Willis Tagebuch - Susanne Nitsch - E-Book

Willis Tagebuch E-Book

Susanne Nitsch

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Beschreibung

Nach dem Tod unserer Mutter befürchteten wir, dass unser Vater ihr vor lauter Kummer bald folgen würde. Aber mit Willi, einem kleinen drolligen Hund, kam wieder Sonne in das Leben unseres Vaters. Willi führte ein vergnügtes Leben, bis eine Tragödie sein Leben erschütterte. Nach diesem Schicksalsschlag war es wieder Willi, der uns tröstete und uns immer wieder Grund zum Lachen gab. In diesem Buch berichtet Willi von seinem Leben, seinen Erlebnissen, Abenteuern und Streichen, und zeigt reichlich lustige Fotos. Wir hoffen, dass dieses Buch Ihnen, lieber Leser, viel Freude macht und Ihnen immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

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Seitenzahl: 93

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1) Wie ich zu meiner Familie kam

2) Die Anfangszeit in meinem neuen Zuhause

3) In der Welpenschule

4) Meine Streiche und Abenteuer

5) Ich werde erwachsen

6) Ein neuer Lebensabschnitt

Vorwort

Vielleicht ist es etwas ungewöhnlich, das Tagebuch eines Hundes zu veröffentlichen. Aber unser Willi ist für uns ein ganz besonderer Hundefreund. Am 23. März 2005 starb meine Mutter, Karin Nitsch geb. Michaelsen, nach nur sechseinhalbwöchiger Krankheit. Das war ein Alptraum für uns.

Meine Mutter war ein unglaublich lieber Mensch, sie war immer für uns und ihre Freunde da. Sie hatte Humor, interessierte sich für die Menschen und die Welt, hatte immer einen guten Rat für uns und war der gütigste Mensch, den ich kannte. Ihr Tod stieß uns in die tiefste Verzweiflung. Meine Eltern waren 47 Jahre glücklich verheiratet, sie hatten sich wirklich geliebt.

Unsere Familie: Bianca, Susanne, Karin und Georg

Nach ihrem Tod machten wir uns große Sorgen um unseren Vater. Er aß kaum noch, schlief nicht mehr, führte Selbstgespräche – das war erschreckend. Wir fürchteten, dass er unserer Mutter sehr bald folgen würde. Dann starb die Hündin meiner Schwester, die kleine Fussel. Eigentlich wollte meine Schwester Bianca keinen Hund mehr, weil sie sehr viel arbeitete, aber sie erzählte unserem Vater, dass sie gerne einen Welpen hätte und fragte ihn, ob er den Hund während ihrer Arbeitszeit nehmen würde. Mein Vater war einverstanden, und so zogen wir los und fanden unseren Willi. Es war Liebe auf den ersten Blick – auf beiden Seiten.

Mit Willi erwachte unser Vater aus seiner Erstarrung. Willi wollte spielen und toben, er wollte die Welt erkunden. Mein Vater kümmerte sich rührend um den kleinen Kerl, und nie fragte er Bianca, ob sie nicht ihren Hund wieder mit nach Hause nehmen wolle. Wir sind nie dahintergekommen, ob ihm bewusst war, dass wir Willi von vornherein für ihn zu uns genommen hatten, aber die Rechnung war aufgegangen. Die beiden waren ein Herz und eine Seele – Willi hat unserem Vater das Leben gerettet.

Willi hat es wirklich verdient, dass sein Leben aufgeschrieben wird. Er ist ein ganz besonderer Hund, der alle Menschen liebt, der verrückt auf Kinder ist und alle Frauen umgarnt. Kein Wunder, schließlich ist er am Valentinstag geboren. Hoffentlich darf Willi noch viele glückliche Jahre bei uns verbringen.

Dieses Büchlein ist ein Dankeschön an unseren geliebten Willi.

Solingen, im Juni 2016

1) Wie ich zu meiner Familie kam

Ich kann mich sehr gut an diesen Tag erinnern, auch wenn er schon sehr lange zurückliegt. Ich war damals stolze acht Wochen und einen ganzen Tag alt. Ich hatte Heimweh nach meiner Mama, denn man hatte meine Geschwister und mich von zu Hause fortgebracht, in ein seltsames Haus. Pferde liefen draußen herum, und eines davon wieherte mich so frech an. Das war bestimmt eine Beleidigung – ich kann Pferde bis zum heutigen Tage nicht ausstehen.

In dem Haus gab es mehrere Boxen, und in jeder Box wohnten ein paar junge Hunde. Es waren immer Geschwister, und ab und zu kamen Menschen, schauten sich die Hunde an und nahmen einen davon mit. Was wohl mit ihnen geschah? Was sollten wir hier? Ich konnte mir keinen Reim darauf machen. Ein sonderlich schönes Zuhause war das hier nicht.

