Wenn der Rotz läuft und der Pups drückt - Dr. med. Vitor Gatinho - E-Book
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Wenn der Rotz läuft und der Pups drückt E-Book

Dr. med. Vitor Gatinho

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Beschreibung

Kindermedizin endlich verständlich erklärt - vom KidsDoc persönlich! Vitor Gatinho gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen, die Eltern in seiner Praxis umtreiben Wie lange darf Kacka in der Windel bleiben? Warum wacht mein Kind nachts ständig auf? Warum hat es ständig Blasenentzündung? Und: Was bedeutet es, wenn mein Kind beim Schlafen den Kopf hin und her wirft? Der Kinderarzt Vitor Gatinho, auf Instagram besser bekannt als KidsDoc, weiß Rat! Und beantwortet seiner stetig wachsenden Fangemeinde die häufigsten medizinischen Fragen in den ersten drei Jahren mit Kind - sympathisch, kompetent und ohne ärztlichen Zeigefinger. Dieses Buch gibt nun endlich den perfekten Überblick und ordnet die Fragen nach Alter und Themen - von der Ernährung über seltsame Krankheitsbilder bis hin zur Sprachentwicklung. Eltern finden hier schnell Antworten auf das, was sie bewegt, für Unterhaltung sorgen spannende Studienergebnisse und wertvolle Tipps für den Alltag mit Baby und Kleinkind. Das Buch vom KidsDoc - ein Must-have für junge oder werdende Eltern. - Die häufigsten Elternfragen - verständlich beantwortet - Übersichtlich geordnet nach Alter und Thema - Mit spannenden Fakten und neuen Erkenntnissen - ...und einer guten Prise Humor Der KidsDoc weiß Rat: Dr. med. Vitor Paixao Gatinho ist Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, er praktiziert in einer Gemeinschaftspraxis in Frankfurt am Main. Auf Instagram schart er durch seine pragmatisch-humorvollen Antworten auf Elternfragen eine wachsende Fangemeinde. Seine Follower schätzen ihn für seine informativen Posts und dafür, dass er nicht lang rumschwafelt, sondern Klartext spricht. Endlich einer, der zeigt, dass man Kindermedizin auch einfach erklären kann. 

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Seitenzahl: 292

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Impressum

© eBook: 2022 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

© Printausgabe: 2022 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

Gräfe und Unzer Edition ist eine eingetragene Marke der GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, www.gu.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Bild, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Projektleitung: Petra Bradatsch

Co-Autorin: Silke R. Plagge

Lektorat: Ulrike Schöber, Dortmund

Bildredaktion: Nele Schneidewind

Covergestaltung: ki 36 Editorial Design, Karina Wimmer

eBook-Herstellung: Maria Prochaska

ISBN 978-3-8338-8410-8

1. Auflage 2022

Bildnachweis

Coverabbildung: GU/Sarah Kastner, Shutterstock

Illustrationen: GU/Michael Vestner

Syndication: www.seasons.agency

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LIEBE LESERINNEN UND LESER,

wir wollen Ihnen mit diesem E-Book Informationen und Anregungen geben, um Ihnen das Leben zu erleichtern oder Sie zu inspirieren, Neues auszuprobieren. Wir achten bei der Erstellung unserer E-Books auf Aktualität und stellen höchste Ansprüche an Inhalt und Gestaltung. Alle Anleitungen und Rezepte werden von unseren Autoren, jeweils Experten auf ihren Gebieten, gewissenhaft erstellt und von unseren Redakteur*innen mit größter Sorgfalt ausgewählt und geprüft.

DIESES BUCH IST GENAU DAS RICHTIGE FÜR DICH, WENN DU

Anfänger-Mama oder -Papa bist kompetente und unkomplizierte Antworten auf deine vielen Fragen zur Gesundheit deines Babys oder Kleinkindes möchtest Rat und Hilfe im Umgang mit Kinderkrank-heiten suchst dich für die sprachliche, motorische und psycho-soziale Entwicklung deines Kindes interessierst den perfekten Überblick zu allen relevanten Gesundheitsthemen der ersten drei Jahre bekommen möchtest beim Lesen auch mal herzlich lachen willst

Für meine Mutter. Du wusstest lange vor mir, dass Kinderarzt meine Berufung sein wird.

KIDS.DOC – ANWALT DER KINDER

Ich bin Vitor, Papa und Kinderarzt aus Leidenschaft. Ich bin wahnsinnig neugierig – und darum habe ich schon immer nach Antworten gesucht. Und mich schon früh geärgert, wenn ich keine bekam! Vor allem in Arztpraxen habe ich das erlebt. Schon als Jugendlicher war ich regelmäßig enttäuscht, dass ich immer mit mehr Fragen rauskam, als ich vorher hatte. Dieses Gefühl, alles in den einen Termin gesetzt zu haben, damit man am Ende wieder einfach nur »abgefrühstückt« wird, habe ich nie vergessen.

Heute arbeite ich seit vielen Jahren als niedergelassener Kinderarzt und ganz oft begegnen mir Eltern, die auch Antworten suchen, sich aber nicht trauen, ihre Fragen zu stellen. Weil sie zu oft erlebt ­haben, dass sie keine verständlichen Informationen bekommen. Warum erklären viele Mediziner und Ärztinnen das nicht einfacher? Es gibt genug Studien, die zeigen, dass Patienten Therapien häufiger abbrechen, wenn sie das Warum nicht verstehen oder Handlungsanweisungen von Ärzten zu kompliziert sind. Die Kunst ist es, das ganze wissenschaftliche Wissen und das medizinische Know-how in eine Sprache zu übersetzen, die Menschen auch ohne medizinische Vorkenntnisse verstehen.

