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Kindermedizin von 4 bis 12 Jahren mit über 500 Fragen und Antworten In diesem lang ersehnten Nachfolgebuch des Bestsellers "Wenn der Rotz läuft und der Pups drückt" dreht sich alles um die Gesundheit der lieben Kleinen von 4 bis 12 Jahren. Der Kids.Doc beantwortet die vielen neuen Fragen der Eltern zu den Themen Sauberwerden, Impfungen, typische Kinderkrankheiten sowie zur kindlichen Entwicklung vom Kindergartenalter bis zur Vorpubertät. Auf seine ganz eigene humorvolle und direkte Art verbindet er medizinisches Wissen mit alltagstauglichen Tipps sowie viel Einfühlungsvermögen in die Gedankenwelt seiner kleinen und größeren Patienten. "Wenn die Laus juckt und der Zahn wackelt" ist so spannend, humorvoll und empathisch wie sein Vorgänger. Natürlich wie immer medizinisch korrekt UND für Eltern verständlich! Liebe Eltern, diese Inhalte erwarten euch im Buch: - In den Mund, in den Bauch – und raus … - Voller Körpereinsatz: Entwicklung und Wachstum - Seelische Sorgen, große Gefühle und guter Trost - Miteinander Alltag leben - Hurra: ein Kitakind - Große kleine Schulkinder - Next Level: Hallo, Vorpubertät! - Kids.Doc-Wissen
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Seitenzahl: 334
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© eBook: 2024 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München
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Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Bild, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.
Projektleitung: Petra Bradatsch
Lektorat: Ulrike Schöber, Dortmund
Bildredaktion: Nele Schneidewind
Co-Autorin: Silke Plagge
Umschlaggestaltung: ki36 Editorial Design, München, Bettina Stickel
eBook-Herstellung: Maria Prochaska
ISBN 978-3-8338-9368-1
2. Auflage 2024
Bildnachweis
Coverabbildung: Hazel Images (Portrait), The noun project (Zahn), Bettina Stickel/ki36 (Laus)
Illustrationen: GU/Michael Vestner/Kombinatrotweiss
Syndication: www.seasons.agency
GuU 8-9368 03_2024_01
Das vorliegende eBook basiert auf der 4. Auflage der Printausgabe.
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Die Gedanken, Methoden und Anregungen in diesem Buch stellen die Meinung bzw. Erfahrung des Verfassers dar. Sie wurden vom Autor nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für persönlichen kompetenten medizinischen Rat. Jede Leserin, jeder Leser ist für das eigene Tun und Lassen auch weiterhin selbst verantwortlich. Weder Autor noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.
DIESES BUCH IST GENAU DAS RICHTIGE FÜR DICH, WENN
dein Kind im Kindergarten- oder Schulalter ist. du kompetente Antworten auf die wichtigsten Gesundheitsfragen in diesem Alter brauchst. du Rat und Hilfe im Umgang mit Kinderkrankheiten und kindlichem Wachstum suchst. dich die sprachliche, motorische und psychosoziale Entwicklung deines Kindes interessiert und du Fragen hast zu Themen wie Umgang mit Ängsten und Gefühlen, Übergang von Kita zu Schule und Prävention von Missbrauch. du den perfekten Überblick zu allen gesundheitlich relevanten Themen der Jahre 4 bis 12 bekommen möchtest. du dir Gedanken um die richtige Ernährung deines Kindes machst. du auch beim Lesen meines zweiten Buches herzlich lachen willst.Für meine Kinder
Danke, dass ihr mir die Welt durch eure Augen zeigt.
Behaltet eure Neugierde und Warmherzigkeit ein Leben lang.
Ich liebe euch, euer Papa
Hi, Kids.Doc hier … Vielleicht habt ihr meine Lieblingsbegrüßungsworte schon gehört? Ich bin Vitor, dreifacher Vater, promovierter Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin und leidenschaftlich kindisch. Denn ich bin neugierig, stelle gern Fragen und suche vor allem Antworten. Die Welt aus Kinderaugen zu betrachten, Kompliziertes verstehen zu wollen – und Verständnis für die oft ganz schön schwierigen Themen der Kleinen zu wecken, das ist für mich eine Herzensangelegenheit.
Dabei war es nur pure Langeweile, die mich im Lockdown 2020 dazu führte, erste Videos auf TikTok hochzuladen. Mittlerweile ist daraus so viel mehr geworden! Von 120 Followern zu mehr als 600 000 Menschen, die mir folgen. Der Podcast, für den ich gemeinsam mit meinem Podcast-Buddy Gerrit Rüsken weit über hundert Folgen aufgenommen habe, wurde schon zweimal für den Deutschen Podcast Preis in der Kategorie Wissen nominiert und einmal waren wir auch Sieger. Zusätzlich können Eltern sich über meine eigene Kids.Doc-App informieren und zum Alter des Kindes passende Informationen bekommen. Ich habe außerdem ein sehr erfolgreiches Buch geschrieben, ein Kinderbuch über Gefühle gibt es auch und ich werde auch manchmal der »Instagram-Kinderarzt« genannt. Das alles entstand aus meiner Leidenschaft, neugierig zu sein, Dinge auszuprobieren und vor allem Elternfragen zu kleinen und großen Kindern zu beantworten.
Aber in erster Linie bin und bleibe ich aus ganzem Herzen Kinderarzt. Mich erdet der Alltag mit den eigenen Kindern und als Arzt sehr. Ich empfinde es als tolle Bereicherung, die Kids und ihre Familien in der Praxis begleiten zu dürfen. Einige Kinder habe ich als Säuglinge kennengelernt und sie erzählen mir jetzt, wie es in der weiterführenden Schule läuft.
Es ist mir sehr wichtig, dass die Patienten und ihre Familien mit mehr Antworten und Wissen aus meiner Praxis rausgehen, als sie reingekommen sind. Eltern kompetent machen und ihnen medizinische Sachverhalte in klaren, verständlichen Worten erklären – das ist meine Mission! Durch sogenannte »Experten« in den sozialen Medien haben Eltern verlernt, auf ihren Instinkt zu hören. Sie haben oft ein komplett verschobenes Bild von dem, was »normal« ist, welches Verhalten noch vollkommen in Ordnung ist und welches überprüft werden sollte. Dieses Buch soll genau wie das erste ein Korrektiv sein. Es soll Eltern helfen, übertriebene Erwartungen an ihre Kinder zu korrigieren und diese Glaubenssätze mit gesunden, wissenschaftlich belegten Sätzen zu überschreiben.
