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„Heirate mich!“ Wie wird der mächtige Grieche Alexandros Zacharidis auf ihren gewagten Antrag reagieren? Tessa hält den Atem an. Unendlich viel hängt für sie von seiner Antwort ab: ihre Führungsposition im elterlichen Unternehmen, die Gesundheit ihres Vaters, ihr Ruf. Dabei weiß sie, dass Alex seit ihrem Streit nach einer heißen Liebesnacht vor zwei Jahren nichts mehr mit ihr zu tun haben will! Doch er sagt tatsächlich Ja – unter zwei skandalösen Bedingungen: Er will keine Scheinehe, er will Tessa im Ehebett. Und möglichst schnell einen Erben …
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Seitenzahl: 209
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2022 by Clare Connelly Originaltitel: „Emergeny Marriage to the Greek“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MODERN ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA, Band 2580 01/2023 Übersetzung: Cora Harper
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 01/2023 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751518284
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Alexandros Zacharidis machte keine Fehler, aber gerade hatte er den größten seines Lebens begangen.
Erschrocken riss er sich von ihr los, tausend Gefühle überfluteten ihn, vor allem aber war er erschüttert.
„Cristos.“
Theresa sah aus großen, bernsteinfarbenen Augen zu ihm auf, ihre Wangen rosa überhaucht, die Lippen noch von seinen Küssen geschwollen.
„Alex?“ Sie runzelte die Stirn, ihre Verwirrung war offensichtlich.
Das machte ihn noch wütender. Warum verstand sie nicht, was er fühlte?
„Was ist los?“
Fassungslos starrte er sie an, die Hände auf die Hüften seines makellosen nackten Körpers gestemmt, was sie nur tiefer erröten ließ.
„Das hätte nicht passieren dürfen.“ Er stöhnte leise auf. „Es war ein Fehler.“
„Was soll das heißen?“ Sie setzte sich aufrecht hin. „Was ist denn los?“
„Du warst noch Jungfrau.“ Er stieß die Worte zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und war kaum in der Lage, ihr in die Augen zu sehen. Schlimm genug, dass er mit der viel jüngeren Schwester seines besten Freundes geschlafen hatte. Noch schlimmer aber war, dass er ihr erster Mann gewesen war, und unverzeihlich, dass es ausgerechnet am Tag von Stavros’ Beerdigung geschehen war.
Sie senkte den Blick und wich seinem aus, und er spürte eine Welle der Frustration über sich hinwegrollen.
Es hätte nicht passieren dürfen, aber es war nicht ihre Schuld – zumindest nicht allein ihre. Er war auf sie zugegangen und hatte sie umarmt, bis sich Mitleid und Trauer in etwas anderes verwandelt hatten, in einen leise schlagenden Rhythmus, der sie beide mitgerissen hatte.
„Du hättest es mir sagen sollen.“
„Das ist mir nicht in den Sinn gekommen.“ Ihre Stimme klang schwer und abgehackt, als würde sie gegen die Tränen ankämpfen.
Er wusste, er sollte aufhören, sie zu bedrängen, sich zurückhalten, die Sache auf sich beruhen lassen. Aber zum Teufel, das hier war sein schlimmster Albtraum.
„Verdammt, Theresa. Was hast du dir dabei gedacht, mich mit hierherzunehmen? Du weißt, wer ich bin, was ich bin. Warum hast du das getan?“
„Ich dachte …“ Ihre Haut war jetzt weißer als Papier. Sie sah sich im Zimmer um, als würde sie nach der Antwort suchen, die sie ihm nicht geben konnte.
„Ich habe dich in mein Zimmer gebeten. Ich dachte, dir wäre klar, was das bedeutet. Bist du in der Erwartung hergekommen, Sex mit mir zu haben?“
Die Frage war brutal, aber nichts konnte ihn jetzt noch stoppen. Er wollte Antworten; er musste das Ganze verstehen.
