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Streitende Elfen, unzufriedene Kakteen, eine traurige Nixe, ein zu zähmender Drache, das Loch im Schweizer Käse, ein Krokodil, das fliegen lernt: 120 therapeutisch bewährte Geschichten aus der Welt der Fantasie und des Alltags laden ein, sich auf die Reise zu machen - und das Leben mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Menschen auf der Suche nach neuen Wegen finden in den humorvollen und optimistischen Geschichten Anregungen, schwierige Situationen anders anzugehen. Unerwartete Pointen lenken den Blick auf unbeachtete Lösungswege und helfen, Sorgen und Belastungen von einem neuen Blickwinkel aus zu betrachten und anders zu bewerten. Dabei knüpfen sie an verschiedene Lebensbereiche wie Beruf, Freizeit, Jugend und Alter, Gesundheit, Sinnerleben, Partnerschaft und Alleinsein an.
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Seitenzahl: 243
Katharina Lamprecht, Raum Frankfurt a. M., ist Heilpraktikerin für Psychotherapie, Hypnotherapeutin (hsb) und systemische Supervisorin (DGSP).
Stefan Hammel arbeitet als Klinik- und Psychiatriepfarrer, Kinder-, Familien- und Hypnotherapeut sowie als Ausbilder für Psychotherapie und leitet das Institut für Hypnosystemische Beratung in Kaiserslautern.
Adrian Hürzeler, Reinach AG/Schweiz, ist selbstständiger Coach und Achtsamkeitstrainer mit eigener Praxis für Persönlichkeits- und Führungsentwicklung.
Martin Niedermann, Bern/Schweiz, ist professioneller Geschichtenerzähler (VEE), Heilpädagoge, hypnosystemischer Coach (hsb) und Dozent. Auftritte in verschiedenen Formationen mit Musik, Liedern und Geschichten.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.
ISBN 978-3-497-02506-0 (Print)
ISBN 978-3-497-61139-3 (PDF-E-Book)
ISBN 978-3-497-61140-9 (EPUB)
3. Auflage
© 2019 by Ernst Reinhardt, GmbH & Co KG, Verlag, München
Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne schriftliche Zustimmung der Ernst Reinhardt GmbH & Co KG, München, unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen in andere Sprachen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Printed in EU
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Satz: FELSBERG Satz & Layout, Göttingen
Ernst Reinhardt Verlag, Kemnatenstr. 46, D-80639 München
Net: www.reinhardt-verlag.de E-Mail: [email protected]
Inhalt
Vorwort
Einleitung
1 Auf Sinnsuche
Die Walnüsse
Voll in der Socke
Nichts ist wichtiger
Botschaft
Das Bauchgehirn
Ich bin wie du
Kopf, Bauch und Herz
Ein Nichts in Etwas
Ein Koffer
Die Zwölfe
Fisch mit der Katze im Maul
Ein Auge darauf werfen
Der beflissene Mönch
Drinnen oder draußen?
Wandel im Stadtpark
Der Tümpel
Ideen verwirklichen
Erdbeben
Es ist nichts so, wie es scheint
Die Pylonbrücke
2 Gesundheit entdecken
Der Leibwächter
Ohne Haare
Regelohren – Ohrenregeln
Die Vorstellung
Schräger Vogel
Stell dir vor, es ist Frühling …
Über Stock und Stein – die Schnecke
Putztanz
Die Robbe
Mein Bauchweh
Brandmelder
Nur einschlafen können
3 Das Glück kitzeln
Momentaufnahme
Die Binsenschmuckzikade
Behütet
Marie
Der alte Seebär
Der rote Ballon
Das fliegende Flusskrokodil
Immer so bleiben
Die Freude am Meer
Gastfreundschaft
Marionetten entwirren
Schnecke und Wühlmaus
Die Erbsensuppe
Kampfmittelräumdienst
Die Unruh
4 Freie Berufszeit – berufliche Freizeit
Umwege, Irrwege und neue Wege
Die hektische Schildkröte
Möwen fotografieren
Die rechte Zeit
Hubschrauberaufgaben
Die Meta-Raupe
Störenfried
Kakteenkleid – Kakteenleid
Mit Begeisterung scheitern
Das Meisterwerk
Ein neuer Morgen
Die Übernahme
Dem Esel eine Spur voraus
Freude am Sturm
Eine gute Fortbildung
Wie vorbereiten?
Fruchtbarer Boden
Leidenschaft
Das Monsanto-Prinzip
Katzenhypnose
5 Alleinsam- und Gemeinsamkeiten
Was ist Nähe?
Die traurige Nixe und die Bauersfrau
Die Erdmännchen
Der Riffhai
Geheimtipp
Auf Gegenseitigkeit
Grenzüberschreitung
Land der Elfen, Land der Zwerge
Ich weiß, wie es dir geht – Eins bis Drei
Die Glaskugel
Leitsterne am Himmel
Das Bett
Die Dampflokomotive
6 Jung und alt und viel dazwischen
Altere in der Zeit, dann hast du früher Not
Wie das Ei, so das Huhn
Die goldenen Eselsohren
Wie ein Adler jagen
Werkzeug
Hundehalter
Der andere Drache
Der neugierige Maori
Die Krümelkatze
Der Adlervater
Der Hafenlotse
Kreisverkehr
Hund und Katze
Wie geht’s?
