William Wilberforce, der Sklavenfreund - Hugo Oertel - E-Book
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Hugo Oertel

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Beschreibung

In "William Wilberforce, der Sklavenfreund" beleuchtet Hugo Oertel das Leben und Wirken des englischen Politikers und Sozialreformers William Wilberforce, der sich unermüdlich für die Abschaffung der Sklaverei einsetzte. Oertels literarischer Stil ist geprägt von einer sorgfältigen Analyse historischer Kontexte und einer packenden Erzählweise, die sowohl Experten als auch Laien anspricht. Durch prägnante Darstellungen und gut recherchierte Quellen vermittelt der Autor ein tiefes Verständnis für die moralischen und politischen Herausforderungen, mit denen Wilberforce konfrontiert war, und die historischen Umwälzungen, die seine Bestrebungen begleiteten. Hugo Oertel ist ein renommierter Historiker, dessen Forschungsschwerpunkte im Bereich der sozialen Gerechtigkeit und der politischen Ethik liegen. Mit einem akademischen Hintergrund, der von einem tiefen Interesse an der Aufklärung und den Folgewirkungen der industriellen Revolution geprägt ist, bringt Oertel nicht nur Wissen, sondern auch Leidenschaft in seine Schriftstellerei ein. Seine Auseinandersetzung mit Wilberforces Leben ist das Ergebnis jahrelanger Recherche und persönlicher Überzeugung, dass diese Geschichte von großer Relevanz für die heutige Gesellschaft ist. Dieses Buch ist jedem Leser zu empfehlen, der sich für die Geschichte der Menschenrechte und die sozialen Bewegungen des 18. und 19. Jahrhunderts interessiert. Oertels ausgewogene und fesselnde Darstellung macht "William Wilberforce, der Sklavenfreund" zu einer unverzichtbaren Lektüre, die dazu anregt, über die Errungenschaften und Herausforderungen im Kampf gegen Ungerechtigkeit nachzudenken. Entdecken Sie, wie eine einzelne Stimme einen bedeutenden Unterschied machen kann.

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Veröffentlichungsjahr: 2022

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Hugo Oertel

William Wilberforce, der Sklavenfreund

Ein Lebensbild, für die deutsche Jugend und das deutsche Volk gezeichnet
 
EAN 8596547069294
DigiCat, 2022 Contact: [email protected]

Inhaltsverzeichnis

I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.
X.

I.

Inhaltsverzeichnis

Wir haben für den Mann, dessen Lebensbild wir auf den nachfolgenden Blättern zeichnen wollen, da vorne auf dem Titelblatte die nähere Bezeichnung »Der Sklavenfreund« gewählt, und gewiß mit gutem Grunde, wie jeder, der den Mann erst aus diesem Büchlein kennen lernt, nach Durchlesung desselben wird zugestehen müssen.

Aber ob auch jeder unserer lieben Leser weiß, was es mit dieser Bezeichnung auf sich hat, und wie sehr dieselbe berechtigt, denjenigen, welchem sie mit voller Wahrheit zukommt, unter die bedeutenden Menschen zu zählen, denen in diesem Büchlein ein ehrendes Gedächtnis gestiftet werden soll?

Was man unter Sklaven versteht, brauchen wir ja wohl niemandem erst weitläufig zu erklären. Jedermann hat ohne Zweifel von jenen unglückseligen Menschen gehört, die von anderen Menschen, ihren Brüdern, in der entsetzlichsten Knechtschaft gehalten werden; über die von diesen, ihren sogenannten Herren, das vollste unbeschränkteste Eigentumsrecht in Anspruch genommen wird; die wie das Vieh oder eine tote Ware gekauft oder verkauft werden und meistenteils auch kaum eine bessere Behandlung wie das Vieh erfahren.

