Katharina Luther - Susanne Nitsch - E-Book

Katharina Luther E-Book

Susanne Nitsch

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Beschreibung

Susanne Nitsch schlüpft in die Rolle der Katharina Luther und plaudert über vergnügliche Ereignisse der Reformationszeit, gewitzte Ideen beim Fastenbrechen, Kuriositäten und Anekdoten von und über Martin Luther und vieles mehr.

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Lutherfest in Eisenach, Sommer 2011, mit Martin Luther „persönlich“

Inhaltsverzeichnis

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Quellenverzeichnis

Erstes Kapitel

Meine lieben ehrsamen, andächtigen und frommen Damen und Herren, Maiden und Recken, Protestanten und Papstgläubige. Ich freue mich, dass ich Euch in diesem Büchlein begrüßen darf. Für mich ist das eine große Ehre, denn es steht den Frauenzimmern meiner Zeit nicht zu, öffentlich das Wort zu ergreifen oder gar Schriften zu veröffentlichen. Martinus gefiel es noch nicht einmal, wenn ich mich bei uns zu Hause im Schwarzen Kloster an den Tischgesprächen mit unseren Studenten beteiligte, aber hier kann ich der vielzitierten weiblichen Geschwätzigkeit endlich einmal zu ihrem Recht verhelfen.

Martinus sagte gerne, dass man über alles predigen könne, aber nicht über vierzig Minuten. Ich möchte Euch nicht langweilen, aber vielleicht gibt es ein paar Geschichten und Legenden, die Ihr von meinem Eheherrn und unserer Kirche noch nicht kennt und ich zu Eurer Kurzweil erzählen kann.

Ich meine ohnehin, dass der Spaß in unseren Kirchen oft zu kurz kommt. Wenn wir Christen schon die frohe Botschaft – das Evangelium, das davon berichtet, dass Gott uns liebt und Jesus gestorben ist, um uns von unseren Sünden erlösen und uns das ewige Leben ingrößter Freude zu schenken – in die Welt hinaustragen sollen, dann sollen die Heiden auch merken, dass nicht nur sie einen „Heidenspaß“ haben können, sondern auch wir allen Grund zur Freude und zum Lachen haben. Es ist sicherlich kein Zufall, dass das Wort „Spaß“ einen biblischen Ursprung hat. „Spasso“ bedeutet: abschirren, von der Deichsel lassen, zügellos gehen lassen“ – das steht tatsächlich in der Bibel. So hoffe ich, dass wir hier zusammen ein bisschen Spaß haben werden.

Allerdings teilen viele hohe Kirchenleute meine Meinung nicht. Johannes Chrysostomos wies darauf hin, dass Jesus nicht gelacht habe – ich bin davon nicht überzeugt. Schließlich hat Er während einer fröhlichen Hochzeitsfeier Sein erstes Wunder bewirkt. Jesus hat das Leben geliebt und tat alles, um den Menschen aus ihrer Bedrängnis, seien es körperliche Leiden oder belastende Sünden, zu helfen. Dazu braucht es wohl ein frohes Gemüt. Trotzdem glaube man im Mittelalter, dass das Lachen die Erlösung vorwegnähme. Immerhin steht in der Bibel: „Selig seid ihr, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen“. Aber bedeutet das wirklich, dass wir in unserem irdischen Leben nicht lachen dürfen? Will Gott, dass wir keine Freude im Leben haben? Sagt Er nicht vielmehr, dass Er uns ein Leben in Fülle schenken will? Kann das funktionieren ohne das Lachen?

Ein Gott, der Menschen erschafft, Giraffen, watschelnde Pinguine, Nashörner oder Kängurus, muss doch Humor haben, oder? Immerhin ist in der Bibel 26 Mal vom Lachen die Rede, es wird zum Beispiel darin berichtet, dass Sara lachte, als sie erfuhr, dass sie mit ihren fast hundert Jahren Mutter werden sollte. Ihren Sohn nannten Sara und Abraham dann Isaak, was auf Deutsch heißt: „Gott lacht“. Isaak hatte viele Nachfahren –sollten die etwa nicht fröhlich sein? Martinus meint: „Wenn Gott keinen Spaß verstünde, so möchte ich nicht in den Himmel.“

Der Kirchenvater Augustinus fand es bedeutsam, dass Neugeborene weinen, wenn sie geboren werden, und nicht lachen. Die heilige Hildegard von Bingen warnte vor dem Lachen, denn es bringe den Säftehaushalt durcheinander und verletze die Milz.

Martinus sagt: „Wo Glaube ist, da ist auch Lachen.“ Als ich ihn fragte, wie er das meinte, antwortete er: „Wenn Gott wollte, dass wir traurig wären, würde er uns nicht Sonne, Mond und die Früchte der Erde schenken.“

Außerdem sagte er: „Gott hat kein Gefallen an der Traurigkeit des Geistes, sondern Er will, dass wir in Ihm sollen fröhlich sein. Darum hat Er auch Seinen Sohn nicht gesandt, dass Er uns betrübe, sondern fröhlich mache.“ Und noch ein letztes Zitat zum Thema Freuen möchte ich Euch sagen: „Gott will, dass die Menschen fröhlich sind, darum hat er ja alles so schön gestaltet.“ So hoffe ich, dass wir hier mit Gottes Zustimmung zusammen lachen können.

