Wenn's alle machen, mach ich's anders - Johann Schmidt - E-Book

Wenn's alle machen, mach ich's anders E-Book

Johann Schmidt

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Beschreibung

"Haben Sie einen Job für mich?" Mit dieser Frage bekam Johann Schmidt nicht nur einen Arbeitsplatz, sondern eine ganze Buchhandlung. Und das als gelernter Schreiner! Herzblut und Ideen brachten ihm Erfolg und schließlich den Titel "Buchhändler des Jahres". Als langjähriger Leiter des Buchhauses Campe in Nürnberg verfolgte er den Grundsatz, sich von der Masse abzuheben. Mit Gewandtheit und Witz war er anders, hinterfragte stets Bewährtes und lebte seine Liebe zu Büchern. In diesem Buch erzählt Johann Schmidt, wie er seine schweißtreibenden Anfänge und weitere aufregende Stationen meisterte. Er berichtet von Reisen in ferne Länder und Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen. Und er lässt uns hinter die Kulissen einer Buchhandlung blicken.

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LESEPROBE zu

Vollständige E-Book-Ausgabe der im Rosenheimer Verlagshaus erschienenen Originalausgabe 2016

© 2016 Rosenheimer Verlagshaus GmbH & Co. KG, Rosenheim

www.rosenheimer.com

Titelfoto: © Klaus G. Förg, Rosenheim

Lektorat: Beate Decker, München

Worum geht es im Buch?

Johann Schmidt

Wenn's alle machen, mach ich's anders

»Haben Sie einen Job für mich?« Mit dieser Frage bekam Johann Schmidt nicht nur einen Arbeitsplatz, sondern eine ganze Buchhandlung. Und das als gelernter Schreiner! Herzblut und Ideen brachten ihm Erfolg und schließlich den Titel »Buchhändler des Jahres«. Als langjähriger Leiter des Buchhauses Campe in Nürnberg verfolgte er den Grundsatz, sich von der Masse abzuheben. Mit Gewandtheit und Witz war er anders, hinterfragte stets Bewährtes und lebte seine Liebe zu Büchern.

In diesem Buch erzählt Johann Schmidt, wie er seine schweißtreibenden Anfänge und weitere aufregende Stationen meisterte. Er berichtet von Reisen in ferne Länder und Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen. Und er lässt uns hinter die Kulissen einer Buchhandlung blicken.

Inhalt

Prolog

Im Frühjahr 1969

Kindheit und Realschulzeit

Der Schreiner

Tod des Vaters

Geselle Wilfried

Pfarrbücherei Friesen

Diözesanbüchereien

Görres-Buchhandlung Forchheim

Lebenslange Freundschaft

Marianne

Gaby

Ersatzdienst

Stadtbibliothek Coburg

Link in Kronach

Kolleginnen

Notabene

Franziskusschwestern

Vom Missionar zum Abtrünnigen

Vereinsleben

Wasser marsch!

Seminare

Auf zu Campe

Düsseldorf

Buchmesse ohne Bus

Immer ein volles Haus

»Kontaktlos« nach Wien

Friedrich Campes Geburtstag

Catwalk Campe

Kino oder Kuchen?

Themenwochen

Bartels Stühle

Bücherspende

Musical Company

Rote Bühne

Diebe

JVA

Kren

Airport Nürnberg

Campe, du Schöne!

Bayern statt Baiern

Prost, Metternich

Lugato

Auf dem Rücken der Pferde

Ranil

Alles über Senf

Englischer Winzer

I Did It My Way

Köchin »Kät«

»Die Blumenflüsterin«

Sabine

Feiern über Feiern

Weihnachtsgeschichten

Die Campe-Geburtstage

Mein 50. Geburtstag

Mein 65. Geburtstag

Thalia

Wir haben nichts geahnt

Erfolgreiche Strategien

MBO-Gespräch und Rollenspiel

Warum bei mir?

Das große Haus

Die Nachfolge

Arte Perfectum

Firmengründung für die Steuer-ID

Inszenieren statt dekorieren – Ladenbau

Center- und City-Management

Er(n)ste Zipperlein

Neurodermitis

Das Herz

Die Galle

Leistenoperation

Reisen

Rumänien

Malta

London

Dominikanische Republik

Seychellen

Sri Lanka

Dubai

Georgien

Jemen

Indien

Bhutan

China

Epilog

Prolog

Man hätte mich darum beneiden mögen, aber harte Arbeit lag vor mir.

Was war passiert? Da stand eines Tages der Rosenheimer Verleger Klaus G. Förg vor mir und sagte unumwunden: »Hans, du hast ein so interessantes Leben, wir machen ein Buch darüber«, und fügte mit leicht süffisantem Lächeln hinzu: »Widerspruch ist zwecklos!«

O Gott, ich kenne so viele, die mit dicken Manuskripten auf der Suche nach einem Verlag über die Buchmesse tingeln. Einige stürzen sich vor Verzweiflung ins Self-Publishing und veröffentlichen ihre Werke selbst, um sich diesen Traum zu erfüllen. Ich hatte bisher ja fast keine persönlichen Zeilen geschrieben, die über Geburtstagsglückwünsche oder Urlaubsgrüße hinausgingen – und jetzt das? Meine Memoiren wurden verlangt! Die ungeschminkte Wahrheit über mein Leben auf gut 220 Seiten! Auch erinnere ich mich nicht, in der Schule im Aufsatzschreiben eine Koryphäe gewesen zu sein. Bücher verkaufen, ja, das kann ich! Und darüber sollte ich nun schreiben?

»Hans, du machst das schon …«, beruhigte mich mein Verleger, »… und du schreibst es selber, denn wir wollen dich lesen und nicht einen Ghostwriter«, zerstörte er gleich darauf meine Hoffnung auf einen ebensolchen begnadeten »Autor aus Leidenschaft«. Stattdessen galt es nun, meine Leidenschaft fürs Schreiben zu wecken.

Mühsam legte ich los, quälte mich von Buchstabe zu Buchstabe – schlaflose Nächte ob meines Schneckentempos inbegriffen.

»Hans, diktiere es halt in den PC«, so mein Verleger.

Nach dieser Ermunterung diktierte ich also, doch was machte mein PC? Er stürzte ab – verabschiedete sich mitsamt meinen Texten –, und zwar ein für alle Mal. Ich entschied mich, meine computertechnischen Geschicke fortan in die Hände einer namhaften kalifornischen »Apfelplantage« zu legen, denn auf dem hochgepriesenen Notebook der Firma Apple befindet sich auch ein Diktierprogramm. Aber was dies zuweilen nach dem Diktat aus meinen Worten machte, versetzte mich entweder in schallendes Gelächter oder ließ mich die Haare raufen: Da entstanden neue Geschichten, die ich selbst noch nicht kannte.

