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Yasemin ist 21 Jahre Jung, atemberaubend schön und ihre Augen gleichen dem Blau des Himmels. Trotzdem sind ihre Blicke voller Trauer und Leid erfüllt. Ein Leid, das für einen Menschen alleine kaum zu ertragen und kaum vorstellbar ist. Tyrannei, Folter und Todesangst. All dem stellt sich Yasemin auf ihrem Weg. Sie begegnet unvorstellbar bösartigen Menschen. Umso mehr geben ihr die gutherzigen Menschen kraft, die wie ein Licht für sie sind. Wird sie den Kampf gewinnen? Schafft sie es, sich aus der Verzweiflung zu befreien?
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Seitenzahl: 221
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Ausschnitte Aus Meinem Wirklichen Leben!
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Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Leserkommentare
Übersetzt aus dem Original türkischen, erschienen 2021 ©
Nurgül Sönmez
Autorin: Nurgül Sönmez
Übersetzerin: Nurgül Sönmez
Lektorin: Açelya Soylu
Korrekturlesen: Corinna Feldmann
Korrekturlesen: Luther v. Georg
Korrekturlesen: Nurgül Sönmez
Grafik - / Cover-Designerin: Açelya Soylu
Buchsatz / Illustratorin: Gamze Taşdemir
Autorin:
nurgulsonmez
nurgulsonmezofficial
Buch Service:
buch.service
Team:
21.08.1979
Deutschland
Nurgül Sönmez wurde am 21. August 1979 in Werdohl in
Nordrhein-Westfalen geboren.
Ihre Mutter starb 1995 bei einem schweren Autounfall.
In dieser Zeit war sie für ihren achtjährigen Bruder mehr Mutter als Schwester. Nur vier Jahre später wurde sie zum Vormund ihres jüngeren Bruders ernannt. Von da an ersetzte sie beide Elternteile und unterstützte ihn liebevoll auf all seinen Wegen. Sie hat ein jüngeren Bruder und drei ältere Schwestern.
2015 starb ihr Vater durch eine Krankheit.
Zwischen 1995 und 2020 erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen. Bereits in dem Jahr, in dem sie ihre Mutter verlor, begann sie zu schreiben und verfasste unzählige Gedichte, Songtexte und Romane. Alle beruhen auf wahren Begebenheiten. Die Rechte an über 50 Romanen und mehr als 2500 Songtexten wurden von verschiedenen Verlagen und bekannten Komponisten erworben. Heute steht sie nicht mehr hinter den Kulissen, sondern mit ihren Werken direkt auf dem Podest.
2014
erschien ihr erstes Buch Namens ANA (Poesi) (Türkisch)
2015
YASEMİN’İN SAVAŞI (Türkisch)
2017
YASEMİN’İN İNTİKAMI (Türkisch)
Matilda (Türkisch, Deutsch)
1001 GECE YERİNE – BİN BİR GÜN (Türkisch)
STATT 1001 NACHT - TAUSENDUNDEIN TAG (Deutsch)
YASEMİN’İN ÇARESİZLİĞİ 1 (Türkisch)
YASEMİN’İN SAVAŞI 2 (Türkisch)
YASEMİN’İN İNTİKAMI 3 (Türkisch)
Matilda (Englisch)
YASEMINS VERZWEIFLUNG 1 (Deutsch)
MAAROUF (Türkisch, Deutsch)
INSTEAD OF 1001 NIGHT - THOUSAND AND ONE DAY (Englisch)
YASEMINS KAMPF
2
(Deutsch)
YASEMINS RACHE 3 (Deutsch)
MAAROUF (Englisch)
YASEMIN'S DESPERATION 1 (Englisch)
YASEMIN'S STRUGGLE 2 (Englisch)
YASEMIN'S REVENGE 3 (Englisch)
Alle Bücher wurden ins Französische übersetzt und sind für die kommenden Buchprojekte geplant. Danach folgen Übersetzungen in die Sprachen Arabisch und Spanisch. Bei Interesse und Nachfrage auch in weiteren Sprachen.
Ihre Werke © basieren auf wahren Begebenheiten und unterstützen weiterhin soziale Projekte mit dem Erlös der Bücher.
Sehr bald auch als Hörbücher erhältlich!
Ausschnitte aus meinem wirklichen Leben!