„Cristos, ich muss es wissen.“ Er starrte sie an, bis sie langsam nickte. In ihren Augen stand ein gequälter Ausdruck.
„Ja.“
„Warum, in Gottes Namen, hast du das getan? Du warst noch Jungfrau. Dachtest du, ich würde mich über dieses ‚Geschenk‘ freuen? Verdammt, Theresa, ich bin nicht daran interessiert, dein Erster zu sein. Verstehst du, was das gerade war?“
Ihre Lippen öffneten sich, und sie bewegte den Kopf hin und her, wobei ihr dunkles, glänzendes Haar über ihre Schultern fiel. Aus Loyalität zu Stavros hätte er schweigen sollen, aber der Schock über das, was er soeben zugelassen hatte, war größer als seine Selbstbeherrschung.
„Sex. Nur Sex. Den habe ich ständig, und es bedeutet nichts. Nichts. Du bist noch ein Kind, um Himmels willen!“
Sie zuckte zusammen, und wieder sagte er sich, er solle sich zurückhalten. Aber durch seine Adern rauschte eine Wut, wie er sie noch nie erlebt hatte. Für Alex war Loyalität eine wichtige Eigenschaft, und Stavros gegenüber war er stets mehr als loyal gewesen. Doch kaum war sein bester Freund unter der Erde, hatte Alex nichts Besseres zu tun gehabt, als dessen Schwester zu verführen?
Er wandte sich von ihr ab, schritt durch den Raum und starrte die Wand an. Panik stieg in ihm auf, und ihm wurde übel.
„Zieh dich an, Theresa. Du musst jetzt gehen.“
Er verließ den Raum, ohne zurückzusehen. Nie würde er die Scham vergessen, die er darüber empfand, was er gerade zugelassen hatte. Er schwor sich, solange er lebte, würde er nie wieder an sie denken – und auch nicht an die Schwäche, die ihn in die Knie gezwungen hatte.
Einen Monat nach ihrer gemeinsamen Nacht hörte Theresa wieder von Alex. Sein Anruf kam für sie unerwartet und war zutiefst aufwühlend. Seine Stimme am anderen Ende der Leitung klang geschäftsmäßig.
„Wie geht es dir?“, erkundigte er sich.
„Alex?“ Ihr Herz hämmerte wild. „Warum rufst du mich an?“
„Wir haben vor einem Monat miteinander geschlafen.“
Ihr Puls raste. „Und?“
„Wenn diese Nacht irgendwelche Folgen gehabt haben sollte …“
Nur wurde ihr der Grund für seinen Anruf klar. Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
„Es gab keine.“
Kurz herrschte Stille in der Leitung, dann ertönte ein leises Grollen.
„Da bin ich aber froh. Dann ist es vorbei.“
Ihr wurde die Kehle eng. „War es wirklich so schrecklich?“
Sie wartete, und die Stille war unerträglich.
„Ja, Agape. Das war es.“
Er legte auf, und Theresa war froh, dass sie dieses Gespräch am Telefon geführt hatten, denn so konnte er die Tränen in ihren Augen nicht sehen. Sie starrte ins Leere und fühlte einen Entschluss in sich reifen.
Der Schmerz über Stavros’ Tod hatte sie fast zerrissen, und die Nacht mit Alex hatte das Gefühl noch verschlimmert, aber sie wollte kein Opfer mehr sein. Sie würde sich von anderen nicht mehr wie ein Kind behandeln lassen. Dies war ihr Leben. Sie musste mit beiden Händen nach dem greifen, was sie wollte – und das, was sie mehr als alles andere wollte, war, Alexandros zu vergessen. Sie wollte ihn vollständig aus ihren Gedanken und ihrem Leben streichen. Sie würde nie wieder an ihn denken.
