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Liebe wird allgemein für ein starkes Gefühl gehalten, das wir für eine andere Person haben. Durch Marshall Rosenbergs Gewaltfreie Kommunikation wird uns jedoch ein völlig anderer und lebensbereichernder Zugang zur Liebe ermöglicht. Liebe ist nämlich etwas, das wir tun, etwas, das wir freiwillig und von Herzen geben. Es geht darum, völlig offen und ehrlich unserem Partner, unserer Familie und unseren Freunden zu offenbaren, was im Moment in uns lebendig ist. Menschen in aller Welt haben die Erfahrung machen können, daß die Liebe, nach der wir uns alle sehnen, durch eine Verbindung von Herz zu Herz, durch ein freudiges Geben und Nehmen entsteht. Marshall Rosenberg zeigt uns, wie wir Liebe geben und annehmen können, ohne Schuldgefühle und ohne uns zu etwas verpflichtet zu fühlen. Wir können entdecken, was in einem bestimmten Moment in einer anderen Person lebendig ist, können es empathisch aufnehmen und uns mit dem verbinden, was diese Person ausgedrückt hat und was sie sich wünscht. Auf diese Weise können ganz besondere Beziehungen entstehen, in denen es nicht darum geht, Liebe in irgendeiner Form zu beweisen.
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Seitenzahl: 111
Gewaltfreie Kommunikation (GFK) ist eine Art des Umgangs miteinander, die den Kommunikationsfluss, der im Austausch von Informationen und im friedlichen Lösen von Konflikten notwendig ist, erleichtert. Der Fokus liegt dabei auf Werten und Bedürfnissen, die alle Menschen gemeinsam haben, und wir werden zu einem Sprachgebrauch angeregt, der Wohlwollen verstärkt. Ein Sprachgebrauch, der zu Ablehnung oder Abwertung führt, wird vermieden.
Gewaltfreie Kommunikation geht davon aus, dass die befriedigendste Handlungsmotivation darin liegt, das Leben zu bereichern und nicht aus Angst, Schuld oder Scham etwas zu tun. Besondere Bedeutung kommt der Übernahme von Verantwortung zu – für getroffene Entscheidungen sowie der Verbesserung der Beziehungsqualität als vorrangigem Ziel.
Durch die Gewaltfreie Kommunikation werden Sie verstehen, dass ...
alles, was ein Mensch jemals tut, ein Versuch ist, Bedürfnisse zu erfüllen;
es für alle Beteiligten förderlicher ist, Bedürfnisse durch Kooperation statt durch Wettbewerb zu erfüllen;
es Menschen von ihrer Natur her Freude bereitet, zum Wohlergehen anderer beizutragen, wenn sie das freiwillig tun können.
Die Gewaltfreie Kommunikation bietet Ihnen die Gelegenheit ...
Verbindungen mit anderen Menschen zu schaffen, die für Sie befriedigender sind;
Ihre Bedürfnisse auf eine Weise zu erfüllen, die Ihren Werten und denen anderer gerecht wird;
vergangene Erfahrungen und Beziehungen, die schmerzvoll oder erfolglos waren, zu heilen.
Die Fähigkeiten der Gewaltfreien Kommunikation werden Sie dabei unterstützen ...
Schuldgefühle, Scham, Angst und Depression aufzulösen;
Ärger und Frustration umzuwandeln in den Aufbau von Partnerschaften und Kooperationen;
Lösungen zu finden, die auf gegenseitiger Rücksichtnahme, Respekt und Konsens basieren;
Bedürfnisse so zu erfüllen, dass sie das Leben bereichern, sei es im persönlichen Leben, in der Familie, der Schule, der Nachbarschaft ohne in der Gesellschaft.
Weitere Informationen über das Center for Nonviolent Communication in den USA und die Gewaltfreie Kommunikation finden Sie auf den Internetseiten www.CNVC.org und www.NonviolentCommunication.com.
Informationen über die Gewaltfreie Kommunikation im deutschsprachigen Raum finden Sie unter www.gewaltfrei.de.
Liebe wird allgemein für ein starkes Gefühl gehalten, das wir für eine andere Person haben. Die Gewaltfreie Kommunikation jedoch vermittelt einen weitaus aktiveren Zugang zur Liebe. Demnach ist Liebe etwas, das wir tun. Liebe bedeutet, offen und ehrlich dem Partner, der Familie oder auch Freunden zu offenbaren, was im Moment in uns lebendig ist.