Mein Wissen habe ich schon einmal zwischen Buchdeckel gepackt. »Wenn der Rotz läuft und der Pups drückt« eroberte die Spiegel-Bestsellerliste und blieb da viele Monate. Unfassbar. In das Buch hatte ich meine beliebten Fragerunden übernommen, Schwerpunkt war die erste Zeit mit Baby und Kleinkind. Aber was ist mit Kita- und Grundschulkindern? Auch hier haben Eltern so viele Fragen. Genau deswegen haltet ihr jetzt ein zweites Kids.Doc-Buch in den Händen! »Wenn die Laus juckt und der Zahn wackelt« ist die logische Fortsetzung. Wobei: Ganz logisch ist der Titel nicht, spielt aber auf eine klassische Situation in der Praxis an: der kleine, aber feine Unterschied zwischen »jucken« und »kratzen«. Die Haut juckt und ich kratze. Also juckt die Laus ja eigentlich gar nicht … Dazu aber später mehr.
Viel Spaß beim Lesen und Stöbern
Euer Kids.Doc Dr. Vitor P. Gatinho
Endlich gibt es etwas Richtiges auf den Löffel und begeistert schmaust das fröhliche Kleinkind alles, was Mama und Papa auf dem Tellerchen servieren. Hach, war das schön! Leider hält die Begeisterung kleiner Menschen für neue Nahrungsmittel nicht sonderlich lange an. Ginge es nach den Wünschen eines durchschnittlichen Kindergarten- oder Grundschulkindes, wären die Speisepläne in Familien recht einseitig: Nudeln mit Ketchup, Ketchup mit Nudeln und, ach ja: Nudeln mit Ketchup. Eine ziemliche Herausforderung, denn Eltern möchten ihrem Kind selbstverständlich gesunde Lebensmittel anbieten, ihm ein gutes Gefühl für Essen vermitteln und natürlich auch einen gesunden Umgang mit dem Thema Ernährung. Wie kann das gelingen und wieso wird das Thema Essen oft so problematisch? Wie sollte der Speiseplan tatsächlich aussehen? Zu diesen Themen höre ich in der Praxis immer wieder Fragen – und sie werden auch gerade bei größeren Kindern nicht weniger.
Aber es soll nicht nur um das gehen, was in den kindlichen Magen gelangt, sondern auch um seine Befindlichkeiten. Denn bei vielen Kindern und Heranwachsenden zwickt der Bauch immer wieder. »Mein Bauch tut weh«, höre ich in der Kinderarztpraxis sehr, sehr häufig. Ist ja toll, dass größere Kinder schon sagen können, wo es wehtut. Aber wirklich einfacher macht es die Sache nicht. Denn was genau bedeutet »Bauchweh«? Macht der Magen nicht mit? Könnte es sein, dass das Kind vielleicht eine Unverträglichkeit hat? Oder ein Virus umgeht? Oder sitzt das Problem tiefer – im Darm? Oder sehr viel höher? Denn manchmal drücken Probleme bei Heranwachsenden nicht nur aufs Gemüt, sondern auch im Bauch. Denn seelische Belastung wirkt sich auch bei Kindern auf den Verdauungstrakt aus.
Sehe ich einen kleinen Patienten, der auf den Bauch zeigt und erklärt, dass es da ganz doll wehtut, taste ich mich als Arzt vorsichtig heran und stelle dem Kind und dem begleitenden Elternteil viele Fragen: Wo ist der Schmerz ganz genau? Wie fühlt er sich an? Wie zeigt sich das Unwohlsein? Nur in einer bestimmten Körperregion? In bestimmten Situationen? Was wurde gegessen? Was wurde zur Linderung getan? Helfen Massagen? Gab es vorher eine Erkrankung? Was wurde wann gegessen? Gibt es mehr Symptome, etwa Durchfall, Erbrechen oder deutliche Erschöpfung?
Bauchschmerzen können auf so vieles hindeuten und müssen ernst genommen werden. Auch wenn es immer nur »leichte« Schmerzen am Abend sind – wenn euch als Eltern auffällt, dass eurem Kind oft der Bauch zwickt, schreibt ein »Bauchwehtagebuch«. Das hilft in der Kinderarztpraxis, besser zu erkennen, wo die Ursache der Probleme liegen kann.
SOFORT IN DIE ARZTPRAXIS!
Treten Bauchschmerzen plötzlich, heftig oder krampfartig auf? Dann immer sofort in die Akutsprechstunde!
Kinder speisen gern ungesund. Am liebsten mögen sie schnelles, salziges und süßes Essen und vermeiden Vitamine. Echt jetzt? Das stimmt natürlich nicht immer! Es gibt tatsächlich kleine Menschen, deren Leibspeise Gemüse ist. Vielleicht nicht gerade verkochter Rosenkohl, aber Blumenkohl und Brokkoli haben durchaus Fans! Bei fast allen Nahrungsmitteln kommt es auf die Zubereitung an und darauf, was ihr Eltern vorlebt. Wenn es für alle ein riesiges Fest ist, zu einer Fast-Food-Kette zu gehen, dann gefällt das dem Nachwuchs natürlich auch. Bezieht euer Kind mit ein, plant gemeinsam den Speiseplan, kauft miteinander ein und steht zusammen in der Küche. Gerade wenn an Wochentagen jedes Familienmitglied in der Kita, der Schule oder am Arbeitsplatz isst, sind gemeinsame Mahlzeiten umso wichtiger.
Doch was genau kommt auf den Teller? Eltern möchten alles richtig machen und kindgerechte gesunde Nahrungsmittel anbieten, die ihre Kleinen auch wirklich essen. Bei Kindern ab sechs wird vieles eigentlich unkomplizierter, denn sie vertragen tatsächlich die gleichen Nahrungsmittel wie Erwachsene. Aber: Alkohol hat trotzdem als »Kochwein« nichts in Gerichten für Kinder zu suchen, denn es verdampft nicht alles.
ACHTUNG
Verwendet möglichst wenig Salz! Um Kinder nicht an den Geschmack zu gewöhnen:
unter 1 Jahr: höchstens 1 Gramm pro Tagbis 3 Jahre: höchstens 2 Gramm pro Tag4 bis 6 Jahre: höchstens 3 Gramm pro Tag7 bis 10 Jahre: höchstens 5 Gramm pro Tagab 11 Jahren: höchstens 6 Gramm pro TagBei den Gewürzen könnt ihr viele unterschiedliche benutzen, damit Kinder viele neue Geschmacksrichtungen kennenlernen.