Erneut startete ich ganz traditionell im Zwei- bis Zehn-Finger-System – diesmal auf einem großen Exemplar der »Apfelsorte« MacIntosh – und kam scheinbar gut voran. Die ersten 50.000 Anschläge waren bereits in trockenen Tüchern, es fehlten nur noch 200.000 Zeichen bis zum fertigen Manuskript, als mir die Puste ausging. Als Buchhändler, der es wissen muss, sagte ich mir gebetsmühlenartig vor: »Schreiben lernt man nicht aus Büchern! Sondern nur durch Schreiben …« Noch während mir diese Überlegung in einer ruhigen Minute auf der Buchmesse durch den Kopf ging, lief just Thomas Gottschalk, der längst seine Biografie geschrieben hat, an unserem Stand vorbei. Wenn das kein Zeichen war! Immerhin kommt er auch aus meiner Heimat und ist nur einen Tag älter als ich. Es wäre doch gelacht, wenn wir den Buchmarkt nicht mit einer zweiten Vita aus Oberfranken beglücken könnten. Lesen Sie selbst, was dabei herausgekommen ist.

Im Frühjahr 1969

Gegen Ende meiner Schulzeit, im Frühjahr 1969, rief ich Freiherrn Prälat Sigmund von Pölnitz, damals Domkapitular, Chef des »Volksblattes« und der Görres-Buchhandlung in Bamberg, an und stellte ihm ganz unbefangen die Frage, die meinem Leben die entscheidende berufliche Richtung geben sollte: »Haben Sie einen Job für mich?«

Und was glauben Sie, entgegnete er spontan?

»Ja, es gibt da eine kleine Buchhandlung in Forchheim, die könnten Sie übernehmen.«

Ohne lange zu fackeln oder weitere Fragen zu stellen, sagte ich in freudiger Überraschung zu. Doch am nächsten Morgen konnte ich mein Bett buchstäblich »auswringen«, schweißgebadet und voller Selbstzweifel erwachte ich aus Albträumen. Wie hatte ich die Entscheidung bloß derart Hals über Kopf treffen können?

Zusammen mit meiner Mutter und deren Schwester Kuni setzte ich mich ins Auto, und wir fuhren nach Forchheim, um uns diese Buchhandlung anzuschauen. Es war schon ein sehr kleiner Laden, der uns an einer Ecke des Paradeplatzes erwartete. Wenig beeindruckt schlichen wir um das Geschäft. Beim Eintreten bimmelte die Türglocke in dem hohen Raum mit der niedrigen Empore nicht gerade verheißungsvoll, und die große Frau hinter der schmalen Ladentheke, die uns mit einem freundlichen »Grüß Gott« empfing, verstärkte bei mir den Eindruck noch, dass hier alles ein wenig zu klein geraten war. Das also sollte nun mein neues berufliches Zuhause werden?

Nicht gerade imposant, aber die Entscheidung war nun mal gefallen, und nach dem letzten Schultag im Juli, mit dem Abschlusszeugnis zum Wirtschaftsfachwirt in der Tasche, würde ich drei Tage später meine Arbeitsstelle antreten.

Am Sonntag reiste ich schon an und bezog mein möbliertes Zimmer in der Bamberger Straße bei Frau Dotterweich. Ein Bett, ein Schrank, das war’s – und wenn ich auf die Toilette wollte, konnte ich nur hoffen, dass die im Erdgeschoss frei war, oder ich habe mein Glück in der Pizzeria gegenüber versucht. Frau Dotterweich servierte mein Frühstück in der Küche. Untermieter-Romantik à la »Feuerzangenbowle«, verfilmt mit Heinz Rühmann, kommt meinen Erinnerungen da sehr nahe.

Dann am Montagmorgen stand ich um acht Uhr auf der Schwelle zur Görres-Buchhandlung. Ein bemerkenswerter Tag, der 21. Juli 1969, denn einige Stunden zuvor hatte Neil Armstrong die Schwelle seiner Raumkapsel überschritten (während ich schlief) und den Mond betreten, auch ein unbekanntes Terrain. So, nun war ich also am Ort meiner Bestimmung eingetroffen – doch gefühlsmäßig alles andere als schwerelos im Weltall, sondern ziemlich geerdet zwischen Büchern und Schreibwaren. Aber wie hatte es mich eigentlich in den Buchhandel verschlagen?

Kindheit und Realschulzeit

Geboren wurde ich 1950 in Friesen im Frankenwald, einer Gemeinde in der Nähe von Kronach, der Geburtsstadt des Malers Lukas Cranach dem Älteren. An die Zeit bis zur Grundschule erinnere ich mich kaum, auch existieren keine Fotos mehr, die mein Gedächtnis beflügeln könnten.

Mein Vater besaß wohl eine Voigtländer Balgenkamera, aber der Apparat wurde nur an Festtagen herausgeholt und ein 120er-Rollfilm eingelegt. Damit mehr Bilder auf den Film passten, fotografierte man mit einer Maske, und mit diesem Trick erhielt man »schöne« Bildchen von 4,5 mal 6 cm Größe – von mir leider keine, auch kein Babyfoto mit nacktem Hintern auf dem Eisbärenfell.

Mit zwei Jahren brach ich mir bei einem Treppensturz das Nasenbein, was ich erst mit 18 operieren lassen konnte, da es gleich nach dem Unfall versäumt worden war. Fortan plagte mich das Handicap, nicht richtig durchschnaufen zu können. Eigentlich habe ich nie wirklich gelernt, gut durch die Nase zu atmen, und stehe deshalb manchmal mit offenem Mund herum. (Also, nicht wundern!)

Unser Haus lag in einer Seitenstraße. Erst später, als wir zu Kronach eingemeindet wurden, gab es Straßennamen, und wir wohnten zu sechst, inklusive Tiere, am Flößerweg.

Auf dem Hof befanden sich Misthaufen, Plumpsklo und Scheune, im Garten die Schreinerwerkstatt meines Vaters und später zwischen Werkstatt und Scheune noch ein Holzlager. Wir hatten drei Gesellen in der Schreinerei, aber trotzdem musste jedes Familienmitglied mit anpacken, und Ferienmachen – tja, dieses Zauberwort hat sich für mich zum ersten Mal mit 18 Jahren erfüllt.

Meine Mutter stammte von einem Bauernhof, dem Letzenberg, einem wunderschön gelegenem Hof, auf dem man sich fast komplett selbst versorgte; dank Backhaus, Schreinerei, Schlosserei und einer großen Dampfmaschine mit vielen Transmissionen.

Ihr Großvater war Revierförster bei den Freiherren von Cramer-Klett aus Mitwitz. Ich habe nur noch meinen Großvater von Letzenberg kennengelernt, den Romig-Andreas, einen großen, hageren Mann, und erinnere mich an seine Angewohnheit, den Kautabak in einen Napf neben dem Sofa zu spucken.

Samstags half oft die ganze Verwandtschaft, zum Beispiel beim Heueinbringen, und wenn es dunkel wurde, saßen alle auf der großen Eckbank in der Stube, mit dampfendem Hefekuchen, Milch oder Tee. Spätabends musste ich dann mit meiner Familie über den Berg nach Hause gehen, und in jedem Baum sahen wir Rübezahl oder andere gruselige Gestalten lauern. Oft war es ein Heimrennen, denn irgendwie hatten wir Angst, und wenn es im Gebüsch raschelte, noch viel mehr.