Marshall Rosenberg zeigt uns, wie wir Liebe geben und annehmen können, ohne Schuldgefühle und ohne uns zu etwas verpflichtet zu fühlen. Wenn wir entdecken, was in einem bestimmten Moment in einer anderen Person lebendig ist, können wir es empathisch aufnehmen und uns mit dem verbinden, was diese Person ausgedrückt hat und was sie sich wünscht. Auf diese Weise entstehen ganz besondere Beziehungen, in denen es nicht darum geht, Liebe in irgendeiner Form zu beweisen.
Marshall B. Rosenberg (1934–2015) war international als Konfliktmediator tätig. Die von ihm entwickelte Methode der Gewaltfreien Kommunikation hat sich als machtvolles Werkzeug herausgestellt, um Differenzen auf persönlichem, beruflichem und politischem Gebiet friedlich zu lösen.
Copyright © der deutschen Ausgabe: Junfermann Verlag, Paderborn 2006
3. Auflage 2015
Copyright © der Originalausgabe: 2005 PuddleDancer Press
Translated from the book Being Me, Loving You, ISBN 1-892005-16-6 by Marshall B. Rosenberg, Copyright © 2005 PuddleDancer Press. All rights reserved. Used with permission. For further information about Nonviolent Communication please visit the Center for Nonviolent Communication on the Web at: www.cnvc.org.
Fachliche Begleitung und Überarbeitung der Übersetzung: Ingrid Holler, München
Coverfoto: © Alexander Raths – fotolia.de
Covergestaltung/Reihenentwurf: Christian Tschepp
Alle Rechte vorbehalten.
Satz: JUNFERMANN Druck & Service, Paderborn
Erscheinungsdatum dieser eBook-Ausgabe: 2016
ISBN der Printausgabe: 978-3-95571-403-1
ISBNs dieses eBooks: 978-3-95571-557-1 (EPUB), 978-3-95571-559-5 (PDF), 978-3-95571-558-8 (MOBI)
Nachfolgend sind Auszüge aus Seminaren und Medieninterviews zusammengestellt, in denen Marshall Rosenberg sich mit den Themen „Intimität“ und „enge persönliche Beziehungen“ befasst. Anhand von Rollenspielen und Diskussionen zeigt Marshall wesentliche Aspekte auf, wenn es darum geht, die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) anzuwenden, um liebevolle Beziehungen zu unseren Partnern, Ehefrauen, Ehemännern und Familien aufzubauen, ohne dass wir dabei unsere persönliche Integrität und unsere Werte aufgeben.
Raten Sie einmal, was mir heute passiert ist? Ich leite heute Abend dieses Seminar über persönliche Beziehungen. Und gerade heute Morgen um 7 Uhr erlebte ich eine Krise. Meine Frau rief nach mir und stellte mir eine dieser Fragen, die man – ganz unabhängig von der Tageszeit – in persönlichen Beziehungen besonders gerne hört. Ganz besonders schwer fällt es aber, sie morgens um 7 Uhr zu hören, wenn gerade dein Anwalt nicht in der Nähe ist. Was für eine Frage sie mir heute Morgen um 7 Uhr gestellt hat? „Habe ich dich aufgeweckt?“ Das aber war noch nicht die wirklich schwer zu ertragende Frage. Die folgte erst anschließend: „Ich habe eine sehrwichtigeFrage:Binichattraktiv?“ [Gelächter] Ich hasse diese Art von Fragen. Das erinnert mich an eine Begebenheit, als ich nach einer längeren Reise nach Hause kam und sie mich fragte: „FälltdirirgendetwasBesonderes hier im Haus auf?“ Ich schaute mich um und antwortete: „Nein.“ Sie hatte das ganze Haus frisch gestrichen. [Gelächter]
Ich war mit bewusst, dass die Art von Fragen, wie sie mir an diesem Morgen gestellt wurden, in Beziehungen immer wieder vorkommt. „Binich attraktiv?“ Selbstverständlich hätte ich als ein Mensch, der sich in GFK auszudrücken weiß, aus dieser Klemme herauskommen können. Ich hätte geltend machen können, dass dies keine GFK-Frage ist, weil wir uns ja bewusst sind, dass kein Mensch irgendetwas „ist“. Niemand „ist“ richtig, falsch, attraktiv oder unattraktiv. Aber mir war natürlich klar, dass sie mit einer derartigen Bemerkung nicht zufrieden sein würde. So sagte ich: „Du möchtest wissen, ob du attraktiv bist?“ Sie sagte: „Ja.“ „Manchmal ja und manchmalnein.KannichjetztzurückinsBett?“ [Gelächter] Gott sei Dank war sie mit dieser Antwort zufrieden, Gott sein Dank! In einem meiner liebsten Bücher, Die Kunst, sich schlecht zu fühlen von Dan Greenburg1, findet sich der folgende Dialog:
„Liebst du mich? Sag es mir, es ist mir ernst. Denk darüber nach: Liebst du mich?“
„Ja.“
„Bitte,esistmirwirklichernstdamit;überlegdirdeineAntwortgut:Liebstdu mich?“
[Ein Moment Ruhe] „Ja.“
„Warum hast du dann gezögert?“ [Gelächter]
Die Menschen können ihre Gedanken und ihren Kommunikationsstil verändern. Sie können sich mit viel mehr Respekt behandeln und an ihren Grenzen wachsen, ohne sich deshalb gegenseitig zu hassen. Wir bringen den Menschen bei, wie sie dies erreichen können. Wir zeigen ihnen einen Prozess, der ihnen hilft, sich mit den Menschen zu verbinden, die ihnen am nächsten stehen. Die Art der Verbindung erlaubt es ihnen, sich an einer tief gehenden Intimität zu erfreuen. Sie geben einander mit mehr Freude, anstatt Dinge aus Pflicht, Schuld, Scham und all den anderen Gründen zu tun, die intime Beziehungen zerstören.