Ich drücke mich gerne in einfacher Umgangssprache aus. Am liebsten herzlich und ehrlich. Trotzdem bin ich es natürlich auch gewohnt, mich professionell und akademisch auszudrücken. Wir sprechen überall ein bisschen anders. Es fällt mir nicht schwer, mich in verschiedenen Sprachen zu verständigen. Mit Händen und Füßen kann ich mich immer und überall verständigen. Ich glaube, man könnte mich in jedem Land der Welt aussetzen und ich würde mich immer mit den Menschen dort unterhalten können. Ob das ein unentdeckte Gabe ist?
Wen wundert es also, dass ich schon in über 40 Länder unserer schönen Erde gereist bin? Dass es so viele Länder sind, hätte ich selbst nicht gedacht. Ich bin ein bisschen herumgereist...
Eigentlich war ich in diesen Ländern nicht als Tourist unterwegs, wie man vielleicht denken könnte. Die meisten meiner Besuche dienten dazu, die Helden meiner Bücher zu treffen. Geschäftsbesuche sozusagen. Das zählt für mich nicht als Urlaub. „Urlaub“ habe ich bisher kaum oder gar nicht gemacht.
Auf einigen Reisen habe ich echte Herzensprojekte entdeckt.
Ich bin Patin für 3 Waisenhäuser in 3 verschiedenen Ländern geworden. Turkmenistan, Afghanistan und Nigeria.
Bevor ich zum Schluss komme, möchte ich einige Erinnerungen aus diesen Waisenhäusern mit euch teilen. Ich besuchte einen meiner Helden aus einer unveröffentlichten Geschichte in Turkmenistan. Ich habe dort etwa 12 Tage verbracht. Während dieses Aufenthalts trafen wir einen kleinen Jungen, der auf dem Bürgersteig weinte.
Er sah anders aus als die anderen Kinder dort. Wir standen hilflos vor einem weinenden, trauernden Kind von 3-4 Jahren. Da wir nicht wussten, wie wir dem Jungen helfen konnten, riefen wir die Polizei. Zusammen mit einem Polizisten fuhren wir zur örtlichen Polizeistation. Das Kind war ein pakistanischer Junge und sollte in einem Waisenhaus untergebracht werden. Alle Daten, die er angeben konnte, wurden von der Polizei aufgenommen und dem Waisenhaus übergeben. Wir folgten ihm ins Waisenhaus.
„Wer hat das Kind gefunden?“, fragte uns einer der Betreuer im Waisenhaus. "Ich“, sagte ich. „Wie soll er heißen?“, fragte er. „Mohamed, weil er Mohamed heißt", antwortete ich. Wir nahmen alle Unterlagen für eine Patenschaft mit. Ich nahm mir ein Versprechen vor. Dieser Junge soll es einmal weit bringen. Er soll eine Chance auf ein besseres Leben haben. Er ist Pakistani. Er soll nicht von seiner Heimat getrennt sein. Das Versprechen wurde nie gebrochen. Er hat studiert und irgendwann geheiratet. Ja, ich habe ihn als Sohn angenommen. Heute ist er Konsul in seinem Heimatland Pakistan.
Wenn ich Mohamed besuchte, fielen mir vier Mädchen auf, die mich neugierig machten. Ich musste mehr über sie erfahren. Vier Schwestern, unzertrennlich. Sie waren wunderschön. Einwandererkinder mongolischer Türken. Ihre Eltern waren früh gestorben. Für diese vier Mädchen fühlte ich mich verantwortlich wie für Mohamed, und ich übernahm ihre Verantwortung bis ins Berufsleben und darüber hinaus. Für die eine bin ich wie eine Schwester, für die andere wie eine Freundin, für die beiden anderen wie Mutter und Tochter. Sie haben mir bisher viele glückliche Momente beschert.
Außerdem habe ich in Afghanistan maßgeblich an einer Gesetzesänderung mitgewirkt, die den Frauen dort das Leben im Alltag erleichtert.
Ich sehe mich nicht als Aktivistin, das bin ich auch nicht. Ich sehe mich eher als Teil des Lebens.
Bis heute habe ich mit niemandem darüber gesprochen. Über gute Taten sollte man nicht viel reden. Wenn das jeder tut, können wir vielleicht gemeinsam diese Welt ein bisschen erträglicher machen.
