Werde Asche Mutter - Manfred Baehr - E-Book

Werde Asche Mutter E-Book

Manfred Baehr

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Beschreibung

Diese Geschichte einer Kindheit und Jugend führt in eine lang zurückliegende Vergangenheit. Sie folgt der Frage, welche Szenarien eine persönliche Prägung verursachen. In der Erzählung sind es situationsbedingt recht anschauliche. Es können genauso gut recht farblose sein. Aber immer ist es die entscheidende Frage, welchen Umgang wir im späteren Leben mit ihnen pflegen. Spielt uns die Erinnerung vielleicht nur einen bösen Streich? Oder suchen wir nach Entschuldigung und Rechtfertigung für unsere aktuellen Handlungen?

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Für B. wen sonst!?

Ausnahmsweise und nur zusätzlich, dem leider viel zu früh verstorbenen Regisseur Jean-Claude Lauzon

Manfred Baehr

Fronhof 1

53520 Reifferscheid

[email protected]

Inhaltsverzeichnis

1. Schneeballschlacht

2. Schule

3. Elterliche Fürsorge der anderen Hausbewohner

4. Klapperschlangen

5. Das ausgeschlagene Stück Zahn

6. Nachbarschaft, Rollerfahrt & Keller

7. Die Versuchung

8. Der Hahn

9. Aufbruch aus der Dämmerung

10. Erste Schritte

11. Das Ende

12. Brief

Einige Worte vorab

Mit der Erzählung folgender Ereignisse ist keinerlei pädagogische Absicht verbunden! Ebenso wenig ist die Erbauung des Lesers das Hauptmotiv, obwohl diese kleine Geschichte natürlich unterhalten soll.

Den schreibenden Zeigefinger belehrend oder gar mahnend zu erheben gehört nicht in den Pool vorhandener Absichten.

Vielleicht wird nur erzählt, um der quälenden Nutzlosigkeit die Stirn zu bieten. Ein einziges, nur bescheidenes Motiv muss reichen, eine Erzählspur zu legen. Wenig genug, dieses bescheidene Unterfangen trotzdem zu wagen.

Ich schreibe, also bin ich.

Schneeballschlacht

Am frühen Morgen hatte es geschneit. Während der letzten Jahre waren die Winter milde gestimmt. Das war gut für alle Berufspendler und half bei der Reduzierung der Haushaltskosten. Der Anteil für Briketts, Öl, manchmal auch Gas, sank entsprechend der wärmeren Temperatur. Nur für den Jungen waren diese milden Winter keine Freude. Mit seinen knapp sieben Jahren hatte er noch keine mehrere Zentimeter hohe, geschlossene Schneedecke erlebt. Nun war es soweit. Endlich.

Die zwei Jahre jüngere Schwester ließ er weiter schlafen. Ebenso seine Eltern. Mutter würde Einwände finden. Argumente, die ihn vom Spiel mit dem gefrorenen, weißen Nass abhalten sollten.

Da sich jedes einzelne Argument dem Verständnis eines knapp Siebenjährigen entzog, blieb lediglich die konkrete Gefahr eines Verbots übrig. Wollte er den Schnee uneingeschränkt genießen, war dieser erste, heimliche Schritt unumgänglich. Trotz aller daraus wachsenden Gefahren. Aber die ließen sich auf ein Später verschieben.

Leise zog er Unterwäsche, eine abscheulich kratzende Strumpfhose, Pullover und die wärmste Jacke über und griff nach dem klobigen Paar Schuhe. Mütze und Handschuhe suchte er lange und vergebens. Dabei gab es gar nicht viele Stellen in dieser bescheidenen Mietwohnung, die mit Aussicht auf Erfolg abgesucht werden konnten. Kaum Schubladen. Keine Garderobe. Und der einzige viertürige, große, weiß furnierte Kleiderschrank befand sich im elterlichen Schlafzimmer. Also einer verbotenen Zone.

