Wetten, Du liebst mich!? - Daniela Felbermayr - E-Book
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Wetten, Du liebst mich!? E-Book

Daniela Felbermayr

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Beschreibung

Als Modefotograf bekommt Brandon Lewis nicht nur die schönsten Frauen der Welt vor die Linse – sondern auch problemlos in sein Bett. Von festen Beziehungen hält der Sonnyboy gar nichts, bis er der attraktiven Hochzeitsplanerin Joey begegnet, die sein Herz höher schlagen lässt und ihm nicht mehr aus dem Kopf geht. Dumm nur, dass Joey nichts von der Wette weiß, die Brandon auf sie abgeschlossen hat. Schafft er es, ihr eine Beziehung vorzugaukeln und sie vorübergehend an ihn zu binden, ist ihm der 1969er Ford Mustang seines besten Freundes sicher. Ein todsicheres Geschäft, glaubt Brandon. Zunächst jedenfalls. Denn ehe er sichs versieht, steht ein ganz besonderer Wetteinsatz auf dem Spiel: nämlich sein eigenes Herz!

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Wetten, du liebst mich!?

Daniela Felbermayr

Inhalt

Impressum

EINS

ZWEI

DREI

VIER

FÜNF

SECHS

SIEBEN

ACHT

NEUN

ZEHN

ELF

ZWÖLF

DREIZEHN

VIERZEHN

FÜNFZEHN

SECHZEHN

SIEBZEHN

ACHTZEHN

NEUNZEHN

ZWANZIG

EINUNDZWANZIG

EPILOG

LESEPROBE

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Impressum

Copyright 2018 by Daniela Felbermayr

Covergestaltung: www.rausch-gold.com, Catrin Sommer

Unter Verwendung von Shutterstock

Korrektorat: SW Korrekturen e.U.

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Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin. Personen und Handlungen sind frei erfunden, eventuelle Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Markennamen und Warenzeichen, die in diesem Buch verwendet werden, sind Eigentum ihrer rechtmäßigen Eigentümer.

EINS

Ich kann es echt immer noch nicht glauben, du bist tatsächlich unter der Haube.“

Brandon Lewis klopfte seinem besten Freund Jim Edwards kraftvoll auf die Schulter, sodass der fast seinen Champagner verschüttete und Brandon einen mahnenden Blick schenkte. „Lass das, Mann“, sagte Jim verärgert. Der Anzug, den er trug, war sauteuer gewesen. Was Jim vermeiden wollte, war, sich mit seiner frisch angetrauten Ehefrau wegen eines sauteuren, versauten Anzugs anzulegen.

„Es war eine schöne Zeremonie“, sagte Brandon versöhnlich, „hat mir echt gut gefallen, Bro.“

„Danke, Mann“, entgegnete Jim, der immer noch damit zu kämpfen hatte, nicht in Tränen auszubrechen. Von einem Mann, der auf der Highschool „der Zerstörer“ genannt wurde im Hinblick auf a) seine Fähigkeiten als Offense-Spieler beim Football und b) auf seinen Einfluss, was die Jungfräulichkeit seiner Freundinnen betraf, war das etwas, was man eher weniger erwartete. Jim hatte nicht von sich gedacht, dass er so nah am Wasser gebaut wäre, doch seine Frau Angie auf den Altar zuschreiten zu sehen, in ihrem langen, weißen Kleid, mit dem Brautstrauß, dem Schleier und dem liebevollen Lächeln im Gesicht, hatte bei ihm alle Dämme brechen lassen. Seither manövrierte er sich von einem Weinkrampf zum nächsten und kam sich vor wie eine verweichlichte Memme. Brandon hatte ihn schon begonnen aufzuziehen und ihn zweimal „Schwuchtel“ genannt. Etwas, was man seinem besten Freund am schönsten Tag seines Lebens aber nachsah.

Brandon und Jim kannten sich seit Kindertagen, hatten gemeinsam die Schulbank gedrückt und sich auf dem College ein Zimmer geteilt. Durch Brandon hatte Jim Angie auch erst kennengelernt. Eigentlich war sie eine von Brandons Eroberungen gewesen, doch sie hatte rechtzeitig die Notbremse gezogen und erkannt, dass Brandon Lewis nicht der Typ Mann war, mit dem man den Rest seines Lebens verbrachte. Brandon war ein Schwerenöter. Er sah gut aus, hatte es beruflich als Fotograf zu einigem gebracht und hatte an jedem Finger zehn Frauen, was nicht weiter verwunderlich war, wenn man bedachte, dass er den größten Teil seiner Tage damit verbrachte, Models zu fotografieren. Zu heiraten, sesshaft zu werden oder gar Kinder zu bekommen, war für Brandon nie eine Option gewesen. Er war eine jüngere und viel attraktivere Version von Charlie Sheen, die Gott sei Dank auf Drogen verzichtete, aber der Frauenwelt mindestens genauso zugetan war wie der abgehalfterte Serienstar.