Klar kann ich von der obstruktiven Bronchopneumonie mit drohender respiratorischer Insuffizienz reden. Oder: Ich sage der ­Mutter, dass ihr Kind eine Lungenentzündung hat und wir gemeinsam versuchen werden, dass die Enge in den Luftwegen besser wird und wir dadurch eine Erschöpfung der Atmung verhindern. Zweimal inhaltlich genau das Gleiche. Aber: zwei verschiedene Welten. Wie schrecklich muss es sein, Sorge um sein Kind zu haben und dann nach dem Besuch beim Arzt mit noch mehr Fragen daheim ­allein mit dem kranken Kind zu sitzen. Hier möchte ich mit meinem Buch Eltern durch verständliche Aufklärung entlasten.

EINE STIMME FÜR DIE KLEINEN

Als Kinderarzt bin ich nicht nur ein Arzt für Krankheiten bei Kindern. Als Kinderarzt bin ich vor allem eins: der Anwalt der Kinder. Ich setze mich für die Rechte der Kinder ein. Ich verleihe Kindern – egal welchen Alters, vom Neugeborenen bis zum Teenie – eine Stimme. Eine Stimme in dieser so lauten Welt, in der Kinder funktionieren müssen und die Gesellschaft immer leistungsorientierter wird, ohne Halt vor unseren Kindern zu machen.

Kinder müssen nicht funktionieren. Sie sind keine Maschinen! Sie sind keine Klone. Deshalb ist es klar, dass nicht jedes Kind sich gleich entwickelt. Die Spannbreite ist sehr groß und das ist auch gut so. Natürlich muss ich als Kinderarzt meine kleinen Patienten im Auge behalten und begleiten. Es ist meine Aufgabe, zu erkennen, wann ein Kind auf dem Pfad der Entwicklung zurückbleibt und keine Puste mehr hat, um mitzuhalten. Auf dem Weg ins Erwachsenenleben gibt es so manche Unebenheiten und Hindernisse, die überwunden werden müssen.

Gemeinsam mit der Familie gehe ich diesen Weg und versuche, sie so gut wie möglich zu unterstützen. Ich kann erklären, warum der eine oder der andere Weg für genau dieses Kind am besten ist. Ich kümmere mich um Krankheiten, damit der Lebensweg ohne weitere Hindernisse weitergehen kann. Ich impfe und halte dadurch Krankheiten fern. Ich verteidige die Bedürfnisse des Kindes.

Ich stelle mich vor das Kind. Wenn es sein muss, zwischen Kind und ­Eltern. Immer im Fokus, den Eltern den Standpunkt ihres ­Kindes klarzumachen. Wir vergessen in unserer Gesellschaft jeden Tag mehr, wie es war als Kind. Zwischen Steuererklärung, Arbeit, Haushalt und anderen Verpflichtungen wird der Graben zwischen Erwachsenenwelt und Kindheit immer größer. Dadurch verlieren wir aber etwas sehr Wichtiges: den Blick. Und zwar nicht den Blick auf unsere Kinder, sondern den Blick durch die Augen unserer Kinder. Nur wer nicht vergisst, die Welt durch die Augen der Kinder zu sehen, nur wer das täglich tut, kann richtig auf sein Kind reagieren und verstehen, warum es in einer Situation genauso reagiert hat. Die Gesellschaft schaut auf ihre Kinder aus der Erwachsenenperspektive, als Erwachsener, der viele Erfahrungen schon gesammelt hat. Kinder sind wie eine unbeschriebene Festplatte. Sie müssen ihre eigenen Erfahrungen sammeln, um kompetent in ihrem Leben zu werden.

ANTWORTEN FÜR ALLE

Meine Leidenschaft für klare Antworten führte dazu, dass ich 2020 die spontane Idee hatte, auf Instagram und TikTok lustige, informative medizinische Videos zu machen. Und daraus entstand ­etwas, das ich mir in den verrücktesten Träumen nicht hätte ausmalen können. Von 129 privaten Followern wuchs der Account zum größten deutschsprachigen medizinischen Account an! Dort sind die Frage­runden, voll mit lustigem und informativem Wissen, besonders beliebt. Zusätzlich kam im Sommer 2021 ein Podcast dazu, in dem ich jede Woche 45 Minuten ausführlich über ein Thema spreche. Zusammen mit Gerrit Rüsken, meinem Podcast-Buddy, schlauen wir auch hier immer mehr Menschen auf und ­haben verrückterweise den Deutschen Podcast Preis 2022 in der Kategorie »Publikumspreis Bereich Wissen« gewonnen – aus über 1000 Bewerbungen! Mein Erste-Hilfe-Kurs bei richtigwissen.de macht ­Eltern kompetent, um in der äußersten Notsituation richtig rea­gieren zu können und Leben zu retten. All diese Kanäle sollen genau das schaffen: Erwachsenen die Kinderwelt besser erklären und ­Eltern medizinisch schlau machen.

FRAGERUNDEN ZUM NACHLESEN

Und warum jetzt auch noch ein Buch? Weil die Fragerunden so beliebt sind, dass ich gern auch ausführlicher schreiben möchte. Für alle, die ein wenig mehr wissen wollen. Für alle, die keine Zeit für soziale Medien haben, aber Antworten suchen. Ich freue mich, noch mehr Eltern zu erreichen, und habe mir dafür auch ein wenig Unterstützung geholt. Die Autorin und Journalistin Silke R. Plagge hat mir geholfen, meine Gedanken in Buchform zu packen. Und nun haltet ihr meinen kleinen medizinischen Wegweiser für die abenteuerliche Reise Elternschaft in den Händen. Mütter und Väter sollen ein Gefühl dafür bekommen, wann ihr Kind vielleicht doch Unterstützung braucht – oder eben auch nicht. Unterhaltungen mit anderen Eltern auf dem Spielplatz oder in Eltern-Kind-Gruppen sind oft nicht hilfreich: Dort will sich keiner die Blöße von Schwäche geben. Deswegen wird gelogen oder verschwiegen: »Mein Kind schläft mit vier Monaten natürlich durch!« »Mein Kind ist trocken, seitdem es ein Jahr alt ist!« Viele Aussagen, die verunsichern. In diesem Buch könnt ihr einfach das nachlesen, was ihr gerade jetzt braucht. Wenn ihr euch nach diesem Buch sicherer fühlt und vor allem euer Kind besser versteht, habe ich alles erreicht, was ich wollte.

