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Die Idee zum Buch schreiben kam, als mich immer mehr Leute angesprochen haben, mal ein Buch zu schreiben. Die Menschen, die eigentlich nur einen Bruchteil meines Lebens kannten, diesen jedoch aufregend genug fanden um ein Buch darüber zu schreiben. Es geht um Missbrauch, Drogen, Prostitution, Krankheiten, Stalking, Gewalt, Raub und natürlich auch Lustiges.
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Seitenzahl: 88
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Mein Name ist Ina Lange, ich bin in Hamburg geboren und in Kassel aufgewachsen. Es hat mich immer weiter Richtung Süden gezogen. Ich möchte euch von meinem turbulenten Leben und meinem äusserst schlechten Händchen für Männer erzählen. Drogen, Todesängste und Prostitution begleiteten mich wie ein roter Faden, durch mein Leben. Nichtsdestotrotz ist es mir gelungen, lebensfroh, lustig und positiv zu bleiben. Ich lebe jetzt seit 17 Jahren in der Schweiz, habe einen fantastischen Mann kennenlernen dürfen, den ich letztes Jahr geheiratet habe und wir beabsichtigen gemeinsam die Reise in Richtung Süden fortzusetzen.
Vorwort
Meine ersten Jahre
Meine Schulzeit
Meine Ausbildung
Mein Start ins Rotlichtmilieu
Neue Geschäfte
Neuer Arbeitsplatz und neue Liebe
Krank
Und weiter geht’s
Banküberfall
Freier-Geschichten
Diebstahl
Schwangerschaft No. 1
Der Alltag
Der Gewinn
Schwangerschaft No. 2
Happy Family
Scheidung
Neues Leben
Der Stalker
Die Flucht
Swingerclub
Suizidversuch
Dating-Plattform
Der Umzug
Hochzeit
Schock-Diagnose
Urlaub
Schwangerschaft No. 3
Geburt
Die Ironie, dass ich hier meine Geschichte aufschreibe, liegt schon einmal in der Tatsache begründet, dass ich nie gern gelesen habe. Jetzt schreibe ich ein Buch, mit meiner Geschichte. Die Idee dazu kam mir, als mich immer mehr Leute darauf ansprachen, mal ein eigenes Buch zu schreiben. Die Krankengeschichte meines Kindes, die Zeit als alleinerziehende Mutter, das Immerstark-sein-Müssen, Existenzängste und das ist eigentlich schon alles, was die meisten wussten. Die anderen Schattenseiten erzählt man natürlich nicht mal eben bei Kaffee und Kuchen. Es sind Menschen, die eigentlich nur einen Bruchteil meines ganzen Lebens kennen, diesen jedoch aufregend genug fanden, um ein Buch darüber zu lesen Die Themen schreibt das Leben selbst.
Es geht um Missbrauch, Prostitution, Krankheiten, Stalking und Gewalt, aber auch um Schönes und Lustiges. Mein schlechtes Händchen für Männer, Leid und Todesängste zogen sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Wobei ich mich nie in der Opferrolle gesehen habe, sondern das Erlebte hat mich immer stärker werden lassen. Es liegt letztlich immer im Auge des Betrachters, was man selbst daraus macht und ob man sich dafür entscheidet, an Geschehnissen zu zerbrechen oder zu wachsen. Es ist mir tatsächlich gelungen, positiv und lebensfroh zu bleiben. Alles, was ich geschrieben habe, entspricht der Wahrheit und ich habe es so erlebt, wobei ich mich auf das Wesentliche beschränkt habe.
Als ich mein Buch zu schreiben begann, wurde mir klar, dass es exakt einen Menschen gibt, der meine komplette Geschichte kennt, und das ist mein Mann
Ich wünsche euch viel Spass mit meiner Geschichte.
Meine Geschichte beginnt tatsächlich schon vor meiner Geburt. Ich wollte es mir gerade schön gemütlich machen in Muttis Bauch, doch die Ehe meiner Eltern war am Ende und für meine Mutter kam nur eine Abtreibung infrage. Sie war schon für den Eingriff angemeldet und das Vorgespräch war gelaufen, jetzt sass sie im Wartezimmer und kurz darauf wäre ich wohl «dran gewesen». Da hatte sie eine Eingebung: «Lieber eins auf dem Kissen als eins auf dem Gewissen.»
