Windstochter - Jutta Oltmanns - E-Book

Windstochter E-Book

Jutta Oltmanns

4,2
8,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Schwarze Perlen für Venedig

1698, im ostfriesischen Weener: Die junge Franka wird von ihrem Onkel, dem sie den Haushalt führt, nur geduldet. Ihr einziger Trost ist das Gestüt des Pferdebarons Jan Meester, wo sie vom alten Jakob in die Tierheilkunst eingeweiht wird. Aus einer Notlage heraus und um ihre Vergangenheit zu ergründen, schließt Franka sich Jasper Rose an, der einen Tross edler Friesenhengste nach Italien führen soll. Die gefährliche Reise in eine Welt des Prunks und falschen Scheins stellt Franka vor die größte Herausforderung ihres Lebens.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 568

Bewertungen
4,2 (16 Bewertungen)
9
1
6
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Jutta Oltmanns

Windstochter

Historischer Roman

WILHELM HEYNE VERLAG

MÜNCHEN

Vollständige Taschenbuchausgabe 04/2014

Copyright © 2013 by Jutta Oltmanns

Copyright © 2014 by Wilhelm Heyne Verlag, München

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Redaktion: Frauke Brodd

Umschlagillustration und Umschlaggestaltung:

Nele Schütz Design, München, unter Verwendung

eines Bildes von © Bridgeman

Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln

ISBN 978-3-641-11852-5

www.heyne.de

Meiner Freundin Helga gewidmet,

einer wahren Heldin

Gott hat den Menschen aus Erde gemacht,

das Pferd aber schuf er aus Wind.

Arabisches Sprichwort

Prolog

Der Fluss zog träge dahin und kräuselte sich sacht in der Strömung. Das helle Silber des Mondlichts tanzte auf dem Wasser, das glucksend gegen das Boot schlug.

Der Mann hatte keinen Blick für den Zauber des Mondes. Seine Augen waren auf das gegenüberliegende Ufer gerichtet. Fröstelnd zog er die wollene Decke enger um sich. Dann, endlich, sah er den langen hellen Lichtstrahl und stieß das Boot mit einem erleichterten Seufzer vom Ufer ab.

Kühle feuchte Nachtluft schlug ihm ins Gesicht. Er beachtete die Kälte nicht, verengte die Augen zu Schlitzen und starrte angestrengt über das Wasser. Wieder ein Lichtstrahl. Er hob den Arm. Die beiden Männer auf der anderen Seite winkten ebenfalls, wandten sich dann vom Fluss ab und verschwanden mit langen Sätzen in der Dunkelheit.

Kraftvoll zog der Mann das Paddel durch das Wasser und hielt auf sein Ziel zu. Kleine Wellen umspielten das Boot, und beim Eintauchen des Blattes flogen Wasserperlen auf. Kaum ein Laut war zu hören.

Doch dann, urplötzlich, verharrte der Ruderer reglos. Es waren nicht mehr allein die bekannten Geräusche des Flusses, die er wahrnahm. Seine Fuchsaugen huschten wachsam über den Strom. Er sah etwas aufblitzen und bemerkte plötzlich Umrisse einer menschlichen Gestalt im Wasser. Im fahlen Mondlicht wirkte das Bild der Frau, die sich an einen Baumstamm klammerte, seltsam unwirklich. Der Stamm schnellte in der starken Strömung auf das Boot zu. Immer wieder schlug Wasser über der Frau zusammen. Es war der Schmuck um ihren Hals, den der Mann hatte funkeln sehen.

Begehrlichkeit glitzerte in seinen Augen auf. Er stieß das Paddel ins Wasser und ließ das Boot vorwärts schnellen, um den Baumstamm abzufangen.

Unvermittelt hielt er inne. Eine zweite Gestalt, ein kleines Mädchen, lag bäuchlings über dem Holz. Als ihre Augen sich trafen, begann das Kind zu schreien.

Der Mann trieb sein Boot voran, erreichte den Baumstamm und warf das Paddel auf die Planken. Er streckte seine Hände aus, spannte die Muskeln an und zog. Die Frau rührte sich nicht. Ihr Gesicht trug einen leeren Ausdruck. Fluchend löste der Mann ihre Finger gewaltsam vom Holz, packte fest zu und zerrte die durchnässte Gestalt in das Boot. Der Kahn schwankte mächtig unter der Last und trieb vom Baumstamm fort.