Nun war es genug. Mehr Zeit sollte nicht vertan werden. Mit den Schuhen in einer Hand schlich er aus dem Zimmer, die Treppe hinab und hinaus in die weiße Pracht. Beinahe noch auf Strümpfen betrat er die Schneedecke. So mächtig fühlte er sich von ihr angezogen. Auf der ersten Stufe, noch unter dem überdachten Hauseingang sitzend, zog er die Schuhe schludrig über seine Füße. Das Binden der Schnürsenkel funktionierte ohne Handschuhe sehr viel besser. Dann die restlichen Stufen hinab, wobei die letzte bereits von Schnee bedeckt war.

Das Garagentor links war geschlossen. Welch ein Abenteuer, früh morgens an einem Wochenende auf einem unberührten, flockigen Untergrund die ersten Spuren hinterlassen zu können! Schritt für Schritt durchmaß der Junge den langen, schmalen Hof, welcher sich vor dem Hauseingang vor ihm ausbreitete. Zu seiner Linken war der Hof von einer circa achtzig Zentimeter niedrigen Mauer begrenzt. Rechts von ihm sah man zuerst ein schmales Stück Erde, welches dem Trocknen von Wäsche diente. Dieser kleine Ort wurde von einer hohen Mauer vom Nachbargrundstück begrenzt, an die sich ein zwei Meter fünfzig hoher Zaun anschloss. Als wäre dies noch nicht abweisend genug, thronte auf dem groben Maschenzaun eine Rolle Stacheldraht. Ein Hindernis, das jeder Haftanstalt Ehre machen würde. In weiter Ferne, so schien es dem Jungen, endete der Hof in einem stabilen Metalltor, mit einer Tür rechts vom Hof aus gesehen. Der Hof war gerade so breit, einen PKW von der Straße bis zur Garage steuern zu können. Vorausgesetzt, der Fahrer war in der Lage, exakt in einem rechten Winkel über den Bordstein durch das nach innen eingerollte Metalltor schnur-stracks geradeaus zu fahren. Wirklich nur geradeaus. Unsicheres Lenken würde den Wagen entweder in den Zaun oder die kleine Begrenzungsmauer auf der anderen Seite steuern. Kein Fahrer bewältigte diesen Hof unter Alkoholeinfluss.

Seine Schuhe versanken bis zum Knöchel im Schnee, der vielleicht schon während der ganzen Nacht gefallen war. Und noch immer schneite es. Dicke, schwere Flocken sanken allmählich vom Himmel auf die Erde, blieben dort liegen, verbanden sich zu einem Teppich. Keine Sonne war zu sehen.

Der Junge aber hatte seinen Schlitten vergessen. Der stand im Keller. Zurück am Hauseingang stellte er fest, dass die Tür ins Schloss gefallen war. Er hatte nicht darauf geachtet. Und nun war es zu spät. Jetzt hatte er Schnee, aber keinen Schlitten.

In dieser Not verfiel er auf das Gefährt des zwei Jahre älteren Sohns des Vermieters. Dies sollte in der Garage weit hinten an einer Wand aufgehangen zu finden sein. Aber war es nicht verboten, die Garage zu öffnen? Der Junge erinnerte sich nicht. Es war verboten, das gute Geschirr zu berühren, ein Glas zu nah am Tischrand abzustellen, sich schmutzig zu machen, Erwachsene zu unterbrechen, über Tisch und Stuhl zu klettern, den Ölofen zu befummeln, einen der beiden Knöpfe am neuen Fernseher zu betätigen, ins Bett zu pinkeln ... Aber die Garage zu öffnen? An dieses Verbot erinnerte er sich nicht. War allerdings ein weiterer Verstoß gegen elterliche Gebote noch von Bedeutung, wo er sich schon heimlich aus dem Haus geschlichen hatte? Sicher fiel seine Aktion unter ein Verbot, wenn auch nicht ausdrücklich, weil es ja im Alltag nicht vorkam. Also was sollte es? Er machte sich am Garagentor zu schaffen, welches sich, leise leise!, öffnen ließ. Der Wagen des Vermieters stand zum Glück nicht in der Garage. Wahrscheinlich stand der schief und schräg auf dem Bürgersteig vor dem Metalltor. Denn falls der Vermieter getrunken hatte, schaffte er es nicht mehr, die Einfahrt zur Garage ohne einen Kratzer in seinem Wagen zu bewältigen.