7 Selbstvertrauen wecken
Die Seilschaft
Andere Ansichten
Rettungsgeräte
Der wichtigste Stein
Tiefseetauchgang
Frisch gewaschen
Evolutionäres Durchhaltevermögen
Die brennende Giraffe
Der Ritter und seine Rüstung
Realitätssinn
Die drei Bäume
Wie sollen wir unterwegs sein?
Der Preis
8 Loslassen mit Lust
Ein Mittsommernachtstraum
Die Adlermutter
Der Stein in der Wüste
Die vierte Weisheit
Luftballonlösung
Explosion
Gärtnerblick
Die Begrüßung drüben
Torfbrand
Ich will von zu Hause ausziehen!
Pilgerreise
Lieber neu und spannend als alt und bekannt
Einen Schutzbaum pflanzen
Anhang
Stichwortverzeichnis
Alphabetisches Verzeichnis der Geschichten
Literatur
Die Autoren
Vorwort
Für dieses Buch haben wir Geschichten geschrieben, die so vielfältig in ihrer Art und Anwendung sein sollen, wie ein Festbankett beim Opernball. Und wie beim Essen kommt es auch hier auf die persönlichen Bedürfnisse des Lesers oder Hörers an. Wir haben uns die Frage gestellt: Was macht eine Geschichte zu einer, die das Leben verändern kann? Zu einer „therapeutischen“ Geschichte? Oder eher: Gibt es überhaupt Geschichten ohne ein solches Veränderungspotenzial?
Wir meinen, dass der Kontext des Erzählens eine große Rolle spielt. Mit anderen Worten: Jede Geschichte mit einer Pointe – und wohl auch manche ohne Pointe – kann zu einer therapeutischen Geschichte werden. Es kommt darauf an, dass sie in einer Situation erzählt wird, in der Menschen nach einem neuen Blickwinkel suchen, der ihnen hilft, sich aus Kummer und Belastungen zu befreien – und dass diese Geschichte dazu beiträgt, eine neue Sicht auf die eigenen Lebensmöglichkeiten zu eröffnen.
Und so kann dieses Buch allen Menschen, die neugierig auf Veränderungen sind, als Quelle der Inspiration und neu zu entdeckender Wahlmöglichkeiten dienen, aber auch für Therapeuten und Berater eine Hilfe bei ihrer Arbeit sein. Wo der eine sich ganz unbeschwert von einer Geschichte bezaubern lässt, kann der andere in den Kommentaren gezielt nach erklärender Fachinformation suchen.
Der Einfachheit halber benutzen wir meist den Ausdruck „Klient“, meinen damit aber genauso den Partner, Kollegen, das Kind oder einfach den Leser, der sich dieser Geschichte gerade zuwendet. Und statt „therapeutisch“ könnten wir auch ganz einfach absichtsvoll oder nützlich sagen.
Ist dann jede Geschichte gleichermaßen therapeutisch wirksam? Es mag wohl sein, dass jede Geschichte, im zu ihr passenden Augenblick erzählt und an die Anforderungen dieses Augenblicks angepasst, therapeutisch wirken kann. Dennoch erleben wir es so, dass es Geschichten gibt, die sich immer wieder bewähren und die wir deshalb auch gerne wieder erzählen. Solche bewährten Geschichten – die dennoch oft der Anpassung an die Situation bedürfen, in der sie erzählt werden – haben wir in diesem Buch zusammengestellt.
Geschichten sind zum Erzählen da. Darum ist das, was wir hier präsentieren, meist eher kurz und klar gehalten, so dass es leicht nacherzählt werden kann. Auch wenn wir uns dafür von der Idee der vollendet vorgetragenen Geschichte verabschieden müssen: Geschichten zu erzählen ist immer lebendiger, als sie vorzulesen.
Zuweilen nehmen wir uns aber auch die Freiheit, einem Klienten eine eigene oder fremde Geschichte vorzulesen. Unsere Erfahrung ist: Wenn wir vermitteln, dass wir eine Geschichte, die wir vorlesen, eigens für diesen Klienten ausgesucht oder geschrieben haben, wird er sie nicht als Kopie sondern als Original wahrnehmen, als bedeutungsvolle, mit Bedacht gewählte Botschaft von uns an ihn. „Ich habe mir über Sie Gedanken gemacht und diese Gedanken in eine Geschichte gefasst. Darf ich sie Ihnen einmal vorlesen?“ Welcher Klient würde seinem Therapeuten diese Bitte abschlagen und wer wäre nicht neugierig? Eine so eingeführte Geschichte wird ihre Wirkung haben, auch wenn sie abgelesen wird. Wir halten dieses Vorgehen für berechtigt und haben daher einige Erzählungen mit aufgenommen, die sich mehr zum Vorlesen (oder auch zum Schreiben vergleichbarer Geschichten) eignen.