Keuchend sank der Mann in die Knie. Sein Blick hing an dem Goldschmuck. Wieder schrie das Mädchen. Ein unentschlossener Moment, dann griff er nach dem Paddel und ruderte erneut an den Baumstamm heran. Das Mädchen streckte ihm die Arme entgegen. Er wollte sie zu fassen kriegen, doch es gelang ihm nicht. Mit einem Schrei glitt das Kind ins Wasser. Es tauchte unter und wieder auf, versuchte nach der Seitenwand des Bootes zu greifen, doch die Finger verfehlten ihr Ziel. Das Mädchen versank erneut, und er sah nur noch ihre nassen Strähnen an der Wasseroberfläche. Der Mann beugte sich vor, griff in die dichte Mähne, biss die Zähne zusammen und zog. Mit einer gewaltigen Anstrengung hievte er die Ertrinkende ins Boot. Beider Atem ging keuchend. Das Kind würgte. Wasser lief in Strömen aus Kleidung und Haaren in das schwankende Boot. Der Mann fluchte.

Das Mädchen klapperte mit den Zähnen und zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub. Ihre Augen glitten zu der Frau. Sie rutschte auf die Gestalt zu, streichelte, sanfte Worte murmelnd, das Gesicht. Ihre Augen weiteten sich entsetzt, als sie rot gefärbtes Wasser sah, das aus dem Haar auf die Schiffsplanken lief.

Panisch wandte sie sich dem Mann zu, sagte etwas in einer Sprache, die er nicht kannte, richtete sich auf und griff nach seinen Händen. In ihren großen dunklen Augen lag ein Flehen. Ihre Finger fühlten sich eisig an vom kalten Wasser. Der Mann löste sich aus der Umklammerung und sank langsam in die Knie. Er schob sich zu der Frau vor, berührte zuerst den Goldschmuck um ihren Hals, dann den Stoff des kostbaren Brokatmantels. Sein Blick streifte einen Beutel, den sie um die Hüften geknotet trug. Rasch öffnete er die Verschnürungen. Seine Augen weiteten sich, als er die glatten schweren Münzen sah.

Entrüstet zerrte das Mädchen wieder an ihm. Der Mann wischte ihre Hände fort. Er schob den Mantel der Verletzten auseinander, knöpfte das Kleid auf und legte ein Ohr an ihr Herz. Er lauschte. Da war nichts. Noch einmal hielt er den Atem an. Nichts!

»Sie ist tot!«

Das Kind begriff nicht.

»Tot!« Er machte eine entsprechende Handbewegung.

Das Mädchen schrie auf und stieß wieder Worte hervor, die er nicht verstand. Sie umklammerte seine Arme und zog und zerrte.

Das Boot drohte zu kentern. Wütend stieß er sie von sich. Das Mädchen fiel. Ihr Kopf schlug gegen das Holz des Bootes. Sie öffnete die Augen, rührte sich aber nicht.

Der Mann griff wortlos nach dem Paddel und hielt auf das Ufer zu.

I

Weener

April bis Mai 1698

1

Der volle Mond lag Franka im Blut, sie spürte, wann sich der Himmelkörper rundete. Diese Nächte gehörten ihr und Tyr, und der Hengst wusste darum. Er wartete auf sie.

Franka blickte sich nach allen Seiten um, denn niemand durfte erfahren, dass sie hier war. Auf dem Gestüt herrschte vollkommene Stille, die nur ab und zu durch ein leises Rascheln unterbrochen wurde. Franka öffnete zuerst das Vorhängeschloss und dann das Tor des Stalls. Tyr wieherte freudig und trabte mit federnden Sprüngen auf sie zu. Seine dunkle Mähne umwogte ihn wie eine seidige Wolke. Der pechschwarze Hengst sah wunderschön aus mit seinem edlen Kopf, der breiten Brust und dem langen Schweif, der fast den Boden berührte.

Franka streckte die Hände nach ihm aus, doch Tyr blieb in einiger Entfernung stehen. Den Schweif hoch gereckt zog er Pirouetten, tänzelte hin und her und kam schließlich näher.

Franka lachte und strich sanft über den mächtigen Hals des Hengstes. Tyr schnaubte leise und streckte sich wohlig.

