Wenn Worte fehlen - Stefan Knobel - E-Book

Wenn Worte fehlen E-Book

Stefan Knobel

4,2

Beschreibung

Für todkranke Menschen ist er weitaus mehr als nur ein tierischer Seelentröster: Der Golden- Retriever-Rüde Quedo schenkt Menschen am Ende ihres Lebens noch einmal unvergessliche Momente. Der ausgebildete Therapiehund und sein Herrchen Stefan Knobel besuchen behinderte, alte und todgeweihte Menschen und erzielen mit ihrer tiergestützten Therapie nachweisbare medizinische Erfolge. Dass ein Hospiz nicht nur ein Ort der Trauer sein muss, sondern dort auch Freude herrschen darf, stellt der Düsseldorfer Stefan Knobel in seinem ebenso einfühlsamen wie informativen Buch unter Beweis.

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Seitenzahl: 72

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhalt

Kapitel 1 – Wie alles begann

Kapitel 2 – Aller Anfang ist schwer

Kapitel 3 – Ein Welpe verändert den Alltag

Kapitel 4 – Ohne Fleiß kein Preis

Kapitel 5 – Meine Beerdigung soll bunt werden

Kapitel 6 – Erste Hospiz-Erfahrungen

Kapitel 7 – Hospizarbeit

Kapitel 8 – Der Sprung in die Palliative Care

Kapitel 9 – Sterbebegleitung / Danksagungen…

Kapitel 10 – Von 90 auf 70 in den Entspannungszustand

Kapitel 11 – Halt in den schwersten Stunden

Kapitel 12 – Biken für den guten Zweck

Kapitel 13 - Einsatz im Kinderhospiz

Kapitel 14 – Einmal im Leben ein Tier spüren

Kapitel 15 - Ein paar abschließende Gedanken

Danke

Über den Autor

1 Wie alles begann…

Mein Name ist Stefan Knobel und ich wurde im Jahr 1975 im schönen Rheinland geboren. Die Liebe zu Tieren ist mir in die Wiege gelegt worden. Mein Vater war ein Freund der Kanarienvögel. Gemeinsam mit meinem Bruder konnte ich im Laufe meiner Jugend neben den Kanarienvögeln auch Wellensittiche, Zebrafinken und Zierfische zu meinen geliebten Haustieren zählen. An einen Hund war in meiner Jugend nicht zu denken. Zwergkaninchen hatte ich, an denen ich zumindest schon mal das Führen an der Leine ausprobieren konnte. Ein Bild, das ich hier sicher nicht näher erläutern muss, das in der Nachbarschaft aber sicher den einen oder anderen zum Schmunzeln brachte.

Nachdem ich heute auf fast elf Jahre Hundeerfahrung zurückblicken kann, wundert es mich, dass meine Begeisterung für Hunde, speziell für die Rasse Golden Retriever, erst spät entfacht wurde. Dass ich nun ein Buch schreiben kann, habe ich im Grunde einem guten Freund aus Salzburg zu verdanken, den ich bei einem gemeinsamen Urlaub in Griechenland kennenlernen durfte. Ohne Manfreds Einladung zu sich nach Salzburg, einer wunderschönen Stadt, und seinen drei Golden-Retriever-Damen, mit denen ich eine Woche verbringen durfte, wäre mein Leben vielleicht anders verlaufen. Am 29. Juni 2005 wurde Fynn, mein erster Golden Retriever, geboren und eine wunderbare Hund-Mensch-Beziehung begann.

Das Jahr 2008 hingegen hielt keinen guten Start für mich bereit. Im Januar verstarb mein Vater und im Mai wurde ich nach einer fast 9-jährigen Beziehung verlassen. Daraufhin gab ich Fynn zurück zu seinem Züchter. Heute hätte ich sicher anders gehandelt, aber vor acht Jahren fiel ich in ein tiefes Loch. Fynn wurde vom Züchter am 1. Mai abgeholt und neu vermittelt. Am gleichen Tag habe ich meine Sachen gepackt und den Start in ein neues Leben gewagt. Die Trennung von meinem Partner habe ich irgendwann verkraftet. Der Schmerz, den eigenen Hund abgegeben zu haben, den man als Welpe aufgenommen hatte, saß hingegen tief.

Emotional gefestigt und in einer neuen Beziehung dachte ich in den folgenden Jahren regelmäßig zum 1. Mai an die Abgabe Fynns. Ich wusste mittlerweile, dass er ein gutes neues Zuhause gefunden hatte, und hielt auch per E-Mail Kontakt zu seiner neuen Familie. Aber wie heißt es so schön? Einmal Retriever, immer Retriever. Im Internet habe ich nach Züchtern Ausschau gehalten.

Im Frühjahr 2010 bin ich dann auf Frau Steiner, eine Züchterin von Golden Retrievern, gestoßen, aus deren Zucht schon mehrere Assistenzhunde, Therapiehunde, Epilepsie- und Diabetikerwarnhunde hervorgegangen sind. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir selbst nicht klar, was ein Therapiehund eigentlich ist oder was er macht.

Ich recherchierte im Internet und befasste mich mit Literatur. Dabei reifte in mir der Gedanke, meinen Beruf als Sozialpädagoge mit meiner Liebe zu Hunden verbinden zu können – mit einer Ausbildung zum Therapiehundeteam.