„Heute geht eine Ära zu Ende.“

Craig Thompson kam auf Jim und Brandon zu.

„Jim, Junge, du bist der Letzte in unseren Reihen, der vor den Altar getreten ist. Ab heute … sind wir Männer.“

Craig legte einen ernsten Unterton in seine Stimme, ehe er in Gelächter ausbrach.

„Übertreib mal nicht. Immerhin ist die Ära nicht zu Ende, ehe Brandon nicht verheiratet ist.“

Jim nahm einen Schluck aus seinem Champagnerglas.

„Du sagst es. Und so soll es auch noch eine ganze Weile bleiben.“

Brandon prostete seinem besten Freund zu.

„Ich habe gesehen, wie du vorhin mit der blonden Brautjungfer gesprochen hast. Sie hat dir ihre Nummer gegeben, richtig? Ich beneide dich. Mich würde so eine Frau noch nicht einmal ansehen.“

Eddie Black meldete sich zu Wort.

„Das liegt daran, dass du verheiratet bist, Mann“, beschwichtigte Brandon. Die Handynummer der Brautjungfer hatte er längst abgespeichert; sie hatte ihm versprochen, ihn sofort auf Facebook und über Whatsapp zu adden und sich bei ihm zu melden, damit sie beide demnächst etwas trinken gehen konnten.

„Das liegt nicht daran, dass ich verheiratet bin, sondern eher daran, dass du aussiehst wie Chris Hemsworth in ‚Thor‘ und ich wie John Goodman in ‚Roseanne‘“, entgegnete Eddie.

Brandon schmunzelte. Die Ähnlichkeit zu Chris Hemsworth hatte ihm schon so manches Stelldichein beschert. Meistens mit naiven, jungen Mädchen, die die vielen Kleinigkeiten nicht erkannten, die Brandon von Chris unterschieden, oder sie vermutlich gar nicht erkennen wollten. Bei ihren Freundinnen damit angeben zu können, sie hätten eine Nacht mit einem Schauspieler verbracht, möglicherweise untermauert mit einem unscharfen Selfie, war doch viel aufregender, als zu erwähnen, man wäre von einem Typen, der Chris Hemsworth nur ziemlich ähnlich sah, abgeschleppt worden.

„Also kürzlich haben Whitney und ich so eine Dokumentation gesehen, da haben sie über Kerle wie dich gesprochen“, sagte Ken Griffith, Jims frisch angetrauter Schwager.

„Die haben eine Doku über Brandon gedreht?“

Fragend sah Eddie Jim, Brandon und Ken an.

„Nein, doch nicht über Brandon. Aber über Kerle wie ihn. Männer, die auf die vierzig zugehen und immer noch Junggesellen sind. Es gibt zwei Arten von euch.“ Ken wandte sich an Brandon. „Die ersten sind die Loser. Die Typen, die man schon auf der Highschool in den Schulspind gesperrt hat und die nie ein Date bekommen haben. Die mit achtunddreißig noch bei ihrer Mutter wohnen und deren einzige sexuelle Erfahrung ein Anruf bei einer Sexhotline oder ein Besuch auf einer Pornowebsite darstellt. Die zweiten Typen sind jene, die zwar unglaublich anziehend auf Frauen wirken und sie reihenweise abschleppen, aber trotzdem keine abbekommen. Männer wie du, Brandon, um die Frauen sich zwar reißen, aber die sich niemals auf etwas Festes einlassen würden, weil sie alle wissen, dass man am besten die Finger von euch lässt.“

„Ken. Ken, Ken, Ken, Ken, Ken.“

Brandon klopfte seinem Gegenüber auf die Schulter, so als würde er ihn bedauern. „Du meinst also tatsächlich, die Frauen würden mich nicht wollen? Könnten sich nicht vorstellen, mit mir alt zu werden? Würden mich für einen Buchhalter oder einen Tankwart verlassen, weil der die vernünftigere, sicherere Wahl wäre?“

Siegessicher grinste er.