Tessa fiel es immer noch schwer, sich an den Anblick ihres nackten Ringfingers zu gewöhnen, obwohl ihre Scheidung bereits vor zwölf Monaten rechtskräftig geworden war – Gott sei Dank. Nicht einen Tag länger hätte sie an den schrecklichen Mann, den sie törichterweise geheiratet hatte, gebunden sein wollen. Trotzdem starrte sie nachdenklich auf ihre unberingte Hand, während der Aufzug höher und höher zur obersten Etage des Athener Hochhauses fuhr, und redete sich ein, dass die Schmetterlinge in ihrem Bauch mehr mit dem rasanten Aufstieg zu tun hatten als mit der Tatsache, dass sie Alexandros Zacharidis zum ersten Mal seit vier Jahren wiederbegegnen würde – und ganz sicher nicht wegen des Vorschlags, den sie ihm gleich machen würde. Schließlich ging es bei ihrem Vorhaben praktisch um Geschäftliches, und das war eine Sprache, die der große Alexandros Zacharidis fließend beherrschte.
Geistesabwesend kratzte sie einen weißen Farbfleck von ihrem Fingerknöchel – ein Überbleibsel der Landschaft, an der sie heute Morgen gearbeitet hatte – und versuchte, sich innerlich zu wappnen.
Was, wenn sie nicht zu ihm durchdringen konnte? Die Nacht, die sie zusammen verbracht hatten, hatte ihre Welt verändert. Nicht nur, weil er ihr erster Liebhaber gewesen war, und nicht nur, weil es direkt nach dem Verlust ihres geliebten Bruders geschehen war, sondern weil die Schwärmerei, die sie für Alex seit ihrer Jugend gehegt hatte, kurz davor gewesen war, sich explosionsartig in etwas noch Größeres zu verwandeln.
Doch dann hatte er sie so heftig und schnell von sich gestoßen, dass sie immer noch unter einem Schleudertrauma litt. Es hatte ihr das Herz gebrochen. Zumindest hatte sie das damals angenommen. Jetzt war sie zu erwachsen, um an Liebe und zerbrochene Träume zu glauben.
Die Fahrstuhltüren öffneten sich zischend und gaben den Blick frei auf einen Fußboden aus poliertem Beton und industrielle Pendelleuchten. An einem Schreibtisch in der Mitte des höhlenartigen Raums arbeiteten drei Empfangsdamen. Durch die Fenster dahinter hatte man einen atemberaubenden Blick auf die Stadt.
„Hallo“, murmelte sie, ein wenig unsicher. „Ist Mr. Zacharidis zu sprechen?“
Die Empfangsdame, die Tessa am nächsten saß, runzelte die Stirn und sah auf ihren Computerbildschirm.
„Guten Tag. Haben Sie einen Termin?“
„Nein.“
„Aha.“ Die Augenbrauen der Dame verzogen sich. „Es tut mir leid, aber Mr. Zacharidis hat einen sehr vollen Terminkalender. Wenn Sie möchten, kann ich prüfen, ob er Sie nächste Woche empfangen kann.“
So lange konnte sie nicht warten. Die aktuellen Schlagzeilen schwirrten ihr noch im Kopf herum, und Tessa wusste, dass die Sache keinen weiteren Aufschub duldete. Der Gesundheitszustand ihres Vaters verschlechterte sich von Tag zu Tag. Sie machte sich Sorgen, wie es sich auf ihn auswirken würde, wenn ihr furchtbarer Ex-Mann weiterhin Geschichten an die Klatschpresse verkaufte.
„Ich glaube wirklich, dass er Zeit für mich haben wird.“ Da sie ein exklusives britisches Internat besucht hatte, war ihr Akzent so klar wie der der Queen, und das ließ die Empfangsdame einen Moment zögern.
Tessa nutzte ihr Schweigen aus.
„Bitte“, sagte sie und beugte sich vor, „sagen Sie ihm, dass ich hier bin.“
Noch immer zögerte die Empfangsdame.
„Mein Name ist Tessa Anastakos.“
„Tessa Anastakos“, wiederholte die Empfangsdame und sprang von ihrem Stuhl auf, als der Groschen fiel. Schließlich war der Name Anastakos nicht nur in Athen, sondern in der ganzen Welt bekannt. „Ja, Ma’am.“
Hastig ging sie zu einer Tür auf der anderen Seite des Eingangsbereiches.