Generell wird Speisesalz bei uns viel zu häufig verwendet. Dabei ist laut Weltgesundheitsorganisation WHO zu hoher Salzkonsum eine der führenden Todesursachen in Europa. Übermäßiger Salzgenuss führt bei Erwachsenen zu Bluthochdruck und der ist einer der Hauptfaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die WHO empfiehlt für Erwachsene höchstens 6 Gramm und für Kinder 2 Gramm Salz am Tag. Häufig werden aber 8 bis 19 Gramm gegessen, denn Salz dient als Geschmacksverstärker und ist verarbeiteten Lebensmitteln, auch Brot und Wurst, oft beigefügt. Wer einmal auf den Geschmack gekommen ist, wird sein Leben lang gern Salziges essen. Mit schlimmen Folgen …
Manchen Kindern genügen drei Mahlzeiten. Wichtig ist, dass nicht die ganze Zeit ungesunde Snacks im Angebot sind, denn dann ist einfach weniger Platz und Hunger für gesunde Hauptmahlzeiten da. Um den ganzen Tag aktiv und aufmerksam zu sein, braucht ein Kind jede Menge Energie und Nährstoffe. Eine gesunde und abwechslungsreiche Kost versorgt es mit diesen Nährstoffen, die es für seine körperliche und geistige Entwicklung benötigt.
Dazu gehören zum Beispiel Kohlenhydrate in Form von Vollkornprodukten oder Obst, um genügend Energie zu haben. Proteine sind wichtig für den Aufbau der Muskulatur und zur Stärkung des Immunsystems. Enthalten sind sie unter anderem in Fleisch, Fisch oder Hülsenfrüchten. Auch Vitamine und Mineralstoffe dürfen nicht fehlen: Sie stärken Haut, Haare und Nägel sowie Zähne und Knochen. Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte sollten bei jeder Mahlzeit deines Kindes eine Hauptrolle spielen, auch als gesunder Snack für zwischendurch. Für Kinder empfiehlt sich eine tägliche Aufnahme von drei Portionen Gemüse und/oder Hülsenfrüchten sowie zwei Portionen Obst.
WIE GROSS IST EINE PORTION?
Einen praktischen Maßstab für eine Portion bietet die »Handvoll«, und zwar die Hand deines Kindes. Was da reinpasst, ist für jetzt genau richtig. Praktisch daran: Der Maßstab wächst mit deinem Kind und entsprechend auch die Portionen.
Abwechslung ist wichtig und macht Kindern Spaß. Kauf je nach Jahreszeit und regionalem Angebot ein. Für Hülsenfrüchte – Bohnen, Erbsen, Linsen, Kichererbsen, Sojabohnen – bieten sich reichlich Einsatzmöglichkeiten, von Suppen und Beilagen bis hin zu Brotaufstrichen. Vielfalt ist wichtig. Dein Kind soll ja – im wahrsten Sinne – auf den Geschmack kommen.
Bei den Beilagen bieten sich vor allem Hülsenfrüchte, Getreideprodukte und Kartoffeln an. Du solltest deinem Kind täglich bis zu vier Portionen anbieten. Versuche dabei, Vollkornprodukte zu bevorzugen. Der Übergang zu Vollkorn kann schrittweise erfolgen, indem du beispielsweise Vollkornnudeln mit weißen Nudeln mischst oder hellere Vollkornprodukte verwendest.
Bei der Zubereitung aller Lebensmittel gilt es, grundsätzlich auf einen niedrigen Fett- und Salzgehalt und auf schonende Zubereitung zu achten. Ausnahmen dürfen aber auch mal sein: Die berühmten Pommes im Freibad oder Kroketten auf der Familienfeier sind schließlich prägende Kindheitserinnerungen.
Eltern möchten ihr Liebstes optimal versorgen. Genau das haben viele Hersteller erkannt und bewerben massiv Lebensmittel, die angeblich besonders für Kinder geeignet sind. Ob Mini-Käse, Bärchenwurst, Frühstückscerealien in allen Farben und Formen, Süßigkeiten oder Joghurt – sie werden als sehr gesund beworben. Aber genau das sind sie nicht! Beim Kauf glauben Eltern, dass Inhaltsstoffe und Rezeptur des Produkts an kindliche Bedürfnisse angepasst sind – aber das stimmt schlichtweg nicht. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hält solche Produkte für überflüssig: Sie seien zu süß, zu fettig, oft auch zu salzig – und außerdem zu teuer. Und so sehe ich das auch.
Die Kinder- und Jugendstudie EsKiMo II zum Essverhalten in Deutschland zeigt, dass die meisten Heranwachsenden zu wenig Obst, Gemüse und pflanzliche Lebensmittel essen. Der Konsum von Fleisch, Wurstwaren und Süßigkeiten, Limonaden und Knabbereien ist zwar tatsächlich ein wenig zurückgegangen, aber trotzdem noch deutlich zu hoch. Also peppen Produzenten ihre Produkte auf, mit Aufdrucken beliebter Comicfiguren für die Kinder und mit Zusatzstoffen für das gute Gefühl der Eltern. Dabei benötigen Kinder definitiv keine speziellen Lebensmittel und Getränke, die mit Nährstoffen wie Kalzium und Vitaminen angereichert sind. Der tägliche Bedarf kann mit natürlichen Grundnahrungsmitteln wie Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Getreide, Milch, Joghurt, Quark, Käse oder auch Sojaerzeugnissen am besten gedeckt werden. So weit die Theorie …
Auch hier machen sich viele Eltern Sorgen. Komisch eigentlich, bis in die Kitazeit hinein haben viele Kinder ein sehr natürliches Gespür dafür, wann sie satt sind, ob sie Hunger verspüren oder etwas nicht vertragen. Je älter sie werden, desto mehr treten Essstörungen auf. Wie kann es sein, dass Jugendliche dieses natürliche Gespür verlieren? Das liegt nicht nur an schwierigen Körperbildern, die nicht nur die sozialen Medien verbreiten. Das liegt auch ganz klar an uns. An den Erwachsenen. Wir leben mit Diäten, festen Zeiten und einem Aufdrängen von Essen vor, dass Essen nicht unbedingt Genuss ist. Häufig ist es doch so: Das Kind sitzt da, will den Spinat nicht essen, die Eltern sind genervt und sagen so was wie: »Das muss aber sein, das ist gesund.« Während das Baby noch nach Bedarf gestillt wurde, soll das Kind dann essen, wenn Erwachsene es wichtig finden. Stress um das Essen fängt meist bei Zweijährigen an. An die Worte »Nein« und »mag nicht« seid ihr schon ein wenig aus der Autonomiephase gewöhnt. Im Kita-Alter setzt sich diese deutliche Skepsis gegenüber neuer Nahrung und erst recht allem fort, was eventuell ein Vitamin enthalten könnte. Das Grundschulalter setzt dem dann meist noch die Krone auf und gefühlt gibt es nur noch Nudeln mit Ketchup.
