Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 20 - Jack Morton - E-Book

Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 20 E-Book

Jack Morton

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Beschreibung

Im Coyote Canyon findet die Hochzeitsreise eines jungen Paares ein jähes Ende. Ihre Kutsche wird angehalten, der Mann niedergeschossen und schwer verwundet. Die junge, schöne Debbie Heflin aber befindet sich von nun an in der Hand des berüchtigten Bosses der Grenzrebellen. Die Banditen triumphieren bis zu dem Tage, als ein verzweifelter Vater seinen alten Freund Roary Calhoun um Hilfe bittet. Und Old Roary kommt tatsächlich. Aber natürlich nicht ohne seine Adoptivsöhne Tex Hondo und Chengo, den stummen Apachen ...


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Inhalt

Cover

Unter Rebellen verfemt

Vorschau

Impressum

Unter Rebellen verfemt

Von Jack Morton

Die zwei schlanken braunen Pferde zogen den Buckboard, eine kleine zweirädrige Kutsche, in flottem Trab nach Norden. Der alte staubige Postweg führte in die Berge hinein. Die Sonne brannte gnadenlos vom wolkenlosen Himmel, aber als die Kutsche in den Coyote Canyon hineinrollte, schlug den beiden Menschen auf dem schmalen Sitzbock kühle Luft entgegen. Die junge Frau warf sich eine mit kostbaren Stickereien verzierte Mantilla über die weißen Schultern. Die eisenbeschlagenen Pferdehufe dröhnten über das nackte Gestein, und die kahlen Canyonwände warfen hundertfache Echos zurück.

Der Mann, ein hagerer dunkelhaariger Captain der Kavallerie, legte den rechten Arm um die Schultern der Frau. »In einer halben Stunde haben wir wieder die Sonne über uns, Debbie«, sagte er. »Und am Abend sind wir im Fort. Du ...«

Das harte Peitschen eines Gewehrschusses riss ihm das Wort von den Lippen. Er bäumte sich daraufhin im Sitz auf und fiel dann wieder in sich zusammen ...

Im Unterbewusstsein krampfte der Captain seine Fäuste noch fester um die Zügelenden. Die Pferde merkten den harten Ruck und blieben stehen.

Die junge Frau schrie entsetzt auf. »Luke ...! Luke!«

Er gab keine Antwort. Ächzend sank er zur Seite. Die Hände der Frau krallten sich in das weiße Hemd unter der offen stehenden Uniformjacke. Sie versuchte ihn zu halten.

»Luke ...«, keuchte sie. »Luke ... Hörst du mich nicht? Luke!«

Ihr Gesicht befand sich jetzt dicht vor dem seinen. Sie spürte seinen Atem. Unaufhaltsam rann das Blut aus der Wunde in seiner Brust.

»Kann ich Ihnen behilflich sein, Madam?«, fragte eine spöttische Stimme hinter ihr.

Erschrocken fuhr die Frau herum.

Ein halbes Dutzend Männer standen neben der Kutsche und grinsten böse zu ihr hinauf.

Der Anführer der Männer trug den Uniformrock eines Offiziers mit den Rangabzeichen eines Majors.

Die Frau schrie auf.

»Sergeant, Sie?«

»Ich bin jetzt Major, Mrs. Heflin.« Er sprach betont ruhig, aber die Stimme war grausam. In unverändert lässigem Tonfall wandte er sich an seine Leute. »Runter mit ihm vom Wagen!«

Die Männer waren ebenfalls uniformiert. Zwei trugen die graue Uniform der Konföderierten-Armee, drei die blaue des Nordens. Einer ging um den Buckboard herum und zerrte den verwundeten Captain aus dem Gefährt.

Die Frau wollte ebenfalls aussteigen, aber daran hinderte sie der »Major«. Blitzschnell saß er neben ihr und hielt sie fest.

Sie wehrte sich verzweifelt. Sie biss und kratzte. Der Major lachte nur. Er hob die Hand und schlug ihr brutal ins Gesicht, bis sie wimmernd in sich zusammensank.

»Du fährst mit mir, du verdammte Dirne!«, knurrte er. »Auf diesen Tag habe ich lange genug gewartet.«

Er hob die Zügel und ließ sie auf die Rücken der Pferde klatschen. Die Kutsche rollte davon. Die Männer verschwanden zwischen den Felsen und nahmen ihre Posten wieder ein, auf denen sie auch zuvor gelauert hatten.