Ich engagiere mich mit ganzem Herzen für soziale Projekte. Je mehr Bücher Sie bestellen, desto mehr Hilfe können wir den Opfern zukommen lassen.
Und Du, liebe Leserinnen und Leser. Wenn auch ihr eine Lebensgeschichte habt, die Herzen berührt, dann schreibt mir!
Gemeinsam sind wir stark.
Tausende Stimmen können die Hoffnung für Eine Stimme sein
Ihre Spende in guten Händen
Aus dem Gesamten Jahreseinkommen der Bucheinnahmen, möchte ich gern prozentual an Hilfsorganisationen und hilfebedürftige Personen spenden.
Wenn auch Sie spenden möchten, können Sie dies gerne mit dem Erwerb einer meiner Bücher tun. Meine Werke sind in allen bekannten Shops erhältlich oder können in Buchhandlungen bestellt werden.
Für den Erwerb eines Buches mit Signatur, kontaktieren Sie mich gerne über meine Social-Media-Kanäle oder schreiben eine Mail. Bücher mit Signatur können Europaweit und über online Buchhandlungen Weltweit versendet werden.
Gemeinsam sind wir stark
Yasemin war seit einer Woche nicht mehr zur Arbeit gekommen, obwohl sie nicht krank war. Darüber war ich sehr besorgt. So schrieb ich ihr eine Nachricht. Nach vollen viereinhalb Stunden Wartezeit bekam ich endlich eine Antwort: »Nurgül, ich rufe dich um 21.30 Uhr an, dann bin ich alleine. Nicht anrufen oder schreiben. Genug ist genug! Ich habe das nicht verdient. Ich bin so fertig, ich kann es nicht mehr ertragen!«
Die Nachricht meiner Arbeitskollegin erschreckte mich und ich fing an, über sie nachzudenken. Ich hatte erwartet, dass die Zeit bis 21.30 Uhr schneller verging, aber es wollte einfach nicht später werden. So ging ich im ganzen Haus auf und ab als hätte ich ein schweres Verbrechen begangen. Zu mir selbst sagte ich: »Ich hoffe, ihr ist nichts passiert.«
Ihre Nachricht kam dann endlich um 21.47 Uhr: »Er ist nicht zur Arbeit gegangen. Ich werde versuchen, mich später zu melden.«
»Yasemin! Sag mir sofort, was passiert ist. Wenn du Hilfe benötigst, hab keine Angst. Spreche mich bitte an«, schrieb ich ihr zurück. Vor Sorge schlief ich erst am Morgen ein. Die ganze Nacht wartete ich auf eine Antwort. Gegen sechs Uhr morgens erhielt ich endlich eine Textnachricht von Yasemin: »Ich komme!« Erleichtert seufzte ich auf.
Als mein Bruder wach wurde, bereitete ich für uns das Frühstück vor. Eigentlich bräuchte ich einen Tee, aber dazu kam ich nicht mehr. Plötzlich klingelte es unaufhörlich. Ängstlich und panisch rannte ich zur Haustür. Es konnte nur Yasmin sein, warum klingelte sie Sturm?
Vor meiner Wohnung stand Yasemin. Ihre tränenvollen, blauen Augen starrten mich an, ihre Umarmung bedeute so viel wie: „Endlich gerettet“. Ihre beiden Geschwister bemerkte ich erst gar nicht, denn ich war so froh, sie zu sehen und nur auf sie konzentriert.
Seit jungen Jahren kümmerte Yasemin sich schon um ihre beiden Geschwister. Ihr Bruder Suat war elf und ihre Schwester Kiraz sieben Jahre alt. Die Verantwortung lag auf Yasemin´s winzigen Schultern, die jeden Tag wuchs. Sie war sogar bereit, ihr Leben zu opfern, um ihre beiden Geschwister zu beschützen.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir unser Privatleben nie geteilt. Wir respektierten gegenseitig unsere Privatsphäre, denn wir hatten Angst, aneinader zu verletzen – wenn wir zu weit gingen. Wir dachten dieselben Dinge.
Yasemin und ihre Geschwister hatten an diesem Tag nicht einmal Zeit, Tee zu trinken. Meine schöne Heldin, die es eilig hatte, ihre Geschwister zur Schule zu bringen, versteckte die Tränen vor ihnen. Sie stand erschöpft vor mir. Es kam mir vor, als sähe ich ein Spiegelbild von meinem eigenen Leben vor mir. In diesem Moment dankte ich meinem Herrn und flüchtete wieder zu IHM.