Schuld an allem sind die Höhlenmenschen. Klingt schräg. Aber unsere Vorfahren mussten sich mühsam um ihre Nahrung kümmern, weil sie nicht ständig verfügbar war. Genau deshalb hat sich unser Geschmackssinn entwickelt. Unsere Zungen sind mit winzigen Geschmacksknospen ausgestattet, die wie Spürhunde funktionieren und Nahrungsmittel nach ihren Geschmacksrichtungen unterscheiden: süß, sauer, salzig, bitter und umami. Letzteres, umami, steht für einen herzhaften, fleischigen Geschmack und zeigt an, dass eiweißreiche Nahrung in der Nähe ist. Das war für unsere Urahnen extrem wichtig, denn sie brauchten die Energie, um zu überleben. Diese uralte Prägung der Vorfahren erklärt auch die kindliche Lust an Naschkram. Denn »süß« signalisiert reife, kohlenhydratreiche Früchte, die eine schnelle Energiequelle darstellen. »Sauer« deutet auf Unreife oder mögliche Verdorbenheit hin und diente als Warnsignal. Und »bitter« ist ein Hinweis auf potenziell ungenießbare oder sogar giftige Substanzen in der Natur. Pflanzen haben Bitterstoffe entwickelt, um sich vor hungrigen Tieren zu schützen. Daher ist es nicht überraschend, dass viele Gemüsesorten erst durch jahrhundertelange Züchtung essbar wurden. Unsere geliebten Karotten und Brokkoli sind das Ergebnis dieser »Geschmacksverfeinerung«. Und hier liegt die Antwort darauf, warum Kindergartenkinder besonders skeptische Esser sind. Im Alter von drei bis sechs werden oft neue, geschmacklich komplexe oder bitter schmeckende Lebensmittel vehement abgelehnt. Auch hier sind die Höhlenmenschen schuld. Wurde man alt genug, um die Höhle auch einmal allein zu verlassen, musste man sich ganz sicher sein, dass man nichts Giftiges zu sich nahm, und griff als Kind daher oft auf die wenigen sicheren Lieblingsnahrungsmittel zurück. Auch eure Kinder sind in dem Alter immer selbstständiger, essen häufiger auswärts und entscheiden nun am liebsten selbst, was es auf den Teller gibt. Und das eben lieber mit einer Portion Vorsicht als mit einer Portion Pilze.
LEBE LIEBER UNGEFÄHRLICH
Dass Kinder so wählerisch sind und Süßes und Fettes bevorzugen, hat einen Grund. Die Skepsis vor unbekannter Nahrung ist ein Schutz vor Unbekanntem, einfach mal einen Pilz aus dem Wald zu essen, könnte lebensgefährlich sein. Süße und fette Nahrungsmittel haben eine hohe Energiedichte. Da signalisiert der Körper: Juhu, haut rein, damit ist Überleben ohne Essen für einige Zeit gesichert.
Erst zwischen acht und zwölf Jahren weitet sich der Wahlhorizont langsam wieder, Kinder beginnen jetzt mit vorher undenkbaren Nahrungsmitteln wie Pilzen, stärkeren Käsesorten und auch Gemüse wie Brokkoli zu experimentieren. Auf der Hitliste der kindlichen Ablehnung stehen Kohlgewächse wie Rosenkohl übrigens ganz oben – und das nicht ohne Grund. Diese Gemüsesorten sind schwefelhaltige Senfgewächse, die kleinen Kindern nicht selten Bauchweh bereiten!
FRAGERUNDE
Unser Kind möchte sich vegan oder vegetarisch ernähren.
Manche Familien entscheiden, sich vegetarisch oder vegan zu ernähren. Beides ist grundsätzlich bei Kleinkindern und Schulkindern möglich, sollte aber in enger Absprache mit der Kinderarztpraxis erfolgen, weil bestimme Stoffe zusätzlich gegeben werden müssen. Wenn ihr euch selbst vegetarisch ernährt, kennt ihr euch sicher aus.
Oft aber wollen größere Kinder und Jugendliche sich fleischlos ernähren und würden dann am liebsten nur Pudding und Chips essen. Möchte euer Nachwuchs auf tierische Produkte verzichten, macht euch gemeinsam schlau. Fleischlos kann gesund sein – muss dann aber auch ausgewogen sein. Es gibt eine Vielzahl an veganen und vegetarischen Kochbüchern und noch viel mehr Blogs oder Social Media Accounts. Gemeinsam könnt ihr eure Lieblingsrezepte zusammenstellen und als Familie zubereiten.
Eine rein vegane Kinderernährung wird aktuell von der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin nicht empfohlen. Das lebenswichtige Vitamin B12 zum Beispiel kommt in pflanzlichen Lebensmitteln kaum vor und muss neben anderen kritischen Nährstoffen zusätzlich gegeben werden. Dies sollte regelmäßig ärztlich kontrolliert werden. Derzeit ist laut DGE noch nicht ausreichend untersucht, wie sich eine vegane Ernährung auf die Entwicklung von Kindern auswirkt. Manche Studien aus Skandinavien zeigen, dass sich vegan ernährte Kinder grundsätzlich gesünder ernähren. Theoretisch ist eine vegane Ernährung aber auch für Kinder möglich. Voraussetzung ist, dass Eltern sehr bewusst darauf achten, ihr Kind ausgewogen zu ernähren und die kritischen Nährstoffe in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zu geben. Eine vegetarische kindgerechte Ernährung setzt voraus, dass pflanzliche Zink- und Eisenquellen gegeben werden. Auch auf Proteine – etwa in Soja oder Hülsenfrüchten – muss geachtet werden. Idealerweise sollten Blutbilder von vegetarisch oder vegan ernährten Heranwachsenden regelmäßig vom Kinderarzt kontrolliert werden.