Und wer etwa schon solch ein Buch gelesen hat, wie das wohlbekannte auch ins Deutsche übersetzte der Amerikanerin H. Beecher-Stowe, welches den Titel führt: »Onkel Toms Hütte«, der hat auch schon einen Einblick bekommen in das herzzerreißende Elend, welches die Sklaverei im Gefolge hat. Und wenn er nur ein menschlich fühlendes Herz in der Brust trägt, das sich von Jammer und Elend, wo und wie sie ihm begegnen, rühren läßt, geschweige denn, wenn sein Herz ein christliches ist, in welchem das Gebot lebt: Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst! so kann er nicht anders, als seine höchste Achtung Solchen zollen, die ihre ganze Kraft einsetzen, um das Elend der Sklaverei lindern zu helfen, ja die auf die gänzliche Abschaffung der Sklaverei hinwirken, welche ohne Zweifel der größte Schandfleck für die Menschheit ist, der nur gedacht werden kann.

Aber, so fragt man unwillkürlich, wie war es überhaupt möglich, daß etwas so Entsetzliches und Schändliches wie die Sklaverei in der Welt aufkam? Wie war es möglich, daß sich Menschen dazu herbeilassen konnten, andere Menschen in eine Lage zu setzen, in welcher die Menschenwürde geradezu mit Füßen getreten ist?

Auf diese Frage kann man denn aber nur die rechte Antwort finden, wenn man erwägt, daß von Uranfang her das Psalmwort (Psalm 10, 10) seine Wahrheit hatte: »Der Gottlose zerschlägt und drückt nieder und stößt zu Boden den Armen mit Gewalt«; daß von jeher der Stärkere, weil er dazu befähigt war, sich auch berechtigt hielt, den Schwächeren zu unterdrücken und sich dienstbar zu machen. So war es ja, wie gesagt, von Uranfang her, seitdem durch das Eindringen der Sünde in die Welt und durch den dadurch hervorgerufenen Abfall der Menschenherzen von Gott, in diesen an die Stelle der Liebe, dieses Abglanzes des göttlichen Wesens, die Selbstsucht getreten ist; so ist es noch heute, wo das Recht des Stärkeren ohne Scheu als ein natürliches, unangreifbares Menschenrecht hingestellt, und auch in den Schranken, die das Gesetz nur irgendwie zuläßt, mit der furchtbarsten Rücksichtslosigkeit geübt wird; so wird es auch bleiben, solange nicht das Grundgesetz des Christentums, das Gesetz der selbstverleugnenden Liebe allenthalben zur vollen Geltung gekommen ist, wonach der Starke seine Stärke nicht zur Unterdrückung, sondern zum Schutze des Schwachen verwenden soll.

Die Sklaverei an und für sich ist deshalb auch fast so alt wie das Menschengeschlecht, und jedenfalls so alt als die Kriege in der Welt sind. Denn die ersten Sklaven waren ohne Zweifel Kriegsgefangene, die man zum Knechtsdienste zwang und gegen die man, weil sie Volks- oder Stammesfeinde waren, an deren Hände das Blut der eigenen Landsleute und Stammesgenossen klebte, ungescheut jede Grausamkeit und Gewaltthat glaubte üben zu dürfen. Erst allmählig mag sich dann die Sklaverei als ein dauernder, sogar gesetzlicher Zustand herausgebildet haben, bei welchem die Sklaven als lebende Ware betrachtet und mit voller Rechtsgiltigkeit gekauft und verkauft wurden.

Die alten Denkmäler Ägyptens mit ihren Inschriften und Bildwerken erheben es zur unbestreitbaren Gewißheit, daß dort im Nillande schon etwa 1600 Jahre vor Christo die Sklaverei bestand, daß vollständige Sklavenmärkte abgehalten wurden, ja daß schon damals Negersklaven vorkamen, jedoch wohl nur als Kriegsgefangene, nicht aber als Glieder der Menschenrasse, die vorzugsweise zur Sklaverei bestimmt sei und bei der schon ihre Hautfarbe den Bann und den Fluch der Sklaverei bedingte. Der traurige Ruhm, diese letztere Anschauung von der Bestimmung der schwarzen Menschenrasse zur Sklaverei aufgebracht und diese Rasse als eine niedrige Menschenart hingestellt zu haben, die sich vom Tiere kaum anders als durch die äußere Gestalt unterscheide, fällt leider auf die christlichen Nationen der Neuzeit. Und, um dies hier schon einzufügen, leider wurde sogar aus dem Worte Gottes zu beweisen gesucht, daß die Sklaverei der Schwarzen ein gottgewollter Zustand sei. Man mißbrauchte nämlich jenen schweren Fluch, den Noah über die Nachkommen seines Sohnes Ham, den man als den Stammvater der schwarzen Rasse ansieht, aussprach, wie 1Mos. 9, 25. 27 zu lesen steht, als Beweisstelle dafür; man nahm also einen menschlichen Vaterfluch, der durch eine schwere Sünde des Sohnes hervorgerufen war, als Ausdruck eines göttlichen Willens und begründete dadurch jene heillose Verwirrung der Gewissen, aus der, als aus einer trüben Quelle, all das entsetzliche Elend der Negersklaverei, all die grauenhaften Grausamkeiten des Handels mit Schwarzen hervorfloß.