Tessa wartete, und einen Moment später kam die Empfangsdame zurück.
„Sie hatten recht.“ Sie nickte energisch. „Mr. Zacharidis wird Sie jetzt empfangen.“
„Vielen Dank.“
Nach außen hin bewahrte sie Ruhe, doch in ihrem Bauch vermehrten sich die Schmetterlinge und flatterten aufgeregt umher, als sie zur Tür ging. Vor vier Jahren hatte der Kummer Alex und sie zusammengeführt, und in diesem wundervollen, magischen Moment hatte sie sich kurzzeitig geheilt gefühlt, bis Alex sich von ihr losgerissen hatte, offensichtlich angewidert von dem, was geschehen war.
Würde ihn ihr Vorschlag weniger abstoßen? Würde er aus Loyalität zu ihrer Familie seine Gefühle beiseiteschieben und ihrem Plan zustimmen? Die Ungewissheit verursachte ihr ein mulmiges Gefühl, also verdrängte sie die Zweifel. Wenn das hier funktionieren sollte, musste sie positiv denken.
In Vorbereitung auf dieses Treffen hatte Tessa etliche Listen geschrieben und die Gründe aufgezählt, warum ihr Vorhaben sinnvoll war. Was sie nicht getan hatte, war, im Internet nach Bildern von Alexandros zu suchen. Als sich die Tür öffnete und er sich zu ihr umdrehte, fühlte sie sich, als hätte sie ein Zementlaster gerammt.
Verdammt! Ihre Knie wurden weich, aber äußerlich blieb sie geschäftsmäßig.
„Theresa.“ Er sprach sie mit vollem Namen an, so wie ihr Bruder es immer getan hatte, und es versetzte ihrem Herzen einen Stich.
„Alle nennen mich Tessa. Wie geht es dir, Alex?“
Sein spöttischer Gesichtsausdruck war unverkennbar, sodass sie für einen Moment ins Wanken geriet. Als sein Blick von ihrem Gesicht zu ihren Brüsten und tiefer zu ihren Hüften und wieder nach oben glitt, wäre sie fast gestolpert. Von ihm so angesehen zu werden, entfachte kleine Feuer unter ihrer Haut.
„Es geht mir sehr gut. Danke, Theresa.“ Ein Hauch von Zynismus schwang mit, als er ihren Namen aussprach, und ihr Puls beschleunigte sich schlagartig.
Hatte sie einen riesengroßen Fehler gemacht? Er verspottete sie, und Tessa war wirklich nicht in der Stimmung dafür. Nach Jonathans jüngster Sensationsmeldung lachte bereits ganz Europa über sie.
Ruckartig blieb sie stehen und spannte ihren Körper an.
„Wenn du nur über mich lachen willst, kann ich mich genauso gut umdrehen und gehen.“
Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, und sein Blick war auf ihr Gesicht gerichtet, was ihr Herz fast zum Stillstand brachte. Er trug einen marineblauen Anzug, der eindeutig für ihn maßgeschneidert worden war, liebevoll handgenäht für seine 1,90 Meter große Statur, seine breiten Schultern und seinen muskulösen Oberkörper. Das Jackett hing über der Stuhllehne, und sein gestärktes weißes Hemd war am Hals aufgeknöpft und gab den Blick auf die gebräunte Halspartie frei. Erinnerungen daran, wie sie mit den Lippen über seine raue Kehle gestrichen hatte, überfluteten sie, ungebeten und überraschend. Ihr Puls raste.
Aber mehr noch war es sein Gesicht, bei dem sie schwach wurde. Die kleinen Muskeln darin, die sich bei jeder Gefühlsregung bewegten, hatten sie schon immer fasziniert. Ebenso die Art, wie sich seine dunkelbraunen Augen fast grau färbten, wenn er wütend war, oder golden, wenn er lachte.