Wir haben es gewagt, mit einem Stichwortverzeichnis Vorschläge zu unterbreiten, in welcher Problemlage welche Geschichte passen könnte – wohl wissend, dass eine Geschichte nie zu allen Fällen von „Depression“ oder „Sucht“ passt und dass jede Geschichte sich auch für viele ungenannte Themen eignet.
Auch haben wir uns dafür entschieden, jeder Geschichte einen Kommentar beizufügen, der veranschaulicht, wann und wie eine solche Geschichte nützlich sein kann – denn nur dort, wo es eine Frage gibt, zu der die Geschichte passen kann, wird sie ihr Veränderungspotenzial entfalten.
Doch eine Geschichte hat so viele Bedeutungen, wie es Kontexte gibt, in denen sie gehört werden kann. Hier liegt ein Dilemma: Jeder Kommentar, der erklärt, wie die Geschichte verwendet werden könnte, interpretiert auch, was sie bedeuten soll und scheint damit viele andere Bedeutungen auszuschließen. Wenn wir Anwendungsbeispiele nennen, ist es unsere Hoffnung, die Fantasie bei der Suche nach Einsatzmöglichkeiten anzuregen und nicht, sie zu begrenzen. So bitten wir Sie, beim Lesen der Geschichten im Blick zu halten, dass jede Geschichte für jeden, der sie liest oder hört, etwas anderes bedeutet. Womöglich könnte es sich lohnen, nach jeder Geschichte – und vor dem Lesen des Kommentares – innezuhalten und zu überlegen, was einem die Geschichte zu sagen hat und wo und wie man sie selbst einsetzen würde.
Nun sind wir vier Autoren aus zwei Ländern, die mit verschiedenen therapeutischen Ausbildungen in jeweils unterschiedlichen Berufen arbeiten. So unterschiedlich wie unser Hintergrund sind die Genres der therapeutischen Erzählungen, die den Leser und die Leserin erwarten:
Märchen und Fabeln, poetische und philosophische Betrachtungen, Metaphern, Parabeln, Allegorien, Lebenserinnerungen, Fallbeispiele und Trancereisen – das Gemeinsame bei allen Unterschieden in der Form ist, dass ein „Kino im Kopf“ eröffnet wird, in dem Filme gezeigt werden, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen geholfen haben. Die Vielfalt der Genres beruht auch darauf, dass wir alle immerzu am Erzählen sind. Alles ist eine Geschichte: Die Lebenserinnerungen, die uns die Klienten erzählen, die Befürchtungen, die sie uns mitteilen, die Redensarten, die sie dabei gebrauchen und die Deutungen, die sie uns zum Verhalten ihrer Mitmenschen geben. Die Erfahrungen, die wir als Therapeuten weitergeben, sind voller Geschichten, voller bildhafter Deutungsmodelle, voller Beispiele und Metaphern.
Was uns unsere Klienten berichten und alles, was wir ihnen mitteilen, kann wie eine Sammlung von Trickfilmen aufgefasst werden. Das therapeutische Geschehen könnte man als eine Tauschbörse für Tagträume betrachten. So liegt der Ursprung der Genres, Stile und Botschaften, die das therapeutische Erzählen so vielfältig machen, in der Einzigartigkeit derjenigen, die in der Beratung miteinander kommunizieren.
Ausdrücklich ermutigen wir dazu, dieses Erzählen in seiner kulturellen, sprachlichen und individuellen Unverwechselbarkeit zu kultivieren – und gerne auch in seiner gefühlten Unvollkommenheit. Bewusst haben wir auch unsere Eigenheiten als Autoren mit unserer jeweiligen Sprache und Kultur bewahrt. Wir meinen: Therapeutisches Erzählen gelingt, wenn es die Einzigartigkeit von Erzähler und Hörer beziehungsweise Leser würdigt.
Der nächste Erzähler – so stellen wir uns das vor – könnten Sie als Leser oder Leserin dieses Buches sein.
Spätestens dann, wenn jemand eine Geschichte auf seine Art wieder erzählt, verändern sich Stil und implizite Deutungen passend zu den Menschen, die sie erzählen und hören. Therapeutische Geschichten sind einzigartig, weil sie immer wieder umgestaltet werden, um sich in den Augenblick einzufügen, für den sie gerade bestimmt sind.