Auch unter den Juden findet sich schon in frühester Zeit Sklaverei und Sklavenhandel. Abraham besaß eine Menge von »Knechten«, die wohl nichts anderes, als leibeigene Sklaven gewesen sind. Denn 1Mos. 17, 23 werden ausdrücklich unter diesen Knechten solche unterschieden, die daheim im Hause geboren, und solche, die erkauft waren. Wir haben also da schon eine durch Geburt vererbte und ebensowohl eine durch Kauf zu stande gekommenene Knechtschaft, und zwar in sehr ausgedehntem Maße. Denn 1Mos. 14, 9 werden allein 318 waffenfähige Knechte erwähnt, die im Besitze des Erzvaters waren.

Und weist nicht der Umstand, daß Jakobs Söhne ihren Bruder Joseph an israelitische Händler verkauften, ebenfalls darauf hin, daß der Sklavenhandel damals schon etwas ganz Gewöhnliches und Herkömmliches war?

Allerdings scheinen die Knechte oder Sklaven damals völlig zur Familie gehört zu haben und keineswegs als völlig rechtlos geachtet worden zu sein. Denn sie wurden ebenso wie die eignen Kinder und Hausgenossen durch die Beschneidung in den Bund aufgenommen, den Gott der Herr mit Abraham gemacht hatte (1Mos. 14, 9) und bei Elieser, dem treuen Knechte Abrahams, wurde sogar das Knechtsverhältnis ein so verschwindendes, daß Abraham, als ihm noch der eigene Sohn mangelte, Eliesers Sohn zu seinem Erben zu machen gedachte. (1Mos. 15, 4.)

Als Israel Gottes Volk geworden war und jedes Glied ein Knecht Gottes, durfte kein Israelit »auf leibeigene Weise« (3Mos. 25, 42) verkauft werden, während die Leibeigenschaft von Nichtjuden nach wie vor bestehen blieb.

Allerdings konnte ein Israelit nach dem Gesetze in die Dienste eines anderen kommen, entweder wenn er selbst sich und die Seinigen freiwillig demselben in die Dienstbarkeit verkaufte, weil er wegen Armut seine Familie nicht mehr durchbringen konnte, oder wenn er durch gerichtlichen Zwangsverkauf ihm zufiel, weil er z. B. für einen begangenen Diebstahl nicht den genügenden Ersatz leisten konnte. Aber es waren im Gesetze Anordnungen getroffen, welche dem in solcher Weise unfrei gewordenen die Rückkehr in die Freiheit und Selbstständigkeit ermöglichten; und vor allem durfte ein solcher Unfreier an Auswärtige nicht wieder verkauft werden.

Jedoch auch die heidnischen Sklaven hatten sich nach dem mosaischen Gesetze einer im Ganzen menschlichen Behandlung zu erfreuen. Wer einen seiner heidnischen Sklaven bei etwaiger Züchtigung oder im Zorne tötete, wurde bestraft, wenn der Tod unmittelbar erfolgte; überlebte dagegen der Sklave die Mißhandlung um einige Tage, sodaß sein Tod nicht als unmittelbare Folge derselben angesehen werden konnte, so wurde angenommen, daß der Tod nicht absichtlich herbeigeführt worden sei, und der Herr wurde als durch den Verlust des Sklaven genug bestraft angesehen.