Und wenn es nur noch Fleisch sein soll?
Fleisch ist mein Gemüse – gilt gerade oft bei Jungen im Schulalter. Fleisch kann in Maßen Teil einer gesunden Ernährung sein. Für Zehn- bis Zwölfjährige wird allerdings eine Höchstmenge von täglich 50 Gramm empfohlen. Also sollte Fleisch und Wurst eben nicht jeden Tag und in nicht zu großen Mengen auf den Tisch kommen. Kinder, die jünger als fünf Jahre sind, sollten außerdem keine rohen tierischen Lebensmittel essen – dazu gehören z. B. auch die beliebte Salami, weich gekochtes Ei und roher Fisch. Diese können Keime enthalten, die beim Verzehr zu schweren Infektionen führen können.
Warum Fleisch bevorzugt wird? Es ist herzhaft und versorgt schnell. Aber mit etwas Geschick und leckeren Kräutern kann auch Gemüse wie Sellerie eine Fleischalternative zum beliebten Schnitzel sein.
Und wie ist das mit dem Trinken?
Müssen Kinder mehr trinken als Erwachsene? Ja. Ein Achtjähriger beispielsweise benötigt knapp einen Liter Flüssigkeit pro Tag, am besten in Form von Wasser oder ungesüßtem Tee. Für Erwachsene werden dagegen 1,5 Liter pro Tag empfohlen. Vergleichsweise wenig, wenn man bedenkt, dass Erwachsene im Schnitt viel größer und schwerer sind. Der Grund für die Empfehlung: Kinder haben einen höheren Wasseranteil im Körper als Erwachsene. Je älter Kinder werden, desto geringer wird dieser Anteil. Übrigens: Ein Wassermangel kann sich bei Kindern sehr schnell bemerkbar machen. Anzeichen sind Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen und Konzentrationsprobleme. Tipp: Wenn ein Kind gar nicht trinken möchte, es aber sehr warm ist, könnt ihr auch Wasser und püriertes Obst vermengen und einfrieren. Als Eis schmeckt es oft besser. Achte darauf, dass dein Kind genug trinkt, und gib ihm immer eine Trinkflasche mit. Am besten ist Wasser! Biete Fruchtsäfte nur selten an und wenn, dann verdünnt, ein Teil Saft auf drei Teile Wasser.
GUTE DURSTLÖSCHER
Zuckerhaltige und säurehaltige Getränke schaden den Zähnen und koffeinhaltige Getränke wie Kaffee, Grüntee, Schwarztee, Eistee aus Schwarztee, Cola oder Energy Drinks sind für Kinder nicht geeignet und können sogar Herzrhythmusstörungen auslösen. Tipp: Stell immer ein ideales Getränk griffbereit!
Unser Sohn ist ein Obstverweigerer – sollen wir Multivitaminsaft oder Nahrungsergänzungsmittel geben?
Lasst ihn doch einfach mal probieren. Unsere Welt ist voller Obst und Gemüse und die haben gesunde und leckere Vitamine. Vielleicht mag er Obst als Püree im selbst hergestellten Quetschie oder in Eisform? Zusätzliche Vitamine in Medikamentenform werden ausdrücklich ohne vorherige ärztliche Abklärung nicht empfohlen (siehe >).
Wie schaffen wir eine Tischkultur?
Ich finde, gemeinsame Mahlzeiten sind eine Familientradition, die gepflegt werden sollte. Sie festigen den Zusammenhalt und schaffen Vertrauen und Geborgenheit. Miteinander Mahlzeiten zuzubereiten und gemeinsam zu essen ist für jeden in der Familie wichtig – der Familientisch ist ja auch ein Ort, an dem man sich austauscht und Pläne schmiedet. Ihr schafft das Grundmuster für eure Kinder: Was essen wir, wie essen wir, mit wem essen wir am liebsten? Natürlich ist es heutzutage nicht immer einfach, alle gemeinsam an einen Tisch zu bekommen, die Realität ist oft, dass alle woanders essen, in der Kantine, der Schule oder der Kita. Aber abends oder zumindest an den Wochenenden könnt ihr eure Familienmahlzeiten super zelebrieren und den Esstisch als Ort sehen, an dem ihr euch über den Tag unterhaltet und zusammen die Planung besprecht.
Ein paar feste Regeln sollten gelten: keine Telefonate und keine Smartphones am Tisch – vor allem für die Eltern. Wer das jetzt einführt, muss später seinem Teenager nichts mehr abtrainieren. Essen sollte bewusst aufgenommen werden, damit Kinder den Zusammenhang zwischen Hunger, Essen, satt, Hungergefühl weg und »mir geht’s besser« verstehen. Wenn ihr euer Kind vor einem Tablet füttert, weil ihr Angst habt, dass es sonst zu wenig isst, verliert es diesen Zusammenhang und könnte in Zukunft massive Probleme mit dem Sättigungsgefühl und der Essensaufnahme bekommen.
Gemeinsam am Tisch zu sitzen, bedeutet nicht, dass alle alles essen müssen. Am besten bietet ihr immer ein paar Alternativen an. Es gibt Nudeln mit Tomatensoße? Wer mag, kann noch ein paar Schinken- oder Zucchiniwürfel darüber streuen. Wer nur eine Portion »Nudeln mit ohne Soße« zu sich nehmen möchte, darf das auch. Die Töpfe sollten auf dem Tisch stehen, sodass jeder sich daraus bedienen kann. Das fördert gerade bei Kindern, die eher einseitig essen, dass sie sich auch mal trauen, was Neues zu probieren.
Die Augen sind größer als der Magen. Wenn mein Vierjähriger sich immer zu viel auftut – soll er als Konsequenz den Teller leer essen?
Boa, den Spruch kenne ich. Klein- und Kindergartenkinder – und auch noch viele Schulkinder – können oft gar nicht einschätzen, wie viel Reis oder Gemüse wirklich auf den Teller passt. Vor allem aber können sie noch gar nicht einordnen, wie groß ihr Hunger ist. Das kennen wir doch auch alle? Wenn man richtig Hunger hat, macht man sich den Teller sooo voll und merkt nach der Hälfte: Okay, es war doch zu viel. Deswegen kann ich das den Kleinen gar nicht verübeln. Versucht einzuführen, dass sich jeder erst nur eine kleine Portion nimmt. Oder nutzt Müslischüsseln – die werden schnell randvoll und es freut Kinder, wenn sie ganze zwei Portionen verputzt haben.