Und da hing er, neben einer kunterbunten Menge an Bauwerkzeug in einer Ecke. Der Junge musste sich sehr strecken, um ihn von der Wand heben zu können. Doch der Lohn war vielversprechend. Endlich zog er das Gefährt durch den Schnee, ein zweites Paar Spuren, nämlich Linien, hinterlassend. Wenn er etwas von Polarforschern gehört, gesehen oder gelesen hätte, so würde er jetzt in diese Rolle schlüpfen. So aber stampfte er nur entschlossen, mittlerweile etwas verkühlt, aber vollends befriedigt in seiner verspielten Lust immer wieder zum Metalltor hinauf und Richtung Garage hinab. Der Rückweg war etwas Besonderes. Unmittelbar hinter dem Haus und der Garage breitete sich ein dichter Wald aus. Eine Zeitlang konnte sich die Phantasie durchsetzen, irgendwo in der Wildnis seinen Weg durch die tobenden Elemente zu bahnen. Er musste sein Spiel nicht den Gesetzen der Tatsächlichkeit ausliefern. Und so fand sich der Junge als der erste Mensch in der Weite einer unbekannten Schneelandschaft. Ein Pionier. Derartige Gefühle liegen halt in der Erbinformation des männlichen Geschlechts.

Später dann war der Hof von seinen Schritten und den Kufen des Schlittens so zertrampelt, dass die Vision der Unberührtheit nicht länger aufrecht zu erhalten war. Nicht länger war er der Erste auf diesem hellen Teppich.

Also änderte er sein Spiel und knetete Schneebälle. Seine warmen Hände machten es möglich, schöne kleine Kugeln zu formen. Ausgiebig wurde das jeweilige Ergebnis begutachtet. Die intensive Betrachtung bot gleichzeitig die Gelegenheit, seine Hände in den Taschen ein klein wenig anzuwärmen, bevor die nächste Kugel geformt werden konnte. Sorgsam wurde jede Einzelne auf dem Schlitten positioniert, bis die Spitze der Schneeballpyramide erreicht worden war.

Einige Augenblicke lang blieben die Gedanken des Jungen von jeglicher Phantasie unberührt. Dann, ganz unvermittelt, erblickte er, noch weit von der achtzig Zentimeter Mauer entfernt, schreckliche Gestalten. Es mussten Schneemonster sein. Und seine Aufgabe: Sie abwehren. Genug Munition hatte er ja. Also begab er sich ohne Angst in den Kampf. Denn er würde ja als Sieger diese Mauer als Grenze verteidigen. Ganz sicher ...

"Wo bist du?", kreischte eine wütende Stimme, die noch durch die Wände vom ersten Stock aus zu hören war. "Komm sofort hierher, verdammter Kerl."

Er hatte sich geirrt. Die Schlacht war doch verloren.

"Wie siehst du aus? Was hast du nur gemacht oder dir dabei gedacht? Deine Schwester war alleine. Und ich habe dich überall gesucht!" An den Ehemann gerichtet fuhr sie fort: "Herrgott Mann, sag doch auch etwas dazu. Schau dir die Pfützen an, die er überall hinterlassen hat. Wer muss sie aufputzen? Ich!" Sie riss und zerrte an dem Jungen: "Weshalb hast du die Schuhe und die Jacke nicht vor der Haustüre ausgezogen?"

