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"Pflege", ein Thema, an dem fast niemand vorbeikommt. Es wird höchste Zeit, dass sich etwas ändert! Anstatt gegeneinander zu arbeiten, haben WIR ein Miteinander beschlossen. Eine Brücke gebaut, von pflegenden Angehörigen zu beruflich Pflegenden, denn zusammen sind wir stärker ... Ungeschönt schildern wir einen Teil unserer täglichen Kämpfe. In Texten und lyrischer Form zeigen wir auf, warum sich etwas ändern muss. Lesen Sie ebenfalls, warum, wo und wie einige von uns auch außerhalb ihre Umfeldes aktiv geworden sind. Wunderbare Autoren und Illustratoren unterstützen dieses außergewöhnliche Buch mit ihren Texten und Illustrationen. Der gesamte Verkaufserlös geht an eine Stiftung, die sich für die Belange von pflegenden Angehörigen einsetzt: "Wir! Stiftung pflegender Angehöriger". Damit geben wir etwas für diesen Einsatz zurück. Die gesamte Brückenbau-Reihe sollte auch von der Politik wahrgenommen werden, damit der MENSCH wieder in den Fokus rückt und nicht alles nur noch am Geld hängt.
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Wir bauen eine Brücke Zusammen sind wir stärker
Anthologie
Gewinnerbuch der Bronzemedaille „best Author 2017“ im Karina Verlag
Neuauflage 2023
Anthologie
Wir bauen eine Brücke Zusammen sind wir stärker
© 2022 Brigitte Bührlen, Emily Chuck, Barbara Dölker, Ursula Furkert, Gisela Hoff, Andreas Janocha, Monika Hald-Greiner, Brigitte Hald-Hübner, Rosel Klein, Rudolf Köster, Markus Kohler, Marlies Lüer, Bianca Meier, Irene Pachner, Rainer Pick, Marion Reinartz, Caroline Régnard- Mayer, Le Alex Sax, Kornelia Schmid, Stefan Schmid, Susanne Schmid, Steffi Teichmann, Ulrike Weber, Heinz Weinert, Wiebke Worm
2. Auflage, Vorgängerausgabe 2017 (Best Author 2017 bronze im Karina Verlag)
Herausgegeben von
: Wiebke Worm)
Illustriert von
: Sven Jochims, Claudia Querüber und Helga Rikken
Coverdesign von
: Wiebke Worm
Lektorat
: Rudolf Köster
Covergrafik von
: Bodie Henryk Ambrusch
Verlagslabel
: Pflegende Angehörige bauen Brücken
ISBN Softcover: 978-3-347-77756-9
ISBN Hardcover: 978-3-347-77757-6
ISBN E-Book: 978-3-347-77758-3
ISBN Großschrift: 978-3-347-77759-0
Druck und Distribution im Auftrag des Autors:
tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Germany
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte sind die Autoren verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Herausgeberin, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Deutschland.
Widmung
Dieses Buch ist uns gewidmet!
Uns allen, die wir uns über die Pflege zusammengefunden haben.
Uns allen, die wir etwas bewegen möchten – und es auch tun.
Aber auch denen, die sich an unsere Seite stellen. Die uns helfen und motivieren, weiterzumachen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Brigitte Hald-Hübner
Licht in meinem Alltag als
Andreas Janocha
Glücklich
Le Alex Sax
Der Tod ist ein Nebengeräusch
Heinz Weinert
Ein Sohn, der seine Mutter pflegt?
Kornelia Schmid
Achterbahn MS
Stefan Schmid
Alles aus Liebe
Susanne Schmid
Von einer Tochter
Elu Suam
Oma und der Pflegenotstand
Barbara Dölker
Der richtige Momente
Sven Jochims - Illustration
„Gemeinsam Schaukeln wir das“
Irene Pachner
Who cares (I)
Marlies Lüer
Ich bin ein zahnloser Tiger!