Bruchköbel,
Katharina Lamprecht
Kaiserslautern,
Stefan Hammel
Reinach,
Adrian Hürzeler
Bern,
Martin Niedermann
im Dezember 2014
Einleitung
In unserer Gesellschaft dienen Geschichten vornehmlich der Unterhaltung. Die ältesten und ursprünglichsten Geschichten sind jedoch die Träume, die uns bei Nacht begleiten und die, wenn man es recht bedenkt, auch unsere Tage ausfüllen. Wer eine Katze oder einen Hund in der Familie hat und das Tier aufmerksam beobachtet, kann darauf schließen, dass auch die Haustiere im Schlaf träumen. Sie jagen und kämpfen im Schlaf, sie erschrecken vor einem Feind oder sie erleben Begegnungen, auf die sie mit Behagen reagieren. Ihre Ohren, ihre Nase, ihre Pfoten und ihr Schwanz sowie die Töne, die sie im Schlaf von sich geben, berichten davon, was sie in ihren Träumen erleben. Die Sprache der Träume ist älter als die Sprache der Worte und doch können wir mit unseren Worten Träume schaffen. Die Geschichten, die wir erzählen, unsere Lebensgeschichten, wie auch die frei erfundenen, sind letztlich in Worte gefasste Träume. Wenn es stimmt, dass Träume unser Verhalten und Erleben ordnen, auswerten und immer wieder aufs Neue vorbereiten, dann gilt dasselbe für die Geschichten, die wir uns erzählen (Hammel 2009, S. 25 ff.).
Die Geschichten, die wir uns selbst und einander erzählen, stabilisieren oder verändern unser Verhalten. Sie bestätigen uns in dem, was wir tun. Sie helfen uns, unsere Reaktionen auf neue Situationen anzupassen, aus dem beobachteten Verhalten anderer Charaktere etwas zu lernen oder etwas völlig Neues zu tun.
Träume und Geschichten simulieren Wirklichkeit. Mit ihrer Hilfe können wir das Vergangene ordnen, um uns aufs Zukünftige vorzubereiten. Sie erlauben uns, in einer fiktiven Welt etwas auszuprobieren, ohne dass wir sofort die Konsequenzen für unser Verhalten zu tragen haben.
Was wir Träume und was wir Geschichten nennen, ist das Gleiche. Der einzige Unterschied zwischen beiden ist, dass wir mit erzählten Geschichten Träume weitergeben können, die im Erleben des Hörers mit dessen bisherigen Erfahrungen verschmelzen und diese verändern.
Da nun Träume gewissermaßen eine Art Muttersprache unseres Organismus und Geschichten gelenkte Träume (Hammel 2009a, 24) sind, ist zu erwarten, dass mit Bedacht gestaltete Geschichten schnelle, weitreichende und nachhaltige therapeutische Wirkungen entfalten können.
Wir nehmen an, dass das Potenzial von Träumen und Geschichten weit über den Zweck der Unterhaltung hinausreicht.
Nach unserer Beobachtung ist die Effizienz einer Therapie, die sich auf den Gebrauch von Geschichten gründet, vergleichbar mit der einer Hypnosetherapie. Tatsächlich werden Metaphern und Beispielgeschichten in Verbindung mit Hypnose längst regelmäßig verwendet (Hammond 1990, Trenkle 1998, Revenstorf et al. 2009). Es ist aber bemerkenswert, dass dieselben Geschichten außerhalb der Arbeit mit Hypnose weitgehend dieselben Wirkungen erzielen. Das mag daran liegen, dass alle Wirkungen von Hypnose (also etwa die Effekte von Trance, Rapport und Suggestion) beim Geschichtenerzählen und -hören immer schon realisiert werden – auch ohne formale Tranceinduktion.
In der Therapie haben Geschichten vielfältige Funktionen. Geschichten können helfen, die Beziehungen in einer Gruppe neu zu regulieren, Belastungen zu reduzieren, neue Lebens- und Überlebensstrategien zu finden. Sie können dabei helfen, das Lernen leichter und wirkungsvoller zu gestalten, traumatisches Erleben abzuschwächen sowie Heilungsprozesse zu optimieren und zu beschleunigen.
Die Effektivität solcher Interventionen überrascht viele Therapeuten, wenn sie beginnen, die Wirkungen von Geschichten systematisch auszuwerten, wenn sie also Vorher-Nachher-Vergleiche durchführen anhand der Körpersprache und Stimme des Klienten, dessen mündlicher Rückmeldung oder durch Beobachtung der Veränderungen bis zur nächsten Stunde.
In der Arbeit mit Kindergarten- und Grundschulkindern ist es zuweilen so, dass die erste Stunde, in der solche Geschichten zum Einsatz kommen, bereits die letzte der Therapie ist. Kinder, mit denen so gearbeitet wird, legen unserer Erfahrung nach oft bis zur nächsten Stunde ihr aggressives, schüchternes oder anderweitig der Situation nicht angemessenes Verhalten schneller ab, als dies von einem großen Teil der Gesellschaft und auch der Therapeuten für möglich gehalten wird. Ähnliches gilt mit gewissen Abstufungen und bei entsprechender Anpassung der Methodik für die therapeutische Arbeit mit Erwachsenen sowie mit Paaren, Familien und beruflichen Teams.
