr müßt glauben.“
Still strebt die kleine Flamme rauchlos zur Höhe:
Hundert Fünkchen knistern,
hundert Blitzchen sprühen;
dunkle Worte flüstern,
Uraltem entliehen …
„Stören solche Wölkchen,
die sich naswärts schrauben,
das Bazillenvölkchen?“ –
„Glauben müßt ihr.
Ihr müßt glauben!“
Preist den moosähnlich gelbgrünen Bärlapp
(Lycopodium clavatum L.),
nehmen dank seiner euch doch manch Beschwer ab
Blitzpulverruch und Hexenmehlschnee.