"Weil du gerufen hast, bin ich gleich gekommen. Und wenn ich sie draußen gelassen hätte, würdest du mit mir schimpfen, weil ich sie draußen gelassen habe."

"Wer hat dir überhaupt erlaubt, dich bei diesem Wetter draußen herumzutreiben? Herrgott Mann, sag du auch etwas dazu! Ich kann es nicht glauben. Schau dir deine Schwester an, wie verschreckt sie ist, weil du sie alleine gelassen hast."

Die Aufregung und der Tonfall verschreckte das junge Mädchen. Dass sie alleine geblieben war, hatte sie nicht registriert. Das Glück, was sich hier und da in menschlicher Gesellschaft finden lässt, kannte sie nicht.

Das Gezerre endete mit einem Riss an der Schulternaht des billigen Kunstoffpullovers.

"Schau an! Wieder hast du es geschafft, deine Sachen kaputt zu machen. Wieso geht nur alles in deiner Nähe zu Bruch? Jetzt auch noch der Pulli. Du wirst keinen neuen kriegen! Du läufst weiter in diesem Teil herum. Und wenn du", richtete sie sich frontal gegen den Vater, "nicht bald den Mund dazu aufmachst …"

Das Abenteuer war vorüber. In der Küche im ersten Stock des Mietshauses, zwischen dem Geschrei der weiblichen Stimme, der Stille des Vaters und der Schweigsamkeit der Schwester verloren sich die Bilder des Winter-Abenteuers.

'Hoffentlich schmilzt der Schnee nicht so bald', war alles, was der Junge noch dachte.

Schule

Und wirklich lag am Montag so viel Schnee, dass es eine wahre Freude war. Entgegen seiner üblichen Gewohnheit sehr früh bereits hell wach und gespannt ans Fenster geeilt, noch bevor, wie sonst üblich, lautes Geschrei ihn weckte, was nicht immer ihm galt, aber doch häufig, weil er partout seine Träume nicht verlassen und erwachen wollte, war die Freude über die weiße Pracht exakt so groß wie gestern.

"Frühstück. Sofort herunterkommen!"

Er schlich im Schlafanzug zum Küchentisch.

"Zieh etwas über. Es ist zu kalt. Der verdammte Ölofen funktioniert schon wieder nicht richtig. Und du, Mann, schau gefälligst nach, was nicht in Ordnung ist!"

Der Mann saß ungerührt am Tisch und kaute Teile des Frühstücks. Noch bevor ein weiteres Wort gefallen war, verließ er grußlos die Küche in Richtung Arbeit. Den Jungen kümmerte dies genauso wenig wie die Mutter. Die Szene lief weiter, als wäre überhaupt nichts geschehen.

"Darf ich mir einen Cowboy bei Krämers kaufen?"

"Was willst du kaufen?"

"Einen Cowboy."

Auf dem Weg zur Schule kreuzte leider ein Spielwarengeschäft seinen Weg. Die Auslage bot immer auf‘s neue große Verlockungen. Augenblicklich waren einige Zentimeter große Plastikfiguren sein Favorit. Sie kosteten ungefähr dreißig Pfennig das Stück. Da er über kein Geld verfügte, musste er um den Erwerb jeder einzelnen Figur feilschen. Er scheute diese Erniedrigung keineswegs, bereitete ihm das Spiel mit diesen Figuren doch eine wahre Freude. Welche Aussicht, mit seiner bislang noch bescheidenen Sammlung in den extra hergerichteten Schneebergen des Hofes zu spielen. Mit dem Schnee konnte eine für die Figuren angemessene Landschaft gebaut werden. Die Cowboys und Indianer würden sich sofort heimisch und sehr wohl fühlen.

"Weißt du, was das kostet? Dein Vater bringt dafür nicht genug Geld mit. Sag ihm das, sobald er zurück ist. Und vergiss es nicht wieder!"

"Nur eine der Figuren. Bitte!"