Viele der heutige Pfarrer und Priester zeigen gerne, dass sie Humor haben. So soll einmal während eines sehr heißen Sommers ein Schild an einer Kirche gehangen haben mit der Aufschrift: „Ist Ihnen heiß? Besuchen Sie den Gottesdienst in unserer herrlich kühlen Kirche!“

Auf einem anderen Schild war zu lesen: „Wenn Sie wieder einmal nicht schlafen können, zählen Sie keine Schäfchen – sprechen Sie mit dem Hirten!“

Zunächst möchte ich sagen, dass es mich sehr freut, dass mein Martinus heute noch bekannt ist und geehrt ist, und dass es bis heute fröhliche Geschichten und sogar Witze über ihn gibt. In unserer Zeit sind zum Beispiel Glühbirnen noch völlig unbekannt, aber in Eurer Zeit kennt Ihr vielleicht diese Scherzfrage: „Wie viele Katholiken benötigt man, um eine neue Glühbirne einzusetzen? Einen – aber das sollte bloß kein Laie sein. Und wie viele Protestanten benötigt man? Mindestens zwei – denn einer ist immer dagegen!“

Jemand erzählte mir folgende Geschichte: Ein Pfarrer, der sich immer sehr abhetzte und ein großes Pensum zu absolvieren hatte, erschien zu einer Kindstaufe. Beseelt von seinem Taufauftrag und der Verkündigung der frohen Botschaft hielt er eine flammende Ansprache – an den Täufling. Völlig begeistert und innerlich selbst mitgerissen schloss er mit den Worten: „Werde ein Mann im Geiste Martin Luthers!“ Leider hatte er übersehen, dass der Täufling ein Mädchen war.

Auch in den Schulen hören die Kinder von Martin und der lutherischen Lehre. So schrieb ein Schüler in seinem Aufsatz: „Luther freute sich sehr über jede Nachricht von den Fortschritten der Reformation, die bei ihm einlief, aber es kamen auch oft traurige Kunden nach Wittenberg.“

Ein englischer Schüler schrieb: „Ein Protestant ist einer, der kein Katholik ist. Die römischen Katholiken glauben, was der Papst sagt, aber die Protestanten können glauben, was sie wollen.“

Eine Berliner Schülerin hatte Martins Geschichte etwas missverstanden, und so schrieb sie: „Als Luther nun in Worms war, ärgerten ihn die deutschen Fürsten so sehr, dass er von Worms fortlief. Er lief immer weiter und weiter, die Bannbulle hinter ihm her, bis er ans Reichstagsgebäude kam. Da blieb er stehen und sagte: „Hier stehe ich, ich kann nicht mehr, Gott helfe mir, Amen!“

Auch Hausaufgaben haben so ihre Tücken. Ein Pfarrer erzählte in seinem Religionsunterricht: „Als rechtmäßige Nachfolger der Apostel gelten die Bischöfe.“ In der Zusammenfassung, die einer seiner Schüler schrieb, musste der arme Pfarrer dann lesen: „Die Bischöfe gelten als recht mäßige Nachfolger der Apostel.“

Ein anderer Pfarrer wollte seinen Schülern die Wunder erklären und fragte sie, wie man denn die Handlung nenne, bei der Wasser zu Wein würde. Ein Schüler glaubte es zu wissen. Er meldete sich und antwortete: „Weinhandlung.“

In einer Grundschule ging es während des Religionsunterrichtes um Martin Luther und die Reformation. Zu Beginn der Stunde sprachen die Kinder über Halloween und freuten sich auf ihre Verkleidungen. Der Lehrer sagte: „Ach herrje, Halloween. Was gibt es denn noch an diesem Tage?“

Die Kinder sahen sich ratlos an. Der Lehrer schüttelte den Kopf und meinte: „Das Reformationsfest!“ Ein Schüler fragte: „Äh ja, was war das doch gleich?“ Eine Schülerin wusste es und antwortete: „Da hat doch Lothar Matthäus die Thesen an die Kirchentür genagelt!“

Auch in Universitäten ist der Name Martin Luther nicht unbekannt. Es gab einmal einen Professor für Kirchengeschichte, der zu Recht für seinen strengen Prüfungsstil gefürchtet war. Er fragte seinen Kandidaten nach den Ereignissen des Jahres 1616, jedoch gab der Student keine Antwort. Der Professor fragte: „1521?“

Der Student zuckte mit den Schultern. „Erasmus von Rotterdam?“ Der Student schwieg. „Katharina von Bora?“ Der Prüfling schaute hilflos zu Boden. Zornig fragte der Professor: „1517?“ Nachdem der Student wiederum nicht antworten konnte, schrie der Professor: „Martin Luther!“ Der Student stand auf und ging zur Tür. Der Professor brüllte: „Wo gehen Sie hin?“ Der Student antwortete verblüfft: „Sie haben doch gerade den Nächsten hereingerufen?!“

Martinus wäre sicherlich amüsiert, wenn er das hören würde, allerdings war er auch ein strenger Lehrer, dem das Bibelstudium über alles ging. In Eurer heutigen Zeit, wo die Leute nicht mehr viel vom Glauben wissen; wenn ihnen – gefragt nach den Heiligen – nur der heilige Strohsack einfällt und sie alsSchutzpatron der Glöckner den „Heiligen Bimbam“ nennen, würde er zweifellos mit einem Donnerwetter dazwischen brüllen und eine gepfefferte Predigt halten – Euch also wortwörtlich abkanzeln.

Auch brauchte man nicht mit seinem Verständnis rechnen, wenn er auf Leute träfe, die keine Lust auf den Gottesdienst haben. Es gab einen jungen Mann, der sich schwer damit tat, am Sonntag Morgen in die Kirche zu gehen. Müde verteidigte er sich sich mit den Worten: „Jesus hat doch ein Abendmahl gestiftet, und keine Frühmesse!“