Viel Spaß beim Lesen und Stöbern

Euer Dr. Vitor P. Gatinho

MUTTERMILCH, BREI UND ALLERLEI

Vom ersten Schluck Milch bis zur fröhlichen gemeinsamen Mahlzeit am Familientisch – rund um die Ernährung gibt es viel zu wissen. Welche Milch ist die beste und was heißt »Trinken nach Bedarf«? Was brauchen kleine Essanfänger wirklich? Im ersten und zweiten Lebensjahr wird im Gehirn der Grundstein für Geschmack und Allergien gelegt – und genau deswegen ist aller Anfang schwer. Oder doch nicht? Mehr über Herausforderungen rund um Löffel, Leitlinien und Nudeln ohne Soße.

DEM KINDLICHEN GESPÜR VERTRAUEN

Die Sonne scheint, zwei kleine Menschen und zwei große Menschen sitzen an einem gedeckten Tisch auf ihrer Terrasse vor dem Haus und alle schmausen begeistert und zufrieden. Und wie. So harmonisch. Bestimmt isst diese Vorzeigefamilie nur zuckerfreies Bio-­Essen und das Gemüse aus dem eigenen Garten finden die Kinder lecker und freuen sich drauf. Ok – hören wir auf mit dem Werbefilmchen und kommen mal zur Realität.

Jeden Tag müssen wir Menschen Nahrung zu uns nehmen und ­eigentlich sollte jeder Erwachsene die Grundlagen einer gesunden Ernährung kennen. Aber wie führen wir Kinder an das Thema heran? Was braucht dein Kind wirklich? Bekommt es zu viel, zu wenig? Es verweigert bestimmte Lebensmittel oder scheint allergisch zu reagieren. Das Thema Ernährung nimmt in meiner Praxis großen Raum ein. Eltern sind häufig verunsichert. Und oft übertragen sie ihre Sorge auf das Kind. Ich erinnere mich an mehr als eine ­Mutter, die mit einem durchaus wohlgenährten Baby vor mir stand. Der Nachwuchs wollte noch gar keinen Brei, aber auf der Packung steht doch ab dem vierten Monat. Mag ja sein – aber oft sind die Empfehlungen der Industrie nicht optimal für Kinder.

Wir haben in fast allen Teilen Europas aktuell das große Glück, dass Kinder normalerweise nicht hungern müssen. Im Gegenteil, oft gibt es sogar ein Überangebot. Sicher hat die Hungererfahrung im letzten Jahrhundert noch immer nachfolgende Generationen geprägt. Aber Sätze wie »Iss deinen Teller leer, sonst regnet es« sollten dringend verbannt werden. Denn Kinder haben tatsächlich ein natür­liches Gespür für Hunger, Sättigung und Bekömmlichkeit. Wirklich! Wir Erwachsenen oft nicht, auch die Unterscheidung zwischen ­Appetit und Hunger fällt uns schwer. Kennen wir alle, oder? Warum das so gekommen ist? Weil viele Erwachsene eben nicht ihrem eigenen Gespür vertrauen und Lebensmittel nicht ablehnen durften, sondern weiter essen mussten, obwohl sie satt waren. War das bei euch auch so? Ich durfte als Kind nur aufstehen, wenn ich alles gegessen hatte. Die anderen waren schon im Wohnzimmer, nur ich musste in der Küche allein vor dem Teller sitzen bleiben. Förderlich für ein gesundes Essverhalten ist das definitiv nicht.

Aber bevor es ums Essen geht, das auf dem Tisch steht, geht es um die allererste Form der Ernährung – die Milch. Erst wenn das Kind wirklich so weit ist – und wann das ist, klären wir noch –, gibt es auch etwas auf den Löffel. Auf den Breilöffel. Für so eine Zunge, die bisher nur saugen kannte, eine riesige Herausforderung! Vom ersten Brei bis zur richtigen Mahlzeit mit den Großen dauert es gar nicht lange. Im Kindergartenalter kommen ganz andere Herausforderungen: Nudeln ohne Soße? Zuckerfrei oder Zuckerschock? Und was tun, wenn der Nachwuchs eventuell Allergien oder eine Unverträglichkeit hat?

MAN NENNT SIE SÄUGLINGE – MILCH FÜR DIE ­KLEINSTEN

Es ist faszinierend, was so ein winziges Neugeborenes schon alles kann! Kaum ist es auf der Welt, macht es sich auf die Suche nach Nahrung – wenn Mama und Baby direkt nach der Geburt kuscheln können und das gerade erst ein paar Minuten alte Menschlein Haut an Haut auf dem Bauch seiner Mutter sein darf, dann sucht es, scheinbar magisch angezogen, sofort nach der Brust. Und der Säugling macht das, was ihm seinen Namen gegeben hat – saugen. Für Mutter und Kind sind diese ersten innigen Momente nicht nur einfach unbeschreiblich, ein frühes Anlegen sorgt dafür, dass die Milchproduktion beginnt und die Hormone in den Körpern von Mutter und Kind wahre Wunder bewirken. Ein besonders tolles Hormon ist das Oxytocin, auch »Kuschelhormon« genannt. Es fördert die Milchbildung, sorgt dafür, dass die Nachwehen ausgelöst werden. Gleichzeitig ist dieser Botenstoff dafür zuständig, dass die junge ­Familie – ja, auch der Körper vom Papa produziert Oxytocin, wenn er innig mit dem Baby kuschelt – von Anfang an eine enge Eltern-Kind-Bindung aufbauen kann, Ruhe und Vertrauen herrscht und das Gruppenzugehörigkeitsgefühl gestärkt wird. Die Muttermilch selbst ist für das Baby aber wie ein Zauberelixier. Denn in ihr ist alles enthalten, was ein Menschenbaby in den ersten Monaten braucht. Verrückt, wie die Natur das über Jahrtausende so optimiert hat. Die Zusammensetzung von Muttermilch ist optimal auf die Bedürfnisse von Säuglingen abgestimmt und ein komplexes Gemisch aus den verschiedensten Nährstoffen, Vitaminen, Mineralien, Spurenelementen, Immunfaktoren und anderen biologisch aktiven Substanzen. Muttermilch hat praktischerweise die perfekte Trinktemperatur und ihre Zusammensetzung ändert sich gerade in den ersten Wochen – immer optimal auf die Bedürfnisse des Säuglings angepasst.