2 Aller Anfang ist schwer

Der Gedanke an die Ausbildung zu einem Therapiehundeteam beflügelte mich auf der Suche nach einem geeigneten Hund und einer entsprechenden Ausbildungsstätte. Beim Durchforsten des Internets nach Angeboten zur Ausbildung von Therapiehundeteams stößt man allerdings auf eine Fülle von Vereinen, die der Meinung sind, ein Therapiehund ist nach einem Wochenendseminar fertig ausgebildet. Aus der heutigen Sicht völlig unverantwortlich, doch 2010 musste ich auf mein Bauchgefühl hören und landete letztendlich glücklicherweise beim DATB e. V., dem Deutschen Ausbildungsverein für Therapie- und Behindertenbegleithunde. Ausschlaggebend war der Dog Day in Düsseldorf, ein Hunde-Event, auf dem der DATB e. V. einen Stand hatte, an dem über die tiergestützte Therapie informiert wurde. Das persönliche Gespräch und die Präsentation hatten mich überzeugt, sodass ich mich für die Ausbildung beim DATB e. V. entschied und voller Vorfreude auf den Start wartete.

Ich arbeitete zu dieser Zeit in einem Wohnhaus für Kinder und Jugendliche der Behindertenhilfe und stellte der Einrichtungsleitung mein Projekt vor. Es war wichtig, dass ich zukünftig meinen Hund mit zur Arbeit nehmen konnte. Noch einmal wollte ich den Schmerz, ein Tier abgeben zu müssen, nicht erleben, und deshalb hatte für mich die Tatsache, einen Hund ohne Hindernisse oder Einschränkungen halten zu können, Priorität. Mein Chef war von dem Projekt sehr begeistert und stimmte zu – unter der Voraussetzung, dass mein Team und vor allem die Eltern der Kinder meiner Gruppe damit einverstanden waren.

Zwei der Kinder meiner Gruppe hatten große Angst, sowohl vor Hunden als auch vor anderen Tieren. Eine Kollegin hatte zu Hunden kein gutes Verhältnis – sicher nicht die besten Bedingungen, aber zu diesem Zeitpunkt war ich bereits fest entschlossen, das Projekt „Ausbildung zum Therapiehundeteam“ durchzuziehen.

Mein Team war – abgesehen von Bärbel, die, wie erwähnt, keine große Sympathie für Hunde hegte – von dem Projekt begeistert. Doch auch Bärbel arrangierte sich schließlich. An dieser Stelle möchte ich ihr nochmals dafür danken, ebenso wie den Eltern der Kinder mit Hundephobien, die die Einverständniserklärung auch bereitwillig unterschrieben. Das war ein besonders schwerer Gang für mich, aber gleichzeitig auch die Chance für die Kinder, die Angst vor Hunden verlieren zu können. Die Tatsache, dass ein Welpe in die Gruppe einziehen würde, dem sie beim Wachsen zuschauen könnten, hatte sie letztendlich überzeugt.

Was mir jetzt noch fehlte, war ein Hund – der entscheidende Faktor bei der Arbeit im Therapiehundeteam. Er sollte meine große Liebe werden. Hin- und hergerissen war ich bei der Frage, ob es wieder ein Welpe sein sollte oder ein erwachsener Hund. Mit Fynn, meinem ersten Hund, hatte ich wunderbare Monate als Welpe erlebt. Allerdings darf man auch nicht verschweigen, dass ein Welpe viel Arbeit bedeutet und einem gerade in den ersten Wochen schlaflose Nächte beschert, bis er stubenrein ist. Der unglückliche Umstand, dass ich einen damals dreijährigen Hund abgeben musste, ist leider kein Einzelfall. Über die Homepage des Deutschen Retriever Clubs DRC e. V. zum Beispiel werden tolle Retriever vermittelt, die bereits den Kinderschuhen entwachsen sind.

Viele Gespräche mit hundeerfahrenen Freunden brachten schließlich die Entscheidung für einen Welpen von einem Züchter. Nichts für ungut: Es werden sicherlich tolle erwachsene Retriever vermittelt. Aber die Gefahr, dass der Hund bereits in seiner Sozialisation als Junghund negative Erfahrungen mit Kindern oder auch Senioren erlebt haben könnte, war einfach zu groß, was ein Scheitern in der Ausbildung hätte bedeuten können.

Nach reichlicher Recherche im Internet nach aktuellen wie geplanten Würfen bei Golden Retrievern und dem Austausch mit verschiedenen Züchtern war ich letztlich wieder bei Frau Steiner in Niedersachsen angelangt.

Ein Golden Retriever sollte es sein, aber wie ich durch einschlägige Literatur erfahren hatte, eignet sich nicht jeder Retriever für die tiergestützte Therapie – obwohl er im Volksmund doch als so kinderlieber Hund gilt. Deshalb musste ich der Erfahrung von Frau Steiner vertrauen, um einen passenden Welpen für die Ausbildung zu bekommen.

Frau Steiner züchtet seit vielen Jahren Golden Retriever, die schließlich eine Ausbildung absolvieren. Der erste Termin bei ihr war sehr aufregend. Nach etwa zweieinhalb Stunden Autofahrt erreichte ich das kleine Dorf Dassel. Ein ganzes Rudel Hunde empfing mich an der Tür, und Frau Steiner hieß mich in ihrem belebten Haus willkommen. Das Ganze fühlte sich ein wenig an wie ein Vorstellungsgespräch und das Ergebnis, dass ich einen Welpen haben könnte, war einfach wunderbar.

Zu dem Zeitpunkt war die Hündin noch trächtig und das lange Warten begann. Im ständigen Austausch mit der Züchterin konnte ich mich zu Hause langsam auf meinen neuen Mitbewohner vorbereiten. Der Wurf war für Ende August 2010 geplant. Ich beantragte für Ende Oktober Urlaub, denn dann würde mein tierischer Partner zu mir ziehen. Drei Wochen Urlaub waren möglich und auch nötig, um mich voll und ganz dem Neuzugang widmen zu können.