Puh, noch mal Schwein gehabt. Jippiii, ich durfte weiterleben! Eine Tante meiner Mutter hatte mal zu ihr gesagt, dass sie an mir die grösste Freude haben würde.
Das sollte nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich um mein Leben bangen musste.
Ich sah im Januar 1966 an einem Sonntag in Hamburg das erste Mal Licht. Nach zwei Jungs, Tim und Sven, war ich das erste Mädchen in unserer Familie. Diese Tatsache reichte jedoch leider nicht aus, um die Ehe meiner Eltern zu retten. Mein Vater verprasste seinen Monatslohn regelmässig auf der Reeperbahn und wir sassen zu Hause und hatten Hunger. Als ich sechs Wochen alt war, schnappte meine Mutter meine zwei Brüder, setzte mich in eine Tragetasche und floh zu ihren Eltern nach Nordhessen. Mein Opi machte meinem Vater eine klare Ansage, worauf er dann auch Ruhe gab. Meine Eltern wurden geschieden.
Meine Mutter suchte sich einen Job als Schneiderin und ich wuchs bei meinen Grosseltern auf. Ich war ja noch sehr klein, doch ich weiss bis heute, wie ich mich jeden Morgen von meiner Mutter verabschieden musste und dabei geweint habe. Ich habe so lange am Fenster geschaut und an die Scheibe geschlagen, bis ich sie nicht mehr gesehen habe.
Meine Grosseltern hatten einen schönen Schrebergarten, in dem wir immer den Sommer verbrachten. Für die Grossen gab es ein gemütliches Vereinslokal und für die Kleinen einen grossen Spielplatz. Dort haben sich immer alle Kinder getroffen. Das war eine schöne Zeit.
Jedoch gab es auch eine negative Erfahrung für mich. Da muss ich circa vier Jahre alt gewesen sein. Wir hatten ein Fest im Garten und viele Freunde kamen, auch der Garten nachbar meiner Grosseltern. Als ich kurz in die Gartenlaube ging, kam der Nachbar herein, er war schon über sechzig Jahre alt, setzte mich auf seinen Schoss und wollte mir die Zunge in den Mund stecken. Ich war komplett überrascht und fand es eklig. Ich presste meine Lippen zusammen, so fest ich konnte. Dann sah ich zu, dass ich schnell wieder aus der Laube herauskam, was mir auch gelang.
Ich erinnere mich auch an einen Zwischenfall mit einem Fremden. Ganz in der Nähe hatte ein grosser Supermarkt aufgemacht. Ich glaube, es war an einem Wochenende, denn der Markt hatte zu. Da kam ein Mann auf mich zu und fragte mich, ob ich mit ihm in die Fotobox kommen würde, um Fotos zu machen. Wir gingen hinein und er hob mich ebenfalls auf seinem Schoss. Er begann mich zwischen den Beinen anzufassen und ich hatte das Gefühl, dass da was nicht stimmte. Ich glaube, er hat mich in der nächsten Zeit beobachtet, denn irgendwann tauchte er wieder auf, als ich gerade bei meinen Grosseltern vor der Tür spielte. Er wollte, dass ich mit ihm komme, aber ich sagte, ich habe Hunger und wolle mir ein Brötchen bei meiner Omi holen. Er sagte, dass er mir eins kaufen würde, aber ich bestand darauf hineinzugehen. Dort erzählte ich meiner Grossmutter davon und sie lief raus, um nachzuschauen. Er war natürlich schon weg und danach sah ich ihn auch nie wieder. So viel zu dem Thema «Das hätte es früher nicht gegeben» oder «Damals war alles besser».