Meine um 10 Jahre ältere Schwester Gerlinde und ich hatten ein Zimmer zusammen, und als ich neun wurde, heiratete sie und zog mit ihrem Mann ins Erdgeschoss. Ihre Heirat glich einem Affront, denn mein Schwager Otto war evangelisch und Flüchtling aus Schlesien. Für den Pfarrer im Ort ging dies gar nicht, und sie durften nur im nahe gelegenen Oblatenkloster kirchlich heirateten, in der Heimatgemeinde Friesen hatte man es ihnen verweigert.

Gerlinde nähte den Großteil ihres Lebens Teddybären, und noch heute steht ihre Industrienähmaschine in meinem Elternhaus. Otto galt im Landkreis als absoluter Fachmann für Waschmaschinen. Mit seinem Bus und der weithin sichtbaren AEG-Werbung darauf war er der Retter vieler Frauen, wenn die Waschmaschine streikte und er »Erste Hilfe« leistete.

Otto ist leider an Lungenkrebs verstorben, und meine Schwester hatte 2015, einfach so, einen Herzstillstand.

Im ersten Obergeschoss wohnte noch Tante Dora mit ihrem Sohn. Dora verdingte sich als Catering-Köchin, wie man wohl heutzutage sagen würde. Wenn ein privates Fest oder Kärwa (Kirchweih) stattfand, holte man Dora. Sie übernahm dann das Regiment in der Küche, und alle mussten nach ihrer Pfeife tanzen. Gekocht wurden die Klöße im Waschkessel und auf den holzbefeuerten Öfen die Gänse und Enten gebraten. Unter Doras Fuchtel gelang alles.

Sohn Heinz hat dann selbst ein Haus in der Nähe gebaut, und beide sind ausgezogen. Ihre Zimmer übernahmen später meine Kinder Dagmar und Claus.

Zweimal im Jahr war Schlachtfest bei uns daheim, zumindest galt dies unserem jeweiligen Hausschwein, und der Metzger kam in der Früh mit seinen furchterregenden Utensilien. Das Haus wurde zum Schlachten vorbereitet, der große Kessel angeschürt und der Sautrog bereitgestellt.

Wir hatten einen ganz schief gewachsenen Apfelbaum im Hof, der sich hervorragend zum Aufhängen und Ausnehmen der Sau eignete. Das ganze Haus roch an diesem Tag nach Fleisch, Pfeffer und anderen Gewürzen. Es wurde gewurstet, eingedost und eingelegt. Abends hingen die beiden Schweinehälften zum Austropfen im ersten Stock vor meinem Schlafzimmer und wurden dann am nächsten Tag weiterverarbeitet. Ich musste immer daran vorbei.

Zweimal im Jahr, im April und Oktober, erlebte ich also die gruseligsten Tage, indem ich an diesen Schweinehälften vorbei ins Bett musste, denn im Hausflur war auch kein elektrisches Licht, und mit Kerze war es nur noch gespenstischer. Ich war sowieso an diesem Tag nicht aufzufinden, versteckte mich irgendwo. »Hans, du kannst Blut rühren«, forderte mich der Metzger auf.

Gott bewahre, wenn ich nur das Schwein quieken hörte, während es aus dem Stall geführt wurde, und dann den dumpfen Schlag, nach dem plötzlich alles ruhig war … Schrecklich … Mir standen vermutlich die Haare zu Berge.

Gegessen habe ich davon dann später doch ganz gern, muss ich gestehen. Wir hatten immer ein Schwein, zwei Ziegen, die regelmäßig beim Ziegenschlachter landeten, einige Enten und Hühner sowie einmal auch acht Hasen.

Den letzten Hasen, Henry, wollte dann doch niemand mehr essen, und er lag ewig in der Gefriertruhe – vielleicht, weil wir ihn mit Namen versehen und lieb gewonnen hatten?

Zu meiner Erstkommunion gab es Bratwürste, die damals etwas Besonderes waren. Schweine- mit Ziegenfleisch gemischt in Ziegendärmen, und alles hausgemacht. Ich glaube, heute würde jeder vor den Gerüchen flüchten, zumal sich ja auch der Stall bei uns im Hause befand.

Der Misthaufen war, wie gesagt, vor der »hinteren« Türe und das Plumpsklo gleich daneben. In harten Wintern musste man mit dem Pickel ans Werk, damit die Familie wieder aufs Klo konnte. Ich durfte immer das Klopapier vorbereiten, dies bedeutete, ich riss die Tageszeitung in Quadrate und spießte sie dann auf einen Nagel im Plumpsklo.

Die Grundschule in Friesen hat mich dann sechs Jahre lang »festgehalten«, und es gibt ein paar Erinnerungen, die sich eigentlich schon prägend für mein Leben zeigten. Aufsässig war ich eigentlich nie, aber »authentisch«. Der Begriff wird zurzeit ja sehr strapaziert, oder sollte man sagen, man hat ihn wiederentdeckt?

Ich glaube, meine Lehrer hatten es oft nicht einfach mit mir. Ich war auch nicht der beste Schüler, aber ich gab mir richtig Mühe. Irgendwie kam ich ganz gut durch und hatte das Gefühl, dass sie mich schon mochten.

In Erinnerung geblieben ist mir aber vor allem noch eine Auseinandersetzung mit unserem Pfarrer in der Religionsstunde. Mein Heftumschlag aus Papier rutschte herunter, und ich befestigte ihn wieder, was natürlich raschelte und den Pfarrer aufregte: »Schmidt, was machst du da?«

»Äh … nichts.«

»Lüg nicht! … Du schreibst als Strafarbeit diese Liedstrophen aus dem Gebetbuch ab«, und er knallte mir das Brevier auf den Tisch.

»Also, lieber Herr Pfarrer, ich hab nichts gemacht, also werde ich die Strafarbeit auch nicht schreiben«, entgegnete ich auf diese bodenlose Ungerechtigkeit.

Es kam die nächste Stunde. »Schmidt, wo ist deine Strafarbeit?«, fragte der Religionslehrer, bereits ahnend, dass ich meine Ansicht dazu nicht im Mindesten zu ändern bereit gewesen war. Ich hatte tatsächlich nichts geschrieben, was ihn noch mehr erhitzte und mir die doppelte Strafarbeit einbrockte.

Dasselbe wiederholte sich in der darauffolgenden Religionsstunde. Da war das Maß voll, und er schrie mich an: »Ich schließe dich aus der Kirche aus!«

Dies erschien mir doch gewaltig übertrieben, ich erzählte es aufgebracht meinem Vater, der zitierte den Pfarrer zu uns nach Hause. Als er eintraf, wurde ich derweil ins Wohnzimmer gesteckt und hörte, wie es in der Küche hoch herging.

Nach diesem »Gewitter« war die Luft wieder rein, ich durfte wie ehedem Küche und Kirche betreten, und die Strafarbeit war vergessen.

Einmal war ich ganz stolz auf meinen Papa, denn als ich den Schulranzen herausholte, fand ich auf meiner Schiefertafel (!) die Rechenaufgabe schon gelöst. Er schnüffelte einfach gerne ein wenig in meiner Schultasche herum und hatte dieses Mal Lust verspürt, meine Hausaufgaben zu erledigen. Was sollte ich schon dagegen haben?