Yasemin hatte keine Mutter und keinen Vater. In ihrem Leben existierten ihre Eltern nicht. Vielleicht doch, und ich wusste es einfach nicht. Auf jeden Fall war sie für ihre Geschwister Mutter wie auch Vater. Den Verlust ihrer Eltern versteckte sie sehr gut hinter einer Fassade. Obwohl sie das nicht sagte, fühlte ich ihren Schmerz und durfte an ihrem Leben teilnehmen.
Die drei sahen aus, als wären sie zu Hause geflüchtet. Ich machte mich auf alles gefasst und war alarmiert. Aber es blieb keine Zeit zu reden. So bereitete ich schnell eine Lunchbox für die Kinder vor und gab sie ihnen. »Vielen Dank Nurgül!«, sagte Yasemin und küsste meine Wangen. Sie hatte es eilig, die Treppe hinunter zu kommen, um die Kinder zur Schule zu bringen. Mit erhobener Stimme rief sie von der unteren Stufe herauf: »Ich rufe dich in der Mittagspause an.«
Das entspannte mich ein wenig. Jedoch fühlte ich mich überhaupt nicht wohl. Ich wusste nicht, was mit ihr geschah. Das Wichtigste war, dass sie für ihre Geschwister Verantwortung trug. Egal was da vorgefallen war, sie bemühte sich und leistete Widerstand. Ich wusste zu schätzen, dass sie mir so sehr vertraute.
Yasemin! Meine starke, entschlossene Heldin, die sich um ihre Geschwister kümmerte. Ich verstand, dass Yasemin viel durchgemacht hatte, aber ich kannte ihre Lebensgeschichte nicht genau. Trotzdem war sie immer noch eine Heldin für mich. Sie war fleißig, mitfühlend und verantwortungsbewusst, fast wie eine „MUTTER“ liebevoll. Was für sie normal war, kam anderen nicht so vor.
Ich hatte ein endloses Vertrauen in Yasemin, weil sie nicht schauspielerte. Sie war keine Schauspielerin, nicht einmal die Hauptdarstellerin in ihrem eigenen Leben. Sie focht einen harten Kampf mit ihren Lebensbedingungen aus. Dies bewerkstelligte sie alles für ihre Geschwister, nicht für sich selbst.
Die Lautlose Schreie, sind die Zeilen von Yasemin.
Die versprochne Nachricht von Yasemin, die sie mir am Nachmittag schicken wollte, kam nicht.
Hatte sie denn wenigstens auf der Arbeit angerufen? Kurzerhand schrieb ich meiner Chefin aus dem Friseusalon, denn diese Frage schwirrte mir immer im Kopf herum und gab mir keine Ruhe.
Ich war traurig, weil die Antwort negativ war. Mein Blick ruhte auf der Uhr, aber meine Gedanken galten Yasemin. Ich wunderte mich, denn ich erinnerte mich an das, was sie gestern schrieb: »Schreib nicht, ich schreibe dir.« Bedeutete das, dass sie Angst vor jemandem hatte?
Meine Schicht im Restaurant war vorbei. Mit einem Job kam ich nicht über die Runden. Ich ging nach meinem täglichen Einkauf nach Hause. Yasemin und ihre Geschwister warteten vor meiner Tür auf mich. Mit schnellen Schritten näherte ich mich ihnen. Mein einziger Wunsch war herauszufinden, was los war. Sie freute sich, mich zu sehen und ging mit einem bitteren Lächeln auf mich zu.
»Hallo, ich konnte dich nicht informieren. Er hat mir das Telefon weggenommen«, entschuldigte sie sich.
Es war so, wie ich es vermutete, Yasemin hatte schrecklich viel Angst vor jemandem, sogar große Furcht. Die Lage verstand sich von selbst. Sie befand sich bereits in einer schwierigen Situation.
»Komm schon, lass uns nicht draußen reden, lass uns reingehen. Dann erzählen wir uns, was es zu erzählten gibt. Habt ihr schon gegessen? Seid ihr hungrig?«, fragte ich, als wir die Treppe hinaufstiegen.
»Ich bin nicht so wichtig, aber meine Geschwister konnten nach der Schule nichts essen«, antwortete Yasemin.
