Geschichte vom alten Kind - Jenny Erpenbeck - E-Book

Geschichte vom alten Kind E-Book

Jenny Erpenbeck

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Beschreibung

»Eine faszinierende poetische Fuge über den Versuch, die Zeit anzuhalten.« Focus

Ein Mädchen wird gefunden, nachts auf einer Straße, einen leeren Eimer hat es in der Hand. Es ist nicht schön noch hässlich, niemand kennt seinen Namen, niemand weiß, woher es kommt, niemand weiß, wer seine Eltern sind. Niemand, auch das Kind selbst nicht. Also wird es in ein Heim gesteckt und auf eine Schule geschickt. Eine verstörende Aura der Formlosigkeit umgibt dieses Geschöpf; jeder Versuch der Kontaktaufnahme prallt zurück wie ein Ball von der Wand. Nur ganz selten scheint es, als wisse das Kind mehr, als es preisgibt – doch wer versucht, sein Geheimnis zu durchschauen, hat das Gefühl, er blicke in einen blinden Spiegel ...

In ihrem hochgelobten Debütroman gelingt es Jenny Erpenbeck, der wundersamen Gestalt des alten Kindes eine ganz eigene Sprache zu geben. Eine Sprache, die auf faszinierend-verstörende Weise alles fasst: die Magie der Fremdheit, das Staunen über die Welt, das Geheimnis des Kindes.

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Seitenzahl: 118

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Buch

Ein Mädchen wird gefunden, nachts auf einer Straße, einen leeren Eimer hat es in der Hand. Es ist nicht schön noch häßlich, niemand kennt seinen Namen, niemand weiß, woher es kommt, niemand weiß, wer seine Eltern sind. Niemand, auch das Kind selbst nicht. Also wird es in ein Heim gesteckt und auf eine Schule geschickt. Eine verstörende Aura der Formlosigkeit umgibt dieses Geschöpf; jeder Versuch der Kontaktaufnahme prallt zurück wie ein Ball von der Wand. Nur ganz selten scheint es, als wisse das Kind mehr, als es preisgibt – doch wer versucht, sein Geheimnis zu durchschauen, hat das Gefühl, er blicke in einen blinden Spiegel …

»Klug und überraschend. Die ›Geschichte vom alten Kind‹ ist das wohl wundersamste Buch des Herbstes.«

Süddeutsche Zeitung

»Eine faszinierende poetische Fuge über den Versuch, die Zeit anzuhalten.« Focus

Autorin

Jenny Erpenbeck wurde 1967 in Berlin (DDR) geboren. Nach einer Buchbinderlehre und Tätigkeiten als Requisiteuse und Ankleiderin an der Staatsoper Berlin studierte sie in Berlin Theaterwissenschaften und Musiktheaterregie. Seit 1991 arbeitete sie zunächst als Regieassistentin und inszenierte danach Aufführungen für Oper und Musiktheater in Berlin un Graz. Ihr Prosa-Debüt »Geschichte vom alten Kind« war 1999 ein sensationeller Überraschungserfolg, 2001 folgte der Erzählband »Tand«. Beide Bücher wurden mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet und sind in insgesamt elf Sprachen übersetzt. Jenny Erpenbeck lebt als freie Autorin und Regisseurin in der Nähe von Graz.

Jenny Erpenbeck bei btb

Tand (72993)

Wörterbuch (73461)

Heimsuchung (73894)

Dinge, die verschwinden (74069)

Jenny Erpenbeck

Geschichte vom alten Kind

5. AuflageGenehmigte Taschenbuchausgabe Juli 2001 bei btb,einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmBHCopyright © Eichborn AG, Frankfurt am Main, Juli 1999Umschlaggestaltung: Design Team MünchenUmschlagfoto: Bavaria/Definitive StockSatz: IBV Satz- und Datentechnik GmbH, BerlinSR · Herstellung: Augustin WiesbeckISBN 978-3-641-13478-5www.btb-verlag.dewww.facebook.com/btbverlagBesuchen Sie auch unseren LiteraturBlog www.transatlantik.de

FÜR MEINE MUTTER

Als man es gefunden hat, stand es des Nachts auf der Straße, mit einem leeren Eimer in der Hand, auf einer Geschäftsstraße, und hat nichts gesagt. Als die Polizei es dann mitgenommen hat, ist es von Amts wegen gefragt worden, wie es heiße, wo es wohne, die Eltern wer, das Alter welches. Vierzehn Jahre alt sei es, antwortete das Mädchen, aber seinen Namen wußte es nicht zu sagen, und auch nicht, wo es zu Haus war. Die Polizisten hatten anfangs Sie zu dem Mädchen gesagt, aber jetzt sagten sie Du. Sie sagten: Du mußt doch wissen, woher du gekommen bist, wo du vorher gewesen bist, bevor du dich hier auf die Straße gestellt hast mit deinem leeren Eimer. Das Mädchen konnte sich einfach nicht daran erinnern, es konnte sich an den Anfang nicht erinnern. Es war ganz und gar Waise, und alles, was es hatte und kannte, war der leere Eimer, den es in der Hand hielt, noch immer in der Hand hielt, während es von der Polizei befragt wurde. Einer der Polizisten versuchte, das Mädchen zu beleidigen und sagte: Alles im Eimer, was. Aber das Mädchen merkte gar nicht, daß es hatte beleidigt werden sollen, und antwortete einfach: Ja.