Unsere Erfahrung mit dem Erzählen als einem leichten, eleganten, oftmals liebevollen und dabei geradezu radikal wirksamen Mittel der Therapie hat uns ermutigt, unsere Geschichten einander zu erzählen und sie füreinander aufzuschreiben. Den Schatz dessen, was wir beim Erzählen in der Therapie entdeckt haben, möchten wir mit diesem Buch weitergeben. Wir sind neugierig, welche Therapie- und Lebensgeschichten die Geschichten dieses Buches wiederum hervorbringen werden. Wir wissen: Unser Leben als Einzelne sowie als Gemeinschaft bringt jeden Tag Geschichten hervor, die ihrerseits wieder auf das Leben zurückwirken, sodass Geschichten immer weitere Geschichten nach sich ziehen.
1 Auf Sinnsuche
Menschen, die in ihrem Leben einen Sinn sehen, wollen leben. Menschen, die in ihrem Leben keinen Sinn sehen, wollen anders leben – oder sterben. Was hat es mit der menschlichen Suche nach Sinn auf sich? Wir sind der Meinung, dass alle Strategien, dem Leben Sinn und Bedeutung zu geben, darauf gründen, etwas Wertvolles von der Vorwelt zu empfangen und zu bewahren, eingebunden zu sein in eine Gemeinschaft des Gebens und Nehmens und der Nachwelt einen geschaffenen Wert weiterzugeben. Ob dies in mehr materialisierter, in mehr geistiger oder spiritueller Hinsicht geschieht, immer wieder geht es um das Weitergeben von Werten innerhalb einer bestehenden Gemeinschaft oder von Generation zu Generation durch die Zeiten hinweg. So gesehen scheint die Suche nach Sinn und Bedeutung eng zusammenzuhängen mit unserer biologischen Bestimmung, Herdenwesen zu sein (Hammel 2006). Der Erhalt einer Herde ist am besten gewährleistet, wenn möglichst jeder für jeden einsteht und möglichst keiner sich außerhalb der Gruppe befindet oder sich gegen sie stellt. Wenn möglichst alle Mitglieder die nachkommende Generation in ihrer Entwicklung fördern und wenn das Wissen und die Erfahrung früherer Generationen für die Mit- und Nachwelt bewahrt wird.
Vielleicht kann man sagen: In dem Maß, in dem Menschen sich zugehörig, unterstützt und nützlich fühlen, erleben sie ihr Leben als erfüllt, in dem Maß, in dem dies nicht gelingt, steigt die Tendenz zu Depression und zu aggressivem Verhalten innerhalb der Gruppe.
Ob es sich dabei um reale oder imaginierte Gemeinschaften handelt, ist manchmal nicht leicht zu sagen und für das Sinnerleben vielleicht auch zweitrangig – die Unterschiede zwischen realen und imaginierten Gemeinschaften sind ohnehin fließend: Ein Kind, das eine Beziehung zu einem Stofftier, einer Puppe oder einem unsichtbaren Freund aufbaut, kann daraus durchaus Sinn schöpfen. Wenn ein Autor Sinn darin erlebt, Bücher für tausende von Menschen zu schreiben, von denen er die allermeisten gar nicht kennt, inwieweit ist dann diese Gemeinschaft und der Sinn, den er darin erlebt, real, inwieweit ein Konstrukt? Wenn andere aus dem Gebet zu Gott, aus der Begegnung mit Engeln oder aus dem Gespräch mit ihren verstorbenen Angehörigen Sinn schöpfen, mag der eine das als „reale“ und der andere als „nur vorgestellte“ Beziehungen ansehen. Für den, der so lebt, wirkt sich die Beziehung jedenfalls ähnlich aus wie eine Beziehung zu einem leibhaftigen Menschen.
Die Geschichten dieses Kapitels sind überwiegend für Menschen gedacht, die in Grundfragen des Lebens Orientierung suchen. Sie geben Impulse zu den menschlichen Fragen nach Sinn, Bedeutungsgebung und Zugehörigkeit.
Die Walnüsse
Abwertung, Burnout, Identität, Mobbing, Vorurteile
Neulich kam mein Schwiegervater zu Besuch. Auf meinem Tisch stand eine Glasschale mit Walnüssen. Ich hatte sie von einem Freund geschenkt bekommen, in dessen Garten ein großer Walnussbaum wächst. Sie waren sehr besonders: Besonders liebevoll gesammelt und getrocknet. Besonders gesund, da sie gänzlich ungespritzt waren. Und sie waren besonders klein.
„Na“, sagte mein Schwiegervater, „da hast du dich ja ganz schön über den Tisch ziehen lassen. Oder hast du nicht richtig geguckt, als du die Walnüsse da gekauft hast? Die sind ja wirklich mickerig.“
„Ja“, gab ich zur Antwort, „die Natur verhält sich echt nicht regelkonform. Willst du eine?“
Er lächelte und nickte.
Bewertungen finden meist analog zu unseren Vorannahmen und Erfahrungen statt. Diese Geschichte zeigt, dass wir selber entscheiden können, von welcher Seite wir eine Gegebenheit ansehen wollen – und dass sich dadurch unsere Bewertung verändern kann.