BEKOMMT MEIN BABY GENUG MILCH?

Gestillte Säuglinge brauchen weder Wasser noch Tee. In der Muttermilch ist alles enthalten, was sie benötigen. Das Kleine ist gut versorgt, wenn …

… es zunimmt (darum auch am Anfang wiegen),

… es rosig aussieht,

… die Fontanelle nicht eingefallen ist.

Stillen ist die Golddisziplin – ich schreibe das als Arzt und Mann so leicht. Aber ich weiß auch, dass Stillen für Mutter und Kind Arbeit sein kann. Nicht immer funktioniert das Stillen, gerade beim ersten Kind – beide haben das ja noch nie gemacht! Vor allem wenn die Geburt nicht einfach war, das Kind schwach ist, eventuell eine Säuglingsschwester doch ein Fläschchen gegeben hat oder wenn beide einfach überfordert sind, dann ist guter Rat wichtig. Nicht jede Hebamme ist eine Stillberaterin! Ich empfehle immer: Wenn du gern stillen möchtest, nicht aufgeben, sondern eine Expertin um Unterstützung bitten. Manche Mütter können nicht stillen – weil sie etwa Medikamente nehmen müssen oder sich schlichtweg keine Milch bildet. Andere wollen nicht – auch das ist in Ordnung. Die gute Nachricht ist zum Glück: Kein Säugling muss bei uns an einer Mangelernährung leiden, wenn er keine Muttermilch bekommt. Und Mütter müssen kein schlechtes Gewissen haben – ein Kind, das heute mit Formulanahrung, also mit Flaschenmilch, großgezogen wird, kann genauso viel Nähe und Zärtlichkeit bekommen wie ein Stillkind.

WAS KOMMT IN DAS BABYFLÄSCHCHEN REIN?

Es gibt verschiedene Zusammensetzungen von Milchpulver für Säuglinge. Die sogenannte Pre-Milch ist der Muttermilch am ähnlichsten und kann darum genauso nach Bedarf gefüttert werden. Ideal für das Baby. Produkte mit der 1, der 2 oder 3 enthalten zugefügte Stärke und belasten den Darm eines Babys viel zu sehr.

Wichtig: Manche Mütter pumpen ihre Milch auch ab und füttern das Kleine mit der Flasche. Ideal etwa, wenn der Papa in der Elternzeit ist. Aber nicht ­jedes Kind macht da mit – einige verweigern die Flasche, wenn sie auch die Brust ­haben könnten.

Haltet euch bei der Formulanahrung immer genau an die Dosierungsvorschriften und achtet darauf, dass die Milch weit genug abgekühlt ist. Wird das Milchpulver in zu heißes Wasser eingerührt, gehen die wichtigen Proteine (Eiweiß) der Milch unwiderruflich kaputt. So wie das ­Eiweiß im Spiegelei seine Form verändert, passiert das auch mit den Eiweißen in der Milch: Sie verlieren ihre natürliche Form und somit auch ihre Funktion. Egal ob ihr stillt oder die Flasche gebt: Lasst das Baby nach Bedarf trinken. Es ist noch gar nicht so lange her, da ­haben Mütter in Deutschland nach einem festen Stundenplan ihren Säugling versorgt. Klingt heute ziemlich schräg – wer hat schon als Erwachsener genau alle vier Stunden Appetit? Und weil die Winzlinge am Anfang ja nicht nur Hunger, sondern auch Durst und den Wunsch nach Nähe gestillt bekommen möchten, sind solche starren Zeiten wirklich furchtbar.

Fragerunde

Alle zwanzig Minuten gestillt werden wollen, am liebsten stundenlang am Abend und in der Nacht – so stellt sich unser Kind (vier Wochen) das vor. Ich kann nicht mehr …

Manchmal haben Säuglinge ziemlich anstrengende Phasen. Vielleicht steht ein Wachstumsschub bevor oder das Kind war krank oder eine Veränderung steht gerade an … Dann haben Säuglinge einen erhöhten Bedarf und verlangen, besonders viel gestillt oder mit der Flasche gefüttert zu werden – auch Flaschenkinder möchten manchmal ständig Milch. Wird das Kind nun ständig versorgt – so wie es das einfordert –, nennt man das auch »Clusterfeeding« – englisch für häufig Füttern. Auf Deutsch auch liebevoll »Hamstern« genannt. Mit diesem Verhalten sorgt das Baby nicht nur für mehr Nähe. Durch das häufige Anlegen erhält es mehr von der dünnen Vormilch, die Durst stillt, und sorgt auch dafür, dass die mütterliche Milchproduktion angeregt wird.

Besonders häufig ist der Wunsch nach so vielen Mahlzeiten in den ersten Lebenswochen. Das liegt daran, dass der Magen noch sehr klein ist, aber auch daran, dass dein Baby das Verdauen und auch das Trinken noch lernen muss. Oft ist das so anstrengend, dass es einfach einschläft, aber noch gar nicht satt ist.