„Vielleicht war es ein Fehler herzukommen.“
Die letzten Jahre hatten von Tessa ihren Tribut gefordert. Sie war emotional angeschlagen, und obwohl sie sich für dieses Treffen gewappnet hatte, konnte sie nicht sagen, ob sie wirklich darauf vorbereitet war, was sie fühlen würde, wenn er ablehnte. Oder aber akzeptierte!
Sie stand völlig still, während er den Blick über ihr Gesicht gleiten ließ und all die Veränderungen wahrnahm, die es dort zweifellos zu entdecken gab. Sein Blick bohrte sich in ihre karamellfarbenen Augen.
„Warum sagst du mir nicht, warum du hergekommen bist?“ Er verschränkte die Arme vor der breiten Brust und lenkte so ihre Aufmerksamkeit auf seine stattlichen Muskeln.
Untypischerweise fehlten ihr die Worte. Sie schluckte und versuchte sich zu konzentrieren.
„Es ist vier Jahre her“, stellte er desinteressiert fest. „Ist das ein Freundschaftsbesuch, oder hast du etwas Bestimmtes zu besprechen?“
Komm schon, reiß das Pflaster mit einem Ruck ab!
„Letzteres“, versicherte sie ihm kühl, während sie zur Sitzecke ging. Ihr war bewusst, dass sein Blick ihr den ganzen Weg über folgte. Sie setzte sich, schlug die Beine übereinander und faltete die Hände im Schoß.
„Dann klär mich doch auf.“ Er hielt sie immer noch auf Distanz, so wie er es an jenem Abend getan hatte, sodass sie erneut an ihrem Plan zweifelte. Aber für ihren Vater und sein Lebenswerk würde sie alles tun, was nötig war.
„Ich habe einen Vorschlag für dich“, sagte sie zögernd. „Einen, der zugegebenermaßen völlig verrückt klingen wird. Hörst du mir zu?“
Er neigte den Kopf zur Bestätigung, und sie verschränkte nervös die Finger.
„Du wirst natürlich alles, was ich hier sage, vertraulich behandeln.“
„Selbstverständlich.“
Sie verzog entschuldigend das Gesicht. Sie hatte keinen Grund, Alex zu misstrauen, aber nach allem, was sie mit ihrem Ex-Mann durchgemacht hatte, konnte sie nicht anders, als diese Bedingung zu stellen.
„Ich muss mir sicher sein“, murmelte sie.
Seine Augen glitzerten spöttisch. „Ich schwöre bei meinem Leben.“
Sie ignorierte seinen Sarkasmus.
„Ich meine es ernst, Alex. Es ist … wichtig.“
Er neigte den Kopf und ermutigte sie wortlos, weiterzusprechen.
„Okay.“ Ihre Stimme zitterte ein wenig. „Du weißt hoffentlich, wie meine Eltern über dich denken.“
„Stimmt etwas nicht mit Elizabeth und Orion?“
Der Kummer stach wie ein Messer in ihre Eingeweide. Sie hatte schon so viel verloren, dass die Vorstellung, auch ohne ihren Vater leben zu müssen, sie zutiefst ängstigte.
„Dads Herzleiden spricht nicht auf die Medikamente an, und eine weitere Operation ist zwar notwendig, aber nicht ohne Risiken.“ Sie schluckte und bemühte sich verzweifelt, ihre Stimme ruhig zu halten. „Bis er operiert werden kann, hat ihn der Arzt angewiesen, jeglichen Stress zu vermeiden.“
„Ich weiß, dass er seine Gesundheit ernst nimmt“, murmelte Alex, aber auch in seiner Stimme lag eine Anspannung, die deutlich machte, wie sehr er sich um ihre Eltern sorgte.
„Sie haben dich immer angebetet“, sagte sie leise, woraufhin er einen Schritt näher kam. „Nach Stavros’ Tod war es für sie ein großer Trost, dass du sie so oft besucht hast.“
Er sagte nichts, und dieses Schweigen war völlig zermürbend.