Auch bei den alten Griechen stand die Sklaverei in voller Blüte trotz des starken Freiheitssinnes, der in diesem Volke lebte; ja die ganze gesellschaftliche Ordnung der Griechen forderte gewissermaßen die Unfreiheit anderer, die Sklaverei, als notwendige Unterlage. Damit sich die freien Staatsbürger ganz und ausschließlich dem öffentlichen Leben und den Staatsgeschäften widmen könnten, wie es in einer Republik nötig erschien, durfte es nicht an Solchen fehlen, die sich lediglich den kleinlichen Geschäften des täglichen Lebens und der Besorgung des Hauswesens widmeten. Zu den schwereren und gröberen Arbeiten verwendete man die Kriegsgefangenen, während die auf den Märkten gekauften Sklaven vorzugsweise zu Hausdienern genommen wurden. Berühmte Sklavenmärkte wurden auf den Inseln Delos und Chios abgehalten, wohin aus Ägypten auch Negersklaven geschickt wurden, die als Luxus-Sklaven sehr beliebt waren und von besonderem Reichtum des Besitzers Zeugnis gaben.

Ehe der berühmte Solon seine Gesetze gab, durfte der Gläubiger auch zahlungsunfähige Schuldner in die Sklaverei verkaufen, und selbst Eltern war dies mit ihren Kindern gestattet.

Jedoch war bei den Griechen die Behandlung der Sklaven im Großen und Ganzen nichts weniger als unmenschlich. Der Herr konnte genötigt werden, einen Sklaven, den er aus Bosheit grausam behandelte, zu verkaufen, ja er konnte selbst alle seine Rechte auf ihn verlieren. In Athen wurde der Herr, welcher einen seiner Sklaven getötet hatte, in die Verbannung geschickt, und die Tötung eines fremden Sklaven wurde ebenso bestraft wie die eines freien Mannes. Überhaupt war der Sklave bei den Griechen nicht völlig rechtlos, konnte sogar bis zu einem gewissen Grade eigenes Vermögen erwerben.

Anders war es bei den alten Römern, deren ganzes Staatswesen auf Gewaltsamkeit aufgebaut war und denen die beständig geführten Kriege zahllose Gefangene als Sklaven zuführten. Bei ihnen galt der kriegsgefangene Sklave nicht mehr als jede andere tote Kriegsbeute; er war nur eine Sache, über die dem Herrn das unbeschränkteste Eigentumsrecht zustand. Er konnte und durfte seine Sklaven ganz willkürlich verheiraten und dann wieder von Weib und Kind weg verkaufen, sie wegen Krankheit aussetzen, zum Kampfe mit wilden Tieren bestimmen oder auch selbst ungestraft töten.

Rom wurde bald der bedeutendste Sklavenmarkt der Welt, und reiche Römer hatten die Sklaven zu vielen Hunderten. Allein dieselben wurden keineswegs blos zu den niedersten Knechtsdiensten verwendet, sondern es gab unter ihnen Ärzte, Schreiber, Dichter, Schriftsteller, Lehrer und Erzieher.

Erst unter den Kaisern wurde die völlige Rechtlosigkeit der Sklaven einigermaßen beschränkt. Sie konnten jetzt Testamentserben werden und Verträge selbständig und rechtskräftig schließen; sie standen unter den Gesetzen des natürlichen Rechtes, durften z. B. nicht in bestimmten Verwandtschaftsgraden heiraten; sie konnten, wenn sie ihre Freilassung erlangt hatten, ihre früheren Herren wegen erlittener Mißhandlungen gesetzlich belangen. Gegen das Ende der Kaiserzeit war es für die vornehmen Römer ein Ehrenpunkt, recht viele Freigelassene zu haben, die zu dem Hause des Befreiers in einer gewissen Beziehung blieben.

So blühte in der ganzen alten Welt die Sklaverei, allerdings zum größten Nachteile der Sklavenbesitzer selbst, die sich durch die Sklaverei der freien Arbeit entwöhnten und diese als eine Schande für den Freigeborenen ansehen lernten, ja der Staaten selber. Man kann wohl sagen, die alte Welt ging an der Sklaverei zu Grunde, weil sie durch dieselbe den arbeitenden Mittelstand verlor, ohne den kein Staatswesen auf die Dauer bestehen kann.