NOCH SATT, ABER EINGESCHLAFEN

Hier mein Geheimtipp: Wenn dein Mini einschläft, die Füße kitzeln oder die Nase anstupsen – so wird es wieder munter. Und nicht so zaghaft sein, so schnell geht es nicht kaputt.

Wer schon mal in der Situation war, weiß, dass so eine Phase echt anstrengend sein kann. Vor allem, wenn sich dann noch Stimmen in der Verwandtschaft oder auch gern der kinderlose Nachbar melden, dass das Kind wohl nicht genug Nahrung bekäme, die Milch zu dünn sei und überhaupt unbedingt zugefüttert werden müsse. Viel besser ist es, daran zu denken, dass diese Phase auch »Lagerfeuerstillen« genannt wird – die Nächte sind kurz und lang und was hilft, ist viel Ruhe und Gemütlichkeit. Am besten hat die Mutter kleine Snacks und Tee griffbereit, damit auch sie gut versorgt ist.

Fühlst du dich sehr erschöpft, dann bitte den Papa oder eine Freundin, das Baby in den wachen Phasen spazieren zu fahren oder zu bespielen, und schlaf, so viel du kannst. Wenn das Kind tagsüber sehr unruhig ist und vor allem am Abend viel Nähe sucht, schau eventuell auch, ob es am Tag in Ruhe trinken kann. Manche Babys brauchen – gerade am Anfang – eine ruhige Umgebung ohne viel Ablenkung. Sehr viele neue Eindrücke lenken ab und müssen verarbeitet werden.

Solltest du Sorge haben, dass das Kleine wirklich nicht genug Nahrung erhält, sprich mit einer erfahrenen Stillberaterin. Vielleicht kann sie zu einer praktischeren Stillhaltung raten und schauen, wie es euch wieder besser geht.

Lieber HA-Nahrung geben, damit das Kind keine Allergien bekommt?

Wäre dieses Buch letztes Jahr herausgekommen, hätte ich zum Thema hypoallergene (HA) Flaschennahrung noch etwas anderes geschrieben. Was sich nicht geändert hat: Wenn es in eurer Familie keine Allergierisiken gibt, sollte HA-Nahrung nicht und erst recht nicht dauerhaft gegeben werden, weil sie für die meisten Kinder gar nicht das Risiko einer möglichen Allergie gesenkt hat.

Vor Kurzem sind neue Studien und eine neue Leitlinie der Allergieprävention erschienen. Lange ist man davon ausgegangen, dass Kinder, in deren engster Familie (also Eltern oder Geschwister) ein erhöhtes Risiko für Allergien, Asthma oder Neurodermitis vorliegt, am besten gestillt werden oder HA-Nahrung bekommen sollten, damit sie ein geringeres Risiko haben, diese Erkrankungen zu bekommen. Die Studie, die vor einigen Jahren mit genau einer speziellen HA-Nahrung durchgeführt wurde, zeigte, dass sich dieses Risiko reduzierte. Der Haken an der ­Sache: Es gibt diese Art der Milch nicht mehr. Und es gibt auch keine Studien, die zeigen, dass andere Sorten HA-Milch dieses Risiko reduzieren. Resul­tat: Die HA-Nahrung ist aus der Leitlinie der Allergieprävention rausgeflogen und wird nicht mehr empfohlen.

Die beste Allergieprävention ist Stillen oder das ausschließliche Füttern mit Muttermilch bis zum sechsten Lebensmonat. Egal, was euch die Hebamme oder die Berater im Krankenhaus erzählen.

Die Leitlinie sagt aber auch, und das sollten alle Schwangeren unbedingt wissen: Wenn ein Stillwunsch der ­Mutter besteht, das Neugeborene aber in den ­ersten Tagen zugefüttert werden muss, soll übergangsweise (!) eine »extensiv hydrolisierte« Nahrung gegeben werden. Was das ist? Je komplexer ein Protein ist, desto eher kann unser Körper allergisch darauf reagieren. Zerschneidet man das Milchprotein etwas, erhält man hypoallergene Milchnahrung, auch bekannt als HA-Nahrung. Zerschneidet man diese Proteine jetzt weiter in ihre noch kleineren Bausteine, erhalten wir extensiv hydrolisierte Milchnahrung. Und weil sie in dieser Form klein und einfach von der Struktur sind, sind sie am wenigsten potenziell allergen.

Studien zeigen eindeutig, dass Kinder, die nur am Anfang mit dieser Spezialmilch zugefüttert werden, ein deutlich reduziertes ­Risiko haben, eine Kuhmilchproteinintoleranz zu entwickeln. Alle anderen Kinder ­sollen normale Pre-Nahrung bekommen.

Wenn andere bis zum dritten Lebensjahr stillen, darf ich dann auch so lange Pre-Milch geben?

Pre schadet nicht, ist aber nicht nötig.

Das Bundesministerium für Ernährung empfiehlt für Deutschland nach der aktuellen Studienlage, dass die Pre-Milch nur bis zum ersten Geburtstag gegeben werden soll, und auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung und die pädiatrische Ernährungsgesellschaft geben diesen Rat. Ihre Begründung: Kuhmilch wird aufgrund ihres hohen Proteingehalts nicht für Kinder unter einem Jahr als Trinknahrung empfohlen. Nach dem ersten Lebensjahr ist die Eiweißbelastung nicht mehr relevant. Kuhmilch maximal 300 Milliliter pro Tag ab dem ersten Geburtstag!

Pre mit der Muttermilch gleichzusetzen ist im ersten Lebensjahr aufgrund der Zusammensetzung ok. Die WHO empfiehlt, zwei Jahre zu stillen. Daher kommt auch die Empfehlung, dass man dann auch Pre-Milch zwei Jahre geben sollte. Kann man. Man kann aber auch ab dem ersten Geburtstag Kuhmilch zum Trinken geben. Oder bei Pre bleiben.

1er, 2er oder 3er – muss ich die Milch mit jedem Lebensjahr wechseln?