Aber ich ließ mich nicht verdrießen und tollte mit meinen Geschwistern umher. Meine Schwestern verloren irgendwann die Lust an unserem Spiel, legten sich hin und schliefen ein. Ich langweilte mich. Da kamen plötzlich fremde Menschen herein, ein älteres Männchen und zwei jüngere Weibchen. Sie waren dunkel gekleidet und sahen sich um.

Die Menschen gingen langsam durch die Halle und sahen sich alle Hunde an. Endlich blieben sie an unserer Box stehen und schauten uns beim Spielen zu. Irgendwie sahen sie traurig aus. Was sie nur hatten? Es ist doch total doof, wenn man traurig ist. Ob ich sie ein bisschen aufheitern könnte? Neugierig lief ich zu ihnen hin und schaute sie an. Nett sahen sie aus. Irgendwie ein bisschen verloren, so als bräuchten sie einen Freund. Ob ich sie trösten könnte? Sie waren mir auf den ersten Blick sympathisch – bei ihnen könnte sich ein Hund sicherlich wohlfühlen.

Der Mann, der hier arbeitete, nahm mich hoch und legte mich der einen Frau in den Arm. Nett sah sie aus, wenn auch verweint. Sie brauchte mich, das spürte ich. Sie hob mich hoch und schaute mich an. „Er sieht aus wie ein Willi“, meinte sie. Die andere Frau blitzte mich mit einem kleinen Gerät an, das mochte ich nicht. Ich konnte noch nicht ahnen, dass ich im Laufe der Zeit zu einem der meistfotografierten Hunde werden sollte. Dann wollte die Frau mich weiterreichen, aber ich krallte mich an ihren Haaren fest.

Diese Menschen waren etwas Besonderes, das spürte ich. Aber irgendwann ließ ich los, und der Mann nahm mich auf den Arm. „Der sieht gut aus“, meinte er anerkennend, und reichte mich der zweiten Frau. Sie waren alle traurig, das merkte man sofort. Sie brauchten jemanden, der ihnen Freude machte. Vielleicht könnte ich ein bisschen helfen.

Einige Zeit standen die Menschen noch herum, unterschrieben Papiere, ich wurde untersucht – dann nahmen sie mich mit. Ich rief meinen Geschwistern noch schnell: „Tschüss, ich hab Euch lieb!“ hinterher, dann gingen wir an den doofen Pferden vorbei und setzten uns in ein großes dunkelblaues Auto. Irgendwie kriegte ich es nun doch mit der Angst zu tun.

Eine ganze Zeit fuhren wir herum, dann parkten wir in einer Stadt, und ich wurde in eine weiche Tasche gesteckt. Oh Gott, was mochte mir nur blühen? Die Menschen liefen umher, der Mann probierte Hemden und Hosen an, dann setzten wir uns wieder ins Auto und fuhren weiter. Wir parkten neben einem riesigen Park, mit ganz vielen kleinen Beeten und großen Steinen drauf. Die Stimmung hier war nicht gut, hier war viel Trauer zu spüren. Die Menschen schienen hier viel zu weinen, aber weshalb denn nur? Mir war das alles unheimlich.

Ich wurde an eine Leine gebunden, und dann gingen wir los. Merkwürdig, dass Menschen immer den Halt ihres Hundes brauchen, sie gehen sehr ungern unangeleint. Wir liefen ein ganzes Stück und blieben dann vor einem bestimmten Beet stehen. Dort lagen viele Blumen und Blumengestecke herum, und die Menschen seufzten und wischten sich verstohlen Tränen aus den Augen. Hier musste etwas Bedrückendes geschehen sein – aber was? Die Menschen steckten Kerzen an und stellten sie zu den Blumen, dann ging es wieder zum Auto.

Nach einer kurzen Fahrt hielten wir vor einem großen Haus. Die Menschen brachten mich hinein und sagten: „Das hier ist jetzt Dein neues Zuhause. Hoffentlich wirst Du hier glücklich, Willi.“ Da bekam ich wirklich Angst. Neues Zuhause? Ich hatte doch ein Zuhause. Bei meiner Mama, bei der ich mich immer so gerne angekuschelt habe, die so gut roch und die immer lieb zu mir war. Und was war mit meinen Geschwistern? Sie würden mich doch vermissen, und ich sie auch. Schwestern konnten zwar manchmal zickig und empfindlich sein, aber wenn ich ehrlich sein sollte, mochte ich sie schon sehr.