"Keine! Und gib jetzt Ruhe. Schau, deine Schwester spielt immer mit derselben Puppe und will auch keine neue."

'Die kommt auch nicht bei Krämers vorbei', ging ihm durch den Kopf. Nicht als Erwiderung, sondern ganz spontan und für sich. Das auszusprechen wagte er sich nicht angesichts der drohenden Folgen solcher Widerworte. Er wusste aber schon, ob er mit quälender Stimme noch etwas auszurichten im Stande war oder nicht. Und heute Morgen beflügelte ihn die Zuversicht, bis ihn eine Ohrfeige endgültig verstummen ließ. Er hatte die Situation doch falsch eingeschätzt.

Dieses mal mit Mütze und Handschuh sowie der widerlich kratzigen Strumpfhose bekleidet, begann mit dem Marsch zur Schule in seiner Vorstellung ein neues Abenteuer. Mit Zwischenstation am Fenster der krämerschen Spielzeugauslage. Da stand eine Figur gerade im Begriff, ihren Colt zu ziehen. Die war augenblicklich sein Liebling. Er suchte nach dem Preisschild: Fünfundvierzig Pfennig. Guter Geschmack war halt etwas teurer. Nach einer seinem Empfinden nach viel zu kurzen Zeitspanne riss er sich los. Der Schulweg war nicht weit und die Bilder in seinem Kopf verkürzten ihn nochmals. Alles zusammengenommen erreichte er das Klassenzimmer aber doch um einige Minuten zu spät. Einen Moment musste er Luft holen, bevor er die Klassentür öffnete. Nicht wegen seiner Lehrerin. Frau Klemm mochte ihn. Das spürte er. Nicht wegen seiner Leistungen. Nein, einfach weil er ein Kind war.

Seine Schulkameraden waren da anders und er fürchtete sich vor ihnen. Nicht, dass sie ihn quälten oder verprügelten. Aber sie hielten Abstand. Und das verletzte. Denn er kannte den Grund nicht, glaubte, in den Augen der anderen seine Absonderlichkeit ablesen zu können. Grund genug also, um nicht mit ihnen spielen zu dürfen.

"Woher kommst denn du? Hat dich vielleicht der Schnee aufgehalten?", begrüßte ihn Frau Klemm. Ohne eine Antwort zu geben - welche auch? - begab er sich an seinen Platz in der ersten Reihe. Niemand wollte in der ersten Reihe sitzen. Und beileibe war er kein Streber. Dafür waren seine Leistungen schlicht zu durchschnittlich. Als sonst niemand so nahe bei der Lehrerin sitzen wollte, ging er einfach zu dem Tisch. Er hatte nichts gegen Frau Klemm. Und immerhin blieb er dort für sich.

"Nun beeil dich, damit wir fortfahren können. Wir haben nämlich nicht auf dich gewartet."

Ohne offensichtlichen Grund traten ihm Tränen in die Augen. Vielleicht, weil es in der Klasse so wohlig warm war. Denn eigentlich traurig war er nicht. Womöglich aber auch, weil Frau Klemm mit ihm schimpfte. Wenn auch nicht ernstlich. Vielleicht störte es ihn, ihren Unmut wachgerufen zu haben. Denn er wollte ihr zu gefallen sein. Daraufhin änderte sich ihr Ton. Frau Klemm beschwichtigte mit den Worten, dass es schon recht wäre, so wie es ist und er sich nur erst hinsetzen solle.

Nach dem Schultag sprach Frau Klemm mit ihren Kolleginnen und Kollegen über den Verlauf des bisherigen Schuljahres und jeden einzelnen Schüler. Dabei kam sie auch auf den Jungen zu sprechen: "Ich weiß nicht recht, was mit ihm ist. Geradezu auffällig ist er ja nicht. Aber irgendetwas scheint anders in ihm zusammengebaut, will man ihn mit seinen Kameraden vergleichen."