Der WHO-Kodex, an den sich viele Länder weltweit halten, verbietet Werbung für Anfangsmilch, also für Pre- und 1er-Nahrung. Dafür gibt es die Reklame bei 2er- und 3er-Milch. Die ist deutlich ungesünder vom Eiweißgehalt, aber weil es keine Anfangsmilch mehr ist, darf man dafür werben. Bleibt bei Pre. Es ist ein Mythos, dass Kinder mit der 1er satter werden. Es ist ebenso ein Mythos, dass diese Milch für besseren Schlaf sorgt. Wenn das Baby mehr Hunger hat, dann trinkt es einfach mehr, ich sage den Müttern immer: Wenn sie voll stillen würden, würden sie doch auch nicht ihre Brüste alle paar Wochen wechseln? Warum dann die Formulanahrung dauernd umstellen?

Bis wann sollte man das Wasser für die Babyflasche abkochen?

Babywasser muss für reife, gesunde Säugling nie abgekocht werden. Kaltes Wasser aus der Leitung erst mal laufen lassen, dann abfüllen und erwärmen. Das reicht. Kochen muss nicht mehr sein, da wird nichts abgetötet. Unser Leitungswasser ist im großen Ganzen gesund – aber lasst euch sicherheitshalber vom Wasserwerk die Info geben, wie der Nitratgehalt bei euch in der Region ist. Wasser aus einem Hausbrunnen oder Wasser, das durch Filter geht, solltet ihr nicht benutzen. Hat eure Wohnung noch alte Bleirohre oder ist der Nitratgehalt zu hoch – das ist er ab zehn Milligramm pro Liter Nitrat –, dann stilles und für Babynahrung geeignetes Wasser kaufen. Belastetes Wasser kann man nicht benutzen, da nutzt auch Abkochen nichts.

BABYFLÄSCHCHEN IN DEN GESCHIRRSPÜLER?

In den Geschirrspüler gehören Flaschen nicht – sie sollten grundsätzlich mit einer Bürste, heißem Wasser und Spülmittel geputzt werden, weil der Bakterienfilm im Fläschchen durch die Geschirrspülmaschine nicht weggeht.

Mein Kinderarzt sagt, dass nach dem sechsten Lebensmonat Stillen nichts mehr bringt und ich am besten abstillen soll.

Der gute Herr hat leider keine Ahnung, was er da sagt. Die WHO empfiehlt das Stillen bis zum dritten Lebensjahr, also zum zweiten Geburtstag. Natürlich ab einem bestimmten Alter nicht mehr ausschließlich, aber dazu kommen wir gleich beim Brei.

Stillen ist so viel mehr als nur Nahrungsaufnahme: Beruhigung, Geborgenheit, Einschlafritual. – Ja, ihr lest richtig! Einschlafstillen ist vollkommen ok, wenn es für euch ok ist. – So hat das Stillen natürlich länger als sechs Monate eine Funktion.

Wie lange darf ich denn stillen?

Hör nicht auf den Kinderarzt aus der Frage davor.

Die einzig wahre Regel ist: Solange die zwei Hauptdarsteller – also Mutter und Kind – das wollen, ist Stillen ok.

ESSEN FÜR ANFÄNGER – ERSTER BREI

Eben noch gemütlich Milch genuckelt und schon mampft der kleine Mensch genüsslich »richtiges Essen«. Na ja, ganz so einfach ist das nun doch nicht. Bei kaum einem Thema – vom Impfen mal abgesehen – wird so heftig gestritten wie über die Einführung der Beikost. In der Praxis und bei den Fragerunden auf Instagram merke ich, wie verunsichert Eltern sind. Also fangen wir am Anfang an: Es heißt Beikost, nicht Ersatzkost und auch nicht Breikost! Das Wort »Beikost« steht nicht für die Beschaffenheit der Nahrung, sondern für ihren Einsatz. Sie ist nicht die Haupternährung, sondern die Beigabe. Das Abenteuer Essen beginnt für die Kleinsten, wenn sie noch Muttermilch beziehungsweise Pre-Milch bekommen. Nur weil es jetzt etwas auf den Löffel gibt, muss noch lange nicht abgestillt werden!

Es gibt was auf den Löffel – ab wann denn?

Den einen Zeitpunkt, wann es mit dem Brei losgeht, gibt es nicht. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. (DGKJ) hat Leit­linien erarbeitet. Die empfehlen, mit der Beikost frühstens ab Beginn des fünften Monats und spätestens ab Beginn des siebten Monats zu starten. Anders sieht das die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die rät, die ersten sechs Monate ausschließlich zu stillen und danach erst mit der Beikost zu beginnen.

Wer entscheidet jetzt, wann wirklich der richtige Zeitpunkt ist? Nicht der Kinderarzt, nicht die Hebamme und auch nicht die Schwiegermutter, sondern genau ein Mensch entscheidet das: dein Kind. So unterschiedlich kleine Menschen sind, so unterschiedlich sind auch ihre Vorlieben und ihr Interesse an abwechslungsreicherer Kost. Die Einführung der Beikost erfordert Geduld: Am Anfang sind die neuen Eindrücke manchmal zu viel – manche Kinder pennen beim Füttern glatt ein. Das komische harte Löffelding im Mund, die Zunge muss die ungewohnte Aufgabe meistern und das mit dem Schlucken und dem Geschmack! Finden einige Kinder mega und können den Mund nicht weit genug öffnen. Andere sind sehr skeptisch und lehnen diese Änderung in ihrem ­Leben strikt ab. Für den Essanfänger gilt: Das Baby bestimmt das Tempo. Mama und Papa brauchen da reichlich Geduld.

REIF FÜR DIE BEIKOST?