Voll in der Socke
Identität, Perspektivwechsel, Selbstfürsorge, Wahrnehmung
Kürzlich war ich bei einem Freund in der Schweiz zu Besuch. Es ging uns richtig gut und während einer Wanderung sagte er wohlig seufzend zu mir: „Mensch, ich bin so richtig im Strumpf.“
Diesen Ausdruck hatte ich noch nie gehört, aber er leuchtete mir sofort ein. Wenn ich „im Strumpf“ stecke, habe ich wohlig warme Füße. Ich kann gut stehen und gehen. Meine Fußsohlen sind geschützt, Blasen haben keine Chance. Und wenn ich es brauche, kann ich den Strumpf gedanklich unendlich wachsen lassen und ihn mir über die Ohren ziehen, um mich in ihm zu verkriechen.
Ich hatte auch gleich die Assoziation von den „Christmas Stockings“, wie man sie in Amerika am ersten Weihnachtsfeiertag an den Kamin hängt und mit Süßigkeiten füllt. Je voller, desto besser. Deshalb habe ich diese Schweizer Formulierung für mich ein wenig verändert und wenn es mir jetzt so richtig wohl ist, dann bin ich „voll in der Socke.“ Und das bringt dann jedes Mal nicht nur die Berner Alpen in mein Gedächtnis, sondern auch ein breites Grinsen in mein Gesicht. Wozu so ein kleines, unscheinbares, alltägliches Bekleidungsstück doch gut ist.
Die „Socke“ schult die Wahrnehmung für die kleinen und wertvollen Momente im Alltagsleben. Ein Begriff oder Gegenstand, der uns täglich begegnet, kann auf diese Weise ganz leicht zu einem Anker für Glückserleben werden. Man kann sie gut Menschen erzählen, die gerade mit eher trüben Augen in die Welt schauen.
Nichts ist wichtiger
Abwertung, Demut, Orientierung, Selbstsicherheit, Spiritualität, Weisheit
„Ich weiß nichts, niemand ist so dumm wie ich“, sagte ich. „Sei glücklich“, sagte der Eremit, „das Höchste, das ich bisher erkannt habe, ist: Es gibt wahrscheinlich einen Gott. Und über ihm steht das Nichts. Sei willkommen, Meister.“
Diese Geschichte kann hilfreich sein, wenn wir uns in unserer eigenen Abwertung verloren haben. Sie regt an, automatisierte Bewertungsmuster zu hinterfragen.
Botschaft
Humor, Identität, Perfektionismus, Vorurteile
Letzthin besuchte ich für eine medizinische Abklärung in einem Schweizer Krankenhaus einen Arzt. Der deutschstämmige Spezialist nahm mir, da alle Mitarbeiterinnen beschäftigt waren, das Blut für die Laboruntersuchung selbst ab. Nachdem er die Nadel wieder herausgezogen hatte, legte er mir auf die Einstichstelle einen Tupfer und bat mich, diesen darauf zu drücken und bis 40 zu zählen.
Er erzählte mir von einem Berner Patienten, dem er nach dem Blut Abnehmen denselben Auftrag gegeben habe. Als dieser nach drei Wochen wieder einen Termin bei ihm hatte, hörte er ihn beim Eintreten murmeln: „Eiiiiiiiinuuuuuuunzwaaaaaaaaanziiiiiiiig, zweiiiiiiiiuuuuuuuundzwaaaaaaaanziiiiiiiig …“ Der Arzt fügte hinzu, dass die Patienten in seinem Heimatland beim selben Auftrag wie aus der Pistole geschossen sagten: „Hab ich! Was nun?“
Ein Unterschied entsteht erst dort, wo einer gemacht wird. Und der Zuhörer gibt einer Geschichte immer einen eigenen Sinn.
Das Bauchgehirn
Anderssein, Körperbewusstsein, Vision, Weisheit
„Mama, wir haben heute im Biounterricht was über das Bauchhirn gehört. Was wäre, wenn sie uns in der Schule nicht beibringen würden, mit dem Gehirn zu denken, sondern mit dem Bauch?“ Meine Tochter schaute mich nachdenklich an.
„Wohlige Weltrevolution“, gab ich zur Antwort.
Dieses Bonmot ist eine Einleitung, um mit Kindern und Jugendlichen, die sehr logisch und faktenorientiert sind, über eine „Was-wäre-wenn-“Gedankenschleife das Zurückgreifen auf intuitives Wissen zu fördern.
Ich bin wie du
Identität, Selbstwahrnehmung, Vision, Veränderung, Werte
„Hör mir zu“, flüsterte, schäumte, rauschte das Wasser, „wie ich zische und knistere, hell und dumpf, leise gurgelnd und laut und satt. Ich bin so Viele, doch du kannst nur eines sehen. Ich singe eine ganze Oper, doch du hörst nur eine Stimme. Ich ändere mich in jeder Sekunde und bin doch immer gleich. Ich gebe mich immer wieder auf, um mich immer auch gleich wieder zu finden. „Sieh mich an“, flüsterte, schäumte, rauschte das Wasser, „ich bin wie du.“
Diese Geschichte lässt sich bei einem Spaziergang an einem Bach oder See erzählen. So ist es besonders leicht, Körper, Geist und Seele im Einklang zu erleben.