Auch sonst konnte ich mich nicht über meinen Vater beklagen, selbst wenn das Leben hauptsächlich aus Arbeit bestand und es nur wenige freie Tage gab. Am Samstag musste ich Werkstatt und Hof kehren, eventuell noch die Maschinen ölen, und am Sonntag assistierte ich Papa bei den schriftlichen Arbeiten.

Interessant war auch unser Fuhrpark über die Jahre, mit Autos, von denen heute kaum einer mehr die Namen weiß.

Zuerst hatten wir einen alten Opel, so ein Gangsterauto, was aber nie ansprang, wenn es mal dringend gebraucht wurde. Dann nannten wir einen Lloyd unser eigen, in dem wir auch mal ein junges Kälbchen transportierten, das mit Fleiß alles vollpinkelte.

Hernach kam ein Goliath, einem VW-Bus nicht unähnlich, mit dem mich mein Vater am Bahnhof abholte. Als der Bauer, der die anderen Kinder aus meiner Gruppe befördern sollte, nicht auftauchte, lud mein Vater sie kurzerhand ein, uns Gesellschaft zu leisten. Also, alle Kinder rein in den Bus und Kopf runter, damit nur ja die Polizei nichts mitbekam. Zu Hause angekommen, zählte der Nachbar die Kinder, die aus dem Auto sprangen, das waren sage und schreibe 21!

Zum Schluss besaßen wir einen Tempo-1-Tonner und als Pkw einen Simca 1.000, den ich erbte und fuhr, bis die Wasserpumpe riss.

Neben dem Schlachtfest gab es noch so einen komischen Tag im Jahr: den Faschingsdienstag. Ich sollte mich da immer verkleiden. Ich bin, weiß Gott, kein Faschingsmuffel und habe wohl viel für Extravaganz bei der Kleidung übrig, aber mit »Ver-«Kleidung kann ich bis heute überhaupt nichts anfangen. Auf dem Weg zur Schule riss ich mir regelrecht das Clownskostüm vom Leibe. Verstanden hat mich damals niemand.

Ob mich da heute jemand versteht?

Ein wichtiger Tag im Jahr war für uns auch immer das Johannisfeuer zur Sonnwende. »Du traust dich ja doch nicht!«, frotzelte mich jemand an.

»Was soll ich mich nicht trauen?«

»Na spring halt mal übers Feuer.«

Und ob ich mich traute! Anlauf nehmen und drüber. Manchmal blieb man schon etwas in den Kohlen hängen, aber passiert ist nichts. Damals hatte ja auch keiner ein wirkliches Umweltbewusstsein, und da lag auch schon mal ein großer Lkw-Reifen mitten im Brenngut, der so richtig gut das Feuer anfachte.

Und dann die »hitzigen« Diskussionen am Feuer … Ja, ab und zu haben wir uns auch mal geprügelt. Ansonsten saßen wir relativ brav im Kreis und haben Lieder gesungen.

Inzwischen singt man in Friesen immer noch beim Johannisfeuer, aber der Bierwagen und die Musikkapelle sind zur Unterhaltung dabei.

Nach der Volksschule besuchte ich zwei Jahre lang die Realschule in Kronach in der Gabelsbergerstraße. Es gab keinen Schulbus, ich musste jeden Tag durch Wind und Wetter mit dem Fahrrad in die Schule. Im Winter am besten in der Schneespur eines Lkw, da fuhr es sich leichter.

Wenn ich heute in deutschen Städten ein Schild mit der Aufschrift »Gabelsbergerstraße« lese, durchfährt mich regelmäßig ein Schaudern, denn im Fach »Deutsche Einheitskurzschrift«, die von Herrn Gabelsberger erfunden wurde, hatte ich immer schlechte Noten, obwohl mein Vater und sein Bruder »Steno« richtig gut beherrschten. Dieser Onkel war Priester und hat seine Predigten komplett stenografiert. Ich hingegen … An einem Samstagmorgen, mein Großvater war in der Früh gestorben, hatten wir Steno-Schulaufgabe, und ich habe vor lauter Trauer einen glatten Sechser in die Scheune eingefahren.

Mein liebstes Fach an der Realschule war »Technisches Zeichnen«, aber auch freies Zeichnen mochte ich sehr gerne. Im Technischen schnitt ich immer als Bester in der Klasse ab, leider war es kein Vorrückungsfach. Doch meine Lehrerin im freien Zeichnen mochte mich nicht, was durch einen witzigen Vorfall bestätigt wurde: In der Nachbarklasse mussten sie bis zum darauffolgenden Samstag (wir hatten damals noch Samstagsunterricht) ein Bild malen. Das gestellte Thema, eine alte Urkunde mit Farbe und Typografie zu gestalten, reizte mich auch, und ich versuchte mich daran.

Da wir ja mit dem Fahrrad zur Schule fuhren, passierte es, dass dem Lieblingsschüler meiner Zeichenlehrerin aus der Parallelklasse am Tag der Abgabe sein Bild in den Straßendreck fiel und hinüber war. Also überließ ich ihm mein Bild, was ich ja eh nur aus Spaß an der Freude gemalt hatte. Und welche Note bekam er wohl dafür? Eine Eins. Ich habe bei dieser Zeichenlehrerin nie eine Eins bekommen, vermutlich hätte ich auch für dieses Bild keine bekommen.

Da meine schulischen Leistungen nicht gerade berauschend waren und ich zu Hause dringend in der Schreinerei gebraucht wurde, ging ich 1964 nach der zweiten Realschulklasse ab und wurde Schreiner.

Der Schreiner

Tod des Vaters

Wenn man früher als Sohn eines selbstständigen Schreinermeisters geboren wurde, war es ziemlich wahrscheinlich, dass man auch das Schreinerhandwerk erlernte, um eines Tages den elterlichen Betrieb übernehmen zu können. Da meine Arbeitskraft, wie schon erwähnt, daheim gebraucht wurde, band ich mir mit 14 Jahren die Schreinerschürze um, und los ging’s mit der Leimschmiererei als Lehrling meines Vaters.

Da in der Beruffschule in Kronach zu wenig Platz für alle Klassen war, mussten wir hin und wieder die Räume wechseln. Mal saßen wir in unserem eigentlichen Klassenzimmer, vollgestopft mit den Dachstuhlmodellen der angehenden Zimmerer, mal tauschten wir mit den Bäckerlehrlingen und hockten zwischen Backtrögen in der Bäckerei der Schule. Unser Lehrer (und Schreinermeister) Herr Engel brachte uns gut durch, und wir lernten auch viel von ihm.

Im elterlichen Betrieb arbeitete ich viel mit an den Maschinen, wo es auch schon mal zu einem Unfall kam und schon mal ein Finger dran glauben musste. Ich durfte dann zum Beispiel die Kreissäge wieder vom Blut säubern, aber größere Unfälle gab es nicht.

Das größte Fenster, welches wir je aus Holz herstellten, war eine Auftragsarbeit für die Schule in Hesselbach. Als es fertig wurde, stellten sich mein Vater und seine Belegschaft stolz zum Fototermin im Hof in die sechs Meter breite und vier Meter hohe Einfassung wie in einen Bilderrahmen.