Wir zeigen den Menschen, wie sie mit Freude zusammenarbeiten können. Wir zeigen ihnen Wege, Herrschaftsmechanismen und hierarchische Strukturen in Gemeinschaften umzuwandeln, in denen die Menschen einer gemeinsamen Vision folgen; einer Vision, wie sie einander gegenseitig ihr Leben bereichern können. Es begeistert uns immer wieder, wie viele Menschen überall auf der Welt über genügend Energie verfügen, um diese Vision in die Tat umzusetzen.
TN: Marshall, was ist der größte Konflikt, das größte Thema zwischen Männern und Frauen?
MBR: Also, bei meiner Arbeit höre ich eine Menge zu diesem Thema. Regelmäßig kommen Frauen zu mir und sagen: „Marshall,ichmöchtenicht, dassdueinenfalschenEindruckgewinnst.Ich habe einen wunderbaren Ehemann.“ Und dann weiß ich, dass unvermeidlich das Wort „aber“ folgt.
„Aber ich weiß nie, was er eigentlich fühlt.“ Überall auf diesem Planeten – und natürlich gibt es auch Ausnahmen von dieser Regel – haben Männer die John-Wayne-, die Clint-Eastwood- oder die Rambo-Schulen besucht, wo „Mann“ sich gegenseitig anbellt. Anstatt klar auszudrücken, was in ihrem Inneren vor sich geht, stempeln sie andere Menschen ab, genauso, wie John Wayne es getan hat, wenn er in seinen Filmen eine Kneipe betrat. Selbst wenn dabei ein Haufen Gewehre auf ihn gerichtet waren, sagte er niemals: „Ich habe Angst.“ Und auch wenn er sechs Monate allein in der Wüste verbracht hatte, wäre es ihm nie in den Sinn gekommen zu sagen: „Ich war einsam.“ Wie aber funktionierte Johns Kommunikation? John kommunizierte, indem er die anderen Männer unterschiedlichen Gruppen zuordnete, wobei er ein sehr einfaches Klassifikationssystem verwendete. Die anderen waren entweder gute Kerle – denen bestellte er einen Drink –, oder es waren böse Kerle. Die tötete er.
Ich habe auch zunächst in dieser Sprache zu kommunizieren gelernt. Dabei lernte ich nicht, wie ich mit meinen eigenen Gefühlen in Berührung kommen konnte. Wenn jemand dazu erzogen worden ist, ein Krieger zu sein, dann möchte er am liebsten seine Gefühle aus seinem Bewusstsein verbannen. Nun ja, mit einem Krieger verheiratet zu sein ist für eine Frau keine sehr bereichernde Erfahrung. Während sie möglicherweise mit ihren Puppen beschäftigt war, haben die Männer draußen Krieg gespielt. Sie möchte Nähe und Intimität, aber ihr Mann verfügt über kein Vokabular, das es ihm leicht macht, sich über diese Themen auszutauschen.
Auf der anderen Seite sind Frauen nicht dazu erzogen worden, sich ihre Bedürfnisse klarzumachen. Sie sind seit Hunderten von Jahren dazu erzogen worden, ihre eigenen Bedürfnisse zu unterdrücken und sich um andere zu kümmern. So sind sie dann oft vom Mann abhängig und übergeben ihm die Führungsposition. Eine Frau erwartet von ihm bis zu einem gewissen Grade, dass er errät, was sie braucht und möchte. Er soll ihr das erfüllen bzw. er soll sich darum kümmern. Ich begegne diesen Themen also regelmäßig bei meiner Arbeit, auch wenn es hier immer wieder ganz individuelle Unterschiede gibt.