Im Mittelalter nahm die Sklaverei die mildere Form der »Hörigkeit« an, welche die Freiheit und das Recht der Selbstbestimmung für die Hörigen keineswegs ganz aufhob. Nur wo das römische Recht volle Geltung erlangte, fand sich noch wirkliche Sklaverei der Kriegsgefangenen. Sonst wurden die Bewohner eines eroberten Landes nur gezwungen, den Grund und Boden zu bearbeiten und dann an die Sieger neben persönlichen Dienstleistungen, die bestimmt festgesetzt waren, gewisse Natural-Abgaben von dem Ertrag des ihnen überlassenen Landes zu entrichten.

Wir haben schon oben erwähnt, daß erst die neuere Zeit sich den traurigen Ruhm erwarb, die Negersklaverei eingeführt und die Ansicht in Gang gebracht zu haben, daß die Neger eigentlich gar keine rechte Menschen seien, und daß es für die Weißen nichts Unmenschliches, sondern etwas völlig Berechtigtes sei, sie in die Sklaverei zu schleppen und sich ihre rohe Kraft dienstbar zu machen.

Schon um's Jahr 1440 brachten die Portugiesen Negersklaven in den Handel und im Jahre 1460 bestand in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon ein öffentlicher Markt, auf welchem Neger zum Kaufe gestellt wurden.

Wie man dieselben erhielt? – Durch Raubzüge, die man auf den Küsten Afrikas veranstaltete und auf denen man alle Neger, deren man habhaft werden konnte, einfing und sie in möglichst großer Zahl enge zusammengepfercht in kleine, schnellsegelnde Schiffe packte. Ging dabei auch ein großer Teil der Eingefangenen und vielleicht schwer Verwundeten zu Grunde, so wurde doch noch immer an den Überlebenden ein so großer Gewinn gemacht, daß die Habsucht reiche Befriedigung fand und die auf solche Raubzüge verwendeten Kosten hohe Zinsen trugen. Als diese Raubzüge sich nicht mehr lohnten, weil die Neger, durch Schaden klug gemacht, auf ihrer Hut waren und sich in das Innere des Landes und seine unzugänglichen Schlupfwinkel zurückgezogen, sobald sich ein Schiff an der Küste blicken ließ, auch den räuberischen Weißen blutigen Widerstand leisteten und den Tod der Gefangenschaft vorzogen, da suchte man mit den Negerhäuptlingen Verträge abzuschließen, welche diese verpflichteten, gegen nichtigen Tand und geringwertige Zeuge und Geräte ihre Untergebenen an die Weißen zu verkaufen. Wo die Überredung dabei nicht zum Ziele führte, mußte der Branntwein helfen, den halb oder ganz Trunkenen die Einwilligung abzupressen.

Einen besonderen Aufschwung nahm die Negersklaverei und der grausame Handel mit den armen Schwarzen nach der Entdeckung Amerikas zu Ende des 15. Jahrhunderts, denn die Spanier und Portugiesen erkannten bald, daß die eingeborenen Indianer der neuentdeckten Länder viel zu schwächlich seien, um die reichen Schätze, welche dort der üppige Boden und der Reichtum des Erdinnern an edlen Metallen in Aussicht stellten, in dem Maße zu heben, wie es die Habsucht und die entflammte Geldgierde begehrten. Für Europäer aber erwies sich das Klima als ein zu mörderisches, als daß man hätte daran denken dürfen, solche zu schwerer Arbeit zu verwenden. Überdies wollten diejenigen Europäer, welche nach dem neuentdeckten Weltteile hinüberzogen, nichts weniger als schwer arbeiten, sondern waren nur von der Sucht getrieben, drüben, wo man das Gold auf der Straße zu finden hoffte, recht schnell reich zu werden und dann mit Gold beladen wieder heimzukehren.

So schien es als das beste, ja als das allein mögliche, um die kostbaren Entdeckungen recht auszubeuten, daß man die kräftigen, an das heißeste Klima gewöhnten Neger nach Amerika verpflanzte. Und je mehr es sich bewährte, daß dieselben das für die Europäer so verderbliche Klima auch bei der schwersten Arbeit prächtig ertrugen, desto mehr befestigte sich die Meinung und gestaltete sich allmählig zu einem unbestreitbaren Grundsatze, an dem niemand zu rütteln wagen durfte, daß die Neger für die westindischen Pflanzer ganz und gar unentbehrlich seien.