„Ja, so in der Art“, antwortete Ken eloquent. „Du bist der Traum einer jeden Frau – wenn es darum geht, eine heiße Nacht zu verbringen oder ein paar schöne Stunden zu haben. Aber keine Frau hier auf dieser Hochzeitsfeier oder auch sonst wo würde ihr Leben mit dir verbringen wollen. Ach, was rede ich, du würdest es noch nicht einmal schaffen, mit einer eine ernsthafte Beziehung einzugehen. Du bist einfach kein Beziehungsmaterial, weißt du?“

„Du willst mir also erzählen, ich würde es nicht schaffen, eine Frau dauerhaft an mich zu binden. Nicht, weil ich es nicht will, sondern weil die Frauen mich nicht wollen. Weil ich nicht ihr Typ bin. Weil ich kein ‚Beziehungsmaterial‘ bin?“

Die Worte „ihr Typ“ und „Beziehungsmaterial“ setzte Brandon mit seinen Fingern in Gänsefüßchen. Ken schien in seinem Element zu sein.

„Ich würde sagen, du schaffst es nicht. Okay, ich bin mir ziemlich sicher, dass du neunzig Prozent der Ladys zwischen 18 und 80 hier rumkriegen könntest. Für eine Nacht. Für ein paar Dates maximal. Aber keine von denen würde etwas Ernstes mit dir anfangen. Keine von denen würde dich ihren Eltern vorstellen oder so. Vielleicht lachst du dir eine an, die ein paar Wochen mit dir abhängt, wenn du ihr das Blaue vom Himmel erzählst, aber du schaffst es nicht, Nägel mit Köpfen zu machen. Dafür bist du einfach nicht der Typ.“

„Nägel mit Köpfen?“

Brandon sah Ken an.

„Ich verwette meinen verdammten Mustang, dass du es nicht schaffst, eine Frau zu finden, die dich heiratet.“

„Die mich heiratet?“

Brandon lachte. Die ganze Diskussion begann, etwas wirr zu werden.

„Du spinnst ja.“

„Ich habe recht. Du schaffst es nicht, einer Frau einen Ring anzustecken. Dich mit ihr zu verloben. Und tief in deinem Inneren weißt du das genauso gut wie ich.“

Jim und Eddie waren still geworden und verfolgten die Szene mit aufgerissenen Augen. Mit einer Grundsatzdiskussion über die Beziehungseignung von Brandon hätten sie nicht gerechnet.

„Seht ihr das etwa auch so?“, fragte Brandon. „Glaubt ihr tatsächlich, ich bekomme keine Frau fürs Leben ab, weil ich bin, wie ich bin?“

„Na ja, Mann, du bist achtunddreißig Jahre alt. Und du hattest noch nie eine Beziehung, die länger als drei Monate gedauert hat“, sagte Jim zaghaft. „Ich meine, als wir jung waren, war das ja noch cool, aber du gehst auf die vierzig zu. Mittlerweile ist es fast schon seltsam, dass du immer noch der Junggeselle bist, der von einem Bett ins andere hüpft. Vielleicht hat Ken doch recht.“

„Ihr habt doch alle einen Knall“, sagte Brandon. „Ich könnte jede Frau hier auf dieser Hochzeit dazu bringen, sich in mich zu verlieben und sich mit mir zu verloben. Die würden mir alle zu Füßen liegen. Inklusive denen, die euch Pflaumen geheiratet haben.“

Brandons Freunde sahen ihn an.

„Herausforderung angenommen“, sagte Ken und streckte Brandon die Hand entgegen.

„Du spinnst ja.“

„Nein, ernsthaft. Zeig, was du kannst. Eine Frau hier von der Hochzeit. Du musst sie kennenlernen, mit ihr ausgehen. Es muss sich etwas Ernstes entwickeln. Keine Kinkerlitzchen, kein Kinderkram. Eine echte Beziehung. Sie muss dich ihren Eltern vorstellen, ihren Freundinnen. Du musst ‚der Mann an ihrer Seite‘ werden, so, dass man jederzeit damit rechnet, dass ihr die nächsten seid, die vor dem Altar stehen.“

„Das ist ja krank.“

Brandon schüttelte den Kopf.

„Gack-Gack-Gack-Gack“, machte Eddie und versuchte, ein Huhn zu imitieren, indem er seine Arme anwinkelte und so tat, als würde er flattern.