Wir hatten meist drei Gesellen und einen Lehrling. Der Lehrling war nun ich, und neben den ganzen Hilfsarbeiten in der Schreinerei musste ich auch sehr oft Zigaretten für die Gesellen holen – dabei hasste ich Zigarettenqualm.

»Kannst du mir Zigaretten holen?«, wurde ich mehrmals am Tag gefragt, wobei es eigentlich keine Frage war, sondern eher ein Befehl.

Was konnte ich schon dagegen tun? Also eine Mark in die Hosentasche gesteckt und ab zum Automaten. Ob Overstolz, Eckstein oder Roth-Händle, ich kam nie auf die Idee, diese Dinger zu rauchen. Nur einmal wurde ich schwach, als ich an einem Ausflug zur Jugendherberge in Rüdesheim teilnahm und dem allgemeinen Gruppendruck erlag.

»Hans aufstehen, der Papa macht ganz schlecht.«

»Was ist los? Wo ist er?«

»Papa liegt in der Küche am Sofa«, jammerte Mama, »ich habe auch schon den Arzt angerufen, aber er ist immer noch nicht da.«

Es war 6 Uhr 30, und ich versuchte Herzmassage, wie ich es im Erste-Hilfe-Kurs gelernt hatte. Irgendwann kam der Arzt und stellte Herzinfarkt fest. Doch es gab noch kein Rettungssystem wie heute, und erst beim Arztbesuch wurde der Krankentransport vom Roten Kreuz angerufen, der den Vater auch gleich holen kam. Eine Stunde später war er dann im Krankenhaus in Kronach. Ich fuhr im Sanka mit zur Notaufnahme, wo der Chefarzt Dr. Grüning versuchte, Papa am Leben zu erhalten.

Ich sollte dann doch den Raum verlassen, da sie mir den Anblick der Reanimation mit Elektroschocks ersparen wollten, aber schon kurz danach trat der Chefarzt aus dem Zimmer und kam mit ausgestreckter Hand auf mich zu. »Mein herzlichstes Beileid, Ihr Vater ist soeben verstorben.«

Es war Dienstag, der 4. Mai 1966, 7 Uhr 55, aber viel Zeit für Trauer blieb mir nicht, das Leben ging gnadenlos weiter. Was ging mir in diesem Moment nicht alles durch den Kopf! Ich rief erst zu Hause an und dann unseren Pfarrer. Da am Abend zuvor die Beerdigung eines Priesters in Friesen stattgefunden hatte, war das Dorf schon sehr sensibilisiert, als plötzlich wieder die Totenglocke läutetet: Hans, der Schreinermeister, war verstorben.

Mein Vater wurde 1912 geboren und heiratete 1939 meine Mutter, eine geborene Romig, und der Bruder meines Vaters heiratete die Schwester meiner Mutter. Heutzutage würde man dies »Synergieeffekt« nennen, aber damals sind halt beide zusammen auf die »Schnorr« gegangen.

In Friesen erlernte mein Vater den Beruf des Schreiners und war 1931 auch als Wanderbursche vom Frankenwald zum Bodensee und von dort bis hoch nach Köln ans Grab von Adolph Kolping, dem Begründer des »Katholischen Gesellenvereins«, aus dem das »Kolpingwerk« hervorging, unterwegs gewesen.

1940 musste er in den Krieg ziehen. Er befand sich von 1944 bis 1948 in russischer Gefangenschaft und niemand wusste, ob er überhaupt noch lebte. Als er zurückkam, war er in einem sehr schlechten gesundheitlichen Zustand. Viele fürchteten sich vor meinem Vater, da er durch die Abmagerung einfach furchtbar aussah. Meine Schwester, damals acht Jahre alt, musste sich erst daran gewöhnen, dass dieser »Fremde« jetzt ihr Vater sein sollte. Er fand sich jedoch bald wieder zurecht und machte sich mit einer kleinen Schreinerei selbstständig.

Die Nachricht vom Tod meines Vaters schlug ein wie ein Bombe. Wie sollte es weitergehen?

Erst mal brauchten wir einen Sarg für meinen Papa, und da wir auf dem Dachboden noch Särge stehen hatten, trugen wir einen herunter und bereiteten ihn für Papa vor. Damals gab es noch keine fertigen Särge bei den Bestattungsunternehmen, wir machten die Einbettung dazu immer erst bei Bedarf. In meinem Kleiderschrank lag im untersten Fach stets Leichentuch und anderes Zubehör für die Sargausstattung. Meine Frau und meine Kinder weigerten sich später stets, auf den Dachboden zu gehen. Sie fürchteten sich, weil es dort aussah wie bei Dracula persönlich. Vor allem der kleine weiße Kindersarg wirkte besonders gruselig.

Früher haben wir die Särge in der Schreinerei gemacht, auch schon mal am Sonntag, wenn dann gerade einer benötigt wurde. Ich lernte dabei, dass man zur Körpergröße eines Toten und entsprechend zum Sargmaß stets eine Hand breit hinzurechnen muss, da sich eine Leiche oft – welch schauerliche Weisheit – bis zu zehn Zemtimeter streckt.

An einem sonnigen Samstag holte ich irgendwann einmal unsere letzten falsch gemessenen Särge vom Dachboden und fing an, sie zu zerschlagen.

Eine Nachbarin kam vorbei, ihr graute, als sie mich dabei erblickte: »Was machst du denn da?«

»Siehst du doch … Kleinholz!«

»Aber das sind doch Särge.«

»Brauchst du einen?« Heute – möchte ich sarkastisch einfügen – wären wohl Anhänger der Gothic-Bewegung Spitzenabnehmer für derlei Mobiliar.

Wir schlossen notgedrungen den Betrieb, denn ich war zu jung, ihn zu übernehmen. Die angestellten Gesellen wollten sich lieber selbstständig machen, und die Vorstellung, einen Schreinermeister als Geschäftsführer einzustellen, gefiel uns nicht. Meine Mutter und ich waren von der Situation schlichtweg überfordert. Eigentlich hätte meine ältere Schwester ja das Schreinerhandwerk erlernen können, um die Werkstatt aufrechtzuerhalten. Doch was heutzutage für Mädchen ein ganz normaler Beruf ist, war damals undenkbar.

Hilfe bei der Schließung erhielten wir durch unseren Lieferanten Edmund Wicklein aus Kronach, der uns in vielen Situationen unterstützte, aber ansonsten kamen außer gut gemeinten »Sprüchen« kaum hilfreiche Beiträge von anderen. Ein Grund, mich zeitlebens eigentlich immer nur auf mich selbst zu verlassen und mich durchzubeißen.

Natürlich umsorgte mich meine Mutter, und es wäre gut für mich gewesen, so manche Hausarbeit und das Kochen von ihr zu erlernen, denn ich merke heute, dass mir so manche Kenntnis darin fehlt. Wenn man aber zur damaligen Zeit im Haushalt etwas machen oder mithelfen wollte, wurde man leider eher verscheucht als zugelassen.