Kopf, Bauch und Herz
Ängste, Aggression, Respekt, Vertrauen, Werte, Weisheit
In einem Königreich lebte einmal ein König mit seinem Volk in großer Furcht vor einem feuerspeienden Drachen. Jedes Jahr im Erntemonat baute sich der Drache in den Gärten vor dem Schloss auf und spie sein Feuer mit aller Gewalt, sodass die gesamte Ernte verbrannte. Wer sich nicht schnell genug in Sicherheit bringen konnte, der wurde gleich mit verbrannt. Alle Ritter, die den Auftrag hatten, den Drachen zu töten, wurden selbst getötet oder kehrten verletzt und voller Angst aufs Schloss zurück. So hungerte das Volk, denn die Leute konnten nie genügend Geerntetes nach Hause bringen. Mit der Zeit wurden sie auf den König zornig, da er ihnen dieses Ungeheuer nicht vom Halse schaffen konnte.
Der König, der die Not seiner Untertanen ernst nahm, sandte seine drei Minister in die fernen Königreiche aus, um jemanden mit großem Mut und Unerschrockenheit zu finden.
Nach einer langen Zeit kehrten die drei Ausgesandten zurück. Nur einer von ihnen war erfolgreich gewesen. Der König, der es kaum erwarten konnte, den bärenstarken und mutigen Mann kennen zu lernen, ordnete eine sofortige Audienz an. Er staunte nicht schlecht, als er im großen Saal einer eher bescheiden und ärmlich wirkenden Familie begegnete. „Ihr seid die Drachenjäger?“, entfuhr es ihm mit einem spöttischen Lächeln. „Ihr drei?“
Der Mann nickte bescheiden und erzählte, dass sie weit und breit erfolgreich seien, weil sie es stets geschafft hätten, bei ihrem Vorgehen und ihren Entscheidungen drei wichtige Fähigkeiten der Menschen zusammenzulegen und damit die größtmöglichen Erfolge zu erzielen. Er arbeite eher mit dem Kopf, seine Frau eher mit dem Bauch und das Kind eher mit dem Herzen.
So schickte sie der König, wenn auch etwas verunsichert über diese etwas ungewöhnliche Familie, unverzüglich und mit guten Wünschen zur Höhle des Drachens.
Als die Familie nach einer Tageswanderung in der Nähe der Höhle des Drachens ankam, ließ sie sich ins hohe Gras nieder und jeder legte wie gewohnt seine Gedanken in die Runde.
Der Vater meinte: „Der Drache wird bestimmt einen Grund haben, wenn er feuerspeiend die Ernte vernichtet.“
„Ja, das glaube ich auch“, sagte die Mutter, „und ich kann mir nicht vorstellen, dass er beim Verwüsten der Ernte die Menschen absichtlich tötet. Diese sind vermutlich nur zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort.“
„Und ich fühle“, meinte das Kind, „dass er bestimmt traurig wäre, wenn er wüsste, was er mit seinem Tun anrichtet.“
So beschlossen die drei beim Drachen vorzusprechen, um die Gründe seines Vorgehens zu erfahren.
Als sie an der Höhle ankamen, döste der Drache gerade vor sich hin und reagierte vorerst etwas unwirsch auf die Ankömmlinge. Dann setzte er verstohlen seine Brille auf und erkannte in ihren Gesichtern ihre friedliche Absicht. Diese Menschen schienen anders zu sein als all die Ritter, die mit ihren Schwertern versucht hatten, ihn zu töten. Und so fragte er nach dem Grund ihres Besuches. Ermutigt über seine Reaktion erzählte der Vater von ihrem Anliegen und der Wichtigkeit, die Gründe für sein Feuerspeien zu kennen, um anschließend eine Lösung zu finden. Der Drache entgegnete freimütig, dass er zur Erntezeit, wenn die wilden Zwetschgen, die er so gerne möge, reif seien, immer unruhig schlafe, weil er Angst habe, nicht genug davon zu bekommen. So pflücke er nachts im Nu alle Bäume leer und lagere die Zwetschgen in seiner Höhle. Doch die reifen und wohlriechenden Früchte zögen die Wespen an, vor denen er sich fürchte. Deshalb gehe er jeweils ihrem Flug nach und wenn er ihre Nester gefunden habe, brenne er diese mit einem langen, kräftigen Feuerstoß ab.