„Wenn du es schaffst, eine so weit zu bekommen, dass du ihr einen Verlobungsring anstecken könntest, dann schenke ich dir meinen zwei Monate alten Mustang, der mich fast meine Ehe gekostet hätte“, sagte Ken. „Und wenn du verlierst, dann hast du nicht nur die Bestätigung, dass Frauen zwar gern eine Nacht mit dir verbringen, aber sonst nicht an dir interessiert sind, sondern du lädst uns alle drei zu einem Wochenende auf deine Kosten nach Las Vegas ein. Wir machen so eine Art Hangover-Trip und feiern, dass du als alter Junggeselle in die Ewigkeit eingehen wirst.“

„Und wie soll das gehen? Ich meine, habt ihr schon mal daran gedacht, dass ich einfach irgendeine Frau einweihen könnte? Ich könnte eine anheuern und wir würden uns totlachen, euch Idioten weiszumachen, wir wären das absolute Traumpaar. Ihr würdet nie dahinterkommen und uns nachheulen, wenn wir in Kens Mustang in den Sonnenuntergang rollen.“

„Er hat recht“, meinte Jim. „Brandon kriegt ohnehin jede rum, und die Frauen reißen sich darum, ihm einen Gefallen zu tun. Die Welt ist eben einfach ungerecht.“

„Das von einem Typen zu hören, der vor zwei Stunden die Liebe seines Lebens geheiratet hat, ist aber auch nicht gerade weniger deprimierend“, warf Eddie ein.

„Das kriegen wir gebacken“, meinte Ken in Gedanken versunken. Er war voll in seinem Element und wirkte wie Wickie, der kleine Wikinger, der mit seinem Vater und dessen Bande zur See fuhr, wenn er sich etwas einfallen ließ. Nach einer Weile rief er tatsächlich auch noch „Ich habs“ aus, den Schlachtruf, den auch Wickie immer benutzt hatte, wenn ihm eine Idee gekommen war.

„Wir suchen dir eine Frau aus“, sagte Ken, und ein breites Grinsen zierte seine Lippen, das ihn aussehen ließ wie einen Breitmaulfrosch. „Wir werden die Frau wählen, die du umgarnen musst. Und sei dir sicher, es wird keine sein, die auf dein Sixpack reinfällt, deine bärchenbraunen Augen oder deine Grübchen, wenn du lächelst. Wir suchen eine Frau aus, die Brandon-resistent ist, und die gilt es dann klarzumachen.“

„Auf gar keinen Fall. Ich habe keine Lust, eine hässliche Planschkuh angraben zu müssen, so viele Mustangs kann mir niemand bieten“, wehrte Brandon ab.

„Du erhältst faire Bedingungen, Brandon. Wir suchen dir keine hässliche Kuh aus, die keinen Kerl abkriegt. Aber wir suchen dir auch kein zwanzigjähriges Playmate, das jeden einzelnen Chris-Hemsworth-Film gesehen hat und sich einen Arm abhacken würde, um mit dir im Bett zu landen.“

„Ich habe aber Mitspracherecht?“, versicherte sich Brandon. Er konnte gar nicht glauben, dass er drauf und dran war, sich auf diese idiotische Wette einzulassen. Sie auszuschlagen und als beziehungsuntaugliche Niete zu gelten, wollte er aber erst recht nicht.

„Ja, du hast natürlich Mitspracherecht“, stimmte Ken zu.

„Und ich muss diese Frau für … einen gewissen Zeitraum an mich binden? Wie wollt ihr dann feststellen, ob ich gewonnen habe oder nicht? Reicht es aus, wenn wir ‚zusammen‘ sind? Oder muss ich sie fragen, ob sie mich heiraten will?“

„Glaub mir, Brandon, wir werden bestimmt merken, ob du gewonnen hast oder nicht, lass dir das gesagt sein.“

Brandon sah Ken an.

„Und du setzt diesen 1967er Mustang, der mit Originalteilen restauriert wurde und dessen neuer Motor gerade mal zweihundert Meilen runter hat?“

„Genau. Diesen Mustang, der mich beinahe meine Ehe und eine zweite Hypothek auf mein Haus gekostet hat. Ich überschreibe ihn dir, sobald die kleine ihr Herz an dich verloren hat.“

Ken war sich seiner Sache ziemlich sicher. Noch bevor Brandon überhaupt wusste, was er im Begriff war zu tun, schlug er in Kens Hand ein, die der ihm provokant vor die Nase hielt.