Nachdem es zu Hause nun keine Schreinerei mehr gab, bauten sich meine Schwester und mein Schwager die Werkstatt und das Lager zur Wohnung aus. Einen Teil der Werkstatt trennten wir für die Pfarrgemeinde Friesen als Jugendheim ab, denn zur gleichen Zeit wurde die Kirche neu gebaut, und die Jugendgruppen sowie die Pfadfinderschaft brauchten eine Bleibe.

Das Ende der Schreinerei war für meine Mama ein sozialer Abstieg. Ihr erster Versuch, mit Heimarbeit eine Existenz aufzubauen, scheiterte schon nach wenigen Monaten, als ihr aufgrund von Auftragsmangel gekündigt wurde. Danach war es ein für sie emotional harter Weg, von der Frau Schreinermeister zur Hilfskraft im Rosenthal-Werk in Kronach degradiert zu werden. Sie verrichtete dort die wirklich »letzte« Arbeit; musste für die Porzellanmaler die Tellerränder mit Salzsäure abwischen, um sie fürs Vergolden (Lüstermalerei) vorzubereiten. Eines Abends leerte meine Mutter den Geldbeutel auf den Tisch und sagte: »Das ist alles, was wir noch an Bargeld besitzen, aber wir haben ja noch einen Garten mit Gemüse, und Hühner, Hasen und Enten.« (Schweine und Ziegen hielten wir da schon keine mehr.)

In der Situation war schon echte Dramatik im Spiel, und ich habe tatsächlich ein Foto von diesem letzten Häufchen Geldmünzen, das Mutter auf den Küchentisch gelegt hatte, geknipst.

Geselle Wilfried

Auch ich stand nach dem Tod meines Vaters auf der Straße und ging alles sehr langsam an, zu tief saß noch der Schock. Ich war erst im zweiten Lehrjahr und bewarb mich bei etlichen Schreinereien in der Umgebung, um meine Ausbildung beenden zu können, aber selbst der Obermeister der Schreinerinnung gab mir einen Korb: »Was können Sie denn schon – als ›Sohn‹?«

Ich war 16 Jahre alt und völlig frustriert, dermaßen abgewiesen zu werden, vor allem von denen, die vorher am Grab meines Vaters große Reden geschwungen und Hoffnung auf Unterstützung bei meiner Mutter und mir geweckt hatten.

Aber wir kamen durch, und ich schloss meine Lehre im Schreinerbetrieb von Hermann Fischer im Nachbarort ab. Täglich ratterte ich mit meinem Moped von Friesen nach Steinberg und oft auch mit der Werkzeugtasche zu den Baustellen. Obwohl es ja fast regelmäßig auch Bier im Handwerk gab, trank ich während meiner Ausbildungszeit keinen Alkohol.

Alles, was ich geschenkt bekam, brachte ich meiner Mutter mit nach Hause. Nach der Freisprechungsfeier als Schreiner versteckten die Kollegen mein Moped, das ich nur auslösen konnte, indem ich eine Mass Bier auf Ex austrank.

Naiv, wie ich war, ließ ich mich darauf ein, ohne darüber nachzudenken, wie ich hernach noch mit dem Moped nach Hause kommen sollte.

Als Schreinergeselle hatte ich eine durchaus spannende Zeit in der Werkstatt und auf dem »Bau«. Aber es begann auch die Zeit, wo praktische, pflegeleichte Lösungen hoch im Kurs standen, und es machte mir weder Spaß, Holzkreuze aus Sprossenfenstern herauszusägen, neue große Glasscheiben einzusetzen und sie damit ihres Charmes zu berauben, noch Spanplatten auf wunderschöne Holzböden zu schrauben, um darauf PVC zu verlegen … oder Sockelleiste »von der Rolle« mit Pattex anzukleben und alles wunderschön neu, angenehm hell und freundlich zu finden. Kaum verwunderlich daher, dass ich auch Kunststofffenster nicht gerade mochte, doch unser Betrieb war ein Pionier auf dem Gebiet dieser neuen Fensterfertigung.

Zuerst gab es nur das Holzfenster mit Kunststoffbeschichtung, erst später die Version aus Vollkunststoff. Da das Glas oft nicht rechtzeitig eintraf, konnten wir die Fenster erst auf der Baustelle verglasen. Wo jetzt Gummischnüre als Dichtung drin sind, haben wir alles mit Silikon ausgespritzt. Und da kam auch schon eine Reklamation: »Die Fenster sind alle gelb geworden«, jammerte ein Kunde.

Was war passiert? Wir hatten die Fenster aneinandergelehnt gelagert, und die Ausdünstung des Silikons bewirkte, dass der Kunststoff vergilbte. Vierzehn Tage lang schrubbte ich mit Nitroverdünnung die Rahmen ab, damit diese wieder schön weiß wurden. Alle Arbeitshandschuhe lösten sich dabei auf, also habe ich mit Stahlwolle und Nitroverdünnung in den bloßen Händen weitergeschrubbt. Meine Hände waren danach auch »schön weiß«.

Ein anderes Mal holten wir Isolierglasscheiben bei der Glasfabrik mit dem VW-Bus ab und lehnten an das Fahrerhaus zwei Stangen als Stützen für alle Fensterscheiben, die für ein Haus in Kulmbach bestimmt waren. (Es war nicht das Haus von Gottschalk.) Auf dem Weg zur Baustelle mussten wir durch eine Unterführung. Es gab einen riesigen Schlag, und die Scheiben zerbrachen fast ausnahmslos bis auf einige kleinformatige.

Was war geschehen? Die senkrecht aufgestellten Leisten hatten das Autodach überragt, waren zu lang für die Unterführung, verkeilten sich, knickten um und mit ihnen die ganze kostbare Glasfracht. O Gott, wer sollte dies dem Meister schonend beibringen?

Erst mal haben wir eine Stärkung in Form eines zweiten Frühstücks in der nahen Mönchshofbrauerei zu uns genommen, um dann die paar kleinen Toilettenfenster einzuglasen, die heil geblieben waren.

Auf der Heimfahrt zur Werkstatt entbrannte dann erst die heiße Diskussion: Wer wird der Überbringer der schlechten Nachricht? Wer holt sich »das Fett« ab?

Natürlich erwischte es mich, und ich musste beim Meister beichten gehen.

»Chef, unsere ganzen Scheiben für Kulmbach sind kaputt.«

»Ihr seid wahnsinnig, das bezahlt ihr mir!«

Die Worte des Schreinermeisters sind hier nur in entschärfter Version wiedergegeben.

Das Gymnasium in Kronach war im August 1968 meine letzte Baustelle als Schreiner. Da ich von dort am Freitagnachmittag noch das Werkzeug mitschleppen musste, wollte ich mit dem Aufzug aus dem vierten Stock ins Erdgeschoss fahren, als plötzlich das Licht ausging. Na bravo, Freitagnachmittag um 15 Uhr im dunklen Lift! Gott sei Dank leide ich nicht unter Klaustrophobie, und ich überlegte: Sollten sie mich nicht finden, würde dies bis Montagfrüh meine Herberge sein, also knapp drei Tage Dunkelheit, wie im Bergwerk. Irgendwie fand ich mich schon mit der Situation ab, als ich Rufe hörte: »Wilfried, Wilfried … Wo bist du?«

»Hier im Aufzug.«

Der Bauleiter hatte bereits das Büro zugesperrt und den Hauptschalter der Baustelle ausgeknipst. Es gab noch kein Handy, nur ein Telefon im verschlossenen Büro! Ein Arbeiter wusste, dass der Bauleiter noch in den Biergarten wollte, also fuhren meine Kollegen dorthin, um ihn zu suchen.