Rudolf Köster
Anfangs noch ohne Titel
Kommunikationsprobleme
Brigitte Bührlen
Ein Kuss am Abend genügt!
Rosel Klein
Ein Abschied mitten im Leben
Helga Rikken – Illustration
„Die Nacht“
Steffi Teichmann
Ein Tag auf der Dementenstation
Bianca Meier
Erinnerungen an Katja
Helga Rikken
Strickwerk – Lebenswerk
Gisela Hoff
Rückblicke
Elu Suam
Packen wir's an!
Caroline Régnard-Mayer
Meine Jahre als „Pflegende Mutter
Emily Chuck
Warte ab, wenn wir uns wiedersehen
Irene Parcher
Glücksmomente
Rainer Pick
Ich komme nicht raus!
Markus Kohler
Gefühlschaos
Helga Rikken
Anerkennung
Heinz Weinert
Warum häusliche Pflege ?
Claudia Querüber - Illustration
„Mikrokosmos“
Elu Suam
Was ich mir als potentielle,
Kornelia Schmid
Loslassen – für mich
Wiebke Worm
Gedankengänge
Heinz Weinert
In der Ruhe liegt die Kraft
Barbara Dölker
Tagesspruch
Marion Reinartz
Rückblicke
Claudia Querüber – Illustration
Wiebke Worm - Text
„Deine Augen“
Ursula Furkert
Unser Waldspaziergang
Monika Hald-Greiner
Segen für die Nacht
Nachwort
Danksagung
Informative (Pflege)Seiten von uns:
PA-Bücher - Bisher erschienen:
Vorwort
Einige Zeit ist vergangen, seitdem unser erstes Gemeinschaftswerk „Wir bauen eine Brücke von uns, hinaus in die Welt“ entstanden ist.
Ein Buch von uns, für uns. Aber auch für all diejenigen, die sich für Einblicke in die private Welt des Pflegens interessieren.
Entstanden aus dem Wunsch heraus, etwas zu bewegen.
Die vielen positiven Rückmeldungen haben uns motiviert, weiterzumachen. Deshalb halten Sie jetzt Band II vom „Brückenbau“ in der Hand.
Dies ist ein Buch, in dem Pflegende Angehörige und beruflich Pflegende Seite an Seite stehen, so wie es auch im richtigen Leben sein sollte. Auch einige liebe Menschen, die uns unterstützen möchten, haben mitgewirkt.
Wir möchten aufzeigen, warum wir jeden Tag kämpfen. Für unsere Angehörigen, für unsere Patienten, aber auch für uns.
Mit unseren Texten möchten wir auch diesmal denjenigen, die noch nicht in solchen Situationen stecken, helfen zu verstehen.
Allen Pflegenden möchten wir erneut Mut machen. Ihr seid nicht allein!
Es gibt Millionen von uns. Wir müssen uns nur bemerkbar machen. Unsere Rechte einfordern! Ohne uns würde vieles hier im System zusammenbrechen.
Aus Liebe zu unseren Angehörigen, aus Respekt gegenüber den Patienten und auch aus Pflichtgefühl nehmen wir viel in Kauf. Wir wissen, dass wir auch viel zurückbekommen. Wir wissen, warum wir das alles machen, jedoch kann es nicht angehen, dass eine Rund-um-die-Uhr-Ausnutzung stattfindet - und das Tag für Tag.
Auch diesmal wird der Erlös vom Verkauf komplett an die Stiftung »WIR! Stiftung pflegender Angehöriger« gespendet. Die sich für Pflegende Angehörige (PA) und deren Anliegen einsetzt. Mehr zur Stiftung am Ende.
Mit „Wir bauen eine Brücke von uns, hinaus in die Welt“ zeigten wir, was uns bewegt, wie wir verarbeiten und dass wir da sind!
Mit „Wir bauen eine Brücke – Zusammen sind wir stärker“ geht es weiter.