Zucker ist tabu für Kinder – stimmt das?
Glukose – also Traubenzucker – ist einer unserer Körpertreibstoffe und unser Körper braucht ihn. Auch Kinder. Für ihr Wachstum benötigen sie viel Energie und die wird vor allem aus Fett und Kohlenhydraten, die aus Zuckermolekülen bestehen, gewonnen. Süßes mag unser Körper, aber tatsächlich sind viele Lebensmittel sehr gesüßt. Die Kombination von Fetten und Kohlenhydraten kennen wir von der Muttermilch und der Körper hat gespeichert: Lecker und verdammt gut. Körperlich ist ein Kind davon nicht abhängig, aber das Hirn speichert das angenehme Gefühl.
Idealerweise sollten Kinder so wenig Industriezucker wie möglich zu sich nehmen, um ein gutes Gespür für die eigentliche Süße von Lebensmitteln zu bekommen. Es gibt zuckerfreie, leckere Alternativen wie getrocknete Früchte oder selbst gemachte Fruchtriegel. Tiefkühlfrüchte mit Joghurt können Sahneeis ersetzen.
Eine Kindheit ohne Schoki? Nein, Naschen ist auch durchaus mal erlaubt. Verbote machen Süßkram erst recht reizvoll. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät, dass Zucker bis maximal fünf Prozent der Tagesenergiezufuhr ausmachen sollte. Für Kinder sind das sechs Teelöffel Zucker. Damit es nicht jedes Mal zur Diskussion führt, bestimmt ihr, wie viel das Kind an Süßigkeiten tagsüber haben darf. Ein kleines Schnapsglas oder eine kleine Schüssel? Am Nachmittag darf sich der Nachwuchs aus der Naschischublade, in der ihr auch gesunde Leckereien anbieten solltet, sein Gefäß füllen und selbst entscheiden, was für Süßkram heute angesagt ist. Ist das Naschgefäß leer, muss bis zum nächsten Tag gewartet werden. Größere Kinder können sich auch wöchentlich eine Vorratsdose anlegen und selbst mit ihren Süßigkeiten haushalten lernen.
TEILCHEN-SNACK-GEFAHR
Popcorn ist lecker. Und auch gefährlich. Denn die kleinen Popcornbrösel oder die noch rohen Maiskörner können sehr schnell beim Lachen über den lustigen Film eingeatmet werden. Ärzte nennen es »Fremdkörperaspiration«.
Essen in der Kita und in der Schule – sorgt das für Übergewicht?
Nicht jede Kita oder Schule hat die Möglichkeiten, zuckerfreies und super ausgewogenes Essen anzubieten. Aber hey, das ist kein Grund sich zu sorgen, dass Kinder Übergewicht bekommen. Wie auch bei Erwachsenen entsteht häufig das Übergewicht aus einer Kombination von zu wenig Bewegung und zu vielen ungesunden Snacks. Die drei Hauptmahlzeiten sind dagegen oft noch das Gesündeste in manchem Ernährungsplan.
Es tut Kindern gut, zusammen zu essen, denn bei gemeinsamen Mahlzeiten in der Gruppe wird oft doch einmal probiert, was man zu Hause niemals in den Mund schieben würde. Fragt gern einmal bei eurem Junior nach, was es zu essen gab, was er oder sie probiert und wie es geschmeckt hat. Ich spiele mit meinen eigenen Kindern gern das Spiel: »Sag mir zwei Essen und ich muss raten, welches es dann wirklich war.«
Wenn ihr euch Gedanken um das Gewicht eures Kindes macht, entscheidet nicht allein, es einfach auf Diät zu setzen. Haltet unbedingt Rücksprache mit der Kinderärztin oder dem -arzt. Es gilt dann, herauszufinden, ob es wirklich ein Gewichtsproblem gibt und wo Schwierigkeiten bei der Ernährung liegen. Klärt dabei ab, wie ihr den Speiseplan des Kindes verbessert, beispielsweise gesunde Snacks anbieten könnt, damit es nicht zu Heißhungerattacken kommt.
Meine Tochter will morgens nichts essen, was tun?
Ehrlich gesagt habe ich am frühen Morgen auch keinen Hunger. Vielleicht hast du ein Kind, das erst noch ein wenig Zeit braucht, um in den Tag zu kommen? Kein Problem. Wenn der Rest der Familie frühstückt, kann das Morgenmuffelchen sich dazusetzen. Vielleicht mag es ja doch eine Banane, einen Joghurt oder ein Müsli essen. Gibt es im Kindergarten eine gemeinsame Frühstückspause? Fragt in der Kita nach: Isst das Kind dort? Auf jeden Fall sollte die Brotdose von Frühstücksmuffeln für Kita und Schule gut gefüllt sein, denn der kleine Hunger kommt bestimmt und mit leerem Bauch lernt und spielt es sich schlecht.
Nicht jeder Wunsch-Speiseplan junger Menschen sieht gleich aus. Ist bei Erwachsenen ja auch nicht anders, sonst gäbe es kaum so viele unterschiedliche Restaurants und Menüs zur Auswahl. Was für ein Kandidat sitzt bei dir am Tisch? Vielleicht hilft die Einordung ein wenig. Sie ist etwas zugespitzt, die meisten Mini-Gourmets wechseln häufig ihre Vorlieben und somit auch ihren Typ …
Der vorsichtige Esser ist ein wahres Mysterium. Er isst mit Begeisterung bekannte Gerichte, aber sobald etwas Neues auf den Teller kommt, geht gar nichts mehr. Im Schnitt braucht ein Kind sieben- bis zehnmal Kontakt mit einem neuen Lebensmittel, um es gut zu finden. Voraussetzung ist, dass das Essen und die einzelnen Komponenten auf dem Tisch stehen und das Kind sieht, dass sich auch die anderen Familienmitglieder aus dem gleichen Topf nehmen. Dann kann es ja nicht giftig sein. Da haben wir ihn wieder: den Höhlenmenschen. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
Überrede dein Kind nicht und biete Alternativen an. Manchmal helfen auch Kreativität und fantasievolle Namen wie »Piratensuppe« oder »weicher Wolkenauflauf«. Sie können magische Kräfte entfachen und die Neugier wecken. Mit gutem Vorbild vorangehen, Geduld und immer wieder anbieten überzeugen irgendwann. Auch skeptische Esser probieren irgendwann Tomaten und Salat. Das kann bei manchen aber ein Jahrzehnt dauern.