Meine Mutter nähte uns hin und wieder Kleider im Partnerlook, das finde ich heute noch niedlich, wenn ich das sehe, gerade wenn das Kind noch klein ist. Das ist mir im Gedächtnis geblieben. «Kronprinzessin» nannte sie mich immer. Zu dieser Zeit lernte sie meinen Stiefvater kennen. Die genauen Umstände weiss ich nicht mehr, nur dass sie wohl bei jedem Date mit ihm ein anderes Kind mitnahm, bis wir alle drei durch waren. Es war ein Österreicher aus Wien. Er war neun Jahre jünger als meine Mutter. Ganz in der Nähe von meinen Grosseltern nahmen sie sich nach einiger Zeit eine gemeinsame Wohnung. Meine Grosseltern wollten jedoch meinen ältesten Bruder Tim nicht gehen lassen, er war ihnen so ans Herz gewachsen. Und so zogen wir zu viert in die neue Wohnung. Für mich persönlich wäre das heute komplett undenkbar, ein Kind zurückzulassen, aber man muss dazu sagen, dass er bei unseren Grosseltern mehr als verwöhnt wurde. Und da meine Mutter ohnehin den ganzen Tag arbeitete, ging es ja auch nur um das Übernachten.
Die beiden gingen hin und wieder abends aus, auch in das Vereinslokal des Schrebergartens. Mein Bruder Sven zeigte mir damals Sendungen und Filme, die ein kleines Kind nicht anschauen sollte. Die Folge war: Ich hatte ständig Angst, wenn wir allein waren. Ich versteckte mich unter dem Bett, wenn ich merkte, dass meine Mutter gegangen war.
Eines Abends sagte Sven zu mir, ich solle ihn anfassen und mit meiner Hand rauf und runter gehen. Ich weiss nicht mehr genau, wie alt ich war, es war zwischen vier und fünf Jahre. So ein Arsch. Wir zwei mochten uns nie. Er hat mich ständig verprügelt, weil ich meiner Mutter immer alles gepetzt habe (war ja auch nicht nett).
Wir sind dann nochmals umgezogen in eine Wohnung, die circa zehn Gehminuten von der meiner Grosseltern entfernt war.
Ich war mal wieder mit Sven allein und der Streit eskalierte diesmal. Er hatte so eine Wut auf mich, dass ich mich gezwungen fühlte, die Wohnung zu verlassen und zu meinen Grosseltern zu laufen. Es war bereits Nacht und barfuss im Schlafanzug, dicht gefolgt von meinem Bruder, hatte ich das Gefühl, um mein Leben zu laufen. Ich finde es noch heute ein ziemliches Scheissgefühl, von jemandem gejagt zu werden. Ich war aber schneller. Als meine Mutter mit meinem Stiefvater nach Hause kam, lernte mein Bruder fliegen. Mein Stiefvater schmiss ihn quer durchs Kinderzimmer aufs Bett, was aber meine Sympathiepunkte bei Sven auch nicht erhöhte. Wir waren weiterhin wie Hund und Katze.
Mit meinem ältesten Bruder Tim dagegen verstand ich mich immer sehr gut, was vielleicht auch daran lag, dass eine gewisse räumliche Trennung vorhanden war. Die beiden mussten mich oft mitnehmen, wenn sie auf den Spielplatz gingen und das hat ihnen wohl ziemlich gestunken. Dazu nannten sie mich immer wie meine Mutter, aber spöttisch «Kronprinzessin».
Ich glaube, ich war zwischen drei und fünf Jahre alt, als eine Tante von uns ein Treffen mit meiner Mutter und uns Kindern mit meinem biologischen Vater bei sich arrangierte. Ich kannte ihn ja gar nicht beziehungsweise ich hatte nur die ersten sechs Wochen meines Lebens zu ihm Kontakt gehabt, woran ich mich nicht gut erinnern konnte. Irgendwann hiess es dann, dass unser Vater sich mit uns drei Kindern in einem separaten Raum allein unterhalten wolle. Achtung, Achtung, jetzt kommt eine weltbewegende Frage, es war der einzige Satz an uns Kinder, den ich je von meinem Vater in diesem Zimmer gehört habe: «Und … wie findet ihr mich so?» Liebe Männer, falls ihr irgendwann mal in eine ähnliche Situation kommt, dass ihr eure Kinder nicht regelmässig sehen könnt und sie dann doch einmal trefft, stellt bitte nicht so eine dämliche Frage! Das ist alles, was mir von meinem Vater geblieben ist.