Sie warteten auf ein neues Opfer.

Red Bill Anderson, der desertierte Sergeant, der sich selbst zum Major befördert hatte, war zufrieden.

Sein teuflischer Plan schien in allen Einzelheiten zu funktionieren.

Ruhig lenkte er den Buckboard in eine Seitenschlucht und hielt an.

Deborah Heflin, die junge Frau des Captains Luke Heflin, hob das tränenüberströmte Gesicht. Flehend sah sie Anderson an.

»Bill, wozu das alles? Lassen Sie mich zu Luke zurück. Ich muss ihm helfen. Er verblutet sonst. Sie dürfen nicht zulassen, dass er stirbt!«

Er grinste. Mit eiskalter Stimme sagte er: »Luke ist mein Todfeind. Das weißt du, Debbie. Ich bin Major Bill Anderson. Ich pflege meine Feinde zu töten!«

»Bill, was sind Sie nur für ein Mensch geworden!« Sie schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte.

Er lächelte.

»Du wirst ihn vergessen, Debbie. In ein paar Monaten gehen wir nach Mexiko und lassen uns dort trauen.«

»Niemals, du Bestie!«

»Du wirst Luke niemals wieder sehen. Du wirst ihn vergessen und mit mir allein glücklich sein.«

»Lieber sterbe ich.«

»Das haben schon viele vor dir gesagt. Und dann fanden sie das Leben doch viel zu schön, um es einfach wegzuwerfen.«

Er hob die Rechte und rief: »Curly, Hank!«

Zwei bärtige Burschen in zerschlissenen Uniformen tauchten zwischen den riesigen Felsbrocken auf, die überall herumlagen.

Sie blieben vor dem Major stehen und salutierten militärisch.

»Passt auf die Frau auf!«, befahl Anderson. »Wenn sie versuchen sollte, wegzulaufen, dann nehmt sie ans Lasso wie ein Maverick. Und beherrscht euch. Wenn ich wiederkomme, möchte ich sie unversehrt sehen.«

»Okay, Major.«

Red Bill Anderson wandte sich ab und tauchte zwischen den Felsen unter. Seine Leute warteten bereits auf ihn. Geschickt hatten sie sich links und rechts des Weges verteilt und schienen auf etwas zu warten.

»Wo ist Reno?«

»Hier bin ich, Major.«

Banditen-Lieutenant Reno Black kam herangeschlendert. Er war ein vielfach gesuchter Bandit, der sich sehr lässig gab. Das einzig Militärische an ihm war die Uniform. Er trug sie nur widerwillig, aber wer mit Anderson ritt, musste eine Uniform besitzen. Der Major bestand darauf.

Anderson musterte seinen Lieutenant aus zusammengekniffenen Augen.

»Sie sind kein gutes Vorbild für die Männer, Lieutenant«, schnarrte Anderson in dem Tonfall, wie er ihn von echten Offizieren her kannte, unter denen er lange gedient hatte.

Reno Black winkte ärgerlich ab.

»Wollen wir uns schon wieder über solche Nichtigkeiten streiten, Major? Die Kutsche kann jeden Augenblick kommen.«

»Schon gut. Ist jeder auf seinem Posten?«

»Selbstverständlich.«

»Sind sie genau instruiert?«

»Ich habe es ihnen gesagt. Es darf keine Überlebenden geben.«

Reno Black spähte plötzlich angestrengt an Anderson vorbei auf den Weg. Er hob das Gewehr und presste den Kolben gegen die Schulter.

Anderson drückte den Lauf zur Seite. »Nicht schießen jetzt! Bist du verrückt geworden?«

»Der Captain!«, zischte Rene Black. »Der Hund lebt noch! Willst du, dass er uns verrät?«

»Dazu wird es nicht kommen.

»Willst du ihn am Leben lassen?«

Der Major nickte versonnen.

»Das wäre noch nicht einmal eine schlechte Idee.«

Mitten auf dem felsigen Weg lag Captain Luke Heflin. Er war halb bei Bewusstsein und versuchte, vorwärts zu kriechen. Aber dazu war er noch viel zu schwach.

Seine Hand tastete sich zur Hüfte vor. Die Waffe steckte noch im Futteral am Gürtel.

Aber wo war seine Frau? Wo war Deborah?