„Okay“, sagte er, „Herausforderung angenommen.“

„James, Liebling, hast du kurz einen Augenblick für mich?“

Angie war zu den Männern gekommen. Sie hatte ein Mikrofon in der Hand und die Hochzeitsgesellschaft hatte ihre Augen auf sie gerichtet. Sie nahm Jims Hände in ihre und führte ihn einige Schritte weg von Brandon und den anderen. Leise Musik setzte ein.

„James Aron Edwards“, begann sie und in ihren Augenwinkeln standen erneut Tränen. „Als wir uns damals zum ersten Mal gesehen haben, dachte ich nicht, dass ich gerade meinem Traummann begegnet bin. Dem Mann, der bis an den Rest meiner Tage an meiner Seite sein wird. Du bist so wunderbar. Du bringst mich allein durch deine bloße Anwesenheit dazu, mich wie ein besserer Mensch zu fühlen. In deiner Nähe bin ich vollkommen. Ich dachte nie, dass mir so etwas passieren kann. Ich dachte immer, Liebe wird überbewertet und dieses Gefühl, von dem alle immer sprechen, ist etwas, was die Filmindustrie erfindet, um die Menschen in ihre Blockbuster zu locken. Doch jetzt, mit dir an meiner Seite, weiß ich erst, wie groß und mächtig wahre Liebe ist. Dass sie noch viel größer ist, als ich jemals zu denken gewagt habe. Dass sie einzigartig ist. Ich liebe dich, Jim. Ich liebe dich für immer. Von ganzem Herzen.“

Die Hochzeitsgesellschaft klatschte, Angie fiel Jim in die Arme, und sie versanken in einen tiefen, filmreifen Kuss, während „What a wonderful World“ von Louis Armstrong angespielt wurde und einige Pärchen auf die Tanzfläche schwebten.

„Großer Gott, kann mir jemand einen Eimer bringen? Ich kotze gleich. Dieses Gesülze ist ja kaum auszuhalten.“

Brandon, Eddie und Ken drehten sich um. Drei Frauen standen unweit von ihnen an einem Stehtisch. Diejenige, die meinte, gleich kotzen zu müssen, war eine attraktive Brünette, wohl Anfang bis Mitte dreißig. Ihr Haar war zu einer hübschen Hochsteckfrisur zusammengenommen worden und ihr strahlendes Gesicht war sanft geschminkt. Sie trug ein apricotfarbenes Sommerkleid, hatte blaue Augen und ein Glas Champagner in der Hand, das sie in der Sekunde, in der Brandon sie ansah, demonstrativ in einem Zug leerte. Brandon spürte Kens Hand, die aufmunternd auf seine Schulter klopfte.

Er zeigte auf die Brünette, die sich jetzt mit einer ihrer Freundinnen unterhielt.

„Hey, Brandon, darf ich dir deine zukünftige Verlobte vorstellen?“

ZWEI

Also ich finde das süß“, meinte Helen. „Ich meine, sie hat völlig recht. Es gibt nichts Schöneres, nichts Reineres und nichts Vollkommeneres als wahre, aufrichtige Liebe.“

„Der Eimer wird mittlerweile wirklich dringend benötigt“, rief Joey aus und sah sich scherzhaft-suchend um.

„Auch du wirst deine wahre Liebe eines Tages finden, Josephine“, sagte Lori.

„Genau das hat meine Großmutter auch immer gesagt“, sagte Joey, „und dann war ich eines Tages über dreißig und sie meinte, Männer werden überbewertet, wichtig ist nur, dass man immer ausreichend Schokolade in der Küche und Batterien im Nachttisch hätte.“ Sie lachte und ihre Freundinnen stimmten mit ein.

Josephine Parker war dreiunddreißig und ihre Großmutter predigte ihr diese Weisheit tatsächlich seit jenem Tag, als sie dreißig geworden war. Ihre Familie schien längst damit abgeschlossen zu haben, dass Joey jemals heiraten oder eine Familie gründen würde, und sie selbst kam mit diesem Umstand ebenfalls ziemlich gut klar. Ihr Unternehmen – „Wedding Bells“ – lief großartig, wenn es auch einen etwas merkwürdigen Anschein hatte, dass Joey eine Hochzeitsplanerin war, obwohl sie mit Liebe und Romantik kaum etwas anfangen konnte. Sie war in der Lage, die zauberhaftesten Arrangements für Hochzeiten zu erstellen, war der Braut in spe in der Vorbereitung die beste Freundin, Seelentrösterin und Psychologin in einem und hatte sich weit über die Grenzen von New York hinaus einen Namen gemacht. Doch sie selbst war überzeugter Single und konnte mit Kerzenschein, Romantik und zweisamen Spaziergängen im Mondschein nichts anfangen. Mittlerweile wurde sie quer durch die Staaten gebucht und hatte eine Wartezeit von fast zwei Jahren, wollte man seine Hochzeit mit Wedding Bells ausrichten. Ihre beiden besten Freundinnen Lori und Helen immer an ihrer Seite, lief das Geschäft großartig.