Über die Frage, ob es recht sei, sie gewaltsam zu rauben und in die Ferne zu schleppen, setzte sich die gewissenlose Habsucht und Goldgierde leicht hinweg, oder, wo noch ein Gewissen sich regte, sie zu erheben, da mußte jene Stelle der heiligen Schrift (1. Mos. 9, 25, 27) über alle Bedenken hinweghelfen, durch die man den Beweis erbracht sah, daß die Nachkommen Kanaans, als die man die Schwarzen betrachtete, nach göttlicher Ordnung für alle Zeiten bestimmt seien, den Fluch der Knechtschaft zu tragen.

Die Wildheit der eingeführten Neger, die nur mit Zähneknirschen das aufgelegte Joch trugen, ihre für die Bewohner gebildeter Länder abschreckende Rohheit, ihre von derjenigen der Weißen so sehr abweichende Gesichtsbildung, alles dies brachte nun weiter leicht die Behauptung zur allgemeinen Geltung, die Schwarzen seien eigentlich nur Halbmenschen, welche nicht viel über dem Tiere ständen, und in bezug auf welche deshalb auch die wirklichen Menschen, die Weißen, das Gottesgebot für sich in Anspruch nehmen dürften, daß sie sich die Erde unterthan machen und über alle ihre Geschöpfe herrschen sollten. Das allein reichte freilich schon hin, für die Negersklaven von seiten ihrer Herren eine Behandlung herbeizuführen, die bei ihnen durchaus keine Menschenwürde mehr gelten ließ. Aber diese üble Behandlung mußte sich notwendigerweise noch steigern, wenn es galt, die Neger zur Arbeit anzuhalten, und das Kapital, welches man auf ihren Ankauf verwandt hatte, und welches noch fort und fort ihre Unterhaltung erforderte, mit möglichst hohem Gewinn aus ihrer Arbeit herauszupressen. Denn da konnte nur der härteste Zwang die angeborene Trägheit der Neger überwinden, und nur der furchtbaren Peitsche aus Nashornhaut, die schonungslos die nackten Schultern zerfleischte, konnte es gelingen, jede leiseste Regung der Wut und des Widerstandes gegen die unbarmherzigen Peiniger im Keime schon zu ersticken.

Daß solche Wut dennoch bei den leidenschaftlichen, heißblütigen Schwarzen gelegentlich zum Ausbruche kam und sich dann in Grausamkeiten gegen die verhaßten Peiniger entlud, welche jeder Beschreibung spotten, konnte natürlich die Behandlung der Neger nicht besser machen und wurde nur als Beweis dafür geltend gemacht, daß ihnen gegenüber nur die furchtbarste Härte am Platze und im stande sei, die Weißen davor zu schützen, daß sie nicht von der überlegenen Körperkraft der Neger zermalmt würden, zumal da, wo, wie auf einsam gelegenen Pflanzungen, die Weißen in einer ganz verschwindenden Minderzahl ständen.

Wie allgemein verbreitet und wie fest gegründet die Ansicht von der Notwendigkeit und Rechtmäßigkeit der Negersklaverei und des Negerhandels im Anfange des 16. Jahrhunderts war, beweist wohl nichts besser als der Umstand, daß selbst der edle Las Casas, der treue Freund und unermüdliche Schützer der amerikanischen Indianer, die Negersklaverei nicht für unchristlich ansah, wenn es auch durchaus falsch ist, daß er seinen Indianern zu Liebe selbst die Negersklaverei eingeführt oder doch wesentlich gefördert habe. Erst gegen Ende seines Lebens ging ihm in betreff der Negersklaverei eine richtigere Erkenntnis auf und eine tiefe Reue darüber, daß er die Negereinfuhr gebilligt habe.

Wir haben schon erwähnt, daß bereits ums Jahr 1460 in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon ein förmlicher Markt für Negersklaven bestand. Die Portugiesen blieben auch fortan die Hauptsklavenhändler, während die Spanier für sich selbst bald den Sklavenhandel einstellten und sich durch Verträge mit anderen Nationen die für ihre westindischen Besitzungen nötigen Sklaven verschafften. So übernahm es im Jahre 1715 England vertragsmäßig, den Spaniern ihre Sklaven zu liefern und bedingte sich sogar das Recht aus, ihnen 144000 Neger in die Sklaverei zu verkaufen.