Der Captain hatte nicht bemerkt, wie ihn ein Bandit aus dem Wagen gezerrt hatte. Er hatte auch nicht bemerkt, wie die Kutsche mit dem Major davongerollt war.

Die Zeit kroch unendlich langsam dahin. Und der Captain war zur Untätigkeit verurteilt. Ihm blieb nur die einzige Hoffnung, dass möglichst bald Menschen kamen, die ihm halfen.

Aber vielleicht war er bis dahin längst tot.

Der Captain verspürte ein dumpfes, unaufhörliches Pochen in der Schulter, wo die Kugel steckte. Die Wunde blutete nicht mehr.

Schlimmer aber als alle Schmerzen waren die bangen Fragen, die den einsamen verwundeten Mann beschäftigten. Die Angst um Deborah riss an seinen Nerven.

Vor einer Woche erst hatten sie geheiratet. In Phoenix verbrachten sie ein paar herrliche Tage und machten sich anschließend auf die Reise nach Fort Concho, wo Luke stationiert war.

Zwanzig Meilen waren es ungefähr noch bis zum Fort, aber hier im Coyote Canyon hatte die Reise ein jähes, schreckliches Ende genommen. Man hatte ihn aus dem Hinterhalt niedergeschossen und Deborah entführt.

Der Captain glaubte, neben dem Weg eine Bewegung gesehen zu haben.

»Kommt nur her«, krächzte er. »Zeigt euch doch, ihr verdammten Schufte!«

Niemand ließ sich blicken.

Und dann hörte Luke aus weiter Ferne einen prasselnden Hufschlag und ein Räderrollen.

Das musste die Stagecoach nach Norden sein.

Der Captain stützte sich auf die Ellbogen auf und spähte in die Richtung, aus der die Kutsche kommen musste. Und dann donnerte das schwere, von zwölf Maultieren gezogene Gespann heran.

Der Captain wollte schreien, aber nur ein heiseres Röcheln entrang sich seiner ausgetrockneten Kehle. Die Pferde stürmten heran, wurden größer und größer, und das Donnern der Hufe und das Dröhnen der schweren Räder wurde unerträglich laut.

Luke Heflin schloss die Augen.

Nur noch zwanzig Yards ...

Wenn ihn jetzt nicht die beiden Männer auf dem Kutschbock entdeckten, dann war er verloren. Die eisenbeschlagenen Hufe würden über ihn hinwegfegen und ...

»Braaah – braaah!«

Der laute Ruf des Kutschers, der mit aller Macht an den Zugleinen riss, drang wie aus weiter Ferne an Lukes Ohren. Der Hufschlag wurde langsamer, das Dröhnen der Räder wurde leiser und verstummte schließlich ganz.

Der Captain schlug die Augen wieder auf und sah hoch. Höchstens einen halben Yard von ihm entfernt standen die ersten beiden Maultiere und schauten misstrauisch und verwundert zu ihm herüber.

Der Kutscher und sein bewaffneter Begleiter sprangen vom Bock und liefen auf den Captain zu, beugten sich über ihn.

Luke erkannte das bärtige Gesicht von Wimp Farrak, der schon seit vielen Jahren auf dieser Strecke fuhr. Luke kannte den Alten gut, denn hin und wieder ließ sich der Mann in Fort Concho sehen und pflegte in dem Saloon dort einen Großteil seines Monatslohnes bei Whisky und Karten auf den Kopf zu hauen.

»He, was ist denn passiert, Captain?«, krächzte der Oldtimer.

Luke wollte antworten, aber seine Kehle war wie zugeschnürt. Er starrte an Old Wimp vorbei und sah in das hagere Gesicht von Jesse Thorpe, dem Beifahrer.

»Hol den Whisky, Thorpe!«, befahl der Oldman.

Luke öffnete erneut den Mund, um Old Wimp zu warnen. Er musste ihm unbedingt sagen, dass dort zwischen den Felsen Banditen lauerten. Er hörte seine Stimme und glaubte zu sprechen, aber es waren keine richtigen Worte, die da von seinen Lippen geformt wurden, es war nur ein unverständliches Gestammel, Wortfetzen, deren Sinn Old Wimp beim besten Willen nicht erraten konnte.