Es gibt noch so viel Ungleichgewicht im Bereich der Pflege, wir kämpfen für mehr Gerechtigkeit, auch deswegen ist dieser Band entstanden, denn: „Zusammen sind wir stärker“.
Wir hoffen, dass wir mit den Texten aufrütteln, nachdenklich stimmen und zuletzt auch etwas erreichen können. Es gibt, trotz allem, auch glückliche Momente, die wir hier bewusst zeigen.
Ich habe die Texte, die ich erhalten habe, bewusst nicht geändert, damit sie authentisch sind.
Jetzt wünsche ich Ihnen, auch im Namen aller Mitwirkenden, eine interessante Lesezeit.
Ihre Wiebke Worm
(Herausgeberin)
Brigitte Hald-Hübner
„Deine Finsternis wird zur Mittagshelle!“ (aus Jesaja 58,11)
Licht in meinem Alltag als Pflegende Angehörige
Es scheint mir manchmal so, als würde meine seit Jahren tägliche Pflege und Betreuung meiner Schwester im häuslichen Bereich in gewisser Weise auch mit dem „Himmel“ und seiner Vorsehung zusammenzuhängen. Spontan kommt mir ein Leitspruch meines Lebens aus Jesaja 58,11 in den Sinn:
„Wenn du Hungrigen dein Brot reichst / und den Gebeugten sättigst, dann wird im Dunkel dein Licht erstrahlen / und deine Finsternis wird zur Mittagshelle. Dann wird der Herr dich allzeit leiten / und selbst im dürren Land dich sättigen. Er wird deine Glieder mit Kraft erfüllen; / du wirst wie ein bewässerter Garten sein, / wie eine Quelle, deren Wasser nie versiegt. Man wird Dich nennen, der Breschen vermauert, und der Trümmer zum Wohnen wieder herrichtet. “
Was hat dieser Spruch mit meiner Situation im Hier und Jetzt zu tun? Lange wusste ich es nicht! Ich hatte ihn vor vielen Jahren als Präambel für meine Diplomarbeit erwählt … und er war wohl bereits damals mehr als Appell und Anfrage an meine Aufgabe im Leben gedacht und bezog sich nicht nur auf das gegebene Thema – das Schicksal von Kindern, die unter Vormundschaft standen. Die Wahl meines zweiten Berufes fiel auf den Sozialbereich.
So stimmte dieser Bibelspruch für mich auch die ersten sechs Jahre meines Berufslebens in einer Obdachlosensiedlung, in der ich mich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln an Theorie und Phantasie, an Mitgefühl und hinzu gewonnenem Wissen über entsetzliche Bedingungen des Daseins der Bewohner einbringen konnte. Ich wurde beschenkt mit großer Liebe der Klienten, deren Schicksal ich mit den vorgegebenen bürokratischen Hürden zu verbessern suchte.
Doch „Herrichten“ konnte ich die Trümmer ihres Lebens nicht. Eine chronische Rippenfellentzündung machte mir zudem deutlich, dass ich mir ein anderes Berufsfeld suchen musste. Dieses fand ich nach absolvierter Supervisionsausbildung als Referentin in einem Wohlfahrtsverband, in dem ich nun in Gemeinwesenarbeit und Erwachsenenbildung, sozusagen als Multiplikatorin, 27 Jahre tätig war.
Doch schon während meiner aktiven Berufstätigkeit (1996) wurde meine Zwillingsschwester von einem schmerzhaften Leiden heimgesucht, das im Lauf der Zeit zu totaler Pflege-bedürftigkeit führte. Selbstverständlich stellte ich mich in jeder Hinsicht zur Verfügung, um ihre Krankheit zu lindern – der Zusammenhalt der Familie machte es möglich. Vor zwölf Jahren schließlich erhielt meine Schwester die höchste Pflegestufe! Wie kräftezehrend und aufreibend diese Begleitung und aktive Hilfe ist, ja, dass ich an meine physischen und psychischen Grenzen kommen und verzweifelt nach Hilfe Ausschau halten würde, hatte ich bei Übernahme der Pflege nicht einmal geahnt.