Sobald ich das Haus betrat, eilte ich in die Küche, stellte die Einkaufstaschen auf den Tisch und begrüßte die drei erst mal richtig mit einer liebevollen Umarmung. »Willkommen, ich bin sehr froh, dass ihr hier seid«, gestand ich.
Anschließend forderte ich sie auf: »Kommt Kinder, wascht eure Hände, während ich das Eingekaufte in die Schränke einräume.«
Beide hörten aufs Wort, daher antworteten sie: »Okay.« Dann gingen sie ins Badezimmer.
»Yasemin, was ist los? Ich respektiere deine Privatsphäre. Obwohl ich nichts über dich weiß, vertraue ich dir, ich glaube an dich! Du bist in einer schwierigen Situation, du hast Angst und fürchtest dich vor jemandem. Bitte sag mir, was dich belastet, aber nicht vor den Kindern«, forderte ich sie auf.
Ihr Kiefer begann zu zittern und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Ich umarmte Yasemin, die ihre Emotionen nicht zurückhalten konnte. Ihre Tränen liefen in Strömen über ihre Wangen. Fürsorglich lehnte ich ihren Kopf an meine Schulter, dann streichelte ich ihr über die Haare. Ihr Weinen wurde stärker, dazu fing sie an zu schluchzen.
Als ich die Badezimmertür hörte, und die Kinder sich wieder der Küche näherten, rief ich sie zur Ordnung: »Komm zu dir! Jetzt ist es an der Zeit, stark zu sein.« Schnell brachte ich die Kinder ins Wohnzimmer und ließ Yasemin in der Küche zurück. Ich wollte nicht, dass die Jungen sich sorgten und die Tränen sahen.
Die Geschwister vermittelten mir, dass sie mir vertrauten, dass sie in guten Händen waren und sich wohlfühlten. Das freute mich natürlich sehr. Nachdem ich mich auf die Couch gesetzt hatte, fragte ich: »Was habt ihr in der Schule gemacht? Habt ihr Hausaufgaben auf?«
Beide redeten zur selben Zeit: »Ja, haben wir.«
»Okay, dann macht ihr jetzt eure Hausaufgaben. In der Zwischenzeit bereite ich mit eurer Schwester das Essen zu«, erwiderte ich mit einem Lächeln.
In der Küche stand ich neben Yasemin. Endlich hatten wir zum ersten Mal die Gelegenheit zu sprechen. Ich wollte zuhören, ohne zu atmen, damit ich nichts verpasste. Auch wenn wir nicht viel Zeit hatten, mussten wir uns den Moment nehmen.
Sofort erzählte Yasemin von ihrem Leben. Sie wurde in der Türkei geboren. Bereits in jungen Jahren verlor sie ihre Mutter. Aufgeregt sprach sie in kurzen, halben Sätzen, dass ihr Leben sich nach dem Tod ihrer Mutter völlig verändert hatte. Auch wenn ich ihre Lebensgeschichte nicht kannte, war es, als sähe ich mein Antlitz im Spiegel. Obwohl wir bisher kaum eine vertraute Unterhaltung führten, hatte ich das tiefe Gefühl, dass wir gemeinsame Aspekte und Parallele zueinander finden würden. Mit ihrem ersten Satz wurde meine Vermutung schon bestätigt. Sie hatte keine Mutter ...
Früher lebte Yasemin in der Türkei, sie wuchs als Einzelkind auf. Ihre Eltern verdienten sich ihren Lebensunterhalt, indem sie alles verkauften, was sie auf den Feldern und Weinplantagen ernteten und auf dem Markt anboten. »Mit zehn Jahren fing ich als Hilfskraft bei einem Friseur in unserer Gemeinde an zu arbeiten«, berichtete Yasemin, die leidenschaftlich gern las, aber die Schule nach der 5. Klasse verlassen hatte, weil sie Geld verdienen musste. Die Handfertigkeiten lagen ihr, sie stellte sich sehr geschickt in diesem Job an. Nach dem Tod ihrer Mutter kämpfte sie mit dem Schmerz und ihrem Verlust. Trotzdem kümmerte sich die Leseliebhaberin, um die Verpflichtungen des Hauses. Sie pflegte die Gärten und Felder, zusätzlich arbeitete sie weiterhin noch im Friseurladen. In ihrer Kindheit trug sie die schwere und große Last der Verantwortung, die sie eigentlich nicht tragen konnte.