Denn nachdem im Jahre 1525 die ersten Negersklaven in England gelandet und verkauft waren, blühte dort der Sklavenhandel, an dem die öffentliche Meinung nicht den geringsten Anstoß nahm, rasch auf, begünstigt selbst von den Königen, die von den Sklavenhändlern hohe Abgaben erhoben.

Von 1750 bis 1783 wurden etwa 30000 Neger jährlich unter englischer Flagge in die Sklaverei geführt, besonders von Liverpool aus, das zum Hauptstapelplatze des Negerhandels wurde. Im Jahre 1771 hatte diese Stadt 105 Schiffe, die sich lediglich mit dem Sklavenhandel befaßten und eigens dafür eingerichtet waren, während London nur 85, Bristol nur 25 solcher Schiffe hatte. Während man den Menschenverlust, den Afrika durch den Negerhandel erlitt, auf 40 Millionen Menschen schätzt, berechnet man den Gewinn, welchen England aus diesem Handel zog, auf 400 Millionen Dollars, also über 1600 Millionen Mark!

Indessen gaben sich auch noch andere Nationen, wenn auch in geringerem Maße, mit dem Negerhandel ab. Denn es war ein holländisches Schiff, welches im Jahre 1620 die ersten Sklaven in Nordamerika landete, und zwar zu Jamestown in Virginien und so den Grund legte zu der bedeutenden Negereinfuhr, die nun auch dort, besonders in den südlichen Staaten, in den Gang kam und nachweisbar von 1620 bis 1740 etwa 130000, von da bis 1776 etwa 300000 Neger in die nordamerikanischen Staaten brachte.

Die Ansichten über die Notwendigkeit und Rechtmäßigkeit des Sklavenhandels, die sich in Europa gebildet hatten, verpflanzten sich, von Eigennutz und Gewinnsucht getragen, rasch dorthin und gewannen so festen Grund in der öffentlichen Meinung, daß selbst die strenge Sekte der Quäker in Pennsylvanien die Sklaverei an sich nicht, sondern nur die dabei vorkommenden Gräuel mißbilligte. Allein die in diesen Staat eingewanderten Deutschen protestierten von vornherein gegen die Sklaverei als gegen etwas unsittliches und besonders unchristliches und verlangten schon im Jahre 1688 bei der Volksvertretung die unbedingte Abschaffung derselben. Sie verschafften dadurch dem deutschen Namen den unvergänglichen Ruhm, zuerst gegen die grauenhaften Zustände der Negersklaverei öffentlich aufgetreten zu sein. Ehre jenen unerschrockenen Männern, die es wagten, gegen die gegenteilige öffentliche Meinung ihre bessere Überzeugung tapfer zu vertreten!

Allerdings fehlte es auch schon früher nicht an Einzelnen, welche sich wider die Sklaverei erhoben; aber es handelte sich dann stets um weiße Sklaven. So kaufte schon im 6. Jahrhundert der Bischof von Rom, Gregor der Große, britannische Jünglinge, welche in römische Kriegsgefangenschaft geraten und in Rom zum Verkaufe gestellt waren, los, unterwies sie sorgfältig im Christentum und ließ sie dann als Freie in ihre ferne Heimat zurückbringen, daß sie dort das Christentum ausbreiteten.

Im Jahre 1270 schlossen England und Frankreich einen heiligen Bund, der zum Zwecke hatte, die Raubstaaten an der nordafrikanischen Küste, die sogenannten Barbareskenstaaten Algier, Tunis und Tripolis, zu züchtigen, welche die durch Seeraub erlangten Schiffer oder Küstenbewohner des mittelländischen Meeres als Sklaven zu verkaufen pflegten, und setzten ihre Bemühungen auch später noch fort, ohne jedoch den Sklavenhandel dieser Raubstaaten ganz unterdrücken zu können. Erst in den dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts wurde diesem schmählichen Handel durch die Eroberung und Kolonisation Algiers von seiten der Franzosen ein Ende gemacht.