Jahrelang konnte ich meine berufliche Tätigkeit – auch durch das Entgegenkommen meiner Chefs und meines Arbeitgebers - mit der Pflege und Betreuung vereinbaren. Mein Mann, der Sohn meiner Schwester und ich, wir teilten uns den Pflegealltag zu dritt, wöchentlich mehrmals unterstützt von einem ambulanten Pflegedienst, da für den bettlägerigen Angehörigen manche Hilfeleistungen nur zu zweit verrichtet werden können. Schließlich konnte ich (dank des finanziellen Rückhalts meines Mannes) meine Arbeitszeit reduzieren und manche schriftlichen Ausarbeitungen von zu Hause aus erledigen.
Aber dennoch musste ich fünf Jahre früher in Rente gehen, um den gestiegenen Anforderungen in der Pflege nachkommen zu können; der Gesundheitszustand M.s hatte sich verändert und erforderte durch hinzu gekommene Symptome, wie Atemprobleme usw., eine fast ständige Anwesenheit. 2004 schließlich erhielt sie die höchste Pflegestufe.
Sehr schnell konnte ich mit Bedauern feststellen, dass der regelmäßige Besuch von Kultur- und Bildungsveranstaltungen, Treffen mit Verwandten, Freunden und Bekannten, Reisen, Urlaube usw. und die Pflege von Hobbys nicht mehr möglich waren.
Ich, WIR als Familie führten kein „normales“ Leben mehr!
Wie lange hatte ich meine Verwandten und Freunde schon nicht mehr gesehen – wie schwer war es, sich jeweils kleine Auszeiten (nur für ein paar Stunden) frei zu schaufeln, wann hatte die Familie zusammen zuletzt etwas unternehmen können? Immerhin: Einige hielten Kontakt zu mir, riefen hin und wieder an, schickten Mails – und ich zurück!
Dank des Telefons und vor allem des Internets konnte und kann ich wichtige Beziehungen weiterhin behalten – bis heute! Welch ein Glück!
Die moderne Technik verbindet uns mit der „Welt draußen“ - und die „Trotzmacht des Geistes“ (Viktor Frankl) tut ein Übriges:
Meine Schwester konnte und kann noch am sozialen Leben teilnehmen und trotz ihrer Schmerzen und Einschränkungen andere Menschen erfreuen und erheitern: So verfasste sie hauptsächlich in den letzten 10 Jahren (aber gelegentlich auch noch in der Gegenwart) Gedichte und Rätsel in Reimform, die sie mir, da sie selbst seit vielen Jahren nicht mehr schreiben kann, diktierte bzw. diktiert. Ich stenographierte bzw. schrieb sie auf und schickte sie per E-Mail unseren Freunden, Bekannten, ehemaligen Kollegen und Leitern von entsprechenden sozialen Einrichtungen, die sie begeistert aufnahmen. Auch in Kindergärten, Heimen, Seniorenclubs und bei verschiedenen Zusammenkünften wurden vereinzelt diese Gedichte, Texte und Rätsel (die zudem Denken erforderten) zum Besten gegeben; besinnliche religiöse Texte und Gebete zu Advent, Weihnachten, Ostern und anderen kirchlichen Festen trugen zur Programmgestaltung während Familienfeiern, Gruppentreffen und Gottesdiensten bei.
Mehrmals erlebte ich, dass sich Gäste solcher Treffen gerührt die Augen wischten – freudig konnte ich meiner Schwester davon berichten. Diese hatte eine sinnvolle Aufgabe gefunden: Sie verwendete ihr großes Wissen und ihre dichterische Veranlagung zur eigenen Freude und zur Freude anderer, wenn Schmerzen und Kraft dies zuließen.
Ein erfüllendes Dasein für uns beide!