Zwischendurch schaute ich nach den Kindern. Sie saßen noch brav im Wohnzimmer und machten ihre Hausaufgaben. So erzählte Yasemin mir ihre Lebensgeschichte weiterhin in kurzen Sätzen.
Katastrophale und schreckliche Veränderungen ereigneten sich in ihrem Leben, nachdem ihr Vater zwei Monate nach dem Tod ihrer Mutter wieder geheiratet hatte. Yasemin`s Stiefmutter besaß einen fürchterlichen Charakter wie die bösen Stiefmütter in Filmen. Unter Tränen zeigte Yasmin mir ihre Wunden am Körper. Es waren gestreifte und auch kreisförmige tiefe Narben. Sie schilderte mit zitternder Stimme die grausame Gewalt und die Spuren, die ihre Stiefmutter ihr zugefügt hatte. Ich wollte sie nicht in psychische Not bringen, auch nicht, dass sie die Einzelheiten erzählte. Als eine Person, die immer gegen Gewalt ist, bin ich dafür, die Tyrannei öffentlich zu verbreiten.
Als Kind hatte Yasemin nicht einmal eine Freundin. Durch ihre Arbeit und verantwortungsbewusstes Leben fand sie nie Zeit dazu, mit anderen Kindern kontakt aufzubauen. Yasemin, die sich nicht einmal mit sich selbst anfreunden konnte, sagte plötzlich: »Ich wollte Staatsanwältin werden. Ich wollte die Opfer vor Unrecht schützen und auch rechtliche Strafen für diejenigen in die Wege leiten, die Verbrechen begangen haben.« Das strahlende Licht in ihren Augen schwebte mir immer noch im Geist herum. Es war in der Tat ein Ausdruck dafür, wie viel Ungerechtigkeit ihr widerfahren war.
Die Yasemin, die vor mir saß, stand mit beiden Beinen auf dem Boden, griff mit ihren Händen nach dem Leben, um daran teilzuhaben. Die Frau, die ich vor mir sah, war keine schwächelnde Person. Die Schmerzen und Ungerechtigkeiten, die sie erlebt hatte, machten sie zu einem starken Charakter und zu dieser Yasemin.
»Ich war seit sie geboren wurden, Mutter meiner Halbgeschwister. Sie sind in meinen Händen aufgewachsen. Ich habe mich um sie gesorgt und sie großgezogen«, berichtete sie, was mein Herz in diesem Moment zum Schmerzen brachte. Kleine Yasemin, es war ein sehr reifes Leben, das sie in ihrer Kindheit leben musste. Es war unmenschlich, aber ein Teil aus der Realität des Lebens, von Tausenden ähnlichen Fällen.
Die warme Mahlzeit war gegessen und der Hunger der Kinder gestillt. Wir hatten das intensive Gespräch beendet und wollten es nicht vor Yasemins Geschwistern fortsetzen. Sie schaute ständig hastig auf die Uhr, als sie dann aus dem Fenster sah, wurde sie langsam unruhig. Es schien, als dürfte sie nur für eine bestimmte Zeit von zu Hause abwesend sein. Sie verhielt sich so, als müsste sie nach Hause, bevor die Person, die ihr diese Angst einjagte, sie holen kam. Ich fragte sie in einem besorgten, aber ruhigen Ton, der ihr Vertrauen gab: »Yasemin, mit wem lebt ihr unter einem Dach? Wer hat dir dein Telefon weggenommen und warum? Warum bist du gerade so hektisch?« Die junge Frau erwiderte: »Wir leben bei meiner Tante. Als mein Vater starb, überließ meine Stiefmutter mir meine Geschwister. Eigentlich leben wir bei meiner Tante väterlicherseits, aber es ist eine lange Geschichte. Ich erzähle dir ein anderes Mal davon.« Schnell beeilte sie sich, ihren Geschwistern in Schuhe und Jacke zu helfen.
Das Reden hatte mich erleichtert, aber es war auch genauso kraftraubend gewesen, denn ich hatte das Gefühl, dass ich gerade eine sehr schwere Last auf meinen Schultern trug. Wir umarmten uns, als sie sagte: »Meine Krankschreibung gilt bis Ende dieser Woche. In der Zwischenzeit muss ich viele Dinge erledigen, meine Geschwister und ich sollten in Frieden leben. Ich werde nächste Woche wieder bei der Arbeit erscheinen und versuchen, mein Telefon wiederzubekommen.