Gegen 17 Uhr ging dann das Licht wieder an, und ich konnte raus aus meinem »Verlies«. Zwei Stunden im dunklen Aufzug reichten mir dann eigentlich auch. Vielleicht habe ich es trotzdem seit diesem Vorfall nicht so sehr mit dunklen Räumen, und auch bei Kirchen, wenn es drinnen gar so dunkel aussieht, lasse ich an der Tür immer jemandem den »Vortritt«.

Gerade wurde ein gewisser Wilfried gesucht – und auch gefunden. Was sollte denn das? Heißt der Verfasser dieses Buches nicht Hans oder streng genommen mit Geburtsnamen Johann?

Als ich auf die Welt kam, war für meinen Vater klar, dass ich Johann heiße wie er. Aber auch er war nur als Hans bekannt, und somit wurde der Sohn auch Hans gerufen. Meine Mutter wollte unbedingt, dass ich mit zweitem Namen Wilfried heiße. Keine Ahnung, wie sie auf diesen Namen kam, ich habe ihn eigentlich nie geliebt. Vielleicht war es ja eine verflossene Liebe von ihr. Nun kam ich als Lehrling in den Schreinerbetrieb, wo es schon zweimal Hans und einmal einen Johann gab. »Hast du nicht noch einen anderen Namen, denn ›Hans 3‹ oder ›4‹ wollen wir dich dann doch nicht rufen«, meinte der Meister mehr genervt als amüsiert über die Einfallslosigkeit damaliger Eltern bei der Namensgebung ihrer Kinder.

»Wilfried heiße ich noch.«

»Also, dann heißt bei uns ab jetzt Wilfried … Schreiner Wilfried.«

Jetzt heiße ich wieder Johann oder Hans, aber dazu später mehr.

Pfarrbücherei Friesen

Ein Holzwurm greift auch gerne zu Büchern, zumindest trifft das auf mich zu, und so arbeitete ich seit dem zwölften Lebensjahr in der katholischen Pfarrbücherei in Friesen mit. Irgendwie lag mir der Umgang mit Büchern immer mehr als die Schreinerarbeit. Mein brennendes Interesse erwachte mit Rudolf Adolphs »Liebhabereien mit Büchern«. Das bibliophile Buch hat mich sehr fasziniert und mir einen Zugang zur Welt der Bücher geschaffen, der bis heute anhält. Das Werk hat heute einen Ehrenplatz in meinem Bücherregal, hat es doch mein ganzes Leben beeinflusst.

Die Arbeit »für« die Bücher begann ja schon 1962 in der katholischen Pfarrbücherei in Friesen. Geleitet wurde sie von der Oberlehrerin Hildegard Schneyer und der Ordensschwester aus dem Kindergarten, Schwester Donatilla, die mich ansprachen: »Sag mal Hans, hast du nicht Lust, in der Bücherei mitzuhelfen?«

Natürlich wollte ich, und es wurden 30 Jahre daraus, bis 1992. Der Dialekt war das Erste, was mir einen Streich in der Bibliothek spielte: Ich habe meine Bücher immer »ausgeleiht«, bis ich verbessert wurde.

In der Pfarrei St. Georg in Friesen war ich wohl kurz mal Ministrant, flog aber wieder aus der Ministrantenschar heraus, da ich mich weigerte, die »Neue Bildpost« am Sonntag auszutragen, denn für mich imitierte sie von der Aufmachung her die Bild-Zeitung.

Jeder hatte sein Zustellgebiet in der Pfarrei und ist dann am Sonntag »Klinkenputzen« gegangen – mit mir war das nicht zu machen.

Eine skurrile Episode aus dem Pfadfinderlager St. Georg ist mir bis heute im Gedächtnis haften geblieben: Wir waren in einem Zeltlager. Sie fragten mich: »Hans, kannst du Brot schneiden?«

»Natürlich!«

»Würdest du dann unser Brot schneiden?«

Ich sagte Ja und ahnte nicht, was auf mich zukam. Sieben große Brotlaibe brachten sie an, und ich schnitt und schnitt. Ich glaube, mein Handgelenk hat seitdem eine »Brotarthrose«.

Nach den Ausflügen zu den Ministranten und den Pfadfindern widmete ich meine ehrenamtliche Tätigkeit in der Pfarrei fast ausschließlich der Bücherei. Und vom einfachen Helfer stieg ich dann irgendwann zum Leiter der örtlichen Pfarrbücherei auf. Es war ein kleiner Raum, und wir hatten wenig Geld für Neuanschaffungen, aber fanden immer wieder Mittel und Wege … Was haben wir nicht alles zum Wohle der Bücherei gemacht!

Eine unserer Aktionen war ein Starkbierfest, um Geld aufzutreiben. Die Mitarbeiterinnen sangen auf der Bühne das Lied vom kleinen grünen Kaktus, und das Starkbier floss in Strömen. Irgendwann sagte ein Gast zu mir: »Du, Hans, der Hausmeister liegt da hinten unterm Tisch.«

O weh, er hatte das Starkbier in seiner Wirkung wohl unterschätzt. Egal … Ich habe ihn also geschultert, ins Auto gesetzt und mit meinem R4 heimgefahren. Wieder nüchtern, sagte er dann zu mir: »Du, so was ist mir noch nicht passiert, aber das Bier war saugut.«

Dann kam ich einmal Sonntagfrüh zur Bücherei, denn Öffnungszeit war immer vor und nach dem Gottesdienst bis etwa 12 Uhr. Und was sah ich? Die Scheibe unseres Schaukastens war eingeschlagen und die ausgestellte Zeitschrift kurz und klein gerissen, eine Sonderausgabe von »Das Bayerland« zum Thema Lucas Cranach, mit seiner »Lucretia Borgia« auf dem Titelbild. Ich stürmte entsetzt und wütend zum Pfarrhaus, läutete den Pfarrer heraus.

»Ich hole sofort die Polizei, das ist Einbruch mit Sachbeschädigung …«, ereiferte ich mich.

Und was glaubt man, wie mich der Pfarrer unterstützte: »Bitte, lass die Scheibe machen, der Täter war schon bei mir in der Beichte, und wir unternehmen nichts weiter.«

So einfach kann man es sich machen: Man »stellt was an«, beichtet … und alles ist vergeben.

In der Bücherei waren wir immer ein gutes Team, und ich erinnere mich noch gerne an Gerlinde, Irene, Veronika, Raphael und viele andere, deren Namen mir im Moment nicht einfallen.

Als ich 1990 aus beruflichen Gründen nach Nürnberg ging, übergab ich die Leitung der Bücherei an Heidi.