„Du bist ihre Verbindung zu ihm“, fuhr sie nervös fort und richtete ihren Blick aus dem Fenster. „Sie lieben dich.“
„Deine Eltern sind besondere Menschen.“
„Ja, das sind sie.“ Sie zwang ihren Blick zurück zu ihm, denn sie wusste, dass sie an seine Zuneigung zu ihnen appellieren musste, wenn ihr Plan aufgehen sollte.
„Sie haben immer gehofft, dass wir zusammenkommen“, platzte sie heraus, wobei es ihr schwerfiel, seinem Blick standzuhalten, aber sie wusste, dass es wichtig war. „Leider war ich nie ein großer Fan von arrangierten Ehen“, sagte sie mit einer selbstironischen Grimasse.
„Vor allem nicht mit mir“, murmelte er, und sie hielt den Atem an.
Etwas in ihrer Herzgegend flatterte, als sie sich an ihre Kindheit erinnerte, in der der Traum von einer großen Hochzeit mit Alex ihre Gedanken beherrscht hatte. Aber sie hatte es einmal mit der Ehe versucht, und es war eine Katastrophe gewesen.
„Nein.“ Sie richtete sich auf und schüttelte den Kopf. „Du warst immer Stavros’ Freund, nicht meiner.“
„Außer in dieser einen Nacht.“
Sie schloss die Augen. „Diese Nacht hat uns nicht zu Freunden gemacht.“
Sie sah nicht, wie seine Augen forschend über ihr Gesicht glitten.
„Warum bist du heute hierhergekommen?“, wollte er wissen.
Tessas Magen fühlte sich an, als würde sich ein Dutzend Schlangen darin ringeln.
„Ich mache mir Sorgen um ihn.“
„Um wen?“
„Um Dad.“ Sie blinzelte zu Alex hinüber und sah kurz echte Sorge, bevor er sie hinter seiner üblichen Maske der Entschlossenheit verbarg.
„Sag mir, was los ist.“
„Ich bin …“ Ihr Mund öffnete sich, dann pressten sich ihre Lippen wie von selbst zusammen. Die Worte blieben ihr in der Kehle stecken.
„Fahr fort!“ Sein Befehl zerrte an ihr, und ihr wurde klar, dass sie niemanden sonst hatte, mit dem sie darüber reden konnte. Jonathan hatte sie zu einer misstrauischen Person gemacht. Sein ständiger Kontakt zur Klatschpresse hatte ihr den letzten Nerv geraubt, und sie hatte Angst, jemandem zu vertrauen. Aber Alex war anders.
„Er ist wirklich krank, Alex. Ich weiß nicht, wann du ihn zuletzt gesehen hast …“
„Seit mehreren Monaten nicht mehr.“ War das, was da in seiner Stimme mitschwang, etwa Schuldbewusstsein?
„Dann kannst du es noch nicht bemerkt haben. Er hat abgenommen, und er ist ständig müde.“ Ihre Stimme brach, als sie sich zwang, auszusprechen, was sie schon seit einiger Zeit wusste. „Ich glaube, er hat nicht mehr lange“, flüsterte sie.
„Glaubst du das, oder weißt du es?“, fragte Alex stirnrunzelnd.
Ihr Blick traf seinen, und ihre Unterlippe zitterte.