Dein Baby braucht ein paar Voraussetzungen, bevor du es sinnvoll mit dem Brei probieren kannst:

Es kann den Kopf selbst unter Kontrolle halten.Es kann sich etwas gezielt in den Mund stecken.Der Zungenstoßreflex, alles wieder aus dem Mund zu schieben, ist nicht mehr vorhanden.

Fragerunde

Mit welchem Brei sollten wir denn am besten starten?

Aller Anfang ist Möhre. Na ja, jedenfalls bei uns in Deutschland. Und welches Gemüse kennen fast nur Eltern? Tadaaa! Herzlich willkommen Pastinake. Pasti-was?? Pastinake. Ich habe mal auf Insta nachgefragt: Von 200 000 Teilnehmern kannten 90 Prozent die weiße Verwandte der Rübe nicht. Dabei sind Möhre und Pastinake gleich beliebt bei Babys. Beide heimischen Gemüse können sehr weich gekocht werden, sind voller wertvoller Vitamine und durch ihre Süße kommen Babys schnell auf den Geschmack. In der Regel wird mit der Mittagsmahlzeit begonnen. Zunächst gibt es ein wenig Gemüsebrei, dann die gewohnte Milchmahlzeit. Nach und nach werden der Abend- und Morgenbrei – als Milch-Getreide-Brei und Obst-Getreide-Brei – eingeführt und zum ersten Geburtstag kann das Kleine dann am Familientisch richtig mitessen. Langsam, aber sicher wird die Milchmahlzeit dann nach Bedarf verringert.

Das ging jetzt etwas zu schnell? Das liegt daran, dass ich gar keine generelle Empfehlung aussprechen möchte. Ihr könnt klassisch mit der Möhre anfangen, dann Kartoffeln hinzufügen, dann die Zucchini. Früher hieß es, jede Woche ein neues Gemüse. Aber das sollte nicht so eng gesehen werden. Laut DGKJ sollte ab dem sechsten Monat dann Fleisch hinzukommen – der Klassiker: Gemüsebrei plus Fleisch, weil der Eisenbedarf steigt und durch das ausschließliche Stillen das Risiko einer Unterversorgung erhöht ist.

Ob das Essen von Fleisch, Leber und Fisch zu besonders gut entwickelten Kindern führt? Studien zeigen, dass vegetarisch oder vegan ernährte Kinder bei bestimmten kritischen Stoffen ein höheres Risiko haben, einen Mangel zu bekommen. Das liegt aber an den Eltern, oder besser daran, wie sie das Essen zusammenstellen. Vegetarier- oder Veganerkinder, die eine gut durchdachte und überwachte Ernährung und eben auch eine Ergänzung der kritischen Stoffe bekommen, sind gesünder als ihre Fleischesser-Freunde. Meist werden sie auch abwechslungsreicher ernährt.

Auch als Fleischesser – also ganz unabhängig von deiner Einstellung zu Tierprodukten – solltest du bewusst schauen, was dein Kind in einem bestimmten Alter an Nährstoffen braucht. Ob ihr als Getreidebrei Hirsebrei oder Grießbrei nehmt – das ist nicht wichtig. Aber fügt bitte keinen Zucker hinzu. Und beim Gemüsebrei kein Salz. Wichtig ist für mich etwas anderes: Im ersten und im zweiten Lebensjahr wird der Grundstein im Gehirn für Geschmack und Allergien gelegt. Euer Kind lernt Essen als sinnliches Erlebnis kennen und es geht ja um so viel mehr, als nur um das Sattwerden. Wie fühlt sich Essen an? Wie riecht es – lasst das Kind durchaus beherzt zupacken, damit es Nahrung begreifen kann.

Die Regel, dass pro Woche ein neues Lebensmittel hinzukommen soll, gilt als veraltet – aber lasst eurem Kind Zeit. Ruhig ein paar Tage ein Gemüse anbieten, dann das nächste. Es gibt keinen Wettbewerb – ist Pastinake für das Kleine der Kracher, dann eben öfter. Aber vielleicht mag es Kartoffeln oder Zucchini lieber?

Allerdings: Bei blähendem Gemüse – wie Kohl – solltet ihr noch warten, bis größere Mengen Essen gut vertragen werden.

Auch beim Brei gilt: Essen nach Bedarf. Das Baby entscheidet, ob es nur ein kleines Häppchen oder eine große Portion verputzen möchte. Nehmt die Sättigungszeichen eures Kindes wahr. Das regelmäßige Überschreiten und Hinwegsetzen über die Sättigungsgrenze des Kindes führt zum Verlernen des Sättigungsgefühls und nicht selten später zu dicken Jugend­lichen und Erwachsenen oder zu Essstörungen.

Wir sind Vegetarier – geht fleischlose Ernährung auch für Babys und Kleinkinder?

Da ihr euch selbst vegetarisch ernährt, kennt ihr euch sicher aus. Ja, es ist möglich, ein Baby und Kleinkind ohne Fleisch zu ernähren. Vegan wird von der DGKJ nicht empfohlen. Wenn sich Familien vegan ernähren, sollten sie sich unbedingt durch spezialisierte Ernährungsfachkräfte beraten lassen. Eine vegetarische kindgerechte Ernährung setzt voraus, dass pflanzliche Zink- und Eisenquellen gegeben werden. Auch auf Proteine – etwa in Soja oder Hülsenfrüchten – muss geachtet werden. Idealerweise sollte der Eisenstatus von vegetarisch oder vegan ernährten Kindern regelmäßig vom Kinderarzt kontrolliert werden.

ANDERE LÄNDER, ANDERE SITTEN

Wie sehr unsere Kultur unsere Vorstellung vom Essen prägt, seht ihr an diesen wenigen internationalen Beispielen für Beikost:

Italien: Kekse werden in die Milch gerührt.Portugal: Die Beikost startet mit Suppen.Japan: Reis wird weich gekocht.Frankreich: Alle Gläschen werden klassischerweise kalt serviert.Indien: Joghurt und Reis werden mit Kichererbsen- oder Linsensoße vermischt.Kenia: Süßkartoffeln sind das Startergemüse.