Diözesanbüchereien

1971 war auch die Zeit des Aufbaues der Diözesanstelle für Büchereiarbeit im Erzbistum Bamberg. Ich war zuständig für alle katholischen Büchereien des Erzbistums von Ansbach bis Hof, und da zeitgleich eine komplette Bestandsaufnahme des Büchereiwesens in Bayern vorgenommen wurde, kam ich auch mit vielen kommunalen »Nachbarbüchereien« ins Gespräch.

Es ist sicher nicht leicht, ehrenamtliche Mitarbeiter zu aktivieren, aber wenn man sie erst begeistert hat, kann man gemeinsam echt viel erreichen. Wichtig ist immer glaubwürdiges »Vorleben«, dann kann man auch authentisch mit den Menschen arbeiten. Ich hatte dabei zwei Vorbilder und auch Förderer in der Büchereiarbeit, und zwar die beiden Direktoren des Sankt Michaelsbundes in München, Monsignore Hans Schachtner und Alfons Marb. Sie gaben mir die große Chance, das Büchereiwesen in diesem nordbayerischen Bereich weiter voranzutreiben.

In der Erzdiözese Bamberg war Freiherr Prälat Sigmund von Pölnitz mein Chef im Ordinariat, und in meiner pragmatisch-praktischen Art erinnere ich mich noch an einen verbalen »Zusammenstoß« mit ihm, denn Prälat von Pölnitz war der Meinung, man könnte die Bücher doch einfach in Packpapier einschlagen und sich die Kosten für Folien sparen. »Das reicht doch aus, denn es geht ja um Inhalte bei den Büchern und nicht um Äußeres.«

Da rutschte mir die Hand aus, und ich schlug auf den Tisch: »So geht das nicht! Unsere Büchereien müssen auch attraktiv sein, und einen Raum mit in Packpapier eingeschlagenen Büchern kann man eher als »Kunstwerk« denn als eine anregende Bücherei betrachten.«

»Herr Schmidt, reißen Sie sich zusammen! Ich möchte solch einen Ausbruch nicht mehr erleben, oder es war Ihr letzter Besuch hier in Bamberg.«

Wir haben uns dann wieder geeinigt, und die Bücher wurden weiterhin in Folie eingeschlagen. Gott sei Dank hatte ich den Prälat von dieser Notwendigkeit überzeugen können. Aber ein Makel blieb danach an mir haften, und die Leitung der Diözesanstelle übernahm später eine linientreuere Diplom-Bibliothekarin. Doch ich war damals ja schon als Buchhändler in Forchheim tätig.

Görres-Buchhandlung Forchheim

Ein denkwürdiger Tag, dieser Montag im Juli 1969: ein völliger Neubeginn – und gleich Filialleiter! Mein damaliger Chef war der Buchhändler Fritz Wieninger von der Görres-Buchhandlung in Bamberg, und gemeinsam betraten wir an diesem Morgen die kleine Filiale in Forchheim. »Herr Schmidt, dies ist nun Ihr neues Reich. Seien Sie erfolgreich!«, hieß es.

Nun hatte ich wohl die Prüfung als kirchlicher Büchereiassistent, aber brauchte man für diesen Job in der Buchhandlung nicht auch eine Buchhändlerausbildung? Ich fragte unbedarft in der Berufsschule in Forchheim an, die mich an die Berufsschule in Nürnberg verwies. Dort erhielt ich die Auskunft: »Wenn Sie hier an der Berufsschule den Buchhändlerberuf erlernen wollen, dann brauchen Sie auch einen Ausbildungsvertrag zum Sortimentsbuchhändler.«

Herr Wieninger von der Görres-Buchhandlung sagte aber dazu: »Wir haben einen Filialleiter eingestellt und keinen Auszubildenden.«

Nun, was tut man nicht so alles in seiner Freizeit – also besuchte ich die Nürnberger Berufsschule immer an meinen freien Tagen während der Woche. In der Buchhandlung musste ich wöchentlich 40 Stunden arbeiten, aber durch viele Überstunden war ein freier Tag überhaupt kein Problem.

Herr Beyer war unser wichtigster Lehrer, und viele Buchhändler stöhnen heute noch: »Hattest du auch den Beyer?«

Komisch, ich hatte ein ganz gutes Verhältnis zu ihm, vielleicht auch deshalb, weil ich ihm immer Zubehör für seine Briefmarkensammlung lieferte, denn ich führte die ganzen Einlegeblätter und alles andere, was so dazugehört, bei mir im Laden.

Die Buchhändlerklasse war damals in der Reutersbrunnerstraße, und wir konnten vom Klassenzimmer in den Hof der Feuerwehr schauen. Jeden Feuerwehreinsatz bekamen wir mit, denn dann verstand man kurz sein eigenes Wort nicht mehr.

Die Buchhändlerklasse liegt nun lange zurück, und einmal habe ich sogar ein Klassentreffen in Nürnberg organisiert. Mit vielen Schulkollegen aus dieser Zeit bin ich noch immer freundschaftlich verbunden.

Zum Start meiner Buchhandelskarriere in Forchheim wohnte ich »möbliert«. Eine Schlafstelle, die mir mein Onkel Hans organisiert hatte, der Forchheimer Stadtpfarrer in »Verklärung Christi« war. Da saß ich nun bei Frau Dotterweich in der Bamberger Straße, in einem Zimmer direkt vor der Kreuzung zur Adenauerallee, wo alle großen Lastwagen auf die Bremse traten, dass das Bett wackelte. Die Autobahn existierte ja noch nicht. Da das Zimmer keine Toilette hatte, musste ich zu diesem Zwecke immer in die Wohnung von Frau Dotterweich im Parterre. Ich schaute vorher aus dem Fenster, ob im Bad Licht brannte, dann war es »besetzt«.

Am Freitag, ihrem Badetag, gab es überhaupt kaum Gelegenheit, aufs WC zu gehen, aber gegenüber war ja eine Pizzeria, die ich dann »aufsuchte«. So viele Pizzen habe ich mein Leben lang nicht mehr gegessen. Große Pizza mit Tortenschaufel und Teller extra (für Begleitung). Ach, war das herrlich.

Bis zum August 1969 besaß ich auch noch den alten Simca 1.000 von meinem Vater (kann man, glaube ich, nur noch im Museum in Sinsheim bewundern), und dann passierte es: Auf einer Autobahnfahrt Richtung München (vermutlich wieder zu einer »Buch«-Veranstaltung) riss etwa auf der Höhe von Greding die Kühlerpumpe, und der Motor überhitzte sich, war auch nicht mehr abzustellen … Ich fuhr gnadenlos zurück bis zum Rasthaus Feucht. Weiter kam ich mit dem defekten Auto dann doch nicht mehr. Es qualmte wie bei einem Großbrand, und das Auto war hinüber. Der Tankstelleninhaber kam aufgeregt: »Sie müssen hier wegfahren!«

Ich sagte: »Ja, gerne. Aber wie denn? Nichts geht mehr.«

Onkel Hans hat mich dann nach Forchheim abgeschleppt. Es war vergeblich, das Auto wurde verschrottet. Einziges Überbleibsel ist ein Stofftier, ein Löwe vom Fernsehwerk Loewe aus Kronach, und der darf bis heute als nostalgische Erinnerung auf dem Sofa sitzen. Ob ein echter Löwe auch so alt wird wie meiner?

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