„Ich weiß es.“ Sie stand auf und ging auf wackeligen Knien zum Fenster. „Er hat nichts gesagt, aber ich weiß es einfach. Er redet ständig von Mum und dass ich mich um sie kümmern soll.“
Sie hob einen Finger und wischte eine Träne weg. Sie hatte sich geschworen, nicht zu weinen! Nicht vor diesem Mann, nicht, nachdem er sie so behandelt hatte. „Wenn es jemand anderen gäbe, den ich fragen könnte …“, sagte sie langsam. „Du musst verstehen, dass ich die Sache wirklich von allen Seiten betrachtet habe.“
„Brauchst du Hilfe mit deinem Vater?“
„Nein … ja.“ Sie seufzte verzweifelt. „In gewisser Weise, ja. Ich … habe einen Fehler gemacht, Alex, und ich brauche Hilfe, um ihn zu beheben.“
„Du redest wirres Zeug.“
„Ich weiß.“ Sie rieb sich die Schläfen. „Meine Eltern haben ihn immer gehasst.“
„Wen?“
„Meinen Ex-Mann, Jonathan.“
Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. Ihre Entscheidung, Jonathan zu heiraten, war zum Großteil auf Alex’ kaltherzige Ablehnung ihr gegenüber zurückzuführen. Ihre ganze Welt war damals auf den Kopf gestellt worden – durch Stavros’ Tod, durch ihre Nacht mit Alex, durch die alles verzehrende Trauer ihrer Eltern, die sich in einer Überfürsorglichkeit ausgedrückt hatte, die mehr als erstickend gewesen war. Jonathan war ihr Ausweg gewesen, sie hatte nur nicht gemerkt, dass sie vom Regen in die Traufe kam.
„Er ist also jetzt dein Ex-Mann. Ist damit das Problem nicht gelöst?“
„Wenn es nur so einfach wäre. Leider hat er es sich zur Gewohnheit gemacht, jedem, der es hören will, Details aus unserer Ehe zu erzählen. Während wir hier sprechen, ist er bei Celebrity Housemate eingesperrt – du weißt schon, diese voyeuristische Reality-Show –, und die Werbeclips, die sie ausstrahlen, handeln alle von mir.“
Sein Schweigen war nicht besonders ermutigend.
„Jeder Artikel, der mich oder unsere Familie verleumdet, schadet Dads Gesundheit. Das muss aufhören.“
„Ja“, stimmte er zu und verschränkte erneut die Arme vor der Brust. „Das verstehe ich. Soll ich mit meinen Anwälten reden?“
„Das wird nicht funktionieren.“ Sie schüttelte den Kopf. „Das habe ich schon versucht. Er will keine Schweigeerklärung unterschreiben, weil es viel profitabler ist, wie ein Kanarienvogel zu singen. Er versucht, aus unserer Ehe Kapital zu schlagen.“ Sie verdrehte die Augen. „Im Grunde kann er nicht anders. Er hatte vorher nichts, und dahin will er nicht zurück.“
„War die Scheidungsvereinbarung nicht großzügig genug?“
„Ich glaube, ganz egal, wie hoch die Abfindung gewesen wäre, er hätte immer mehr gewollt.“
Missbilligung umspielte Alex’ symmetrische Lippen. „Er scheint ein guter Fang zu sein.“
Er gab nur ihre eigenen Gedanken wieder, aber sie war nicht in der Stimmung, sich herablassend behandeln zu lassen.
„Ich bin nicht gekommen, um den Charakter meines Mannes zu diskutieren“, sagte sie deshalb.
„Ex-Mann“, korrigierte er sie sachlich. „Und anscheinend bist du gekommen, weil du meine Hilfe brauchst. Sag mir, wie ich dir helfen kann.“
„Ich will die Kontrolle zurückgewinnen“, sagte sie mit leicht vorgerecktem Kinn und ruhiger Entschlossenheit. „Einer der Gründe, warum er in der Presse so viel reden konnte, ist, dass ich mich völlig zurückgezogen habe.“
Sie fühlte Alex’ Blick schwer auf ihrem Gesicht ruhen.
„Warum? Was hast du gemacht?“
Eine gute Frage, auf die es keine Antwort gab. Ihre Kunst war weitgehend zum Erliegen gekommen, da der Stress ihre Kreativität gelähmt hatte.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich mal geschieden werde“, murmelte sie. „Aber ich hätte auch nie gedacht, dass ich mal mit jemandem wie ihm verheiratet wäre.“
Ein scharfes Ausatmen lenkte ihren Blick auf Alex’ Gesicht.