Wenn er es nicht gibt, werde ich mir heimlich ein Neues kaufen.« Sie erklärte, dass es einen Streit im Haus gab, vielleicht war sie immer noch der Gewalt ausgesetzt. Die schmerzhaften Tage von Yasemin waren nicht vorbei. Sie trug immer noch denselben Schmerz mit sich. Yasemin befand sich im Krieg und kämpfte. Obwohl sie müde und erschöpft war, war sie, bevor sie das Haus verließ, ein ganz anderer Mensch, eine ganz andere Persönlichkeit.
Mit ihrem Aussehen hatte sie eine starke und harte Struktur, als dürfte sich ihr niemand nähern. Ihre Körpersprache signalisierte, dass sie sich vor der Gesellschaft schützen wollte.
Ich schaute den dreien nach, bis sie aus meinem Blickfeld verschwanden. Ihre Lebensgeschichte war meiner in einigen Aspekten etwas ähnlich. Daher konnte ich mich gut in ihre einfühlen. Ich verstand, auch wenn sie es nicht aussprach, und alles, was ich vermutet hatte, wurde bestätigt.
„Worte“ wurden zum Klang von stummen Schreien.
Yasemin war eine Vollwaise.«
Nach dem Tod ihres Vaters lief ihre Stiefmutter von zu Hause weg. Sie überließ die Kinder Yasemin. Doch Yasemin war selbst noch ein Kind und wurde mit den Kleinen im Dorfhaus aus Lehm, das nur zwei Kammern hatte, allein gelassen. Obwohl sie einen gewaltigen Schock erlitt, halfen ihr Widerstand und Kampfgeist am Leben festzuhalten.
Was hatte sie in ihrem Teenageralter erlebt und gesehen? Ich dachte darüber nach und seufzte tief. Ihre Kurzgeschichte, die sie mir unter Tränen und Entsetzen erzählte, hatten mein Herz schwer getroffen. Verletzte Yasemin!
Während Yasemin wie eine Blüte aufgehen sollte, versuchten die Menschen um sie herum sogar das Wasser abzustellen und die Blätter abzureißen, um sie verblassen zu lassen. Aber sie wehrte sich, ließ nicht locker, war stark genug, um aufzublühen, sich wie eine Blume zu öffnen. Sie kämpfte trotz der Verletzungen, die sie in sich trug.
Obwohl Tage vergangen waren, erhielt ich nicht die geringste Nachricht von Yasemin. Auch ihre Geschwister schienen unsichtbar zu sein. Ich sah sie nicht in die Schule gehen. »Ich hoffe, ihnen ist nichts passiert«, seufzte ich innerlich, dann begann ich mir Sorgen zu machen. Meine Chefin war eine nette Person. Wir verstanden uns sehr gut mit ihr. Auch in unserer Freizeit trafen wir uns häufig mit ihr, um Essen oder etwas Trinken zu gehen. Yasemin öffnete mir ihr Herz, ich berichtete meiner Chefin definitiv nicht, was sie sagte. Denn was sie mir erzählte, war ein Geheimnis zwischen uns und ich wollte ihr Vertrauen nicht verlieren. Deswegen musste ich einen anderen Weg finden, um Yasemin zu erreichen. Yasemin machte nur ein Praktikum in dem Friseursalon, in dem wir gemeinsam arbeiteten. Sie konnte alles, was dieser Beruf verlangte. Sie tat sogar mehr, als sie musste. Ermutigt durch die aufrichtige Art meiner Chefin, fragte ich: »Du weißt, dass Yasemin fleißig und entschlossen ist. Sie hat sich Tage nicht gemeldet und ich mache mir Sorgen um sie. Die Adresse ist definitiv im Praktikumsvertrag enthalten. Was sagst du, Chefin, lass uns einen Blumenstrauß kaufen und zu ihrem Haus gehen?«
»Das ist eine sehr gute Idee«, antwortete sie und machte mich sehr glücklich. Am Ende des Arbeitstages begaben wir uns dann zu dritt auf den Weg zu Yasemin. Ich war besorgt, aufgeregt und die Wahrheit war, sogar ein bisschen verängstigt. Natürlich war meine Absicht nicht schlecht. Ich wollte meine Chefin nicht auf diese Art hintergehen. Das würde ich niemals tun, und ich glaubte auch nicht, dass ich es getan hatte. Weil sie wirklich ein optimistischer und mitfühlender Mensch war. Aber unser Vorhaben regte mich auf und machte mir Angst. Auf dem Weg zu Yasemin führten wir ein nettes Gespräch und wir lachten plötzlich. Doch auf einmal bekam ich Zweifel. Oh, Nein! Was hatte ich gemacht? Was ist, wenn die Menschen, mit denen sie zusammenlebte, nicht wussten, dass sie krankgeschrieben war? Was war, wenn ich sie ungewollt in eine noch schwierigere Situation brachte als jetzt? Oh mein Gott, was hatte ich getan? Irgendwie musste ich das meiner Chefin und Kolleginen erklären, aber wie? Während meine Absicht gut war, hatte ich Angst, Böses zu tun, ohne es zu merken.