„Ladys, ich habe gesehen, Sie sitzen auf dem Trockenen.“

Ein Mann kam auf die drei zu, ein Tablett in der Hand, auf dem vier Champagnergläser standen. Joey erkannte in ihm den Kerl wieder, den Lori bereits am Nachmittag angehimmelt hatte. Er erinnere sie an Chris Hemsworth, und jetzt, wo Joey ihn genauer ansah, bemerkte sie, dass ihre Freundin recht hatte. Der Typ mit dem Tablett in der Hand sah tatsächlich aus wie Thor höchstpersönlich.

„Oh, Sie können Gedanken lesen.“

Lori stürmte auf den Mann zu und schnappte sich ein Glas, während sie versuchte, ihm in die Augen zu sehen. Der Typ bot ein weiteres Glas Helen an und wandte sich schließlich an Joey.

„Mit einem Eimer, in den Sie sich übergeben können, kann ich leider nicht dienen, aber schon meine Großmutter meinte immer, dass Alkohol betäubt, also – wie wärs mit einem Glas Champagner?“

Er sah in ihre Augen und versuchte, ihren Blick einzufangen, doch Joey ließ ihn abblitzen.

„Danke.“

Joey nahm das Glas und nippte davon. Typen wie ihn kannte sie zu gut. Kerle, die wussten, dass sie nur mit dem Finger schnippen mussten, um jede Frau abzuschleppen, die sie haben wollten. Kerle, die einem an einem Abend die Sterne vom Himmel holten, nur um sich am nächsten Tag nicht mehr zu melden und dann für alle Ewigkeit in der Versenkung zu verschwinden. Kerle, die einem sagten, man wäre die Einzige für sie, die dieses Kompliment aber ungefähr zehn Frauen parallel machten. Sie wusste schon, warum sie es bevorzugte, lieber allein zu bleiben.

„Schöne Hochzeit, nicht?“, fragte der Typ.

„Ganz Ihrer Meinung.“ Joey grinste. Der Kerl wusste wohl nicht, dass sie die Hochzeitsplanerin war.

„Gefällt sie Ihrer Frau auch?“

Lori drängte sich zwischen die beiden und himmelte den Typen wieder an.

„Ich bin nicht verheiratet“, sagte der Typ, mehr in Joeys Richtung als in jene von Lori, deren Augen jetzt zu leuchten begannen.

„Dann holen Sie sich wohl Anregungen für Ihre Hochzeit? Ist Ihre Verlobte auch hier?“

Joey rollte mit den Augen. Lori ließ wirklich nichts anbrennen und war nicht gerade eine Meisterin darin, jemandem auf subtile Art und Weise mitzuteilen, dass sie Interesse hatte. Jetzt hatte sie ein breites Lächeln aufgesetzt und sah den Typen an, als wäre er ein Ölgötze.

„Ich bin im Augenblick in keiner Beziehung“, sagte der Typ, und Joey bemerkte, wie Lori in Gedanken schon damit begann, das Hochzeitsporzellan auszuwählen.

„Dann sind Sie hier ja in bester Gesellschaft.“ Sie grinste. „Immerhin sind eine Menge Brautjungfern und Freundinnen der Braut solo.“

„Tatsächlich?“

„Ja. Und wie es der Zufall so will, ich wäre im Augenblick auch gerade verfügbar.“

„Großer Gott, Lori“, konnte Joey es sich nicht verkneifen.

„Ist Ihre Freundin etwa eifersüchtig?“, witzelte der Mann und sah Joey herausfordernd an.

Joey erwiderte den Blick des Typen und zog eine Augenbraue hoch.

„Eifersüchtig? Da können Sie bei mir lange warten“, sagte sie. Sie hatte keine Lust, sich mit dem schleimigen Typen zu unterhalten, der ganz offensichtlich darauf aus war, sie in ein Gespräch zu verwickeln.

„Wirklich? Dann müssen Sie was Besonderes sein. Hübsche Frauen wie Sie neigen dazu, eifersüchtig zu sein.“

Joey sah den Typen an.