Thorpe kramte in einer Kiste auf dem Kutschbock nach dem Whisky. Aus dem Fenster der Kutsche streckte ein Mann den Kopf und rief: »He, was ist denn nur los da vorne, zum Teufel? Warum fahren wir nicht weiter?«

»Hier liegt Captain Heflin aus Fort Concho!«, rief Old Wimp. »Der Mann ist schwer verwundet. Kommt her und fasst mit an, damit wir ihn in den Wagen tragen. Allein schaff ich das nicht.«

»Wir dürfen nicht heraus!«, rief der Mann zurück. »Du kennst doch den Befehl, Wimp.«

Luke hörte diese Worte und sah den Kutscher mit starren Augen an. Mühsam schüttelte er den Kopf, um Old Wimp zu sagen, wie recht der Mann dort im Wagen hatte.

Captain Luke Heflin kannte den Mann und die drei anderen, die mit ihm im Inneren der Kutsche saßen. Es waren vier der besten Soldaten, die in der Armee dienten. Zumindest, was ihre Tapferkeit und ihre Schießkünste anging. Es waren ehemalige Revolvermänner, Reiter vom rauchigen Trail, die vor der Vergangenheit fliehen mussten und sich wie so viele andere in der Armee eine neue Heimat suchten.

Die vier Männer trugen heute ihre Zivilkleidung. Luke Heflin wusste das, ohne dass er sie sah. Er wusste überhaupt noch eine ganze Menge mehr. Außer Colonel Thomas, drei weiteren Offizieren aus Fort Concho und den vier sorgfältig ausgesuchten Soldaten, die drüben in der Kutsche saßen, war Captain Heflin der Einzige, der darüber informiert war, dass die Kutsche an diesem Tag Gold im Wert von zweihunderttausend Dollar beförderte. Und das war der Grund, weshalb die vier Männer die Kutsche nicht verlassen durften.

Doch Old Wimp lachte nur und rief: »Jetzt macht nicht gleich in die Hosen. Wenn hier jemand wäre, hätten wir es schon längst gemerkt. Kommt schon her und fasst mit an. Oder wollt ihr, dass euer Captain hier liegen bleibt, nur weil ihr ein paar lumpige Dollars zu bewachen habt?«

Nun wurde endlich die Wagentür geöffnet.

Die vier Männer stiegen aus.

Old Wimps spöttische Worte hatten ihnen das Misstrauen genommen. Der alte Kutscher fuhr inzwischen seinen Beifahrer an.

»Wo bleibst du mit dem Whisky, Jesse Thorpe? Schlaf nicht ein, zum Teufel! Und bring auch gleich das Verbandszeug mit.«

Jesse Thorpe lachte und schwenkte die Whiskyflasche.

Er lachte zum letzten Mal in seinem jungen Leben. Jesse Thorpe war vor zwei Tagen zwanzig Jahre alt geworden. Er fiel als Erster unter den Kugeln, die aus dem Hinterhalt abgefeuert wurden.

Die Banditen unter Major Anderson schossen schnell und genau. Es war fast eine einzige laute Salve, die durch den Canyon schmetterte, und sechs Männer lagen reglos auf dem harten felsigen Boden.

Andersons Banditen tauchten von allen Seiten auf, sammelten sich bei der Kutsche. Ihre Gesichter waren kalt und unbewegt, nicht einmal Triumph war auf ihnen zu erkennen. Da war nur die Gier nach dem gelben Metall in ihren Augen.

Sie standen in fast militärisch exakter Formation vor der Concord-Kutsche und sahen Anderson entgegen, der jetzt lässig herankam. Jede seiner Bewegungen, jeder einzelne Schritt wirkte irgendwie komisch. Er bewegte sich wie ein Mann, der sich zu große Stiefel angezogen hat. Und so war es ja auch. Anderson war früher ein guter Sergeant gewesen, nicht mehr und nicht weniger. Er verstand es, mit den Soldaten umzugehen, und hatte schon mehr als einmal Tapferkeit vor dem Feind bewiesen. Er trug schon ein halbes Dutzend Auszeichnungen, und es gab keinen Offizier, der nicht gern mit dem Sergeant geritten wäre.

Aber das alles war Anderson mit der Zeit zu Kopf gestiegen. Er hielt sich für etwas Besseres. Er wollte auch Offizier werden und wollte nicht einsehen, dass er niemals die Voraussetzungen für eine solche verantwortungsvolle Laufbahn mitbrachte.

Er war eben ein guter Sergeant. Aber auch nicht mehr.