Zögerlich lief ich ein paar Schritte durch den Garten. Alles war fremd, nichts kannte ich. Und es roch nach einer fremden Hündin, die noch vor wenigen Tagen hier umhergelaufen war. Wo sie wohl war? Das alles machte mir Angst. In der Nähe der Treppe fand ich ein paar Tannenzweige. Schnell lief ich hin und versteckte mich. Ich wollte wieder nach Hause – zu Mama. Da nahm mich die eine Frau hoch und rief: „Er hat Angst – ach nee, ich könnte heulen.“ Und sie drückte mich an sich, und alle streichelten und bedauerten mich. Diese Menschen schienen wirklich nett zu sein.

Den Abend verbrachte ich in einer anderen Wohnung, wo ich mit der einen Frau allein war. Ich beschnüffelte ausgiebig alle Räume und wusste genau, dass hier eine Hündin gewesen war. Eigenartig. Nach all der Aufregung schlief ich bald ein und träumte von einer Frau. Sie sagte zu mir: „Willi, die Menschen, die Du heute kennengelernt hast, sind meine Familie, die ich sehr liebe. Ich musste sie verlassen, weil ich sehr krank war, ich musste in den Himmel gehen. Von dort aus sah ich, dass Du der perfekte Hund für meine Lieben bist. Ich habe sie zu Dir geschickt, damit Du sie tröstest und ihnen zur Seite stehst. Sie brauchen einen Hundefreund. Und ich verspreche Dir, dass sie alles tun werden, um Dich zu verwöhnen und Dich zu einem sehr glücklichen Hund zu machen. Hab keine Angst – es kann Dir nirgends besser gehen als bei meinem Mann und meinen Töchtern.“

Als ich aufwachte, war ich frohen Mutes. Meine Angst war verflogen, und ich war wirklich begeistert, als Bianca – so hieß die eine Frau – mich mit zur Arbeit nahm. Wir fuhren den ganzen Tag in einem Auto, von Haus zu Haus, und brachten den Leuten jede Menge Papier (Bianca nannte dieses Papier Briefe und Zeitungen) und kleine und große Pakete. Ich wanderte im Auto hin und her, und da ich weder stuben- noch autorein war, habe ich unverdrossen auf einige Briefe gepinkelt und ein paar Zeitungen angebissen. Das war aber gar nicht schlimm; als die Leute verwundert auf ihre nassen Briefe schauten, stellte mich Bianca den Leuten vor, und sie streichelten mich, fanden mich niedlich und waren überhaupt nicht böse.

Abends haben wir die Familie besucht. Der Mann hieß Georg, und die Frau Susanne. Es ist wirklich schön, wenn man so liebevoll begrüßt und gestreichelt wird, wenn einem Leckerlis zugesteckt werden und man bewundert wird - das hat mir sehr gefallen. Ja, ich war sicher – hier würde ich ein glückliches Hundeleben führen können.

2) Die Anfangszeit in meinem neuen Zuhause

Die nächsten Tage waren wirklich aufregend. Ich übernachtete bei Bianca, dann brachte sie mich morgens zum Georg und holte mich abends wieder ab. Das war echt prima. Die Menschen waren zwar alle furchtbar traurig, aber ich merkte schnell, wie sehr sie auflebten, wenn ich mich mit ihnen beschäftigte. Dann lachten sie und wurden wieder fröhlich. Wir spielten und tobten, und sie schimpften noch nicht einmal, wenn ich ihnen in die Hand biss. Beißen macht echt Spaß, die Menschen schreien dann so lustig „Aua“ und wedeln mit der gebissenen Hand herum. Das fand ich echt lustig, und wenn ich ehrlich sein soll, gefällt mir das heute noch, und bei einer Toberei fange ich die Beißerei gerne wieder an. Susanne sagt dann immer „El Brutalo“ zu mir, aber „Willi“ gefällt mir besser.

Die Sache mit den Namen verstehe ich sowieso nicht so richtig. Ich soll wie ein Willi aussehen, aber sie nennen mich auch „Goldilock“ oder „Goldbärchen“, „Puschel“, „Kuschelhund“, „Hase“ - verstehen diese Menschen denn nicht, dass ich ein großer, beeindruckender und schon ziemlich alter Hund bin, der so nicht genannt werden möchte? Immerhin bin ich schon neun Wochen alt und wiege stolze 1.400 Gramm. Aber sie schauen mich immer so lieb an, wenn sie diese Namen benutzen und sagen dann stets: „Mutti hat immer gesagt: Ein liebes Kind hat viele Namen!“ – und ich hatte und habe seeeehr viele.