„Echt? Was Besseres haben Sie nicht auf Lager? Mir unterschwellig zu sagen, ich wäre hübsch und hätte es nicht nötig, eifersüchtig zu sein, so, als hätte das eine etwas mit dem anderen zu tun?“

„Miau. Fahren Sie bloß Ihre Krallen wieder ein“, sagte der Typ und schenkte Joey ein entwaffnendes Lächeln. „Ich bin übrigens Brandon. Brandon Lewis.“

„Joey Parker.“ Joey reichte ihm die Hand.

„Freut mich sehr, Joey.“

„Ich bin Lori Tepper“, stellte Lori sich vor und versuchte immer noch, den Typen – Brandon – anzumachen.

„Hallo, Lori.“ Brandon wandte sich wieder Joey zu.

„Gehören Sie zu der Seite der Braut oder zu der des Bräutigams?“ Er war sich sicher, dass sie eine von Angies Freundinnen oder Cousinen sein musste. Ein Hammerexemplar wie diese Frau hätte Jim nicht vor ihm geheim halten können.

„Weder noch.“

„Dann sind Sie eine Hochzeitscrasherin?“ Brandon grinste.

„Genau. Ich bin eine Hochzeitscrasherin“, erwiderte Joey gelangweilt. Was dieser Typ ausgerechnet von ihr wollte, war ihr ein Rätsel.

„Warten Sie einen Augenblick hier, Joey, ja?“, sagte Brandon, ehe er in der Menge verschwand.

„Was ist denn mit dir los?“, fragte Lori fast beleidigt, als Brandon abgedampft war.

„Was soll mit mir los sein? Meine Füße schmerzen höllisch in diesen High Heels und die ganze Zeit über träume ich von diesem Becher Ben & Jerry’s, der zu Hause in meinem Kühlschrank auf mich wartet.“

„Ich meine Brandon. Warum lässt du ihn so auflaufen, wo er doch ganz offensichtlich an dir interessiert ist.“

Joey lachte. „Klar. Ein Typ wie der ist an niemandem außer sich selbst interessiert. Das ist ein Schwerenöter, der drauf steht, von einer Affäre zur nächsten zu tingeln. Wie viele Herzen dieser Typ schon auf dem Gewissen hat, möchte ich gar nicht wissen.“ Sie hatte Brandon bei seinen Freunden – einer davon war Jim, der Bräutigam – ausgemacht.

„Das kannst du doch gar nicht wissen“, meinte Lori.

„O doch, glaub mir, das weiß ich. Ich kenne solche Typen nur zu gut.“

„Okay, Leute, Kommando zurück. Diesen Besen kann ich nicht daten.“ Brandon war zu seinen Freunden zurückgekehrt, die in lautes Gelächter ausbrachen.

„Warum nicht, Mann, sie ist ein heißes Gerät.“

„Sie hat nicht alle Tassen im Schrank.“

„Was?“ Ken sah ihn an.

„Sie lässt mich abblitzen. Die ist nicht geeignet für diese … Wette.“

Ken sah Brandon an. Als würde er beruhigend auf ein Kind einreden, sagte er: „Natürlich ist sie das. Sie ist perfekt. Und dir war doch von Anfang an klar, dass wir dir keine Frau aussuchen, die sich nach nur einem Augenaufschlag von dir in dich verliebt, oder?“

„Du könntest dieser Schnepfe Brad Pitt nackt auf den Bauch binden, ich glaube ja nicht, dass sie auf den reagieren würde. Vermutlich ist sie eine Lesbe.“

„Die ist doch keine Lesbe“, sagte Jim, der wieder zu seinen Freunden aufgeschlossen hatte, „das ist unsere Hochzeitsplanerin. Ich weiß ja nicht, ob Angie es so toll findet, dass du dich an die ranmachen willst.“

„Ich will mich ja gar nicht an sie ranmachen. Sie wurde mir quasi aufgedrängt.“ Brandon sah Ken und Eddie herausfordernd an.

„Gibst du etwa wirklich schon auf? Nachdem sie dich einmal abblitzen lassen hat? Dann bist du ein größerer Schwächling, als ich gedacht hatte.“

„Aufgeben? Ich hab noch nicht mal angefangen“, erwiderte Brandon und warf einen Blick zu Joey hinüber.