Ob er denn wisse, fragte ihn das Kind, dass er durch sein Feuerspeien gleichzeitig die Ernte verbrenne und manchmal auch die Menschen töte. Der Drache schien aus allen Wolken zu fallen. Er, der sehr friedliebend war, schaffte es, fremde Ernten und Menschen zu vernichten? Nie und nimmer! Und wenn doch? Plötzlich stieg in ihm eine Erkenntnis auf. Mit gesenktem Blick berichtete er, dass er schlechte Augen habe und dass er, wenn er sich außerhalb der Höhle aufhalte, eigentlich eine Brille tragen sollte, doch er schäme sich. Welchen Eindruck würde ein brillentragender Drache bei den Menschen hinterlassen? Er würde ausgelacht und nicht mehr ernstgenommen werden. So fliege er eben ohne Brille herum und habe wohl deswegen nicht gemerkt, welches Unheil er angerichtet habe. Die Mutter und das Kind lächelten verständnisvoll. Es sei alles nachvollziehbar, was er erzähle, sagten die beiden. Dennoch, meinte der Vater, müsse man eine Lösung finden, um weitere Schäden zu verhindern.
Der Drache verstummte. Er sah als einzige Lösung die ihm verhasste Brille aufzusetzen und schon die Vorstellung daran bescherte ihm Unwohlsein. Sein Denken war blockiert. Er bat um Hilfe.
Die Familie setzte sich erneut ins hohe Gras, dieses Mal mit dem Drachen, und beratschlagte in gewohnter Manier. Immer wieder stellten sie dem Drachen Fragen, bis plötzlich ein Hoffnungsfunke in seinen Augen aufflackerte. „Ich könnte doch an den Tagen der Zwetschgenernte nur so viele Früchte sammeln, wie ich gerade essen mag, oder? Die Wespen wären dann nur mit den verdorbenen Früchten unter den Bäumen beschäftigt und ich könnte in meiner Höhle bleiben und so kein weiteres Unheil anrichten. Was meint ihr dazu?“ Ein Strahlen erhellte die Gesichter der Familie, alle nickten und lobten den Drachen für die kreative Zusammenarbeit. Dieser fühlte sich ganz stolz, seine eigene Lösung gefunden zu haben.
Die drei Unerschrockenen kehrten zum König zurück und berichteten ihm vom Gespräch mit dem Drachen. Der König, voller Dankbarkeit für die nun einkehrende Ruhe und voller Achtung für die ungewöhnliche Art dieser Familie, fragte demütig, ob sie bereit seien, in seinem Königreich zu bleiben und gegen lebenslange Kost und Logis ihm und seinen Ministern bei Entscheidungsfindungen beizustehen. Dort leben sie alle noch heute und haben mit ihrem Zusammenspiel von Kopf, Bauch und Herz dazu beigetragen, dass seither im Land Frieden herrscht.
Diese Geschichte ist für Menschen, die ihre inneren Werte kennenlernen und entdecken wollen. Auch wenn wir heute wissen, dass sich die dualistische Sichtweise von Descartes nicht aufrechterhalten lässt, braucht es Geschichten und Beispiele die immer wieder zeigen, wie untrennbar Gefühl und Verstand miteinander verbunden sind.
Ein Nichts in Etwas
Humor, Identität, Selbstvertrauen, Sicherheit, Wirklichkeit
Ich bin das Loch eines Käses. Somit bin ich.
Ein Loch definiert man wie folgt: Ein Nichts in Etwas. Doch, so fragt das Loch: Wer braucht hier wen? Braucht der Käse als Etwas mich, oder ich als Nichts ihn? Angenommen, der Käse wäre ohne mich, wäre er immer noch er selbst, genauso wie ich ohne ihn immer noch ein Loch bin? Doch mir geht es nicht primär um das Etwas, den Käse. Mir geht es um mich – das Nichts, das Loch.
Stell dir doch bitte mal vor, was wäre, wenn ich nicht wäre, es mich nicht gäbe! Zugegeben, ich bin ein Nichts; aber immerhin ein Nichts in Etwas. Ein Nichts in einem Emmentaler Käse. Käse ohne das geringste und kleinste Loch, das schiene mir ganz und gar lächerlich.
Da will beispielsweise jemand ein Stück Emmentaler erwerben, womöglich einen echt schweizerischen, und ist dafür bereit, tief in den Geldbeutel zu greifen, und findet die prägnanten, unvermeidlichen Löcher in seinem Käsestück nicht! Das wäre ungefähr so peinlich, wie für die Urner Regierung, wenn der Nord-Süd-Transitreisende das Alpenloch, den Gotthardtunnel, nicht vorfinden würde.
Bin ich also, oder bin ich nicht? Bin ich etwas, und ist das etwa nichts? Ich bin mit Leib und Seele ein Loch!
Es kann eine starke Herausforderung bedeuten, die selbstakzeptierende Balance zu finden, bei der man sich nicht immer in den Vordergrund stellt und sich doch gleichzeitig selbst genügend wichtig nimmt. Warnung: Diese Geschichte ist nur für Mitdenker empfehlenswert. Im Coaching für Führungskräfte hat sie sich als humorvolle Intervention bewährt.
Ein Koffer
Alter, Demut, Perfektionismus, Selbstverantwortung, Veränderung, Weisheit