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Eine junge Frau erinnert sich an ihre wohlbehütete Kindheit in einem südamerikanischen Land und kommt einem dunklen Geheimnis auf die Spur: Die Eltern, die sich so fürsorglich um sie gekümmert haben, sind nicht ihre leiblichen Eltern. Sie sind Teil eines terroristischen Regimes, das auch ihre Eltern umgebracht hat …
Von der Autorin des Erfolges „Geschichte vom alten Kind“.
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Seitenzahl: 183
Buch
Das Mädchen wächst wohlbehütet in einer Stadt auf, die ihm immer freud- und lebloser wird. Während es Klavier spielt oder sich mit seiner besten Freundin Anna unterhält, klingen die draußen platzenden Reifen wie Schüsse. Mit der Zeit verschwinden immer mehr Freunde und Bekannte. In den Statuen, die bald die immer leerer werdenden öffentlichen Plätze beherrschen, erkennt es die Freunde seines Vaters. Je älter sie wird, desto fester muß die junge Frau die Augen verschließen, um nicht mitzubekommen, welcher Art die harte Arbeit ist, die ihr wahrheitsliebender Vater hinter den undurchdringlichen Mauern des Staatsgefängnisses verrichtet. Sie merkt, daß sich viele Geheimnisse um ihr Leben ranken. Und sie ahnt, daß sie keines der Geheimnisse wirklich kennen lernen will.
Jenny Erpenbeck gelingt ein sprachlicher Balanceakt, in dem sich Grauen und Schönheit aneinanderschmiegen und in dem selbst das Ungesagte eine Wucht sondergleichen erhält.
Autorin
Jenny Erpenbeck wurde 1967 in Berlin (DDR) geboren und lebt heute als freie Autorin und Regisseurin in Berlin. Ihr Prosadebüt »Geschichte vom alten Kind« war 1999 ein sensationeller Erfolg, 2001 folgte der Erzählband »Tand«. Beide Bücher wurden mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet und sind in insgesamt elf Sprachen übersetzt.
Jenny Erpenbeck bei btb:
Geschichte vom alten Kind (72686)
Tand. Erzählungen (72993)
Jenny Erpenbeck
Wörterbuch
Für ihre Unterstützung meiner Arbeit an diesem Buch danke ich dem Ledig Rowohlt House und dem Künstlerhaus Schloß Wiepersdorf.Die Interpunktion dieses Buches folgt weitgehend der alten Rechtschreibung, manchmal jedoch rein rhythmischen Gesichtspunkten.
1. AuflageGenehmigte Taschenbuchausgabe Februar 2007,btb Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, MünchenCopyright © der Originalausgabe 2005 Eichborn AG, Frankfurt am MainUmschlaggestaltung: Design Team München nach einem Entwurf von Christina HuckeSatz: Uhl + Massopust, AalenMM · Herstellung: AWISBN 978-3-641-13475-4
www.btb-verlag.de
Von Herzen für meinen Vater.
»Meist sind nur ein paar Knochen übrig.«
(SCHIMMECK)
»Hier ist eine Generation verschwunden.«
(FONDERBRIDER)
… bên zi bêna, bluot zi bluodalid zi geliden, sôse gelîmida sîn!…Bein zu Beine, Blut zu Blute, Glied zu Gliedern, so seien sie festaneinandergefügt.
(2. MERSEBURGER ZAUBERSPRUCH)
Wozu sind denn meine Augen da, wenn sie sehen, aber nichts sehen? Wozu meine Ohren, wenn sie hören, aber nichts hören? Wozu all das Fremde in meinem Kopf?
Das, Gehirnwindung für Gehirnwindung, zunichte denken, bis vielleicht ganz am Grund ein Löffelchen voll von mir durchscheint. Die Erinnerung hernehmen wie ein Messer und es gegen sie selbst richten, die Erinnerung abstechen mit der Erinnerung. Wenn das geht.
Vater und Mutter. Ball. Auto. Das vielleicht die einzigen Wörter, die heil waren, als ich sie lernte. Und auch die dann verkehrt, aus mir gerissen und andersherum wieder eingesetzt, das Gegenteil von Ball wieder Ball, von Vater und Mutter Vater und Mutter. Was ist ein Auto? Alle anderen Worte von vornherein mit der Hälfte Schweigen als Bleigewicht an den Füßen, so wie der Mond seine dunkle Seite mit sich herumschleppt, sogar wenn er voll fest, aber jetzt laß ich sie los, und wenn es nicht anders geht, schneide ich den einen oder anderen Fuß lieber mit ab. Ball. Ball.
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