Ein gut gefüllter Teller Nudeln mit Bolognese? Oh nein, das kommt für Trennköstler nicht infrage! Sie kombinieren nicht, sie trennen! So passen sie peinlich genau auf, dass alles fein säuberlich auf dem Teller separiert wird. Erbsen links, Kartoffeln rechts. Die Soße neben die Nudeln? Warum nicht? Eine Scheibe Brot ohne Belag? Bitte schön! Solange sie essen und glücklich sind, ist alles erlaubt. Dann eben Nudeln pur oder Kartoffeln ohne Tunke.
Dinge, die irgendwo wachsen? Die sollen mal schön draußen bleiben. Sobald ein grünes Blatt auf dem Teller auftaucht, wird dankend abgelehnt. Eltern von Vitaminverweigerern machen sich irgendwann Sorgen. Könnte das Kind vielleicht einen Vitaminmangel haben und deswegen immer so oft krank sein? Das kann doch nicht gesund sein. Auch hier gilt, wie bei den heiklen Essern und den Trennköstlern: Ruhe bewahren. Ausschließen, dass dein Kind etwas nicht verträgt. Bitte nicht anfangen, das Kind zu überreden oder das Essen zu einem Machtk(r)ampf werden zu lassen.
Dieses Kind scheint einen unstillbaren Appetit zu haben – es isst schnell, viel und scheinbar ohne Ende. Wenn der Teller zu früh entfernt wird, geht das Drama los! Wenn das Kind schlank ist, ist dies normalerweise kein Problem. Doch das Essverhalten kann umkippen und zu Übergewicht führen. Es ist wichtig, auf das eigene Körpergefühl zu hören, langsam zu essen, dabei gut zu kauen und das Essen zu genießen. Gerade Kinder, die scheinbar immer Hunger haben, sollten beim Essen nicht abgelenkt werden. Hat das Kind vielleicht zu kleine Portionen? Oder hat es beim Gemeinschaftsessen in der Kita oder Schule Sorge, zu wenig abzubekommen? Hinter dem großen Hunger kann auch ein Problem stehen.
Manche Kinder sind von Natur aus wählerisch und essen nur wenig. Essen ist für sie eine emotionale Achterbahnfahrt. Ein Kampf um jeden Bissen, begleitet von Drama und Tränen. Fingerspitzengefühl und eine Extraportion Geduld sind gefragt. Auch hier ist es wichtig, dass kein Teufelskreis entsteht, weil Eltern sich sorgen und mögliche Allergien oder Unverträglichkeiten oder andere Gründe für das Nicht-Essen abgeklärt werden. Manche Kinder mögen zum Beispiel hartes Essen nicht, weil ihr Mundraum sehr empfindlich ist. Auch ein Eisenmangel könnte der Hintergrund sein. Nie Druck ausüben, sondern dem Kind Sicherheit und Unterstützung geben. Gemeinsames Kochen kann das Essen zu einem spaßigen Abenteuer machen.
Isst das Kind so gut wie gar nicht, sollte unbedingt mit dem Kinderarzt erforscht werden, ob es eine Ursache gibt und wie gemeinsam eine therapeutische Lösung gefunden werden kann. In den allermeisten Fällen ist das Problem aber die Sorge der Eltern. Die Sorge führt zu Spannungen beim Essen und hier beginnt der Teufelskreislauf. In der Praxis können Kinderärzte schnell anhand der Perzentilen (siehe >) für Gewicht und Größe sehen, ob das »wenige« Essen wirklich ein Problem ist oder ob das Kind einfach aktuell eine Phase hat, wo es nicht mehr braucht. Die Wachstumskurven werden im gelben U-Heft eingetragen und zeigen an, ob sich das Gewicht einpendelt und ob es sich sehr vom Durchschnitt der Gleichaltrigen unterscheidet. So wird auch deutlich, dass ein Kind vielleicht aktuell wenig isst, sich aber altersgerecht entwickelt. Das entspannt häufig die Situation so, dass alle etwas gelassener der Essenszeit entgegenschauen.
Fragerunde
Brauchen Kinder wirklich täglich ein warmes Essen?
Brauchen im wörtlichen Sinn nicht. Fisch und Fleisch müssen erhitzt werden, um eventuelle Keime abzutöten, und auch viele Gemüsesorten kann der Magen roh nicht verdauen. Warmes Essen schmeckt besser, denn durch das Kochen können sich Aromen und Vitamine besser entfalten und auch für einen besseren Geschmack sorgen. Sicher, einige Menschen kommen mit kalten Gerichten gut aus, aber anderen genügt das nicht, ihnen fehlt ein Sättigungsgefühl.
Wichtig ist, dass Eltern nicht auf das eigene Empfinden achten, sondern auf das ihres Kindes. Oft bevorzugen Kinder warme Mahlzeiten. Manchen Kindern tut ein warmer Milchbrei am Morgen einfach gut. Aber es gibt warme Sommertage, da kann mit gutem Gewissen darauf verzichtet werden. Ein Picknick am See oder am Tisch mit frischem Obst und kleinen Leckereien schmeckt dann nicht nur besser, oft haben wir bei so einem Wetter dann auch weniger Appetit und eher Durst. Da wird eine Wassermelone schnell zum Durstlöscher.
Angeblich alles bitter – übertreibt mein Kind?
Ob ein Kind eine Vorliebe für eine bestimmte Geschmacksrichtung entwickelt, kann von verschiedenen Faktoren abhängen, auch von genetischen Einflüssen. Etwa ein Viertel der Menschen in Mitteleuropa verfügen über ein unterschätztes Talent: Sie sind »Superschmecker«. Diese Supermänner und -frauen haben eine überdurchschnittlich hohe Dichte von Geschmacksrezeptoren. Dinge, die für die meisten Menschen bitter schmecken, sind für Superschmecker überwältigend bitter und kaum genießbar. Es ist möglich, dass einige Kinder, die als »schlechte Esser« bezeichnet werden, zu dieser Gruppe von Superschmeckern gehören. Ihre Empfindlichkeit kann dazu führen, dass sie eine Abneigung gegen Lebensmittel haben, die andere als unproblematisch empfinden. Ihre Fähigkeit, feine Nuancen der Bitterkeit zu unterscheiden, lässt sie zu heiklen Gourmets werden. Anstrengend für Eltern, aber vielleicht hat das Kind später eine steile Karriere als Spitzenkoch vor sich? Hinter der Abneigung von bitteren Lebensmitteln steckt tatsächlich ein Ur-Instinkt, der vor giftiger und verdorbener Nahrung schützt. Verantwortlich ist der Stoff »6-n-Propylthiouracil«, kurz PROP. Normalschmecker nehmen diese Substanz kaum oder gar nicht wahr.