»Was ist, wenn wir ihr mit diesem Besuch schaden?«, sprach ich einfach meine Gedanken aus.
Meine Chefin meinte: »Wir werden nichts sagen, nur, dass wir sie überraschen wollen.« Meine Chefin war ein Engel. Sie war sehr menschlich. Ohne Fragen zu stellen, ging sie meinem Wunsch nach Yasemin zu besuchen. Obwohl sie wusste, dass sie sich in einer schwierigen Situation befand, sagte sie sofort zu ohne Fragen zu stellen. Sie bestand darauf nach Yasmins Befinden zu schauen: »Wir sind jetzt hier, wir gehen nicht zurück.«
Mein Herz begann schneller zu schlagen. Auf was für ein Bild würde ich stoßen? Inständig hoffte ich, dass unser unangekündigter Besuch Yasemin und ihren Geschwistern nicht schaden würde!
Meine Chefin drückte auf die Türklingel und meine Hände fingen an zu schwitzen, als würde ich zu einem Vorstellungsgespräch gehen. Ich rieb sie aneinander, während ich die Treppe hinaufstieg. Der kleine Suat öffnete schüchtern die Tür. »Hallo, Nurgül!«, begrüßte er mich und öffnete die Tür noch ein wenig mehr. Eine sehr harte, laute und bestimmende Stimme schrie aus dem Hintergrund: »Wer sind diese Leute?«
Als wir hörten, dass sich jemand mit festen Schritten der Tür näherte, schauten Suat, meine Chefin, meine Kollegin und ich uns besorgt an. Plötzlich schwang die Tür ganz auf. Unsere Augen waren groß und ich begann vor Angst zu schlucken. Suat verschwand aus unserem Blickfeld, als der Mann ihn auf bösartige Weise an seinem T-Shirt weg von der Tür zog. Vor uns stand ein nervöser, gereizter Mann mit einem Schnurrbart. In diesem Moment furchte ich neugierig die Stirn und trat einen Schritt zurück.
»Wer seid ihr?«, herrschte er uns an. Erneut schluckte ich und zeigte mit meiner Hand auf uns. »Nun, wir sind Yasemins Kolleginnen, und das ist unsere Chefin. Wir sind das Friseurteam, bei dem sie ein Praktikum absolviert«, erklärte ich.
Wieder stand meine Chefin für uns ein, als die gereizte Körpersprache des Mannes sich verhärtete. Als Deutsche konnte sie etwas türkisch und sprach mit ihren gebrochenen Türkischkenntnissen: »Yasemin ist eine gute Mitarbeiterin, sie arbeitet hervorragend. Wir sind hier, um ihr zu gratulieren. Sind sie der Vater?«
Meine Chefin hatte Yasmin nicht verraten. Mit seiner lauten und harten Stimme brüllte er: »Nein, ich bin der Ehemann ihrer Tante. Sie hat jetzt was zu tun, sie kann nicht zur Tür kommen.«
Meine Chefin gab die Blumen und die Pralinen dem Mann. Er nahm die Geschenke schroff entgegen, dann schlug er uns die Tür vor der Nase zu. Wir waren geschockt! Wir alle drei keuchten gleichzeitig und starrten uns ein paar Sekunden fassungslos an: »Was war das?«