Er war ein guter Sergeant bis zu dem Tag, an dem er sich wieder einmal sinnlos betrank. Und wenn er betrunken war, dann war Red Bill Anderson kein guter Sergeant mehr.

Der Whisky machte ihn jedes Mal rebellisch. Er suchte Streit mit jedermann, und wer ihn kannte, ging ihm an solchen Abenden aus dem Weg.

Deborah Parker, die Tochter von Colonel Parker, kannte den Sergeant, und sie wusste auch um seine Schwäche. Aber an jenem verhängnisvollen Abend vor drei Jahren konnte sie ihm nicht mehr rechtzeitig ausweichen. Sie kam damals von einem Spaziergang zurück. Sie war allein, als Red Bill Anderson aus dem Saloon torkelte.

Wenn Red Bill betrunken war, pflegte er sich zu nehmen, was ihm gefiel. Und Debbie Parker, die Tochter des Colonels, gefiel ihm.

Er schlang den Arm um ihre schmalen Schultern und grölte: »Ich bin genauso gut wie dein verdammter Vater. Ich bin besser als alle Offiziere, Darling. Ich habe eine Idee! Wir beide heiraten. Wir werden ein hübsches Paar. Ha, ha, ha!«

Er drängte das Mädchen in die Dunkelheit. Es wehrte sich verzweifelt, aber gegen seine Bärenkräfte kam sie nicht an. Da schrie es. Er gab ihr in seiner blinden Wut einen Schlag gegen den Kopf. Als es wieder zu sich kam, kniete Captain Luke Heflin neben ihr auf der harten Erde.

Hinter ihm lag der Sergeant. Er sah nicht sehr gut aus. Dann kamen Soldaten und führten Red Bill in den Arrest. Er behielt seine Rangabzeichen noch bis zum Tag seiner Degradierung und unehrenhaften Entlassung aus der Armee.

Heute war Red Bill Anderson der Boss einer Bande von Gesetzlosen. Er nannte sich Major und trug auch die Uniform eines solchen. Und der Hass, den er im Herzen trug, brannte wie die Hölle.

Stolz schritt er die Front seiner Leute ab und nickte ihnen anerkennend zu.

»Henry und Jason!«, sagte er. »Seht nach, ob noch einer von ihnen lebt!«

Die Genannten traten aus dem Glied und gingen zu den Niedergeschossenen hin.

Plötzlich rief Henry: »Einer lebt, Major.«

»Dann gib ihm eine Kugel!«

»Major, ich ...«

»Das war ein Befehl, Henry!«

»Aber ich kenne ihn doch. Es ist Wilson Bronx vom vierten Regiment in Fort Concho. Ich habe mit ihm zusammen gedient. Warum wollen Sie ihm nicht eine Chance geben, Major?«

Red Bill zog seinen Revolver und ging zu Henry hinüber. Mit eisigem Gesicht richtete er die Waffe auf den Nacken des Mannes, der leise stöhnte.

»So macht man das, Henry. Wegen Befehlsverweigerung ziehe ich dir deinen Anteil von dieser Beute ab. Sei froh, dass du noch so glimpflich davongekommen bist. Normalerweise pflege ich Befehlsverweigerung mit dem Tod zu bestrafen.«

Der Schuss setzte den Schlusspunkt hinter sein letztes Wort.

Corporal Wilson Bronx stöhnte nicht mehr.

Seelenruhig steckte der Major den Colt ins Holster zurück. Es war ein Schönheitsfehler, dass er ein offenes Holster trug und nicht ein geschlossenes Futteral wie bei Offizieren üblich. Aber in diesem Fall überwog Andersons Sinn für das Praktische.

Anderson wandte sich wieder an seine Männer.

»Lieutenant!«

»Yeah, Sir?«

Reno Black widerte das Soldatspielen an, aber er machte noch gute Miene zum bösen Spiel.

»Sie führen die Männer zum Versteck, Lieutenant! Ich komme gleich nach.«

Reno deutete auf Captain Heflin. »Und was ist mit dem da? Er lebt auch noch.«

»Lassen Sie das meine Sorge sein, Lieutenant! Sie können jetzt gehen.«

Reno Black salutierte schief und verschwand mit den Männern und der Kutsche.

Red Bill aber ging zu Captain Luke Heflin.

Hämisch grinsend beugte er sich über den verwundeten Mann.

»Nun, erkennst du mich wieder, du Schwein von einem Captain? Oder hast du mich vergessen?«