ÜBRIGENS

Gemüse-Kartoffel-Fleischstart, wie bei uns, gilt in anderen Ländern als sehr merkwürdig.

Was brauche ich beim Breifüttern? Muss es ein Hochstuhl sein?

Wenn das Kind noch nicht allein sitzen kann, dann lass es auf deinem Schoß sitzen und stütz es mit dem Arm. Auf keinen Fall sollte es in einer Auto-Babyschale oder einer Wippe gefüttert werden – wenn es sich verschlucken sollte, kann es in der halb liegenden Position nicht richtig aushusten und könnte schnell ein Notfall werden. Kann das Kind sicher sitzen, dann darf es natürlich auf einem Hochstuhl am Familientisch Platz nehmen. Der ideale Stuhl wächst mit, kann auch vom Kleinkind noch als Treppenstuhl genutzt werden und hat eine Fußstütze. Essen mit herumbaumelnden Beinen ist nämlich schwierig und vor allem das Husten ist dann extrem erschwert. Ist aber wichtig, falls sich dein Mini verschluckt. Effektives Husten geht nur, wenn ich die Füße aufstützen kann. Das Kleine nie allein auf dem Hochstuhl sitzen lassen – denn wer schon gut sitzen kann, ist meist sehr mobil, und ein Gurt am Stuhl schützt überhaupt nicht vor Stürzen!

Darf ich auch Brei aus dem Glas geben?

Aber ja! Ich finde es wichtig, dass Eltern sich nicht stressen lassen. Natürlich ist es auch in Ordnung, wenn du Brei aus dem Gläschen fütterst. Es gibt keine Heldenorden für das leckerste selbst gemachte Essen! Entscheidend ist, was dem Kind schmeckt und was für euch praktisch ist.

Am Anfang haben Kinder oft wenig Interesse am ersten Brei: Da rate ich auch zum Vorkochen. Gemüse weich kochen, pürieren und im Eiswürfelbehälter einfrieren. Dann die Portionen in Tiefkühlbeutel geben. Ein angebrochenes Breiglas hält sich ein bis zwei Tage im Kühlschrank, aber nur wenn keine Spucke an das Essen gekommen ist. Daher am besten den Brei in eine kleine Schüssel geben und nicht direkt aus dem Glas füttern. Greift beim Fertigprodukt zu altersgerechten Breien – also bis zum ersten Lebensjahr zum Baby-Menü, geeignet für Säuglinge ab Beginn des fünften Monats. Wie bei selbst gekochtem Brei auf möglichst wenig Zutaten achten. Im Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei sowie Getreide-Obst-Brei sollte keine Milch enthalten sein, weil ansonsten das Eisen schlechter verwertet wird. Im Milch-Getreide-Brei sollten außer Milch keine anderen Milchprodukte enthalten sein.

Worauf ihr verzichten solltet, sind fertige Abendbreie: Diese »Abend-Träume« können viel versteckten Zucker und oft Stärke enthalten! Auch der Inhalt der beliebten Quetschies ist zwar weich, enthält aber für Essanfänger viel zu viel Süßungsmittel und darum sind sie – ich schreib es jetzt mal ganz direkt – der Apfel für Faule. Wenn man sich überlegt, wie lange der kindliche Magen-Darm-Trakt braucht, um einen Apfel zu ­essen, und wie schnell das durch ein Quetschie geschieht, wundert es mich nicht, dass viele Kinder Bauchschmerzen und/oder Durchfall davon bekommen.

Was hat es mit dem Jod auf sich? Muss das zusätzlich gegeben werden?

Kaum ein Kinderarzt erwähnt es in der Praxis während der Aufklärung zur Beikost, aber in der Leitlinie steht es ganz konkret: Ja, Jod kann ein Problem werden.

Wann aber? Wenn du voll stillst und selbst kochst, dann kann es schwierig werden. In der Muttermilch ist kaum Jod enthalten und ansonsten ist es hauptsächlich in unserem Salz. Da wir aber bei Säuglingen sehr zurückhaltend mit dem Salz sein müssen, können wir die Breie schlecht mit Jod anreichern. In so einem Fall sollten 50 Mikrogramm (µg) Jod pro Tag zusätzlich gegeben werden. Pre-Milch hat viel Jod zugesetzt, sodass dort der Bedarf normalerweise gedeckt wird. Als stillende Mutter kann man sich auch behelfen, wenn man mit der Beikost einen industriell hergestellten Brei, der bereits Jod zugesetzt hat, pro Tag gibt. Achtet auf den Wert von 50 Mikrogramm am Tag.

WICHTIGE WARNUNGEN ZUM BREI

Achtet bitte unbedingt auf die folgenden Punkte beim ­Füttern:

Auf die Temperatur beim Brei achten – wird ein Gläschen oder vorgekochter Brei in der Mikrowelle erhitzt, wird das Essen ungleichmäßig warm und kann kochend heiß sein. In eine Schüssel umfüllen und umrühren!Isst ein Kind sehr langsam, bieten sich Wärmeteller an. So bleiben die Speisen länger lecker warm. Aber eben nicht heiß!Nie mit einem Metalllöffel aus dem Glas heraus füttern! Der Löffel könnte eventuell das Glas beschädigen, sodass Glasstücke im Brei landen. Nur Plastiklöffel in Gläsern verwenden.Im ersten Lebensjahr kein Salz und wenig würzen: Die Verdauung verträgt das noch nicht.Kein Honig für Babys! Honig kann Sporen des Bak­teriums Clostridium botulinum enthalten, das Gifte ent­wickelt, die bei Babys den lebensgefährlichen ­Säuglingsbotulismus auslösen. Ab dem ersten Geburtstag ist die Darmflora ausgereift und bietet Schutz vor diesem Erreger.

Geht es auch ganz ohne Brei?