„Was soll das heißen?“, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf, fand keine Worte.
„Das spielt keine Rolle.“ Die schreckliche Wahrheit über ihre Ehe war etwas, was sie für sich behalten musste.
Alex spannte die Muskeln an. „Hat er dir wehgetan?“
„Er hat mich nicht geschlagen.“ Theresa schüttelte den Kopf. „Aber er hat mich auf andere Weise verletzt.“ Tränen traten in ihre Augen, und sie wandte den Blick ab. „Er war kontrollsüchtig, aufbrausend, eifersüchtig und besitzergreifend. Und er hat versucht, mein Selbstvertrauen zu zerstören. Er hat mich beleidigt, manchmal subtil, manchmal nicht. Manchmal unter vier Augen, manchmal nicht. Es ist erstaunlich, wie schnell ein Mensch einem den Glauben an die eigenen Fähigkeiten nehmen kann. Und als er nicht bekam, was er wollte, hat er mit einer anderen geschlafen und dafür gesorgt, dass ich davon erfuhr.“ Bitterkeit lag in ihren Worten.
„Und trotzdem bist du bei ihm geblieben?“
Wie sollte sie ihm das erklären? Ihre Ehe war schon nach wenigen Monaten unerträglich gewesen, aber Jonathan hatte zu viel Macht über sie gehabt. Außerdem hatte sie der Gedanke, sich von ihm scheiden zu lassen und damit ihre Eltern zu verärgern, ausharren lassen.
„Er hat immer damit gedroht, an die Öffentlichkeit zu gehen, wenn ich ihn verlasse“, sagte sie resigniert. „Ich wollte nicht, dass mein Leben – dass das Leben meiner Eltern – so wird. Deshalb bin ich bei ihm geblieben, bis ich es wirklich nicht mehr ertragen konnte.“
„Du hättest ihm bei der Scheidung nichts zahlen sollen“, sagte Alex wütend.
„Am Ende wollte ich nur noch, dass er verschwindet.“
„Kein Wunder, dass deine Eltern ihn hassen.“
Sie nickte. „Wegen mir sind sie durch die Hölle gegangen, Alex.“
„Für mich klingt es so, als ob du diejenige bist, die durch die Hölle gegangen ist.“
Mitleid würde ihr zum Verhängnis werden. Sie konzentrierte sich auf ihre Eltern, anstatt zuzulassen, dass seine Worte sie trösteten.
„Es hat ihnen sehr zugesetzt, und nach der Sache mit Stavros ist Stress das Letzte, was sie brauchen. Jetzt, wo es Dad nicht gut geht, muss ich alles ins Lot bringen.“
„Und du hast einen Plan?“
„Ja, genau.“ Sie schluckte. „Ich sehe nur eine Lösung, aber ich weiß nicht, ob du damit einverstanden bist. Ich fürchte, es hört sich sehr verrückt an, aber hier geht es um alles. Da ist keine Idee zu verrückt, oder?“
Er sah nicht überzeugt aus. „Sprich weiter.“
Ihr Magen krampfte sich zusammen. Tu es. Bring es hinter dich.
„Was hältst du davon, mich zu heiraten, Alex?“
In der Stille des Raumes hätte man eine Stecknadel fallen hören können.
„Nur um sicherzugehen: Soll das ein Witz sein?“
„Nein.“ Sie schürzte die vollen Lippen und wich seinem Blick aus.
Er konnte nicht sagen, was er erwartet hatte, aber das definitiv nicht.
„Du bist also in mein Büro gekommen, um mir einen Heiratsantrag zu machen?“, fragte er und wunderte sich über die Wut, die in ihm aufstieg. Er hatte Theresa Anastakos seit Jahren nicht mehr gesehen – sie hätte gar keine Gefühle mehr in ihm auslösen sollen. Aber es gab keinen Zweifel daran, dass sie seine Sinne vom ersten Moment an in Wallung gebracht hatte, genau wie in jener Nacht.