TN: Machen wir ein Rollenspiel, um zu zeigen, wie die Dinge zwischen Männern und Frauen ablaufen. Hast du einen Vorschlag, wie? Ich meine damit, dass du sicher weißt, worüber sie sich am meisten streiten.
MBR: Also, eines der häufigsten Themen ist, wenn die Frau zum Mann sagt: „IchfühlenichtdieVerbindungzudir,wieichsie mir eigentlich wünsche. Ich würde mir wirklich wünschen, eineemotionalereVerbindungzudir zuspüren.Wiefühlstdudich,wennich das sage?“ Und der Mann sagt dann: „Häh?“
TN: Also gut, dann lass mich den Mann spielen. [Er beginnt mit dem Rollenspiel] Was willst du eigentlich? Was soll ichtun? Was soll ich deiner Vorstellung nach jetzt tun?
MBR (als Frau): Also,anstatt dass du mir diese Frage stellst, hätte ich jetztin diesem Augenblick gerne gewusst, was du gerade fühlst. Etwa so: „Fühlst du dich verletzt durch das, was ich gesagt habe? Bist duärgerlich? Hast du Angst?“
TN: Ich weiß nicht.
MBR (als Frau): Ja,das ist genau das, was ich meine. Wenn du nichtweißt, was du fühlst, dann wird es für mich sehr schwer,mich sicher zu fühlen und Vertrauen zu haben.
TN: Also, ich fühle,alsobdu...Ichfühle,dassdumichkritisierenmöchtest.
MBR (als Frau): Du spürst einen Schmerz und möchtest,dass ich dich respektiere und dass ich wertschätze, was du in unsere Beziehung einbringst.
TN: Ja, genau das.
MBR (als Frau): Schau, ich hätte mir von dir gewünscht, dass du mirdas vorher gesagt hättest. Ich hätte mir gewünscht zu hören,dass du sagst: „Es tut mir weh. Ich würde gern etwasWertschätzung erhalten.“ Das hast du nicht gesagt. Kannst du das erkennen?Du sagtest: „Du kritisierst mich!“ Da musste ich erst einmal einen tiefen Atemzug nehmen. Ich wollte mich nicht in dem Gedanken verfangen,dass sich hinter deinen Worten ein Urteil verbirgt. Stattdessen habe ich versucht herauszuhören, was du fühlst und was du vielleicht brauchen könntest. Mir wäre wohler, wenn ich daran nicht so hart zu arbeitenhätte. Ich würde es wirklich schätzen, wenn du mir einfach sagen könntest, was sich in dirabspielt.
TN: Also, ich weiß einfach nicht, wassich in mir drinnen abspielt, jedenfalls in den meisten Fällen nicht. Was genau möchtest du von mir?
MBR (als Frau): Also, zunächst einmal bin ich sehr froh, dass wir jetztdieses Gespräch führen. Ich möchte dich zuerst etwas wissen lassen: Ichhoffe, mir das Bewusstsein dafür erhalten zu können, wie verwirrend esmanchmal ist, mir das zu geben, was ich brauche. Ich versuche, mir bewusst zu machen, dass es für dich eine ganz neue Sichtweise ist, und ich möchte geduldig sein. Aber ich würde gerne hören, was sich in dir abspielt.
TN: Also,jetztgeradeglaubeich,dassicheinfachfrohbin,wenndumirsagst, was dubrauchst.
MBR: Das war jetzt so eine typische Unterhaltung, wie sie sich immer wieder abspielt: ein Mann, der sehr oft Forderungen in den Worten seiner Frau vermutet.
MBR: Ihr habt vielleicht schon gehört, dass ich gesagt habe, dass es schwerer ist, in einer Ehe miteinander in Verbindung zu bleiben, als wenn man nicht miteinander verheiratet ist. Man hat uns viele verrückte Vorstellungen darüber beigebracht, was es bedeutet, eine „gute Ehe“ zu führen. Ich bin überzeugt, dass ich die Person, mit der ich zusammenlebe, viel besser genießen kann, wenn ich von ihr nicht denke, sie sei meine „Ehefrau“. In der Kultur, in der ich aufgewachsen bin, denken alle, sobald jemand von „seiner Frau“ spricht, sie sei gewissermaßen sein Eigentum.