Auch Kinder, die an einer Lebensmittelunverträglichkeit oder Allergie leiden, lehnen Lebensmittel häufig instinktiv ab. Rohe Äpfel beispielsweise enthalten Eiweiß, auf das Allergiker mit Brennen auf der Zunge und im Rachenraum reagieren – selbstverständlich schmecken ihnen Äpfel dann auch nicht. Die Struktur dieses Eiweißes wird durch das Erwärmen beim Kochen oder Backen verändert, sodass es nun vom Immunsystem toleriert wird. Wenn dein Kind also gern Apfelkuchen oder warmes Apfelmus mag, aber vehement rohe Äpfel ablehnt, dann könnte dies darauf hindeuten, dass es das Lebensmittel nicht verweigert, weil es ihm nicht schmeckt, sondern weil es das nicht verträgt.
Eier? Erdbeeren? Oh weh – nee, das könnte bestimmt eine Allergie auslösen! Erst einmal ausatmen: Auch wenn viele Menschen bestimmte Nahrungsmittel nicht gut vertragen, haben in Deutschland nach aktuellen Studien nur rund vier Prozent der Bevölkerung eine wirkliche Lebensmittelallergie. Etwas nicht so gut zu vertragen ist zwar auch nicht toll, aber längst nicht so schlimm.
Für Eltern ist eine Lebensmittelallergie häufig mit Selbstvorwürfen verbunden. Hätten wir das vermeiden können? Haben wir es zu spät erkannt? Was ist, wenn in der Kita oder in der Schule ein Notfall eintritt? Tatsächlich seid ihr Allergikereltern oft die besten Experten. Schließlich seid ihr sehr oft selbst Betroffene. Viele Allergien sind nämlich vererbt. Ursachen zu erkennen und Symptome frühzeitig zu bemerken – daran wird stetig gearbeitet. Und es gibt immer bessere Kennzeichnungen und selbst in Discountern gibt es Lebensmittel, die gut vertragen werden.
Der Begriff Nahrungsmittelunverträglichkeit ist ein Überbegriff. Es gibt zwei Formen: die Nahrungsmittelallergie und die -intoleranz. Bei einer Allergie werden oft heftige Reaktionen durchs Immunsystem verursacht. Es können sehr schwere Symptome auftreten, die sogar lebensbedrohlich sein können, aber nicht müssen. Bei der Nahrungsmittelintoleranz wird ein bestimmtes Nahrungsmittel nicht vertragen. Das liegt zum Beispiel an einer Fehlfunktion im Darm. Bei einer Laktose (Milchzucker)- oder Fruchtzuckerintoleranz etwa können bestimmte Kohlenhydrate im Darm nicht richtig gespalten werden. So kommt es zu Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Nicht angenehm – aber nie lebensbedrohlich, denn hier gibt es das Risiko, einen allergischen Schock zu bekommen, nicht.
HÄUFIGE AUSLÖSER EINER LEBENSMITTELALLERGIE BEI KINDERN
Kuhmilch, Hühnerei, Fisch, Soja, Nüsse
Allergien sind keine »Modeerkrankungen«, sondern können für alle, die sie haben, sehr gefährlich sein. Allergien sind multifaktoriell, es können also verschiedene Ursachen eine Rolle spielen, wie Genetik und Umwelt. Ältere Kinder, Erwachsene und Jugendliche haben zum Beispiel oft immunologische Kreuzreaktionen auf Lebensmittel, die durch eine Pollenallergie ausgelöst werden. Der Körper reagiert dann auf Nahrungsmittel wie Obst, Gemüse und Nüsse, weil die Eiweißstrukturen denen von bestimmten Pollen sehr ähnlich sind.
WIE ZEIGEN SICH LEBENSMITTELALLERGIEN?
Bei Kindern zeigen sich oft verschiedene Symptome:
Haut: Juckreiz, Ekzeme, Ausschlag, RötungenMund: Schwellungen und Brennen an Zunge, Lippen, HalsNase: Niesen, Schnupfen, angeschwollene NaseAtemwege: Husten, AsthmaMagen-Darm: Erbrechen, Bauchweh, Durchfall, Verstopfung, blutiger StuhlFragerunde
Kann es sein, dass unsere Tochter eine Lebensmittelallergie hat?
Wenn ihr den Verdacht habt, dass euer Kind auf ein Lebensmittel reagiert, etwa weil es auffällig oft Durchfall hat oder zu Hautausschlag oder zu anderen Symptomen neigt, sprecht unbedingt mit dem Kinderarzt. Eventuell wird er euch zu einem speziellen Allergologen überweisen. Eine Lebensmittelallergie kann meist mit Bluttests, mit einem Hauttest oder durch eine spezielle Diät nachgewiesen werden, bei der bestimmte Lebensmittel weggelassen werden. Bei einem Allergiker reagiert das Immunsystem auf Eiweiße. Wenn ein Kind – beispielsweise auf Hühnereier – reagiert, dann meistens nicht beim ersten Kontakt mit diesem Lebensmittel, sondern erst bei zweiten oder dritten Mal. Das Immunsystem ist am Anfang naiv. Bei Kindern, die Neurodermitis haben, kann es aber auch schon beim ersten Essen des Lebensmittels zur Reaktion kommen, weil der erste Kontakt mit dem Immunsystem über die geschädigte Haut erfolgte.
ACHTUNG: TESTS VERRATEN NICHT ALLES
Blut- oder Hauttests können zwar zeigen, ob der Körper auf bestimmte Lebensmittel spezifische Sensibilisierungen zeigt, also dass dein Immunsystem mal Kontakt damit hatte. Das ist aber noch lange keine Allergie. Wichtig ist: Ohne Symptome keine Allergie.
Ich mache mir wegen möglicher Allergien sorgen. Aber gleichzeitig ist Milch doch total wichtig für Kinder?