DREI

Es war ein anstrengender Montag gewesen, doch Montage, die auf eine Hochzeit folgten, die von „Wedding Bells“ ausgerichtet wurde, waren immer anstrengend. Zuerst galt es, den Veranstaltungsort zu besuchen und übrig gebliebene Blumen, Jacken und Schuhe aufzusammeln. Nicht selten war auch ein Höschen unter den gefundenen Überbleibseln, die Joey für gewöhnlich dezent in den Abfalleimer warf. Noch nie hatte jemand bei ihr auf der Matte gestanden und gefragt, ob zufälligerweise ein Höschen gefunden worden war. Bei den Schuhen, Taschen und Handys, die sie sonst so vom Reinigungspersonal des jeweiligen Ortes übergeben bekam, war das anders. Oftmals hatte sie bereits haufenweise verzweifelte Nachrichten auf ihrem Anrufbeantworter, wenn sie Montagfrüh ins Büro kam. An diesem Tag gab es kein Höschen. Dafür aber ein Portemonnaie, zwei Schlüssel und jeweils zwei rechte Schuhe von Louboutin. Nach dem Besuch der Location begannen die Nachbereitungsarbeiten. Es mussten Dankeskarten designt und versendet werden, die Rechnungen der Dienstleister mussten eingesammelt werden und das Fotobuch, das „Wedding Bells“ seinen Kunden als Abschlussgeschenk überreichte, musste gestaltet werden. Ganz nebenbei hatte Joey außerdem noch alle Hände voll mit jenen Bräuten zu tun, deren Hochzeiten an den nächsten Wochenenden stattfinden sollten.

Es war kurz nach sieben Uhr abends, als Joey an diesem Tag ihr Büro verließ und sich auf den Weg nach Hause machte. Ihr dröhnte der Kopf und Lori war heute auch keine große Hilfe gewesen. Den ganzen Tag über hatte sie sich darüber beklagt, dass der Chris-Hemsworth-Verschnitt vom Samstag sie nicht angerufen hatte, obwohl sie ihm ihre Handynummer gegeben hatte, nachdem Joey ihn hatte abblitzen lassen.

Joey hatte beschlossen, den Tag gemütlich ausklingen zu lassen, was am besten funktionierte, wenn sie dem „Old Irmas Deli“ einen Besuch abstattete, bevor sie nach Hause ging. Das Old Irmas war ihr Lieblingsladen, was ungesundes Essen und Süßkram betraf, und ein Besuch hier hatte ihr schon so manchen chaotischen Tag sprichwörtlich versüßt. Sie begrüßte Diego, den Inhaber, der wie immer mit einer Ausgabe einer mexikanischen Zeitung hinter seinem Tresen saß und ihr freundlich zuwinkte, schnappte sich einen der Einkaufskörbe, die neben der Tür standen, und schlenderte durch die Gänge. Sie liebte das Old Irmas. Sie hatte den Laden, kurz nachdem sie sich von Vince, ihrem letzten Freund, getrennt hatte, entdeckt und hier zum ersten Mal das Gefühl der Erleichterung verspürt, als sie eine Leckerei nach der anderen in ihren Einkaufskorb wandern ließ. Kein großer Supermarkt konnte dem kleinen Laden das Wasser reichen, wenn es um das Feinkostsortiment und ganz besondere Leckerbissen ging. Ein Besuch bei Irma – oder vielmehr bei Diego – gehörte für Joey zum festen Entspannungsprogramm.

Sie stand vor dem Regal mit Schokoladen und Schokoriegeln und überlegte, ob sie sich für Hershey’s oder Reese’s entscheiden würde, als jemand sie ansprach.

„Joey, richtig?“

Sie drehte sich um und traute ihren Augen nicht. Der Typ von der Hochzeit, Brandon, der Lori nicht angerufen hatte, stand direkt hinter ihr.

„Erinnern Sie sich an mich?“

„Ja, klar. Mr. Champagner vom Samstag“, sagte Joey und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Was machte dieser Typ hier? Sie kam fast jeden zweiten Tag hierher und kannte so gut wie jeden Kunden des Irmas. Ihn hatte sie hier noch nie gesehen. Sie warf einen Blick Richtung Diego, der die Szene aufmerksam beäugte. Der Vorteil, wenn der Lieblingsladen einem zweihundertfünfzig Pfund schweren Bodybuilder gehörte, der in Mexiko als Wrestlingkämpfer bekannt war, lag in diesem Augenblick auf der Hand.

„Alles in Ordnung, Joey?“, rief Diego, so, als hätte er ihre Gedanken gelesen.

„Klar“, sagte Joey und sah den Typen an, dessen Blick immer noch auf ihr ruhte.

---ENDE DER LESEPROBE---