Franka berührte sein Antlitz, strich ihm das Haar zwischen den Augen zusammen und verfolgte die Linien seines Kopfes mit den Fingerspitzen.

»Einen Hengst wie dich hätten sie im alten Orient mit Gold aufgewogen.«

Für einen Augenblick legte sie ihre Stirn an seine und verharrte still. Dann schwang sich Franka auf Tyrs Rücken, und sie verschmolzen zu einer Einheit. Franka spürte unter sich die mächtige Ansammlung von Kraft und Schnelligkeit, die sich mit ihren Gedanken verband. Sie ließen das Gestüt hinter sich.

Nicht lange, und Franka flog auf dem Rücken des Hengstes dahin, als ob er schwebte. Vor ihnen das weite Land, Himmel und Erde, unbegrenzt von Zäunen und Mauern. Wie herrlich das war!

Ich habe dir die Macht verliehen zu fliegen, ohne Flügel, zu siegen, ohne Schwert.

Der Gott der Araber sollte diese Worte gesagt haben, zumindest behauptete Jakob das. Franka hatte seine Stimme noch im Ohr.

»Allah schuf das Pferd, ein Wesen ohnegleichen, indem er eine Handvoll Südwind nahm und ihm Atem einhauchte. Alle Schätze der Erde legte er zwischen seine Augen, und Edelmut flocht er in das Haar seiner Stirnlocke.«

Es gab eine Legende um diese Worte. Gott hatte das Pferd geschaffen, damit es den Menschen dienen sollte, aber das Pferd weigerte sich. Da versprach der Allmächtige ihm, dass es nach seinem Tod wieder zu Wind und in ewiger Freiheit leben würde.

Jedes Mal wenn Franka in Vollmondnächten auf Tyr ritt, kam es ihr vor, als ob sie diese versprochene Freiheit schon im Diesseits ein Stück weit spüren konnte.

Als der Fluss in Sicht kam, hielten sie an. Aus Tyrs warmem Fell stiegen Dampfwolken in die Nachtluft auf. Frankas Blick schweifte zu dem silbrigen Band, in das der Mond die Ems verwandelt hatte. Wie von einem unsichtbaren Atem bewegt, kräuselte sich das Wasser in sanften Wellen. Die alten Weiden am Ufer schienen ihr wie Riesen, deren Frühlingslaub ihr Geheimnisse zuraunten. Franka fühlte sich wie verzaubert. Fast glaubte sie, Elfen und Einhörner zwischen den Bäumen wandeln zu sehen. Durch diese Unwirklichkeit drang der Schrei eines Nachtvogels zu ihr herüber.

Immer schon war da eine besondere Verbindung zu diesem Ort am Strom gewesen, eine Faszination, die Franka sich nicht erklären konnte. Es war ein erregendes Abenteuer, in Vollmondnächten den Hengst zu reiten, mit ihm hierher aufzubrechen. Nicht einmal Jakob wusste davon.

Im Mondlicht schimmerte Tyrs schwarzes Fell silbrig. Das Pferd stand ganz still, und für einen Moment hatte Franka das Gefühl, auf einer erlesenen kostbaren Bronzefigur zu sitzen. Doch dann spürte sie die Wärme des Hengstes. Er war ganz und gar lebendig! Mit ihm fühlte auch sie sich so. Franka nahm den Einklang zwischen ihnen wahr. In Augenblicken wie diesen war sie wunschlos glücklich.

Franka erwachte schlaftrunken und glaubte für einen Moment, immer noch wie eine Tochter des Windes auf Tyrs Rücken dahinzufliegen. Stattdessen lag sie längst wieder auf ihrem Strohlager, und die Müdigkeit umgab sie wie ein Schleier. Franka lauschte auf das Trommeln der Regentropfen, das sie geweckt hatte. Die Nacht war kurz gewesen. Franka schob die Vorhänge ihres Wandbettes beiseite und lugte zum Fenster hinüber. Der Morgen dämmerte bereits heran. Sie horchte erneut. Bis auf den Regen war alles ruhig. Zu ruhig!

Franka sprang aus dem Alkoven und öffnete leise die Tür zum Nebenraum. Das Bett war leer! Es würde bald hell werden, und ihr Onkel war immer noch nicht zurück!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!